Impertinenzia - Pseudo Nym - E-Book

Impertinenzia E-Book

Pseudo Nym

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Beschreibung

Die Fußball-Saison 2017/2018 war in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes. Hier wird darauf noch einmal mit der nötigen Ausführlichkeit, aber auch aus subjektiver Fan-Sicht darauf zurückgeblickt. Interessant nur für echte Fußball-Fans und für die, die sich auch für ein paar kleine Nebenkriegsschauplätze interessieren.

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Seitenzahl: 167

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Pseudo Nym

Impertinenzia

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Das Geschoß am Wörthersee

Die Fußballsaison 2017/2018

2018 - Das Jahr der (Ent)-Scheidungen

Impressum neobooks

Das Geschoß am Wörthersee

Es ist bekanntlich immer gut, mit etwas Historischem zu beginnen. Der erste Sieg einer österreichischen Männerfußballnationalmannschaft gegen Deutschland seit über 31einhalb Jahren, das ist doch mal was, oder? Und schon waren in Klagenfurt die ganzen Klagen furt. Zunächst hatte es ja gar nicht so ausgesehen, daß gespielt werden könnte und wenn die Partei wegen des Unwetters nicht stattgefunden hätte, dann wäre unser Bundes-Jogi wohl aber ganz gewaltig ins Schwimmen gekommen, so wie die deutsche Abwehr dann später im Spiel, vor allem was seine Torhüternominierung angeht. Im deutschen Tor soll nämlich von nun an wieder ein Neuer stehen, aber das ist der Alte. Also der alte Neuer, wobei, so alt ist der ja eigentlich noch gar nicht. Jedenfalls hat der dann doch noch 92 Minuten durchspielen dürfen und sich mächtig über seine löchrige Abwehr aufregen müssen. In der zweiten Hälfte hatte man den Eindruck bekommen können, gewisse Spieler wollten noch mal so richtig Anti-Werbung für sich selbst machen, um ja auf gar keinen Fall mit zur WM nach Rußland mitgenommen zu werden. "Wirklich schade, daß ich nur vier Spieler aus meinem WM-Kader rausschmeißen darf", mag sich der enttäuschte Coach der Deutschen womöglich gedacht haben. Klar, irgendwelche Ewiggestrige werden sich vor dem Match im Matsch erregt gefragt haben, warum Österreich überhaupt gegen Deutschland antritt und nicht zusammen mit dem Brudervolk gegen ein anderes Team spielt, aber wer dann die Multikultitruppen auf dem Rasen kicken sah, der wußte ohnehin was die Stunde geschlagen hatte. Wenn Österreich gegen Deutschland kickt, dann halte ich persönlich ganz instinktiv zu Bayern. Bitte verstehen Sie mich jetzt bloß nicht falsch, ich meine damit nicht den FC Bayern München, der mit dem Freistaat Bayern nicht das Geringste zu tun hat, sondern das weiß-blaue Bayern. Eine bayerische Nationalmannschaft, das hätte wirklich was und die würde sowie könnte ich auch emotional unterstützen. Vor allem würden in einer bayerischen Nationalmannschaft ja auch nur bayerische Spieler auflaufen, was bekanntlich zur Folge hätte, daß vom FC Bayern fast kein einziger Kicker überhaupt in Frage käme, dort mitspielen zu dürfen. Man wird ja wohl noch mal träumen dürfen, Pep Guardiola würde auch niemals Trainer der spanischen Nationalmannschaft werden wollen, sondern nur die Auswahl Kataloniens trainieren. Genug dazu, zurück zum Testspiel, das dann eben doch nicht ins Wasser fiel, sondern für die Deutschen lediglich in die Hose ging. In der ersten Hälfte spielten die Teutonen zwar nicht wie ein Weltmeister, gingen aber nach einem schweren Torwartfehler des österreichischen Keepers mit 1:0 in Führung und zwar durch einen türkischstämmigen Deutschen, der sich letztens überall im Land sehr beliebt gemacht hatte, weil er mit einem Treffen mit dem durchaus umstrittenen türkischen Staatspräsidenten unangenehm aufgefallen war. Özil traf also für Deutschland und die Gäste bestimmten das Geschehen weitestgehend, zumindest behaupteten das die Radioreporter, deren Worten ich ganz andächtig lauschte. Zumindest am Anfang, als sie zunächst die Aufstellungen der beiden Mannschaften bekannt gaben und da spielte laut Aussage eines der beiden Reporter in der Abwehrkette der Österreicher wohl ein gewisser Hinterseer. Ich liebe es ja, wenn sich vermeintliche Profis versprechen, doch der Fauxpas fiel nicht mal seinem Kollegen auf, denn wahrscheinlich hören sich so Reporter gegenseitig überhaupt nicht mehr zu. Ja, es gibt einen österreichischen Fußballspieler namens Lukas Hinterseer und der kickt beim VfL Bochum im Sturm, aber was hatte der in der österreichischen Abwehr zu suchen? Das Eigen-Tor? Nein, im Deckungsverbund lief natürlich Martin Hinteregger auf, der ja in der Bundesliga für den FC Augsburg die Fußballstiefel schnürt und jener sorgte in der zweiten Halbzeit nach einer Ecke seines Teams mit einem Geschoß nicht nur für den Ausgleich, sondern auch für Verärgerung beim deutschen Torhüter. Doch dessen Laune wurde nicht besser, denn die Österreicher legten nach und erzielten auch noch hochverdient das 2:1, weshalb sie nun als "Weltmeisterbesieger" in den Sommerurlaub gehen können. Was aber bleibt für die Deutschen an Erkenntnissen zurück? Der zweite Anzug paßt noch nicht, es zwickt überall und in gut zwei Wochen sollte man sich nicht so dämlich anstellen und so viele Fehlpässe leisten, wie im Wörtherseestadion, denn sonst endet man als Titelverteidiger in Rußland so wie Ex-Weltmeister Spanien 2014 in Brasilien, nämlich mit dem WM-Aus nach der Vorrunde und das wäre ja nun wirklich ein noch größerer Supergau als die Sache 1986, also nicht der Atomreaktorunfall in Tschernobyl, sondern die letzte Niederlage gegen die Österreicher, die damit schon den fünften Länderspielsieg in Folge feierten, was durchaus beachtlich für das Team mit seinem neuen Trainer Franco Foda, einem Deutschen übrigens, ist. Da blieben natürlich alle Klagen furt.

Die Fußballsaison 2017/2018

Genug Aktualität für den Moment. 1860 München hatte die Abstiegsrelegationsspiele in der 2.Liga gegen den SSV Jahn Regensburg negativ gestaltet gehabt und so war die vom Investor zusammengekaufte Söldnertruppe halt tatsächlich abgestiegen, obwohl sie doch eigentlich in dieser Saison um den Aufstieg in die 1.Bundesliga mitspielen sollte. Da der reiche Mann den Geldbeutel nicht öffnen wollte, ohne dafür mehr Macht und Einfluß im Verein zu bekommen, wurden die "Löwen" gleich noch eine Liga tiefer durchgereicht, denn die Lizenz für die 3.Liga konnten sie sich ohne ihren Geldgeber nicht leisten. Dementsprechend traten "meine" Sechziger also in der Regionalliga Bayern an und das durchaus auch als Favorit. Zwar bestand das Team überwiegend aus jungen Akteuren der ehemaligen zweiten Mannschaft, doch der ein oder andere etablierte Spieler hatte sich ebenfalls dazu bereiterklärt, beim Wiederaufbau mitzuhelfen. In Memmingen gelang den "Blauen" ein gelungener Einstand mit einem 4:1 Auswärtssieg, doch wer nicht nur das nackte Ergebnis betrachtete, der hatte schon sehen können, daß da noch jede Menge Arbeit auf Trainer Bierofka und seinen Trainerstab wartete. Offensiv war das durchaus ansehnlich, was die Münchner boten, aber die Defensivarbeit ließ doch das ein oder andere Mal schwer zu wünschen übrig und man würde früher oder später bestimmt noch auf Mannschaften treffen, die solche Abwehrfehler zu nutzen wissen würden, spätestens in den Aufstiegsspielen zur 3.Liga, die am Ende der Saison für den Meister der Regionalliga Bayern anstanden. Der Start war geglückt, aber es gab keinen Anlaß zur Euphorie.

Derweil hatte auch der Club aus Nürnberg gegen Kaiserslautern einen gelungenen Start hingelegt. Die Franken dominierten und fanden im Lauterer Keeper einen tatkräftigen Mithelfer, der dafür sorgte, daß es ein deutliches 3:0 für die Hausherren gab. Der Oberpfälzer Trainer der "Cluberer", also gewissermaßen ein richtiger "Landsmann" von mir, war sehr zufrieden und die Ironie des Ganzen wurde noch dadurch verschärft, daß beim oberpfälzischen Zweitligaklub aus Regensburg ein Franke an der Seitenlinie stand. Der hatte bei seinem Einstand in Bielefeld nicht viel zu lachen, denn die Jahn-Kicker verspielten eine 1:0 Führung und legten sich den Ball kurz vor dem Ende zum 1:2 praktisch selbst ins Netz. Nicht viel besser erging es dem Bundesligaabsteiger aus Ingolstadt, der gegen Union Berlin etwas unglücklich mit 0:1 verlor und dabei wieder mal mit der Schiedsrichterleistung der angeblich Unparteiischen nicht einverstanden war. Fürth unterlag in Darmstadt, beim zweiten Absteiger aus der Bundesliga, mit 0:1 und so begann die neue Spielzeit für die vier bayerischen Fußballvereine nicht gerade optimal. Das Leben war manchmal halt schon ziemlich daneben. Aber auch bei anderen Klubs lief es gleich zu Beginn nicht unbedingt so wie erwartet, erhofft und gewünscht. Der selbsternannte Aufstiegsmitfavorit aus Bochum verlor sein erstes Heimspiel mit neuem Trainer gegen den FC St. Pauli mit 0:1 und startete damit ebenfalls mit einer Niederlage in die Saison. Dasselbe Schicksal ereilte auch den Aufsteiger MSV Duisburg, der bei Dynamo Dresden mit 0:1 den Kürzeren zog. Heidenheim gegen Aue mußte wegen eines Unwetters abgebrochen und verschoben werden, so etwas gab es also nicht nur heute in Klagenfurt, sondern auch schon vor zehn Monaten. Das Nachholspiel entschied der 1.FC Heidenheim mit 2:1 für sich und Düsseldorf kam gegen Braunschweig nicht über ein 2:2 hinaus. Andererseits hatte da ja die Fortuna gegen das Team gespielt, dem als Tabellendritter der Vorsaison beinahe der Aufstieg in die 1.Liga geglückt wäre. Der Aufsteiger Holstein Kiel tat sich gegen den abwehrstarken SV Sandhausen lange schwer und lag demzufolge auch mit 0:2 zurück, doch das Team gab nie auf und erkämpfte sich deswegen zu guter Letzt mit dem 2:2 in der Nachspielzeit in ersten Punkt in der neuen Liga. In Nürnberg freute man sich über die Tabellenführung, aber auch in Berlin sah man sich nach dem Sieg in Ingolstadt, einem richtigen "Big Point", auf einem verheißungsvollen Weg in Richtung erster Liga.

Eine Woche später fing man bei den Oberbayern schon mit dem Grübeln an. Nach einem weiteren unnötigen 0:1, diesmal in Sandhausen, fanden sich die "Schanzer" plötzlich am Tabellenende wieder, wo man nach eigener Selbsteinschätzung ja nun wirklich überhaupt nichts verloren hatte. Union Berlin dagegen grüßte nach einem spektakulären 4:3 über Holstein Kiel mit Nürnberg von der Tabellenspitze. Der "Club" hatte sich mit Ach und Krach mit 1:0 beim starken Aufsteiger in Regensburg durchgesetzt, der nun ebenfalls das Tabellenende zierte. Genauso wie die Spielvereinigung Greuther Fürth nach einem unnötigen 1:2 daheim gegen die Arminia aus Bielefeld, die nach zwei Spielen schon auf sechs Punkte kam. Kaiserslautern und Darmstadt hatten sich 1:1 getrennt, das Spiel zwischen dem MSV Duisburg und Bochum endete mit demselben Ergebnis und Braunschweig bezwang Heidenheim mit 2:0. Aue unterlag Düsseldorf mit 0:2 und St. Pauli sowie Dresden teilten sich beim 2:2 die Punkte. Das war also ein kleiner Einstieg in die Zweitligasaison, doch es folgte etwas, das für viele kleinere Vereine in Deutschland das Allergrößte war, nämlich die 1.Runde im DFB-Pokal.

Auf der Suche nach Überraschungen tat man sich dabei zunächst ziemlich schwer, denn am Freitag erzielte Bayer Leverkusen beim KSC zwar in 90 Minuten keinen Treffer, aber in der Verlängerung dafür gleich drei und damit war die Partie dann halt letztlich doch ziemlich deutlich entschieden, denn die Karlsruher selbst brachten den Ball in 120 Minuten kein einziges Mal im gegnerischen Kasten unter. Rot-Weiß Essen führte gegen die Borussia aus Mönchengladbach erstaunliche 50 Minuten lang mit 1:0, um am Ende dann doch noch mit 1:2 den Kürzeren zu ziehen. Pokalspiele sind einfach geil, zumindest für die Amateurklubs, denn die haben nichts zu verlieren und die Zuschauer strömen auch nur so ins ausverkaufte Stadion, die Stimmung ist prächtig, die Leute sind alle gut drauf und feiern jede gelungene Aktion des Underdogs. Holstein Kiel bezwang Eintracht Braunschweig mit 2:1, doch da die beiden Teams ja inzwischen in der gleichen Liga spielten, handelte es sich dabei um keine große Sensation, allerhöchstens um eine ganz kleine Überraschung. Allerdings gab es bei jener Partie ein besonderes Vorkommnis, das wohl sicher in die Fußballgeschichte eingehen wird: In der "Süddeutschen Zeitung" vom 14./15. August 2017 stand Folgendes genau so zu lesen: "Reichel scheißt Foulelfmeter neben das Tor." Seit ich das gelesen habe, versuche ich mir, das Geschehen bildlich vorzustellen: Stand der Elfmeterschütze Ken Reichel erst völlig normal am Elfmeterpunkt, mußte dann plötzlich aber ganz dringend mal groß und kackte deshalb neben den Pfosten? Oder handelte es sich doch nur um einen Schreibfehler in der Zeitung? Wir werden es wohl nie erfahren, außer wir studieren die Fernsehbilder, oder fragen eine/n der 10052 Zuschauer/innen. Koblenz hielt gegen Dresden wacker mit, vergab aber kurz nach dem Gegentor zum 2:3 einen Foulelfmeter und verlor das Spiel deswegen etwas unglücklich. Überraschungen gab es dann letzten Endes doch noch welche. Osnabrück besiegte den HSV mit 3:1 und das, obwohl der Drittligist über 70 Minuten lang mit einem Mann weniger spielen hatte müssen und es zu dem Zeitpunkt noch 0:0 stand. Wieder mal ein "Traumstart" für die Hamburger in die neue Saison, in der doch angeblich alles besser werden hätte sollen. Auch der 1.FC Magdeburg schaffte mit einem Sieg gegen Augsburg eine Pokalsensation. Regensburg zwang Darmstadt mit 3:1 in die Knie und das galt schon auch als kleine Überraschung, genauso wie der Sieg von Paderborn gegen St. Pauli. Wehen-Wiesbaden gegen Aue und Schweinfurt gegen Sandhausen gelangen ebenfalls etwas unerwartete Erfolge gegen höherklassige Vertreter. Nichtsdestotrotz bleibt schon ein wenig traurig anzumerken, daß sich die Favoriten heutzutage nicht mehr ganz so leicht ein Bein stellen lassen wie noch in früheren Zeiten. Um nicht alle Spiele einzeln aufdröseln zu müssen, hier nur ein ganz kurzer Blick auf die bayerischen Teams: Der FC Bayern München siegte beim Chemnitzer FC souverän mit 5:0 und da saß der Carlo auch noch ziemlich fest im Sattel. Die Würzburger Kickers durften nicht daheim spielen, weil das die Anwohner am Dallenberg nicht wollen, wenn es zu spät noch sehr laut wird und deshalb mußten die Spieler im Stadion der Offenbacher Kickers antreten, was bedeutete, daß es für sie vielleicht nicht unbedingt ein Auswärtsspiel war, denn im Weserstadion in Bremen wäre es sicherlich noch ganz anders abgegangen, aber von einem Heimvorteil für den Drittligisten konnte man jedenfalls auch nicht mehr sprechen. In der 50.Minute segelte ein Ball als UFO in Richtung Würzburger Gehäuse und der als Flanke getarnte Torschuß landete zur Überraschung aller Spieler und zum Entsetzen des Würzburger Keepers im Tor der "Heimmannschaft". Danach ging es bergab für die Würzburger und so verloren sie das Spiel deutlich mit 0:3. Nürnberg gewann in Duisburg, Greuther Fürth setzte sich in Morlautern durch und Ingolstadt gewann in München mit 2:1 gegen 1860. Darüber freute ich mich verständlicherweise weniger, andererseits war für mich als "Löwen-Fan" wesentlich wichtiger, daß die "Blauen" in der Regionalliga Bayern ihre Partien für sich entschieden und an der Tabellenspitze blieben. Nach sechs Spielen hatten sie es auf immerhin 15 Punkte gebracht, nur eine Niederlage in Buchbach störte die ansonsten einwandfreie Bilanz, von daher konnte ich das Pokalaus schon irgendwie verschmerzen.

Nun aber endlich in die höchste deutsche Spielklasse und gleich mal "mitten in die Fresse rein". Schalke gegen Leipzig, ein Spiel von dem damals ja noch keiner ahnen konnte, daß da die beiden Vizemeister der letzten zwei Jahre aufeinander treffen würden. Bei den "Knappen" saß ein "Fan" auf der Bank, ein ziemliches "Greenhorn", ein sogenannter "Laptop-Trainer", der es immerhin geschafft gehabt hatte, Erzgebirge Aue vor dem Abstieg in die 3.Liga zu bewahren. Warum die Schalker Verantwortlichen ausgerechnet auf jenen jungen Mann kamen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben, fest stand jedenfalls Folgendes: Sie hatten sich da einen Taktikfuchs ins Boot geholt, der die Fähigkeiten der eigenen Mannschaft genauso nüchtern sowie realistisch betrachtete und bewertete wie die Kompetenz des Gegners. Demzufolge überließen die Gelsenkirchener den Gästen aus Leipzig das Spielgerät, mit dem jene überraschend wenig anzufangen wußten. Eine gute und stabile Verteidigung ist halt auch beim Fußball das Maß aller Dinge und wenn man dann noch vernünftige Konter spielt, sieht es plötzlich besser aus als vorher zu erwarten gewesen war. Schalke 04 besiegte RB Leipzig nach einer taktischen Meisterleistung etwas unerwartet mit 2:0 und setzte somit gleich am ersten Spieltag der Saison ein Ausrufezeichen, dem noch viele weitere folgen sollten.

Die TSG 1899 Hoffenheim, die gefühlt ja schon seit 55 Jahren in der Bundesliga spielt, ich weiß, das fanden Viele jetzt überhaupt nicht witzig, hatte den SV Werder Bremen zu Gast und der fand sich fast das ganze Spiel über in der Defensive wieder. Allerdings gelang den Kraichgauern der einzige Treffer des Spiels und so feierte die TSG eine gelungene Generalprobe vor dem ersten Duell mit dem FC Liverpool in der Champions League-Qualifikation.

Dortmund drehte in Wolfsburg auch ohne den abwanderungswilligen Dembélé auf und siegte in Niedersachsen ungefährdet mit 3:0, damit gelang auch dem BVB ein erstes deutliches Ausrufezeichen, mit dem in dieser Form nicht unbedingt gerechnet worden war.

Ein Ausrufezeichen der anderen Art hatte der FC Bayern München vorzuweisen. Zwar gewann der Abonnementmeister aus der bayerischen Landeshauptstadt sein Heimspiel gegen Leverkusen scheinbar ungefährdet mit 3:1, aber 19 Torschüsse der Gäste ließen dennoch aufhorchen. Nur gut, daß gleich zwei Neuzugänge trafen und der Dritte im Bunde ein Tor vorbereitete. So sieht also eine gelungene Einkaufspolitik aus. Früher sah man Dortmund als Hauptkonkurrenten an, weshalb man von dort Lewandowski, Götze und Hummels loseiste, heute steht der neue "Feind" (aus der Kriegssicht von Herrn Hoeneß) in Hoffenheim, deshalb kaufte man dort Süle, holte Rudy ablösefrei, schnappte sich in der Winterpause noch Wagner und steht mittlerweile vor der Verpflichtung von Vogt. Na ja, das nennt man dann wohl systematische Konkurrentenschwächung. Der VfB Stuttgart erlebte am eigenen Leib, wie es einem als Aufsteiger ergehen kann. Viele eigene Chancen, aber kein Tor geschossen, der Gegner Hertha BSC dagegen traf zweimal und siegte deswegen auch. Das Lehrgeld muß man halt leider oft bezahlen, vor allem mit so einer jungen Mannschaft. Hamburg startete mit einem Sieg in die neue Saison und die HSV-Fans trauten ihren Augen kaum und das aus vielerlei Gründen. Schon in der achten Spielminute fiel der Führungstreffer, damit hatten wohl die Allerwenigsten gerechnet gehabt. Noch weniger Leute hätten es allerdings für möglich gehalten, daß sich der Torschütze bei seiner Jubelpirouette dermaßen dämlich anstellt, daß er sich dabei das Kreuzband reißt und für den Rest der Vorrunde ausfällt. Irgendwie schon auch wieder typisch Hamburg: Da gewinnt man 1:0 gegen Augsburg und verliert dabei aber einen der wichtigsten Spieler für die komplette Vorrunde, dümmer geht scheinbar immer. Mainz war gegen Hannover 96 die bessere Mannschaft, aber was hilft Dir das danach, wenn Du das Spiel am Ende mit 0:1 verloren hast? Noch dazu so ein sogenanntes Sechspunktespiel, denn beide Teams zählten vor Saisonbeginn eher zu den Abstiegskampfaspiranten, von daher eine doppelt bittere Pleite für die Rheinhessen. Für die Niedersachsen dagegen natürlich ein absoluter Traumstart, aber das Schweigen ihrer Fans sollte ihnen nicht nur in jenem Spiel gewaltig zu schaffen machen. Freiburg gegen Frankfurt endete 0:0 und auch da hatte der neu eingeführte Videoschiedsrichter seine Finger mit im Spiel gehabt. Grundsätzlich war, ist und bleibt der Videobeweis eine wirklich feine Sache, allerdings sollte man als Videoschiedsrichter wohl nicht unbedingt Fußballschiedsrichter hernehmen, denn zwei Blinde sehen zusammen auch nicht mehr als ein Sehbehinderter allein. Ich weiß, meine Schiedsrichterschelte schießt oft und gern übers Ziel hinaus, aber ich habe in meinem Leben als Fußballfan schon so viele himmelschreiende Fehlentscheidungen von diesen vermeintlich Unparteiischen gesehen, daß ich nicht mehr daran glaube, daß es bei diesen Spieleverpfeifern irgendwann mal noch besser werden könnte. Egal, bei uns wird halt immer wieder gern der Bock zum Gärtner gemacht, von daher hätte man sich schon vorher denken können, was da am Ende wohl dabei rauskommen wird. Gladbach besiegte Köln im Rheinderby mit 1:0 und Dortmund grüßte erstmals seit Langem mal wieder von der Tabellenspitze.

Der Vollständigkeit halber auch noch ein kurzer Blick in die unteren Ligen, denn Diskriminierung will ich mir auf gar keinen Fall vorwerfen lassen. In der 2.Liga hatte tatsächlich der SV Sandhausen nach drei Spielen mit sieben Punkten die Tabellenführung übernommen! Wer auswärts sage und schreibe mit 4:0 in Dresden gewinnt, hat sich das aber meiner Meinung nach auch redlich verdient. Punktgleich folgten Düsseldorf, Nürnberg, Darmstadt und Berlin. Regensburg hatte in Ingolstadt mit 4:2 den ersten Zweitligaspiel seit einigen Jahren geschafft und Fürth befand sich nach einer Niederlage in Kiel punktlos sowie punktgleich mit dem FC I am Tabellenende.

In der 3.Liga stand Fortuna Köln nach fünf Spieltagen mit respektablen 13 Punkten ganz oben, gefolgt von Paderborn (das eigentlich aus der 3.Liga abgestiegen war, aber drin bleiben durfte, weil 1860 München die Lizenz für Liga drei nicht erhalten gehabt hatte), Magdeburg und der zweiten Mannschaft von Werder Bremen. Auf die durfte man ruhig etwas genauer schauen, denn bekanntlich hatte es sich bei den Grün-Weißen fast schon eingebürgert, den nächsten Trainer von der eigenen zweiten Mannschaft zu rekrutieren. Unterhaching hatte sich mit sieben Punkten im gesicherten Tabellenmittelfeld niedergelassen und Würzburg tat sich nach dem Abstieg aus der 2.Liga noch sehr schwer. Nur zwei mickrige Pünktchen hatte man bisher gesammelt und das war definitiv zu wenig, denn wenn man am Ende sogar noch durchgereicht werden sollte, dann hätte man es wohl lieber gleich genauso wie 1860 München machen können.

Die "Löwen" ballerten sich ihren Frust der vergangenen erfolglosen Jahre fleißig von der Seele und standen nach einem 5:0 daheim gegen den FV Illertissen mit 18 Punkten nach sieben Spieltagen weiterhin unangefochten an der Tabellenspitze der Regionalliga Bayern. Solche Siege taten einfach unheimlich gut, oh ja!