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Im Vorwort schreibt Veronika König Folgendes zum Thema dieses positiven Buches über ihr Leben mit ME/CFS: "Als ausgebildete Trainerin bin ich eine gute Laufanalystin, selbst bin ich aber noch nie einen Marathon gelaufen. Ich war eine Geherin – eine sehr schnelle Geherin. Sobald es mir meine Zeit erlaubte, schlüpfte ich in meine Turnschuhe und marschierte meine 8,5 km Strecke. Mehrmals die Woche, öfters gemeinsam, manchmal alleine. Auf diesen Wegen durchdachte ich Ideen, löste Probleme, steckte Ziele und Pläne oder lies einfach nur einmal los. Ich bin Mitte fünfzig und stehe jetzt vor den Trümmern meines Lebens. Ich war immer eine "Macherin". Probleme stellten für mich Herausforderungen dar. Eine einmal geborene Idee, setzte ich meistens gleich um, oder jedenfalls dann, wenn die Zeit dafür war. Nun schaue ich, wie ich meinen Tag ohne Crash überstehe. Ich habe ME/CFS, Myalgische Enzephalomyelitis, kurz auch als Chronisches Fatigue Syndrom bekannt. Dass diese Bezeichnung so nicht stimmt – dazu später. An dem Tag, als ich beschloss, dieses Buch zu schreiben, hatte ich den ersten Jahrestag meines letzten Arbeitstages. Vor einem Jahr und einer Woche übersiedelte ich gerade von meinem Büro ins Nachbarbüro. Ich machte einer neuen Mitarbeiterin Platz. Ich sortierte meine Sachen, die sich über die Jahre hinweg angestaut hatten. Ich machte dabei Scherze, dass dies meine letzte Übersiedlung sei und ich in diesem Büro in Pension gehen würde – also in 9 Jahren – und ich daher schon einmal gründlich ausmisten würde. Einige Tage später, an einem Mittwoch, ging ich in der Früh zur Arbeit und wusste noch nicht, dass dies mein letzter Arbeitstag sein sollte. An diesem Tag kämpfte ich, da faktisch schon arbeitsunfähig, den ganzen Tag mit den Tränen, aber ich wusste nicht, was mit mir los war. Mir ging es schon längere Zeit zunehmend schlecht, bis es an diesem Tag zum totalen Zusammenbruch kam..."
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Seitenzahl: 144
Veröffentlichungsjahr: 2025
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ProMosaik LAPH 2024
Urheberrechte: Veronika Kònig
Druck: EPUBLI
Prinzessinnenstraße 20
10969 Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Ein persönlicher Ratgeber
über mein Leben mit ME/Chronischem Fatigue Syndrom
Danksagung
Ich danke allen, die trotzdem an mich glauben und mir vertrauen
und ich danke allen, an die ich glauben und denen ich vertrauen darf.
Vorwort
Als ausgebildete Trainerin bin ich eine gute Laufanalystin, selbst bin ich aber noch nie einen Marathon gelaufen. Ich war eine Geherin – eine sehr schnelle Geherin. Sobald es mir meine Zeit erlaubte, schlüpfte ich in meine Turnschuhe und marschierte meine 8,5 km Strecke. Mehrmals die Woche, öfters gemeinsam, manchmal alleine. Auf diesen Wegen durchdachte ich Ideen, löste Probleme, steckte Ziele und Pläne oder lies einfach nur einmal los.
Ich bin Mitte fünfzig und stehe jetzt vor den Trümmern meines Lebens. Ich war immer eine „Macherin“. Probleme stellten für mich Herausforderungen dar. Eine einmal geborene Idee, setzte ich meistens gleich um, oder jedenfalls dann, wenn die Zeit dafür war.
Nun schaue ich, wie ich meinen Tag ohne Crash überstehe. Ich habe ME/CFS, Myalgische Enzephalomyelitis, kurz auch als Chronisches Fatigue Syndrom bekannt. Dass diese Bezeichnung so nicht stimmt – dazu später. An dem Tag, als ich beschloss, dieses Buch zu schreiben, hatte ich den ersten Jahrestag meines letzten Arbeitstages.
Vor einem Jahr und einer Woche übersiedelte ich gerade von meinem Büro ins Nachbarbüro. Ich machte einer neuen Mitarbeiterin Platz. Ich sortierte meine Sachen, die sich über die Jahre hinweg angestaut hatten. Ich machte dabei Scherze, dass dies meine letzte Übersiedlung sei und ich in diesem Büro in Pension gehen würde – also in 9 Jahren – und ich daher schon einmal gründlich ausmisten würde. Einige Tage später, an einem Mittwoch, ging ich in der Früh zur Arbeit und wusste noch nicht, dass dies mein letzter Arbeitstag sein sollte. An diesem Tag kämpfte ich, da faktisch schon arbeitsunfähig, den ganzen Tag mit den Tränen, aber ich wusste nicht, was mit mir los war.
Mir ging es schon längere Zeit zunehmend schlecht, bis es an diesem Tag zum totalen Zusammenbruch kam.
Erst im Laufe der folgenden Untersuchungen verdichtete sich ein Verdacht für die Ursache meines Zustandes. Eine Impfung, genauer eine Impfserie.
Dieses Buch soll keine Anklage sein. Dieses Buch verurteilt keine Schuldigen. Dieses Buch ist keine medizinische Abhandlung. Um Zuordnungen zu handelnden Personen auszuschließen, verwende ich keine Namen und vermeide auch eine geschlechtliche Bezeichnung. Stattdessen werde ich allgemein von ärztlichem, rechtlichem oder behördlichen Personal sprechen.
Dieses Buch ist sehr persönlich geschrieben und ich erhebe keinen Anspruch auf wissenschaftliche Richtigkeit. Ich habe keine Kraft mehr für eingehende Recherchen.
Dieses Buch ist auch kein allgemeiner Ratgeber für ME/CFS-Erkrankte. Ich schreibe nur über meine Erfahrungen und meinen Weg, mit dieser Erkrankung zurecht zu kommen. Es gibt Betroffene, die schon so viel länger erkrankt sind als ich und die schon so viel mehr Wissen besitzen. Dieses Buch soll vielmehr eine Aufklärung für Interessierte und Angehörige und Bekannte von Betroffenen sein. Vielleicht ist es für manche auch eine Inspiration. Dieses Buch soll all jenen eine Stimme geben, die dazu keine Kraft mehr haben. Ich möchte nur einen bescheidenen Beitrag für das Verständnis einer weitgehend unerforschten Erkrankung und für das Leid der Betroffenen leisten. Und ich bin dankbar, dass mir meine Erkrankung so viel Energie lässt, dass ich dieses Buch schreiben kann. Einige der Betroffenen können dies leider nicht mehr, da sie viel zu krank sind. Sie können nicht mehr für ihre Behandlung und für ihre Rechte kämpfen. All diesen Menschen widme ich dieses Buch.
Leider habe ich in der Zeit seit meiner Erkrankung viele Diskriminierungen und Verletzungen erfahren, die so einfach nicht passieren dürfen. Und viele Betroffene berichten Ähnliches. Auch hier ist es notwendig, eine Sensibilisierung zu erreichen.
An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem Arbeitgeber und meiner Chefin bedanken, die meine Erkrankung sehr ernst genommen und mich bis zuletzt bestmöglich unterstützt haben. Zumindest diese Sorge blieb mir erspart.
Zum Titel meines Buches. Als ich wieder einmal mit einem schweren Crash im Bett lag, saßen meine Kinder besorgt um mich. Da sagte ich zu ihnen: „Ich verspreche Euch, in fünf Jahren laufe ich Marathon“. Dieser Satz wurde seitdem einerseits zu einem Trost und andererseits zu einem Halt, dass es trotzdem weitergeht und man nie aufhören darf, Ziele in seinem Leben zu setzen. Ich habe bis jetzt noch kein Anzeichen in meinem Körper für einen Start zu einem wirklichen sportlichen Marathon verspürt, aber ich habe meine eigenen Marathons entwickelt. Einer davon ist dieses Buch.
Ich habe Wege durch meine Erkrankung gefunden und ich habe treue Wegbegleiter. Egal, ob ich wieder einmal die Stufen hinaufgetragen werden musste oder mir Worte des Trostes und der Aufmunterung zugesprochen wurden, jedem der lieben Menschen um mich gebührt mein tiefster Dank.
Auch hatte ich das Glück, aus dem medizinischen und rechtlichen Personal tolle Menschen kennen gelernt zu haben, die mir Mut zum Weitermachen und ihre Unterstützung gegeben haben.
Dieses Buch ist unter großem Kraftaufwand entstanden. Ich konnte nur in kleinen Einheiten in meinen klaren und crashfreien Zeiten daran schreiben. Schon am ersten Tag nach Beginn dieses Buches hatte ich einen geistigen Crash. Ich war aufgeregt und motiviert, aber es war für mich einfach zu viel, eine Überbelastung. Es ist oft zum Verzweifeln. Es ist wirklich die einzige Krankheit, die ich bisher erlebt habe, bei der ein Aufbruch, eine Aktivität und Handlung zur unmittelbaren und massiven Verschlechterung des Gesundheitszustandes führen kann.
Doch ich bleibe eine „Macherin“, egal, wie hoch meine Hürden und Hindernisse sind. Daran kann auch meine Erkrankung nichts ändern. Oftmals muss dafür der alte Kurs geändert und es müssen neue Wege beschritten werden, doch jeder Weg führt zu einem Ziel.
Die Vorgeschichte
Ich arbeitete als Juristin und habe den größten Teil meiner Arbeitsjahre mit Rechten von Menschen mit Behinderungen oder besonderen Bedürfnissen zu tun gehabt. Ich habe Menschen bei ihren Diskriminierungserfahrungen geholfen und unterstützt. In meinen letzten Arbeitsjahren habe ich ein Gremium aufgebaut, das sich um den Schutz, die Förderung und die Überwachung der Rechte von Menschen mit Behinderungen kümmerte. Ich habe mit meinem Team viel bewegt, viel erreicht und viel Neues gestaltet. Ich war erfolgreich, ich war voller Ideen und Pläne.
Ja, bis mein Leben eine plötzliche Wende machte.
Auch privat startete ich voll durch. Ich hatte gerade eine 3-jährige Ausbildung zur Humanenergetikerin absolviert und mich nebenberuflich in diesem Bereich selbständig gemacht. Mit meinem Programm gewann ich einen EU-Wettbewerb und setzte meine Seminare erfolgreich um. Ich nutzte die Corona-Lockdowns, um mich weiterzuentwickeln. Ich schrieb einige weitere Seminarreihen und bereitete Veranstaltungen vor.
Doch meine Ziele und Träume sollten sich nicht verwirklichen.
Die Coronazeit verlangte von mir viel Einsatz. Es hieß, die Rechte von behinderten Menschen durch die verschiedenen Maßnahmen zu schützen. Privat begleitete ich mein jüngstes Kind durch das von seiner Schule sehr intensiv gestaltete Homeschooling.
Wir waren immer schon sehr an einem gesunden Leben interessiert. Als ehemalige Sportlerin und Trainerin nutzte ich die Zeit zu Hause, um ein gesundheitsförderndes Training aufzubauen, um dieser physisch und psychisch sehr herausfordernden Zeit gut vorbereitet entgegen zu treten. Wir beschäftigten uns noch intensiver mit gesunder Ernährung. Wir pflanzten im Garten Kräuter und stellten Tees und Säfte mit unserem Obst und unseren Kräutern her. Wir versuchten diese Zeit bewusst zu leben und positiv für uns zu nutzen. Wir waren gesund, wie schon lange nicht mehr. Vor Corona hatten wir eigentlich keine Angst, auch wenn wir die Zahlen von Erkrankten und Toten sehr ernst nahmen. Und unser Leben schien uns Recht zu geben. Niemand in unserer Familie erkrankte schwer an Corona. Erst am Ende der Pandemie streifte uns dieser Virus in einer leichten Form. Sonst waren wir kerngesund.
Für uns barg diese Zeit viele positive Erfahrungen, viel Bewusstsein und Persönlichkeitsentwicklung. Die Familie wuchs noch mehr zusammen, und wir waren uns sicher, dass wir sehr gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen würden. Ja, bis mein Leben eine plötzliche Wende machte.
Ich war immer ein Mensch, der sehr viel auf Eigenverantwortung setzte. Als Kind war ich eher kränklich. Als junge Frau hatte ich eine schwierige Zeit mit einigen Unfällen, Erkrankungen, Operationen und Verletzungen, die zum Teil sehr schwerwiegend waren und die bei mir eine Behinderung hinterließen. Da sich diese Behinderungen jedoch hauptsächlich auf meine inneren Organe bezogen, konnte ich meiner Arbeit ungehindert nachgehen und arrangierte meinen Alltag so, dass der Umgang mit meinen Defiziten aufgrund der Behinderungen zur Routine wurde. Gerade aufgrund meiner früheren gesundheitlichen Probleme entwickelte ich ein sehr starkes Gefühl für meinen Körper. Ich wusste, welches Essen mir guttat, welche Unpässlichkeiten harmlos waren und mit welchen alternativen Maßnahmen ich diese bekämpfen konnte. Ich setzte auf Eigenverantwortung und der Selbstheilungskräfte. Ich nahm Kontakt zu meinen Körpersignalen auf und stärkte meine Resilienz und innere Balance. Meine innere Ruhe und meine Lebenseinstellungen und Lebensweisen übertrugen sich auch auf andere Menschen.
Ja, bis ich nicht mehr auf meine innere Stimme hörte und mein Leben dadurch eine dramatische Wende machte.
Die Wende
Es war weniger die Angst als vielmehr ein Verantwortungsgefühl mir und anderen gegenüber, weshalb ich nicht mehr auf meine innere Stimme hörte und ich mich zu einer Impfserie entschloss. Diese brachte meine Lebenswende. Auch wenn dies von einigen angezweifelt werden mag, für mich liegt dort der Auslöser für meinen jetzigen gesundheitlichen Zustand. Ich war bis zu diesem Ereignis vollkommen gesund. Sämtliche seitenlangen Blutbefunde, Röntgen und Ultraschallbilder bewiesen dies.
Natürlich habe ich bislang dafür keinen objektiven Beweis. Aber wer kann schon beweisen, dass der Lungenkrebs eines Rauchers von seinem Rauchen kommt? Oder die Leberzirrhose eines Alkoholikers vom Alkohol oder das Übergewicht von einer übermäßigen Nahrungsaufnahme? Vielleicht liegen in Wahrheit andere Gründe dafür vor.
Jedes Ding hat seine Ursache. Diese Ursache kann eine logische Folge, sie kann aber auch unerwartet, unbequem und ernüchternd sein.
Es ist wichtig, den Ursachen auf den Grund zu gehen, um allfällige Fehler beheben zu können. Im Leben konfrontiert werden wir aber immer mit der Folge der Ursachen und die heißt bei mir ME/CFS.
Die Kette des Schicksals
Ich stand mitten im Leben, als ich mich zu meiner ersten Impfung entschloss. Ich schonte mich danach einige Tage, aber ich hatte keinerlei Probleme. Erst nach ungefähr 17 Tagen spürte ich plötzlich massive Schmerzen in der Brust. Ich dachte mir, dass ich einen Herzinfarkt bekomme. Doch das konnte nicht sein, ich fühlte mich ja vollkommen gesund, ernährte mich gesund, betrieb Ausgleichsport und beschäftigte mich sehr mit innerer Balance. Ich spielte mit dem Gedanken, das Krankenhaus aufzusuchen, doch ich wusste nicht, was ich einem ärztlichen Personal sagen sollte. Dass ich glaube, dass ich einen Herzinfarkt bekomme? Ich dachte, ich warte einmal ab, ich könnte ja immer noch ärztliches Personal aufsuchen. Und ich hatte Recht. Nach zwei Stunden war alles vorbei. Ein Zusammenhang mit der Impfung kam mir nicht in den Sinn, da ich mich vollkommen gesund fühlte.
So erhielt ich einige Wochen später die zweite der empfohlenen Impfung. Das ärztliche Personal sagte noch, dass ich mich an diesem Tag schonen solle. Da ich ja die erste Impfung scheinbar ohne Symptome überstand, antwortete ich scherzhalber, dass ich keine Zeit zum Krankwerden hätte. Das ist die richtige Einstellung, erwiderte man mir daraufhin.
Ungefähr 10 Tage später spürte ich bei meinen täglichen Spaziergängen plötzlich Schmerzen im Gesäß- und Unterbauchbereich. Ich konnte diese nicht einordnen und versuchte diese zunächst zu ignorieren. Ein 4-monatiger Schmerzmarathon begann, der von einem Tag auf den anderen zu Ende war.
Dann kam meine dritte Impfung. Diese hätte, wie sich später herausstellte, nie sein dürfen. Nur zum damaligen Zeitpunkt, war zumindest mir der Zusammenhang mit meinen gesundheitlichen Problemen nicht bewusst. Und vor allem nicht, dass es noch viel schlimmer kommen würde. Zwar sträubten sich meine Körpersignale dagegen, doch ich war zu leichtgläubig und mir der möglichen Konsequenzen nicht bewusst.
Nach dieser Impfung fühlte ich mich etwas müde und schlapp und ich befolgte den Rat der Schonung. Doch dann setzten plötzlich massive Symptome ein. In der Arbeit viel es mir immer schwerer, Texte zu schreiben. Ich fand keine Worte mehr, mein Gehirn war blockiert. Ich brachte Termine und Ereignisse durcheinander und am Abend fiel ich erschöpft ins Bett. Mein Kopf glühte, während meine Füße eiskalt waren. In den Händen bestanden Empfindungsstörungen. Ich hatte innerlich eine große Nervosität und Unruhe und die Angst- und Panikgefühle kamen zurück, denn ich wusste nicht, wie mir geschah. Ich hatte die Kontrolle über meinen Körper verloren und mein Zustand war mit nichts zuvor vergleichbar.
Dies war der Beginn meines neuen Lebens. Eines Lebens mit schwerer Erkrankung, mit Behinderung, Pflegebedürftigkeit und Abhängigkeit. Ein Leben mit ME/CFS.
ME/CFS – Myalgische Enzephalomyelitis - Chronisches Fatigue Syndrom
Eine Mysteriöse Krankheit
Chronisches Fatigue Syndrom – eine Krankheit, von der ich bisher noch nie etwas gehört hatte, bis ich selbst daran erkrankte. So wie mir, geht es den meisten Menschen. Fatigue war mir als Müdigkeit bekannt, doch mein Zustand ist weitaus mehr als Müdigkeit. Es ist eine Erschöpfung, aus der es kein Erwachen gibt. Man kämpft gegen eine Unmenge von Symptomen und es gibt nur zwei Zustände – schlecht oder etwas besser. Und das „Besser“ führt meist wieder zum „Schlechter“. Da mir niemand dafür eine Erklärung geben konnte, begann ich mich selbst zu erkundigen, was hinter dieser geheimnisvollen Erkrankung steckt.
Ich war erstaunt, dass in Deutschland etwa 250.000 und in Österreich ungefähr 25.000 Menschen davon betroffen sind. Nach Corona vermutet man in Österreich 80.000 Erkrankte. Wie kann es sein, dass eine Krankheit, mit so viel Betroffenen, einfach unbekannt ist. Schnell erfuhr ich, dass diese Krankheit kaum erforscht ist und für wissenschaftliche Forschungen keine finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Dem entsprechend gibt es auch nur wenig ärztliches Personal, das diese Krankheit kennt und dazu Informationen geben oder sie gar behandeln kann. Dies berichten auch Betroffene in den sozialen Medien. Weitgehend wird das Chronische Fatigue Syndrom in die Kategorie der psychischen Erkrankungen eingeordnet. Was körperlich nicht erklärbar ist muss psychisch sein und psychisch wird gleichgesetzt mit Übertreibung, Lüge und nicht ernst zu nehmen. Mancherorts hören Betroffene auch, sie sollen kein Theater spielen. Welch ein Teufelskreis für die Betroffenen.
Wie kann es sein, dass eine im ICDC 10 Katalog der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter ICD-10. G93.3 zertifizierte Krankheit einfach übersehen oder sogar negiert wird?
Ich habe meine Informationen zu dieser Krankheit weitgehend vom Internet und von Berichten Betroffener eingeholt. Es gibt viele Veröffentlichungen, an dieser Stelle möchte ich aber besonders auf die Webseiten der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS e.V., unter dem Link https://www.mecfs.de, sowie der Österreichischen Gesellschaft für ME/CFS (CFS - Hilfe), unter dem Link https://mecfs.at, verweisen. Ich habe meine folgenden Darstellungen überwiegend aus den dortigen Informationen und dem ME/CFS Report Österreich 2021 entnommen. Daher empfiehlt es sich, bei weiterem Interesse, diese Internetseiten zu besuchen. Leider erlaubt es mir meine Krankheit nicht, eingehender und umfassendere Recherchen durchzuführen. Eine Krankheit – viele Folgen
Die Myalgische Enzephalomyelitis ist eine Multisystemerkrankung.
Was hat es mit diesem ominösen Zustand auf sich?
Die Myalgische Enzephalomyelitis, kurz ME/CFS, wird auch als Chronisches Fatigue Syndrom oder Chronisches Erschöpfungssyndrom bezeichnet. Verwechselt wird dies oft mit Müdigkeit, und sie wird von ärztlicher Seite als psychische Erkrankung abgestempelt. Zu Verwechslungen führt auch das Krankheitssymptom „Fatigue“, also einer großen Müdigkeit, die eine Begleiterscheinung bei schweren Erkrankungen wie Krebs oder chronisch-entzündlichen Prozessen im Körper sein kann. Diese Verwechslung führt auch zu einem großen Dilemma für den Umgang mit ME/CFS. Es besteht die weit verbreitete Meinung, man müsste sich nur richtig ausrasten, dann verschwindet die Müdigkeit. Oder aber noch fataler – man könne die Müdigkeit und Schwäche mit aktivierenden Verhaltenstherapien und einem „gesunden“ Training bekämpfen. Eine höchst gefährliche Unmöglichkeit! Aber selbst medizinisches Personal vertritt diese Meinung und verschreibt entsprechende Behandlungen. Eine Ablehnung dieser Maßnahmen führt immer wieder zu einem Behandlungsabbruch und einer Überweisung in die Psychiatrie.
ME/CFS ist jedoch eine sehr schwere neuroimmunologische Erkrankung die als Hauptsymptom die Post Extorial Malaise, kurz PEM, aufweist. Dabei führen schon geringe körperliche oder geistige Anstrengungen zu einer ausgeprägten Verschlechterung des Krankheitsbildes, die auch durch Ruhe keine Verbesserung erfährt. Man spricht auch von einer Belastungsintoleranz. Die Betroffenen sind meist voll Motivation und Antrieb (was ein wesentliches Unterscheidungskriterium zu den psychischen Erkrankungen Burnout und Depression ist). Dabei muss es gar nicht zu einer körperlichen Aktivität kommen. Es können schon die Motivation und die emotionale Freude in Erwartung an diese Aktivität eine PEM-auslösende Überlastung sein. Ebenso können stressige und negative Ereignisse einfach ein „Zuviel“ bedeuten. Diese Belastungsintoleranz ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung. PEM kann unmittelbar nach einer Belastung auftreten, aber auch mit bis zu 72 Stunden Verzögerung. Das Überschreiten der Toleranz führt zu einem massiven Leistungsabfall, der auch als „Crash“ bezeichnet wird und dem Zusammenbruch des Systems entspricht. Dieser Abfall kann Tage, aber auch Wochen und Monate dauern. Jeder Crash kann zu einer Verschlechterung des Gesamtzustandes führen und eine dauerhafte Manifestierung einer schweren Krankheitsstufe auslösen.
Als ein weiteres charakteristisches Symptom kann die Orthostatische Intoleranz auftreten. Es beschreibt die Unfähigkeit des Körpers, den Kreislauf auf eine aufrechte Position anzupassen. Es kann zu Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Blutdruckschwankungen, Herzrasen oder – klopfen, Blässe, Benommenheit und Atemnot kommen. Eine Folge kann wiederum eine PEM mit Crash sein. In besonders schweren Fällen ist auch eine dauerhafte Liegeposition erforderlich. Eine weitere Symptomatik ist das Auftreten von sogenannten POTS (Posturales OrthostatischesTachykardiesyndrom), bei dem die Herzfrequenz während einem 10-minütigen Stehen um mehr als 30 Schläge ansteigt. Es handelt sich dabei aber nicht um zwingende Auffälligkeiten, die das Vorliegen von ME/CFS beweisen oder ausschließen würden.
Schlafstörungen bestehen bei fast allen Erkrankten. Es handelt sich um Ein- und Durchschlafprobleme. Schlaf führt nicht zur Erholung.
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