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Die Wälder des Karbons schufen vor ca. 300 Millionen Jahren die Grundlagen dafür, dass sich das Leben auf der Erde weiter und höher entwickeln konnte. Durch sie erreichte die Erdatmosphäre den hohen Sauerstoffgehalt, der tierisches und später menschliches Leben überhaupt erst möglich machte. Ihnen, den Bäumen, verdanken wir unsere Existenz bis heute - in jedem Atemzug. Die Mythen haben dies bewahrt in den Erzählungen vom Lebensbaum, vom Weltenbaum, von der Weltachse (Irminsul). Mann und Frau wurden nach dem germanischen Mythos aus Esche und Erle geschaffen. Nach der jüdischen Paradieserzählung entschied sich das Schicksal des Menschen an einem Baum: nämlich am Baum der Erkenntnis. Zusammen mit einigen Informationen werden hier eigene Gedichte zu den Bäumen vorgestellt. Sie mögen die Liebe und Freundschaft wecken zu denen, die so viel älter und erfahrener sind als wir Menschen, aber auch so viel angewiesener und ausgelieferter. Sie brauchen und sie verdienen unseren Schutz und unsere Fürsorge.
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Seitenzahl: 51
Veröffentlichungsjahr: 2025
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In jedem Baum, da atmet Leben
Baumgedichte
Jürgen Wagner
Impressum
Copyright: © 2025 Jürgen Wagner
Druck und Verlag: epubli
GmbH, Berlin, www.epubli.de
Vorwort
I Arboretisches
Der Baum
Baumverwandte
Dank den Bäumen
Baumleben
Alter Baum
Doktor Wald
II Mythologie
Der Weltenbaum
Die Nornen
Der alte Hain
Wednesday
Die Runen
Heilige Bäume
Der Baum der Erkenntnis
Der Baum des Lebens
III Baumarten
Der Mandelbaum
Mandelblüte
Die Birke
Das Birkenmädchen
Die Buche
Buchenlied
Die Linde
Lindenbaum
Der Ahorn
Die Espe/Zitterpappel
Der Windflüchter
Die Weide
Die Hängeweide
Die Tanne
Eichenlied
Eichbaum
Alte Eichen
Die Eibe
Die Hainbuche
Die Platane
Die Esche
Mammutbäume
Die Rosskastanie
Die Thuja
Das Senfkorn
Der Lorbeer
Alte Feige in Südostasien
Die Zeder
IV Andere Autoren
Die Kiefer (T. Fontane)
Der Baum (E.Roth)
Mahnung (E.Roth)
Das Böse (E.Roth)
Weißt du, dass die Bäume reden? (Tatanga Mani)
Dort wo die Gräser (Erich Kästner)
Wär ich ein Baum (Erich Kästner)
Abschied (Joseph von Eichendorff)
Mein Baum (Ortwin Kuhn)
Ich bin
Anhang
Es sind viele Texte und Gedichte zu Bäumen geschrieben worden, aber wenige, die das Wesen einer Baumart beschreiben und würdigen. Es ist vielleicht genauso schwierig, wie wenn man die Eigenart eines Volkes herausstellen möchte. Natürlich gibt es das – nur: wie soll man’s fassen – und wie sagen? Einen Versuch ist es wert. Die alten Mythen und Traditionen geben uns dabei immer einen Anhalt. Das botanische Wissen und der eigene Umgang mit den Bäumen tun das Ihre dazu.
In der altnordischen Tradition der Edda wurde der Mensch, Mann und Frau, aus Esche und Erle erschaffen. Im biblischen Schöpfungsbericht sind der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis das Schicksal des Menschen. Die Bäume sind zwar ferne, aber uns am Herzen liegende Verwandte. Vielleicht kann dieser kleine Gedichtband dazu beitragen, dass wir etwas bewusster m i t ihnen leben.
Die Bäume haben die Grundlagen geschaffen, dass sich das Leben auf der Erde weiter entwickeln konnte. Tiere und Menschen verdanken ihnen ihre Existenz. Erst durch die Wälder des Karbons erreichte die Erde vor ca. 300 Millionen Jahren den hohen Sauerstoffgehalt der Luft, der tierisches Leben überhaupt erst möglich machte. Auch heute ziehen Wälder lebensspendenden Regen an, regulieren das Klima, schaffen Lebensräume für zahllose Pflanzen- und Tierarten, schützen den Boden vor Erosion, gleichen die Luftelektrizität aus u.v.a.m.
Es ist deshalb kein Wunder, dass der Baum im Mythos immer wieder auftaucht: als Weltenbaum, als Lebensbaum, als Erkenntnisbaum, als Weltachse (Irminsul). Das zeigt ein tiefes Ahnen von seiner Bedeutung.
Diese Gedichtsammlung endet mit einigen bewegenden Gedichten anderer Autoren, die uns dieser anderen und älteren Gestalt des Lebens ebenfalls etwas näher bringen können.
In jedem Baum, da atmet Leben
Ein jeder Baum kann dir was geben
Nicht nur symbolisch hat er Kraft,
er hat auch eine Eigenschaft,
ein ganz bestimmtes eig’nes Wesen,
woran so manche Seel’ genesen
Man mag im Herzen offen sein,
hochachtungsvoll berühr’n allein
den Stamm, die Rinde – und empfangen -
ohn’ das Geringste zu verlangen
Verbringe nur ein wenig Zeit
in seiner Nähe, sei bereit
Die Birke gibt dir Leichtigkeit,
der Apfel eine Festigkeit
Der Ahorn lässt dich mehr vertrau’n,
die Esche froh nach vorne schau’n
Die Eiche spendet inn’re Macht,
Wacholder konzentrierte Kraft
Die Weide kann dich inspirier’n,
die Eibe hilft sich orientier’n
Die Linde hat nicht wenig Liebe,
die Buche schöpferische Triebe
Die Bäume sind die wahrhaft Alten
Mit ihnen können wir entfalten,
was an Reichtum in uns ist
Erkenn’ in ihnen, was du bist!
Die Bäume, sie begleiten unser Leben
Wir teilen mit ihnen das himmlische Streben
Der Erde treu und zum Lichte gewandt
sind wir im Geiste mit ihnen verwandt
So teilen wir Blüte und frühes Erwachen,
das Reifen zur Frucht, Erfahrungen machen
Den Samen, den geben wir in die Welt,
auf dass unser Gut sich weiter erhält
Eine Birne zur Geburt und eine Eibe am Grab
Eine Birke zum Tanz und eine Eiche zum Rat
Eine Fichte für's Richtfest, eine Linde zum Lieben
Eine Tanne zur Weihnacht, einen Gingko für Frieden
Sind Säulen von großer, erhab'ner Statur,
sie bauen die Tempel der Mutter Natur,
die Wälder, die atmen - und schaffen den Raum
für so viele Wesen - das kann der Baum!
Dorthin kann man gehen, da mag man sein
Wer fragt vom Herzen, der bleibt nicht allein
Ihr Schatten im Sommer, ein Sinnbild im Jahr
Wir danken und ehren euch, Bäume, fürwahr!
Wir nehmen so viel – und geben zurück
von uns’rer Liebe und Kraft ein Stück,
Habt Dank für den Tisch, die Zeitung, den Schrank,
die Geige, das Boot, das Brett und die Bank!
Es entstehen manchmal Fragen,
ob Bäume eine Seele haben
Ich frage an der Bäume statt,
ob man denn selber eine hat?
Es lohnt gewiss das kleine Mühen,
sich hier ein wenig einzufühlen
Im Schosse der Erde
Bin geboren - und werde
Treib’ nach unten und oben
Ich bin wie erhoben
Wenn’s plötzlich durchbricht
Und d a ist das Licht!
Dann kann ich stehen
Ins Erdreiche gehen
Mich langsam bewegen
Und spür’n, was gelegen
Mich ernähren, mich müh’n
Kann wachsen, erblüh’n
Bin männlich und weiblich
Vernetzt unbeschreiblich
Mit Wasser und Wind -
Man ist ja nicht blind.
Man atmet ganz still
Trägt jede Unbill
Hat Gäste, Verwandte
Und sehr enge Bande
Ich wachse empor
Bring’ Früchte hervor
Ich kann mich vermehr’n
Und heimlich verkehr’n
Nicht immer so freundlich
Denn Feinde sind häufig
Nicht selten das Wetter
Empfinden die Blätter
Schön warm, doch auch kälter -
Werd’ alt und werd’ älter
Verzweig’ mich und breite
Die Krone ins Weite
Komm aus der Erde, bin ihr vertraut
Ein Glücksfall des Lebens – und auch so gebaut
Ich gebe und nehme und wachs’ immerzu
Gedeihe, entbehre, kann sterben im Nu
Verwundet, geschlagen und siehe: ich falle
Das nur i n e t w a so - wie wir alle
Was Pflanzen erleben, was sie vom Leben haben und ob sie mehr sind als nur ein Wasser, Dünger und Licht verarbeitendes Zellsystem, das ist zwar ein weißes Feld der Botanik. Aber offensichtlich geht in Pflanzen erheblich mehr vor, als sich ein Balkongärtner mit Gießkanne und Nährstoffstäbchen träumen lässt.
Pflanzen haben zwar keine Nerven in dem Sinn, wie der Mensch sie hat. Aber es gibt viele vergleichbare Strukturen. Sie reagieren auf