In Stunden voller Leidenschaft - Sherryl Woods - E-Book

In Stunden voller Leidenschaft E-Book

SHERRYL WOODS

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Beschreibung

Als Laurie ihren Heimatort verließ, um Karriere zu machen, blieb auch Harlan zurück. Zwei Jahren lang hat die erfolgreiche Countrysängerin den attraktiven Rancher nicht vergessen können. Als sie ihn wiedersieht, genießt sie erneut Nächte der heißen Leidenschaft in Harlans Armen. Ist es diesmal für immer?

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Seitenzahl: 200

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IMPRESSUM

In Stunden voller Leidenschaft erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 1999 by Sherryl Woods Originaltitel: „The Cowboy and His Wayward Bride“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 216 - 2004 by CORA Verlag GmbH, Hamburg Übersetzung: Heike Warth

Umschlagsmotive: 81a"Photolibrary / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733754426

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Laurie Jensen war erschöpft. Ein Säugling, der noch keine Ahnung von der Segnung einer ungestörten Nachtruhe hatte, die Tournee, die Ansprüche ihrer Fans und der Konzertveranstalter forderten ihren Tribut.

Sie saß in ihrer Garderobe und wiegte ihr Baby im Arm. Das Konzert war seit Stunden zu Ende, und auch die treuesten Fans waren längst nach Hause gegangen. Sie hatte die Augen geschlossen und genoss die friedvolle Stille – so, wie sie zuvor den begeisterten Applaus ihres Publikums genossen hatte. Es war eine himmlische Ruhe, die in dem kleinen Raum herrschte. Aber wie immer hielt sie nicht lange an.

Ihre Assistentin klopfte leise an die Tür. „Laurie, bist du so weit?“ Val hatte die Stimme gedämpft, um das Baby nicht zu wecken – vergebens. Amy Lynn wurde puterrot im Gesicht und brüllte im nächsten Moment lauthals los.

„Ruhig, meine Süße. Mama ist ja da.“ Laurie stand auf, nahm ihre Tasche und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um, um sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich nichts vergessen hatte. Aber Val hatte wie immer an alles gedacht – sie vergaß nicht einmal die Windeln. Sie war unglaublich tüchtig, kümmerte sich um die Organisation der Auftritte und um das Baby und erledigte zusätzlich Lauries Fanpost. Laurie wünschte manchmal, sie hätte nur die Hälfte von Vals Talenten und Energie, wenn sie wieder einmal vor lauter Stress nicht wusste, wo ihr der Kopf stand.

2. KAPITEL

Laurie lebte in extremer Anspannung, seit ihr Foto in der Zeitung erschienen war. Sie konnte nur hoffen, dass Harlan es nicht entdeckt hatte. Ob er nun ahnte, dass das Baby von ihm war oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Es würde ihm so oder so das Herz brechen.

Ihre Agentur hatte sie vorsichtshalber angewiesen, keine Auskunft zu geben, ganz gleich, welche Geschichte Harlan ihnen auftischte. Sie hatte ihn genau beschrieben: dichtes, von der Sonne gebleichtes Haar, strahlend blaue Augen, kantige Wangenknochen …

„Und dieser Mann soll dich nicht finden?“, fragte die Sekretärin fassungslos. „Bist du noch zu retten?“

„Nach Ansicht einiger Leute nicht“, gab Laurie trocken zurück. „Sag mir bitte gleich Bescheid, wenn er auftaucht, Ruby. Ich muss wissen, in welcher Verfassung er ist.“

„Er ist vermutlich auf hundertachtzig“, prophezeite Ruby. „Und man könnte es dem Mann nicht einmal übel nehmen. Es ist schon brutal, auf diese Weise herauszufinden, dass man Vater geworden ist.“

„Halt dich da raus“, befahl Laurie.

„Keine Angst. Ich reiße mich wirklich nicht darum, deine Probleme zu lösen. Andererseits ist es vielleicht nicht schlecht, wenn der Mann dich bald findet“, meinte Ruby. „Du kannst dich schließlich nicht ewig vor ihm verstecken. Außerdem hat die Kleine, wenn ich das sagen darf, ein Recht darauf, ihren Daddy kennen zu lernen.“

Ruby hatte ja recht, und Laurie war versucht, ihrem Rat zu folgen. Aber auf der anderen Seite hatte sie Angst davor, dass sie mit der Situation völlig überfordert sein würde.

„Ich weiß ja, dass ich egoistisch bin“, gab sie zu. „Aber ich fühle mich Harlan im Moment nicht gewachsen. Warte, bis du ihn kennen lernst. Genauso gut könnte man versuchen, einen wild gewordenen Bulldozer zur Vernunft zu bringen.“

Natürlich gab es noch die, wenn auch äußerst unwahrscheinliche Möglichkeit, dass Harlan die Zeitung mit dem verräterischen Foto nicht in die Finger bekommen hatte. Vielleicht war ja die Lieferung verloren gegangen … Sie musste herausfinden, ob er etwas wusste und wie er darauf reagiert hatte, damit sie sich früh genug darauf einstellen konnte. Und wenn er das Baby dann für seines hielt, dann würde er sie auch finden, daran hatte Laurie nicht den geringsten Zweifel. Ruby würde ihn nur vorübergehend aufhalten können.

Sie könnte natürlich ihre Mutter fragen, aber ihre Wege und die der Familie Adams kreuzten sich so gut wie nie. Sharon Lynn anzurufen, hatte auch wenig Sinn, denn seit ihrer letzten Trennung hatte sie bei Harlans älteren Schwester keine guten Karten mehr. Sharon Lynn hatte ihr mehr als einmal vorgeworfen, wie selbstsüchtig sie sich verhielt. Und seine Eltern waren derselben Meinung, auch wenn sie es nicht offen aussprachen. Ihre Ablehnung tat weh, denn schließlich hatte sie einmal fast zur Familie gehört.

Blieb noch Grandpa Harlan Adams. Er würde seine Familie bis zum letzten Atemzug verteidigen, aber er sah auch immer die beiden Seiten einer Medaille, und sie hatte sich immer gut mit ihm verstanden. Er würde ihr sagen können, was sie wissen wollte, und sie nicht verraten.

Es kostete Laurie fast einen Tag, bis sie den Mut aufbrachte, in White Pines anzurufen. Sie redete sich ein, dass sie nur deshalb so lange wartete, weil Grandpa Harlan tagsüber vermutlich doch nicht zu Hause war, denn trotz seines Alters arbeitete er noch auf der Ranch mit. Aber in Wirklichkeit fürchtete sie sich ein wenig vor seiner Reaktion. Hoffentlich glaubte er nicht, sie hätte seinen Enkel betrogen.

Aber sie hätte sich keine Sorgen machen müssen, denn Harlans Großvater hatte entweder noch nichts von dem Baby gehört oder fand nichts Ungewöhnliches daran. Jedenfalls begrüßte er sie mit allen Anzeichen der Freude.

„Laurie, mein Kind, wie geht es dir? Du bist noch genauso hübsch wie früher. Das weiß ich, weil ich dich ständig im Fernsehen und in der Zeitung sehe. Bist du immer noch so gefragt?“

„Ich kann mich vor Arbeit kaum retten“, sagte sie mit einem Seufzer. „Im Augenblick stecke ich mitten in einer Tournee.“

„Dieses Herumziehen macht dir tatsächlich Spaß?“, wollte der alte Herr wissen. Die Skepsis war ihm anzuhören.

„Meistens. Es gehört einfach dazu.“

„Und schreibst du deine Lieder immer noch selbst?“

„Die meisten, ja.“

„Ich weiß noch, wie schön du an meinem achtzigsten Geburtstag gesungen hast.“ Eine kleine Pause entstand. „So, mein Kind, und jetzt erzähl mir, warum du anrufst.“

Laurie schluckte. „Na ja, ich mache mir Gedanken wegen Harlan.“

„Aha.“ Er wartete, offenbar nicht gewillt, von sich aus etwas preiszugeben.

„Wie geht es ihm?“, fragte sie schließlich.

„Du fehlst ihm immer noch, wenn du das wissen willst, und das wird sich wohl auch nicht so schnell ändern. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Mann so unter Liebeskummer leidet.“

Danach hatte sie ihn zwar nicht gefragt, aber aus irgendeinem Grund tat es ihr gut, dass Harlan sie nicht vergessen hatte.

„Hast du ihn in den letzten beiden Tagen gesehen?“

„Nein. Er ist ziemlich überstürzt abgereist. Keine Ahnung, wohin oder warum. Soll ich ihm etwas ausrichten?“

Laurie stieß einen Seufzer aus. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass das nicht notwendig war. Dieser plötzliche Aufbruch konnte nur eines bedeuten.

„Nein“, sagte sie schließlich. „Und danke.“

„Wofür?“

„Dass du mich nicht hasst.“

„Aber Kind, warum sollte ich dich denn hassen? Schließlich hast du einmal fast zur Familie gehört. Und für mich gehörst du immer noch dazu.“

„Ich habe Harlan sehr wehgetan.“

„Vielleicht ging es nicht anders. Manchmal kann man nur hoffen, dass am Ende alles gut wird, auch wenn es zuerst nicht so aussieht. Pass gut auf dich auf und besuch mich, wenn du das nächste Mal zu Hause bist. Ich lasse bis dahin das Klavier stimmen, und dann machen wir uns einen lustigen Abend.“

„Ich komme bestimmt“, versprach Laurie. „Grüß Janet von mir.“

„Mach es gut, mein Kind. Und vergiss uns nicht.“

Als ob ich das je könnte, dachte Laurie. Erst als sie den Hörer aufgelegt hatte, wurde ihr bewusst, dass ihr Tränen übers Gesicht liefen. Zum ersten Mal seit über sechs Jahren wurde ihr bewusst, dass sie Heimweh hatte – nicht nur nach dem kleinen Haus, in dem sie aufgewachsen war, oder nach ihrer Mutter, sondern vor allem auch nach White Pines und der Familie Adams, die sie so bereitwillig in ihrem Schoß aufgenommen hatte. Aber am meisten sehnte sie sich nach Harlan Patrick, dem Vater ihrer kleinen Amy Lynn. Nach dem Mann, den sie noch immer liebte.

Harlan fühlte sich an seinem ersten Tag in Nashville wie in einem fremden Land. Er war einfach Hals über Kopf aufgebrochen, ohne jede Ahnung, wo er überhaupt suchen sollte. Unterwegs hatte sich immer wieder das Bild von Laurie und ihrem Baby vor seine Augen geschoben, so dass er sich nicht hatte konzentrieren können. Er hatte nie eine Neigung zur Gewalt verspürt, aber jetzt war ihm danach, irgendetwas zu zertrümmern.

Am Flugplatz mietete er sich einen Wagen, fuhr in die Stadt und suchte sich ein Hotel. Erst als er das Telefonbuch aufschlug, wurde ihm klar, wie wenig er eigentlich von Laurie wusste. Ein Großteil ihres Lebens spielte sich zwar in der Öffentlichkeit ab, aber dieser Teil interessierte ihn im Moment nicht. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, in welchem Musikverlag ihre CDs herauskamen, obwohl er sie alle hatte und ständig spielte.

Er versuchte sich daran zu erinnern, ob sie irgendwelche Bekannte oder Freunde erwähnt hatte. Aber als sie vor einem Jahr das letzte Mal bei ihm gewesen war, hatten sie sich nur wenig unterhalten. Dafür war das Baby der lebende Beweis.

Trotz der Wolkenkratzer und Neubauten war Nashville in gewisser Weise noch immer eine Kleinstadt, in der wahrscheinlich jeder jeden kannte. Also konnte man ihm bestimmt helfen. Harlan suchte sich eine beliebige Künstleragentur aus dem Telefonbuch und rief dort an.

„Ich bin auf der Suche nach Laurie Jensen.“

Die Stimme der Sekretärin am anderen Ende der Leitung wurde merklich kühler. „Wir vertreten Miss Jensen nicht.“

„Dann können Sie mir vielleicht sagen, wer Miss Jensen vertritt.“

„Darf ich erfahren, auf welchem Gebiet Sie tätig sind?“

„Es geht um eine Werbekampagne. Wir hatten gehofft, Miss Jensen dafür zu gewinnen.“

„Vielleicht sollten Sie dann direkt mit Miss Jensens Agentur Kontakt aufnehmen. Das ist jedenfalls der übliche Weg.“ Das klang eisig.

Harlan beherrschte sich mit Mühe. „Meine liebe Dame“, erwiderte er. „Das Problem ist, dass ich Miss Jensens Agentur nicht kenne.“

„Das spricht nicht für Sie.“ Damit legte die Sekretärin auf.

Harlan sah entgeistert auf den Hörer in seiner Hand. Er seufzte. Offenbar war er nicht der Erste, der versuchte, auf diese Weise an einen Star heranzukommen. Und so richtete er sich darauf ein, seinen Nachmittag am Telefon zu verbringen.

Er vergeudete keine Zeit mehr mit dem Versuch, unwilligen Sekretärinnen Informationen zu entlocken. Sobald ihm klar war, dass er bei der falschen Agentur gelandet war, versuchte er es mit der nächsten. Es war schon sechs Uhr vorbei, als er zum ersten Mal Glück hatte – oder glaubte, Glück zu haben.

„Agentur Nick Sanducci“, sagte eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.

„Ich würde gern einen Termin mit Miss Jensen vereinbaren.“

„Und mit wem habe ich das Vergnügen, Sir?“

„Vertreten Sie Miss Jensen?“

„Ja. Darf ich fragen …“

„Danke.“ Harlan legte auf, riss die Seite mit der Adresse der Agentur aus dem Telefonbuch und stülpte sich seinen Hut auf. Die Straße lag in einer besseren Gegend. Die Häuser hier schienen alle rund um die Jahrhundertwende entstanden zu sein, als die Hochhäuser, in denen sich heute die Büros konzentrierten, noch lange nicht existierten. Erst nach einer Weile entdeckte er die kleinen diskreten Schilder an den Türen, die darauf hinwiesen, dass hier Anwaltsfirmen, Talentagenturen und sogar ein Aufnahmestudio residierten.

Er bog in eine ringförmige Auffahrt ein. Vor dem Haus stand ein kleiner Caravan mit Kindersitz auf der Rückbank und allerlei Spielzeug, der wohl kaum Mr. Sanducci gehörte. Der Empfangsbereich der Agentur war mit goldenen Schallplatten und Fotos von vielleicht einem halben Dutzend der berühmtesten Stars der Countrymusic dekoriert. Natürlich war auch Laurie darunter.

Von diesem Wandschmuck abgesehen, wies nichts auf die Art von Mr. Sanduccis Geschäft hin. Der Schreibtisch am Empfang war verwaist. Harlan trat näher und entnahm einem Schild, dass normalerweise eine Ruby Steel hier saß. Er entdeckte einen Kalender, in dem bestimmt auch Lauries Konzerttermine verzeichnet waren. Gerade wollte er danach greifen, als eine kühle Stimme in seinem Rücken ihn erstarren ließ. „Kann ich Ihnen helfen, Sir?“

Harlan drehte sich langsam um und versuchte sich in einem Lächeln, das ihm schon öfter aus der einen oder anderen peinlichen Situation verholfen hatte – jedenfalls immer dann, wenn eine Frau beteiligt war. Und Ruby Steel – er vermutete jedenfalls, dass es sich um sie handelte – war jung genug, um ein leichtes Opfer seines Lächelns zu werden. Aber sie machte ihrem Nachnamen alle Ehre und behielt ihr Stirnrunzeln trotz seiner Charmeoffensive bei.

„Ich hatte mich schon gefragt, wo Sie wohl stecken.“

„Und daraufhin haben Sie mich unter der Schreibtischablage gesucht?“ Ruby betrachtete ihn von oben bis unten. Eine Polizistin hätte nicht strenger schauen können. „Lassen Sie mich raten. Sie sind der Mann, der Laurie Jensen buchen will.“

Er hätte lügen können, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass die Wahrheit ihn schneller ans Ziel bringen würde. „Sie haben ein gutes Gehör.“

„Nicht nur das. Ich habe auch genug Verstand, um wildfremden Menschen keine Informationen zu geben.“

Harlan ließ sich nicht einschüchtern. Er tat so, als hätte er das Namensschild auf dem Schreibtisch noch nicht gesehen. „Und wie heißen Sie, Süße?“

„Ruby Steel, Süßer. Aber Ihren Namen können Sie gern für sich behalten. Ich kann Ihnen ohnehin nicht helfen.“

Seine Augen wurden schmal. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass Laurie dieser Ruby genaueste Instruktionen gegeben hatte, wie sie ihn abservieren sollte.

„Ist es nicht Ihr Job, Aufträge für Ihre Klienten hereinzuholen?“

„Nein. Darum kümmert sich Nick.“

„Dann sollte ich vielleicht mit Nick sprechen.“

„Er ist leider nicht da.“

„Wann kommt er zurück?“

„Schwer zu sagen. Nick hält sich an keine festen Zeiten.“

„Heute Abend?“

„Das bezweifle ich.“

„Morgen früh?“

„Schwer zu sagen.“

Harlan verkniff sich ein Lächeln. Ruby Steel war eine harte, um nicht zu sagen stahlharte Nuss, aber er würde sie knacken. „Sie haben vermutlich keine Lust auf einen Drink mit mir?“

Ruby hielt ihm ihren Diamantring unter die Nase. „Ich glaube nicht. Und selbst wenn Sie mich unter den Tisch trinken, würde ich Ihnen trotzdem nicht sagen, wo Laurie ist.“

„Weil sie es Ihnen verboten hat.“

Ruby zögerte kaum merklich, dann nickte sie. „Ja. Ich bin dazu da, das Privatleben unserer Klienten zu schützen.“

„Und wenn ich Ihnen sage, dass ich Lauries Sandkastenliebe bin?“

„Dann würde ich mich fragen, warum sie Sie verlassen hat, wenn Sie so etwas Besonderes sind.“

Das saß. „Ja, das ist die Eine-Million-Dollar-Frage.“ Harlan betrachtete Ruby nachdenklich. „Sie wissen offenbar Bescheid.“ Zum ersten Mal konnte er eine leichte Nervosität an seinem Gegenüber beobachten.

„Und was soll ich angeblich wissen?“

„Dass ich der Vater von Lauries Baby bin.“

„Keine Ahnung“, gab sie zurück, aber ihre geröteten Wangen verrieten sie.

Er ließ nicht locker. „Sie sind doch bestimmt auch der Meinung, dass man einen Vater nicht von seinem Kind trennen sollte.“ Er dachte an den Kindersitz in dem Auto vor dem Haus. „Sie haben doch selbst ein Kind, und deshalb finden Sie es nicht richtig, wie Laurie mit mir umgeht. Ich sehe es Ihnen an.“

„Es spielt keine Rolle, was ich richtig oder falsch finde.“

Sie standen sich stumm gegenüber, bis Harlan schließlich seufzte. „Würde es einen Unterschied machen, wenn ich Ihnen sage, dass ich Laurie liebe?“

Rubys Miene wurde weicher. „Wenn es um mich ginge, vielleicht. Aber mich müssen Sie nicht überzeugen, sondern Laurie.“

Harlan lachte. „Stimmt. Aber im Augenblick stehen Sie zwischen mir und ihr.“

Sie erwiderte sein Lachen. „Ich muss sagen, Sie sind hartnäckig“, stellte sie fast anerkennend fest.

Er spürte leise Hoffnung. „Wollen Sie mir helfen, Ruby?“

Sie schaute ihm mit einem Lächeln direkt in die Augen. „Nein. Und jetzt verdünnisieren Sie sich, Cowboy. Ich mache den Laden zu.“

Harlan wusste, wann er geschlagen war. „Morgen früh bin ich wieder da.“ Bei einer Frau wie Ruby kam er mit Drohungen und Beschimpfungen nicht weiter. Wenn er etwas erreichen wollte, dann nur mit Charme und der Beschwörung alter Erinnerungen an die gute alte Zeit mit Laurie.

„Wie Sie wollen. Aber es wird Ihnen nicht viel helfen.“

„Wir werden sehen.“ Er tippte grüßend an seinen Hut. „Es war mir ein Vergnügen, meine Dame.“

Ruby betrachtete ihn kühl. „Ich wüsste nicht, warum. Sie machen auf mich den Eindruck eines Mannes, der normalerweise erreicht, was er sich vorgenommen hat. Eigentlich müssten Sie frustriert sein.“

Er zwinkerte ihr zu. „Eigentlich. Aber es macht mir Spaß, hin und wieder auf eine echte Herausforderung zu stoßen.“

Damit ging er, ohne Ruby die Gelegenheit zu einer Antwort zu geben. Aber er fuhr nur um die nächste Ecke. Denn er hatte vor, sich wieder in die Agentur zu schleichen, sobald die Luft rein war. Sie hatte Laurie bestimmt sofort vor ihm gewarnt, und das war seine Chance. Über die Wahlwiederholung würde er herausfinden, wo sie sich mit seinem Kind versteckt hatte.

3. KAPITEL

Es war eine gute Idee gewesen, über die Wahlwiederholung auf Lauries Spur zu kommen, vermutlich sogar eine brillante Idee, fand Harlan. Der Einbruch war ein Kinderspiel gewesen, denn das Schloss war von geradezu lächerlicher Einfachheit und hatte ihm nicht die geringste Schwierigkeit bereitet. Nur war Ruby leider zu schlau für ihn und hatte Laurie nicht vom Büro aus angerufen oder danach noch ein anderes Telefongespräch geführt. Jedenfalls hatte sich auf die Betätigung der Wiederholungstaste eine Männerstimme gemeldet. Vor Verblüffung hatte er kein Wort herausgebracht, woraufhin der Mann mit einer unfreundlichen Bemerkung wieder aufgelegt hatte.

Allein das bewies, was für ein miserabler Detektiv er war. Erst einige Zeit später fielen ihm alle möglichen Erklärungen dafür ein, wer der Mann gewesen sein könnte. Vielleicht hatte einfach nur jemand für Laurie den Hörer abgenommen. Oder es war Lauries Agent Nick Sanducci gewesen. Aber das hätte ihm wahrscheinlich auch nicht weitergeholfen. Es blieb ihm wohl doch nichts anderes übrig, als sich auf eine zweite Runde mit Ruby einzustellen.

Später im Hotel, nachdem er ein ziemlich zähes Steak verspeist hatte, war er wieder in der Lage, vernünftig nachzudenken. Dabei wurde ihm klar, dass er dankbar sein sollte. Laurie war auf ihre Weise genauso eigensinnig und stur wie er. Und vor allem handelte sie völlig irrational. Ihr einfach Vorwürfe zu machen, brachte ihn mit Sicherheit nicht dahin, wohin er wollte. Wo immer das ist, dachte er mit einem Seufzer. Wenigstens darüber sollte er sich klar werden, bevor er die Frau traf, bei deren Anblick allein er jedes Mal weiche Knie bekam.

Wollte er einfach nur sein Kind sehen? Oder sich an Laurie rächen, weil sie ihn verlassen hatte? Oder wollte er einfach nur das, was er immer schon gewollt hatte: sie – und ihr Kind – mit nach Hause nehmen?

Sicher war nur, dass er zu einer Entscheidung kommen musste, bevor er sich wieder in ihr Leben drängte, sonst lief sie ihm gleich wieder davon. Das war seine allerletzte Chance, alles ins Lot zu bringen, das spürte er.