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Er war der King – und ist nie gestorben. Was, wenn Elvis Presley seinen Tod nur inszeniert hat? Ein Musikthriller über eine der größten Legenden aller Zeiten – und das geheime Leben, das danach begann. August 1977: Die Welt steht buchstäblich still – Elvis Presley ist tot. Offiziell. Doch in Wahrheit beginnt zu diesem Zeitpunkt eine der spektakulärsten Fluchten des 20. Jahrhunderts. In "Jailhouse Escape – Wie Elvis seinen Tod inszenierte" erzählt Bestsellerautor Vernon Coleman die atemberaubende Geschichte hinter dem Mythos: Ein sterbenskranker Doppelgänger, ein manipulierter Sarg und zwei neue britische Pässe – für Elvis und seinen Komplizen. Elvis Presley, vollständig zermürbt von Ruhm, Medikamenten und Überwachung, sieht 1977 nur noch einen Ausweg: Verschwinden. Und zwar endgültig und unwiderruflich. Mit Hilfe eines todkranken Doppelgängers, seines engsten Kreises – und des Autors, der Zugang zu einem ausgeklügelten Fluchtnetzwerk hat – gelingt das Unfassbare tatsächlich: Während Millionen Fans trauern, lebt Elvis ein neues, verborgenes, stressfreies Leben – im Pariser Untergrund. Colonel Parker, Elvis' Manager, genehmigte letztendlich den vorgetäuschten Tod, weil er davon ausging, dass dies Elvis' beste Karriereentscheidung war – garantiert, um die Verkaufszahlen von Schallplatten, Souvenirs und Erinnerungsstücken erst recht ins Unermessliche anzukurbeln. Parker hatte an Presley schamlos mehr als hundert Millionen Dollar verdient, verlor jedoch, weil er krankhaft spielsüchtig war, beinahe sein gesamtes Vermögen wieder. Die Flucht führt von Graceland über Mexiko nach Paris, wo der King unter dem Namen Alvin R. ein neues Leben beginnt: Im Schatten des Eiffelturms an der Seine, verborgen in Jazzkellern, schreibt er neue Lieder, führt geheime Tagebücher – und begegnet einer Frau, die nie fragen darf, wer er wirklich ist. Dies hier ist die aufregende Geschichte darüber, was dann weiter geschah. Glauben Sie nicht? Dann bitte, lesen Sie dieses Buch jetzt.
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Seitenzahl: 421
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Innentitel
Copyright
Zeitungsbild
Widmung
Einleitung
Vorbemerkung
Vorwort
Fiktive Time Ausgabe vom 6. August 2018
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E. P. um 2008 in Paris, Nähe Eiffelturm
Auszüge aus Elvis' geheimen Pariser Tagebuch
Elvis' geheimes Tagebuch
Die verlorenen Songs des Kings
FBI-Dossier – Fallakte #E77-ALR
Youtube Dokus zu Elvis' Tod
Kommentare
Über den Autor
Liebe Leserin, lieber Leser!
Mehr Lesefutter
Schmäh ohne
Endspiel
Milei und das Erwachen der Löwen
Familienalbum
Nachtgespräch mit Kafka
Texte mit Nebenwirkung
Wie Cicero Catilina den Marsch blies
Geniale Karriereplanung
Dörren von Früchten...
Talente sind immer gefragt!
Vernon Coleman
Jailhouse Escape
War der Tod des King inszeniert?
Roman
Das erstaunliche Geheimnis um Elvis Presleys
vorgetäuschten Tod. Und wie er nach seinem Abtauchen
einfach weiter lebte. Der King ist tot – es lebe der King!
© 2025 by Buchverlag Samwald
© 2014 by Vernon Coleman
eISBN 978-3-819091-99-5 EPUB Format
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
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Übersetzung und Lektorat: Sam Wood
Produktion: Strange Brew Books
Umschlaggestaltung: Karl Ingram / Odd Lot
Illustationen unter Verwendung von Ideogram
Umfang: Ca. 90’ Wörter
Vlg. Kennung: 2025-ver-col-elvis
Für Fragen und Anregungen:
Das Urheberpersönlichkeitsrecht von Vernon Coleman, als Autor dieses Werks genannt zu werden, wurde gemäß dem Copyright, Designs and Patents Act 1988 geltend gemacht. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch wurde erstmals 2014 unter dem Titel My Secret Years with Elvis Presley und dem Pseudonym Tim Wood veröffentlicht.
Millionen haben nie an Elvis Tod geglaubt
Meiner geliebten Donna Antoinette,
mit all meiner Liebe.
Mit Hilfe seines Vaters Vernon Presley und seines Managers Colonel Tom Parker täuschte der legendäre Sänger Elvis Presley im Jahr 1977 seinen eigenen Tod vor und verschwand nach Paris. Erschöpft von den endlosen Forderungen seiner Fans und auch seines extrem geldgierigen Managers, und im vollen Bewusstsein, dass ihn der gewaltige Stress seines Superstar Lebens irgendwann umbringen würden, wollte Presley endlich ein neues Leben. Parker genehmigte letztendlich den vorgetäuschten Tod, weil er davon ausging, dass dies Elvis‘ beste Karriereentscheidung war – garantiert, um die Verkaufszahlen von Schallplatten, Souvenirs und Erinnerungsstücken erst recht ins Unermessliche anzukurbeln.
Colonel Parker, der 1909 im niederländischen Breda geboren wurde, hatte durch Presley mehr als hundert Millionen Dollar verdient, verlor jedoch, weil er krankhaft spielsüchtig war, beinahe sein gesamtes Vermögen wieder.
Dies hier ist die Geschichte darüber, was dann weiter geschah. Glauben Sie nicht? Dann bitte, lesen Sie dieses Buch jetzt. Sie werden es glauben. Ich bin der einzige lebende Mensch, der Elvis‘ Geheimnis kennt, und der Mann, der Elvis‘ zweites Leben in Paris, Frankreich, mit ihm teilte.
Jede berühmte Person, die ich bislang recherchiert habe, war Teil irgendeiner Falschmeldung, daher gehe ich mittlerweile davon aus, dass fast jede berühmte Person, die zu früh oder auf mysteriöse Weise gestorben ist, ihren Tod aus irgendeinem Grund vorgetäuscht hat. Das sollte auch Ihre Standardannahme sein. Statt davon auszugehen, dass das, was Ihnen da vom Mainstream erzählt wird, wahr ist, sollten Sie ruhig davon ausgehen, dass es eben falsch ist.
Wenn Ihnen also gesagt wird, es sei Tag, dann gehen Sie ganz entspannt davon aus, dass es Nacht ist...
- Miles Mathis
Es wird mit ziemlicher Sicherheit einige geben, die sagen: „Ich wusste davon gar nichts, also kann es auch nicht wahr sein.“ Menschen, die Elvis nahestanden, entweder weil sie mit ihm verwandt waren oder weil sie für ihn arbeiteten, werden vielleicht behaupten, dass Elvis Presley eben zu der Zeit starb, als alle dachten, er sei gestorben, nämlich 1977 auf der Toilette von Graceland. Das sollte auch jeder glauben, und ich bin immer noch ein bisschen stolz darauf, dass wir das Ganze letztendlich so verdammt erfolgreich hinbekommen haben. Nein wirklich, nur fünf Menschen wussten, dass Elvis nicht gestorben war, und zwar an jenem 16. August 1977: Einer der fünf, der genau an diesem Tag wirklich starb. Und zwei andere, die ein paar Jahre später starben. Und heute sind es nur noch wir beide, Elvis und ich, die die ganze verdammte Wahrheit kennen.
Für Elvis waren diese Zeiten natürlich eine emotionale Achterbahn Fahrt, und glauben Sie mir, es gab viele Tage, an denen ich nicht dachte, dass wir es schaffen würden. Es gab viele, viele schlechte Tage, aber glücklicherweise auch etwas mehr gute Tage. Gelegentlich zogen sich die Stunden zwar hin, aber die Jahre vergingen wie im Flug. Einige Einzelheiten des Geschehens sind verschwommen und weder Elvis noch ich können uns an alles erinnern, was uns da auf diesem Stolperweg passiert ist. Ich möchte mir nichts ausdenken, daher wird diese Geschichte manchmal in den Einzelheiten etwas verschwommen.
Heute leben wir beide abwechselnd in Paris und in Südfrankreich, wo wir eben seit beinahe einem halben Jahrhundert leben, und alles in allem erfreuen wir uns beide noch relativ guter Gesundheit. Wir können beide noch gehen, sprechen und lesen, und Elvis kann die Damenwelt immer noch bezaubern wie früher. Wir wohnen in Wohnungen nahe beieinander und sehen oder sprechen praktisch jeden Tag miteinander. Mein Gehör ist nicht mehr das, was es einmal war, ok, und an manchen Tagen, wenn seine Hüfte ihm Probleme macht, geht Elvis mit einem schwarzen Ebenholz Stock mit einem silbernen Band um den Griff aus, aber keiner von uns beschwert sich über die Karten, die uns halt ausgeteilt wurden.
Paris ist eine ziemlich gute Stadt zum Leben, wenn man alt ist. Die Älteren werden respektiert und gut behandelt; sie gehen spazieren, spielen Boule, lassen ihre Hunde laufen, sitzen in Cafés, wo man sie mit Namen kennt und wo oft ihr Lieblingstisch für sie reserviert ist, und gelegentlich genießen sie sogar einen ruhigen Drink an der Bar. Franzosen, die im Ruhestand sind, kleiden sich würdevoll und keine Französin würde jemals daran denken, ihre Wohnung ohne Make-up und ein anständiges Kleid zu verlassen. Frauen in ihren Siebzigern, Achtzigern und sogar Neunzigern gehen noch einmal pro Woche zum Friseur, wo sie sich natürlich auch die Fingernägel machen lassen. Die älteren Menschen in Frankreich tragen keine Hosen mit Gummizug, keine Jogging Kluft, leben nicht in Ghettos, wo sie vergessen werden können, und reisen nicht mit dem Reisebus umher. Kurz gesagt, Paris ist ein schöner und angenehmer Ort, um alt zu sein.
Elvis gab mir seine volle Zustimmung, diesen Bericht über das Geschehene zu schreiben, unter der einzigen Bedingung, dass ich eine Entschuldigung von ihm an alle einfüge, die um seinen Tod trauerten. Wir beide hoffen, dass jeder, der dieses Buch liest, versteht, warum wir getan haben, was wir da getan haben, und hoffentlich akzeptiert, dass wir selbst jetzt, so unglaublich viele Jahre später, wirklich nicht glauben, dass wir eine andere Wahl hatten.
Ich hoffe, dass Fans und Journalisten Elvis‘ Wunsch respektieren, dass ihm seine neu gewonnene Privatsphäre noch ein paar Jährchen erhalten bleibt und dass er seine letzten Jahre in dem Frieden und Glück verbringen kann, das ihm sein neues Leben geschenkt hat.
Nachdem ich dieses Buch endlich fertig gestellt hatte, sind wir in die herrliche Gegend von Antibes in Südfrankreich gezogen, das Klima dort tut Elvis und mir sehr gut, wir genießen es, in dem einen oder anderen Café an der Strandpromenade zu sitzen und die Touristen zu beobachten. Eine Wahrsagerin in Paris hatte Elvis beim Handlesen nämlich zuvor zu tief in die Augen geblickt und dann gesagt: "Also, jetzt weiß ich wirklich Bescheid, Jungs, ich sehe euer Geheimnis klar vor mir, sie springt mich förmlich an, aber keine Angst, ich schweige wie ein Grab. Elvis, mit dir bin ich groß geworden, ich habe dich vergöttert! Und jetzt kann ich etwas zurückgeben: Ich möchte euch meine große Wohnung in Antibes zeitlebens umsonst überlassen."
Also, Freunde, wenn ihr einmal bei uns in der Gegend seid und ihr seht 2 alte Knacker mit coolen Jailhouse Mützen im Café in der Sonne sitzen, dann sind das höchstwahrscheinlich Elvis und ich... und wenn ihr auch gern den einen oder anderen Artikel dem Emblem JAILHOUSE ESCAPE hättet - nur zu, schaut mal bei Axls Collection Merchandizing rein, da gibt's t-shirts, Taschen und Tassen von uns zum Buchthema:
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Fiktive Time Ausgabe vom 6. August 2018
Ich saß an einem Tisch im hinteren Teil der Terrasse des Deux Magots in Saint Germain des Pres und beobachtete, wie er sich zwischen den Cafétischen hindurch schlängelte. Das Deux Magots ist eines der elegantesten und bekanntesten Cafés in Paris.
Jean-Paul Sartre, James Joyce, Pablo Picasso, Albert Camus und Ernest Hemingway waren allesamt einmal Stammgäste hier. Er war bekannter als alle anderen, aber niemand sah ihn an. Ein paar Leute rückten ihre Stühle ein paar Zentimeter nach vorne, um ihm Platz zu machen. Aber niemand starrte ihn an; niemand sah ihn wirklich an; niemand erkannte den Mann, der vor weniger als einem Jahr nicht in der Lage gewesen war, sein Haus je ohne ein Gefolge zu verlassen, das einem Kaiser genügt hätte, und ohne von einer kleinen Armee von Fans und einer Schar von Reportern und Fotografen verfolgt zu werden. Er hatte eines der berühmtesten Gesichter der Welt, aber hier in Paris schien er nicht sichtbarer zu sein als der Rest von uns. Kein Schönheitschirurg hatte je seine Haut berührt, aber heute war er einfach einer in der Menge, die sich hier zusammengefunden hatte, um der Winterkälte zu entgehen. Er war nicht vergessen, aber er wurde nicht erkannt und daher ignoriert. Ich konnte nicht anders, als ziemlich zufrieden mit dem zu sein, was wir da erreicht hatten.
Es regnete wieder einmal und war kalt genug für den Schnee, den der schwere Himmel versprach. Mit 1,90 m war er größer als die meisten Männer (wir konnten ihn halt nicht kleiner machen, aber Schuhe mit höheren Absätzen hatten es leicht gemacht, ihn ein paar Zentimeter größer zu machen) und mit 72 kg war er jetzt deutlich schlanker als die meisten Männer, die sich der mittleren Altersstufe näherten. Die notwendige Crash-Diät war einfacher gewesen, als wir beide gedacht hatten, und genauso erfolgreich, wie wir gehofft hatten, und er war jetzt nicht schwerer als in seinen allerbesten Jahren. Seine berühmten Hüften waren nun nicht mehr mit dicken Speckrollen bedeckt, wie das letzte Mal, als er in der Öffentlichkeit gesehen worden war.
Es gab auch andere erhebliche Veränderungen. Dank Kontaktlinsen waren die berühmten blauen Augen nun braun. Er hatte in einigen seiner frühen Filme braune Kontaktlinsen getragen, sodass er sie leicht tragen konnte. Selbst eingefleischte Fans waren davon immer wieder überrascht. Einige hatten sogar in den späten 1950er Jahren in Frage gestellt, ob es Kontaktlinsen überhaupt gab, aber die knallharte Wahrheit ist, dass sie bereits 1508 von Leonardo da Vinci erfunden wurden und schon damals ziemlich weit verbreitet waren. Wir hatten zuerst mit der Idee von grünen Linsen gespielt, uns dann aber dagegen entschieden, weil grüne Augen einfach zu auffällig sind. Was von seinem Haar übrig war, das nun kurz geschnitten und in einem ziemlich gewöhnlichen Stil von rechts nach links gestylt war, war vollständig unter einer irischen Wollmütze verborgen, die er jedes Mal trug, wenn er die Wohnung verließ. Im Sommer tauschten wir sie gegen etwas Leichteres und Passenderes aus, meist einen Panamahut. Es erstaunte mich immer noch, wie sehr man das Aussehen einer Person verändern konnte, ohne auf die Schrecken der Schönheitschirurgie zurückgreifen zu müssen. Die ikonischen Koteletten waren natürlich längst verschwunden und die Form seiner ach so berühmten Lippen wurde durch einen modischen und üppigen Zapata Schnurrbart verdeckt.
Nachdem ich nun seit etwas mehr als sechs Monaten jeden Tag mit ihm zusammen war, hatte ich mich ziemlich daran gewöhnt, ich konnte ihn Jesse nennen, ohne das Gefühl zu haben, in einem der verdammten dreißig Filme mitzuspielen, die der Colonel ihn gezwungen hatte zu drehen. Und manchmal dachte ich sogar, er sei Jesse, obwohl ich das, um ehrlich zu sein, ein bisschen unheimlich fand und mir wünschte, er hätte den Namen in seinem neuen Pass behalten. Das war, schätze ich, seine einzige Möglichkeit, ein kleines Stück Vergangenheit festzuhalten.
Wir achteten darauf, den Namen Jesse nicht in der Öffentlichkeit zu verwenden (obwohl ich ehrlich gesagt nicht glaube, dass das wirklich ein allzu großes Risiko gewesen wäre) und bei den paar Gelegenheiten, bei denen ich ihn vor anderen Leuten benutzt hatte, war es leicht, ihn abzutun. „Nur ein dummer Insiderwitz, ein alter Spitzname“, sagte ich, als ich ihn vor einem netten schottischen Paar benutzte, das wir in Fouquets Restaurant am Champs Elysées an einem Sonntagnachmittag getroffen hatten.
Für mich war es natürlich nicht so schwierig gewesen wie für ihn, aber im Grunde genommen waren es für uns beide einfache Monate. Die ersten Tage waren zweifellos die schlimmsten, wir befanden uns ja noch immer in den Staaten. Damals hatten wir gemeinsam die Berichterstattung über seinen Tod und die Beerdigung im Fernsehen verfolgt. Das waren zweifellos die dunkelsten und schwierigsten Tage, die wir jemals gemeinsam im Exil verbracht haben.
Mehrmals dachte ich wirklich, die ganze Sache würde jeden Moment auseinander fallen und wir würden in Ungnade fallen und wahrscheinlich sogar im Gefängnis landen. Keiner von uns war sich ganz sicher, ob es eine Straftat war, sich tot zu stellen, aber ich war ziemlich überzeugt davon, dass sich irgend so ein ehrgeiziger Staatsanwalt irgendwo etwas hätte einfallen lassen können, womit er uns anklagen könnte.
Es gab ja jede Menge Wut und nicht wenige Tränen, und ich bin verdammt sicher, dass er, wenn er eine Waffe gehabt hätte, ein Loch in den Fernsehbildschirm geschossen hätte. Leute, die es zu seinen Lebzeiten nie gewagt hätten, ein Wort der Kritik zu äußern, wetteiferten nun miteinander darin, sein Andenken mit Gift und Galle zu besprühen. Ich konnte einige der Dinge, die Leute sagten, die ich als seine Freunde betrachtet hatte, einfach nicht glauben. Ich ziehe meinen Hut vor ihm, wie er das alles mit Bravour durchgestanden hat.
Er wollte die Waffe mit nach Frankreich nehmen, aber ich hatte ein klares Nein gesagt. Die Dinge waren so schon kompliziert genug, ohne dass man noch gefälschte Genehmigungen für eine Handfeuerwaffe einholen musste. Ich hatte es geschafft, ihm das verdammte Ding aus der Hand zu reißen, indem ich ihm versprach, ihm eine andere zu kaufen, um den ersten zwölfmonatigen Jahrestag seines neuen Lebens zu feiern. Es war eine 9 mm Smith and Wesson, und ich hatte alle Fingerabdrücke penibel abgewischt (na ja, man weiß ja nie, oder?) und das verdammte Ding dann von einer Brücke in einen Fluss geworfen, dessen Ort ich mir nicht gemerkt habe.
Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass es irgendwo in Kentucky war. Zumindest bin ich mir ziemlich sicher, dass es Kentucky war. Zwei Tage nachdem ich diese Waffe losgeworden war, fand ich einen Colt .45 auf dem Spülkasten des Badezimmers, das wir teilten. Auch diese Waffe, ebenfalls gut abgewischt, landete schnurstracks in einem anderen Fluss. Später, in New York, nahm ich ihm noch einen Derringer und eine 0.25 Automatic ab. Das war das einzige Mal, dass wir uns jemals gestritten haben. Ich sagte ihm, ich würde ihn eiskalt verlassen, wenn er noch mehr Waffen versteckt hätte. Ich habe ihn noch nie so verlegen oder beschämt gesehen wie an diesem Tag. Danach umarmten wir uns wie Brüder und hatten seitdem nie wieder ein Problem. Ich glaube nicht, dass es viele Freunde gibt, die ein so gutes Verhältnis zueinander haben wie wir. Verdammt, ich glaube sogar nicht, dass es viele glücklich verheiratete Paare gibt, die so gut miteinander auskommen wie wir – besonders wenn man die außergewöhnlichen und stressigen Umstände bedenkt.
Erst als er an den Tisch kam, an dem ich saß, bemerkte ich, dass er seinen Gitarrenkoffer trug. Er war wieder als Straßenmusiker aufgetreten. In unseren ersten Monaten in Paris hasste ich es wirklich von Grund auf, wenn er als Straßenmusiker auftrat. Natürlich machte er dabei nicht den Mund auf, sondern spielte einfach nur Gitarre.
Aber ich hatte immer noch schreckliche Angst, dass er es eines Tages vergessen könnte und spontan anfangen würde zu singen.
Elvis und ich kannten uns ja schon eine ganze Weile, als wir beschlossen, dass es Zeit für ihn war den Abgang zu machen. Colonel Parker und Vernon Presley, Elvis‘ Vater, waren überraschend ziemlich begeistert von der Idee. Sie waren ein bekanntermaßen skrupelloses, verrufenes Paar, das beide ihr Leben weit abseits der Pfade und Tugend gelebt hatte, obwohl nur Vernon aus eigener Erfahrung über das Gefängnisessen sprechen konnte. Der Colonel war immer derjenige mit dem Blick für die großen Ideen. Viele Leute sagten harte Dinge über den Colonel, aber eines muss ich ihm lassen: Er dachte immer groß, ganz groß. Und er hatte nie die geringste Angst davor, etwas zu tun, woran sonst niemand auch nur im Traum denken würde. Er dachte lange vor allen anderen wenn man so will, quer.
Die Wahrheit ist, dass Elvis' Leben einfach unerträglich geworden war. Er hatte jahrelang nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten können und war wahrscheinlich einer von nur einem halben Dutzend Menschen auf der Welt, die nicht einkaufen, einen Spaziergang im Park genießen, eine Sportveranstaltung besuchen oder ins Kino gehen konnten, ohne von Adjutanten, Leibwächtern und Scharen von Gratulanten und Fans umgeben zu sein. Mitglieder königlicher Familien sind auf diese Art sozialer Einsamkeit trainiert, aber Elvis war nicht darauf vorbereitet und es machte ihm wirklich sehr zu schaffen. Privat bezeichnete er sich häufig als Gefangenen seines eigenen Ruhms und er wusste, dass viele seiner Vertrauten ihre Zuneigung nur vortäuschten.
Jeder wollte Elvis treffen. Jeder wollte sein Freund sein. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, stellte er fest, dass der Druck, sowohl der Presse als auch der Fans unerträglich geworden war. Als er älter wurde, wuchs der Erwartungsdruck sogar eher, als dass er abnahm. Jede Vorstellung musste mindestens so gut sein wie die vorherige, wenn nicht besser. Er wurde reizbar, leicht wütend, launisch und oft zutiefst depressiv. Er fand Trost im Essen und nahm unweigerlich eine Menge Gewicht zu. Natürlich machte es das alles nur noch schlimmer. Er ließ sich spezielle Bühnenkostüme anfertigen, um die Tatsache zu verbergen, dass er sich nicht mehr leicht und anmutig bewegen konnte, aber mit Quasten und geschickten Schnitten lässt sich auch nicht alles kaschieren und schließlich konnte nicht einmal das großartige Können der Kostümbildner die Tatsache verbergen, dass die einst legendären Hüften jetzt inmitten eines Hektars Fett verschwunden waren und seine Bewegungen, einst so fließend und katzenartig, jetzt langsam und schwerfällig waren.
Ich glaube, es war der französische Nobelpreisträger Albert Camus, der behauptete, die meisten von uns empfinden eine seltsame Unzufriedenheit mit ihrem eigenen Leben, denn obwohl unser eigenes Leben chaotisch, inkohärent und von Natur aus unkontrollierbar erscheint, so erscheint uns das Leben anderer Menschen vollständig, ganz, perfekt gelebt und beneidenswert ordentlich und aufgeräumt.
Das liegt natürlich daran, dass wir zwar alles an unserem eigenen Leben wahrnehmen, das Leben anderer Menschen jedoch normalerweise nur aus der Ferne mitbekommen. Die Zeit, die ich mit Elvis verbracht hatte, hatte mich überzeugt, dass Camus richtig lag. Verglichen mit Elvis‘ Leben war mein eigener Aufenthalt auf Erden ein Musterbeispiel an Vernunft und Vorhersehbarkeit. Es schien mir nichts weniger als ein Wunder, dass Elvis überhaupt noch funktionieren konnte. Er hatte einmal sein Berufsleben als LKW-Fahrer begonnen und war danach möglicherweise die berühmteste Person auf dem Planeten geworden.
Er war ohne Zweifel der erfolgreichste Entertainer der Geschichte und hatte es (mit Hilfe eines Jahrmarkt Händlers) irgendwie geschafft, wahrhaft königlicher zu werden als jede echte königliche Person auf Erden. Jede seiner Bewegungen, jeder Gefallen, den er gewährte oder verweigerte, jede Äußerung wurde untersucht, überprüft und danach endloser Kritik ausgesetzt. Er hatte unaufgefordert Verantwortung für eine riesige Armee von Mitarbeitern und deren Familien und für Hunderte Millionen wankelmütiger und kritischer Fans, die enorme und teilweise beispiellose Erwartungen an ihn hatten. Seine Seele gehörte praktisch ganzen Scharen von irgendwelchen Fremden. Für einen unsensiblen Psychopathen wäre das weit zu viel gewesen; für einen sensiblen Menschen war dieser Erfolg zu einem täglichen Albtraum geworden. Es war absolut kein Wunder, dass er zu viel aß und Drogen konsumierte. Je mehr er kritisiert wurde und je größer die Erwartungen wurden, desto mehr aß er und desto mehr Drogen schluckte er. Je dicker er wurde, desto mehr wurde er öffentlich kritisiert. Er war da in eine Teufelsspirale geraten, aus der es auf den ersten Blick so gut wie kein Entkommen zu geben schien.
Es gab, so erzählte er mir eines Abends sehr spät, nur eine einzige, dauerhafte Lösung: Er musste richtig verschwinden. Er musste sein altes Leben abstreifen wie eine alte Schlangenhaut, und ein neues Leben durfte danach von innen heraus wachsen.
„Weißt du, ich esse zu viel und nehme zu viele Tabletten, weil ich ständig gestresst bin“, sagte er zu mir. „Ich bin wirklich zu fett und zu müde, um auf Tour zu gehen. Ich kann es nicht mehr ertragen, ich selbst zu sein. Ich hasse die Kritiker, die Rezensenten, die Journalisten und die Buchautoren. Je mehr sie schlechte Dinge über mich sagen, desto mehr fresse ich und desto mehr Drogen nehme ich. Es ist ein echter Teufelskreis, Mann. Ich werde zum Gespött. Meine kleine Tochter wird ihren Vater einmal nur als fetten Idioten kennen, über den sich die Leute krank lachen. Die Erinnerung daran, wer ich einmal war, wird durch das, was aus mir geworden ist, mehr als getrübt sein."
Zwei Dinge machten die Dinge dann noch viel schlimmer, als sie hätten sein müssen. Erstens war da das ständige Beharren des Colonels darauf, dass Elvis unermüdlich weiter auftreten sollte. Parker schuldete Hoteliers in Las Vegas riesige Summen Geld und das waren damals beileibe nicht die Art von Leuten, die gerne Schuldscheine in eine Schublade steckten und warteten, bis sie irgendwann fällig wurden. Diese Typen wollten ihr Geld sofort und sie wollten es mit satten Zinsen und in bar. Elvis war buchstäblich die Du kommst aus dem Gefängnis frei - Karte des Colonels (oder vielleicht besser gesagt seine Vermeiden Sie es, dass Ihnen die Beine gebrochen werden - Karte).
Elvis fühlte ein enormes Verantwortungsgefühl gegenüber den Menschen, die begriffen hatten, sich auf ihn zu verlassen, und der Colonel nutzte dies aus, und als Elvis sagte, dass er keine Shows mehr machen wolle, erinnerte er ihn ganz schnell daran, wie viele Menschen sich auf ihn verließen, um ihren wöchentlichen Gehaltsscheck sicher zu bekommen. Die Kosten für das Elvis-Imperium waren mittlerweile absurd und seine monatlichen Ausgaben astronomisch. Es gab in Amerika viele Kleinstädte, die mit weniger Einnahmen als Elvis sehr gut überleben konnten, aber er war immer knapp bei Kasse. Der Colonel schien sich nie um Geld zu sorgen. Er ging immer davon aus, dass es noch eine Tournee, eine weitere Platte, ein weiteres erfolgreiches Merchandise, einen weiteren Film, einen weiteren Deal geben würde. Aber Elvis machte sich immense Sorgen. Er befürchtete, dass nicht genug Geld da sein würde, um seine Tochter, seinen Vater und die riesige Familie von Presley, Freunden, Mitarbeitern und Fans zu versorgen, die sich mittlerweile blind auf den King verließen, was ihre regelmäßige Versorgung mit Lincolns und Cadillacs anging, und um ihnen den Champagner-Lebensstil zu bieten, an den sie sich so sehr und so schnell gewöhnt hatten.
Das zweite Problem war, dass zwei ehemalige Freunde von Elvis, Red und Sonny, ein Buch über ihn geschrieben hatten. Red und Sonny waren enge Freunde gewesen, die mit Elvis in Graceland gelebt hatten, und sie wussten genau, wo alle Leichen begraben waren. Der Colonel hatte ein Vorabexemplar des Buches erworben und es höchst unklug Elvis zum Lesen gegeben. Elvis war so wütend auf die beiden ehemaligen Freunde, denen er tief vertraut hatte, dass er sie beide erschießen und ihre Leichen irgendwo auf dem Gelände begraben lassen wollte. Wenn der Colonel es ihm erlaubt hätte, hätte er wahrscheinlich genau das getan.
Das Buch erschien nur ein paar Wochen vor Elvis‘ offiziellem Tod, aber Elvis las, was sie zu sagen hatten, schon einige Zeit vorher und ich weiß mit Sicherheit, dass er tagelang über das, was sie da hingeschmiert hatten, geweint hat. Er war über diesen Verrat mehr als erschüttert und glaubte, dass das Buch seine Karriere beenden würde, aber er war auch endlos frustriert über den Gedanken, dass seine kleine Tochter Lisa das verdammte Buch lesen würde, wenn sie einmal erwachsen wäre. Dieses verdammte Buch machte es ihm unheimlich schwer, neuen Leuten zu vertrauen, und um ehrlich zu sein, ist es leicht zu verstehen, warum.
Das Ergebnis all dessen war, dass Elvis sich verzweifelt zurückziehen wollte. Er bestand darauf, dass er die ganze Bewunderung und Beweihräucherung nicht mehr vermissen würde, weil der Preis dafür einfach zu hoch sei und er ihn nicht mehr bezahlen könnte. „Ich möchte ein weit weniger stressiges Leben“, sagte er. „Ich sehe all diese Leute mit ihrem normalen Leben und beneide sie darum. Ich weiß, dass sie mich wahrscheinlich beneiden, aber ich beneide sie auch.
Ich würde alles dafür geben, ein einfaches, ehrliches und stinknormales Leben zu führen und von all dem Zeug wegzukommen." Mit bemerkenswerter Naivität sprach er davon, das Showgeschäft für immer und ewig aufzugeben und ein ganz normaler Bürger zu werden. Er wollte dieser Glamour Welt, in der er lebte, so verzweifelt entfliehen, dass er bereit war, Graceland aufzugeben und in etwas Kleineres und Billigeres zu ziehen.
„Das könntest du nie tun“, war meine erste Reaktion. „Du bist zu berühmt, zu bekannt. Wenn du das alles aufgeben würdest, müsstest du dein Leben komplett ändern. Das wäre fast so, als würdest du in ein Zeugenschutzprogramm eintreten. Du könntest Lisa Marie oder Vernon nie wieder sehen." Tatsächlich dachte ich, wir bräuchten etwas weit Besseres als das Zeugenschutzprogramm des FBI. Elvis bräuchte eine völlig echte und absolut neue Identität, die ihm eine andere Regierung zur Verfügung stellen müsste, und er müsste sicher auch in einem anderen Land leben.
„Ich kann mich ändern“, beharrte Elvis. „Ich könnte abnehmen und die verfluchten Pillen absetzen. Ohne mir ständig Sorgen über das nächste Konzert zu machen und darüber, ob die nächste Platte ein Hit wird oder nicht, könnte ich es schaffen.“
Ich dachte einen Moment darüber nach. Es war, so schien es, nur eines dieser nächtlichen Gespräche, die Leute führen, wenn sie zu müde sind, um klar zu denken, und sich stattdessen lieber mit einem unmöglichen Traum beschäftigen.
„Du würdest es nie jemandem erzählen können“, sagte ich. „Niemandem. Niemals.“
„Das könnte ich sicher“, sagte Elvis. Er legte das Erdnuss- und Marmeladensandwich hin, an dem er gerade gegessen hatte, und beugte sich vor. „Du musst aber mitkommen. Ich brauche dich bei mir. Ich könnte niemand anderem vertrauen.“ „Wohin solltest du gehen Elvis? Du bist doch viel zu bekannt, um in den Staaten zu leben.“ Elvis dachte eine Weile nach.
„Ich gehe nach Paris, Frankreich“, sagte er. „Ich mag Paris. Wir hatten dort einige schöne Zeiten, nicht wahr?“ Er lächelte und seine Augen leuchteten. Es war, als hätte jemand in seinem Kopf eine 1000-Watt-Glühbirne eingeschaltet.
Ich habe noch nie jemanden mit einem schöneren Lächeln getroffen als Elvis. Es war das Einzige, was er nie verbergen konnte. Sogar heute, fast 40 Jahre nach seinem offiziellen Tod, ist sein Lächeln noch da. Die Wangen bilden Grübchen, der Mund verzieht sich ein wenig nach oben, der Kopf neigt sich leicht nach vorne und zur Seite und da ist es dann: Ein Millionen-Dollar-Lächeln, für das jeder Politiker der Welt seine Seele verkaufen würde, um es wenigstens nur für einen Wahlkampf zu besitzen.
Als Elvis als GI in Deutschland diente, verbrachte er einen Großteil seiner Erholungspausen in Paris. Dort hatten wir uns auch kennengelernt. Meine Karriere als Schriftsteller war damals ins Stocken geraten und ich arbeitete als PR-Manager für einen der großen Nachtclubs. Normalerweise war es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Name des Clubs in den Zeitungen erwähnt wurde, wenn irgendwelche Prominente ihn besuchten. Wenn ein Filmstar wie Jean-Paul Belmondo oder Alain Delon in den Club kam, wollte der Manager natürlich Bilder in allen Zeitungen und Wochenmagazinen sehen.
Bei Elvis war das anders. Meine Aufgabe war es da, seine Besuche so geheim wie möglich zu halten. Das lag sowohl im Interesse des Clubs als auch in seinem eigenen. Dem Colonel gefiel es gar nicht, dass bekannt wurde, dass sein Junge dabei beobachtet worden war, wie er die Mädchen in einem gehobenen Stripclub anstarrte. Und der Clubleitung gefiel es wiederum nicht, dass bei den beiden Gelegenheiten, bei denen bekannt wurde, dass Elvis gerade im Club war, innerhalb einer Stunde so viel Gedränge auf der Straße draußen war, dass zahlende Kunden nicht einmal in der Lage waren, sich bis zur Tür durchzudrängen.
„Du müsstest Colonel Parker sagen, dass du in den Ruhestand gehst“, erklärte ich. Colonel Tom Parker hatte hatte Elvis gemanagt, seit sie sich Anfang 1955 kennengelernt hatten. Elvis glaubte, dass er seinen Erfolg Parkers zielstrebigem Einsatz und seiner Hingabe verdankte, und er vertraute ihm buchstäblich blind. Mittlerweile zahlte er dem Colonel sogar einen großen Teil seines Einkommens, und ich war nicht der einzige, der dachte, dass diese Tatsache ein ziemlich großer Teil von Elvis' Problem war.
Wenn man von dem, was dann noch übrig blieb, Ausgaben und Steuern abzog, war Elvis bei weitem nicht so reich, wie er hätte sein sollen, und bei weitem nicht so reich, wie die Leute auf der Straße dachten. Elvis konnte nie verstehen, warum er im Prinzip immer pleite war und weiterarbeiten musste, nur um die ewigen Rechnungen zu bezahlen, aber die Erklärung war gar nicht schwer zu finden.
„Erzählen Sie es ihm von mir“, sagte Elvis, der den Colonel so sehr respektierte, dass er immer ein wenig Ehrfurcht vor ihm hatte. „Erzählen Sie es ihm.“
Viele Menschen rennen weg und verstecken sich vor etwas, das sie getan (oder nicht getan) haben, oder vor der Person, die sie waren, und dem Leben, das sie sich aufgebaut haben. Für die meisten von ihnen ist das Weglaufen und Verstecken nicht allzu schwierig. Ich wusste, dass das Wegrennen und Verstecken für Elvis fast unmöglich schwierig sein würde. Und ich vermutete und hoffte inständig, dass er unser Gespräch bis zum Morgen vergessen haben würde.
Aber Elvis hat es eben nicht vergessen. Und als ich am nächsten Morgen frühstückte, kam er daher, setzte sich neben mich, sah sich um, um sicherzugehen, dass niemand in Hörweite war, und fragte mich gerade heraus, wann ich dem Colonel sagen wollte, was wir da vorhatten.
„Das wird nicht funktionieren“, sagte ich ihm. „Du bist einfach zu verdammt berühmt. Sobald die Leute merken, dass du weder in Graceland und nicht auf Tour bist, werden sie wissen wollen, wo du bist. Jeder Journalist der Welt wird nach dir suchen. Glaub mir, ganz zu schweigen von mehreren Millionen Fans. Du müsstest dich irgendwo in einem Keller oder auf einem Dachboden verstecken und was wäre das für ein Leben? Dir ginge es dann doch viel schlechter als jetzt.“ „Ich muss es tun“, sagte Elvis. Er sah so enttäuscht aus wie ein Kind, dem gesagt wurde, dass Weihnachten auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. In diesem Moment wurde mir klar, wie nahe er wirklich dem Abgrund war. Er hatte echte Tränen in den Augen und sah alt und erschöpft aus. „So kann ich unmöglich nicht weitermachen“, flüsterte er.
Ich kann mich noch an seine Worte erinnern und ich kann mich noch an die Qual in seiner Stimme erinnern. Es war echt. Ich habe immer gedacht, dass Elvis ein besserer Schauspieler war als die Filme, die er gemacht hat, aber wenn er ein so guter Schauspieler gewesen wäre, hätte es überall in der Villa kleine goldene Statuetten gegeben. „Ich bin auf einem Laufband, Mann. Begreifst du? Ich muss da runter. Ich wäre lieber tot, als so weiterzumachen.“ Er hielt inne. „Außerdem muss ich all den fürchterlichen Morddrohungen entkommen.“ „Die Morddrohungen! Welche Morddrohungen? Sind die denn ernst gemeint?“ Sogar in den 1970er Jahren erhielten alle wirklich berühmten Leute Morddrohungen, aber nur sehr wenige wurden von irgend jemandem je ernst genommen, oft auch nicht von den Leuten, die sie aussprachen. Aber Elvis klang da sehr ernst. Und das war das erste Mal, dass ich überhaupt davon hörte.
„Wir haben Drohungen bekommen“, sagte Elvis. „Sie klingen ziemlich ernst. Sie haben sogar gedroht, Lisa umzubringen. Wenn ich allerdings tot wäre, hätte es doch keinen Sinn, weiterhin Drohungen auszusprechen, oder?“ Wir saßen einige Augenblicke schweigend da. Schließlich sprach ich.
„Das ist die einzige Möglichkeit, es zu tun?“ Er sah mich an. „Sterben?“ Er runzelte die Stirn. „Du meinst, ich sollte mich umbringen? Oder sollst du es für mich tun? So oder so ist es eine Sünde. Ich werde mich nicht umbringen." Ich schüttelte den Kopf. „Ich meine nicht, dass du sterben solltest. Nicht wirklich. Nur, dass du vielleicht so tun solltest, als ob du gestorben wärst.“
Er sah mich an und runzelte die Stirn. „Den Leuten einfach sagen, dass ich gestorben bin?“
„Schau doch, niemand würde nach dir suchen, wenn er glaubte, du wärst tot. Es müsste natürlich eine Leiche und eine Beerdigung geben. Aber du könntest dann cool verschwinden, wenn die Presse und die Fans alle davon überzeugt wären, dass du in einem Sarg fünf Fuß unter der Erde liegst. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, nach dir zu suchen, wenn jeder bereits zu wissen glaubt, wo du bist?“
„Ich weiß nicht“, sagte Elvis kopfschüttelnd. „Was sollen wir Lisa Marie sagen? Wie sollen wir ihr erklären, dass Papa nur so tut, als sei er tot? Oder muss sie so tun, als sei sie tot? Und Ginger? Und der Colonel? Und mein Vater? Und Billy? Wenn wir alle gleichzeitig sterben, werden die Leute mehr misstrauisch. Und wenn sie wissen, dass ich noch lebe und nicht wirklich tot bin, werden sie es einfach verraten. Und wenn ich in Philadelphia lebe und Lisa Marie und Ginger und der Colonel und alle anderen zu Besuch kommen, wird jemand hundert prozentig Lunte riechen. Irgendjemand bei irgendeiner Zeitung wird wissen wollen, warum alle, die ich kannte, jetzt plötzlich in einer neuen Umgebung leben.
„An einem Ort, den sie wahrscheinlich noch nie zuvor besucht haben. Und dieser Jemand wird den Namen des dicken Kerls mit der dunklen Brille wissen wollen, der mit ihnen so rumhängt.“
„Wir können es ihnen nicht sagen“, sagte ich. „Wir können es niemandem sagen. Außer vielleicht dem Colonel. Jeder sonst muss wirklich glauben, dass du gestorben bist." Ich wusste, der Colonel würde die Vorteile einer solchen Aktion sofort erkennen. Er würde es als Elvis‘ beste Karrieremöglichkeit ansehen. Immer wenn bekannte Plattenkünstler sterben, gehen die Verkaufszahlen ihrer Platten und Merchandise Produkte durch die Decke.
„Nein, nein, nein“, sagte Elvis. Er stand auf und schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht machen. Das würde auch nicht funktionieren.“
Er war leichenblass geworden und ich dachte wirklich, er würde womöglich gleich einen Herzinfarkt erleiden. Er sah furchtbar aus. Er war damals wirklich in einem furchtbaren Zustand und ich glaube, wenn er die ganze Reihe an Shows wirklich gemacht hätte, die der Colonel für ihn geplant hatte, so wäre er wirklich gestorben – wahrscheinlich live auf der Bühne – und Elvis hätte das Gebäude zum letzten Mal auf einer Bahre verlassen.
Ich stand auf und half ihm, sich wieder hinzusetzen. Er sah zwanzig Jahre älter aus, als er war, und bei seinem verheerenden Aussehen an diesem Tag hätte ihm kein Vertreter für Lebensversicherungen eine Police verkauft.
„Okay“, sagte ich. „Vergiss es. Aber es ist der einzige Weg.“ „Nein, das kann ich nicht tun“, wiederholte Elvis.
Wir saßen ein oder zwei Minuten da. Keiner von uns sprach ein Wort. Langsam kehrte seine Gesichtsfarbe zurück. Als er ein bisschen weniger wie eine Statue und ein bisschen mehr wie ein Mensch aussah, ging ich in die Küche und bestellte ihm ein Frühstück. Ich dachte ehrlich, er würde meine Idee nicht noch einmal erwähnen. Vor der Küche warf ich eine Münze, da ich beschlossen hatte, dass ich, wenn sie Kopf zeigen würde, nichts mit seinem Plan zu tun haben wollte, selbst wenn er sich entschließen sollte, ihn umzusetzen. Als die Münze Kopf zeigte, war sie allerdings unter einen Stuhl gerollt, und da, wie jeder weiß, das Ergebnis eines Münzwurfs ungültig ist, wenn die Münze unter ein Möbelstück gerollt ist, warf ich sie ein zweites Mal. Sie zeigte wieder Kopf, und da es mir nicht richtig erschien, eine Entscheidung auf der Grundlage eines Ersatzwurfs zu treffen, warf ich die Münze ein drittes Mal. Diesmal landete die Zahl nach oben, und ich beschloss, nichts zu tun oder zu sagen und keine Entscheidungen zu treffen, sondern abzuwarten, ob Elvis unsere Idee noch einmal erwähnen würde.
Den restlichen Morgen verbrachte ich damit, mir eine Möglichkeit auszudenken, wie ich den Colonel davon überzeugen könnte, Elvis nicht nach Las Vegas zu schicken.
“Sag einmal, wie würde diese Sterbesache denn funktionieren?“ fragte Elvis später am Abend. Seine Sprache war wegen der Medikamente langsam und bedächtig. Die verdammten Pillen, die er nahm, hatten sein Denken und Sprechen verlangsamt und sein Gedächtnis ruiniert. Früher vergaß er nie etwas. Heutzutage vergaß er sogar Lieder, die er schon hundertmal gesungen hatte. Er begann ein Lied und summte dann nur noch. Auf der Bühne verließ er sich manchmal darauf, dass ihn Bandmitglieder an die Texte erinnerten.
Wir saßen im Garten von Graceland. Elvis trug ein weites, hellblaues Seidenhemd mit langen Kragenspitzen und eine weite dunkelblaue Seidenhose, die seiner Meinung nach sein Gewicht verbarg. Ich erinnere mich an die Kleidung, weil er sonst fast immer Overalls trug und dieses Outfit anders war. Ich glaube, jemand hatte ihm das Hemd und die Hose zu Weihnachten geschenkt.
Vielleicht saßen wir damals auf der Veranda. Wir saßen bestimmt nicht drinnen. Das menschliche Gedächtnis ist schon komisch, nicht wahr?
Ich kann mich nicht genau erinnern, wo wir saßen, aber ich weiß noch genau, was Elvis aß. Er verdrückte ein riesiges Erdnussmarmeladensandwich, das aussah, als hätte man ein Brot in zwei Hälften geschnitten und den Inhalt eines Glases Marmelade zwischen die beiden Hälften gegossen. Es sah so aus, weil es eben das war. Die Köche in Graceland waren hochbezahlte, erfahrene Profis, die wahrscheinlich eher daran gewöhnt waren, mit Trüffeln und Kaviar zu arbeiten als mit Erdnussmarmelade, und die zweifellos Soufflés und raffinierte Entengerichte hätten zubereiten können, wenn es nötig gewesen wäre. Leider für sie und Elvis' Figur verbrachten sie die meiste Zeit damit, riesige Sandwiches zu machen und einfallslos Burger und Hotdogs zu braten. Ich trank eine Diät-Cola.
Ich sah ihn an.
„Ich meine, nur so aus Interesse, erzähl mir, wie es ablaufen würde. Ich bin tot und ziehe nach Paris. Würde es niemandem auffallen, wenn Elvis Presley plötzlich eine Wohnung mietet und in einem Nachtclub auftaucht?“
„Mann, du wärst nicht mehr Elvis Presley. Du wärst jemand anderes.“
„Wer? Wer werde ich sein?“
„Ich weiß nicht. Du bräuchtest einen neuen Namen. Einen neuen Pass und einen neuen Führerschein. Wir würden dein Aussehen ändern, damit du eben nicht wie Elvis Presley aussiehst."
"Welchen Namen? Wie soll ich mich nennen?"
"Ich weiß nicht."
"Ok, ich möchte Jesse Presley heißen."
"Du darfst nicht Jesse Presley heißen!" sagte ich ihm und widerstand der grässlichen Versuchung zu lachen. Es war eine lustige Angelegenheit.
"Warum denn nicht?"
"Jeder Elvis Fan weiß doch genau, dass Jesse dein Zwillingsbruder war. Wenn Jesse Presley in einem Hotel auftaucht, denk doch bitte daran, dass sich in der Lobby ein fürchterliches Gedränge bilden wird, bevor du deinen Koffer ausgepackt hast."
Elvis dachte einen Moment darüber nach und nickte dann. „Also, wie soll dann mein neuer Name sein?“
„Elvis, wirklich, ich habe keine Ahnung! Wir müssen uns eine neue Identität für dich ausdenken.“
„John Barron? Ja, ich könnte John Barron sein. Der Name hat mir schon immer gefallen.“
„Mann, so funktioniert das nicht“, sagte ich ihm und schüttelte den Kopf. „Nur, wenn du es richtig machst.“
„Aber ich könnte doch jemanden bitten, mir ein paar Papiere als John Barron zu machen!“ sagte Elvis. „Ich habe von einem Typen gehört, der Pässe und Führerscheine macht. Man gibt ihm einfach ein Foto und einen Namen und er macht daraus die neuen Papiere.“
„Nein!“ sagte ich. „Wenn du mit falschen Papieren anfängst, dann wirst du immer auf der Flucht sein, immer mit dem Blick über die Schulter nach hinten, immer darauf wartend, dass jemand merkt, dass etwas nicht stimmt. Und was macht man, wenn diese Papiere einmal abgelaufen sind? Man kann sie nicht verlängern lassen, weil sie nie echt waren."
"Nun, ja, dann lässt man einfach jemanden den Präsidenten anrufen und ihm sagen, dass ich einen neuen Pass will. Ich will ihn auf den Namen von John Barron. Das wird er dann tun."
Ich erklärte ihm, dass dann zu viele Leute Elvis Presleys neue Identität kennen würden.
„Und diese Leute sind absolut nicht gut darin, Geheimnisse zu bewahren“, bemerkte ich. „Wie lange, glaubst du, würde es dauern, bis jemand im Weißen Haus durchsickern lässt, dass Elvis Presley eigentlich gesund und munter ist und in Colorado unter dem Namen John Barron lebt?“
„Ich will doch nicht nach Colorado! Warum sollte ich in Colorado leben wollen? Ich glaube nicht, dass ich überhaupt jemals in Colorado war.“ Er dachte einen Moment nach. „Mein Auto war wahrscheinlich schon in Colorado.“
"Weißt du noch, dass der Colonel meinen Caddy einmal auf Tournee geschickt hat?"
"Du warst letztes Jahr in Colorado", erinnerte ich ihn. "Du warst mit sechzehn Leuten unterwegs."
Linda Thompson, Joe Exposito und weiß der Himmel, wer noch. Du hast in einem Hotel in Denver übernachtet und dann ein großes Haus gemietet. Dort hast du dann deinen 41. Geburtstag gefeiert."
Elvis lachte. "Ok, daran erinnere ich mich." Er runzelte die Stirn. "War das Colorado? Ich weiß noch, dass ich nachts mit einem dieser Motorraddinger mit Skiern auf die Skipiste gefahren bin. Wie nennt man die noch?"
"Skimobile."
"Richtig, ich bin mit einem dieser Skimobile herum gerast und ein Kind hat dann protestiert, dass ich mich nicht an die Regeln halte. Warum sollte man für so etwas überhaupt Regeln aufstellen?"
"Moment, Elvis, das Kind war Präsident Fords 18 jährige Tochter."
"War sie das?" Das brachte Elvis zum Lachen. "Was ist passiert?" Er lachte so sehr, dass seine Wimperntusche zu verlaufen begann. Der Kerl trug damals tatsächlich oft Wimperntusche.
„Damals kauftest du Cadillacs und Lincolns für jeden in deiner Sichtweite und nichts geschah. Du hast sogar einen Cadillac für einen Nachrichtensprecher im Lokalfernsehen gekauft, der vorher darüber berichtet hatte, du hättest für jeden in deiner Nähe einen Cadillac gekauft."
"Warum soll ich dann in Colorado leben? Es klingt, als wäre der verdammte Ort schon bis zum Rand mit Cadillacs voll."
"Das wirst du doch nicht", sagte ich ganz sanft. "Es war nur so eine Idee. Aber du darfst einfach niemandem deinen neuen Namen verraten. Und dein Reisepass muss echt sein, absolut echt, Elvis, ausgestellt von einem echten Passamt."
O ja, ich hatte hatte gelernt, bei Elvis sehr geduldig zu sein. Damals ließ sich Elvis nämlich sehr leicht verwirren. Das überrascht mich nicht. Dr. Nick hatte ihm nämlich so viele Tabletten verschrieben, dass selbst ein Nashorn verwirrt gewesen wäre. Als Elvis es schließlich schaffte, von den verdammten Tabletten loszukommen, wurde er ein ganz anderer Mensch; er war wieder der aufgeweckte, lebhafte Mensch, den ich vor so vielen Jahren in Paris kennengelernt hatte.
„Na, wie zum Teufel können wir also an einen echten Pass kommen, der gefälscht ist?“
„Elvis, das ist gar nicht so schwierig. Am besten wäre es, sich einen britischen Pass zu besorgen. Wie das geht, habe ich in einem Thriller mit dem Titel ‚Der Schakal‘ gelesen. Ich gehe auf einen Friedhof in einer kleinen Stadt in England und finde das Grab eines Kindes, das starb, als es gerade zwei oder drei Jahre alt war. Dann besorge ich mir eine Kopie seiner Geburtsurkunde.“
Elvis beugte sich nach vorn, ziemlich interessiert. „Ok, und wie macht man das?“
„Nun, ich schreibe einfach an das Standesamt in Somerset House und sage ihnen, dass ich meine Geburtsurkunde verloren habe.“
„Und die schicken dir wieder eine? Einfach so, glaubst du, keine Fragen?“
„Ja. Ich zahle ein oder zwei Dollar in englischen Pfund und die Typen schicken mir tatsächlich eine neue. Das bedeutet, ich bezahle die Geburtsurkunde, um damit einen Reisepass zu erhalten."
„Ist es das?“
„Ja.“
„So simpel?“ Elvis war sichtlich erstaunt.
„So ziemlich, ja. Ich fülle ein Passantragsformular aus und schicke ihnen die Geburtsurkunde und ein paar Fotos."
„Also muss ich nach England, um mich fotografieren zu lassen? Wie komme ich nach England, ohne dass jemand davon erfährt?"
„Elvis, du musst nicht nach England gehen. Ich mache hier ein paar Bilder und wir sorgen dafür, dass sie dir nicht besonders ähnlich sehen. Kleb dir einen Schnurrbart an und setz dir eine blonde Perücke auf den Kopf. Oder wir fetten dein Haar ein und kämmen es glatt nach hinten. Nimm ein paar Kontaktlinsen, niemand auf dieser Welt sieht jemals seinem Passfoto ähnlich, also ist das Bild nicht so wichtig. Um ganz sicher zu gehen, dass niemand das Foto erkennt, lasse ich den Film dort in einer örtlichen Apotheke entwickeln. Kein Typ in einer Apotheke in England wird denken: „He, das ist ja ein Passbild von Elvis.“ Die Fotos müssen dann von einem Arzt oder Anwalt oder einer anderen theoretisch respektablen Person beglaubigt werden, aber das kann ich einfach fälschen. Sie kontrollieren das kaum jemals. Ich kritzle einfach so etwas wie eine Unterschrift in einer anständigen Arztklaue auf die Rückseite der Fotos.“
„Und wenn sie nachsehen?“
„Mein Gott, dann versuchen wir es noch einmal mit einem anderen Namen.“
„Sie werden dich nicht greifen? Dich in den Tower von London werfen?“
„Ach was, sie werden mich nicht erwischen. Ich werde den Antrag von einer Wohnadresse aus schicken.“
„Was ist eine Wohnadresse?“
„Nun, ich zahle einem Ladenbesitzer ein paar Pfund, damit meine Post an seine Adresse geschickt wird.“
„Was, das kann man machen?“
„Ja.“
Elvis dachte eine Weile über all das nach. Er schien ziemlich überrascht und beeindruckt. „Das scheint mir eine gute Idee zu sein, Mann. Aber bedeutet das, dass ich für immer eine blonde Perücke und einen Schnurrbart tragen muss?"
„Nein, Elvis, bitte, natürlich nicht. Die Leute färben sich ständig die Haare und rasieren sich den Schnurrbart ab.“
„Glaubst du denn wirklich, dieser Quatsch könnte so funktionieren?“
„Aber ja, durchaus. Du hättest dann jedenfalls einen echten Pass unter einem neuen Namen. Du könntest ein ganz neues Leben als jemand anderes beginnen. Mit einem solchen Pass kannst du dann alles andere bekommen, was du so brauchst, Bankkonto, Führerschein und Sozialversicherungsnummer, die dort drüben übrigens Nationalversicherungsnummer heißt. Und wenn der verdammte Pass abläuft, verlängerst du ihn einfach, so wie jeder andere auch seinen Pass verlängert."
"Ok, kann ich dann also John Barron sein?"
"Nein Elvis! Nein, verstehst du denn nicht? Du musst den Namen des Jungen verwenden, der gestorben ist. Du wirst praktisch zu ihm."
"Mensch, ich bin schon einmal gestorben und jetzt bin ich schon wieder tot. Wissen die Leute in England, die Pässe ausstellen, denn nicht, dass ich tot bin?‘
„Nein, Elvis. Die Leute, die Geburtsurkunden ausstellen, haben absolut nichts mit den Leuten zu tun, die Sterbeurkunden aufbewahren.“
Elvis dachte einen Moment darüber nach. „Ist das wahr?“ Ich nickte.
„Na, dann ist das echt eine bürokratische Gesetzeslücke.“ Elvis war wieder still. Ich konnte fast hören, wie die Zahnräder in seinem Kopf klickten.
„Nun, wir brauchen zwei Pässe“, sagte er schließlich. „Können wir zwei bekommen?“
„Aber ja. Ich mache einfach zweimal dasselbe in verschiedenen Städten. Aber warum brauchst du zwei Pässe?“
„Ich brauche keine zwei. Aber ich brauche einen und du brauchst einen.“
„Warum brauche ich einen?“
„Ganz einfach, weil du mit mir kommst. Wenn ich verschwinden und sterben muss, dann gehe ich nicht alleine, darauf kannst du Gift nehmen. Du kennst Paris. Du sprichst Französisch, nicht wahr?"
Ich zögerte. "Ja, schon."
"Ich kann Billy nicht mitnehmen", sagte Elvis. "Er ist zu bekannt. Wenn die Leute ihn und mich zusammen sehen würden, würden sie sofort Lunte riechen. Dasselbe gilt für Joe. Und ich will kein Mädchen nehmen. Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann. Ich vertraue dir voll. Ich kenne dich schon lange, aber das weiß kaum jemand. Es würde doch niemandem auffallen, wenn du einfach so verschwindest, oder?"
Ich dachte einen Moment darüber nach. „Nein, das würde es wohl nicht“, gab ich zu. Es war ein absolut erschreckender Gedanke.
„Und es wäre für dich völlig in Ordnung, zu verschwinden?“
Ich nickte. Er hatte doch recht. Ein neues Leben zu beginnen würde viele Probleme lösen.
„Also, was sagst du?“ Er schenkte mir gnädig sein 1000-Watt Lächeln und hob fragend eine Augenbraue.
Elvis hatte recht. Ich hatte selbst gute Gründe zu verschwinden. Ich möchte hier darauf hinweisen, dass die folgenden Kapitel nur insofern von Interesse und Bedeutung sind, als dass sie erklären, wie und warum ich der Mann wurde, der dem wohl berühmtesten Rock- und Poptar der Welt, dem König des Showbusiness, wenn es je einen gab, dabei half, zu sterben, zu verschwinden und ein paar Monate später wieder aufzutauchen, unangekündigt, unerkannt und unbekannt in einem ganz anderen Land dieser Erde.
Ich wurde in Liverpool, England, geboren und wuchs dort auf, einige Jahre bevor die Beatles und mit ihnen der Nachtclub Cavern