Jakobsweg ist jeden Tag - Rainer Jäckle - E-Book

Jakobsweg ist jeden Tag E-Book

Rainer Jäckle

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Beschreibung

Durch Zufall habe ich das Buch von Hape Kerkeling in die Hand bekommen. Ich habe es gelesen und einen ersten Eindruck vom Jakobsweg bekommen. Danach begann ich im Internet über den Jakobsweg zu recherchieren und ich bekam eine Vorstellung darüber, wie ich das Projekt "Jakobsweg" am besten für mich organisieren kann. Ich traf am 24. Mai 2012 die letzten Vorbereitungen für meinen Jakobsweg. Der Flug war dann am 25. Mai und mein Abenteuer begann. Mit dem Buch möchte ich meine Erfahrungen und Eindrücke vom Camino wiedergeben. Dabei versuche ich den Text und die Bilder miteinander zu verbinden. Ich habe versucht das aufzuschreiben, was kein Wanderführer über den Jakobsweg enthalten kann, nämlich persönliche Eindrücke. Den Jakobsweg geht man alleine, so heißt es. Man trifft dort viele Menschen. Eine Flucht vor sich selbst ist auf dem Weg nicht möglich. "Schlussendlich bist Du im Leben ab einem gewissen Punkt auf Dich alleine gestellt und Du spürst die Einsamkeit", sagte ein Pilger zu mir. Ich lernte etwas von der Einsamkeit kennen und wurde manchmal von Gefühlen überrascht, die mir bis dahin völlig fremd waren. Auch heute noch bin ich auf dem Weg. Er ist steinig und anstrengend. Ich habe versucht mein Tagebuch, welches ich auf dem Jakobsweg geführt habe, möglichst in allen Details in das Buch miteinzubinden. Es enthält jetzt in der zweiten Auflage mehr an Assoziationen, an Denkfetzen, an Erfahrungen und vielleicht auch mehr an vermeintlich wirren und abstrusen Gedanken, die mir damals auf dem Camino so kamen und immer noch kommen, auch heute noch. Es greift Themen auf, die mich auf dem Camino aber auch heute noch beschäftigen. Themen wie Familie, Schule, Beruf, Politik, Gesellschaft und Alter. So kam dann auch zwangsläufig der Titel "Jakobsweg ist jeden Tag" zustande.

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Seitenzahl: 158

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Rainer Jaeckle

Jakobsweg ist jeden Tag

Der gelbe Pfeil zeigt mir den Weg!

3. überarbeitete Auflage, Mai 2019

Texte:

© Copyright by Rainer JaeckleUmschlaggestaltung: © Copyright by Rainer Jaeckle

Verlag:Rainer JaeckleBeim Kastenkamp 628844 Weyhe

E-Mail: [email protected]

Homepage: www.rainerjaeckle.de

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Homepage: www.epubli.de

Inhalt

Zu diesem Buch

Mein Jakobsweg

Weg, Straße, Datenautobahn

Der Weg nach Bichtlingen

Heilige Jakobus vom Sternenfeld

Der Jakobsweg im Norden

Jetzt geht es aber wirklich los!

25. Mai: von Bilbao nach Pamplona

Kampf gegen das Establishment

26. Mai: von Pamplona nach León

Mein Schulweg

27. Mai: von Leon nach Villar de Mazarife

Mein Blog ist mir wichtig!

28. Mai: von Villar nach Astorga

Der Weg meines Vaters im Krieg

29. Mai: von Astorga nach Rabanal

Ich war in der Schule der Nation

30. Mai: von Rabanal nach Ponferrada

Einen Weg mal nachempfinden

31. Mai: von Ponferrada nach Villafranca

Marionetten auf dem Weg

1. Juni: von Villafranca nach Las Herrerias

Das letzte Wegstück

2. Juni: von Las Herrerias nach Tricastella

Kann ich mein Wegende bestimmen?

3. Juni: von Tricastella nach Sarria

Meine Leserbriefe sollen nicht vergessen werden!

4. Juni: von Sarria nach Portomarin

Nur noch flüstern!

5. Juni: von Portomarin nach Palas de Rei

Mein Weg als Tiefbegabter

6. Juni: von Palas de Rei nach Melide

Wir schaffen das!

7. Juni: von Melide nach Arzua

Meine Job-Erfahrungen möchte ich weitergeben

8. Juni: von Arzua nach Pedrouzo

Der Weg von „Knöterich“

9. Juni: von Pedrouzo nach Santiago de Compostela

Eine unbedeutende Welt zur Sprache bringen

10. Juni: Santiago de Compostela

Der Frauenweg

11. Juni: Santiago de Compostela

Die „Guten“ und die „Bösen“

Das Pilger-Tagebuch

Mein Pilger-Ausweis

Der gelbe Pfeil zeigt mir den Weg

Noch ein paar Tipps

Quellenverzeichnis

Zu diesem Buch

Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich meine Erfahrungen und Eindrücke vom Camino einfach wiedergeben möchte. Es ist ein inneres Bedürfnis für mich, darüber zu schreiben. Ich versuche dabei, Wort und Bild miteinander zu verknüpfen, zumal Bilder manchmal besser eine Stimmung wiedergeben können als Worte.

Dabei steht bei meinem Schreiben der Versuch im Vordergrund, das wiederzugeben, was in keinem Wanderführer steht, nämlich über meine Gefühle, meine Erfahrungen, aber auch über das Empfinden von stehengebliebener Zeit und über Erkenntnisse zu berichten, auch über solche, die ich heute noch gewinne.

Silvia Stephan „Trister Alltag“

.

Mit dem Titel „Jakobsweg ist jeden Tag“ will ich zum Ausdruck bringen, dass ich das Gefühl des Alleine-Seins, welches ich ganz stark auf dem Camino empfunden habe, jederzeit, Tag täglich, erneut wieder empfinde.

Beispielsweise in besonderen Situationen, wenn ich mich frage: Was soll ich jetzt machen? Wie soll es weitergehen? Wie kann ich mich aus der Schwierigkeit herausretten? Was habe ich da bloß falsch gemacht? Wie setzte ich „Carpe Diem“ um?

Ich stehe ja unter Druck, möglichst etwas Sinnvolles aus meinem Rentnerdasein zu machen. Ich muss ja auch vor mir selbst und anderen bestehen können. Schlussendlich, so sagt mir eine meiner gewonnenen Erkenntnisse, bin ich auf meinem Lebensweg alleine auf mich gestellt und brauche eine Antwort auf die Frage: Wie soll ich leben?

Natürlich, darüber bin ich froh, habe ich Menschen um mich herum, die mir helfen auf meinem Weg, aber schlussendlich, in letzter Konsequenz, bin ich halt doch auf mich selbst gestellt.

Wenn ich dann irgendwann einmal sterben werde, dann sterbe ich alleine, und die Menschen, um mich herum, werden bleiben. Es gibt Dinge, da kann nur ich für mich selbst da sein.

Stephan Jäckle „Auf dem Weg zu den anderen“

Was sagt die Kirche eigentlich zum Jakobsweg? Im Faltblatt ‚Der Besuch der Kathedrale von Santiago“ konnte ich folgendes nachlesen:

Der Weg nach Santiago, so wie das ganze Leben, ist eine wunderbare Erfahrung. Er hat kein Ende, weil du spürst und ganz klar erkennst, dass du weiter auf dem Weg bist als nur nach Santiago. Du bist auf dem Weg zu den anderen, zu deinem eigenen Inneren.

Das Alleine-Sein auf dem Weg, die lange Zeit, die ich täglich auf dem Weg zu laufen hatte, die Stille und die fehlende Ablenkung, nur immer den Weg vor sich habend, auch mit dem Gefühl verknüpft, dass der Weg scheinbar kein Ende nimmt, all das verbinde ich mit meinem inneren Bild vom Jakobsweg, meinem Camino. Sogar jetzt noch, nach einigen Jahren Abstand.

Stephan Jäckle „Spazierweg“

Mein Jakobsweg

Nachdem ich meinen Job im Jahr 2012 an den Nagel gehängt habe und sich dadurch plötzlich viel freie Zeit für mich auftat, kam mir in den Sinn, zu Beginn meines neuen Lebensabschnittes mal etwas Besonderes zu machen, etwas, was mir bisher nicht in den Sinn gekommen ist.

Silvia Stephan „Mutiger Sprung vom Brett“

Vielleicht sollte ich mal ausbrechen aus dem alltäglichen, grauen Rhythmus. Vielleicht sollte ich auch mal richtig mutig sein, für meine Verhältnisse, und ein bisschen das umsetzen, was Udo Jürgens in seinem Lied „Ich war noch niemals in New York“ besingt.

Durch Zufall habe ich das Buch von Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ in die Hand bekommen. Ich habe es regelrecht verschlungen. Der Jakobsweg hatte plötzlich ein Gesicht für mich. Ich konnte ihn mir vorstellen. Danach begann ich im Internet zu recherchieren und bekam einen ersten Überblick darüber, wie ich mein Projekt „Jakobsweg“ organisieren könnte. Damit war ich zuerst mal zufrieden, behielt aber das Thema im Hinterkopf. Nach einiger Zeit begann ich aber, das Vorhaben ernsthaft in Angriff zu nehmen.

Philipp Jäckle „Angst vor dem Unbekannten“

Am 24. Mai 2012 traf ich dann die letzten Vorbereitungen. Am liebsten hätte ich kurz vor dem Start doch noch zurückgezogen. Plötzlich habe ich mich gefragt: Was soll das Ganze? Warum nicht auf dem Schliffkopf im Schwarzwald ausspannen oder vielleicht durch Freiburg flanieren? Das ist doch viel bequemer!

„Alia jacta est“, würde der Lateiner sagen, was so viel bedeutet wie: „Der Würfel ist gefallen“. Der Flug war halt schon für den 25. Mai gebucht. Er sollte mit „German Wings“ von Hannover über Stuttgart nach Bilbao erfolgen.

Silvia Stephan „Kurviger Entscheidungsweg“

Der Flug von Hamburg nach Bordeaux war mir einfach zu teuer. Damit wählte ich schon zu Beginn eine wesentlich kürzere Variante meines Jakobsweges. Jetzt war ich nur in Spanien. Frankreich hatte ich damit ausgelassen.

Im Nachhinein kann ich nur sagen: Gott sei Dank! Das wäre über die Pyrenäen eine wahrscheinlich mörderische und für mich zu lange Wanderstrecke geworden, bei den Fußblasen, die auf der jetzt gewählten Kurzstrecke noch auf mich warten sollten!

Also durch!

Philipp Jäckle „Mein erster Flug!“

Weg, Straße, Datenautobahn

Ich habe im Internet einmal recherchiert: „Was finde ich über „den Weg“ eigentlich? Was macht diesen aus? Wer hat sich mit „dem Weg“ auf irgendeine Art und Weise schon einmal auseinandergesetzt?“

„Ein Weg“, so sagt mir das Internet-Wikipedia, „ist etwas, was wie ein Streifen im Gelände zum Begehen oder Befahren dient und weniger als eine Straße ausgebaut ist. Die Benutzung eines Weges erleichtert die Erreichbarkeit eines Ortes für Materialien und Personen.“

Philipp Jäckle „Wo ist der Weg?“

Ich denke, Wege sind mit Aufbruch, Bewegung, Dynamik, dem Unterwegssein und damit einhergehend mit den unterschiedlichsten Gefühlen verbunden. Wir können Trauer, Freude und Angst empfinden. Wege können unterschiedlich beschaffen sein. Sie können steinig, sandig, mit Löchern und Pfützen versehen sein.

In Verbindung mit Hitze, Regen, Kälte oder Schnee und in Verbindung mit Gefahren, die auf dem Weg lauern können, stellten Wege schon immer eine besondere Herausforderung für uns dar. Im Unterschied zum Haus, welches im Leben einen Mittelpunkt bildet, ist der Raum des Weges ein Etwas, welches uns manchmal unwiderstehlich in die Ferne ziehen lässt.

Der Weg ist aber auch ein uraltes Symbol für den Lebensprozess: Einerseits für den Lebensweg und andererseits für den inneren Entwicklungsprozess. Wir kennen Ausdrücke wie: „Sich auf seinen Weg zu begeben“, oder „Seinen eigenen Weg gehen“. Das kenne ich auch aus meiner Jugend. Rudi Dutschke, ein 68er-Idol, lässt grüßen. Es ging meines Erachtens nach Rudi Dutschke damals insbesondere um Selbstverwirklichung und um die Entwicklung der individuellen Persönlichkeit.

Stephan Jäckle „Auf einem beschwerlichen Weg“

Bemerkenswert ist aber auch, dass oft auch Entscheidungen auf dem Lebensweg gefällt werden müssen. Wir kommen dann unweigerlich an Weggabelungen, denn geradeaus, wie es meiner eigenen Erfahrung entspricht, verlaufen die wenigsten Wege.

Grundsätzlich meine ich, dass auf dem Weg durch das Leben und in Annäherung an uns selbst, wir auf steinigen, manchmal auch gefahrvollen, selten angenehmen, bequemen Wegen zu laufen haben, und wir sind dabei Gefahren ausgesetzt, müssen Hindernisse überwinden, erleben Irr- und Umwege, geraten in Sackgassen, in die Nähe von Abgründen, entdecken Neues, empfinden unser Leben als ein Labyrinth der Irrungen und Wirrungen, ohne vielleicht am Ende ein Ziel zu erreichen.

Philipp Jäckle „Neues entdecken“

Vielleicht gelingt es aber, sich der inneren Mitte zumindest ein Stück weit zu zu nähern. In vielen religiösen Traditionen ist der Weg ein Symbol für die Suche nach dem Göttlichen und dem Selbst. Etliche Religionen verstehen sich als Reinigungsweg oder Erleuchtungsweg und versuchen ihren Anhängern den rechten Weg zum Heil zu weisen.

Silvia Stephan „Wo ist der Königsweg?“

Das Wort „Weg“ wird in der Bibel häufig genannt. Der alttestamentliche Gott ist ein mitgehender Gott. Er zeigt uns den Weg. Ein paar Beispiele aus der Bibel:

Zeige mir, o Herr, deine Wege. Befiehl dem Herrn deine Wege, er wird's wohl machen. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. 

Der Königsweg beispielsweise ist, im Gegensatz zum krummen, abweichenden Weg, der rechte und gerade Weg, der die Fortentwicklung auf das innere Ziel symbolisiert. In vielen Redewendungen, die wir tagtäglich benutzen, kommt das Motiv des Weges auch vor. Nachfolgend möchte ich einige gängige Beispiel bringen, um das zu verdeutlichen:

Jemanden den Weg bereiten… Einem etwas in den Weg legen…

Sich selbst im Wege stehen…Etwas aus dem Wege räumen…

Sich einen Weg offenhalten…Den steinigen Weg gehen müssen…

Den bequemen Weg wählen…Den Weg alles Irdischen gehen…

Einem nicht über den Weg trauen…

Philipp Jäckle „Datenstream“

Das Weg-Symbol begegnet uns auch in der Werbung. Der moderne Mensch ist ständig unterwegs und rastlos.

Er bewegt sich nicht mehr auf Wegen und Pfaden, sondern begradigt, asphaltiert und beschleunigt diese, da er sein Ziel auf dem schnellsten Weg ohne Zeitverlust erreichen will. Es entstehen Straßen, Autobahnen und der Datenstream im Internet. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an die Werbekampagne der Volksbank „Wir machen den Weg frei“, die über Jahre hinweg lief und mit dem weiten Horizont, dem unendlichen Handlungsraum der stets sportlich aktiven Menschen, die sich offensichtlich voller Elan auf ihrem Weg in Richtung ihres angestrebten Zieles befanden, verbunden war.

Philipp Jäckle „homo digitalis“

Diese Bilder von hindernisfreien Wegen zu Wasser, Land und vom Pferderücken aus, erzeugen beim Betrachter eine Tiefenwirkung und suggerieren, dass, mit Hilfe dieser Bank, der Volksbank nämlich, Hindernisse locker überwunden werden können und auch scheinbar aussichtslose Ziele mühelos erreicht werden können. Zum Schluss noch ein Zitat zu diesem Thema, das mir wichtig ist. Thomas von Aquin hat einmal gesagt:

Wähle den Weg über die Bäche und stürze dich nicht gleich ins Meer! Man muss durch das Leichtere zum Schwierigen gelangen.

Der Weg nach Bichtlingen

Auf dem Jakobsweg kam mir gelegentlich ein anderer mir sehr bekannter Weg in den Sinn. Während meiner Schulzeit in Meßkirch, der Stadt, die sich selbst den nicht gerade bescheidenen Titel „Badischer Geniewinkel“ gegeben hat, kam mir das Büchlein „Der Feldweg“, geschrieben von dem bekanntesten Meßkircher, in die Hände. Es stammt vom Philosophen Martin Heidegger“. Es folgt ein Auszug seiner sehr schönen Wegbeschreibung:

Die alten Linden des Schlossgartens schauen ihm über die Mauer nach, mag er um die Osterzeit hell zwischen den aufgehenden Saaten und erwachenden Wiesen leuchten oder um Weihnachten unter Schneewehen hinter dem nächsten Hügel verschwinden.

Der Feldweg

Jakobsweg und Feldweg haben vielleicht eines gemeinsam, wenn wir auf ihnen wandern sind sie Teil unserer Gedanken und helfen uns dabei, Richtung und Orientierung auf dem Lebensweg zu finden.

Irgendwo habe ich mal in diesem Zusammenhang gelesen, dass das Bild des Weges sich durch das Gesamtwerk von Heidegger zieht. Bei ihm kommen immer wieder Wörter vor wie Wegmarken, Denkwege und Holzwege. Heidegger soll auch mal gesagt haben:

Wenn die Rätsel einander drängten und kein Ausweg sich bot, half der Feldweg.

Rainer Jäckle „Mein Feldweg“

Apropos Holzweg. Letzthin hat mir mein Cousin erzählt, dass Heidegger mit dem Physiker Heisenberg befreundet war und dass sich Folgendes ereignet haben soll:

Beide gingen durch den Wald spazieren. Der Weg wurde schmaler, Gestrüpp hing über dem Weg und er war kaum noch zu sehen. Da sagte einer von beiden: „Wir sind auf dem Holzweg, lass uns umkehren.“ Trotzdem gingen sie weiter und bahnten sich den Weg frei. Doch plötzlich war da eine Wasserquelle direkt vor ihnen mit wunderbarem, klarem und kühlem Wasser.

Einen Holzweg zu erkennen und dann einfach zu entscheiden umzukehren, muss nicht immer richtig sein. Martin Heidegger hat mich ein Leben lang begleitet. Es begann als Schüler am Gymnasium Meßkirch. Einmal hat Martin Heidegger in seiner Heimatstadt Meßkirch, im Martinssaal, einen Festvortrag gehalten. Zuvor wurden wir von unserem Deutschlehrer auf dieses Großereignis vorbereitet.

Er versuchte mit äußerster Energie und pädagogischen Einfallsreichtum uns Heideggers zentrales Werk „Sein und Zeit“ ansatzweise etwas näher zu bringen. Allerdings vergebens. Er schaute dabei nur in verständnislos und verwirrt „guckende Gesichter“. Unser Deutschlehrer gab alles und es war nicht ganz umsonst, denn es blieb das gutes Gefühl, uns zumindest bemüht zu haben und ein gewisser Stolz auf unseren Meßkircher Philosophen.

Papillon „Heidegger und Heimat“

Vor kurzem traf ich meinen ehemaligen Deutschlehrer wieder, an der Schloss-Pforte vor Beginn eines Heidegger-Seminars in Meßkirch. Vielleicht dachte mein Lehrer in dem Moment, es ist doch nicht alles vergebens gewesen, was ich in meine Schüler investiert habe. Er war richtig „glücklich“, dass ich jetzt auch dabei war, bei dem Seminar. Übrigens es beinhaltete Vorlesungen Heideggers an der Uni Freiburg. Der Dozent las die Vorlesungstexte in einer Geschwindigkeit vor, die vielleicht für einen Wirtschaftsartikel aus der Zeitung angemessen gewesen wäre. Danach fragte er dann, ob wir alles verstanden hätten. Keiner sagte etwas.

Dann kam der nächste Vorlesungstext an die Reihe. Wieder tiefe Stille und Schweigen auf seine Frage, ob wir alles verstanden hätten. Jetzt kam aber der Durchbruch und die Beichte. Das Verständnis, wie es sich jetzt herausstellte, hielt sich doch bei den meisten Teilnehmern auf ganz niedrigem Niveau. Wir einigten uns daher darauf, aus dem Text von Heidegger einen Satz, der uns besonders relevant schien, auszuwählen und diesen dann zu versuchen, in unsere Sprache zu übersetzen, zu verstehen und vielleicht dann auch noch zu bewerten, falls noch Zeit dafür blieb und wir dazu nicht bereits zu erschöpft waren.

Stephan Jäckle: „Weg zum Meer“

Ein Teilnehmer aus Ulm tat sich dabei hervor. Ein überzeugter Anhänger von Kant und bekennender Heidegger-Kritiker, wobei sich seine Kritik vor allem gegen die eigentümliche und wortschöpfende Sprache Heideggers richtete. Ein Beispiel für seine Kritik, die ich durchaus nachvollziehen kann: „Das Nichts nichtet“. Es zeigte sich schon nach kurzer Zeit, dass sich der Ulmer Teilnehmer für uns zum geschätzten Heidegger-Übersetzer entwickelte. Das nachfolgende Beispiel unterstreicht das sehr anschaulich. Heidegger schreibt:

So vollzieht sich mir die Ausbildung der Weltanschauung als Haltung, weil sie Auseinandersetzung ist, ein Anrennen gegen das Seiende im Ganzen, ein Anrennen in der nun nicht mehr weichenden Frage: Was ist das Seiende und wie es sei?

Jetzt folgt die Übersetzung unseres Ulmer Heidegger-Kritikers:

Wenn ich über eine Welt hinausschauen will, dann ist das nur in einer Auseinandersetzung damit möglich. Dies bedeutet ein Anrennen auch gegen bisher Gedachtes, ein Anrennen auch gegen eine Frage, der nicht mehr auszuweichen ist: Was und wie ist das Seiende?

Es ist zu einfach und es wird Heidegger auch nicht gerecht, sich einfach nur hinzustellen und zu sagen: Ich verstehe kein Wort von dem, was Heidegger schreibt. Das war bisher meine Haltung. Zwischenzeitlich habe ich diese „Arroganz“ abgelegt und mich bemüht, Heidegger nicht einfach nur zu versuchen zu konsumieren, sondern ich bemühte mich jetzt, seine Philosophie mir zu erarbeiten. Ich wollte einfach den Grundgedanken, dem Heidegger folgt, etwas verstehen lernen, um auch seine Bedeutung in der Philosophiegeschichte im Ansatz nachvollziehen können.

Mein Ehrgeiz diesbezüglich ist ein Stück weit auch damit begründet, dass ich Schüler des Martin-Heidegger-Gymnasiums in Meßkirch war. In seinem zentralen Werk „Sein und Zeit“, welches 1927 erschien, habe ich geblättert und versucht ein paar Sätze zu lesen und zu verstehen. Dieser Weg erwies sich für mich als zu schwierig. Es wurde mir sehr schnell klar, dass es für mich unmöglich war, mich in das Buch einzuarbeiten.

Das Übersetzen seiner eigentümlichen und eigenen Sprache in Alltagsdeutsch schaffte ich beim besten Willen nicht. Ein faszinierendes Beispiel dazu: „Das Ding dingt“. Daher habe ich mir einen anderen Zugangsweg überlegt. Ich las einfach Autoren, wie Antonia Grunenberg oder Lutz Hachmeister, die über Heidegger in relativ unkomplizierten Sätzen geschrieben haben.

In ihren Büchern suchte ich nach Interpretationen und Kommentare zu Heideggers Werk „Sein und Zeit“ und wurde auch fündig. Daraufhin stellte ich mir die simple Frage: Was will mir Heidegger eigentlich sagen? Heidegger, so habe ich recherchiert, vollzieht einen Umbruch in der Philosophie. Die Frage des Menschen nach dem Sein steht bei ihm im Mittelpunkt.

Wandbild Uni Bremen „Zugangsweg“

Grundsätzlich ist mein Eindruck, dass er eine Menge an Fragen stellt, ohne immer darauf auch eine Antwort geben zu wollen oder zu können.

Es kommt ihm scheinbar auf das Fragen und Hinterfragen an und auf „neue“ Fragen, die einen unkonventionellen philosophischen Blickwinkel eröffnen. Der Mensch hinterfragt vor allem sein Verhältnis zum Sein. Das Sein, so habe ich es verstanden, ist die Welt als Ganzes. Der Gegenbegriff zum Sein ist das Nichts, da nichts außerhalb des Seins stehen kann. Also existiert für Heidegger kein Gott, keine Seele und es gibt kein Wiederauferstehungs-Szenario mit dem „Jüngsten Gericht“.

Wandbild Uni Bremen „Das Seiende im Sein sind wir!“

Der Mensch wird einfach in die Welt „geworfen“ und muss sich seinem „Dasein“ stellen. Damit meint Heidegger, er müsse sich der Angst und der Sorge im Alltag stellen. Nach seinem Tod landet er im Nichts. Er überlebt nicht irgendwie auf transzendenter Weise. Der Mensch mit seinem Dasein ist einfach zeitlich begrenzt.

Vielleicht ist das gar nicht so schlimm zu ertragen. Ich muss doch vielleicht nur etwas bescheidener mein Menschsein betrachten, mich selber nicht so in den Mittelpunkt stellen, sondern mich als Teil eines Kommens und Gehens in der Welt betrachten. Es werden ja genügend neue Menschen geboren. Es geht ja auch ohne mich weiter!

Heilige Jakobus vom Sternenfeld

Wie entstand eigentlich der Mythos über den Jakobsweg? Der Name „Jakobsweg“ bezieht sich auf den Apostel Jakobus. Dieser war zusammen mit seinem Bruder Johannes einer der zwölf Apostel Jesu. Jakobus war in Spanien als Missionar unterwegs. Einen gewaltsamen Tod erlitt er aber in Jerusalem und starb im Jahr 44 nach Christus. Seine Gebeine wurden nach der Legende über das Mittelmeer nach Galicien gebracht. Sein Grab geriet dann in Vergessenheit. Eine Legende beschreibt wie später sein Grab wiedergefunden wurde:

Eines Tages entdeckte Pelayo einen besonderen Stern über einem Feld. Er zog den Bischof hinzu, der an der bezeichneten Stelle ein Grab vorfand. Dieses Grab erwies sich für ihn als das Apostelgrab, das Grab des heiligen Jakobus.