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Musik ist sein Leben. Mark erzählt bei seinen Auftritten und Galas immer wieder kleinere Geschichten und Anekdoten über das, was er so in seinem Leben als Sänger im sogenannten Showgeschäft in 30 Jahren (sogar über 40 Jahre, wenn man die Zeit als Kinderstar mitrechnet) erleben durfte. Daraufhin haben ihm seine Fans immer wieder angesprochen, er solle doch alles einmal niederschreiben und in einem Buch veröffentlichen. Das ist ihm nun gelungen. Er möchte seinen Lesern und Leserinnen von seinen musikalischen Triumphen und Niederlagen, vom kleinen Alltäglichen und großen Erfreulichen erzählen, ungeschminkt und immer mit einem Lächeln auf die Welt. Begegnen Sie mit ihm seine Produzenten, Regisseuren, Musiker- und Bühnen-Kollegen, und tauchen Sie ein in die bunte Welt des Show Biz.
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Seitenzahl: 181
Veröffentlichungsjahr: 2016
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VORWORT
ERSTER APPLAUS IM TANZCAFE BIJOU
EIN KLEINER JUNGE AUF KANADA- TOURNEE
ENTDECKUNG DER GLAMOURWELT
DAS PARADIES UND DIE SINGENDE KATZE
DER GOLDENE RATHAUSMANN
ABSTECHER NACH ÖSTERREICH UND OPATIJA
IMMER AUF DER BÜHNE
BESCHEIDENHEIT IST EINE ZIER
UND IMMER WIEDER LAMPENFIEBER
BEL AMI MIT FREDDY QUINN
ES GIBT NICHTS GUTES, AUSSER MAN TUT ES
BIOGRAPHIE MARK LORENZ
REFERENZEN
VERÖFFENTLICHTE SINGLE-CDS
VERÖFFENTLICHTE ALBEN UND DVD
Musik ist mein Leben. Ich erzähle bei meinen Auftritten und Galas immer wieder kleinere Geschichten und Anekdoten über das, was ich so in meinem Leben als Sänger im sogenannten „Showgeschäft“ in 30 Jahren (sogar über 40 Jahre – wenn man die Zeit als „Kinderstar“ mitrechnet) erleben durfte. Daraufhin haben mich meine Fans immer wieder darauf angesprochen, ich solle doch alles einmal niederschreiben und in einem Buch veröffentlichen.
Das ist mir nun gelungen. Ich möchte meinen Lesern und Leserinnen von meinen musikalischen Triumphen und Niederlagen, vom kleinen Alltäglichen und großen Erfreulichen erzählen, ungeschminkt und immer mit einem Lächeln auf die Welt. Begegnen Sie mit mir meinen Produzenten, Regisseuren, Musiker- und Bühnen-Kollegen und tauchen Sie ein in die bunte Welt des Show-Biz.
Das Telefon läutet… „Hallo“ Es ist meine Tante aus Schweden. „Alles Gute zum Geburtstag“, - wir reden noch ein wenig über dieses und jenes und ich erzähle ihr, dass ich gerade ein Buch schreibe.
„Gute Idee!“, meint sie und setzt nach: „das hätte auch deiner Oma gefallen“. Meine Gedanken katapultieren mich zurück in die Kinderzeit. Meine Großmutter und ich - wir waren immer zusammen! Sie mochte Tiere, Musik und sie liebte es, unterwegs zu sein. Wir unternahmen viel.
Ich wuchs in einer Zeit auf, in der der deutsche Schlager noch einen großen Stellenwert hatte. Es gab damals nicht so viele Sängerinnen und Sänger wie heute.
Das Taschengeld, das ich als kleiner Junge bekam, wurde von mir gleich in die neuesten Lieder, die es auf sogenannten Singles gab, investiert. Niemals hätte ich gedacht, dass ich Jahre später mit meinen damaligen „Favoriten“ auf ein und derselben Bühne stehen werde. Faszinierend fand ich damals Renate Kern, Peggy March, Katja Ebstein, Siw Malmkvist - die mit ihren Liedern, sowohl was die Stimme als auch das Aussehen betraf, ein offenes Ohr und Auge bei mir fanden. Deren Platten liefen den ganzen Tag bei uns zu Hause und ich sang immer mit. In meiner Phantasie sah ich mich auch schon da oben auf der Bühne!
Es gab in Nürnberg, gleich beim Admiral Kino, das Tanzcafé Meissner. Nach ein paar Stufen die Treppe hinunter, befand man sich sogleich in einem Tanzsaal. Die Band auf der Bühne spielte die neuesten Hits für das tanzwütige Publikum. Ein Conférencier führte durch das Programm und der eine oder andere Star stand hier „auf den Brettern, die die Welt bedeuten“. In der Faschingszeit lockte ein Kindernachmittag mit Wettbewerb. Jedes Kind konnte hier einmal zeigen, ob es „bühnentauglich“ ist.
„Da möchte ich singen“, rief ich, als meine Großmutter mir davon aus der Zeitung vorlas. Ich wählte Romeo und Julia von Peggy March und hatte nach meinem Vortrag ein recht gutes Gefühl - ich wurde Siebter, immerhin! Meine Freude war groß. In dieser Zeit versuchte ich mein Glück immer wieder bei verschiedenen Nachwuchswettbewerben, heute Casting genannt. An einen kann ich mich besonders gut erinnern. Im Deutschen Hof fand im Lessing Saal ein Talentwettbewerb statt - natürlich war ich dabei. Ich sang Alle Blumen brauchen Sonne von Renate Kern. Mit diesem Song hätte sie beinahe die Deutschen Schlagerfestspiele in Baden-Baden gewonnen. Der Ansager fragte mich, als ich an die Reihe kam, was ich zum Besten geben möchte und ich schlug ihm mein Lied vor. Er strahlte über beide Ohren und erzählte mir, dass er ein guter Freund von Renate Kern sei. Die Band fing zu spielen an und ich sang. Ich hatte zwar eiskalte Hände, war aber sonst gänzlich unbekümmert und gegenwärtig, wie es nur Kinder sein können. Danach gab es einen Moment der Stille und dann brandete tosender Applaus auf. Überglücklich und erleichtert verneigte ich mich artig, wie ich es im Fernsehen immer gesehen hatte. Der Conférencier kam und drückte mich. Er fragte nach meiner Adresse, um Renate Kern von diesem Event zu erzählen. Der erste Preis beeindruckte mich tief - es war eine riesengroße Carrera-Autorennbahn, die ich kaum tragen konnte. Wir sind daher mit dem Taxi nach Hause gefahren. Eines stand für mich jetzt felsenfest: ich werde Schlagersänger - koste es, was es wolle!
Ein paar Tage später kam ein großer Umschlag mit der Post. Ich war ganz aufgeregt und riss das Kuvert ungeduldig auf. Zum Vorschein kam ein handgeschriebener Brief von Renate Kern. „Lieber Marco, ich habe gehört, dass Du vor ein paar Tagen großen Erfolg mit meinem Lied Alle Blumen brauchen Sonne hattest. Ich wünsche Dir auf Deinem weiteren musikalischen Weg alles erdenklich Gute. Deine Kollegin Renate Kern.“
Ein großes Pressefoto mit einer lieben Widmung lag auch dabei, das hing ein paar Minuten später in meinem Kinderzimmer. Ab diesem Zeitpunkt durfte ich nun bei jeder Feier oder Geburtstagsparty beweisen, wie groß mein Repertoire inzwischen geworden war.
Die Schule wurde mir immer mehr zur lästigen Pflicht, ja, ich hatte sogar das Gefühl, sie würde mich mehr behindern als unterstützen. Eine Ausnahme gab es allerdings: das Fach Musik, unterrichtet von Frau Kleinlein. Sie war wirklich etwas Besonderes: elegant, blond, Chanel Kostüm und Sportwagen, ein blauer Karmann Ghia – perfekt. Sie passte so gar nicht zur anderen farblosen Lehrerschaft. Wir mochten einander auf Anhieb. Am Jahresende gab es in Singen immer Noten. Ich durfte am Schluss einen Schlager singen, den Einser hatte sie aber schon vorher eingetragen. Ein paar Mal nahm sie mich in ihrem Sportwagen mit, um mich, von allen sichtlich beneidet, nach Hause zu chauffieren.
Ein paar Jahre später gab es einen großen Wettbewerb einer ebensolchen Faschingsgesellschaft im legendären Tanzcafé Bijou. Das Bijou war ein elegantes Etablissement, wie man es sich heute wieder sehnsüchtig wünschen würde. In allen Zeitungen wurde über diesen Wettbewerb berichtet. Es war klar, dass ich da auch mitmachen wollte. Man musste an einem Nachmittag in diesem bewussten Tanzlokal erscheinen und vorsprechen bzw. vorsingen. Ich wählte zwei Lieder aus, die mir geeignet schienen. Begleitet von meiner Mutter, die Notenmappe unter dem Arm, marschierte ich los. Es waren viele Bewerber, die bei dieser Vorrunde erschienen: ein Opernsänger, der sich pausenlos nervös übers Haar strich, ein paar junge Mädchen, die einander gegenseitig „ihr“ Lied vorsangen, usw. Beinahe fünfzig Talente hatten sich eingefunden. Es gab Kaffee und Kuchen und für die kleineren wie mich Kakao. Eine sechsköpfige Kapelle kämpfte sich durch den riesigen Berg von Noten, denn damals gab es noch kein Playback. Ich war noch mit meinem Kuchen beschäftigt, als eine Assistentin des Wettbewerbs zu mir kam und mich freundlich an der Hand nahm und zur Bühne führte. Ich gab dem Bandleader meine Klaviernoten. Er sah sich alles gründlich an und nuschelte etwas Unverständliches auf Tschechisch. Ich fragte ihn, ob alles klar wäre und er gab mir in gebrochenem Deutsch zu verstehen, dass es eine schwierige „Nummer“ sei und sie da ein bisschen dran arbeiten müssten. Ich schlug ihm voreilig vor, dass ich gleich mitsingen könnte. Er lachte und sprach mit seinen Musikern. Unter lautem Gelächter begannen sie zu spielen. Ich setzte ein und sang, wir schafften es auf Anhieb, im Gleichklang zu sein und am Ende setzte im Saal ein derart stürmischer Applaus ein, den ich so nicht erwartet hatte. Der Veranstalter kam angelaufen und umarmte mich. Als er mich zu meiner Mutter brachte, meinte er: „Der kleine Mann ist in der Endrunde.“ Ich war happy!
In vierzehn Tagen begann der Wettbewerb, ich bekam eine neue „Bühnengarderobe“, ein blaues Sakko, eine graue Hose und einen weißen Rolli und neue schwarze Schuhe. Und zum Friseur musste ich. Haare schneiden. Ich fand zwar, dass meine langen Haare gut passten, aber ich fügte mich und freundete mich nach längeren Diskussionen mit einer neuen Kurzhaarfrisur an.
Schule spielte in meinem „neuen“ Leben eine untergeordnete Rolle. Ich hatte nur noch den Kopf für das Singen frei - ein fataler Fehler. Der Tag des Wettbewerbs kam und ich musste mit meiner kleinen Entourage, bestehend aus meinen Eltern, meiner Oma und meiner Tante schon am Nachmittag im Bijou erscheinen. Wir wurden sehr herzlich begrüßt und der Veranstalter des Wettbewerbs bat meine Eltern an den Tisch zu einem Gespräch, während ich mit dem Orchester, das aus sieben Mann bestand, mein Lied proben konnte. Es klappte alles wie am Schnürchen, auch die Stelle, bei der ich am Schluss den Ton sehr lange halten musste. Als ich an den Tisch zu meinen Eltern kam, sah ich, dass meine Mutter ein wenig blass aussah. Was war in den drei Minuten passiert? Meine Oma und meine Tante strahlten um die Wette, nur meine Mutter nicht - was war passiert? „Wir reden zuhause darüber“, antwortete meine Mutter knapp.
Wir fuhren nach Hause, denn ich musste noch ein wenig schlafen, der Abend würde lang werden.
Ausgeschlafen, angezogen und mit frisch gewaschenen Haaren stieg ich ins Taxi. Jetzt war ich doch ein bisschen nervös. Als wir ankamen, standen schon viele Leute herum, die Damen ganz elegant und frisch vom Friseur. Wenn ich heute ins Theater oder ins Opernhaus gehe, sehe ich viele in Jeans und Freizeitkleidung - damals undenkbar.
Das Bijou hatte ein ganz besonderes „Flair“, der Nightclub beeindruckte durch eine große, halbkreisförmige Bühne für die Künstler, rundherum eingefasst von eleganten Stühlen und Tischen, auf denen kleine Lampen eine intime Atmosphäre verbreiteten. Diese Art der Beleuchtung verströmte ein besonderes Fluidum.
„Ich glaube, ich hab meinen Text vergessen“ sagte ich leise zu meiner Mama. Wir gingen auf die Toilette zum „üben“.
„Du kannst ihn doch, da bin ich ganz sicher“, überzeugte sie mich und ich wurde wieder ein wenig ruhiger. Wir mussten per Los eine Nummer ziehen und ich hatte die letzte Startnummer.
Es wurde noch dunkler und der Veranstalter, der auch durchs Programm führte und die einzelnen Künstler ansagte, wurde nun von einem Spot beleuchtet. Er führte launig durch das Programm und hatte zu jedem Interpreten eine kleine Geschichte. Es dauerte endlos lange und ich wäre schon fast am Tisch eingeschlafen, wenn mich nicht das Koffein meines Colas wach gehalten hätte. Die vorletzte Künstlerin sang ihr Lied (es war Puppet on a String). Sie fragen sich sicher, warum ich das nach all den Jahren noch so deutlich weiß, ich kann es erklären, sie hatte den stärksten Applaus aller Sänger, die bisher vor ihr auftraten. Der Conférencier sagte mich an, ich trank noch einen Schluck vom „Wachgetränk“ und die Band begann das „Opening“ zu spielen. Ein Raunen ging durch das Publikum, wahrscheinlich hatten sie nicht mit einem Kind gerechnet, das in einem Schlager von Wundern, die es immer wieder gibt erzählte. Ich setzte den Schlusston an und während ich noch sang, brandete der Applaus auf.
Während das Orchester spielte, gab das Publikum per Stimmzettel seine Wertung ab. Drei Mannequins sammelten die Zettel ein, die Band spielte eine große Tanzrunde und dann war es soweit. Mit einem Tusch vom Orchester betrat der Ansager das Podium und fragte die zahlreichen Gäste, ob es ihnen bis jetzt gefallen habe. Applaus bestätigte seine Frage und er bedankte sich im Namen des Veranstalters.
„Meine Damen und Herren, wir haben einen eindeutigen Sieger am heutigen Abend, der letzte Starter ist der erste!“ Ja, und das war ich! Fast wäre ich am Tisch eingenickt, aber jetzt war ich putzmunter. Der Conférencier nahm mich an der Hand und führte mich auf die Bühne. Jetzt musste ich noch einmal meinen Siegertitel singen. Ein tosender Beifall belohnte meinen Vortrag. Ein großer Blumenstrauß wurde mir von einem der Mannequins überreicht. Der erste Preis - ich konnte es gar nicht richtig fassen.
Ich hatte eine Kanada Tournee gewonnen, 10 Auftritte in Toronto, Ottawa, Montreal, Quebec, Vancouver, Winnipeg, Calgary, London (das kanadische) und Edmonton.
Sieben TV-Auftritte in den großen Theatern und eine gute Gage sollte es auch für die Auftritte geben. Ich war überglücklich.
Der nächste Morgen war wieder ernüchternd - ich musste in die Schule.
„Muss ich wirklich?“, fragte ich meine Mutter ganz ernsthaft. Ich musste. Die nächste Zeit war nicht leicht für mich - auch nicht für meine Umgebung. Mein Interesse für alles, was nichts mit Musik und Singen zu tun hatte, sank auf den Nullpunkt. Ich sah Schule und Lernen als unnötige Last. Hatte ich doch jetzt viel um die Ohren. Die Proben für Kanada sollten beginnen. Mit der Manfred Neuner Band hatten wir einen großen Proberaum im Nürnberger Colosseum. Ein Prachtbau, den das Nazi-Regime nicht mehr fertigstellen konnte. Im unteren Teil waren ein riesiges Tonstudio, ein Proberaum für die Nürnberger Symphoniker und verschiedene Lagerhallen untergebracht. Im oberen Stock hatte Manfred Neuner einen großen Raum gemietet, wo er und seine Musiker neue Titel einstudierten. Hier begannen nun die musikalischen Vorbereitungen für „meine“ Kanada Tournee. Mit einem Schlagzeuger, einem Gitarristen und einem Bassist probte der Bandleader Manfred Neuner, selbst an einer Hammond Orgel sitzend, mit mir die Lieder für zehn Galaauftritte, die ihren Höhepunkt in Ottawa im großen Opernhaus erreichen sollten. Es gab eine Reihe von Besprechungen mit den Verantwortlichen und der Faschingsgesellschaft, die mit einem bunten Programm die vielen Deutsch-Kanadier, in den bis zu 2000 Plätzen großen Sälen überraschen und begeistern sollten.
„Du brauchst warme Sachen zum Anziehen“, meinte meine Mutter und wir kauften viele Pullover, Winterstiefel und eine ganz der neuesten Mode entsprechende Teddy-Jacke.
„Ich brauche aber auch für die Auftritte schöne Sachen“, meinte ich lapidar. Meine Oma steuerte dazu bei und meine Bühnengarderobe wuchs beachtlich.
Mit einem Freund vor dem Freibad in Fürth
Mein erste Autogrammkarte
Beim Rollschuhlaufen mit meinen Cousinen
Auf dem Spielplatz
Meine Kinderzeit – wenn ich sie Heute betrachte, war wirklich schön, man freute sich noch an den kleinen Dingen, war zufriedener und glücklicher. Mein Großvater spielte Geige – er muss gut gewesen sein – Auftritte im Opernhaus mit großem Orchester und im Musikpavillon am Dutzendteich, die sogenannten „Sonntags Matineen“.
Mit Oma, Mama und Cousinen in Malmö
Mein Opa - Konzertgeiger
Mit Papa am Wolfgangssee
Kleiner „Matrose
Abenteuer mit meiner Oma
…mit Mama und Papa
Mit Oma zu Besuch bei Tante und Cousinen in Schweden
Meine erste Katze
...in Pose
Ein Besuch meiner Eltern in der Schule war vonnöten, denn ich brauchte ja „Sonderferien“. Der Rektor und mein Klassenlehrer hörten sich alles an und fanden die Idee gar nicht schlecht. Sie schmückten sich in ihrer Vorstellung bereits damit, dass ein Schüler ihrer Lehranstalt ein angehender Kinderstar werden würde. Ich war zu dieser Zeit der Meinung, dass ich eigentlich überhaupt nicht mehr in die Schule gehen müsste. Aber alles der Reihe nach. Nach unendlich vielen Proben und Vorbereitungen kam der Tag X. Wir fuhren mit dem Taxi am frühen Morgen zum Treffpunkt, wo uns unser Bus nach Frankfurt bringen sollte, direkt zum Flughafen. Ein wenig traurig war ich jetzt doch, als mir klar wurde, dass ich vierzehn Tage lang, tausende Kilometer weit weg, ganz allein auf der Bühne stehen sollte, noch dazu jeden Abend auf einer anderen. In dem großen Reisebus saß neben mir ein noch kleineres Mädchen, das wie ich später erfuhr, als Tanzmariechen auftreten sollte. Sie lachte und stopfte sich andauernd Süßigkeiten in den Mund, die ihr von ihrer besorgten Mutter immer wieder zugesteckt wurden. Warum war ich eigentlich allein? Lag es an der Bescheidenheit meiner Eltern, die so gar nicht daran gedacht hatten, eine Begleitperson für mich „auszuhandeln“? „Aber nein, es werden sich alle um den kleinen Mann kümmern“, so wurde ihnen immer wieder versichert. Jetzt war es zu spät, ich merkte wie meine Augen feucht wurden und eine Träne über meine Wange lief. Dabei war ich doch schon „so groß“! Rasch sah ich zum Fenster hinaus, und tat, als gäbe es da draußen etwas Wichtiges zu sehen, damit niemand meine Tränen bemerkte. Nach ein paar Stunden waren wir am Frankfurter Flughafen angekommen und sahen vor unserem Schalter eine Menge Fotografen um eine hübsche, blonde Frau, die in einem bodenlangen Pelzmantel den Presseleuten und Fotografen Rede und Antwort stand. Es war die amtierende „Miss Bayern“ Helga Huber, ich wurde ihr vorgestellt und sollte an Bord neben ihr sitzen. Sie strahlte eine solche Eleganz und Liebenswürdigkeit aus, dass ich mich ganz eingeschüchtert fühlte. Der zehnstündige Flug verging relativ schnell. Es wurde ein ausgiebiges Menü offeriert, man servierte Sekt - auch für mich und den Rest habe ich sozusagen verschlafen. Ich weiß noch, dass ich damals weder Flugangst noch Lampenfieber hatte, eben ein unbekümmertes Kind. Heute sieht das schon anders aus, ich bin jedes Mal froh, heil aus einem Flugzeug zu steigen, von meinen Auftritten, bei denen ich vor Lampenfieber fast sterbe, ganz zu schweigen.
Pressebericht über meine Kanada-Tournee
Nun waren wir in Toronto gelandet und wurden von einer Delegation des dortigen Rathauses, samt Bürgermeister empfangen. In einem komfortablen Bus gab es eine Sightseeing Tour durch die Stadt und ein Besuch in einer Brauerei krönte den Abschluss dieses ersten Programms.
Wir wurden in unser Hotel gefahren, um uns auszuruhen und frisch zu machen, denn die erste Veranstaltung sollte noch am selben Abend stattfinden. Die Ballettmeisterin Erni Koydl klopfte an meine Tür, um mich abzuholen. Sie umarmte mich tröstend und meinte, ich solle nicht allzu traurig sein und wenn ich etwas auf dem Herzen hätte, wäre sie immer für mich da. Wir kamen in den ersten prachtvollen Saal, wo Manfred Neuner bereits mit den Musikern probte.
„Du kannst gleich mal einen Soundcheck mit uns machen“, rief man mir zu.
Ich ging die Treppe zur Bühne hinauf und bekam ein Mikrofon in die Hand gedrückt, damals noch mit einem endlos langen Kabel. Es gab zu dieser Zeit noch keine funkgesteuerten Mikros. Es klappte wunderbar, die vielen Proben in „Old Germany“ machten sich bezahlt.
„Okay, das passt!“, rief Neuner mir zu und ich ging in eine Garderobe, die für die Musiker und mich vorbereitet war.
Wieder kam eine sehr nette Dame und fragte, ob ich etwas bräuchte. Man kümmerte sich sehr um mich.
„Wir holen dich dann ab“ lächelte sie und hängte meine Bühnengarderobe in einen Schrank.
„Kannst du dich alleine anziehen?“
Ich nickte, natürlich konnte ich das.
Die Zeit verging wie im Flug. Wir hatten jeden Tag ein volles Programm, tagsüber absolvierten wir Empfänge der jeweiligen Bürgermeister, erledigten die Pressetermine, Besichtigungen und am Abend traten wir in den großen Hallen auf, die seit Wochen ausverkauft waren.
Ich hatte Heimweh. Jeder einzelne der hundert Mitwirkenden kümmerte sich rührend um mich; heute war es die Operettensängerin Angelika Ärmer, morgen wieder eine Ballettmeisterin, die die Gardemädchen trainierte. Ich hatte jeden Tag eine andere „Mutti“.
„Ich möchte nach Hause“, sagte ich dennoch eines Tages in festem Ton zu einem der Verantwortlichen. Der Präsident der Karnevalsgesellschaft baute sich vor mir auf und hielt mir eine Standpauke. Er meinte schroff, ich solle mich wie ein Kinderstar benehmen und nicht rumzicken. Man darf nicht vergessen, es gab zu jener Zeit keine Handys, mit denen man mal so ganz schnell jemand anrufen hätte können. Wir hatten einen straffen Zeitplan, wir flogen von einer Stadt in die andere, einpacken, auspacken, proben, Auftritt, Empfänge und Besuche bei den Stadtoberhäuptern, Journalisten-Interviews, usw. Bei jedem Galaabend waren die jeweiligen Fernsehstationen vor Ort und drehten mit. Die Rechnung ging auf. Die vielen Deutschen, die vor Jahren nach Kanada ausgewandert waren, entpuppten sich als ein glückliches und dankbares Publikum. Melodien wie Ich hab getanzt heut Nacht, Komm Casanova küss mich, vorgetragen von einer blonden, sehr hübschen Operettensängerin und Schlager wie Wunder gibt es immer wieder, Romeo und Julia, Alle Menschen auf der Erde, Ein Zigeuner ohne Geige - Texte von Liebe und Leidenschaft, vorgetragen von einem zwölfjährigen Jungen, waren Garant für einen erfolgreichen Abend. Ich hatte sogar schon eigene Autogrammkarten, die extra für mich, vor Tourneebeginn, gedruckt wurden. Damals noch etwas ganz besonderes.
Dann kam der letzte Tag in Ottawa. Wir wurden vom Flughafen, in unser Hotel gebracht. Es war ein „Palast.“ Ich bekam vor Staunen den Mund fast nicht mehr zu. Es wurde uns alles abgenommen. Ich musste nicht einmal meine Tasche mit den Noten meiner Lieder tragen. Ja, und ich sah zum ersten Mal „goldene“ Wasserhähne.
„Probe ist in einer Stunde, wir treten heute Abend im berühmten Opernhaus in Ottawa auf“, sagte Neuner und warf einen Blick in mein äußerst opulent eingerichtetes Zimmer.
Ich hüpfte auf das feudale Himmelbett und testete die Sprungfedern. Duschen und frisch machen, dann ging es schon los mit dem Bus, der direkt vor dem Hotel wartete, zu unserem letzten Auftrittsort. Es war bombastisch, ein riesiger Kronleuchter erhellte das elegante Gebäude, eine Bühne mit einer Länge von 32 Metern - ich kam mir vor wie eine Ameise. Neuner und seine Band begannen, mein Intro zu spielen und ich lief langsamen Schrittes vom rechten Bühneneingang zum linken. Ich sollte vom Timing her in etwa mit dem Singen fertig sein, sobald ich auf der anderen Seite angelangt wäre. Es klappte auf Anhieb. Die Verantwortlichen gaben dem Lichtmeister auf Englisch letzte Instruktionen, denn der Spot sollte mich exklusiv anstrahlen, während der Rest des Saals im Dunkel liegen sollte. Wir waren alle sehr nervös, es sollte ein grandioser Abschluss werden, jeder wollte sein Bestes geben.
Auf der 32 m langen Bühne
Ohne jede Panne wurde es tatsächlich ein schöner Abend im ausverkauften Opernhaus. Der anschließende Empfang fand im Ballsaal unseres Hotels statt. Der Event wurde nur für uns von der kanadischen Botschaft veranstaltet und ausgerichtet. Die Presse war da, wir wurden fotografiert, links Miss Bayern, rechts der Operettenstar und in der Mitte der Kinderstar.
Wir gaben fleißig Autogramme, es war ein schönes, warmes Gefühl. Ein aufgeregter, älterer Herr redete auf mich ein, ich verstand kein Wort. Es kam jemand und übersetzte.
Auftritt in Toronto
Ich solle bald wieder kommen, weitere Konzerte in den ganzen Clubs der deutschen Kanadier würden auf mich warten.