Jared Leto - Hilmar Bender - E-Book

Jared Leto E-Book

Hilmar Bender

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Beschreibung

Jared Leto ist ein Phänomen. Seinen Karrierestart machte er in der TV-Serie "Willkommen im Leben", später spielte er in zahlreichen Blockbustern mit und schrieb mit der Darstellung eines Drogensüchtigen in dem Drama "Requiem for a Dream" von Darren Aronofsky Filmgeschichte. Schließlich kehrte er Hollywood weitestgehend den Rücken zu und gründete 1998 als Sänger und Gitarrist zusammen mit seinem Bruder die Band "30 Seconds to Mars". Mit mittlerweile drei Alben ist es ihm auch hier gelungen, weltweit Fans und Kritiker zu beeindrucken. Hilmar Bender spürt in dieser Biografie dem Phänomen, aber auch dem Menschen Jared Leto nach und fördert so manches zu Tage, was selbst der eingefleischte Fan sicherlich noch nicht weiß. Illustriert mit rund hundert teils raren Bildern ist diese Biografie ein Muss für Fans und für alle, die dem mysteriösen Superstar etwas näher sein wollen.

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Hilmar Bender

Jared Leto

30 Seconds To Mars und das Leben als Schauspieler

2. Auflage Dezember 2011

Covergestaltung: [d]-ligo

Coverfoto von Theodore Wood / Camera Press / Picture Press

©opyright by Hilmar Bender

Lektorat: Franziska Köhler

Satz: nimatypografik

ISBN: 978-3-939239-67-3

Die Bilder im Innenteil stammen von ddpimages (86 Bilder), davon 20 x SIPA Press, 20 x AP, 6 x dapd, 2 x Infophoto, 2 x Celebrity Photo, 1 x JPI, 1 x Planet Pho­to, 1 x Photolink und 33x ddpimages & der Verleiher, und von Getty Images, davon im Farbteil Seite 12 von Chiaki Nozu, Seite 13 von Michael Buckner, Seite 14f von Nigel Crane, im Innenteil Seite 10 von Getty Images, Seite 32 von Time & Life Pictures, Seite 37 von Barry King, Seite 46 von Patrick McMullan, Seite 84 von Jim Smeal, Seite 108 & 121 von SGranitz, Seite 111 von Lucky Mat Corp., Seite 112 von Sam Levi, Seite 116 von L. Cohen , Seite 118f & 129 von Soren McCarty, Seite 122 von Randall Michelson, Seite 131 von R. Diamond, Seite 135 von Scott Harrison, Seite 136 & 247 von Kevin Winter, Seite 140 von Frank Mullen, Seite 142 von Jason Squires, Seite 152 von J. Shearer, Seite 177 von David Livingston, Seite 240 von Jordan Strauss, Seite 244 von Kristian Dowling, Seite 245 von Bill McCay, Seite 252 von Todd Williamson, Seite 253 von Miguel Garcia, Seite 263 von BuzzFoto.

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung

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Ubooks-Verlag

U-line UG (haftungsbeschränkt)

Neudorf 6

64756 Mossautal

www.ubooks.de

Die blauen Augen ... sieht man in s/w natürlich nicht so gut, dafür gibt es ja später im Buch den Farbteil!

Inhalt

Achtung!

Jared Leto: Schauspieler, Rockstar, Künstler

Von wegen Hollywood

La Cinéphilie

Requiem For A Dream (2000)

Auf der Suche nach Jared Leto

My So-Called Life (Willkommen im Leben 1994–1995)

The Cool And The Crazy (Cool and Crazy, 1994)

How To Make An American Quilt (Ein amerikanischer Quilt, 1995)

Summer Fling (Last Of The High Kings, 1996)

Prefontaine (Steve Prefontaine – Der Langstreckenläufer, 1997)

Switchback (Gnadenlose Flucht, 1997)

Alaska’s Bush Pilots (1998)

Basil (Basils Liebe, 1998)

Urban Legends (Düstere Legenden, 1998)

The Thin Red Line (Der schmale Grat, 1998)

Zwei Leben für die Kunst

The ever so name changing Band (in Zeiten um 1998 herum)

Black And White (1999)

Fight Club (1999)

Girl, Interrupted (Durchgeknallt, 1999)

American Psycho (2000)

Sunset Strip (2000)

Welcome To The Universe

Sol Goode (2001)

Farewell To The Universe (2001)

Highway (2002)

Self Titled ALBUM (2002)

It’s only Rock ’n’ Roll, but

Auf Tour (in Zeiten um 2002 herum)

Echelon (in Zeiten um 2002 herum)

Panic Room (2002)

Capricorn (A Brand New Name) VIDEO (2002)

Edge Of The Earth VIDEO (2003)

Alexander (2004)

Yes this is a cult

Lord Of War (Händler des Todes, 2005)

Attack VIDEO (2005)

Lonely Hearts (Lonely Hearts Killers, 2006)

The Kill VIDEO (2006)

From Yesterday VIDEO (2006)

Chapter 27 (2007)

A Beautiful Lie VIDEO (2008)

The Verdict VIDEO (2008)

Mr. Nobody (2009)

Kings And Queens VIDEO (2009)

Ein gut aussehender Mann kann nichts gewinnen

Unterwegs daheim (in Zeiten von 2007 bis 2009)

This Is War ALBUM (2009)

Closer To The Edge VIDEO (2010)

Hurricane VIDEO (2010)

This Is War VIDEO

Haiti (2010 und danach)

What else in 2011, Mr. Leto?

Jared Letos Geheimnis gelüftet

Imagine 4½ Men

Provehito in altum – rückwärts nimmer, vorwärts immer

Dank & Quellen

To the Family – however dysfunctional it might be

Achtung!

In einigen Filmbeschreibungen dieses Buches sind Spoiler, also entscheidende Hinweise auf den Verlauf der Handlung, enthalten. Sie verraten niemals zu viel, sondern sind als Aufruf gedacht, sämtliche Filme anzusehen. Weil jeder einzelne Jared Leto-Film es wert ist (unless otherwise stated).

Jared Leto: Schauspieler, Rockstar, Künstler ...

Von wegen Hollywood

Hollywood ist eigentlich nur ein Stadtteil im Norden von Los Angeles. Der Sitz einiger Filmstudios in dieser Gegend hat dem kleinen Hollywood einen weltweit bekannten Namen beschert. Aus dem Stadtteil ist ein Standort, aus dem Standort ein Synonym geworden. Im deutschen Sprachgebrauch haften Konnotationen und Klischees wie Kleister an dem Begriff Hollywood. Er wird benutzt, um Begrifflichkeiten zu verdeutlichen (Hollywood-Schauspieler), exaltierte Verhaltensweisen zu betonen (Hollywood-Diva) oder Zustände zu bewerten (FC Hollywood – ein Fußballclub mit überbordender Medienpräsenz). Hollywood bedeutet immer Schönheit und Showbusiness mit einer Spur Arroganz. Hollywood – das ist Gala und Glamour, das sind Stars und Sternchen, und all dem stehen wir mit einer gewissen Ambivalenz gegenüber. Wir wissen nicht genau, ob wir uns Hollywood nur ansehen oder kräftig abfeiern sollen. Dann wiederum machen wir es uns einfach und betiteln begnadete Künstler kurzerhand als Hollywood-Schauspieler. Jared­ Leto ist so ein Typ. Ein Künstler, der außerordentliches schauspielerisches Talent hat. Der nach zehn Jahren und zahlreichen Erfolgen im Filmgeschäft auch noch eine Karriere als Musiker gestartet hat. Mit noch größeren Erfolgen und weltweiter Anerkennung. Und dann passiert es, dass Leto im Vorübergehen als Hollywood-Schauspieler tituliert oder gar beiläufig als Hollywood-Diva beschimpft wird. Umgekehrt hängt man dem Schauspieler Leto das Attribut Rockstar an. Beides Vereinfachungen, die Jared Leto nicht gerecht werden.

Denn Jared Leto ist nicht nur der Mann mit den blauen Augen und den vielen Gesichtern. Er ist auch ein Künstler, der das wenige Private, das ihm sein Lebenswandel erlaubt, strikt für sich behält. Weil er überdurchschnittlich in der Öffentlichkeit präsent ist, hüllt er sich in geheimnisvolles Schweigen. Dennoch ist es längst überfällig, sich auf die Suche nach dem Künstler Jared Leto zu begeben. Gehen wir auf die Suche nach einem, der weit mehr ist als«Hollywood».

Filmbild RFAD

La Cinéphilie

Der rote Teppich ist lang. Jared Leto ist nicht allein. Landsmann Darren Aronofsky ist an seiner Seite. Das ist dein Applaus, Darren. Umrahmt von Ellen Burstyn und Jennifer Connelly genießt Jared die Zuneigung der Massen. Eigentlich hasst er den roten Teppich. Das Trio strebt mit seinem Regisseur durch das Blitzlichtgewitter der Fotografen. Verflucht sind das viele. Schön tapfer lächeln. Wann immer es irgendwie möglich ist, vermeidet Jared diese Art von Auftritten. Endlich erreichen sie die Stufen. Der Blick geht nach oben. Da steht er. Jetzt steigen sie langsam die Treppen hoch. Es sind jene Treppenstufen, die Festivalpräsident Gilles Jacob eine religiöse Metapher nennt. «Bei den Festivals von Venedig und Berlin ist der Eingang zum Premierenkino ebenerdig, bei der Oscar-Verleihung auch. Nur bei uns in Cannes steigt man auf, immer höher.»

Am Ende der Treppe wartet Monsieur Jacob. Seit zweiundzwanzig Jahren steht er an der Spitze des Filmfestivals von Cannes und jeden Abend wartet er oben auf der Treppe, der vielleicht berühmtesten Treppe der Moderne. Hier, auf der höchsten Stufe der Stiege zum Ruhm empfängt Gilles Jacob jeden einzelnen seiner ausgewählten Gäste ausgesprochen herzlich.

Darren Aronofsky hatRequiem For A Dreammit im Gepäck.

Was Jacob dort oben denkt, wenn all diese hoch talentierten Menschen auf ihn zuschreiten? Bei allem Respekt denkt er immer nur daran, pünktlich mit der Vorstellung anfangen zu können: «Wenn Gott einen zu sich ruft, muss man kommen, und zwar sofort. Wenn ich rufe, ist das ein wenig­ anders», schränkt er ein.

Eintausendvierhundert Menschen wollen heute die Premiere vonRequiem For A Dreamerleben.

Gilles Jacob ist der mächtigste Mann des europäischen Films. Seine Kommission wählt aus den weit mehr als Tausend eingereichten Filmen gerade­ einmal zwanzig für den Wettbewerb um die Goldene Palme aus.

Requiem For A Dreamläuft außerhalb des Wettbewerbes.

Mehrere Tausend akkreditierte Journalisten verfolgen das Festival, Hunderte Fernsehteams versuchen ein paar Sekunden Prominenz einzu­fangen.

Jared und seine Mitstreiter versuchen zu genießen.

Wim Wenders, Pedro Almodóvar, Lars von Trier und Quentin Tarantino sind neben anderen die Treppen zu Gilles Jacob hinaufgeeilt. Hinauf in höhere Sphären. «Jacob hat mir zehn harte Jahre meines Lebens erspart», sagt Quentin Tarantino und meint damit den steinigen Weg, den er sonst hätte beschreiten müssen, um sich in der Filmwelt durchzusetzen.

Beinahe zehn Jahre steht Jared Leto nun schon vor der Kamera, hat in mehr als zehn namhaften, meist amerikanischen Produktionen mit­gewirkt.

Gilles Jacob schuf ein Gegen-Hollywood, einen kinematografisch-indus­triellen Komplex, der eigene Stars produziert. Die Studiobosse aus Los ­Angeles waren deshalb selten gut auf ihn zu sprechen. Wenn man sich als Amerikaner nach Süd-Frankreich begibt, hat man besser einen verdammt guten Film zu präsentieren.

Für manche Leute sei es leichter, die Goldene Palme zu gewinnen als das Publikum, schrieb das US-BranchenblattVariety. «Bevor du dich auf das Festival einlässt, hältst du dir erst einmal eine Knarre an den Kopf und fragst dich: Willst du das wirklich?», so der Sony-Manager Paul Smith.

Die Amerikaner konnten nie verstehen, dass Cannes nicht nach den üblichen marktwirtschaftlichen Prinzipien funktioniert, dass es keine Demokratie ist, sondern eine Monarchie, ein repräsentative freilich, mit König Gilles auf dem Thron.

«Die Dreharbeiten liegen anderthalb Jahre zurück», sagt Jared. «Ich habealles hinter mir gelassen, was der Film verlangt hatte. Ich werde mirRequiem For A Dreamheute zum ersten Mal ansehen. Eigentlich gehe ich nie zu Premieren.»

«Für sperrige Filme», sagt Jacob, «gibt es nur eine überschaubare Anzahl von Zuschauern. Jede größere Ausstellung in Paris hat ein Vielfaches an Zuspruch. Die Cinéphilie, die leidenschaftliche Liebe zum Kino, ist im Gesamtpublikum eine verschwindende Größe.»

Und in der Welt der Cinéphilen geht es nicht um das kommerzielle Potential des Films, sondern um die künstlerische Handschrift des Regisseurs. Cannes ist das Mekka des sogenannten Autorenfilms, des «cinémas des auteurs». Doch was ist ein Autorenfilm?

Die künstlerische Handschrift von Darren Aronofsky wird heute Abend im Mittelpunkt stehen.

«Ein‹auteur›», so Jacob, «schafft ein eigenes Universum, wie ein Schriftsteller, der Buch um Buch schreibt. Er darf Fehler machen und schlechte Filme drehen […].

πundRequiem For A Dreamsind die beiden ersten Filme Aronofskys, schwächere Werke werden erst später folgen.

«Ein‹auteur›», so Jacob weiter, «ist jemand, der sein Team perfekt zusammenstellt. Insofern wird die künstlerische Einzelleistung des Regisseurs vielleicht doch überschätzt.»

«Selten sieht man einen Film, in dem das Spiel der Mimen, die Musik, die Bilder, die Entwicklung der Geschichte eine derart homogene Einheit bilden», bescheinigt Filmkenner Ulrich Behrens Regisseur Aronofsky genau diese allumfassende Fähigkeit.

«Große Künstler sind oft sehr intelligent», sagt Jacob. «Und sehr intelligente Menschen sind oft verrückt.»

«Nach der Vorstellung hat eine Frau auf den roten Teppich gekotzt – obwohl sie den Film tatsächlich mochte.» Jared ist sichtlich irritiert über die Wirkung des Films.

Wohl an keinem anderen Ort als in Cannes könne man auf der Leinwand so viel Leid ertragen, resümiert Lars-Olav Beier über das, was beim Filmfestival an der Côte d’Azur über die Leinwand flimmert.

Nach der Vorführung erhältRequiem For A Dreamsagenhafte dreizehn Minuten Standing Ovations.

Was nur hat diesen Film zu einem solchen Triumph werden lassen?

Jared Leto an der Seite seiner Filmpartnerin Jennifer Connelly auf den Filmfestspielen

in Cannes

Requiem For A Dream (2000)

directed by Darren Aronofsky

Jared Leto spielt Harry GoldfarbinRequiem For A Dream

erschienen 2000

Regisseur: Darren Aronofsky

Autoren: Hubert Selby Jr. (Buch); Hubert Selby Jr. und Darren Aronofsky (Drehbuch)

In den Hauptrollen:

Ellen Burstyn, Jennifer Connelly, Marlon Wayans und Christopher McDonald

Laufzeit: 102 Minuten

Budget (geschätzt): 4,5 Mio. $

gedreht auf 35mm in Brooklyn, New York City

nominiert für den Oscar und 43 weitere Preise

ausgezeichnet mit 22 Preisen

Platz 61 in der Userwertung von Imdb.com

Quelle: Imdb.com

Ob es Darren Aronofsky gefallen würde, «auteur» genannt zu werden oder nicht, spielt keine Rolle. Tatsache ist, dass er beiRequiem For A Dreamalles­ richtig gemacht hat. Er hat sein Team perfekt zusammengestellt, und ­definieren wir «Team» als das Gesamtpaket aller für einen guten Film notwendigen Elemente, sieht das im Folgenden so aus:

Geschichte

Die Geschichte vonRequiem For A Dreamgeht in etwa so: Harry Goldfarb hat einen Freund und eine Freundin. Er liebt sie beide. Seinen Buddy ­Tyrone Love auf der Kumpelebene, seine Freundin Marion Silver ganz klassisch, romantisch. Harry hat eine Mutter, Sara, die er auch liebt, allerdings mit der Einschränkung, dass er und seine Mutter keine Plattform finden, ihre positiven Gefühle füreinander auszutauschen. Was Harry nicht liebt, sind seine Umstände. Da ist zu wenig Geld in seinen Taschen und er sieht keine vernünftige Perspektive, also träumt er von einem besseren Leben. Gemeinsam mit Tyrone beschließt er, in den Drogenhandel einzusteigen, die Dinge gehen schief und die beiden jungen Männer werden selbst zu Konsumenten. Parallel dazu sitzt Mutter Sara in ihrer Wohnung. Sie ist einsam, aber sie liebt ihren Fernseher. TV-Shows sind ihre Welt, und ihr größter Traum geht tatsächlich in Erfüllung. Sie wird in ihre Lieblingssendung eingeladen. Bis es so weit ist, will sie abnehmen, um wieder in ihr schönstes Kleid zu passen.

Thema

Requiem For A Dreamist ein Film über Abhängigkeit. Aronofsky definiertAbhängigkeit als Sucht, ein Akt ständiger Wiederholung, getriebenvon Besessenheit. Es geht ihm um den Kampf des Menschen mit Abhängigkeiten, einen Kampf, dendie Menschheit seit ewigen Zeiten führt. Aronofsky: «Alle möglichenDinge eignen sich dazu, um vonihnen high zu werden. Denn siewerden dazu benutzt, eine Leere zu füllen. InRequiem For A Dreamentfliehen die Personen der Realität, indem sie sich ein Schlupfloch herbeiträumen. Da ihre Träume in der Zukunft verortet sind, entsteht in der Gegenwart ein luftleerer Raum. Um das entstandene Vakuum zu füllen, kann man alles nehmen: Kaffee, Tabak, Fernsehen, Heroin oder Hoffnung. Alles eignet sich, um die Leere zu füllen, doch wenn man die Leere füttert – sogar das Loch in Harrys Arm –, wird sie größer und wächst so lange, bis sie einen aufzehrt.» Aronofsky erklärt diese Metaebene zum Mantra seines Films. Ein Mantra, das alle Elemente des Entstehungsprozesses beinhalten müssen. Aronofskys Mantra ist die unumstößliche Grundlage für diesen Film.

Vorlage

Als Brooklyner stößt Darren Aronofsky zufällig aufLast Exit Brooklynvon Hubert Selby jr. und liest es als junger Mann wieder und wieder. Für seinen ersten Kurzfilm an der Filmschule,Fortune Cookie, benutzt er eine Kurzgeschichte von Selby als Vorlage. Dann gerät er anRequiem For A Dream. Beim Lesen senkt er das Buch und denkt: «Alle Filmideen, die ich schon mal skizziert habe, kann ich hier bei Selby lesen.» Allerdings muss Aronofsky zugeben, dass Selby die Geschichten viel besser aufgeschrieben hat. Zumal Selby eine ausgeprägte Fähigkeit besitzt, «subjektiv» zu schreiben.

1978 erscheint der RomanRequiem For A Dream, eine Geschichte über Liebe, Träume und Abhängigkeit. Selby gliedert seinen Roman in drei Akte und liefert damit die perfekte dramaturgische Vorlage für einen Spielfilm. Aronofsky will die tiefen Gefühle, die Selbys Geschichte bei ihm auslöste, auf die Zuschauer übertragen. Dafür muss er sie an sehr dunkle Orte führen, ohne die Menschlichkeit auszusperren. Denn so interpretiert Aronofsky den Roman: «Selby führt einen in das Herz der Dunkelheit.»

Motivation

Mit dem Erfolg seines vorhergehenden Filmsπhatte Aronofsky bewiesen, einen guten Independentfilm machen zu können. Jeder riet ihm, als Nächstes einen kommerziellen Studiofilm zu drehen. Aronofsky wehrt sich nicht gegen die Idee eines kommerziellen Films (Hollywood unterscheidet lediglich zwischen Independentfilmen und kommerziellen Filmen, hinter denen dann eines der großen Studios steht), hat aber noch etwas anderes im Hinterkopf. Ein Projekt, dessen Umsetzung ihm persönlich am Herzen liegt – um vor sich selbst bestehen zu können. «Es gab da diese Geschichte, für die ich gebrannt habe und die ich machen wollte, bevor ich mich einem kommerziellen Projekt widme. Wenn man eine Leidenschaft für eine Sache hegt, dann muss man sie umsetzen, denn wenn man sie verschiebt, dann verschwindet die Leidenschaft und man verpasst eine Gelegenheit. Und einer verpassten Gelegenheit weint man später immer hinterher. Ich versuche so zu leben, dass ich nichts bereuen muss. Deshalb wähle ich den Weg, für den ich Leidenschaft empfinde, dann muss ich mir im Nachhinein nicht vorwerfen, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. So kann ich immer sagen, ich bin meiner Pas­sion gefolgt. Ich habe allen meinen Ratgebern den Rücken zugewandt und mich entschlossen,Requiem For A Dreamzu machen. Das war wichtig für mich. So bekam ich es wenigstens aus dem Kopf.»

Drehbuch

Für das Skript arbeitet Aronofsky mit Hubert Selby jr. zusammen.­Gemeinsam entwickeln sie das Drehbuch – eine Sache, die Aronofsky nicht immer leicht fällt. Zum Glück kann man Selby bescheinigen, ein ausgeprägtes Vermögen zu haben, sich tief in die Köpfe der unterschiedlichen Charaktere hineinzudenken und die Welt aus einer jeweils sehr subjektiven Sicht zu beschreiben. Eine Fähigkeit, die Aronofsky extrem beeindruckt.

Besetzung

Aronofsky ist unsicher, wie er seinen Film besetzen soll. Die Figuren sind schwierig, aber aufrichtig. Weil er weiß, dass alle Charaktere im Lauf der Geschichte an sehr aufreibende, dunkle Orte gehen werden, ist es sehr wichtig, sie mit Schauspielern zu besetzen, mit denen sich das Publikum identifizieren kann. Schon die Eingangsszene wird sehr wenig Hollywood werden, denn in einem Studiofilm würde man niemals Hauptdarsteller sehen, die zum Auftakt miteinander streiten. «Eine Mutter und ihr Sohn, die nicht miteinander auskommen, sind für die Eröffnungsszene eigentlich zu anstrengend. Das verlangt dem Publikum zu viel ab. Deshalb war es ausgesprochen wichtig, liebenswerte Darsteller zu bekommen.»

Für die Mutter Sara Goldfarb wählt Aronofsky Ellen Burstyn, ist sich aber nicht ganz sicher. Viele TV-Produktionen und eine große Bekanntheit ­stehen auf ihrer Sedcard, aber ihre letzte beeindruckende Rolle liegt Jahrzehnte zurück. Wird er ihr die bösen Abfahrten zumuten können? Die vielen Auszeichnungen, die sich Ellen Burstyn als Sara Goldfarb erspielte,­ räumen im Nachhinein alle Zweifel aus. Im Making-of, kurz nach der ­Fertigstellung des Films aufgezeichnet, schwärmt Aronofsky bereits so von Burstyn, als wäre er in sie verliebt.

Für Tyrone C. Love spricht Marlon Wayans vor. «Ich wusste, dass Marlon ein Star ist (ein gefeierter Komödiant in amerikanischen Sitcoms), aber ich war mir nicht sicher, ob er Tyrone Love würde darstellen können. Wir haben ihn zum Casting eingeladen, weil ich jemanden Lustiges dabei­haben wollte, um eine Spur Leichtigkeit in den Film zu bringen.» Marlon Wayans will den Job und kommt immer wieder zum Vorsprechen. So oft, bis Aronofsky endlich überzeugt ist.

Harrys Freundin Marion Silver wird einiges durchmachen müssen und sollte natürliche Schönheit besitzen. Die Wahl fällt auf Jennifer Connelly, weil sie den Regisseur bereits kennt und versteht, was Aronofsky verlangt. «Wir haben sehr lange über jedes noch so kleine Detail gesprochen, denn sie musste wissen, was sie im dritten Akt durchzumachen hätte. Wir haben gemeinsam hart gearbeitet. Ich bin froh, dass es sich ausgezahlt hat.» Aronofsky könnte vor Stolz platzen, dass das Publikum Connellys Leistung vorbehaltlos anerkannt hat. «Sie war völlig drin in ihrer Rolle.»

Für den Talkshow-Host Tappy Tibbons, eine Figur, die Aronofsky schon seit Jahren in der Schublade liegen hatte, gewinnt er Christopher McDonald, dem er eine eigene Geschichte in der Geschichte widmet. Als­Motivationskünstler reißt Christopher McDonald alle auf furiose Weise mit – und seine Filmgeschichte an einem Tag herunter.

Über Jared Leto hatte Darren Aronofsky einiges gehört, war sich aber auch hier nicht sicher. Das Casting wird für Jared zum Home Run, weil er sofort verstand, um was es geht. Aronofsky gibt zu: «Es ist wirklich schwer, bei den Zuhörern eines Castings ernsthaft etwas auszulösen. Jared hatte es sofort drauf.» Für die Rolle selbst hungert er sich in einen hysterischen Zustand. «JaredsCommitmentan den Film war einfach unglaublich», bescheinigt ihm sein Regisseur.

Jareds Besetzung angehend resümiert Aronofsky: «Es gibt Schauspieler, die berühmt werden möchten. Und es gibt Schauspieler, die in ihre Schauspielkunst vertrauen.»

Ort

Die Eröffnungsszene nutzt der Film für eine ausgiebige Einführung in dieÖrtlichkeit: Coney Island, New Yorks direktester Zugang zum Atlan­tischen Ozean. Gerade mal fünf Meilen von Coney Island entfernt ist ­Aronofsky aufgewachsen. Es ist ihm eine Herzensangelegenheit, die Orte seiner Jugend im Film zu präsentieren. Da sind die Flugzeuge, die im An- und Abflug auf JFK International permanent über die Köpfe ­donnern, da ist der Boardwalk, unter dem man früher gerne hockte, die Hochhäuser, die erlauben, Dinge von ihnen hinunterzuwerfen, und die Piers, die in den Ozean hineinreichen. Es gibt die Hotdog-Grills und die Vergnügungsgeschäfte, an denen permanent Kirmes herrscht. Eine Welt voller Spaß und Gefahren, die trotz elterlicher Verbote immer wieder aufgesucht wurde.Coney Island bietet seit Jahrzehnten nicht nur eine wunderschöne Ästhetik,­sondern auch eine sehr eigene Magie. Der Genius Loci inspiriert Aronofskys künstlerische Arbeit über Jahre hinweg.

Hubert Selby jr. hatte kein Problem damit, dass der Film seine Geschichte aus der Bronx hinaus ans Meer verlegt. «Das ist okay», sagt er, «weil dort dieselbe Kultur herrscht.»

Requiem For A Dreamdokumentiert ganz am Rande auch noch einetraurige­ Episode in der Geschichte von Coney Island. Neben all den in die Jahre gekommenen, aber immer noch bunten Vergnügungsgeschäften wie demWonder-Wheel,Shoot-the-Freak, demLuna ParkundCyclonestand seit ewigen Zeiten auch nochThe Thunderbolt. DerThunderboltist eine hölzerne Achterbahn, die 1925 auf dem Dach des Kensington Hotels, aus heutiger Sicht eher eine Holzbude als ein Hotel, errichtet wurde. Die weltberühmte Achterbahn war bis 1982 in Betrieb und seitdem wucherten vorwitzige Pflanzen auf ihr. Nichtsdestotrotz warThe Thunderboltnach wie vor eines der Wahrzeichen von Coney Island, mit dem Status eines kulturellen Denkmals, und als solches von Aronofsky als Hintergrund für den Film genutzt worden. Einen neuen amerikanischen Zeitgeist demonstrierend wurde derThunderboltkurz danach, ohne die erforderliche Erlaubnis, mitten in der Nacht niedergerissen. Das symbolische Ende eines weiteren Traumes. InRequiem For A DreamhatThe Thunderboltvermutlich seinen allerletzten Auftritt auf der Leinwand.

Kamera

Ellen Burstyn ist siebenundsechzig Jahre alt und nimmt die Herausforderungen ihrer Rolle mit aller Ernsthaftigkeit an. Ihre Figur Sara verliert im Lauf der Geschichte vierzig Pfund Gewicht, also muss Ellen Burstyn für die Darstellung dieser Veränderung die verschiedensten Fatsuits tragen – um zunächst fülliger zu wirken und dann immer dünner zu werden. Zusätzlich hat sie nicht weniger als neun verschiedene Haarteile.

Aronofsky ist stolz auf die Szene, in der Harry und seine Mutter sehr nahe beieinander sind und dennoch nicht fähig zusammenzukommen. Erst zeigt Aronofsky die beiden Gesichter von der hellen Seite, alles scheint noch einigermaßen in Ordnung zu sein. «Dann überschreiten wir mit­hilfe der Kamera die Grenze zur anderen, dunklen Seite.» Der dunklen Seite beider Seelen unterstützt von der Beleuchtungstechnik. Der Dialog ist noch nicht zu Ende und die Kamera bringt Ellen Burstyn wieder zurück auf die hellere, leichtere Seite.

«Normalerweise braucht man eine Zusammenstellung von vielen Einstellungen und mehreren Takes, um so eine Darstellung hinzubekommen, wie sie inRequiem For A Dreamzu sehen ist», sagt Aronofsky. «Aber Ellen und Jared ziehen das alles aus einem einzigen, zehn Minuten dauernden Take. Sie liefern am Set nicht nur einen guten, sondern drei unglaubliche Takes. Leider sind die drei Takes alle so unterschiedlich und deshalb nicht miteinander kombinierbar, also mussten wir uns für einen entscheiden. Wenn man Ellen zusieht, wie sie an Fahrt gewinnt, in den Flow gerät und die ganze emotionale Achterbahn fährt, wie die Gefühle sie gerade treiben, puh, das war eine bemerkenswerte Erfahrung. Diese meisterhafte Szene veranschaulicht den Übergang von Sara Goldfarb auf die dunkle Seite ab dem Moment, wo sie mit den Zähnen zu knirschen beginnt; sie zeigt uns das, was bei Hubert Selby im Kopf abging. Seinen Text kann man nicht verfilmen, aber wenn man Aufnahmen findet, die Gefühle ausdrücken können, ist man hinterher sehr stolz. Mattie (Kameramann Matthew Libatique) und ich sehen uns in diesen Momenten als Expressionisten. Wir haben einen visuellen Stil gefunden, der aus dem Erzählten heraus geboren ist, denn es geht darum herauszufinden, worum genau sich dein Film dreht, um dann daraus eine Bildsprache zu erschaffen. Am Ende der Einstellung ist Ellen dann nicht mehr exakt im Bild, weil Mattie Tränen in den Augen hatte.‹Ich bin allein …›, das hatte ihn so berührt und mitgenommen, dass er die Tränen nicht aufhalten konnte und sein Okular feucht wurde. In dem Moment war Ellen nicht mehr Ellen, sondern komplett im Charakter von Sara. Das sind Situationen, die äußerst selten passieren, ganze drei Mal in diesem Film. Bumm, und dann springt der Kühlschrank wieder an und sie ist doch nicht ganz allein …»

Sound

Erheblichen Anteil am Erfolg des Films hat nicht zuletzt der Verantwortliche für den Audiopart, Clint Mansell. Bei ihm laufen drei Stränge zusammen: die Musik, der Einsatz von Soundeffekten und die extra erstellten Soundschnipsel, die in detailreicher Kleinarbeit angefertigt wurden, um sich nicht aus den Standardrepertoires und -regalen bedienen zu müssen. Die häufigen Wiederholungen als Sinnbilder für den repetitiven Charakter der Süchte erfordern auch Wiederholungen in der Musik, und damit die nicht langweilig wird, werden Variationen benötigt. Mansell wacht über diesen Teil des Films. Und dann ist da ja auch noch klassische Musik.

In einer der ersten Szenen, in der Harry und Tyrone den Fernseher durch die Gegend schieben, wird das Publikum mit der Nachbarschaft, den Charakteren, der Atmosphäre und der Musik bekannt gemacht. Das Kronos Quartet stimmt sich erst hörbar ein und legt dann mit seiner furiosen, den Film tragenden Performance los. Die Streicher werden von elektronischenElementen unterstützt. Wenn man den Plan hat, ein Requiem zu verfilmen,müsste man eigentlich ein vollständiges Achtzig-Mann-Orchester zur Verfügung haben. Allein bezahlen kann das niemand. So wirdRequiem For A Dreamdank des hervorragenden Einsatzes des Kronos Quartets dennoch ein Film im Sinne einer musikalischen Komposition, die über einen Zeitraum von hundert Minuten in einem Höhepunkt gipfelt.

Licht

Für die drei Akte des Films gelten drei verschiedene Maßgaben für die Beleuchter. Im ersten Akt, der mitSommerbetitelt ist, herrscht natürliches­ Licht. Im zweiten Akt werden die natürlich wirkenden Farbtöne bereitsmit künstlichem Licht gemischt, um so den inneren Kampf der Charaktere­zu unterstreichen. Im dritten Akt gibt es nur noch kühles, künstliches undfluoreszierendes Licht. Auch wenn sich diese theoretischen Erläuterungen sehr nach Filmhochschule anhören, so tragen sie doch entscheidend zur Gesamtwirkung bei.

Design

Für das Production Design zeichnet sich James Chinlund verantwortlich. Automodelle, Kleidung und Sprache sind im Film nicht stringent, sondern werden durcheinandergemischt, es soll eine nicht näher definierbare Atmosphäre entstehen, angelegt irgendwo in der heutigen Zeit. Deshalb musste für die Fernsehshows, die Sara Goldfarb schaut und an denen man sofort eine Ära hätte ausmachen können, etwas Eigenes, Unabhängiges geschaffen werden: Tappy Tibbons lautet die Lösung – eine Geschichte, die im Roman selbst nicht vorkommt, sondern von Aronofsky hinzuaddiert wurde.

Schnitt

Die Hip-Hop-Montage ist eine Erfindung von Darren Aronofsky. Er übernimmt dabei eine Technik aus dem Hip-Hop, indem er Elemente samplet­ und zusammenschneidet. Im Film bedeutet das eine Montage von Bildern und Ton, schnell hintereinander geschnitten und dazu benutzt, um einen kleinen Abschnitt zu erzählen. In diesem Fall den Konsum der jeweiligen Droge.

Für den Schnitt und die Vertonung des Films zog sich Aronofsky auf die Skywalker Ranch zurück.Star Wars-Regisseur und Filmproduzent George Lucas hat in Nicasio, Marin County, einen Rückzugsort für Filmemacher geschaffen, den er nicht nur für eigene Produktionen nutzt, sondern auch anderen Regisseuren zur Verfügung stellt. Mitten im nordkalifornischen Niemandsland steht eine technisch hochgerüstete Ranch mit Tiefgarage und einem Investitionsvolumen von geschätzten hundert Millionen Dollar.

Hier instruiert Aronofsky das Kronos Quartet und führt es zu seiner bahn­brechenden Leistung, hier perfektioniert er die Hip-Hop-Montage, die er schon inπeingesetzt hatte, und eine weitere ungewöhnliche Technik wird hier inRequiem For A Dreamaufgegriffen und eingesetzt. Das unübliche Fading-off-to-white, das Ausblenden ins Weiße anstatt ins Schwarze, stammt auch bereits ausπund wird inRequiem For A Dreamimmer dann benutzt, wenn eine Figur in ihren Traumtunnel eintaucht. Insgesamt sind hundertfünfzig digitale Effekte über die hundert Minuten Film verteilt und Aronofsky ist stolz, dass man sie weitestgehend nicht bemerkt, denn sie sind bewusst sehr dezent eingesetzt.

Fazit

«Musik, Bilder, Production Design und Kostüme sollten sich im Idealfall zu einem vollendeten Requiem ergänzen», so Darren Aronofsky.

«Requiem For A Dreamist eine seltene Synthese aus filmischem Experimentund emotional überzeugender Geschichte. Brillant. Das Potential, das inπschon aufblitzte, trifft auf Selbys mächtige Geschichte von Liebe, Träumen und Sucht und macht daraus eine tief greifende Reise in die Abgründe menschlicher Erfahrung. Es gibt kein Element in diesem Film, das nicht überzeugend ausgeführt wurde. Nicht nur jeder einzelne Schauspieler verdient besonderen Applaus für die Verkörperung dieser schwierigen ­Figuren, sondern auch der Komponist dieses Requiems, der substanzielles Handwerk mit Stil verwoben hat. InRequiem For A Dreamtrifft State-of-the-Art-Filmsprache auf schöne, kraftvolle Bilder und unverstellt ehrliche, menschliche Emotionen, die die Story zu einem einzigartigen Erlebnis machen. Nach dem miserablen, von MTV inspirierten, papierdünnen Filmstil der 90er Jahre ist dieser Film, der eine lebendige, moderne Ästhetik präsentiert, ohne Abstriche im eigentlichen Handwerk zu machen, eine willkommene Erlösung», begeistert sich Rob Larsen aufDrunkenFist.comstellvertretend für alle Filmkenner.

Trivia

Wenn Jared Leto für die Recherche mit echten Junkies in New York abgehangen hat, hat er sicherlich auch erfahren, dass man, wenn man sich schon ein «Ei geballert» hat, also eine entzündete Einstichstelle in der Armbeuge hat, es Ausweichstellen gibt. Man kann sich zwischen die ­Zehen junken oder in den Augapfel und muss nicht wieder und wieder in die offene Entzündung hineinpiksen. Aber es war offensichtlich dem Plot geschuldet, dass am Ende der Knastarzt kurzen Prozess mit dem Arm machen sollte.

Rückblicke

Jeder kennt das Gefühl, Hunger zu haben. Es dauert so lange an, bis man zu einem Imbiss, dem Supermarkt oder nach Hause kommt und etwas essen kann. Hunger ist ein temporäres Gefühl, ein Zustand, der ein, maximal zwei Stunden andauert, bevor er gestillt werden kann. Diesen Zustand über Tage, gar Wochen aufrecht und lebendig zu halten ist anstrengend, schmerzhaft und zermürbend – und wir reden hier nicht über Anorexie. Es geht um den Zustand, in den sich Jared für die Rolle als Harry Goldfarb versetzt hat:

«Ich habe fünfundzwanzig Pfund für die Rolle abgenommen und vierundzwanzig Stunden am Tag diesen Akzent gesprochen. Ich konnte nicht nach Hause gehen und das einfach so ablegen. Ich befand mich in einem konstanten Zustand des Hungerns, genau wie Harry. Ich war unaus­stehlich. Es war ein schmerzvoller, dunkler Ort, an dem ich war, aber ich wurde belohnt. Wer schon mal gefastet hat, kennt das vielleicht. Ich jedenfalls hatte zum Ende der Dreharbeiten Halluzinationen. Ich habe in den Himmel geschaut und bekam ein Gefühl völlig abgeklärter Ruhe.»

Die Thematik des Films in Jareds Worten: «Es geht nicht um Drogen, sondern um unsere Freude an der Flucht. Wir wollen raus aus unserem Leben. Darum machen wir Party, betrinken uns, fahren Achterbahn, tummeln uns im Internet, kucken Fernsehen und gehen ins Kino. Und hier kommt der Gegenentwurf. Der Film ist für mich eine Reaktion auf die übliche Hollywoodkacke, mit der wir sonst konfrontiert werden. Ich mag auch Popcornkino, und ich sage schon gar nicht, dass ich nicht in solchen Filmen mitspielen würde. Aber es ist wichtig, dass auch Filme wieRequiem For A Dreamgemacht werden. Ich bin froh, bei diesem Film dabei gewesen zu sein, weil er einen Standpunkt einnimmt und nicht davor zurückschreckt, dir ins Gesicht zu spucken.»

Die Dreharbeiten und der Aufwand, der notwendig war, um diese Rolle zu spielen, haben ihre Spuren hinterlassen: «Ich kann nicht behaupten, dass es Spaß gemacht hatRequiem For A Dreamzu drehen. Ich werde diese Erfahrung jedenfalls nicht so schnell vergessen. Es hat sich so angefühlt, wie wenn sich dein Fallschirm nicht öffnet – und diese drei, vier Sekunden, bevor du auf dem Boden aufschlägst, waren genau das Gefühl, das uns die Dreharbeiten über im Griff hatte.»

Jareds persönliches Fazit lautet: «Requiemist ein wahrhaft tiefgründiger Film, der eine außerordentliche Erfahrung vermittelt. Man kann sagen, dass es eine Reise durch die Hölle ist. Als wenn man durch Dantes Inferno schlingern würde.»

Commitment

Englisch; steht für: Engagement; persönlicher Einsatz; persönliche Hingabe

Commitment wird im Zusammenhang mit Jared Leto grundsätzlich mit dem Adjektiv unbelievable (unglaublich) verwendet.

Mitunbelievable commitmentwollen Kollegen, Freunde, Auftraggeber, Regisseure, Kritiker und Journalisten ausdrücken, dass Jared Leto – völlig unabhängig vom Umfang und Stellenwert einer Rolle – mehr als jeder andere sich in die darzustellende Rolle einarbeitet. Zugegeben, das ­machen viele außergewöhnliche Schauspieler – Jared Leto hat jedoch die Eigenheit, in der Rolle zu bleiben. Sich auch dann noch so zu bewegen, so zu reden und die Macken auszuleben, die seinen jeweiligen Charakter bestimmen, wenn die Kameras schon lange wieder unter den Staubschutzhauben sitzen. Gerne nimmt Jared kauzige, dunkle, unangenehme Rollen an und bleibt dementsprechend für sich, wenn er einen Einzelgänger spielt. Er hält sich willentlich unausgeglichen, solange er ein nervöser Charakter ist. Selbst wenn er nicht am Filmset ist, sondern mit der Band auf der Bühne steht, lebt er im Hier und Jetzt mit der vollkommenen Hingabe für das, was genau in diesem Moment zu tun ist – mitunbelievable commitment. Der Fähigkeit, sich selbst dorthin zu pushen, wo andere schon lange vorher abgebremst hätten.

Jared Leto an der Seite der großartigen Ellen Burstyn

Die Beziehung zwischen Marion (Jennifer Connelly) und Harry (Jared Leto) wird

auf eine harte Probe gestellt

Jared Leto als Harry in der Drogenhölle

Für Harry (Jared Leto) entwickeln sich die Dinge nicht nach Plan

Auf der Suche nach Jared Leto

Wer ist dieser Jared Leto und was hat ihn auf die höchste Stufe am Ende des roten Teppichs in Cannes gebracht? Sind die wenigen zugänglichen biografischen Daten aus den ersten zwanzig Jahren seines Lebens hilfreich bei der Suche nach dem Menschen Jared Joseph Leto? Müsste nicht rein theoretisch sein Geburtsname sogar ein anderer sein, wo doch Bruder Shannon und er, 1970 und 1971 geboren, einen leiblichen Vater namens­ Tony haben, der Mutter Constance bald nach der Geburt des zweiten ­Sohnes verließ, um eine andere Frau zu heiraten, und nicht allzu bald ­darauf verstarb. Denn erst dann heiratet Mutter Constance Carl Leto, der die beiden Jungs adoptiert und sich wenige Jahre später auch scheiden lässt und aus dem Staub macht. Gehen wir von der geografischen Richtigkeit seines Geburtsortes aus, dann war es am 26. Dezember 1971 Bossier City in Louisiana, wo auch Bruder Shannon bereits am 9. März 1970 auf die Welt gekommen war. Bossier City spielte seither nirgendwo und nie wieder eine Rolle außer in einem gleichnamigen Song von David Allan Coe, einem Vertreter der Outlaw-Country-Szene.

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