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Ausgerechnet hier trifft sie einen früheren Bekannten. Sie merkt, dass er viel mehr als das ist und dass sie viel nachholen muss. Nach und nach lernt sie diesen heißen Mann so wirklich kennen. Hat sie sich früher zu sehr verschlossen oder es nicht erkannt? Sie beschließt, sich zu öffnen - und auf einmal ist sie seine "Schlampe".
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Susy Gersten
JETZT BIST DU MEINE SCHLAMPE
Ausgerechnet hier trifft sie einen früheren Bekannten. Sie merkt, dass er viel mehr als das ist und dass sie viel nachholen muss. Nach und nach lernt sie diesen heißen Mann so wirklich kennen. Hat sie sich früher zu sehr verschlossen oder es nicht erkannt? Sie beschließt, sich zu öffnen – und auf einmal ist sie seine „Schlampe“.
Wahrscheinlich war das der richtige Zug, sonst stand keiner hier. Eine Tür war offen, und vor ihr stieg jemand ein. Sie hörte eine Ansage, verstand aber kaum etwas. Ein paar Leute saßen hier drin, noch einige stiegen ein, und Susy blickte nochmals aus dem Fenster und den Bahnsteig entlang. Die Tür schloss sich automatisch – und mit einem Ruck setzte sich der Zug in Bewegung.
Er beschleunigte nur langsam, aber es war nicht gerade eine Expresszug-Linie. Sie hatte nur ungefähr eine Ahnung, wie weit es genau war und überhaupt keine, wie lange es dauern würde. Würde es sich bis zum Abend ausgehen? Sie fuhr an den Ausläufern der Stadt vorbei, konnte grüne Hügel, Obstbäume, ein paar kleine Felder, felsige Hänge ausmachen. Aus einem Fenster wehte eine kühle Brise herein.
Da war nur noch eine endlose grüne Weite, bewaldete Hügel und ein paar Lichtungen mit hohem Gras. Das Geräusch des Zuges schwankte zwischen einem fast lautlosen Surren und einem ständigen Rasseln. Je länger sie ihren Blick schweifen ließ, desto schwieriger war es für sie, die Augen offen zu halten. Wenn die Bar wirklich so aussah wie auf den Bildern, konnte es ja lustig werden.
*
Ein Quietschen riss sie aus ihrem Halbschlaf. Es war, als hätte sie auch Donner gehört, zumindest war der zuvor makellos blaue Himmel jetzt etwas trüb. Der Zug stand irgendwo in der Mitte der Strecke, und vom Fenster aus konnte sie den Boden erahnen. Ein großer, abgebrochener Ast lag quer über den Schienen. Oder lag er nur knapp so dort?
Einige Passagiere waren auch aufgestanden, hatten laut geredet und sich immer wieder hinausgelehnt. Die Sonne brannte wieder herunter. Eigentlich konnte sie das T-Shirt im Moment ganz ruhig ausziehen, genau wie der Mann neben ihr. War das nicht …? Nein, das konnte doch nicht sein. Ihr Badeanzug darunter schien ihr ganz passend zu sein, als sie sich umsah. Der Mann war einen Hauch größer als sie und hatte dunkles Haar mit hellen Strähnen darin. Was wäre, wenn …? Sollte sie ihn ansprechen? Seine Oberarme sahen aus, als hätte er kein Problem mit dem riesigen Ast. Bei ihr zu Hause wäre es streng verboten gewesen, mitten auf einer Bahnstrecke auszusteigen, und Hilfe wäre zwei Stunden später gekommen. Hier halfen sich die Leute womöglich selbst. Aber es konnte doch nicht viel passiert sein, oder? Fuhr der Zug nicht schon wieder sehr langsam weiter?
Was, wenn er es war? Ihr alter Freund? Sie hielt ihn vielleicht immer noch für niedlich und süß – und er sah aus wie aus der Gegend hier. Ganz andere Haare und so – und ein ganz schöner „Hengst“ von einem Mann. Hat er sie angelächelt? War er mit der Frau dort drüben unterwegs oder war er auch allein? War es reiner Zufall, dass sie kurz seine verschwitzte Haut beim Vorbeigehen berührte? Er drehte sich plötzlich um und drückte ihre Hand kurz und sehr stark. Es blieb ihm genügend Zeit, Susys Körperbau anzustarren. Sie selbst glaubte, dass sie gar nicht so übel aussah, aber zu Hause hatte dies immer die falschen Männer angezogen. Sie wollte immer jemanden, der etwas konnte, der genau wusste, was er wollte, und nicht nur herumfantasierte. Auf dieser Reise hatte sie vor allem die Landschaft im Auge gehabt und weniger ein Urlaubsabenteuer – bis dahin? Toll, hatte er mit dieser Frau herumgeflirtet? Ja, es ging weiter, sie fand ihren Platz wieder und verlor ihn aus den Augen.
Aus den sanften grünen Hügeln wurden größere Berge, einige mit kaum bewachsenen, felsigen Gipfeln. Selbst die früher oft gerade Strecke machte nun einige Kurven, bis der Zug langsamer wurde. Er näherte sich etwas, das wie ein mittelgroßer ländlicher Bahnhof aussah, und hörte zischend und ziemlich ruckartig zu fahren auf. Weniger als zwanzig Meter entfernt endete die Strecke zwischen Sand und Geröll. Vielleicht ein paar Kilometer davor erstreckte sich eine Bergkette. Für ihren weiteren Weg musste sie sich wohl herumfragen. Erst einmal wollte sich an diesem Ort umsehen, und sie stieg aus.
Die Straßen waren eher aus hellem Sand und Schotter als aus Stein oder gar Asphalt. Diesen Mann bemerkte sie wieder, als er in eine Art Bar gegenüber dem Bahnhof ging. Sie war halb überdacht und ansonsten zur Straße hin offen. Ja, das war er doch und spielte nur ein Spiel mit ihr. Also würde sie Felix, ihren alten Freund, ansprechen.
Das Angebot des Tages bestand aus ein paar verschiedenen Fruchtsäften, von denen sie nie wirklich etwas gehört hatte. Alle zusammen mit ein wenig Sodawasser, und wenn jemand wollte mit diesem scharfen Zeug, das es hier überall in der Gegend gab. Sie wollte heute vernünftig sein und einen klaren Kopf behalten. Zumindest bemerkte sie seine Bestellung, als er auf die Getränkekarte zeigte. Nachdem er Susy nun wohl wirklich erkannt hatte, begrüßte er sie mit einem Händedruck und einem Lächeln, diesmal sanfter. Fast zur gleichen Zeit wie er bekam sie ebenfalls ein großes, eher altmodisch aussehendes Glas und stieß spontan mit ihm an. Nicht schlecht – aber was sollte das genau sein?
Er begann etwas zu sagen, und außer einzelnen Wörtern verstand sie nicht viel. Der Tonfall sagte bereits alles, und wahrscheinlich spielte er dieses Spiel weiter. Sie hätte sich aber noch länger mit dem Sprachführer beschäftigen können.
„Ich verstehe ein paar Sachen … aber was machst du hier?“
„Habe ich dir das nie erzählt? Ich bin jetzt schon zwei Jahre hier.“
„Oh, wirklich?“
Er lächelte noch intensiver und ließ auch seinen Blick schweifen. Gab es eine Zeichnung auf dem Gebäude oder eine verblasste Aufschrift? Wurden hier Zimmer vermietet?
„Ich … gehe mich ein bisschen frisch machen“, erklärte er und stand auf, nachdem er das Getränk heruntergekippt hatte. Mit der anderen Hand streichelte er langsam über sein Haar.
„Oh, ich wollte eigentlich auch“, sagte sie und folgte ihm ohne jede Reaktion.
Ja, da wäre damals fast etwas mit ihm gewesen. Bis er sich immer seltener gemeldet hatte und schließlich verschwunden war. Aber er hatte doch manchmal von genau dieser Gegend hier geredet, oder? Jetzt … wäre es wirklich schön, wenn sie sich hier ein wenig waschen könnte.