Jetzt chill ich erst mal und dann mach ich nichts - Olga Rogler - E-Book

Jetzt chill ich erst mal und dann mach ich nichts E-Book

Olga Rogler

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Beschreibung

Endlich verstehen, was Abiturienten denken

In der 12. Klasse hat man noch Träume. Vom Ende der öden Schulzeit, vom Auszug bei den Eltern, vom wilden Leben in WGs und Reisen. Dann steht man plötzlich da, mit dem Abi in der Hand. Spätestens jetzt werden die Fragen wohlmeinender Erwachsener unerträglich. Manche Eltern hingegen stöhnen beim gesteigerten Chillbedarf und dem gesunkenen Bewegungsradius ihrer Sprösslinge.
Wie geht es weiter, was erwartet einen im ersten Jahr nach dem Abi? Das hat Olga aufgeschrieben und erzählt, wie sie und ihre Freunde im wahren Leben zurechtkommen. Ehrlich, unterhaltsam, vor allem aufschlussreich.

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Seitenzahl: 247

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Auf ins echte Leben!

In der 12. Klasse hat man viele Träume. Vom Ende der öden Schulzeit, vom Auszug bei den Eltern, vom wilden Leben in WGs und abenteuerlichen Reisen. Dann steht man plötzlich da, mit dem Abi in der Hand.

Spätestens jetzt werden die Fragen wohlmeinender Erwachsener unerträglich. Manche Eltern hingegen stöhnen beim gesteigerten Chillbedarf und dem gesunkenen Bewegungsradius ihrer Pubertiere. Olga hat aufgeschrieben, wie sie und ihre Freunde im »wahren Leben« zurechtkommen und was einen im ersten Jahr nach dem Abi wirklich erwartet. Ehrlich, unterhaltsam, vor allem aufschlussreich.

Olga Rogler, Jahrgang 2000, hat nach der Schule erst mal gemacht, was viele so machen: Sie ist nach Berlin gezogen, hat dort gejobbt, ist auf Reisen gegangen. Nach einem Jahr des vermeintlichen Nichts-Tuns und der Selbstfindung hat Olga in-zwischen ihr Studium begonnen.

»Hi! Ich bin Olga.

Dieses Buch ist ein bisschen wie ein Tagebuch, mein Tagebuch. Ich erzähle, was das Jahr nach dem Abi meinen Freunden und mir so brachte. Ich gebe mein Bestes und versuche, so gut wie möglich zu beschreiben, was im Leben eines frisch gebackenen Abiturienten so passiert.

Es ist für jeden gedacht, der gerade wie ich sein Abi macht oder gemacht hat, aber auch für alle Jüngeren, die sich schon so sehr auf ihr Abizeugnis freuen, dass die noch abzusitzende Zeit unerträglich lang erscheint.

Und ja, meinetwegen auch für nervige, neugierige und sich überall zu viel oder zu wenig einmischende Eltern.«

Olga Rogler

Jetzt chill' ich erst mal und dann mach ich NICHTS ;)

Wie das Leben nach dem Abi wirklich aussieht

Kösel

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Copyright © 2019 Kösel-Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenUmschlag: Weiss Werkstatt, Münchenunter Verwendung eines Bildes vom Verlag © Julia SterthoffMotiv auf den Umschlaginnenklappen: Shutterstock_796771543/ © drompRedaktion: Dr. Peter Schäfer, GüterslohSatz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, GermeringISBN 978-3-641-23374-7V002
www.koesel.de

Inhalt

Erster Teil: Das Nach-dem-Abi-Jahr

1. Fürs Erste: Wer bin ich?

Wer sind die anderen?

2. Lernen fürs Leben? Die letzten zwölf Jahre

Back to school

Alle lieben Schulsport

3. »ABI ABI ABI, ABITUR, ABITUR, ABIT-U-U-U-R!«

Besoffen Abi schreiben

Unverstanden: mein Wunsch nach Freiheit

»Nichtstuer« müssen sich rechtfertigen

4. Träumen, chillen … und dann nichts tun!

Die »eigenen« vier Wände: ein Traum

Zum Abendessen gibt es Streit

Jetzt will ich doch wieder einen Plan

Wie Eltern mit Planlosigkeit umgehen könnten

Kein Plan ist schei**

Kindergeld und anderer Papierkram

5. Selbstständigkeit: ein neues Leben

Tatsächlich endlich ausziehen

Sich bewerben: wie Frust-Shoppen

Läuft alles – bis auf die Technik

Was sagen die anderen?

Kurzes Intermezzo zu G8

Lars will zum Bund – lässt man ihn?

»Die Institution Schule ist überholt«

Beziehungen und deren Ende

Da hat wohl ein Schulfach gefehlt

WG-Leben

6. Was man nach dem Abi halt so macht

Jeder macht sein Ding

Work work work work

Kommunikation, Kommunikation

Zurück zur Zweier-WG

Weiter zu Hause wohnen?

Es weihnachtet (nicht) sehr

Mal wieder Ärger mit den Ämtern

Mal wieder der Wunsch nach Planlosigkeit

7. An die Zukunft denken: ohne geht’s eben doch nicht

Erste Schritte mit der Uni versuchen

Oh Mann, Oma!

Still working

Bore-Out: Wunsch zu lernen

Nicht die Frage nervt, sondern die Reaktion

Beziehungschaos

Bei der Bank

8. Auf dem Sprung: wieder im Elternhaus

Not working anymore

Ups, das hat nicht geklappt

Wieder zu Hause

Wiedersehensgequatsche

Vorfreudepanik

9. Alles ist (und war) gut

Der beste Patenbesuch der Geschichte

Entscheidungen und Abschiede

Wie das Jahr zu Ende ging

Telefondates statt Brieffreundschaften

Kommunikationsdruck rausnehmen!

Empty-Nest-Syndrom: nicht aus der Welt

Zweiter Teil: Auf zur Uni!

10. Zurück ins echte Leben 129

Ab nach Hause

Es wird ernst: WG-Casting

Der versteckte Mitbewohner

Die »echten« Naturwissenschaftler

Ohne Wohnungsschlüssel

(Keine) Hobbys

Das Thema »Entschleunigen«

Arbeiten oder reisen?

Erfolge und eine schreckliche Verwandlung

Di€ Kind€rg€ldst€ll€

Bürokratie im Namen der Bildung?

Ziemlich beste Nervensägen?

Reisepläne und Zulassungsverfahren: abgefahren

Wir lieben dich, Numerus Clausus!

11. Alles verändert sich

Auseinandergelebt

Stufentreffen

Geübt in Sachen Papierkram?

Verzweiflungsphilosophieren

12. Zum Schluss wird’s ungemütlich

Meine Grammatikregelmerkschwäche

Studentenleben: school’s out!

Die Schule hatte gute Seiten

Die Geldfrage

Der fürs Erste letzte Blick zurück

Gute Lehrer, schlechte Lehrer

Was ist wichtig, was nicht?

Auf dem Campus

Ach, übrigens

Da geht noch was

10 selbst erprobte Tipps für angehende Abiturienten

10 Tipps, die ein Abiturient nicht gebrauchen kann

Dankeswort

Erster Teil: Das Nach-dem-Abi-Jahr

1. Fürs Erste: Wer bin ich?

Hi! – Ich bin Olga. Schule hab ich abgeschlossen, mein Abschluss ist ganz gut. Ich habe Harfe gespielt und gehe gerne joggen. Aber nur, wenn gerade jede andere Beschäftigung zu langweilig ist – ja, ich muss zugeben, dass ich mich zum Sport immer ein bisschen überwinden muss. Ich bin nicht dick, nicht dünn, nicht groß, eher klein – nicht unintelligent, aber auch nicht eine, die bei wirklich allem mitreden kann. Wer nicht aufgepasst hat und oberflächlich genug ist, noch genauer wissen zu wollen, wie ich aussehe: Ein Foto findet Ihr auf dem Cover.

So viel dazu, wer ich bin.

Gerade erlebe ich meine erste Woche an der Uni, das alles ist ziemlich spannend für mich. Endlich habe ich mich entschieden, etwas »Richtiges« zu machen: Vermutlich werde ich die nächsten drei bis sechs Jahre an der Uni sein. Das wird etwas ganz anderes sein als mein letztes Jahr: Mein Jahr nach dem Abi, in dem ich mehr oder weniger eben »nichts Richtiges« gemacht habe, während ehemalige Klassenkameraden in London ein Architekturstudium angefangen oder in Tansania bei irgendwas geholfen haben. Wie die meisten Menschen. Die meisten Menschen machen ja etwas. Und die, die nichts machen, passen irgendwie nicht ins Konzept.

Dieses Buch ist ein bisschen wie ein Tagebuch, mein Tagebuch. Ich erzähle, was das Jahr nach dem Abi meinen Freunden und mir so brachte. Es ist für jeden, der gerade sein Abi macht oder wie ich gemacht hat, aber auch für Jüngere, die sich schon so sehr auf ihr Abi-Zeugnis freuen, dass die noch abzusitzende Zeit unerträglich lang erscheint. Und ja, meinetwegen auch für nervige, neugierige und sich überall zu viel oder zu wenig einmischende Eltern, die aber eigentlich auch nur ihr Kind verstehen wollen.

Ich gebe mein Bestes und versuche, so gut wie möglich zu beschreiben, was im Leben eines frisch gebackenen Abiturienten toll – oder auch schei** – ist. Mir ist wichtig zu zeigen, wie das Erwachsenwerden gerade in diesen Zeiten wirklich ist. Weil das ein eher persönlicher Erfahrungsbericht und kein Ratgeber oder sogar Leitfaden ist, kann es sein, dass ich hin und wieder nicht jedem Gleichaltrigen aus der Seele spreche. Jeder macht seine eigenen Erfahrungen. Trotzdem hoffe ich, dass hier und da ein Kopfnicker meinen Ausführungen zustimmt.

Wer sind die anderen?

Ich möchte erst einmal ein paar Dinge über meine Familie und Freunde erklären – ansonsten würde es wohl schwer werden, durchzublicken.

Bis zur dritten Klasse habe ich in Berlin gewohnt, dann bin ich nach Freiburg umgezogen. Dort habe ich bei meiner Mutter und ihrem Freund gewohnt, und in Tübingen war mein Vater mit meiner Stiefmutter (dieses Wort klingt immer so böse).

In Freiburg bin ich bis Ende der elften Klasse zur Schule gegangen. Ein Jahr vor meinem Abschluss habe ich die Schule gewechselt und bin nach Tübingen zu meinem Vater gezogen. Zwischendurch haben mein Vater und seine Frau zwei UMFs – unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (für all jene, die die unglaublich blöd klingende Abkürzung nicht kennen) – aus Afghanistan bei sich aufgenommen. Die beiden sind so alt wie ich, und irgendwann habe ich angefangen, sie meine »Brüder« zu nennen – denn meine Gesprächspartner sind reihenweise eingeschlafen, wenn ich einen Satz mit »Einer von den beiden Afghanen, die mein Vater und meine Stiefmutter vor drei Jahren …« anfing. Also auch hier im Buch sind sie: meine Brüder.

In Freiburg bin ich mit Alice, Lars und Pareidolie zur Schule gegangen, und wir sind ziemlich gute Freunde geworden. Nach meinem Umzug hat in Tübingen Otto auf mich »gewartet«, der schnell zu meinem besten Freund wurde.

Das waren jetzt, glaube ich, die wichtigsten Hintergrundinformationen. Also: los geht’s!

2. Lernen fürs Leben? Die letzten zwölf Jahre

Mein Zeugnis in der Hand, stehe ich vor dem Unigebäude, in dem soeben die letzte schulische Pflichtveranstaltung meines Lebens stattgefunden hat. Endlich. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet und dachte immer, das Gefühl wäre irgendwie besonders. Das stimmt nicht. Vielleicht geht es da jedem anders – aber ich bin immer noch ganz genau der gleiche Mensch wie vor zweieinhalb Stunden. Stimmt auch nicht. Ich habe jetzt einen Wisch mehr in meiner Obhut, der anscheinend über alle Maßen wichtig sein soll und von dem ich am besten gleich ganz viele beglaubigte Kopien erstelle, die ich dann, nur um sicherzugehen, in verschiedenen Häusern ablege und verstecke, falls es mal brennt oder einen Wasserschaden gibt. Nur fürs Protokoll: Die Schule, die mir dieses Zeugnis ausgestellt hat, hat mir nicht beigebracht, wo man Kopien beglaubigen lässt. Dass das überhaupt notwendig ist, weiß ich auch nur von meinen Eltern. Zum Glück ist meine Stiefmutter Pfarrerin. Noch was fürs Protokoll: Dass Pfarrer jegliche ihnen in die Finger geratenden Kopien beglaubigen können, wusste ich auch nicht, bevor mein Vater mich drauf hingewiesen hat. Aber ich finde es – nur so nebenbei gesagt – ziemlich schwachsinnig, dass Pfarrer wirklich alles beglaubigen dürfen. So wie ich das sehe, haben die nämlich auch keinen blassen Schimmer, ob die jeweilige Kopie gerade gefälscht ist oder nicht. Hoffen wir also, dass meine Stiefmutter ihre schwere Arbeit tut und mir einfach mal abnimmt, dass mein zu beglaubigendes Zeugnis keine Fälschung ist.

Back to school …

Gehen wir ein paar Jahre zurück – ich war in der siebten Klasse. Besonders gut erinnere ich mich an die Mittagspausen, in denen meine Freundinnen und ich von der Zukunft, der Zeit nach dem Abi träumten. Das größte, was wir uns wünschten, war, dass wir endlich fertig sein würden mit der Schule. Nicht falsch verstehen: Wir sind gerne in die Schule gegangen, es war die meiste Zeit ziemlich lustig. In unserer Klasse wurden viele lustige Streiche gespielt, die Klassengemeinschaft war meistens ziemlich gut. Aber wir bewunderten auch »die Großen«. Die Langeweile in der Schule nahm den größten Teil unseres Tages ein, und so vertrieben wir die Zeit, die wir absitzen mussten, eben mit dem Träumen von Unis, WGs und einem Leben weit weg von zu Hause. Nicht, weil es uns da nicht gut ging, sondern einfach, weil wir etwas Neues entdecken wollten. Jeden Tag hatten wir Spaß, wegdenken konnten wir uns einander nicht. Keiner aus meiner Klasse konnte sich vorstellen, wie es sein würde, sich nicht mehr jeden Tag zu sehen.

Alle lieben Schulsport

Genauso gut wie an die Mittagspausen erinnere ich mich an den Sportunterricht. Das Schlimmste war der Schwimmunterricht: Die Lehrerin stand am Beckenrand und versuchte, uns trocken das Kraulen beizubringen. Wir haben dabei gefroren, es war Winter, und es war im Hallenbad nicht so warm, wie es hätte sein sollen. Alle Mädchen hatten irgendwann alle zwei Wochen ihre Tage, und da das ja nicht überprüft werden durfte, konnten wir Mädchen die meiste Zeit am Rand auf der beheizten Sitzbank sitzen und zuschauen, wie die Jungs dazu gebracht wurden, vom Zehnmeterbrett zu springen.

Warum wir im Winter Schwimmen hatten? Damit wir im Sommer auf den Sportplatz draußen konnten. In die brennende Sonne, den Cooper-Test machen oder besser noch den »Piep-Test« (letzterer heißt offiziell »Shuttle-Run-Test«, aber das ist eine Bezeichnung, die eindeutig viel zu schön ist für diese ultimative Schüler-Quäl-Methode).

Beim Cooper-Test muss man versuchen, in zwölf Minuten so viele 400-Meter-Bahnen wie möglich zu laufen. Bei sechs Runden (also 2,4 Kilometern!) bekommt man als Schülerin in der Oberstufe in Sport ganze zwölf Punkte. Das Theater fand bei uns jedes Halbjahr ein paar Mal statt.

Beim Piep-Test muss man statt der Runden nur hin und her laufen. Es geht dabei darum, zwischen zwei Pieptönen zwanzig Meter zurückzulegen. Die Läufer stehen zunächst alle in einer Reihe, und auf den ersten Piep läuft man noch recht gemütlich zum Zielpunkt, bevor der zweite Piep ertönt. Wer nicht vor dem nächsten Piep auf der anderen Seite ist, ist raus aus dem »Spiel«. Der nächste Piepton ist dann immer zugleich das Startsignal zum Umkehren. Natürlich werden die Intervalle zwischen den Tönen immer kürzer, damit man sich immer mehr beeilen muss und die Sache so richtig Spaß macht!

Das sind die zwei dämlichsten Erfindungen auf Erden, um Ausdauer und Seitenstechen-Unterdrücken zu benoten. Manchmal wache ich heute noch nachts auf mit der Kassettenrekorder-Stimme im Kopf, die uns beim Piep-Test hin und her gescheucht hat. Nur wer fünf Minuten (oder länger) durchhielt, hatte die Chance, eine Drei (oder eine bessere Note) zu bekommen. Wann wohl unsere Lehrer diese Tests zuletzt selbst gemacht hatten? Im Studium? Ich vermute, dass das nicht der Fall war, denn jedes Mal, wenn ich aufs Neue anfing, mich zu beschweren, guckten sie nur genervt.

Jeder, der diesen Test mal machen musste, wird mir zustimmen: Dieses Training führt zu nichts! Wie oft meine Freunde und ich Briefe an das Bildungsministerium schreiben wollten, in denen wir uns lang und breit darüber ausgelassen hätten, was für ein Bullshit im Lehrplan steht! Wenn wir schlecht gelaunt und vom Unterricht gelangweilt waren, haben wir Listen gemacht, was alles in diesen Briefen stehen sollte. All dieser Ärger ist jetzt, nach der Schule, verflogen und zu lustigen Erinnerungen geworden. Diese Probleme sind nicht mehr unsere Probleme, und falls wir wirklich einmal einen Brief an das Bildungsministerium schicken sollten, dann wird der definitiv viel reflektierter ausfallen und mit viel weniger Schimpfwörtern ausgeschmückt sein.

Hin und wieder stritten wir uns mit unseren Eltern, weil wir der Meinung waren, etwas selbst tun zu können (wie eine Entschuldigung für den Sportunterricht zu schreiben). Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass ich damals immer recht hatte, aber was soll’s! Jeder kennt diese Streitereien, und ich erlebe sie auch jetzt noch, nach dem Abitur. Aus irgendeinem Grund dachte ich, meine Eltern würden sich endlich nicht mehr in meine Angelegenheiten einmischen, wenn die Schule vorbei wäre. Um meine Oma zu zitieren: »Denkste Puppe«. Aber dazu später mehr.

Einmal die Woche oder einmal im Monat gab es Taschengeld. Ständig wurde darüber geredet, wer wie viel Taschengeld bekam, und diejenigen, die besonders wenig bekamen, wurden dann immer ganz klein. Damals haben wir noch nicht unser eigenes Geld verdienen können, und deshalb erscheint es mir heute auch so unlogisch, warum es uns überhaupt so interessierte, wer wie viel Geld hatte. Immerhin sagte es nicht mehr über uns aus als über den Beruf unserer Eltern oder darüber, wie streng sie waren. Vermutlich war es einfach die Faszination, Geld zu besitzen, sich selbst etwas kaufen zu können, an der Kasse stolz den großen Zehn-Euro-Schein aus dem 4YOU-Geldbeutel zu ziehen. Immerhin sind zehn Euro mindestens zwanzig Center-Shocks, schaurig-saure Kaugummis!

WhatsApp-Gruppe »Mädchensport Klasse 10 a und b«

Mädchen A: Morgen wieder Cooper-Test, oder?

Mädchen B: Hat sie nicht gesagt, dass wir das verschieben, wenn es regnet?

C: Soll aber nicht regnen.

B: Lass uns doch Frau K. schreiben, dass wir alle im Wetterbericht gesehen haben, dass es regnen soll.

C: Nee Mann, bringen wir es lieber einmal hinter uns.

D: Aber der Sportplatz ist so weit weg, dann haben wir wieder keine Pause morgen.

E: Wir können auch versuchen, sie zu überreden, anstatt Cooper was anderes zu benoten.

A: Das macht die bestimmt nicht.

B: Also was jetzt? Gehen wir morgen hin oder sagen wir einfach, am Vertretungsplan stand, dass es ausfällt?

C: Das haben wir schon letzte Woche gemacht.

B: Dann ist es halt ein dauerhafter Fehler im Programm.

Man würde mir nicht glauben, würde ich erzählen, wie oft wir tatsächlich kollektiv Sport geschwänzt haben. Den Test mussten wir trotzdem jedes Halbjahr machen.

3. »ABI ABI ABI, ABITUR, ABITUR, ABIT-U-U-U-R!«

Man nehme ganz viele Abiturienten, gebe etwas Alkohol dazu und brülle den oben stehenden Vers hinaus – und schon steigt die Party. Aber so weit sind wir noch nicht …

Endlich kamen wir in die Oberstufe. Bei uns an der Schule hieß das Kursstufe. Taschengeld-Diskussionen gab es nicht mehr, da sowieso die meisten ihr Geld zu großen Teilen selbst verdienten.

In der Kursstufe wurden die Klassen, in denen wir sechs Jahre lang waren, aufgelöst. Für manche war das toll, für andere eher schade, auf jeden Fall war es aber aufregend. Wir merkten, dass »die Deppen« aus »der D« und die »Blöden« aus »der B« doch nicht solche blöden Deppen waren. Es veränderten sich außerdem die Strukturen in der Schule. Wohl nicht zuletzt, weil ab der elften Klasse alle Leistungen für das Abitur gewertet wurden. Lernen war gar nicht mehr so uncool, Lerngruppen plötzlich der neueste Schick. Alice wunderte sich zu dieser Zeit besonders über die vielen Mitschüler, die sie auf der Straße plötzlich grüßten, obwohl sie sie vorher – ich zitiere – »nicht mal mit dem Arsch angeschaut« hatten.

Dieselbe Freundin hat natürlich trotz der neuen Lern-Coolness nie für die Schule gelernt, es gibt diese Leute, die von allen immer irgendwie beneidet werden. Sie hatte stattdessen immer etwas Besseres zu tun und außerdem einfach keine Lust. Worauf sie immer Lust hatte, und immer noch hat, ist planen. Zum Beispiel hat sie in der Kursstufe in jeder freien Minute an einer Liste mit allen Universitäten gearbeitet, nach Bundesländern und Städten sortiert. Dann hat sie auf den Websites aller deutschen, österreichischen und Schweizer Unis das Studienangebot nach Fächern durchsucht, die sie interessieren. Eine unglaubliche, echt beeindruckend lange Liste war das.

Auf jeden Fall bildeten sich neue Freundeskreise, und wir lösten uns von der Heimeligkeit der kleinen Schulklassen. Auf einmal waren wir eben nicht mehr nur dreißig Schüler, die endlich raus wollten aus der Schule, sondern hundert.

Es gab viele Stufentreffen außerhalb der Schule, und so war unser Schulgebäude plötzlich nicht mehr der wichtigste Ort, um sich mit Leuten zu treffen, dadurch wurde die Institution an sich deutlich unwichtiger und demnach trotz des neuen Lern-Schicks hinsichtlich der Anwesenheit unsererseits deutlich unterversorgt. Die Unibibliothek löste gewissermaßen die Schule ab. Denn dort versammelten sich alle Abiturienten der Stadt dauerhaft zum Lernen. Die echten Studenten waren dementsprechend genervt von uns.

Am Ende, ganz kurz vor den Abi-Prüfungen brachen ein paar Mitschüler ab. Sie hatten mehrfach ihre Punkte nachgerechnet und sind zu dem Schluss gekommen, dass sie es nicht mehr schaffen würden. Oder der Druck wurde zu groß. Wenn ersteres der Fall war, gab es vor dem Abbruch mit guter mittlerer Reife viele Gespräche mit Schulleitern, Lehrern, und natürlich den Eltern, die meistens mit dem Punktesystem der Oberstufe, Begriffen wie »Unterkurs« und benötigten Fächerkombinationen nicht zurechtkamen und denen dann alles zwei-, drei- oder sogar viermal erklärt werden musste. Wurde der Druck zu groß, gab es vor allem Gespräche mit Vertrauenslehrern und Schulpsychologen, allerdings kamen diese Abbrüche für die Allgemeinheit immer eher plötzlich. Fast alle anderen, so auch ich, verbrachten ihre Osterferien mit Lernen. Diese zwei Wochen waren gut geeignet, sich auf die Prüfungen nach den Ferien vorzubereiten, vor allem für die, die noch kaum gelernt hatten. Der Rhythmus war ungefähr so: Um sieben oder acht aufstehen, frühstücken, dann ab in die »Unibib«. Dort wurde auch zu Mittag gegessen, abends ging es gegen neun Uhr zurück nach Hause, ins Bett. Am nächsten Tag das Gleiche wieder. Und wieder. Und wieder.

Warum wir alle so am Pauken waren? Jeder von uns musste Mathe im Abi machen. Und (fast) jeder von uns war schlecht in diesem Fach. Sehr schlecht, wirklich. Ich persönlich habe nur für Mathe gelernt. Für die anderen Fächer mussten ein paar mehr oder weniger informative Filme ausreichen – das war’s. Die zwei Lernwochen mussten außerdem halbwegs effizient genutzt werden, schließlich schrieben wir direkt vor den Abi-Prüfungen auch noch normale Klausuren. Zusätzlich würde der Unterricht nach den Ferien ganz normal weitergehen. Meine Stiefmutter nennt das Abitur seitdem »Belastungstest«. Sie meint, das alles hätte kaum noch etwas mit Wissen zu tun. Da ist was dran.

Besoffen Abi schreiben

Nach jeder Prüfung habe ich den dazugehörigen fetten Schulordner vernichtet. Meine beiden Brüder haben fasziniert zugeschaut. Sie machen dieses Jahr ihren Hauptschulabschluss, also ein Jahr nachdem ich Abi gemacht habe. Das ist übrigens auch eine nicht zu verachtende Leistung – ich könnte nicht nach drei Jahren auf Persisch einen Schulabschluss machen, wenn ich vorher hier in Deutschland knappe vier Jahre zur Schule gegangen wäre. Jedenfalls war dieses Schulordner-Zerstören jedes Mal eine unglaublich befriedigende Sache. Eine Freundin von mir hat alle Hefte und Ordner aufgehoben. Wozu bloß? Aber die meisten von uns haben alles zerstört, teilweise sogar verbrannt. Am Ende waren wir wohl doch nicht mehr so gerne in der Schule. Bevor wir unsere Ordner zerstörten, wurde deshalb immer fett gefeiert. Es fand eine Dauerparty im Park statt, die genauso lange dauerte wie die Prüfungsphase, also zwei Wochen. Irgendwie haben wir es alle geschafft, nicht ständig völlig (sondern nur ein bisschen) betrunken zu den Prüfungen zu kommen und somit die Diskrepanz zwischen »ich bin cool, weil ich gute Noten habe« und »ich bin cool, weil ich trotz der morgigen Prüfung voll abfeiere« ganz gut überwunden. Wäre wohl eine Alkoholvergiftung ein medizinischer Grund gewesen, aus dem man die Prüfung hätte nachholen dürfen?

Unverstanden: mein Wunsch nach Freiheit

Nach den Prüfungen kamen die ersten Zusagen von den Unis oder Ausbildern. Manche wollten aber noch ein FSJ, ein Freiwilliges Soziales Jahr, machen. Viele meinten allerdings, dass sie nach dem Abitur nicht direkt wieder etwas machen wollen. Ich gehörte auch dazu. Wir wollten einmal zu nichts verpflichtet sein. Einmal nicht wissen, dass die freie Zeit in vier Wochen schon vorbei sein würde. Gut, Letzteres trifft vielleicht dann doch wieder nur auf eine Minderheit zu, aber mir war das superwichtig. Ich freute mich so sehr darauf, nach der Zeugnisverleihung endlich nichts, absolut nichts machen zu müssen (außer mal die Spülmaschine auszuräumen oder so). Das war auch – nicht nur in meiner Familie – ein riesengroßer Streitfaktor. Einer meiner Freunde wurde fast zu Hause rausgeschmissen, weil seine Eltern darauf bestanden, dass er sich einen Plan zulegt. Sie konnten es nicht ertragen, dass ihr Sohn einfach nur »faul« sein wollte. Sie machten sich Sorgen um seine Zukunft. Als Abiturienten haben wir uns bei der kleinsten Frage nach dieser, unserer Zukunft angegriffen gefühlt. Wir wurden wohl zu oft danach gefragt, hatten grob gesagt die Schnauze voll davon. Aber die Frage »Und, was machst du nach dem Abitur?« habe ich innerhalb des letzten halben Jahres in der Schule mindestens fünfzigmal gestellt bekommen. Von jedem, der mir über den Weg lief. Das macht verdammt aggressiv, vor allem dann, wenn du nicht nur keinen konkreten Plan haben willst, sondern generell keine Ahnung hast, was du tun würdest, wenn du dich für etwas entscheiden müsstest. So ging es mir. Weil jeder, der bereits eine Zusage von irgendwo hatte, mir wie ein Außerirdischer vorkam, habe ich Lars (ich hielt ihn für ein »Arschloch aus der A«, bis wir beide in der Oberstufe mit ganzen sechs anderen im Französischkurs saßen) gefragt, aus welchen für mich unerklärlichen Gründen er schon jetzt so unbedingt sein Abreisedatum für sein FSJ in Indien wissen wollte. Seine Antwort (an die genaue Wortwahl erinnere ich mich nicht mehr, leider): »Ich habe Ziele, und die will ich erreichen.« Daher nehme ich an, dass diejenigen, die direkt nach dem Abitur eine Aufgabe brauchten, schon seit Längerem mit einer bestimmten Idee herumliefen. Sie erfüllten sich quasi einen Wunsch. Sei es, dass Person X Medizin studieren, aber die Zugangsvoraussetzungen für das Studium verbessern möchte – dann macht die Person das FSJ. Oder aber die Eltern wollen es einfach. Diejenigen, bei denen Letzteres der Fall ist, beneide ich nicht. Das sind die mit den Eltern, die immer bestimmen wollen, was als Nächstes im Leben ihrer Kinder passiert – vielleicht ist es ja gut gemeint. Aber das sind auch die, die Medizin studieren müssen, weil Mama oder Papa Mediziner ist. Die, die immer unendlich viel Druck bekommen, selbst dann, wenn sie ihr Leben im Griff haben. Die, die immer die Besten überall sein müssen, und vor allem: möglichst so gut wie (oder besser als) ihre Eltern, die auch die Besten in allem sind und es schon immer waren. Wenn sie ein Hobby haben, das den Eltern fremd ist, versuchen diese, es ihren Kindern wieder auszureden und üben immer mehr Druck aus. Klar, das ist ein Extrem, aber eine Klassenkameradin von mir führt tatsächlich so ein Leben. Sie ist die eine, die immer geweint hat, wenn sie »nur eine zwei« bekommen hat.

»Nichtstuer« müssen sich rechtfertigen

Ich war noch minderjährig, als ich endlich fertig war mit der Schule. Und dann sind die Möglichkeiten echt begrenzt.

Wer nicht besonders hilfreich war in dieser Zeit, das waren – wer hätte es gedacht? – meine Brüder. Wir hatten eigentlich immer ziemlich viel Spaß zusammen, aber als ich meinen Abschluss endlich machen konnte, wurde es schräg. Drei Gleichaltrige, und nur einer ist fertig mit der Schule – das reizt alle Beteiligten: Die beiden, ihrerseits gereizt, beschuldigten mich, nichts anzufangen mit meiner Freiheit, immerhin hätte ich ja noch keinen Plan. Das wiederum reizte mich noch mehr, weil ich sowieso schon genervt war von allen und allem. Unsere Eltern bekamen von den sich häufenden gegenseitigen Sticheleien nicht viel mit – und wenn doch, dann hatten sie keine Lust, den Streit zu schlichten (hätten sie es versucht, wären wir drei ihnen aber vermutlich an die Gurgel gesprungen, also war es vielleicht besser so). Also vorteilhaft für ein gemütliches Zuhause was das alles jedenfalls nicht.

WhatsApp-Gruppe »Abi 2017«

Kevin: An alle aus dem Kurs »Deutsch KRA«: Wann müssen wir den Essay abgeben?

Alice: Gestern.

Kevin: F*******CK!

Kevin: War das der letzte Termin?

Kevin: Leute!

Kevin: Mann Leute! War das der letzte Termin?

Alice: Jup.

Hanna: Ja.

Lasse: Lel Kevin, Alter, du Vollidiot, sie hat uns gestern Abend schon die Noten gemailt.

Johannes: Warst mal wieder saufen statt Schule, Kevin?

Kevin: Halt die Fresse, Alter, ich hab schon drei Unterkurse.

Johannes: Passt doch, noch einen mehr, dann hast du vier, ist doch ok.

Kevin: Nee Mann, Mathe fall ich durch.

Auch Kevin hat sein Abitur geschafft – trotz mehr als genügend Unterkursen (Fächer, in denen er eigentlich durchgefallen wäre). Fast jeder schafft es irgendwie, wenn er sich irgendwann, und sei es noch so knapp, auf seinen A**** setzt und was dafür tut.

4. Träumen, chillen … und dann nichts tun!

Zurück zum Hier und Jetzt! Im Moment versuche ich, mit dieser Welt zurechtzukommen. Die Überschrift dieses Kapitels hätte, wenn sie nicht zu lang dafür gewesen wäre, auch lauten können: »Bürokratiehochkultur Deutschland startet Angriff auf siebzehnjährige Abiturientin. Achtung, Achtung, lasset die Spiele beginnen!« Nachdem ich es erst mal aufschiebe, mein Zeugnis beglaubigen zu lassen, stehe ich schon wieder mit meinen Freunden im Park und feiere mit ihnen unsere neue Freiheit.

Obwohl ich noch nicht einmal grob sagen kann, was ich denn mit dieser Freiheit machen will, ist die Freude aufs Ausziehen riesengroß. Eine eigene Wohnung vielleicht, oder eine WG, falls ich in Deutschland bleibe. Oder einfach mal eine andere Umgebung, im Ausland. Vielleicht ja Afrika? Oder Südamerika, aber sicher nicht Australien oder Neuseeland – irgendwie haben diese beiden Länder für mich ihren Reiz verloren, seitdem alle dorthin gehen. Wie würde ich wohnen, wenn es echt ins Ausland gehen soll? Das Wichtigste ist: nicht mit meinen Eltern. Darauf freue ich mich schon seit Ewigkeiten, seit meine Freundinnen und ich in der Mittagspause unsere Zukunftspläne geschmiedet haben. Trotzdem bleibt natürlich immer auch der Wunsch, den Eltern zumindest ein kleines bisschen zu gefallen mit dem, was wir tun. Dass sie einen unabhängiger werden lassen und nicht so sehr klammern. Er ist jetzt fast greifbar, dieser Traum von Unabhängigkeit.

Die »eigenen« vier Wände: ein Traum

Aus Erzählungen von denen, die vor meinen Freundinnen und mir ihren Abschluss gemacht haben, haben wir so unsere Schlüsse gezogen und uns perfekte erste eigene Wohnungen beziehungsweise Zimmer erträumt. Bei Alice sieht dieses erste eigene Zuhause ungefähr so aus: Sie stellt sich große Zimmer vor, in vielen verschiedenen Farben gestrichen. Sie hat viel Platz für ihre Möbel und das Hochbett, das sie so sehr liebt. In der hellen Wohnung leben noch zwei, vielleicht drei Gleichaltrige – davon mindestens ein männlicher. Sie steht nämlich nicht so sehr auf Zickenkrieg. Es gibt auch ein geräumiges Bad in ihrer Vorstellung und eine Küche. Wovon Alice träumt, sind ein – wenn es nicht anders geht: kleiner – Balkon und natürlich ein begehbarer Kleiderschrank.

Lars andererseits träumt von einer kleinen Wohnung mit seiner Freundin. Die beiden gehören zu diesen ekligen unzertrennlichen Paaren, auf die heimlich alle eifersüchtig sind. Den beiden ist eigentlich egal, wo sie leben, solange sie zusammenleben können. Da sie anders als Alice Realisten sind, rechnen sie mit nicht mehr als zwei Zimmern, einem kleinen Bad und einer Miniküche.

Mein persönlicher Traum ist eine unordentliche, aber saubere WG mit Leuten meines Alters: Viele Blumen, eine Öko-WG. Am besten auf dem Land, mit Garten oder zumindest freier Fläche draußen. Die Miete ist meistens eher niedrig, weil keiner (außer ständig barfuß laufenden Ökos) außerhalb der Stadt leben möchte und ein gutes Feuer im Ofen (der einzige Heizkörper im Haus) hinbekommt. Meine Mutter hat zu Studienzeiten in so einer WG gelebt. Und mir, als ich klein war, fast jeden Tag lustige Geschichten aus dieser Zeit erzählt, auch von ihren WG-Haustieren. Und welches Kind will schon nicht zur Hauptfigur aus seinen Gutenachtgeschichten werden, wenn es groß ist?

Andere Ex-Mitschüler erscheinen mir wie Aliens: Sie wollen