Kunduz - Rainer Buske - E-Book

Kunduz E-Book

Rainer Buske

4,7

Beschreibung

Insgesamt neun Monate des Jahres 2008 führte Oberst Rainer Buske das Provincial Reconstruction Team Kunduz in Afghanistan. Die Einsatzzeit hatte Folgen für ihn und für seine Soldaten. Zwei seiner Männer, die unter seinem Kommando dienten, kehrten nicht lebend zurück. Viele andere wurden an Leib und Seele verletzt oder verstümmelt. Dieses Buch ist ein Erlebnisbericht über einen Auslandseinsatz der Bundeswehr. Es schildert authentisch, was tatsächlich in 2008 in Kunduz geschah. Der Autor, damals seit bereits 34 Jahren Berufssoldat, gibt seine ganz persönlichen Eindrücke wieder. Die Lebensbedingungen in Afghanistan, die Einsatzvorbereitung als auch die Eigentümlichkeiten des Einsatzes werden genauso offen angesprochen wie der Umgang mit Tod und Verwundung, der Umgang mit Medien und politischen Repräsentanten bis hin zu Anforderungen an militärische Vorgesetzte in einem derart sensiblen Umfeld, wie es Kunduz nun einmal war. Die Sinnhaftigkeit des Einsatzes wird kritisch hinterfragt bis hin zur für Oberst Rainer Buske entscheidenden Frage: Hat es sich gelohnt? Sind die beiden Soldaten, die am 20. Oktober 2008 bei Kunduz fielen, gar umsonst gestorben? Der Leser erhält einen Einblick in Einsatzrealitäten, wie sie bisher in den Medien so noch nie veröffentlicht wurden.

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Für Patrick Behlke und Roman Schmidt

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Rückblende – 11. September 2001

Entscheidung

Einsatzvorbereitung

Verlegung

Die Übernahme der Dienstgeschäfte

Erste Fahrt nach Mazar-e-Sharif

Leben und Lebensbedingungen in Kunduz

Winter in Kunduz

Die Folgen der Raketenangriffe

Die „heiße“ Zeit März bis Juni 2008

Operationsplanung

Mandatsobergrenzenerhöhung

Das Regional Command North

Der Gefechtsstand des PRT Kunduz

Herausragende Männer und Frauen – meine Sanis

Gottesburg, Pfarrer und Truppenpsychologe

Fallschirmjäger!

Mein Chef des Stabes: Oberstleutnant Freuding und Oberstleutnant Neumann

Meine Stellvertreter – Oberstleutnant Klaffus, Oberstleutnant Abed und Oberstleutnant Reichstein

Mein CPT-Team

Das Provincial Advisory Team (PAT) Taloqan

Verbindung nach Hause

Die immer wiederkehrende Frage nach ausreichender Ausrüstung

Besucher und Reporter

Key Leader Engagement

Afghanische Sicherheitskräfte

Die Rolle der Vereinten Nationen

Die KUNDUZ ROCKETEERS

Kommandoübergabe an Oberst M

.

Erste Rückkehr

Erneute drei Monate

Eine paralysierte Truppe

Ermittlungsauftrag Oberst M

.

Erschöpfung

Der schlimmste Tag meines Lebens

Medal Parades

Was für ein Abschied

Zweite Rückkehr

Einsatznachbereitung

Wesentliche Anforderungen an den militärischen Vorgesetzten

Warum der Einsatz scheitern muss

Fazit

Abkürzungen

Vorwort

Ich war Berufsoffizier der Bundeswehr und zum Zeitpunkt meines Afghanistaneinsatzes bereits seit 34 Jahren Soldat. Damals war ich 54 Jahre alt. Ich bin verheiratet, keine Kinder. Heute bin ich 60 Jahre alt und pensioniert. 6 Jahre sind seit meinem Afghanistaneinsatz seither vergangen. Mein Dienstgrad war Oberst. Als solcher führte ich das „Provincial Reconstruction Team“ in Kunduz (kurz: PRT Kunduz) als Teil des deutschen Engagements am ISAF1-Einsatz in Afghanistan. Wir schreiben das Jahr 2008, ein Jahr, das mich an die Grenze meiner psychischen und physischen Belastbarkeit brachte.

Dieses Buch ist ein subjektives und zuweilen auch emotionales Zeugnis meiner Erlebnisse und Erfahrungen, die ich in fast neun Monaten in Kunduz als verantwortlicher Kommandeur gesammelt hatte. Es ist sicherlich auch Erlebnisverarbeitung, der Versuch, erlebte Traumata loszuwerden. Das Buch setzt sich kritisch mit dem deutschen Engagement am Hindukusch auseinander. Die Wortwahl „deutsches Engagement“ ist bewusst gewählt. Fast reflexartig verengt sich die öffentliche und politische Diskussion in Deutschland ausschließlich auf das militärische Engagement. Völlig in den Hintergrund treten zivile Zielsetzungen und Leistungen, um die es sich ursprünglich doch gedreht hatte. Hierauf werde ich eingehen. Das Buch ist vor allem der Versuch, der Männer und Frauen zu gedenken, die mit mir zusammen eine in jeder Hinsicht fordernde und prägende Zeit durchlebt haben. Zwei Mann, die unter meinem Befehl standen, kamen nicht lebend zurück. Viele andere wurden zum Teil schwer verletzt. Insofern soll dieses Buch auch Patrick Behlke und Roman Schmidt gewidmet sein, die ihr Leben für einen Einsatz gaben, den mehr und mehr Menschen in Deutschland für sinnlos halten.

Das Buch ist bewusst aus der Sichtweise der Jahre 2007–2009 geschrieben, genau der Zeit, in der ich mich direkt oder indirekt mit dem Afghanistaneinsatz beschäftigen musste. Es ist ein Zeitzeugenbericht, der natürlich Entwicklungen, die sich seither in Afghanistan vollzogen haben, nicht berücksichtigt. Manches hat sich seit 2008 gebessert. Die Sicherheitsverantwortung über die Provinzen Kunduz und Takhar, für die ich einst verantwortlich war, wurde seitdem an afghanische Sicherheitskräfte übergeben. Der ISAF-Einsatz wurde im Dezember 2014 beendet, und die internationale Gemeinschaft gab sich ein neues Mandat ("Resolut Support"), das – so scheint es – einen deutlich anderen Charakter und Anstrich erfahren wird als der bisherige ISAF-Einsatz. Das deutsche (militärische) Engagement am Hindukusch wird sich voraussichtlich ausschließlich auf Ausbildungsunterstützung beschränken und kaum mehr als 800 Mann umfassen. Sicher, allesamt Erfolgsparameter, aber ich bleibe genauso skeptisch, wie ich es am Ende meines Einsatzes im November 2008 war.

"Politische Karte Afghanistan"

Karte "Regional Command North"

Karte Provinz Kunduz und Takhar (aus Karten.ppt)

Prinzipskizze Kunduz

1. Rückblende – 11. September 2001

Wie habe ich 9/11 wahrgenommen und welche Konsequenzen hatte 9/11 aus meiner Sicht? Was hat 9/11 mit der heutigen Lage deutscher Soldaten in Afghanistan zu tun? Für mich beginnt die Geschichte genau dort, am World Trade Center, in den Ruinen, in denen mehr als 3.000 Menschen starben. Amerika erklärte der Achse des Bösen den Krieg und marschierte kurze Zeit später in den Irak ein. Es brach der zweite Irak-Krieg aus, nunmehr gefochten durch George W. Bush Junior, den viele wenig später selber als das Böse schlechthin ansahen. Wo blieb Deutschland, das sich trotz erklärter uneingeschränkter Solidarität und erklärtem Bündnisfall der NATO dem gemeinsamen Einsatz der Willigen im Irak verweigerte? Gerhard Schröder, der damalige Bundeskanzler, traf den Nerv der deutschen Bevölkerung, indem er Deutschland aus dem Irak-Krieg heraushielt. Quasi kompensatorisch entschloss man sich, am Afghanistaneinsatz teilzunehmen, dem „guten“ Krieg, wie man damals glaubte. „Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird (auch) am Hindukusch verteidigt“, betonte der damalige Verteidigungsminister Dr. Peter Struck und eben nicht im Irak. So fing er an, der deutsche Afghanistaneinsatz, als Kompensation dafür, dass man nicht gewillt war, in den Irak zu ziehen.

Obendrein glaubte man, dass Deutschland den Stein des Weisen gefunden hätte. Landauf und landab wurde man nicht müde zu betonen, dass sich der deutsche Ansatz der „Vernetzten Sicherheit“ in Afghanistan, neudeutsch „comprehensive approach“, wohltuend vom amerikanischen Säbelrasseln im Irak unterscheiden würde. Stolz hielt man den Amerikanern (und auch den Briten) vor, dass Deutschland einen „sauberen“ Einsatz führt, der vor allem und in vorderster Linie den Wiederaufbau des geschundenen und durch 30 Jahre Krieg verwüsteten Landes in Afghanistan zum Ziel hat. Brunnenbohren, Straßen bauen, Schulen errichten, Kliniken einweihen, Lehrer ausbilden, Ausbildung der Polizei und Aufbau eines effizienten Regierungsapparates mit deutscher Hilfe, vor allem und zuvorderst Entwicklungshilfe, das waren die Vorzeigeobjekte, die edlen Ziele, die man dem amerikanischen Einsatz im Irak entgegenhielt. Das deutsche Militär, die Bundeswehr, hatte hierbei nur einen einzigen und im Gesamtkonzept nahezu untergeordneten Rahmen einzunehmen, nämlich die militärische Absicherung des Wiederaufbaus. Das deutsche Kontingent war Teil einer Assistance Force, Unterstützung für den Wiederaufbau, aber keine Besatzungsmacht! Das war der Grund, warum die Bundeswehr im Norden von Afghanistan die Raumverantwortung des Regionalkommandos Nord (kurz: RC N) übernahm.

Der Raum schien befriedet und vergleichsweise harmlos. Wiederaufbau versprach eine einfache Sache zu werden. Also, ein Einsatz ohne großes Risiko. So stieg Deutschland aus meiner Sicht 2002 in den Einsatz ein. Man konnte in Kunduz noch als Soldat ungestört spazieren gehen, seinen Kaffee auf dem Basar trinken. Deutsche Soldaten wurden bejubelt, und deutsche Wiederaufbauhelfer als Messias empfangen. Dann kam der 19. Mai 2007, und alles war schlagartig anders. Drei deutsche Soldaten wurden auf dem Marktplatz in Kunduz in die Luft gesprengt. Ein Selbstmordattentäter brachte sie um. In Kabul war die deutsche Naivität bereits weit früher beendet worden, als ein anderer Selbstmordattentäter einen deutschen Bus mit Soldaten in die Luft jagte, die ihren Flieger zurück in die Heimat erreichen wollten. Seitdem kämpfen deutsche Soldaten einen verlorenen Kampf. Vom deutschen Wiederaufbau redet so gut wie keiner mehr. Man hat vollkommen aus den Augen verloren, warum wir seinerzeit nach Afghanistan gegangen sind. George W. Bush junior ist nicht mehr US-Präsident. Der Irak-Krieg ist zumindest offiziell vorbei, wenngleich die Folgen bis heute nachwirken. Britische Streitkräfte erlitten in Basra, im vergleichsweise weniger umkämpften Süden des Irak, 179 gefallene Soldaten. Im Süden von Afghanistan, vor allem in Helmand, starben bis Ende 2008 über 300 britische Soldaten. Zur gleichen Zeit ließen mehr als 1.000 US-Soldaten ihr Leben in Afghanistan. Deutschland hat in Afghanistan bis heute 54 gefallene Soldaten zu beklagen. Aus dem „guten“ und „sauberen“ Krieg war längst ein dreckiger, schmutziger Krieg geworden.

Wohin wird uns diese Lage führen? Was geschah eigentlich in Kunduz im Jahre 2008, und wie konnte es dazu kommen? Hätte man es verhindern können? Was wäre aus meiner Sicht nötig, um diesen Einsatz vielleicht doch noch zu einem „glimpflichen“ Ende zu führen? Die Verteidigung der Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland, das Motto von Peter Struck, stellte sich jedenfalls nach fast sieben Jahren Einsatz von deutschen Streitkräften am Hindukusch als fataler Irrtum heraus. Das ist die Ausgangslage, als ich erfuhr, ich hätte 2008 als Kommandeur des PRT Kunduz nach Afghanistan zu gehen.

2. Entscheidung

Ich wurde im Sommer 2006 nach Augustdorf versetzt, einem kleinen Städtchen am Rande des Teutoburger Waldes. Gleich nebenan liegt der Truppenübungsplatz Senne Lager, der allen deutschen Heeressoldaten seit Generationen ein Begriff ist. Wer kennt ihn nicht, den Spruch: „Gott schuf in seinem Zorn, Senne Lager bei Paderborn“! Augustdorf ist zugleich die Garnisonsstadt der Panzerbrigade 21, und dort sollte ich den Dienstposten des stellvertretenden Brigadekommandeurs bekleiden. Ich konnte mein Glück kaum fassen! Ich, ein Truppenoffizier, erhalte noch einmal eine Führungsverwendung! Und das wird auch noch entlohnt mit der Beförderung zum Oberst! Ich hatte mehr erreicht, als ich mir in den kühnsten Träumen habe ausmalen können. Ich war stolz auf mich, und das wohl auch zu Recht. Ich wusste aber auch, dass diese Verwendung mit einem erneuten Auslandseinsatz verbunden war. 1999 nahm ich bereits als Kommandeur eines Bataillons am KFOR-Einsatz teil. Das war zu der Zeit kein Zuckerschlecken, zumal der Einmarsch der NATO-Truppen in den Kosovo mal gerade wenige Tage vorbei war, als ich dort eintraf. Den Kosovo verließ ich Ende 1999 einigermaßen ernüchtert und sicherlich auch traumatisiert. Ich hatte Schlimmes erlebt. Mein Körper reagierte genauso wie meine Seele. Es bedurfte der ganzen Liebe meiner Ehefrau und lange Zeit auch der therapeutischen Unterstützung, um damit fertig zu werden. Vielen geht es so. Insofern wusste ich, was auf mich zukam. Nur, diesmal hieß das Einsatzland Afghanistan.

Geheimnisvoll, fremdartig, unwirklich und irgendwie irreal. Afghanistan, das liegt so weit weg. Nie hatte ich mich damit wirklich auseinandergesetzt. Das sollte sich schlagartig ändern. Die Panzerbrigade 21 hatte alle Dienstposten für den ISAF-Einsatz ab dem Sommer 2008 für wenigstens vier Monate zu stellen, das wussten wir bereits Ende 2006. Mein Brigadekommandeur, General Jürgen Weigt, war der designierte COM RC N (Kommandeur des Regionalkommandos Nord) mit einer Stehzeit von sechs Monaten. Von Juli 2008 bis Anfang 2009 würde er im Afghanistaneinsatz stehen. Wer führt dann diejenigen Teile der Brigade, die nicht in den Einsatz verlegten und zuhause blieben? Das war natürlich meine Aufgabe als etatmäßiger Stellvertreter des Brigadekommandeurs. Daher war sofort klar, dass ich unmöglich zusammen mit General Weigt in den Einsatz gehen konnte. Wir mussten unsere Einsatzzeiten entzerren. Ich musste mit meinem Einsatz fertig sein, bevor General Weigt seinerseits in den Einsatz verlegte. So geschah es, dass ich für den Einsatz als Kommandeur des „Provincial Reconstruction Teams“ in Kunduz ab Januar 2008 für sechs Monate eingeplant wurde. Danach würde ich die Führung der Brigade im Inland so lange übernehmen, bis General Weigt aus dem Einsatz zurückkehrte. Tatsächlich durfte ich auswählen. Ich hätte mich genauso gut für das deutsche PRT in Faizābād entscheiden können oder für einen Dienstposten im Stab des RC N oder sogar im Hauptquartier von ISAF in Kabul. Ich habe mich hingegen sofort für Kunduz entschieden. Zu der Zeit war Kunduz noch ein Hort der Friedfertigkeit. Der 19. Mai 2007 und der erste Selbstmordanschlag in Kunduz, die vielen Raketenangriffe und die Selbstmordattentäter, dies alles gab es noch nicht. Hätte ich mich anders entschieden, wenn ich es gewusst hätte? Ich glaube nicht. Verantwortung habe ich noch nie gescheut, und Kunduz war reizvoll, während Faizābād so abgelegen und unbedeutend auf mich wirkte wie ein Einödstandort in der Uckermark.

Damit waren die Würfel gefallen, und fortan scherte ich aus meiner eigentlichen Aufgabe als stellvertretender Brigadekommandeur und Kommandeur der Brigadeeinheiten in Augustdorf zusehends aus, um mich voll und ganz auf Afghanistan zu konzentrieren. Meine Ehefrau hielt sich tapfer, so wie sie es immer tat. Sie wusste, dass ich um einen Auslandseinsatz nicht herumkommen würde und hatte meine Zeit im Kosovo noch in guter Erinnerung. Aber sie unterstütze mich so, wie sie es immer tat. Meine Mutter starb unmittelbar, bevor die Entscheidung fiel. Mein Vater lebte sowieso nicht mehr. Es war stets einer der größten Sorgen meiner Mutter, dass ich noch einmal in einen „Kriegseinsatz“ musste. Diese Erkenntnis ist ihr erspart geblieben. Wie so oft glaube ich auch hier, dass das Schicksal es so richtet, wie es notwendig ist. Wenn man so will, starb meine Mutter zur rechten Zeit. Kaum war sie beerdigt, ging die Vorausbildung für meinen Einsatz in Kunduz los.

3. Einsatzvorbereitung

Im Juni 2007 nahm ich erstmals Verbindung auf mit meinem designierten Stellvertreter für das 15. Kontingent PRT Kunduz, Herrn Oberstleutnant Klaffus. Klaffus ist ein baumlanger Kerl, der sich kerzengerade hält, über glasklare Vorstellungen verfügt, überaus loyal ist und konstruktiv denkt. Wir mochten uns von Anfang an. Ich fuhr nach Eggesin, „ganz weit oben im Nordosten der Republik“ würde Klaffus sagen, und besuchte ihn in seinem Bataillon, das er zu dieser Zeit führte, und aus dessen Reihen sich die Masse der Soldaten rekrutierte, die mit mir in den Einsatz gingen. Die Neugierde aufeinander war daher gleichermaßen auf beiden Seiten groß. Klaffus wies mich professionell in sein Bataillon, den Stand der Einsatzvorbereitungen und seine weitere Absicht ein. Wir wussten bereits zu dem Zeitpunkt, dass er noch im Herbst 2007 nach Kunduz mit seinen Männern und Frauen verlegen würde. Ich folgte im Januar 2008, so dass er zunächst einen anderen Herrn – will sagen PRT Kommandeur – zu dienen hatte. Doch dies focht uns nicht an. Er zeigte mir Ausschnitte der Ausbildung seiner 2. Kompanie, die als Schutzkompanie nach Kunduz verlegen sollte. Der Kompaniechef war nicht vor Ort. Es führte dessen Stellvertreter. Ein junger Oberfeldwebel führte eine Patrouillenausbildung durch, deren Inhalte und Durchführung wenig aussagefähig waren. Mir war klar, was sich hier abspielte: die Truppe war durch mein Erscheinen vollkommen überrascht worden und stampfte nun eine Ausbildung mit Einsatzbezug aus dem Boden, die aufgrund der knappen Zeit genauso schlecht vorbereitet wie durchgeführt wurde. Oberfeldwebel Fink, so der Name des Ausbilders, machte dennoch einen guten Eindruck auf mich. In dieser Einschätzung fühlte ich mich später in Kunduz voll und ganz bestätigt. Nur den Unsinn dieser Ausbildung hätte man bleiben lassen sollen. Im Zuge der Dienstaufsicht begleiteten Klaffus und ich die Truppe auch außerhalb der Kasernenanlage. Dabei stießen wir auf ein Gehöft, dessen Besitzer sich lautstark über unsere Präsenz erzürnte. Er verlangte ultimativ, dass wir verschwinden sollten und belegte uns mit übelsten Schimpfworten, die in Vergleiche mit der verhassten Sowjetarmee gipfelten, die noch vor guten 20 Jahren hier geübt hatte. Na, dann Prost Mahlzeit! Wir üben für einen Einsatz in Afghanistan, und dieser Mann hatte nichts Blödsinnigeres zu tun, als uns zu beschimpfen und mit Sowjets zu vergleichen. Was für ein Empfang!

Während dieser Tage trafen Klaffus und ich unseren zukünftigen Chef des Stabes des PRT Kunduz, Herrn Major Dr. Freuding. Er kam vom Stab der 14. Panzergrenadierdivision, dem er angehörte. Freuding, so sollte ich später noch feststellen, war und ist der beste Stabsoffizier, dem ich je begegnet bin. Zudem ist er ein echter Pfundskerl und hervorragender Kamerad. Ich konnte zufrieden sein, die Crew stimmte. Wir hatten dann noch einige der wichtigsten Führer, die mit uns zusammen nach Afghanistan gehen sollten, zu einem Führungsseminar zusammengezogen. Auch hier fand ich eigentlich keinen einzigen, dem ich misstrauen musste. Alle machten einen glänzenden und motivierten Eindruck. Eine kritische Personalentscheidung konnte ich per Telefon klären. Was uns noch fehlte, war ein leistungsstarker J 2-Stabsoffizier, der für die Beurteilung der Feindlage und für das militärische Nachrichtenwesen zuständig war. Dies ist ein Schlüsseldienstposten, an dem das Wohl und Wehe des PRT hängen sollte. Oberstleutnant Schröder wurde uns avisiert. Wie sich herausstellen sollte, ein absoluter Volltreffer! Beendet wurde diese erste Zusammenziehung des PRT mit Vorgaben, die ich der Truppe von Anfang an machte. Das fängt bei eher banalen Dingen wie der Anzugsordnung an und endete bei Vorgaben zum Umgang mit Alkohol. So wusste ein jeder, wo „der Hammer hing“, und alle waren zufrieden.

Ich konnte dann in der Folge der Abschlussübung der Einsatzvorbereitung des 15. Kontingentes im Gefechtsübungszentrum (GÜZ) in Magdeburg beiwohnen. Das GÜZ geht dabei sehr professionell vor, es verfügt mittlerweile über einen hervorragenden Ruf, dies vollkommen zu Recht. In zwei Wochen wurde die Truppe bei Tag und Nacht gedrillt. Alles, was in Afghanistan auf die Truppe zukommen sollte, wurde geübt. Patrouillentätigkeit, Umgang mit der Bevölkerung, Selbst- und Kameradenhilfe, Verhalten in einem Hinterhalt und bei einem Sprengstoffanschlag sowie vieles anderes mehr wurde akribisch einstudiert. Für mich bot das GÜZ einmal mehr die Möglichkeit, die Truppe kennen zu lernen. Ebenso sah die Truppe, wer ihr Kommandeur sein sollte und wie der agiert. Allerdings fing das Unternehmen GÜZ für mich unglücklich an. Ich stürzte bei Nacht über einen großen Stein und hatte mir das Nasenbein gebrochen. Meine Brille war verbogen und mein Gesicht blutig geschlagen. Sie können sich sicherlich vorstellen, wie sehr die Truppe sich hierüber amüsiert hat. Ausgerechnet der Kommandeur, na, das kann ja was werden! In dieser Aufmachung bin ich am nächsten Tag dem damaligen Inspekteur des Heeres, Herrn Generalleutnant Budde, unter die Augen getreten, der mich mit den Worten: „Wer sind Sie denn?“ entgeistert anstarrte. Es gibt sicherlich bessere Wege, um sich bei hohen Generälen bekannt zu machen.

Klaffus und ich hatten darauf bestanden, den Gefechtsstand des PRT (oder zumindest die Teile, die uns damals zur Verfügung standen) bereits in die Übung einzubinden und selber zu beüben. Major Freuding wuchs hier sehr schnell in seine Rolle hinein, und alles nahm einen für mich zufriedenstellenden Rahmen ein. Die Tage im GÜZ verliefen wie im Fluge. Lediglich mein Kraftfahrer, der Stabsgefreite Reese, fiel mal wieder mit Grippe aus. Es ist schon beachtlich, wie sehr irgendein Grippevirus diesen armen Kerl heimsuchte, wenn er nur das Wort „Truppenübungsplatz“ hörte. Reese war ein feiner Kerl, sehr redselig und in mancher Hinsicht ein Filou. Er hatte nur das Pech, in mir einen Vorgesetzten zu haben, der eigentlich nichts lieber tat, als auf Truppenübungsplätze zu fahren, in Zelten zu schlafen und bei Wind und Wetter bei der Truppe zu sein. Wirklich leid hat er mir nicht getan.

Die Truppe hatte ihre Einsatzvorbereitung somit abgeschlossen, doch das traf nicht auf mich zu. Auch ich durchlief die notwendigen Stationen, von denen ich eine ganz besonders hervorheben möchte. Die Station „Geiselhaft“ ist schon etwas Einzigartiges. Hierzu erlaube ich mir einen kurzen Vorgriff auf das, was ich später erleben sollte. In Kunduz wurde der örtliche Leiter der NGO (Non-Governmental Organisation) „Kinderhilfe e.V.“ entführt. 19 Tage verbrachte er in Geiselhaft, fast durchgehend geknebelt, mit verbundenen Augen. Jeden Tag fürchtete er um sein Leben. Nach seiner Freilassung traf ich ihn. Seine Erzählungen über die Geiselhaft führen bei mir heute noch dazu, dass sich die Haare auf meinen Unterarmen wie elektrisiert aufrichten. Was hat der Mann gelitten und welche Ängste und Qualen erlebt? Für mich zählt „Geiselhaft“ zu dem Schlimmsten, was ich erleben könnte. Ich hatte eigentlich nie so wirklich Angst davor, dass ich bei Kämpfen oder Anschlägen ums Leben kommen würde. Die Vorstellung aber, 19 Tage in absoluter Hilflosigkeit der Willkür meiner Kidnapper ausgesetzt zu sein, 19 Tage Dunkelheit, 19 Tage Todesangst und Angst um die eigene Familie, das zählt für mich zu dem Grässlichsten überhaupt. Das konnte ich natürlich noch nicht ahnen, als ich an der Station „Geiselhaft“ im GÜZ teilnahm. Nach einer theoretischen Einweisung wurden wir alle in Busse verladen und fuhren los. Nach vielleicht fünf Minuten wurde der Bus jäh durch „Taleban“ gestoppt, die durch Rollenspieler dargestellt wurden. Mit Geschrei und martialisch auftretend stürmten die „Taleban“ den Bus und riefen nach dem Führer, dem höchsten Dienstgrad im Bus. Das war ich. Fortan genoss ich eine Sonderbehandlung. Uns allen wurden die Augen verbunden. Man führte uns im Gänsemarsch durch unwegsames Gelände. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man mit verbundenen Augen jede Orientierung und wenig später jedes Zeitgefühl verliert. Man versucht, auf Details zu achten. Was sagen die Kidnapper untereinander, welche Sprache sprechen sie, welche Geräusche erkennt man? Doch eigentlich ist man nur eins: hilflos. Zunächst drangsalierten uns die Kidnapper. Wir mussten schwere Hölzer in gebückter Haltung minutenlang mit ausgestreckten Armen vor uns halten. Dann galt es, Liegestütze zu machen. Ziel war es, uns in die Erschöpfung – auch mental – zu treiben. Mich steckte man dann in eine Betonröhre, die gerade mal so breit wie meine Schultern war. So ca. 20 Minuten stand ich in dieser Röhre, aus der ich ohne fremde Hilfe nie rausgekommen wäre. Man tröstet sich, dass dies ja nur eine Übung sei, die früher oder später enden würde. Insofern war die psychische Belastung vergleichsweise gering. Ob dieser Ausbildungsabschnitt geeignet gewesen wäre, mir im Falle meiner Entführung durch echte Taleban das Überleben zu erleichtern, wer weiß das schon? Gott Lob ist es dazu nie gekommen.

Als zukünftiger Kommandeur eines PRT hatte ich natürlich eine Reihe von Ausbildungsabschnitten zu absolvieren, die der gemeine Soldat so nie erlebt. Ich erhielt eine Vielzahl von Einweisungen auch nachrichtendienstlicher Art, die mich auf meine Aufgabe vorbereiten sollten. Ich lernte Menschen im Verteidigungsministerium und seiner unmittelbar nachgeschalteten Kommandobehörden kennen, die für mich später lebenswichtig waren. Hierzu gehören ganz besonders das Einsatzführungskommando in Potsdam, das alle deutschen Auslandseinsätze führt und koordiniert, sowie der Einsatzführungsstab in Berlin, der unmittelbar dem Verteidigungsminister und dem Generalinspekteur zuarbeitet2. Das waren zu der Zeit Franz Josef Jung als Verteidigungsminister und Herr General Schneiderhan als Generalinspekteur. Ich durchlief ein Medientraining, das mich innerhalb von drei Tagen auf die unvermeidliche Pressearbeit vorbereitete. In der Rückschau kann ich nur sagen, ein absolutes Muss für jeden Kommandeur im Einsatz! Beim Zentrum Innere Führung erhielt ich Unterrichtungen in Wehrrecht, in Verwaltungsbestimmungen, in den sogenannten „Rules of Engagement“ (ROE), die vor allem den Schusswaffengebrauch im Einsatz regulieren. Wir erhielten landeskundliche Hinweise, dabei auch durchaus kritische Bemerkungen von Referenten und Reportern, die Afghanistan aus einer Vielzahl von Erlebnissen persönlich gänzlich anders wahrgenommen hatten, als man selber es sich subjektiv eingestehen wollte.

Am nachhaltigsten und aus meiner Sicht am wichtigsten war jedoch die Erkundung im Einsatzland. Für ca. drei Tage netto (ohne Hin-/Rückflug) flog ich mit ausgewählten Stabsoffizieren nach Kunduz, um mich von meinem Vorgänger, Oberst Setzer, der das 15. Kontingent führte, vor Ort einweisen zu lassen. Es war dies das erste und einzige Mal vor dem eigentlichen Einsatz, dass ich Afghanistan und Kunduz persönlich erleben durfte. Zwar gab es in der Panzerbrigade 21 einen kurzen Videofilm über eine Führerreise nach Afghanistan, an der auch mein Brigadekommandeur, Herr General Weigt, im April 2007 teilgenommen hatte, doch konnte dies natürlich nicht den Eindruck ersetzen, den ich selber vor Ort gewinnen würde. Im September 2007 fuhr ich daher nach Köln Porz/Wahn, traf dort nicht nur General Weigt, der an der Erkundung ebenso teilnahm, sondern auch Herrn General D., der mein Kommandeur im Einsatz als Kommandeur des Regionalkommandos Nord im ersten Halbjahr 2008 werden sollte. General D. ist ein Luftwaffengeneral. Ein Luftwaffengeneral führt eine Heeresmission im Auslandseinsatz! Es war dies ein vollkommenes Novum in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die deutsche Luftwaffe stellte mittlerweile nicht nur Transportfliegerkräfte, sondern mit sechs Tornados auch Flugzeuge bereit, die Aufklärung flogen. Mithin forderte die deutsche Luftwaffe ihren Proporz ein in der Besetzung von Spitzendienstposten im Auslandseinsatz in Afghanistan. Bei allem Respekt für General D., ich halte das für unangemessen. Ich persönlich glaube von mir sagen zu können, dass ich nach nunmehr weit über 30 Dienstjahren im Heer eine Landoperation durchaus führen kann. Dafür wurde ich ausgebildet. Dagegen würde ich wohl versagen, wenn ich eine Luftwaffenoperation führen müsste. Afghanistan, und das sollten wir alle noch hautnah spüren, ist überwiegend eine Landoperation. Hierfür sollten die besten Fachleute als Führer ausgewählt werden, denen Landoperationen in Fleisch und Blut eingegangen sind. Und die gibt es nun einmal überwiegend beim Heer. General D. und ich kannten uns oberflächlich aus einer früheren Verwendung. Er war ein ruhiger und überlegter Vertreter. Er verkörperte sicherlich nicht den Typus des charismatischen Heerführers. Er verfügte über die Fähigkeit, zuhören zu können. Hatte er sich hingegen seine Meinung gebildet, dann stand diese in Stein gemeißelt fest. Das sollte in der einen oder anderen Detailfrage noch zu Verwerfungen zwischen ihm und mir führen. Wir flogen los, und ich landete abends spät zum ersten Male in Termez, dem deutschen Luftwaffenstützpunkt in Usbekistan, kaum einen Steinwurf von der afghanischen Grenze entfernt.

Termez ist trostlos. Der Flugplatz liegt in unmittelbarer Nähe einer usbekischen Kaserne, deren Zustand vielleicht für usbekische Verhältnisse annehmbar war, mir aber wie eine Bruchbude vorkam. Der deutsche Kommandeur in Termez empfing uns so stilvoll, wie es in so einer Umgebung eben geht. Sein Stabsgebäude war baufällig. Improvisationsvermögen und Kompromissfähigkeit waren gefordert, um aus diesem „Hauptquartier“ etwas Sinnvolles zu machen. Was mir vor allem auffiel, war der Frisiersalon, den ein Usbeke im deutschen Stabsgebäude unterhielt. Der Salon war de facto im Herrenklo eingebaut und stank sicherlich nicht nur nach Haarwaschmittel. Die Liegenschaft war vollgestopft mit Unterkunfts- und Arbeitscontainern. Termez drohte aus den Nähten zu platzen. Die Anlage durfte man aufgrund der Visa-Bestimmungen nicht verlassen. Alles war auf einem kleinen Areal zusammengepfercht, Mensch und Material. Der Stützpunkt verfügte über eine Betreuungseinrichtung, so etwas wie eine deutsche Kneipe mit usbekischer Bedienung. Es war bereits 23:00 Uhr Ortszeit, und in der „Kneipe“ ging es hoch her. Die weiblichen usbekischen Bedienungen zeigten alles, was sie hatten – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich möchte nicht wissen, was sich hinter den Türen so nachts alles abspielte. Wir wurden in Kontingente eingeteilt, die am nächsten Morgen zu ihren verschiedenen Zielorten in Afghanistan weiterfliegen sollten. Für mich hieß das Kunduz, Abflug ca. 07:00 Uhr früh. Man verfrachtete mich in ein usbekisches Hotel auf der Kasernenanlage der usbekischen Armee, wo ich nächtigen sollte. „Hotel“ ist für dieses Haus ein anspruchsvoller Titel. Die Sanitäranlagen waren schrottreif. Ich verkniff mir den Gang aufs Klo und wartete auf Kunduz und deutsche Toiletten. Zähneputzen wagte man nur mit Selterswasser aus der Flasche. Usbekisches Wasser – davor warnte man uns sofort. Das Frühstück nahmen wir in der Feldküche des deutschen Luftwaffenstützpunktes ein. Es gab Essen im Überfluss und in Vielfalt. Um die Ernährung musste man sich offenbar keine Sorgen machen, eher schon um das unvermeidliche Übergewicht, das sich einstellen musste, wenn man dem Überangebot an leckerer Nahrung zu sehr nachgab. Am Eingang der Truppenküche hingen Desinfektionsflaschen. Sehr schnell lernte ich den Sinn und Zweck in diesem Teil der Erde kennen, mir vor dem Essen nicht nur die Hände zu waschen, sondern diese auch noch zu desinfizieren. Immerhin, in neun Monaten Einsatzzeit hat mich der gefürchtete Durchfall nur einmal erwischt. Das ist fast schon rekordverdächtig.

Mit einer Transportmaschine flogen wir dann nach Kunduz und landeten nach kaum mehr als vierzig Minuten auf dem Kunduz Airfield. Die Heckklappe ging auf, und ich nahm mein erstes Bild und den ersten Eindruck derjenigen Stätte auf, die mein Schicksal werden sollte. Der Flughafen von Kunduz und das PRT Kunduz liegen auf einem Hochplateau außerhalb der eigentlichen Stadt Kunduz. Im Krieg der Sowjets gegen die Taleban spielte Kunduz eine entscheidende Rolle. Der Flugplatz war auch damals bereits der Grund für den Bau von Feldlagern, in denen die Russen damals lebten. Zugleich war der Flugplatz besonders heiß umkämpft. In Kunduz lagen ca. 15.000 russische Soldaten, eine komplette Division. Steigt man zum ersten Male in Kunduz aus, dann kann man gar nicht anders, als mit Staunen den schier endlosen Schrott zu bewundern, der dort liegt. Unterkunftsruinen der Russen, Panzerschrott ihrer Fahrzeuge, zerstörte Hubschrauber, es war unglaublich. Wenn man denn nicht gewusst hätte, dass der Krieg gegen die Russen bereits lange zurücklag, dann hätte man den Eindruck gewinnen müssen, dass den Russen wenige Tage vorher der Garaus gemacht worden war. Und knapp dahinter erhob sich die Außenmauer der deutschen Einsatzliegenschaft, in der das PRT Kunduz lag, direkter Blick auf den Flughafen, die Trümmerlandschaft inklusive.

Zwei weitere Dinge springen einem sofort ins Auge. Es gibt dort keine Vegetation, keinen Baum, keinen Strauch, keine Grünflächen, nichts dergleichen. Die Landschaft versprüht einen spröden Reiz. Am Horizont, nach Westen blickend, erhoben sich mächtige Berge, die eine natürliche Grenze zwischen der Tiefebene von Kunduz zum Raum um Mazar-e-Sharif bildeten, dem Sitz des Regionalkommandos Nord in Afghanistan. Oberst Setzer holte mich ab. Zusammen fuhren wir in das PRT Kunduz. Afghanische Lagerwachen schauten missmutig und gelangweilt hinter uns her. Innerhalb des Lagers war ich überrascht von der Ordnung und Sauberkeit, deutsche Gründlichkeit eben. Das Stabsgebäude wie auch die Masse der Unterkunftsgebäude waren in der Form von Atrien gebaut, Flachbauten im Karree mit einem Innenhof, der bepflanzt war. Es gab ein hoch modernes Rettungszentrum betrieben von deutschen Sanitätern. Die Feldküche entsprach besten deutschem Standard. Hier allerdings wurde man als allererstes mit der Einsatzwirklichkeit vertraut gemacht. Oberst Setzer zeigte auf ein Loch in der Decke und mehrere Schleif- und Schmauchspuren an der Wand der Feldküche. Eine Rakete war dort vor kurzem eingeschlagen. Sie detonierte nicht. Glück gehabt, sonst hätte Kunduz bereits im Herbst 2007 viel mehr Tote zu beklagen gehabt.

Raketenangriffe waren zu der Zeit noch relativ neu, stellten aber bereits eine ernste Qualität der Bedrohung dar. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man im PRT Kunduz drauf und dran war, aufgrund der Raketenangriffe zu einer Art Wagenburgmentalität überzugehen. Alles war auf die Abwehr von Raketenangriffen fixiert, und die fanden meist nachts statt. Zu der Zeit erlebte ich persönlich noch keinen dieser Anschläge. Nach meinen neun Monaten in Afghanistan sollte ich siebzig solcher Raketenangriffe erlebt haben. Für mich war die Gewinnung von Eindrücken insbesondere über die Größe und den Charakter des Raumes, für den ich verantwortlich war, entscheidend und Kern meiner Erkundung. Oberst Setzer fuhr mit mir das Hochplateau, die sogenannte Platte, in alle Himmelsrichtungen ab. Am Rand der Platte hat man einen ausgezeichneten Überblick über die Flussniederungen, die sowohl im Westen wie im Nordosten die Platte umschließen. In der Ferne erkannte man das Eshkamesh-Gebirge, das als Ausläufer des Hindukusch die Platte im Osten begrenzt. Man muss kein gewiefter Taktiker sein, um zu begreifen, dass der Raum riesig war, für den ich Verantwortung zu übernehmen hatte. Ich sollte für zwei Provinzen verantwortlich sein, Kunduz und Takhar, eine Fläche so groß wie Rheinland-Pfalz und das Saarland zusammen. Für diesen Raum standen Oberst Setzer 420 Mann zur Verfügung. Es war eine Herkulesarbeit, die nur gelingen konnte, wenn die Lage ruhig und sicher blieb. Nur und ausschließlich dann konnte es gelingen, Wiederaufbauarbeiten mit den begrenzten militärischen Mitteln in der Weite des Raumes abzusichern. Genau das war unser Auftrag. Sowohl mir als auch Oberst Setzer war sonnenklar, dass angesichts der ersten Selbstmordattentate und der stetig steigenden Raketengefahr von einer ruhigen und sicheren Lage nun wirklich nicht mehr ausgegangen werden konnte. Und genau hier liegt mein erster Vorwurf. Bereits im Herbst 2007 wusste die Führung des Verteidigungsministeriums, dass die Lage kritisch wurde, so kritisch, dass der eigentliche Auftrag und dessen Durchführbarkeit zusehends in Frage gestellt wurden. Daran hat sich bis weit nach Beendigung meines Einsatzes nichts Wesentliches geändert.

Wir fuhren in einem endlosen Konvoi nach Taloqan, der Provinzhauptstadt von Takhar. Aufgrund von Anschlagswarnungen fuhren wir nicht über die asphaltierte Straße von Kunduz nach Taloqan, der sogenannten LOC (Lines of Communication) TAURUS, sondern über das Hochplateau, auf unmöglichen Pfaden und zerschlissenen Sandstraßen, die den geländegängigen Fahrzeugen so ziemlich alles abverlangten. Es dauerte Stunden, bis wir in Taloqan ankamen. Die Charakteristik des Raumes änderte sich wenig. Das Gelände nahm zwar zusehends gebirgigere Formen an, es blieb aber trostlos. Mit Ausnahme der Flussniederungen, die sich parallel zur TAURUS entlang zogen, wuchs kein Strauch, kein Grün, nichts. Bauern arbeiteten auf den Feldern, um Reis oder Getreide anzubauen. Kamen wir an einer Ortschaft vorbei, dann strömte eine unvorstellbare Anzahl von Kindern aus den schäbigen Lehmhütten. Armut, wohin das Auge blickte. Moderne Landwirtschaftsgeräte gab es keine. Ich kam mir vor, als ob mich eine Zeitmaschine ins Mittelalter zurückgeschleudert hätte. Frauen, wenn man sie überhaupt sah, liefen tief verschleiert herum. Viele trugen die Burkha, die der Frau jedes Antlitz und jede Individualität nimmt. Es war und ist für uns Mitteleuropäer eine fremde Kultur, deren Fremdartigkeit eigentlich kaum noch steigerungsfähig ist. Am Wegesrand lag das zerfetzte Wrack eines russischen Panzers, der seine unnütze Kanone in den Himmel richtete. Alles, was man vom Panzer theoretisch abbauen und noch verwenden konnte, war demontiert und weggeschleppt worden. Zurück blieb die nackte Hülle eines Stahlkolosses, der in dieser Gegend genauso zweckentfremdet wirkte wie wir Deutschen, die in ihren gepanzerten Transportfahrzeugen durch die Gegend rumpelten. Das war mein erster Eindruck von Afghanistan.

Taktisch blieben mir mehr Fragen als Antworten, als sich die Erkundung dem Ende zuneigte. Wie soll man diesen schier unendlich großen Raum je wirksam beherrschen? Wie kann man die sich abzeichnende einseitige Fixierung auf die Abwehr der Raketenangriffe aufbrechen und mehr Präsenz im Raum aufbauen? Wie kann man Taloqan im Notfall verstärken, wenn deutsche Kräfte dort angegriffen werden? Eines wurde mir sofort klar: ich war erzogen und ausgebildet, um in der norddeutschen Tiefebene russische Panzerangriffe abzuwehren. Diese Kenntnisse halfen mir in Afghanistan nun wirklich nicht weiter. Ich musste umdenken. Im Nachhinein bin ich dankbar, genau diese Erfahrung während der Erkundung gewonnen zu haben. Als ich später nach Kunduz verlegte, hatte ich zwar keinen exakten Plan im Kopf, immerhin aber doch eine ziemlich gute Vorstellung von dem, was mich ereilen sollte. Ich wusste nur so viel: Erstens, ich würde mir bei Übernahme des Kommandos erst einmal ganz genau anschauen, wie die Lage tatsächlich ist und mich so umfangreich wie nur möglich mit all meinen Mitarbeitern beraten und abstimmen. Zweitens, ich würde das Ding schon schaukeln. Gezweifelt hatte ich eigentlich nie.

Kurz vor Verlegung galt es dann noch, Soldaten des 16. Kontingentes kennen zu lernen, die ab März 2008 nach Kunduz verlegen sollten, dann ebenfalls unter meiner Führung. Tatsächlich habe ich in den ersten sechs Monaten meiner Einsatzzeit 1 ½ Kontingente geführt. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Stehzeiten. Alle Soldaten verlegten für vier Monate in den Einsatz. Nur ich als Kommandeur blieb sechs Monate. So sollte ich also das 15. Kontingent in seiner zweiten Hälfte der Stehzeit von Oberst Setzer übernehmen, während ich das 16. Kontingent vom Anfang bis Ende führen sollte. Leitverband des 16. Kontingents war das Panzerbataillon 104 aus Pfreimd in der Oberpfalz. Deren Kommandeur sollte sein Kommando in Bälde an Oberstleutnant Abed übergeben, der später in Kunduz mein Stellvertreter wurde. Ich lernte Oberstleutnant Abed erst viel später im Zuge seiner Erkundung im Einsatzland näher kennen. In Pfreimd traf ich aber auf den harten Kern desjenigen Führerkorps, das mit mir von März bis Juli 2008 in Kunduz kämpfen sollte. Auch hier machte die Truppe auf mich einen sehr guten Eindruck. Manchmal wiederholt sich die Geschichte. Noch in Pfreimd weilend gelang es mir, für Oberstleutnant Schröder als Nachrichtenwesenstabsoffizier des 15. Kontingentes mit Herrn Major Esdar einen erstklassigen Nachfolger für diesen Fachbereich zu gewinnen. Ich konnte von Glück sagen, derart professionelle und – wie sich herausstellen sollte – erstklassige Kameraden an meiner Seite zu haben. Meinem Einsatz als PRT Kommandeur stand somit nichts mehr im Wege. An dieser Stelle möchte ich jedoch auf zwei Personen noch genauer eingehen. Das ist zum einen mein S3 Feldwebel und dann mein Adjutant.

Oberleutnant Reinke, genannt „Ümet“, war mein Adjutant, neudeutsch auch „Military Assistant“ oder kurz „MA“ genannt. Woher er diesen dusseligen Spitznamen hatte, weiß eigentlich keiner so genau. Er vollführte seinen nicht immer leichten Part an meiner Seite mit großem Geschick und Einfühlungsvermögen. Auch begleitete er mich fast immer, wenn ich mit meinen Bodyguards, dem Close Protection Team, rausfuhr. Die Schar der Getreuen rundete mein S3 Feldwebel ab, Hauptfeldwebel Heibel, der mein Vorzimmer führte und den Terminkalender akribisch überwachte. Zudem sorgte er sich schon fast wie eine Amme um mein leibliches Wohl, was im Regelfall hieß, mir auf Anfrage stets ein alkoholfreies Weizenbier genauso zur Verfügung zu stellen wie einen Espresso und ein kleines Eis aus der Küche. Später wurde er dann noch der Leader der sagenhaften Rockband „Die Kunduz Rocketeers“, mit ihm selber am Keyboard und mit mir an der Gitarre. Doch davon später mehr.

2 Den Einsatzführungsstab gibt es in der derzeitigen Struktur der Bundeswehr nicht mehr.

4. Verlegung

Vor der Verlegung in den Einsatz genießen Soldaten im Allgemeinen noch die „Kuschelwoche“, d.h. einige Tage Sonderurlaub bei Haus und Familie. Meine „Kuschelwoche“ beschränkte sich auf die Weihnachtstage. Mein Dienst in Augustdorf ließ zu der damaligen Zeit kaum mehr zu. Ich habe später Oberste kennengelernt, die von ihrem eigentlichen Dienstposten zwecks Vorbereitung auf den Einsatz sage und schreibe drei Monate entbunden wurden. Was für ein Luxus! Im Falle meines Nachfolgers in Kunduz, Herrn Oberst M., sollte der Schuss allerdings nach hinten losgehen. Zuviel Vorbereitungszeit verführt dazu, alles im Vorwege regeln zu wollen, ohne wirklich Ahnung von den Gegebenheiten zu haben. Doch auch davon später mehr. Ich wurde wie alle Soldaten eingekleidet und geimpft. Der Impfstatus ist ein ganz wesentlicher Faktor. Ich erhielt bis zu zwanzig Impfungen und fühlte mich wie ein Chemielabor auf zwei Beinen. Im Nachhinein hatte ich so meine Sorgen ob irgendwelcher Nebenwirkungen. Gott Lob empfand ich keine. Die Masse meines Gepäcks hatte ich rechtzeitig bereits aufgegeben. So blieb mir eigentlich nur noch mein Rucksack und eine Tasche Handgepäck, mit denen ich dann in Begleitung meiner Frau am zweiten Weihnachtstag 2007 nach Brühl fuhr. Dort übernachteten wir das letzte Mal gemeinsam bei Verwandten, bevor ich dann am 27.12.2007 die Bundeswehrmaschine nach Termez bestieg. Mit mir flog Oberleutnant Reinke, Ümet, dessen Eltern am Flughafen Köln Porz/Wahn mit den Tränen kämpften. Ich versprach ihnen, ihren Sohn heil wieder nach Hause zu bringen. Mein Brigadekommandeur, Herr General Weigt, ließ es sich nicht nehmen und schaute kurz vorbei. Wir tranken zum Abschied noch einen Kaffee, und dann nahm ich meine Frau in den Arm, schluckte dreimal schwer und ging durch die Sicherheitskontrolle. Meine Ehefrau blieb alleine zurück.

Fortan ist alles anders. Die Zivilisation beginnt von einem abzufallen. Man beschäftigt sich gedanklich eigentlich nur noch mit dem Einsatz. Die „Wartehalle“ bestand aus einem öden, schmutzigen und wenig einladenden Zelt, in dem man sicherlich gute 90 Minuten totschlagen musste, bevor man in das Flugzeug stieg. Im Flugzeug saßen Ümet und ich zusammen in einer Reihe und versuchten, den gut sechs Stunden langen Flug so einigermaßen rumzukriegen. Nebenan saß ein deutscher Oberst, der als Verbindungsoffizier nach Kabul ging. Er lernte während des Fluges wie ein Besessener Dari und Paschtu, die Sprachen Afghanistans. Er bestürmte mich mit Bekenntnissen, wie sehr er sich doch auf diesen Einsatz freuen würde. Ganz stolz wäre er und unsagbar glücklich. Ümet und ich verstanden die Welt nicht mehr. Auf den Einsatz freuen, ja sogar glücklich sein, nein, das vermochten wir sicherlich nicht. Wir ahnten, was auf uns zukommen sollte. Erpicht war keiner von uns beiden darauf. Ich fragte mich während des Fluges: „Bist Du der Sache tatsächlich gewachsen?“ Die Frage konnte ich mit gutem Gewissen mit „Ja“ beantworten. In jedem anderen Fall hätte ich die Verwendung sowieso nie antreten dürfen. Ich verspürte Respekt vor der Verantwortung, aber auch eine gewisse Gelassenheit. Wir würden das Ding schon schaukeln, komme was da wolle. Und so landete ich am 27.12.2007 abends spät erneut in Termez, bezog das gleiche „Hotel“ wie im September davor und ging in die gleiche Betreuungseinrichtung. Dort zeigte man neugierig mit dem Finger auf mich. „Das ist der neue Kommandeur in Kunduz. Mann, da ist ja die Hölle los. Die schnelle Eingreifreserve des Regionalkommandos Nord ist bereits seit Wochen in Kunduz eingesetzt. Wenn das man gut geht?“ Das waren die Gesprächsfetzen, die ich beim Bier so wahrnahm. Bange machen gilt nicht. Ob die Hölle tatsächlich in Kunduz los war oder nicht, das würde ich sicherlich bereits am nächsten Tage erfahren. Ich flog am 28.12.2007 früh morgens weiter nach Kunduz, wo mich Oberst Setzer empfing. Der erste Tag meiner zunächst sechs und später dann insgesamt neun Monate in Kunduz sollte beginnen. Der Einsatz konnte losgehen.

5. Die Übernahme der Dienstgeschäfte

Für die Übergabe hatten Oberst Setzer und ich ca. eine Woche Zeit. Ich hasse derartige Zeiträume, und zwar sowohl als Übernehmender als auch als Übergebender. Als neuer, aber noch nicht im Amt befindlicher PRT-Kommandeur wartet man auf nichts Sehnlicheres, als dass der Vorgänger endlich verschwindet. Als alter und noch im Amt befindlicher PRT-Kommandeur versucht man, die einem noch zur Verfügung stehende Zeit möglichst auszudehnen. Der Eine drängt ins Amt, und der Andere lässt nicht los. So verhält es sich immer, auch zwischen Oberst Setzer und mir. Das hat mit persönlichen Animositäten nichts zu tun. Setzer und ich kamen miteinander im Großen und Ganzen gut klar. Natürlich bleibt es nicht aus, dass ich als Neuer Manches anders beurteilte und vielleicht auch andere Schwerpunkte glaubte zu erkennen, als Setzer es sah. Das ist vollkommen normal. Ich nahm mich so gut es ging zurück und beobachtete aus dem Hintergrund, derweil Setzer noch mit aller Energie sein PRT führte.

Er hatte allen Anlass dafür, denn die Raketenangriffe nahmen stetig zu. Setzer operierte mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, um die Angriffe zu unterbinden. Die fanden fast immer in relativer Nähe zum Feldlager statt, weil die Reichweite der Raketen eben begrenzt war. Das Bild, was sich mir bot, war nahezu identisch mit dem Eindruck, den ich bereits im September gewonnen hatte. Die verfügbaren Kräfte wurden nahezu allesamt eingesetzt, um im Nahbereich zum Feldlager Raketenschützen aufzuspüren, diese abzuschrecken und, wenn möglich, dingfest zu machen. In der Fläche des Verantwortungsbereiches von zwei Provinzen bewegte sich hingegen kaum noch was, dafür reichten die Kräfte nicht. Ich nahm mir daher vor, nach Wegen zu suchen, um die Präsenz deutscher Truppe in der Fläche unter allen Umständen zu erhöhen. Anderenfalls sah ich meinen Auftrag als gefährdet an. Und wenn wir denn ganz ehrlich zu uns sind, hat sich seitdem an dieser grundsätzlichen Problematik nie etwas Entscheidendes geändert. Das PRT Kunduz und seine Soldaten waren fixiert auf den Eigenschutz im Nahbereich.

Am 03.01.2008 wurde ich erstmals Zeuge, wie hoch es im Gefechtsstand des PRT hergehen kann, wenn Anschläge stattfinden. Erneut feuerte der Gegner Raketen auf das Feldlager ab, die ihr Ziel