Kuss einer Schlange - Henning Jason - E-Book

Kuss einer Schlange E-Book

Henning Jason

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Beschreibung

Als junger Mann wanderte Christian aus ins südliche Afrika. Er lässt eine einfache aber wechselhafte Kindheit und Jugendzeit hinter sich. In seiner Ehe mit Diana reift er zum Mann. Nach erlebnisreichen Jahren wagen Beide die teilweise gefährliche Rückkehr auf dem Landwege durch afrikanische Länder im Umbruch. Nach einer langen Eingewöhnungszeit die traurige Scheidung. Um die Trauer zu überwinden stürzt er sich in eine Vielzahl erotischer Abenteuer. Er befreit sich daraus und lernt Carina kennen. Das ist der Beginn eines erschreckenden Endes

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EPUB
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Seitenzahl: 348

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Vorwort

Diese Geschichte ist Vergangenheit.

Sie könnte aber auch Gegenwart oder Zukunft sein.

Vergangenheit - weil einige Länder

und Städte umbenannt wurden.

Regierungen gewechselt haben

und Grenzen geschlossen wurden.

Kriege wurden beendet und neue angefangen.

Gegenwart und Zukunft -

Weil Menschen sich nicht geändert haben.

Es wird noch immer gelogen und betrogen.

Es wird noch immer geliebt.

Es wird noch immer gehasst.

Weil sich eigentlich nichts ändert und Alles heute

und morgen noch einmal so sein könnte.

Alltäglich - und doch besonders.

Von Niemanden nachvollziehbar.

Nie !

Einige Ereignisse sind angelehnt an tatsächliche

Begebenheiten, Alles andere ist frei erfunden.

Ähnlichkeiten bei den Schilderungen und

handelnden Personen sind daher rein zufällig.

Kurzbiographie

Henning Jason (Pseudonym) hat lange Jahre in Afrika gelebt und viele Länder auf dem Erdball bereist.

Er lebt seit einigen Jahren in seinem Haus in der Nähe von Wiesbaden.

Er war zwei mal verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Von seinen Afrikareisen stellte er Fotos in einer kleinen Galerie aus.

In früheren Jahren wurden von ihm bereits Reise- und Erlebnisberichte in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht.

Jetzt hat er seine Liebe zum Schreiben wieder entdeckt.

Die Erstveröffentlichung: „Kuss einer Schlange“ ist ein autobiographischer Erotik Roman.

Kuss einer Schlange

Das „tödliche“ Ende einer Liebe

Autobiographischer Erotik Roman

von Henning Jason

© 2021 Henning Jason

Autor: Jason, Henning

Umschlaggestaltung/Illustration: Henning Jason / Landau-webdesign

Lektorat/Korrektorat: Koch Dr.phil., Silke

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN: 978-3-347-31681-2

ISBN: 978-3-347-31682-9

ISBN: 978-3-347-31683-6

Verlag & Druck:

tredition GmbH

Halenreihe 40-44

22359 Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jeder Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig.

Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für meine Kinder

quandoque vero non satis

(frei übersetzt)

manchmal ist die Wahrheit nicht gut genug

Es regnet.

Es ist dunkel.

Im Schimmer der Straßenlaternen spiegeln sich die Regentropfen in den Pfützen.

Die einzelnen Tropfen bilden Kreise die ineinander übergehen. Zu einer Einheit werden.

Stille.

Nur das Trommeln der Regentropfen auf dem Wellblechdach stört die Ruhe.

Und das Platschen des Regens in den Pfützen und auf dem Betonboden.

Trotz des Regens bildet vereinzelter Ölfilm regenbogenfarbene Streifen in den Pfützen.

Der ganze Hof ist übersät mit Pfützen.

Autowracks stehen am Rande und sehen gespenstisch aus. Mit ihren leeren Scheinwerfern erinnern sie an Kadaver denen Aasgeier die Augen ausgepickt haben.

Am Rande des Geländes steht ein Flachbau. Das heißt es war wohl mal einer in seinen besseren Tagen. Heute ist er halb verfallen. Es regnet es durchs Dach. Der Putz blättert von den Außenwänden. Das Mauerwerk ist fast überall zu sehen. Folgen einer schlampigen Arbeit, die aber schon lange zurück liegen muss. Jetzt scheinen die Tage gezählt. Aber dennoch, das Haus ist bewohnt. Licht schimmert durch die morschen Rollläden.

Es ist ruhig. Zu ruhig.

Was verbirgt sich dahinter?

Wer wohnt in so einem Haus? Freiwillig? Oder aus Zwang? Wird vielleicht jemand darin festgehalten.

Oder hat jemand etwas zu verbergen?

Würde man durch die fast geschlossenen Rollläden ins Innere schauen man bekäme wohl die Antwort darauf.

Aber es ist niemand da, der in das Haus schauen wollte.

Oder doch?

Etwas ist ungewöhnlich. Etwas passt nicht in diese Stille. In das friedliche Bild.

Obwohl friedliche Bilder oft täuschen.

Da!

Wieder und immer wieder hört man ein Geräusch.

Es ist nicht genau auszumachen.

Dann sieht man Schatten.

Etwas liegt auf dem Boden. Aber was?

Der Mond schiebt sich hinter einer Regenwolke hervor.

Kurz. Ganz kurz.

Aber lang genug um etwas zu erkennen.

Ein Schatten hat etwas in der Hand. In den Armen.

Er scheint über etwas zu knien.

Rittlings.

Jetzt kann man es deutlicher ausmachen. Der Schatten schwingt etwas und lässt es dann mit voller Wucht herunter sausen.

Krach! Ein schreckliches Geräusch ist zu hören. So als ob man eine Kokosnuss mit einer Axt spaltet.

Wäre es Tag würde man sehen was geschieht, aber so, in der Nacht, in der Dunkelheit, kann man es nur erahnen.

Eine schreckliche Ahnung!

Der Grund

„Ich liebe dich. Immer, immer. Ich werde dich nie verlassen!“

Diese Worte hört man nur zu gerne. Glaubt an sie nur zu gerne. Gegen besseren Wissens.

Man liebt.

Liebe macht blind.

Liebe gebiert aber auch Hass. Enttäuschte Liebe bringt großen Hass zur Welt. Unfassbaren Hass.

Hass hat viele Gesichter, so wie Liebe viele Gesichter hat.

Aber ein Liebender der hasst, wird zur Bestie. Zur unbezähmbaren Bestie.

Dieser Schatten im Dunkeln, ist es ein Liebender? Ist es ein Hassender?

Oder beides?

Was treibt den Schatten zu dieser Tat?

Welcher Tat?

Ist etwas geschehen? Oder glaubt man nur, das etwas geschehen ist? Ja, der Glaube!

Sagt man nicht, Glaube kann Berge versetzen?

Welche Berge?

Die Berge der Lüge? Des Betrugs?

Nein! Gegen diese Berge ist der Glaube machtlos.

Ist die Liebe machtlos.

Diese Ohnmacht erzeugt Hass. Ungezügelten Hass. Unkontrollierbaren Hass.

Hass vernichtet!

Der Anfang

Ein zaghafter Blick. Ein Lächeln.

Augen die sich finden. Gesichter die sich mögen.

Hände die sich berühren. Zart. Vorsichtig. Sanft.

Ein erster Kuss!

Verlangen! Verlangen nach mehr. Nach dem Anderen.

Herzklopfen. Das Herz, ja das Herz ist es was über den Geist bestimmt.

Der Geist, der Verstand wird ausgeschaltet. Es regiert das Herz. Das Gefühl.

Lust! Ja Lust ist Gefühl. Liebe ist Gefühl, ist Lust.

Ohne Lust keine Liebe, ohne Liebe keine Lust.

Oder doch? Kann man lieben auch ohne Lust?

Kann man Lust empfinden ohne Liebe?

Ja!

Lieben ohne Lust kann man nur seine Eltern, seine Kinder, seinen Hund, seinen Hamster, seinen Vogel.

Vielleicht seinen Beruf. „Ich liebe meinen Beruf“.

Sein Hobby. Sein Auto.

Aber niemals seine Frau, seinen Mann.

Kann man Lust empfinden ohne Liebe?

Ja! Große Lust auf eine Frau, einen Mann.

Man verwechselt Lust mit Liebe. – Aber niemals Liebe mit Lust!

Diese Verwechslung wäre der Anfang vom Ende.

Das Ende der Liebe.

Der Anfang vom Hass.

Wenn Hass Liebe besiegt, besiegt er auch den Verstand.

Der Verstand wird beim Hass ausgeschaltet, ebenso wie bei der Liebe.

Daher sind Liebe und Hass, Hass und Liebe, wie Zwillinge. Wie siamesische Zwillinge auf immer und ewig miteinander verbunden.

Man kann nicht hassen ohne geliebt zu haben. Aber kann man lieben ohne Hass zu kennen?

Die Liebe erscheint stärker als der Hass. Beständiger.

Der Hass hingegen vernichtet. Ist tödlich.

Tödlich wie der „Kuss“ einer giftigen Schlange mit ihrer gespaltenen Zunge. Mit ihrem Gift.

Das es eine Schlange ist, wird oft zu spät erkannt und auch die gespaltene Zunge wird übersehen.

Das Erkennen kommt dann zu spät.

Die Schuld

Im Schimmer des diffusen Lichts, im Regen, in den Pfützen, ahnt man mehr, als dass man etwas sieht.

Blut! Viel Blut!

Es ergießt sich in die Pfützen. Will im Boden versickern. Breitet sich auf dem Betonboden aus. Vermischt sich mit dem Wasser in den Pfützen. Mit dem Ölfilm darauf.

Auch die weißgelbliche Masse ergießt sich in das Blut.

In das Wasser, in die Pfützen.

Auf den Beton.

Gehirnmasse. Blut.

Aus dem gespaltenen Schädel. Mit einer Axt gespalten.

Mit kräftigen Hieben gespalten.

Mit wahnsinnigen Hieben. Hass ist Wahn. Liebe ist Wahn. Wahn ist Hass.

Die Gestalt, die am Boden liegt, gekrümmt, ist regungslos. Leblos. Kopflos. Fast kopflos.

Die Gestalt die darüber kniet, atmet. Atmet schwer.

Erhebt sich. Taumelt. Wahn hat sie gepackt. Irrsinn!

Die Gestalt wirft etwas weg.

Etwas was aussieht wie eine Axt. Es ist eine Axt.

Die Axt.

Blutverschmiert. Voller Gehirnmasse.

Voller Knochensplitter.

Die Gestalt fängt an zu rennen, schneller, schneller.

Strauchelt. Stürzt. Richtet sich wieder auf.

Strauchelt erneut. Kniet. Mit erhobenen Händen.

Gegen den Himmel gestreckte Hände.

Blutverschmierte Hände. Besudelte Hände.

Besudelt mit Blut, mit Hass, mit Schuld.

Wirklich Schuld?

Ist die Gestalt wirklich schuld?

Ist sie nicht vielmehr Opfer? Opfer der Umstände?

Opfer der Liebe? Opfer des Hasses?

Wer will hier urteilen? Urteilen ohne die Gründe zu kennen.

Gibt es überhaupt Gründe für diese Tat?

Gründe schon. Aber keine Rechtfertigung. Oder doch?

Für Alle nicht.

Für die Gestalt doch.

Der Anfang

Sie hielten sich an den Händen. Küssten sich. Immer und immer wieder. Sie waren glücklich.

Gingen Arm in Arm am Ufer des Flusses entlang.

Blieben stehen. Schauten einer Entenfamilie zu.

Der Erpel vorneweg. Die Entenmutter hinterher. Die Kleinen dahinter. Im Schutz.

Wie an einer unsichtbaren Schnur wurden sie hinterher gezogen. Ein schönes Bild. So friedlich.

So wollen wir als Familie auch einmal sein, dachte jeder für sich. Erst nur für sich.

Sie kannten sich ja erst kurze Zeit. Aber trotzdem, diese Gedanken waren da. Sofort!

Spielt es überhaupt eine Rolle, ob man sich lange kennt, oder erst kurze Zeit?

Vielleicht wenige Minuten, Sekunden?

Wann kann man sagen man kennt sich. Ist es nicht hauptsächlich der Glaube an den Anderen?

Die Liebe. Liebt man nicht das was man sehen will? Ist der Andere vielleicht ganz anders?

Nicht ehrlich?

Nein, wenn man liebt, weist man so etwas weit von sich.

Ganz weit. Aus Überzeugung.

Wo hat die Liebe der Beiden angefangen?

Gleich beim ersten Blick? Bei der ersten Berührung?

Beim ersten Kuss?

Oder beim „Ersten Mal?“ Sie wissen es selbst nicht genau.

Sie haben aber die Liebe gespürt, gleich, fest.

Carina

Das Zimmer unterm Dach ist dunkel.

Nur die Sterne leuchten etwas durch die halb geschlossenen Vorhänge.

Sie will es so. Sie ist zu ihm gekommen.

Zuerst schüchtern, dann voller Verlangen, drängend.

Sie küssen sich. Streicheln sich.

Liegen auf dem Bett. Sie hat die Arme ausgebreitet.

Er streichelt ihre Brüste. Die Knospen werden hart.

Nicht so sehr, wie er es von anderen Frauen kennt, aber doch hart. Sie will es, es gefällt ihr.

Er streichelt ihren Bauch unter ihrem kurzen Hemd. Schiebt es hoch. Streichelt ihre Schenkel.

Sie öffnet sich. Er will sie zwischen den Beinen streicheln, sie wehrt seine Hand ab, aber nicht ihn. Sie will ihn.

Sie umarmen sich innig.

Er legt sich zwischen ihre Beine. Dringt ein, langsam, vorsichtig.

Er ist erregt, will nicht zu schnell sein.

Vorsichtig liebkost er ihre Brüste mit dem Mund.

Hält ihre Arme fest. jetzt, jetzt stößt er fester.

Dringt in sie ein. Sie halten sich fest. Klammern.

Glücklich! Glücklich? Ist das Glück

Ja, es ist Glück. Sie wissen es Beide. Sie noch mehr als er.

Für sie war es das „erste Mal“. Mit einundzwanzig Jahren.

Unglaublich.

Obwohl Carina bereits mit vierzehn eine reife Frau war, nach der sich die Männer umgeschaut haben. Obwohl sie später einige Freunde hatte. Sogar einen festen, sehr festen, mehr als zwei Jahre.

Aber sie haben sich immer nur gestreichelt.

Sie fand es widerlich, wenn sie seinen Schwanz aus der Hose holen musste und er ihr geholfen hat, die Vorhaut runter zuschieben und wieder zurück, weiter, weiter bis der Samen sich über seine Hose und ihre Hand ergoss.

Widerlich. Warum widerlich?

Das hat sie von ihrer Mutter.

Die hat immer gesagt, lass dich nicht mit Männern ein, die Leute reden dann, halten dich für eine Schlampe.

Mach´s nicht.

Und sie tat es nicht. Obwohl ihre Mutter geglaubt hat, dass sie es doch tut.

Sie wollte es ihrer Mutter beweisen. Sie wollte ein „braves“ Mädchen sein.

Nicht so sein wie ihre Mutter.

Die es mit einigen Männern getrieben hat, aus Gewinnsucht.

Immer mit dem Gedanken im Kopf, „was kann er mir bieten? Ist es viel, gehe ich mit ihm ins Bett. Ist es nichts, soll er sich zum Teufel scheren.“

Carinas Mutter war vorsichtig.

Nur einmal nicht. In der Dunkelkammer vom Fotogeschäft wo sie arbeitete.

Nicht vorsichtig, weil sie nicht vorsichtig sein wollte und weil es ihr Chef war.

Er war zwar verheiratet und Vater zweier Kinder, trotzdem völlig unerfahren,- so dieser berechnenden Frau ausgeliefert.

Die ihn benutzte. Er hatte sich nur zu gerne benutzen lassen..

Sie wurde schwanger.

Aber auch die „Nochfrau“ des Mannes, Carinas Vater, war schwanger.

Fast zur gleichen Zeit.

Das erfuhr Carina später. Viel später.

Das Wissen hat sie geschmerzt.

Sie war nicht als Wunschkind geboren geboren worden.

Sie war nicht ehelich.

Wurde abgeschoben zur Oma, lange Jahre.

Kam dann erst zu Vater und Mutter, nachdem diese nach seiner Scheidung geheiratet hatten.

„Nun bin ich der Mittelpunkt“, dachte sie.

„Wir sind jetzt eine richtige Familie.“

Aber nur fast, wirklich nur fast waren sie es.

Es kam ein Bruder zur Welt.

Aus, vorbei!

Nun gab es den Mittelpunkt. Ihn!

Er war das „Wunschkind“, ein Sohn!

Sie war und blieb unwichtig. Ungeliebt.

Der Sohn, ihr Bruder Sven bekam all diese Liebe, auf die sie gehofft hatte.

Sie wurde einsam. Innerlich.

Hatte den festen Vorsatz: „Ich mache es einmal besser. Bestimmt!“

Christian

Christian war erfahren. Aber was zählt schon Erfahrung.

Erfahrung in was? Lebenserfahrung?

Schon, aber eigentlich ist man doch nur älter. Alter gleich Erfahrung?

Kann sein, muss aber nicht sein.

Er hatte Erfahrung im Beruf, im täglichen Leben, war schon einmal verheiratet.

Hatte sogar ein Kind, einen Sohn. Unehelich. Ergebnis einer Affäre.

Er hatte Erfahrung mit Frauen, vielen Frauen. Jungen Frauen, älteren, weißen, farbigen, schwarzen. Schönen Frauen, auch nicht so schönen. Verheirateten, Singles.

Was hat er im Leben gelernt?

Viel, sehr viel. Es hat ihm nichts genützt. Und es hat ihn nicht geschützt.

„Jeder muss seine Erfahrungen selbst machen“, hat er immer gesagt.

„Man kann Erfahrungen nicht weitergeben.“

Anderen nicht helfen, ja nicht einmal sich selbst.

Jede Erfahrung ist neu, jedes mal.

Alte Erfahrungen sind eben alt, nicht anwendbar auf Neues.

Neue Erfahrungen sind eben neu, nicht dagewesen, zumindest nicht so.

Also bedeutet erfahren sein nichts. Zumindest meistens - nichts.

Christian schaute durch Schlüsselloch.

Er sah nur einen Hintern, der sich immer hoch und runter bewegte.

Sah zwei Beine, gespreizt. Eigentlich vier Beine.

Zwei davon lagen zwischen den gespreizten Beinen. Zu denen gehörte der Hintern.

Zu Holger seinem Cousin.

Mehr konnte er nicht sehen.

Sein Bruder Finn, zog ihn an der Schulter vom Schlüsselloch weg, wollte selbst durchgucken. Hatte danach aber kein sehr großes Interesse mehr.

Warum? Dauerte es zu lange, bis er „dran“ war? Ja!

Seine Lust war verflogen.

Die ganze Sache war ihm peinlich.

Das Mädchen, Jule, groß und schlank mit braun gelocktem Haar, ging noch zur Schule.

Sie war für damals schon reif, jedoch noch nicht so reif, wie es die Mädchen heute sind.

Aber sie war geil. Richtig geil, geil im „alten“ Sinne. Sie wollte vögeln.

Beide Elternpaare der „Kinder“ waren ausgegangen.

Gemeinsam. Ins Kino.

Daher wussten die Vier auch wie lange die Erwachsenen abwesend sein würden.

Die drei Jungen waren eingeschlossen worden. Zur Sicherheit? Warum?

Man stelle sich nur einmal vor es brennt und die Jungen könnten nicht raus.

Aber sie konnten. Sie wohnten Parterre.

Also kletterte der Kleinste, Christian aus dem Fenster, ging rüber zum Nachbarhaus und holte das Mädchen, so wie sie es vorher verabredet hatten.

Sie wollten Sex. Damals sagte man auch schon ficken oder vögeln.

Keiner von den Vieren sprach darüber, aber auch schweigend wussten sie es.

Wie vereinbart sollte es zuerst der Ältere, Holger der Cousin, mit ihr machen.

Danach Finn, der Bruder von Christian und dann Christian, als Jüngster.

Christian und Jule waren durch das Fenster zurück in die Wohnung geklettert.

Holger blieb mit dem Mädchen im Wohnzimmer, die beiden Jüngeren warteten auf dem Flur. Holger schloss die Tür.

Sie lauschten zuerst, konnten aber nichts hören.

In dem Alter macht man noch keine wollüstigen Geräusche, auch wenn man so fühlt.

Man ist still, verlegen.

Es ist ihnen peinlich. Obwohl sie es wollen, ist es ihnen peinlich. Sehr peinlich.

Holger führte Jule zum Sofa welches an der Wand direkt gegenüber der Zimmertür stand.

Das Wohnzimmer war recht spärlich eingerichtet.

Man hatte damals noch nicht viel.

Die Vorhänge vor den Fenstern waren ein Geschenk einer einheimischen Nachbarin und per Hand passend genäht.

Der übrige Stoff wurde als Vorhang vor einem aus Obstkisten gebautem Regal benutzt.

Seit dieser Zeit hasst Christian Vorhänge.

Ein ebenfalls geschenkter Sessel und eine weitere Obstkiste die als Tisch diente, komplettierten die Einrichtung,

Auf das Sofa hatten sie ein Handtuch gelegt um ja keine Flecken zu hinterlassen.

Holgers Idee.

Jule legte sich auf den Rücken und Holger zog dem Mädchen den Slip herunter, zog seine Hose aus und legte sich auf sie.

Ohne Vorspiel. So etwas kennt man noch nicht in diesem Alter.

Er wollte in sie eindringen. Vergeblich.

Sie war zwar keine Jungfrau mehr, aber es klappte trotzdem nicht.

Sie konnte die Beine nicht spreizen. Wegen ihres Slips. Er zog ihn ganz aus.

Jetzt, ja, jetzt konnte er in sie eindringen. Sie verzog das Gesicht. Hatte leichte Schmerzen.

Beim „ersten Mal“ hatte es ihr auch etwas weh getan.

Es passierte auf dem Schulklo.

In der Schule wurden Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet.

Das machte neugierig.

Sah man doch, dass das andere Geschlecht sich entwickelte.

Jule fand Interesse an einen Jungen aus der Parallelklasse. Sie trafen sich vor dem Toilettenbereich.

Er war vorausgegangen um zu sehen ob „die Luft rein war“.

Die Jungen bleiben im allgemeinen nicht so lange „im stillen Örtchen“.

Er zog sie in eine Kabine.

Sie mussten schnell machen in der kurzen Pause und leise sein.

Im Stehen.

Der Junge hatte ihr den Rock hochgeschoben, den Slip heruntergezogen, seine Hose geöffnet und steckte seinen Schwanz einfach zwischen ihre Beine.

Kaum eingedrungen spritzte er auch schon sein Sperma zwischen ihre Schamlippen.

Er machte es hart, ohne Gefühl für sie, einfach nur rein und dann fertig.

Sie blutete etwas, dann der Schreck, - wenn ich jetzt ein Kind bekomme?

Aber sie bekam keins. Sie hatte Glück. Sie wurde nicht schwanger.

Aber glücklich war sie auch nicht.

Jetzt wurde sie mutig, dachte, wenn es beim ersten Mal gut ging, warum sollte ich kein Glück haben beim nächsten Mal?

Es dauerte länger als beim ersten Mal. Holger schwitzte. Mühte sich.

Es dauerte und dauerte.

Es war wohl die Situation,- und die Cousins die draußen warteten.

Dann endlich, es kam ihm. Ihr natürlich nicht.

Sie empfand nichts, fast nichts, nur Schmerz und Ernüchterung.

Holger kletterte ´runter. Rief nach dem Nächsten. Der „Nächste“ wollte aber nicht.

Nur der „Übernächste“. Der Jüngste.

Sie ermutigten ihn es zu tun, versprachen sich davon sein Stillschweigen, weil er auch „durfte“.

Er krabbelte auf sie und stecke sein Glied einfach rein.

Es viel ihm leicht, weil Jule noch ganz feucht war von Holgers Sperma.

Erstaunlich das ein „Kind“ schon eine Erektion bekommt. Christian wollte das Mädchen küssen, war aber zu klein, kam nicht an ihren Mund heran.

Er bewegte sein kleines Glied einige Male rein und raus, so wie Holger ihm das erklärt hatte, ohne das etwas passiert wäre.

Das war sein erstes Erlebnis.

Das zweite Mal war für ihn bereits schöner.

Verwandtschaft kam zu Besuch.

Der Platz zum Übernachten war begrenzt.

Er wurde zum Schlafen zusammen mit seiner Cousine Heidrun in ein Bett gesteckt.

Kaum dem Kindesalter entwachsen war sie schon etwas erfahren.

Weiß der Himmel woher sie die Erfahrung hatte.

Sie schlug ihm vor etwas miteinander zu „spielen“.

Fasste unter die Bettdecke zwischen seine Beine.

Ergriff sein Glied, es wuchs. Wurde steif.

Sie nahm seine Hand, führte sie zu ihren kleinen Brüsten, half ihm ihre Brustwarzen zu streicheln. Diese wurden hart. Sie wurde feucht zwischen den Beinen. Sie drang mit einem Finger in sich ein. Streichelte sich. Nahm seine Hand und zeigte ihm wo es schön für sie ist. Das gefiel ihm.

Sie streichelte seinen Penis. Legte sich auf ihn und führte ihn. Sie ließ ihn eindringen.

Es machte Beiden Spaß. Obwohl keiner zum Höhepunkt kam, natürlich nicht.

Danach spielten sie täglich an sich herum, konnten es abends kaum erwarten, dass endlich Schlafenszeit war.

Bis die Verwandtschaft aus dem Osten wieder abreiste.

Christian war als sechsjähriger mit Bruder und Eltern aus dem Osten geflohen.

Damals in den Jahren nach dem Krieg war es noch möglich, ohne Mauer und Schießbefehl. Trotzdem verboten und gefährlich wenn es irgend jemand mitbekommen hätte.

Christian wusste von den Plänen seiner Eltern natürlich nichts.

Es wurde Alles bis ins kleinste Detail vorbereitet.

Zunächst wurden über einen längeren Zeitraum die Möbel unter Verwandten und Freunden aufgeteilt, da man diese nicht dem ungeliebten Staat überlassen wollte.

Zum Schluss dann Geschirr, Wäsche und persönliche Gegenstände wie Fotoalben und Urkunden. Diese wollte man holen, wenn sich die Situation gebessert haben würde.

Es dauerte 46 Jahre bis es sich änderte.

Die zurückgelassenen Dinge gab es da längst nicht mehr.

Christian erzählte man sie würden Verwandte in Potsdam besuchen die ihre Silberhochzeit feiern. Das war auch die offizielle Version falls sie kontrolliert würden, was nicht geschah.

Sie waren in Besitz von Fahrkarten nach Potsdam. Natürlich hin und zurück.

Die Bahnstrecke ging über den Ostberliner Bahnhof Friedrichstraße.

Ein Knotenpunkt für Fernzüge, S-Bahn und U-Bahn.

Es war die letzte Station im Osten.

Die nächsten zwei Stationen der Strecke gingen durch Westberlin, bis sie dann wieder durch Ostberlin führte.

Im Zug und auf dem Bahnhofsgelände beobachteten Uniformierte und Grenzkontrolleure in Zivil die Reisenden. Die Ostberliner hatten nur noch hier auf dem Bahnhofsgelände Befugnisse und im Zug.

Die übernächste Station sollte das Tor zur Freiheit sein. Es war äußerste Vorsicht geboten.

Hatte man doch davon gehört, dass auffällige Reisende wieder zurück in den Zug gezerrt wurden.

Innerhalb des Zuges war man wieder auf dem Hoheitsgebiet von Ostberlin.

Eine verwirrende Zeit.

Die Nerven waren angespannt.

Die Familie stieg beim zweiten Halt aus, der Zug setzte sich wieder in Bewegung und verließ das Bahnhofsgelände.

Erleichterung.

Christians Mutter schaute ihren Mann an und der nickte leicht mit dem Kopf.

Durch eine Unterführung gelangten sie endgültig auf die Straßen von Westberlin, dem freien Teil der Stadt.

Vor dem Eingang zum Bahnhof gab es einen Stand, dort wurden gebogene gelbe Früchte angeboten. Bananen!

In den späteren Jahren machten Witze die Runde: „Warum sind Bananen krumm?

Weil sie einen Bogen um die DDR machen.“

Christian hatte diese Früchte noch nie in seinem Leben gesehen.

Der erste Schritt war gemacht.

Dann wartete natürlich die nächste Hürde auf die Familie.

Der Landweg in die Bundesrepublik war für Ostdeutsche nicht möglich, da Westberlin sich wie eine Insel mitten in der Sowjet Zone befand.

Sie mussten sich bei der amerikanischen Militärverwaltung als Flüchtlinge melden.

Bei der Anmeldung wurden sie auf einer langen Liste eingetragen.

Es standen Befragungen der Eltern an. Noch war ein politischer Grund unerlässlich.

Der „vorgeschobene“ Grund für die Flucht, überzeugte die Prüfer nicht und sie wurden offiziell auch nicht als politische Flüchtlinge anerkannt, trotzdem aber als Flüchtlinge registriert.

Was die Nichtanerkennung bedeutet, erfuhren sie zwei, drei Jahre später.

Da wurde ihnen das „kostenfreie“ Wohnen von der Bundesrepublik in Rechnung gestellt.

Ein Widerspruch brachte kein positives Ergebnis.

Die geforderte Summe stotterte die Familie in Raten ab. Nach der Registrierung wurde ihnen im

Notaufnahmelager Marienfelde Schlafplätze zugewiesen. Ein Hochbett mit unten und oben jeweils zwei Betten in einem riesigen Schlafsaal.

Die Gemeinschaftswaschräume und Toiletten befanden sich auf der gleichen Etage im hinteren Bereich des Schlafsaals.

Verpflegt wurden sie durch das Lager. Das Essen war ausreichend, wenn auch nicht besonders gut. Bei den Essensausgaben entstanden immer lange Schlangen.

Hier war Geduld erforderlich.

Natürlich auch, wenn es um Informationen zur Ausreise ging.

Die Zeit des Wartens nutzte die Familie um Spaziergänge durch Berlin zu machen.

Das wenige Ostgeld war getauscht worden und es ermöglichte immerhin einen Besuch des Zoo´s.

Beeindruckt aber waren die Kinder viel mehr von den breiten, teils vierspurigen Straßen.

Das Überqueren erschien ihnen fast unmöglich durch den regen Verkehr.

Oftmals standen in Abständen am Straßenrand Pumpen mit denen man Trinkwasser nach oben befördern konnte. Ein großer Spaß für die beiden, die gebogenen, gusseisernen Schwengel zu betätigen. Nach einigem Quietschen sprudelte das Wasser aus den Hähnen.

An einer Straßenecke bot ein „fliegender Händler“, von einem kleinen Lkw herunter, laut schreiend Bananen an. „20 Bananen, nicht für 5 Mark, nicht für 2 Mark, - Nein! Für eine Mark.

Und obendrauf gibt es noch 5 Bananen extra“.

Die Tüten wurden ihm förmlich aus den Händen gerissen.

Christians Vater kämpfte sich durch die Menge und erstand ebenfalls eine prall gefüllte Tüte sehr reifer Früchte.

Die Kinder haben wohl nie mehr in ihrem Leben so viele Bananen in so kurzer Zeit verspeist.

Es vergingen etwas über zwei Wochen, bis ihnen mitgeteilt wurde, dass am nächsten Tag ihre Ausreise vorgesehen ist.

Sie packten ihr spärliches Hab und Gut zusammen.

Mit einem Bus wurde die Familie und weitere Personen zum Flughafen Tempelhof gebracht. Diesen Ablauf bekam Christian nicht so richtig mit und er hätte ihn wohl auch nicht verstanden.

Er wollte nur nach Haus in sein Bett, welches aber längst nicht mehr seins war.

Mit einer viermotorigen Maschine der US Air Force wurden sie nach Hannover geflogen.

In der Kabine der Militärmaschine war ein Druckausgleich so gut wie nicht vorhanden, sie flogen ja auch nur etwa 3.000 Meter hoch. Das war der vorgegebene Korridor für die Alliierten.

Christian bekam fürchterliche Ohrenschmerzen, die aber nach der Landung fast wieder weg waren. Es blieb nur ein taubes Gefühl.

Zur Begrüßung wurde den Kindern eine Orange gereicht.

Noch eine Frucht die Christian noch nie gesehen hatte und er wusste auch nicht was es ist.

Vom Flughafen ging es erneut mit einem Bus zum Bahnhof und mit dem Zug nach Baden-Württemberg.

Die Verteilung der Flüchtlinge erfolgte über einen „Schlüssel“ der unter den westlichen Bundesländern abgesprochen war.

Damals war man noch solidarisch.

Nordrhein-Westfalen und Bayern waren voll, nahmen keine Flüchtlinge mehr auf.

In den nächsten sechs Monaten wurde die Familie unterschiedlichsten Notaufnahmelagern zugeteilt.

Teilweise wohnten sie zu siebt, mit einer weiteren Familie, in einem kleinen Raum mit drei Stockbetten einem Tisch und zwei Stühlen.

Die sanitären Einrichtungen waren außerhalb in einem separaten Gebäude und ihr Zustand erschreckend.

Die Waschplätze befanden sich teils im Freien an gemeinsamen Trögen.

Hier konnte Christian erleben, was es heißt Flüchtling zu sein.

Es wurde auch in diesen Zeiten zu einem Schimpfwort.

Noch im Flüchtlingslager wohnend wurde Christian eingeschult.

In einigen Bundesländern begannen zu der Zeit die Schuljahre an Ostern und in anderen im August. Durch die Umstände der Flucht erfolgte die Einschulung ein halbes Jahr zu spät.

In der Kleinstadt gab es nicht sehr viele Schüler und dazu noch Lehrermangel, also hatte man die 1. und die 2. Klasse zusammengelegt in ein gemeinsames Klassenzimmer.

Der Lehrer hatte natürlich keine Zeit, speziell auf Christian einzugehen.

Nach Absprache mit seinen Eltern wurde er neben einen Jungen der 2. Klasse gesetzt, welcher mit ihm Lesen und Schreiben übte, was mehr oder weniger gut gelang.

Wenn Christian etwas falsch machte, zwickte der ältere Schüler ihn in den nackten Oberschenkel.. Er hatte schon damals begriffen trotzdem nicht zu klagen um nicht aufzufallen.

Nachdem der Vater einen festen Arbeitsplatz hatte, bezogen sie eine eigene Wohnung in einem kleinen Dorf in der Nähe.

Ein Arbeitskollege seines Vaters hatte diese noch schnell fertiggestellt, kurz vor Weihnachten.

Die Wohnung hatte eine Küche mit Ofen und ein Schlafzimmer in dem die ganze Familie schlief. Es war zwar ein Kinderzimmer vorgesehen mit einer Außenwand direkt an der Jauchengrube. Durch die Feuchtigkeit war diese Wand völlig verschimmelt und das Zimmer nicht bewohnbar.

Zum Kochen diente der Küchenherd. Das Wasser dazu, nahmen sie aus dem einzig verfügbaren Wasserhahn in der Küche, der natürlich auch zum Waschen benützt wurde.

Winter. Es war kalt. Natürlich!

Von dem Vermieter hatten sie etwas Kohle bekommen, welche sie äußerst sparsam verbrauchten.

Auch die Nachbarn waren sehr hilfsbereit und schenkten ihnen ebenfalls manchmal einen Beutel voller Kohle.

Weihnachten!

Noch fast ohne Möbel saß die Familie in der Küche zusammen. Es war der einzige beheizte Raum.

Es klopfte.

Ein Nachbar brachte einen kleinen Weihnachtsbaum und seine Frau etwas Christbaumschmuck, damit der Baum etwas festlich aussehen konnte.

Den beiden Jungen hatte sie selbstgebackene Kekse mitgebracht. Christian und sein Bruder Finn nahmen diese erfreut an.

Christians Eltern waren zu Tränen gerührt und ihr Vater drehte sich weg, damit niemand seine Tränen sah.

Es war damals so: „Ein Mann weint nicht!“

Die Familie hatte von dem Vermieter einen Handwagen geliehen bekommen. Eigentlich war es kein richtiger Wagen, sondern eine flache Ladefläche, ohne Begrenzung, mit 4 Stahlrädern und einer Deichsel. Christian, noch immer erst sieben Jahre alt, ging damit manchmal mit seinem Bruder und oft auch allein, in den nahegelegenen Wald um Holz zu suchen.

In dieser Zeit waren die Wälder wie gefegt, weil viele Leute Holz zum Heizen ihrer Wohnungen und Häuser holten.

In einen Beutel sammelte er Tannenzapfen, die getrocknet, ideal zum Anzünden des Feuers im Ofen waren.

Die Äste durfte nur maximal acht Zentimeter dick sein und am Boden liegen.

Christian benötigte immer einige Zeit bis er genügend aufgeladen hatte.

Die losen Äste befestigte er mit einem mitgebrachten Seil, damit er ja nichts von der wertvollen Ladung während des Rückwegs verlor.

Zufrieden kehrte er nach einiger Zeit mit dem vollbeladenen Handwagen zurück.

Damit konnte die Familie heizen und die spärlichen Kohlevorräte strecken.

Es wurde langsam Frühling und die Familie wuchs um eine kleine Tochter.

Trotz der widrigen Umstände schaffte Christian nach Beendigung des regulären Schuljahres die Versetzung in die 2. Klasse.

Bereits nach wenigen Monaten stand jedoch mit einem erneuten Wohnortwechsel, auch wieder ein Schulwechsel an. Der dritte in einem Jahr.

In dem kleinen schwäbischen Dorf fand Christians Vater einen guten Arbeitsplatz.

Die örtlichen Industriebetriebe suchten händeringend nach Arbeitskräften.

Um den Standort attraktiv zu machen, hatte die Gemeinde extra Häuser für Flüchtlinge gebaut.

Zwei Wohnblocks mit jeweils vier Wohnungen an einem Hang am Ortsrand gelegen.

Die Familie konnte ihr Glück kaum fassen.

Eine Neubauwohnung!

Sie waren die ersten Mieter.

Zu der Parterrewohnung gehörte sogar ein eigener Keller. Nicht, dass sie etwas gehabt hätten, was sie hineinstellen konnten.

Später aber wurden hier Kohlebriketts gestapelt und Kartoffeln aufbewahrt.

Zur Wohnung führten ein paar Stufen hoch zur Eingangstür. Vom Flur aus ging es in die Küche, gegenüber ins Schlafzimmer, weiter ins Wohnzimmer und auf der anderen Seite in ein Kinderzimmer.

Am Ende des Flurs gab es eine Toilette. Ohne Wasserspülung. Ein Plumsklo.

Es gab kein Bad.

Gewaschen wurde sich wieder in der Küche.

Nicht dass die Jungen besonderen Wert darauf gelegt hätten.

Samstag war Badetag.

In der Küche wurde eine Zinkwanne mit warmen Wasser gefüllt, die Kinder kletterten hinein und wurden von oben bis unten gewaschen.

Beide Jungen hatten nun „ihr“ Zimmer und jeder ein eigenes Bett.

Die kleine Schwester schlief bei den Eltern.

Ein Teil der wenigen Möbel waren auf Raten gekauft worden, die sie monatlich entrichteten.

Damals ein gängiges Modell bei Anschaffungen, da kaum eine Familie Rücklagen hatte.

Es ging ihnen gut.

Verhältnismäßig!

Christian fand in der Schule schnell Freunde unter den Einheimischen.

Überhaupt waren die Ortsansässigen sehr aufgeschlossen den Flüchtlingen gegenüber.

Die Familie kam sich angenommen vor.

Manchmal übernachtete er bei einem Freund, dessen Eltern eine kleine Landwirtschaft hatten.

Er half bei der Heuernte und ab und zu trieben sie auch die Kühe in den Stall.

Das war nichts für Christian. Den Gestank mochte er nicht, hielt aber durch.

Abends wurde er mit dem gemeinsamen Essen belohnt.

Er bekam einmal ein Käsedreieck nur für sich allein. Fassungslos schmierte er den Schmelzkäse auf sein Brot.

Zu Haus teilte die Familie sich immer eine Käseecke.

Nach einiger Zeit zog noch ein Cousin, Holger zu ihnen. Er war ebenfalls geflüchtet. Nun mussten sich Finn und Christian wieder ein Bett teilen.

Es gab kein Murren oder Aufbegehren, es wurde so hingenommen. Es waren halt andere Zeiten.

Holger fing eine Lehre an und bekam auch dafür etwas Geld.

Zur Unterstützung der Familie musste er davon einen Teil abgeben, was er auch tat.

Allerdings beklagte er sich bei seiner Mutter darüber, die im Osten geblieben war.

Es gab Streit. Klar!

Überhaupt brachte die Anwesenheit von Holger Unruhe in die Familie.

Er rauchte heimlich. Überredete Finn und Christian es auch einmal zu versuchen.

Christian fand es aufregend, aber nur weil es ja verboten war.

Holger kaufte sich einige Sachen, obwohl sein verbliebenes Geld dazu kaum ausreichte.

Dann hatte er eine Idee wie er an Zigaretten kommen konnte, ohne zu bezahlen.

In der Straße etwas unterhalb ihrer Wohnung gab es einen kleinen Laden.

Sie nannten ihn „Opa Linse“, weil der alte Mann, der den Laden betrieb, wohl so hieß.

Holger hatte bemerkt, wenn er eine Flasche Sinalko kaufte, musste „Opa Linse“ in eine hintere Kammer gehen.

So konnte er unbemerkt Zigaretten einstecken.

Nach einigen erfolgreichen Diebstählen wurde es ihm zu riskant.

Er überredete Finn und Christian mitzukommen.

Christian trug immer eine weite Schlabberhose, seine einzige, mit Gummizug um die Knöchel.

Sie verlangten wieder eine Sinalko und ließen dann die Zigarettenpäckchen in die weite Hose rutschen. Damit auch Finn und Christian etwas davon hatten, klauten sie auch noch Schokolade. Wenn „Opa Linse“ wieder aus dem Kämmerchen kam, alberten sie herum, damit ihr Diebstahl nicht auffiel.

Nach einiger Zeit musste das Fehlen der Artikel wohl doch bemerkt worden sein, denn nun bewahrte „Opa Linse“ Cola und Sinalko im Verkaufsraum auf.

Das war des Ende der Diebestouren.

Finn und Christian bekamen Gelegenheit bei einer kleinen Landwirtschaft mit angeschlossenem Gasthof „Zur Sonne“ mitten im Ort zu helfen.

Sie räumten Getränkekästen in den Lagerraum, sortierten leere Kästen aus und füllten die Kühlschränke für den Gastraum auf.

Machten Besorgungsgänge zum Bäcker, dessen Geschäft etwas die Straße hoch lag, und holten vorbestelltes Brot ab.

Sie durften sich eine Scheibe von dem duftenden frischen Brot abschneiden und mit echter Butter bestreichen. Zusätzlich wurde ihnen erlaubt, eine kleine Flasche Cola oder Sinalko zu trinken.

Das war ihr Lohn.

Manchmal bekamen sie auch eine große Portion Butter überreicht, die sie mit nach Hause nehmen durften.

Die Tätigkeit war ihren Eltern recht, waren sie doch so den ganzen Nachmittag nach der Schule versorgt und „aus den Füssen“. Ihre Mutter brauchte sich dann nur um ihren Haushalt und die kleine Schwester kümmern. Kartoffelernte.

Der Landwirt und Gasthof Betreiber fuhr mit seinem Traktor die Ackerfurchen entlang und beförderte mit einem angehängten Gerät die Kartoffeln nach oben.

Finn und Christian gingen dann, jeder einen Sack in den Händen haltend, die Furchen entlang und sammelten die Kartoffeln ein.

Die beschädigten und zerschnittenen Knollen wurden aussortiert.

Zum Abschluss des Erntetages wurde ihnen erlaubt diese Kartoffelteile einzusammeln und mit nach Hause zu nehmen.

Manchmal verbrachten sie den Nachmittag nach der Schule, bis in den Abend hinein auf den Feldern.

Die Freude ihrer Eltern über die mitgebrachten „Schätze“ ließen sie die Rückenschmerzen vergessen.

Nach drei Jahren einigermaßen geregelten Lebens wechselte der Vater erneut den Arbeitsplatz und die Familie zog in den Großraum von München aufs Land. Erneuter Schulwechsel.

Christian musste seine Freunde hinter sich lassen und fand in der neuen Umgebung schwer Anschluss. Die Bayern waren „Preissen“ gegenüber nicht sehr aufgeschlossen.

Sein Bruder Finn wechselte auf eine höhere Schule um den Abschluss der „Mittleren Reife“ zu erlangen.

Die Kontakte wurden erst etwas besser, als Christian in den örtlichen Fußballverein eingetreten war.

Das Interesse am Fußball bescherte ihm allerdings auch eine große menschliche Enttäuschung.

Manchester United mit dem damals wohl weltbesten Torhüter, Harry Gregg, weilte zu einem Freundschaftsspiel in München und spielte gegen eine Auswahl von Bayern und 1860 München.

Im Fußballverein hatte man rumerzählt, dass Kinder und Jugendliche zu einem günstigen Preis zuschauen dürfen. Christian war begeistert und wollte natürlich mit dabei sein.

Einige seiner Mitspieler, sein Cousin Holger, der ja noch immer bei ihnen wohnte und sein Bruder Finn trafen sich, um mit dem Bus zum Stadion zu fahren.

Sein Bruder erklärte ihm, dass er nicht mitkönne, da er erst zwölf Jahre alt sei und nicht ins Stadion reingelassen würde.

Tief enttäuscht ließen sie ihn zurück.

Seine Eltern waren, warum auch immer, nicht zu Hause, also konnte er von denen keine Hilfe erwarten.

Dann hatte Christian einen Einfall. „Wenn ich zur übernächsten Haltestelle renne und in den Bus einsteige, dann müssen sie mich in jedem Fall mitnehmen.“

Er zog schnell noch eine Jacke über und rannte zu der Haltestelle.

Pech für ihn, dass die Gruppe mit seinem Bruder ebenfalls zu dieser Haltestelle gegangen war.

Wütend erklärte sein Bruder ihm, dass sie ihn auf keinen Fall mitnehmen würden.

Als der Bus kam stiegen alle Anderen ein.

Christian blieb zurück und setzte sich heulend an den Straßenrand auf einen Randstein.

Enttäuscht schlurfte er zurück nach Haus.

Am nächsten Tag erfuhr er beim Fussballtraining, dass ganz viele Kinder im Stadion waren, auch jüngere als er und sogar freien Eintritt hatten.

Der Andrang war so groß, dass die Kinder sich in den Innenraum, unmittelbar an den Spielfeldrand setzen durften.

Er hat es seinem Bruder nie verziehen.

Die Familie fühle sich in dem kleinen Vorort von München nicht so richtig wohl und nach gut zwei Jahren wurde erneut umgezogen in eine dreißig Kilometer entfernte Kleinstadt.

Schon wieder eine andere Schule. Schon wieder neue Mitschüler.

Gleich am ersten Tag kam ein Junge im Klassenraum auf ihn zu und sagte: „Hallo, ich bin der Peter.“ Christian war erfreut.

Peter wurde für viele Jahre sein bester Freund bis sie sich nach fast 40 Jahren aus den Augen verloren. Mit ihm bildeten sie dann etwas später die „Vierer Clique“ und verbrachten viel Freizeit miteinander. Dazu gehörten auch Ben und Bernd, der viel zu früh verstarb.

Ben war Halbwaise. Er erzähle: „Mein Vater ist im Krieg gefallen, daher lebe ich allein mit meiner Mutter.“ Die Jungen nahmen es so hin.

Viel später überlegte Christian: „Wie kann es sein, dass sein Vater im Krieg gefallen ist? Bei seiner Geburt war der Krieg schon 1 ½ Jahre vorbei.“ Es wurde allerdings nie darüber gesprochen, aus Rücksicht. Sie wollten niemanden aus ihrer Clique verletzen.

Christian gehörte zu den besseren Schülern in der Klasse, so wurde er von den Lehrkräften und den meisten Mitschülern anerkannt.

Nur Einer stänkerte ständig und machte sich über ihn lustig. Über seine abgetragene Kleidung und dass er immer Pausenbrot von seiner Mutter mitbekam.

Die Anderen kauften sich oft Brezeln oder Kuchenstücke. Das konnte sich Christian natürlich nicht leisten.

Einmal auf dem Flur, kurz vor Beginn einer neuen Stunde, verspotte der besagte Schüler Christian wieder. Zog an seiner Hose: „Seht mal, das ist eine Mädchenhose.“ „Stimmt gar nicht“, erwiderte Christian, „hör auf an meiner Hose rumzuziehen.“

Der Andere, über einen Kopf größer, lachte nur und zog noch stärker daran und schubste Christian an die Wand. Mit einem mächtigen Schwinger holte Christian aus und traf ihn mit der Faust direkt auf die Nase. Diese blutete sofort stark und Christian erschreckte sich etwas.

Umherstehende Mitschüler unterstützten Christian und wiesen den Anderen zurecht: „Das geschieht dir ganz recht und ist dir hoffentlich für die Zukunft eine Lehre.“

Nach diesem Vorfall gab es nie mehr Probleme und Christian fühlte sich wohl in der Klasse.

Er machte nach dem Abschluss der Schule eine erfolgreiche Ausbildung im Maschinenbau und war weiterhin mit seiner „Clique“ zusammen.

In dem 4-stöckigen Block in dem sie mit weiteren Parteien zusammen wohnten, war auch eine junge Familie eingezogen. Sie hatten kurz vorher Zwillinge bekommen. Christians Mutter tat die junge Frau leid, weil sie hinten und vorne mit Haushalt und Kleinkinder überfordert schien, da ihr Mann sich die meiste Zeit im Ausland bei irgendwelchen Bauprojekten befand.

Ein ordentlicher Haushalt war für Christians Mutter der ganze Stolz ihres Lebens.

Sie bat Christian der jungen Mutter zu helfen, in dem er ein - zwei Mal die Woche, mit den Zwillingen im Kinderwagen spazieren gehen sollte.

Christian mit seinen 14 Jahren hatte dazu zwar keine Lust, wollte lieber mit seinen Kumpels zusammen sein, willigte aber knurrend ein.

Es waren halt andere Zeiten. Da erfüllte man noch die Wünsche der Eltern.

Zum Einen machte es Christian nicht so sehr viel aus nach der Schule mit den Zwillingen spazieren zu gehen und zum Anderen gefiel ihm die junge Frau.

Die beginnende Sexualität löste Träumereien bei ihm aus.

Er überlegte wie er die Träume umsetzen könne.

Eines Nachmittags, nach dem er mit den Zwillingen zurückgekehrt war, bot sie ihm etwas zu trinken an. Sonst hatte er immer abgelehnt, heute willigte er ein und betrat hinter ihr die Wohnung. Den Kinderwagen hatten sie in den Wohnungsflur gestellt. Die Babys schliefen noch immer tief und fest.

Sie ging in der Küche zum Kühlschrank: „Möchtest du eine Limonade?“

„Ja, gerne.“ Christian war es egal. Er sah nur eine Gelegenheit ihr näher zu kommen.

Sie stand vor dem Kühlschrank mit dem Rücken zu ihm. Er trat von hinten an sie heran und wollte mit beiden Händen ihre Brüste umfassen.

Irgendwie schien sie etwas geahnt zu haben. Gar nicht überrascht wehrte sie seine Hände ab. „Nein, das lassen wir lieber!“ Christian war jetzt ganz verlegen und hatte einen roten Kopf.

Sie reichte ihm das Glas Limonade und überging den Vorfall völlig.

„Hast du am nächsten Donnerstag wieder Zeit die Kinder auszufahren? Das wäre schön.“

Erleichtert willigte Christian ein, froh das sie nicht sauer auf ihn war und sich auch nicht an seine Eltern wandte.

Seine Träume blieben allerdings.

Nachts im Bett stellte er sich vor, dass sie neben ihm liege und sie sich innigst küssten.

Mit den Bilder in seinem Kopf spielte er an sich herum und er hatte die ersten Samenergüsse. Befriedigt schlief er ein.

Eines Tages sah er, wie sie auf den Trockenboden im Haus ging, um ihre Wäsche aufzuhängen.

Er wartete einige Zeit und ging ebenfalls auf den Trockenboden, nachdem sie wieder in ihre Wohnung gegangen war.

Leise schlich er die Treppenstufen nach oben.

Auf der Wäscheleine hingen BHs und Slips von ihr. Er nahm den frischen Duft in sich auf und küsste die Innenseiten der BH-Schalen. Nahm einen Slip von der Leine und rieb seine Eichel mit den Lusttropfen daran.

Auf diese Weise war er ihren Intimbereichen ganz nah, ohne dass sie es wusste.

Christian und Finn hatten Schule und Ausbildung abgeschlossen.

Ihre Schwester war in der Zwischenzeit eingeschult worden und nach fünf zufriedenen und erlebnisreichen Jahren wurde erneut umgezogen.

In eine Kurstadt in Hessen.

Sein Vater hatte verschiedene Fortbildungslehrgänge gemacht, sich abermals durch Abendschule und Seminare weitergebildet. Er bekam dadurch einen verantwortungsvollen Arbeitsplatz und schaffte den Sprung vom Arbeiter zum Angestellten.

Dies bedeutete einen besseren sozialen Status und höheres Entgelt.

Trotz des verbesserten Arbeitsplatzes des Vaters und entsprechend höherem Einkommen, sollten noch einige Jahre vergehen, bis man auf den Weg des „Wirtschaftswunders“ einbiegen konnte.

Finn und Christian hatten ebenfalls feste Anstellungen und verdienten jetzt für ihr Alter gutes Geld.

Die ganze Familie wohnte in einer recht kleinen Werkswohnung, was sie nicht weiter störte.

Die beiden Jungen hatten ein gemeinsames Zimmer. Ihre Schwester nicht.

Sie musste zum Einschlafen in die Ehebetten der Eltern und wurde später dann ins Wohnzimmer auf die Couch getragen.

Die Familie war es ja gewohnt mit wenig auszukommen. Die Ansprüche waren noch immer bescheiden.