Lebensweisheiten eines Jugendlichen - Jon Keno - E-Book

Lebensweisheiten eines Jugendlichen E-Book

Jon Keno

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Beschreibung

In Jon Kenos "Lebensweisheiten eines Jugendlichen" geht es nicht nur um kleine und große Lehren des Lebens, sondern auch um ganz alltägliche Gedanken, Fragen und Ideen des Autors. Es enthält rund 90 Beiträge aus den Themenbereichen Philosophie, Wirtschaft, Selfmanagement, Kunst und Liebe. Es tauchen Titel wie "Wie viele Bücher gibt es eigentlich?", "die Reise des Gollum" oder "das Schlafexperiment" auf. (Beim Schlafexperiment bspw. ist Keno eine Woche lang um 20 Uhr ins Bett gegangen, um dann um 4 Uhr aufzustehen...) Keno besucht die 12. Klasse eines Gymnasiums, sieht sich selbst jedoch bereits in seiner eigenen Zukunft. Er hat das Ziel, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Hierfür setzt er sich für Umweltschutz, nachhaltige Geldanlage, Zukunftsforschung sowie Persönlichkeitsentwicklung ein.

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Seitenzahl: 230

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Jon Keno

Lebensweisheiten eines Jugendlichen

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Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (http://write.streetlib.com) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Impressum

X. Sollte man dieses Buch wirklich lesen?

1. Warum ist die Banane krumm?

2. Warum schreiben wir Tagebuch?

3. Ich hab‘ zu viel, ich mach‘ zu viel

4. Das Leben ist zu schön, um es nicht auch zu leben

5. Ein ordentliches Aussehen ändert alles

6. Wachstum, Ignoranz und Vogelfüße

7. Rede zum Tag der Nachhaltigkeit

8. Das erste Mal

9. Lebe dein Leben

10. At that Moment…

11. Die 5-Min-Story

12. Die 180°-Wende

13. Lange schlafen, trotzdem müde

14. Der frühe Vogel fängt den Wurm

15. Traditions- und Meinungshorizont

16. Digitalisierung

17. Warum es gut sein kann, immer mal krank zu sein

18. Der nächste Tagebucheintrag, wo es doch noch so viel zu tun gäbe

19. Das geringste Übel

20. Wie viele Bücher gibt es?

21. Die Reise des Gollum

22. Das Signal

23. In der Kürze liegt die Würze

24. Ende April-Scherz

25. Gedankenblitze

26. Lieber lesen oder lieber Schreiben?

27. Die Schriftstellerin, meine Freundin

28. Arbeit, Glück und die emotionale Bestä­tigung

29. (M)Ein weiterer Sinn des Lebens

30. Vereinfachung und die 3-Insel-Dinge

31. Life is like a game

32. Musik, Gefühl und Militär

33. Bedeu­tet Liebe auch Distanz?

34. Die Scheinwelten der Kinder

35. Flüsse

36. Weißt du…?

37. Was, wenn wir nicht aussortieren wür­den

38. Ein Gedankenwirrwarr

39. Körperkontakt

40. Leben, lieben, lachen

41. Imagine a girl

42. Übung macht den Meister

43. Typischer Tagebucheintrag

44. Ein gutes Maß an Anspannung und Ent­spannung

45. Mädchen, interessierst du dich für mich?

45. Write your own Story

46. Life wisdom from a 6 year old

47. Eine kleine Zwischenlehre aus dem Rei­seglas

48. Das HandyExperiment

49. Mensch wäre da nicht dieser Gott gewe­sen

50. Vorsätze zum Jahreswechsel (16/17)

51. Das Schlafexperiment

52. Mein „Laptop als Schulheft“-Experiment

53. Wie es für ein Baby ist, jetzt geboren zu werden

54. Führerlose LKW

55. Wie meine Hand immer nach dir sucht

56. Über den Vorteil, Geheimnisse zu haben

57. Bücher schreiben früher vs. heute

58. Der Tisch mit den zwei Stühlen

59. Die Freiheit der Nacht

60. Die Macht des Vortragenden

61. Lebensweisheiten eines Jugendlichen

62. Nachts um 4 Uhr 44

63. Wie kann man Resilienz lernen, während alles gut läuft?

64. Kurzfristiges, Langfristiges und Sonsti­ges

65. Shoppingwahn (Deutsch Essay)

66. Das Nur-Festnetz-Experiment

67. Ein Kind muss...

68. Älterwerden am Fluss

69. Unter dem Schirm, der nicht ganz dicht hält und da­durch Glück erzeugt

70. Warum Landleute gefördert und be­schützt werden soll­ten

71. Junge Straßenmusiker

72. Über dies und das und jenes

73. Majestätische Szenen

74. Ist unsere Welt über- oder unterbevöl­kert?

75. Weichen und Signale

76. Das Leben, ein Spiel

77. In der Not geht was voran

78. Beziehungs-und Kennenlerntipps

79. Der reiche Pfandflaschensammler

80. Life should not be like a game

81. Letztendlich kochen alle nur mit Wasser

82. Keno's Fragesammlung

83. Tipps für eine bessere Welt

a) Spenden + Geld

b) Umwelt

c) Motivation

84. Künstliche Intelligenz

85. Meine Empfehlungen: Bücher, Apps, Filme und Websites

a) Bücher

b) Websites

c) Apps

d) Filme

86. Personen, die mir wichtig sind

XX. Wichtiges Schlusswort

XXX. Anregungen?

Impressum

Texte: © Copyright by Jon Keno

Umschlaggestaltung: © Copyright by Jon Keno

Verlag:

Jon Keno

c/o Autorenservices.de

König-Konrad-Str. 22

36039 Fulda

[email protected]

X. Sollte man dieses Buch wirklich lesen?

Hier und Jetzt

Die erste Zeile. Meine erste Zeile. Unbe­schrieben, aber doch voller Hoffnung. Was will ich überhaupt, was will ich hier, was wollt ihr hier? Sagen wir's so: „Wir haben uns heute hier versam­melt, um gemein­sam philosophieren zu kön­nen.“ Und wer weiß, viel­leicht kommen wir ja auf das ein- oder andere Ergeb­nis, das Veränderung hervor­rufen könnte. Mein Ziel war es, das Buch als Jugendlicher fertigzustellen und dazu zu nutzen, meine Gedanken­ströme zu sam­meln, zu bündeln und ver­öffentlichen zu kön­nen.

Das Buch ist für alle die, die ein breites Interesse an unserer Welt, dem Menschen und allem dazwischen haben. Außerdem ist es für mich selbst. Es geht um Alles und Nichts, gibt Sachliches, Romantisches, Poe­tisches und vieles mehr. Doch seht einfach selbst!

Mein Buch ist wie eine Art Tagebuch der letzten drei Jahre, was auch bedeutet, dass man merkliche Unter­schiede im Denk-und Schreibstil im Laufe der Zeit er­kennen kann. So kommt es auch vor, dass ich zu ei­nem Thema 2015 eine bestimmte Meinung ver­trat, 2018 dann eine gegensätzliche. Und dennoch kann man selbst entscheiden, wo man anfängt zu lesen, ob hinten, vorne, in der Mitte, vollkommen egal.

Viel Spaß all jenen, die sich jetzt über­winden werden, weiterzulesen. Viel Spaß auch all je­nen, die es nicht tun!

1. Warum ist die Banane krumm?

Juli 2015

Och nein, denkt ihr euch, warum solch‘ absurde Ein­stiegsfrage? Schlichtweg des­halb, weil ich das schrei­be, was ich will. Ich kann weder unter Druck, noch auf Knopf­druck schreiben. Und wahrscheinlich weil ich vorhin, wie jeden Morgen, eine Banane in mein Müsli „geschnibbelt“ habe und mein Atem jetzt im­mer noch danach riecht, obwohl ich schon Zähne ge­putzt habe. Ihr seht, ich bin kein Schriftsteller, bin eben der etwas andere Ju­gendliche.

Da schau ich hier gerade so über die bereits ge­schriebenen Zeilen, sehe auf einmal eine Art Parabel, verlaufend mitten durch die Zeilen, sich ergebend aus den unterschiedlichen Ab­ständen der Wörter voneinander. Wie kann sich, so spontan, auf einmal eine so perfekte Kur­ve durch meine Zeilen ergeben, wenn ich doch gar nicht dar­auf geachtet habe, be­sondere Abstände einzuhalten? - Zufall?! - Nein, denn das gibt es nicht. Glaubs­te nicht? So lass uns das ein wenig wissen­schaftlicher angehen. Die erste Zeile, die Kurve bil­dend, ist mit genau 5 Wörtern à 3,5,4,6,5 Buchsta­ben gefüllt. Bis zur Kurve bilden diese Wörter eine Fläche von 0,5 cm x 5 cm aus. Ähn­lich in der nächsten Zeile, hier allerdings sind es nur 0,5 cm x 4,5 cm. Dann 0,5 cm x 4 cm und schließlich wieder 0,5 cm x 5 cm. Und so ergibt sich nachweisbar diese, zu erken­nende Kurve. Tja, und wieso ist das so? Schlichtweg, weil ich meine Wörter eben so ge­wählt habe, wie sie nun dastehen. Und wieso habe ich das? Höchstwahr­scheinlich weil mein Kopf sie mir so produziert hat. Und wieso hat er das so? Weil er permanent am Ar­beiten ist, dafür gleichzeitig auch im­mer wieder aktu­elle Geschehnisse mit ein­bezieht und sein Ergebnis noch verfeinert. Und dann? Naja, dann hat er viel­leicht wirk­lich die Banane vom Früh­stück vorhin (im­merhin ist sie auch physisch noch spür­bar) mit in seine Arbeit einbezogen. Und so­mit wären wir wieder bei der Frage – war­um ist die Bana­ne krumm? Somit wird klar, ich glaube an den Begriff der Kausalität. Manches scheint abwegig und unrea­listisch. Trotz­dem denke ich, dass alles und jeder sei­nen Platz hat und mit diesem auch per­manent etwas bewirkt, wenn auch nur mini­mal oder indirekt, er tut es. Und genau das ist der Punkt.

2. Warum schreiben wir Tagebuch?

Di, 18.08.15

„Liebes Tagebuch, heute schreibe ich dir“, diesen Satz kennen wir alle. Viele vom S elbst-schonmal-ge­schrieben-haben, noch mehr aus Filmen, Büchern, etc. Viele Leute schreiben ab und zu Tagebucheinträ­ge. Ent­weder mehr auf der geschäftlichen Ebene, in Form von Ta­ges- oder Versuchsprotokol­len – oder mehr auf der per­sönlichen Ebene, im privaten Tage­buch. Sie schreiben zum Bei­spiel auf, was ihnen an dem jeweiligen Tag besonders gut gefallen hat, was ih­nen weniger gut gefallen hat odereinfach nur, was sie erlebt haben und sich gerne mer­ken würden.

Und was mache ich gera­de? Ich begann ebenfalls mit dem Tagebuchschreiben, als ich gerade auf dem Bett lag, neben mir kam aus dem Lautsprecher Ed Sheeran und vor mir lag ein Block, ein bereits be­schriebenes Blatt und ein Stift. Ich ar­beitete an einer „übersichtlicheren Struk­turierung des Menschen“.

Hierbei wollte ich die Menschen bei­spielsweise in lo­gisch oder intui­tiv und binär oder kompro­missbereit ein­stufen, ihnen Eigenschaften und Ver­haltensmuster zuordnen um Menschen so kategori­sieren und leich­ter verständlich zu ma­chen. Gerade eben kam ich hierbei zu dem Schluss, dass ich nie auf eine perfek­te Lö­sung kommen werde, weder mit Hilfe ande­rer und erst Recht nicht alleine. Und das musste ich mir jetzt einfach „schnell“ hier aufschrei­ben – des­halb mein Tagebuchein­trag.

Wenn man mich als entweder logisch oder intuitiv ein­stufen müsste, wäre ich definitiv der logische Mensch, schon allein aus der Tatsache heraus, dass ich ja gera­de ver­suche, Menschen in ein Muster von logi­schen Ansätzen einzuordnen. Ich fange also an mit meiner Ar­beit, kategorisiere den logi­schen Typ von Mensch so gut ich kann, so gut ich ihn kenne. Wie allerdings, so frag­e ich mich, soll ich denn nun auch den intui­tiven Menschen ordentlich einstufen – wenn ich ihn gar nicht perfekt kennen kann, weil er nicht meinem Typus entspricht. Gut, fragen wir eben jemand anderen um Rat, der vielleicht eher der intui­tive ist. Hah, funktio­niert auch nicht. Wie denn auch, wenn es maximal/vor allem die logischen sind, die versuchen und auch vor­wiegend im Stande dazu sind, Menschen zu kategori­sieren und auch den ein­zelnen Menschen zu definieren, in ein Raster einzu­ordnen. Wenn der Intuitive das nicht kann und/oder will und ich aber gern mehr Informatio­nen über den Intuitiven hätte, kann das nicht allum­fassend funktio­nieren.

Warum also schreiben Menschen einen Tagebuchein­trag? Entweder sind es einfach Leute, die sich für was ganz Besonderes hal­ten, in der Hoffnung, ihr Ta­gebuch wird ir­gendwann mal als wertvolles, literari­sches Werk veröffentlicht werden, selbst wenn es erst nach ihrem Tod ist. Oder viel grundlegender: Es sind Leute, die ein Stück ihrer Sorgen, Nöte und Ängste loshaben wollen, die durch das stückweise Abgeben und Niederschrei­ben ih­rer Gedanken das Gefühl be­kommen, diese Gedanken nun geteilt zu haben – egal ob nun positiv oder negativ. Man rekonstru­iert seine Erlebnisse, ordnet sich und an­dere ein, bildet sich eine Meinung, verarbeitet und teilt schließlich mit anderen bzw. zumindest mit dem Tagebuch. Ganz nach dem Motto „Geteil­tes Leid ist halbes Leid“ und „Geteiltes Glück ist dop­peltes Glück“.

3. Ich hab‘ zu viel, ich mach‘ zu viel

Sa, 05.09.2015

So langsam wird es mir tatsächlich bewusst. Einer­seits hab‘ ich viel zu viel – seien es Be­kannte, Ver­wandte, Freunde, Hobbys, Auf­gaben, etc. – ander­seits will ich davon auch möglichst viel abhaken kön­nen, möglichst viel von jedem, alles möglichst aus­kosten. Ich stelle mir selbst zu viele Aufgaben, Auf­gaben die es gar nicht gibt, ich mir aber über­lege, um auch in diesem oder je­nem Gebiet meinem Ziel noch ein Stück näher zu kom­men. Aber vielleicht habe ich einfach zu viel vor, zu vie­le Motivationen, zu viele verschie­dene Ziele, die alle ihre Zeit benötigen.

Das geht soweit, dass ich keinen Puffer mehr habe, falls eine Aufgabe mal mehr Zeit ab­verlangt als eine an­dere, falls etwas mal nicht klappt, falls ich mich schlicht verkalku­liert habe. Und dann geht die Ab­wärtsspirale los. Man merkt, dass man den Plan nicht einhalten kann, kommt kopfmäßig durchein­ander und arbeitet eventuell hektisch, un­konzentriert oder womöglich gar nicht mehr, weil man überfordert ist. Und dann schafft man es zwar irgendwann, die erste Aufgabe fertigzu­stellen, merkt aber, dass der Tag nun bereits vergangen ist und die zwei anderen Auf­gaben nun komplett liegen geblieben sind.

Anmerkung: Das bezieht sich jetzt nicht nur auf‘s „Geschäftliche“, eigentlich auf alle Bereiche, die es im Leben zu bewerkstelligen gilt. Sei es der Partner, das litera­rische Werk, die Bestandsaufnah­me des Kleider­schrankes, die Familie, die Ausbil­dung, schlicht und er­greifend alles. Und dieses „Alles“ ist bei mir zu viel.

Man stelle sich einen norma­len Briefumschlag vor, in den man alles hinein­füllt, was aktuell ansteht, was er­ledigt wer­den muss und was man gerne erledigen würde. Und während­dessen – bereits bei der Hälfte – merkt man, dass sich der Um­schlag links und rechts be­reits aus­dehnt, eng wird. Es wird immer schwe­rer, noch weite­res in den Umschlag hineinzustopfen – trotzdem ver­sucht man es. Und so ist das in etwa mit dem verfüg­baren Volumen meiner Zeit. Ich habe ak­tuell noch das Glück, meine Zeit relativ flexibel ein­teilen zu können – ge­nau deshalb aller­dings muss ich mir beim Eintei­len Mühe ge­ben, meine Prioritäten richtig setzen und das Wesentliche dabei nicht aus den Augen verlieren – Zeitmana­gement, eine weitere Lektion zur Vertie­fung der Regeln steht so­mit an – los geht‘s, lasst uns Prioritäten set­zen!

4. Das Leben ist zu schön, um es nicht auch zu leben

Mi, 09.09.2015

Nun sitze ich hier, ganz alleine, ir­gendwie mit ge­drückter Stimmung, in der Hoffnung, dass mich das Schreiben die­ses Artikels wieder bes­ser stimmt. Mein Tag heute war toll: Ich war ´ne Run­de jog­gen, mit der besten Rundenzeit jemals, habe sehr viel mit mei­nem Bruder gelacht, war mit meiner Fa­milie lecker zu Mittag essen, habe die Hälfte eines tollen Buches gele­sen und war schließlich noch eine Runde Golf spielen. Doch dann veränderte sich das irgend­wie drastisch, als auf meinem Handy die ersten Nachrich­ten rund um den neuen Stunden­plan eintru­delten. Ich las zwi­schendurch immer mal mit, schrieb auch ein-zwei Nachrich­ten dazu und erzählte mei­nem Papa davon.

Schließlich beendeten wir das Spiel und ich fuhr mit schlechter Laune nach Hause. Ich grenzte mich von meiner Fa­milie ab, welche ge­meinsam einen Film schaute und wollte mein eige­nes Ding ma­chen. Star­tete also meine Musik, öffnete mein Notebook und fing an, den heutigen Tag analy­tisch auszuwerten, wie ich es je­den Tag tat…

Worauf ich hinaus will, ist folgendes: Allein durch die paar Nachrichten rund um den Start ins neue Schul­jahr mit den entsprechenden Lehrern machte ich mir selbst solch markante Nega­tivgedanken, dass mein ganzer Abend den Bach runterging. Schließlich fing ich an, eine neue Tabelle zur Auswertung mei­nes All­tags zu erstellen, pünktlich zum neu­en Schul­jahr eben. Ich fügte neue Formatie­rungen, detaillier­tere Eintragungsmöglich­keiten zu den vergangenen Akti­vitäten sowie einen Soll-Ist-Vergleich und eine Sum­me der wö­chentlichen Aktivitäten ein. Irgendwann sah ich mir das, technisch durchaus gelunge­ne Pro­dukt an und merkte – hey, das ist doch kein Leben mehr! So funktioniert das nicht und macht auch kei­nen Spaß. Dieser Gedanke dehnte sich aus, vor allem in An­betracht der Tatsache, dass die wöchentli­che Soll-Stundenzahl zum Thema Schule gut 25% der Ge­samtaktivitäten ausmachen sol­lte, während meine Freundin beispielswei­se nur maxi­mal 10% zugeteilt bekam. Das Business, okay – zumin­dest mal 15% - aber man merkt – der Gedanke ist irre. Somit ent­schloss ich mich, einige der neuen „Funk­tionen“ mei­ner Tabelle wieder zu löschen und die Soll-Eintragun­gen für die nächsten Wochen erstmal leerzulas­sen, einfach mal abzuwarten, wie sich meine Aktivitä­ten der nächsten Wochen so entwickeln und mir dann Ziele in Form von Soll-Zuständen zu setzen. Als ich schließlich meiner Freundin von der ganzen Sache er­zählte, meinte sie unter anderem, man könne kein gan­zes Le­ben innerhalb einer Tabelle planen. Tja, ei­gentlich war die Tabelle ja auch gar nicht zum Planen son­dern lediglich zum Protokol­lieren und eventuell auch Analysieren ge­dacht. Durch die Einführung des Soll-Ist-Ver­gleiches wird allerdings auch eine Pla­nungsmöglichkeit hinzugefügt was einerseits gut sein kann, anderer­seits nicht die Idee der Tabelle war. Also gut, was lehrt uns diese Story?

Hey, ver­giss‘ nicht, zu leben! Man kann ein Leben nicht voll­ständig in Zahlen planen, dokumentieren und aus­werten – man muss es auch leben. Und um nochmal zur Ursache mei­ner schlechten Laune zu kommen – der neue Stunden­plan und die Voraussicht auf‘s an­stehende Schuljahr – lass dich nicht ver­rückt ma­chen, du kannst nahezu al­les, wenn du es nur willst, du schaffst nahezu alles, wenn du es nur willst und du kriegst nahezu alles, wenn du es nur willst. Und wenn es mal nicht so ist, akzeptie­re die gegebe­nen Um­stände und bau‘ dir dazwischen deine eige­nen Wege. Ein Lehrer, ein Vorgesetzter, ein Partner kann dich noch so einschränken, dir noch so Angst machen, dich noch so zu­nichtemachen wollen. Doch halte dir im­mer vor Augen, diese Umstände sind nicht perma­nent, sie sind nicht unendlich, sie sind nicht lebens­lang verbindlich. Selbst wenn du denkst, an dei­ner aktuellen Lage lässt sich nichts ändern, sei dir ge­wiss: Es wird eine Zeit kommen, in der sich die Din­ge än­dern.

Albert Einstein hat einmal gesagt: „Der Gipfel des Wahnsinns ist es, auf Verän­derungen zu hoffen, ohne etwas zu verän­dern.“

Um ehrlich zu sein kann, ich dem lieben Al­bert hierbei nicht vollends zustimmen. Ei­nerseits hat er Recht, wenn wir uns bei­spielsweise einen übergewichtigen Men­schen anschauen. Fängt er nicht an Sport zu trei­ben, wird er auch kein gesundes Gewicht erreichen. Von nichts kommt eben nichts! Allerdings macht es ebenso keinen Sinn, sei­ne komplette Kraft und Zeit darin zu ste­cken, bestimmte Dinge verändern zu wollen, wenn diese Kraft nicht mal ausreichen kann. Denn dann sind wir wieder beim gleichen Problem.

„ Wahnsinn ist, immer wieder dasselbe zu tun – und ein anderes Ergebnis zu erwar­ten.“ - Albert Einstein

Denn auch hier tut man irgendwann immer wieder das­selbe. Und Immer-dasselbe-Tun (um wieder auf das Ur­sprungsthema zu kommen) ist nicht lebens­wert. Das verein­facht zwar, macht eventuell produk­tiver, nimmt mit der Zeit letztlich aber auch Vielfalt. Und Vielfalt ist das, was unserem Leben Qualität ver­leiht, uns glücklich macht. So­mit sollte dies uns allen eine Lehre sein und uns zur Vernunft bringen, wenn wir das nächste Mal entschei­den müssen, ob Qualität oder Quantität.

Ver­gesst nicht, dass ihr Men­schen seid, vergesst nicht, dass ihr frei seid und vergesst nicht, dass ihr leben wollt. Also macht, was ihr machen wollt, liebt, wen ihr lieben wollt und werdet glü­cklich. Lebt euer Leben, wie ihr es leben wollt!

„Der Mensch ist einzigartig und Glück ist (s)eine Ent­scheidung.“ - Jon Keno

5. Ein ordentliches Aussehen ändert alles

Sa, 26.09.2015

Endlich sitze ich hier im 2. Zug, froh, dass meine Fahr­karte diesmal ak­zeptiert wurde, weiter auf dem Weg nach Lippstadt, zur Ak­tionärsversammlung der HEL­LA GmbH & Co. KGaA, ei­nem deutschen Automobil­zulieferer, an wel­chem ich via Aktien Anteile halte. Der Weg dorthin begann für mich schon vor mehre­ren Tagen, als ich mich mit meiner Bank in Verbin­dung setzte, um herauszufin­den, ob es für mich als 15-Jährigen denn überhaupt möglich sei, solch eine Ver­anstaltung allein zu besuchen. Dies wurde bejaht. Somit konnte ich das Ganze auch relativ schnell mit mei­ner Schule und den zuständigen Lehrern klä­ren, meine Busfahrt hin- und zurück sowie meine Übernachtung in einer Jugendherber­ge buchen.

Letztendlich kam ich gestern Abend, gegen 20.30 Uhr in Dortmund an und suchte von da an gut 30 Mi­nuten nach meiner Unterkunft, dem A&O Hostel. Als ich diese schließlich fand und meine Zimmer­schlüssel erhielt, fiel mir tat­sächlich ein Stein vom Herzen.

Heute früh, Hemd an, Hose an, Anzugschu­he an – ab ging es zum Frühstück. Diverse Leute schauten mir in­teressiert nach, begut­achteten meinen erhabenen Klei­dungsstil und gewährten mir am Buffett sogar Vortritt, junge als auch sehr alte Leute. Anscheinend hatte sie mein wohlhabend erscheinendes Äu­ßeres be­einflusst. Und letztlich auch am Bahnhof (nun natür­lich auch mit Jackett) gehörte ich mit zu den paar Leu­ten, welche ab und an angesprochen wurden, um ein paar Cents zu er­betteln. Ich zog also mein Portmo­nee aus der Tasche und gab dem Mann mein ohne­hin störendes Kleingeld, welches ich am Fahrkarten­automat ein paar Minuten vorher erhalten hatte. Ich bat ihn, das Geld doch bitte sinnvoll zu investieren und es für ja keinen Scheiß auszugeben. Er versicherte mir dies und bedanke sich recht herzlich.

Schließlich im Zug, der Fahrkartenkontrol­leur bat um meinen Preisnach­weis, worauf­hin ich ihm meine vor­hin stolz erstande­ne Fahrkarte präsentierte, welche wohl bereits ent­wertet war. Und nicht nur das, es war der fal­sche Ta­rif! Statt Ver­bund hätte wohl DB der richtige sein sol­len, ich saß also streng genom­men falsch hier. Nichtsdestotrotz ver­ließ er mich ei­nem „Nein, kein Pro­blem, Sie steigen ja eh in Hamm aus - alles gut“. Wie­der einmal verhalf mir mein Äu­ßeres, anschei­nend or­dentlich wirkendes, Ausse­hen zu diversen Vorteile oder einfach nur den ein oder anderen Ignoranzvor­fall.

An der Stelle möchte ich nun ein bereits gestern entstande­nes Resultat meiner­seits einfügen:

„ Tag für Tag ist unser Leben reines Schau­spiel. Und die Leute, die die Kunst des Schauspiels am besten beherr­schen, sind letztendlich auch die Erfolgreichs­ten.“

- Jon Keno -

Im Laufe des gestrigen Tages ist mir einfach bewusst geworden, wie viel Irrealität in die­ser eigentlich so real erscheinenden Welt doch steckt. Die Vor­stände, die Geschäftsführer, die Redner, die Hel­fer, die Übertragung der Vorstände auf die Leinwän­de, ja die Zuschauer selbst – alle mussten schauspie­lern. Und zwar gut. Gut, um nicht durchzufallen. Durchzufallen, durch die Prü­fung des Lebens. Denn stellt man sich vor, einer der Vorstände hätte plötz­lich angefan­gen zu lachen, weil er den aktuellen Red­ner einfach nur zum Schlapplachen findet (was durchaus der Fall hätte sein können, bei dem Niveau des einen oder anderen, der dort so die Bühne betrat). Oder noch schlim­mer, einer der Vorstän­de hätte plötzlich an­gefangen zu weinen, weil vor Kurzem seine Mutter verstorben ist und er ein­fach nicht anders konnte, als nun daran zu denken. In bei­den Situatio­nen hätten die Menschen um ihn herum (vor allem diejenigen, die überre­det werden sollen, wei­terhin seine Aktien zu kaufen) ihn nicht mehr ernst nehmen kön­nen. Ich meine, welche professio­nell ausge­bildete Führungskraft zeigt offen seine Emo­tionen, wenn er/sie vor einer öffentlichen Menge spricht? Und jetzt kommt der sprin­gende Punkt. Wenn wir hier von ei­ner pro­fessionell ausgebildeten Führungskraft spre­chen, dann meinen wir Leute, die es zu etwas gebracht haben. Und weshalb haben diese Leute es zu etwas gebracht?

Entweder weil sie sich in ihrem Fach einfach beson­ders gut ausken­nen und sich damit der Masse abhe­ben – oder einfach weil es verdammt gute Schau­spieler sind. In diversen Praxis­büchern lernt man, dass erfolg­reiches Auftre­ten be­deutet, sein Inneres (Gefühle) mit dem Äuße­ren (sachliches Ziel) in Ein­klang zu bringen und das Ganze authen­tisch zu ver­mitteln. Dem Ganzen kann ich nur halb zustimmen, wobei solche Fähigkeit natürlich einen ehrlichen Ver­käufer aus­zeichnen würde. Nun allerdings wer­den die meis­ten Leute nicht erfolgreich weil sie ehr­lich sind, son­dern weil sie es eben nicht sind. So ist es doch. Also sind es eben jene Schauspieler, die vor allem gut dar­in sind, ihr Äußeres möglichst gut in Schale zu wer­fen, sich und ihr Produkt möglichst toll zu bepreisen und letztendlich einfach gut aus­sehen. Worauf will ich hin­aus? Ich weiß es nicht, auf jeden Fall ist mir klar gewor­den, dass nichts auf dieser Welt wirklich echt ist, vieles gar nicht echt sein kann und letztlich die Leute es am einfachsten haben, die die besten Schauspieler sind. Leider.

6. Wachstum, Ignoranz und Vogelfüße

So, 11.10.15

Dieser Beitrag dient dazu, einen anderen, meiner per­sönlichen Arbeit zuzuschreiben­den, Artikel zu publi­zieren. Er behandelt die Themen Wirtschaft, Wachs­tum, Ignoranz und abgerissene Vogelfüße.

Aber zurück zum Anfang – Stuttgart, den X. Oktober 2015 – eine Deutschlehrerin gibt ihrer zehnten Klas­se des Gymnasiums eine nicht sehr ungewöhnliche Aufga­be mit ins Wochenende: „Lest die Kurzge­schichte noch­mal gründlich und schreibt schließlich eine Interpretati­on dazu!“ - für die Schüler schnell verständlich, den­noch mit viel Arbeit verbunden. Sie packen ihr Zeug und ver­schwinden in die Pause. Al­les ist geklärt, die Geschichte ist ja bereits gelesen, mehrmals und in der Klasse, interpretiert wurde eben­falls, seitenweise Mus­terlösungen und Randnoti­zen wurden ausgeteilt – nun muss eben nur noch ausformuliert werden. Für viele ein Berg Arbeit, den man sich nicht mal zu besteigen im Stande fühlt. „Flug durch Zürich“ nennt sich die Sto­ry. Geschrie­ben von Thomas Hürlimann. Hm, und jetzt? In der Ge­schichte geht es um eine verwirrt scheinende Frau, die ei­nen wenig interes­sierten Mann auf das Schicksal ih­rer Taube anspricht. Sie meint, ihrer Tau­be würden die Beine fehlen, ohne Beine kann die Taube nicht lan­den und somit braucht sie dringend Hilfe dieses Man­nes. Dieser begreift nicht, will weiter, lässt sich schließ­lich doch aber in all den geistlichen Wirrwarr verwi­ckeln. Die Geschichte ist kurz, eben eine typi­sche Kurz­geschichte. Verstehen kann man sie erst nach mehr­maligem Lesen, wenn über­haupt. Deshalb lest am bes­ten vorher – an­schließend viel Spaß und ein Stück weit auch Erfolg an meiner Inter­pretation des Ganzen.

Zürich, hinterm Bahnhof, ein Morgen im Februar. Die junge Frau zeigt in die Luft, weinend, sie haben ihr, sagt sie, die Füsse ausge­rissen. Ihr? die Füsse?

Ja, sagt sie schniefend, dort, dort oben, dort fliegt sie, wo, was, ich verstehe kein Wort, bin verkatert, will weiter, bloss weg hier, aber die Frau, mich einholend, packt mich am Ärmel. Sie ist bleich, schmal, fast noch ein Kind. Hilf mir, sagt sie, so hilf mir doch, siehst du, dort stirbt sie, hoch in der Luft. Ich riskiere ein Grinsen. Du Arsch, schreit sie, meiner Taube fehlen die Füsse, ohne Füsse kann sie nicht landen, kapiert. Ein Reflex: Meine Hand greift zum Gesäss, kontrolliert das Portemonnaie. Oder will ich ihr Geld ge­ben, mich loskaufen? Die Frau sieht plötzlich alt aus, ein keifendes Weib, trotzdem tut sie mir Leid in ihren abgewetzten, löchrig dün­nen Jeansklamotten, das T-Shirt voller Rotz, am Hals ein paar Sti­che, Schwären, sie ist alt, ein altes Kind. Hilfst du mir? betteln die grossen, nassen Augen. Auf der Tramhaltestelle stehen die Je­mands in einer Reihe. Jemand beisst die Zähne zusammen, je­mand hört hin, jemand sieht weg, jemand trägt Schlaf im Gesicht, und jemand blickt in den Abgrund seiner Zeitung, jetzt eine Klin­gel, schrill naht das Tram, pass doch auf, Idiot, meine Nerven. Mei­ne Nerven! Die Jemands drängen sich zum Pulk, und der Mann, der die Zeitung gelesen hat, klemmt sich den Abgrund unter den Arm, sauber gefaltet. Die Kindfrau glotzt vor sich hin, dann zeigt sie ein scheues Lächeln, und dann, als wolle sie mir eine verbote­ne Ware verkaufen, tut sich ihre Hand langsam auf. Stoff? Nein, auf ihrem Handteller liegen zwei Vogelfüsse, graudünne Läufe mit vier Zehen. Begreifst du jetzt, fragt sie leise, fast flüsternd, glaubst du mir? Verkehr, es ist kalt, bitterkalt, aber dort oben er­scheint nun die Sonne, ein Teich aus Licht, aus Eis, auch der Him­mel friert zu. Vielleicht, denke ich, hat sie tatsächlich Recht, ver­schatte die Augen, suche den Himmel ab, aber meiner ist leer. Ich lüpfe die Achseln. Nichts, sage ich. Aber die Füsse, sagt sie, hier sind die Füsse! Soviel hätte ich verstanden, sage ich, die Taube habe ihre Füsse verloren, so dass sie nun fliegen müsse, immerzu fliegen, kreisen und steigen, ja! schreit sie, ja, und wieder starrt sie nach oben, verzweifelt, entsetzt, nur sie, die Ermattete, hat die Augen, um den sterbenden Vogel zu sehen und das Grauen um ihn herum, Himmelsfetzen, Häuserzeilen, Kamine, Antennen. Ver­schwunden, sagt sie plötzlich, fort, und schliesst, als möchte sie den Vogel liebkosen, ihre Hand. Wieder haben die Jemands unsere Insel erobert. Wieder blickt jemand in die Zeitung, riecht jemand nach Unglück, drängen sich alle zum Pulk, lautlos, und jemand, der seine Mappe umklammert, hat seinen Gummischuh als erster auf dem Trittgitter. Was soll ich ihr sagen? Sie wird sich, sobald es geht, in die nächste Spritze stürzen, aber den zum Fliegen ver­dammten Vogel lässt sie nicht aus den Augen, heute nicht, mor­gen nicht, sie gehören zusammen, die sterbende Taube und das Mädchen, ein Flug, ein Tanz durch die Stadt. Als das nächste Tram naht, trete ich unter meinesgleichen, die Türen flappen zu, wir rol­len davon. Jemand hört hin, jemand sieht weg. Hin und wieder fla­ckert die Sonne durch die Scheiben, und irgendwo da oben fliegt dieser Vogel, der sich ein Mädchen hinterherzieht, von Wolke zu Wolke, durch den Nebel, in die Sonne.

Quelle: https://www.unterstrass.edu/assets/files/gymnasium/aufnahme/APD-2016-mit-Loesungen.pdf

Hier meine Interpretation zu „Flug durch Zürich“

In der Kurzgeschichte „Flug durch Zürich“ vom Autor Thomas Hür­liman wird eine Frau mit einer Taube dar­gestellt, deren Proble­me, von umliegenden Personen zwar defini­tiv wahrgenommen, aber dennoch schlicht und ergreifend ignoriert werden.

Mithilfe der Verwendung diverser lyrischer Mittel möch­te der Autor und seine Kurzge­schichte aufzei­gen, was denn neben Alltag und Glanz für weitere, normalerwei­se igno­rierte Problematiken in un­serer Umgebung herrschen und wie diese Tag für Tag von der Ge­sellschaft ebenso so ignoriert werden, um sich ja nicht damit be­schäftigen zu müs­sen.

Begonnen wird mit der Beschreibung des gut bei­spielhaft gewähl­ten, Ortes der aktuellen Handlung. „Zürich, hin­term Bahnhof“ so heißt es in Zeile eins. Der Ort Zürich symbolisiert für viele Menschen Wohl­stand, Macht, Reichtum und vor allem Finanzmetro­polismus, agie­rend in die ganze Welt hinaus, was durch den „Bahn­hof“ ver­deutlicht wird. Als nun eine junge, allerdings alt aussehende Frau auf einen Rei­senden trifft und diesen anfleht, ihr und ihrer Taube doch bitte zu Hilfe zu eilen, möchte dieser nur igno­rieren und schnell weiter gehen (Z.7, Z.10f). Auch weitere, am Bahnhof ver­sammelte Leute, die sich zu einem anonymen Pulk lesender, hörender, weg­schauender und halb schla­fender Perso­nen gesam­melt haben, ignorieren die Frau und ihre Hilfe­rufe nur und warten auf ihren Zug. Als das Warnsignal des ein­fahrenden Zuges ertönt, kann der Reisende nur fluchen (Z.19) und versucht, den in sei­nen Ohren bos­haft schrillenden Ton viel­mehr zu überhören. Als sich die Frau dem Mann erneut zuwendet und ver­sucht, ihm nun klar zu machen, wie ernst die Lage denn tatsächlich sei (Z. 25: „Be­greifst du jetzt?“), möchte der Mann zumindest Anstand zeigen und ver­sucht, doch auch mit eigenen Augen zu sehen, was denn mit jener, vermeintlich am Himmel fliegenden Taube los sei, die aufgrund verloren gegangener Fü­ße wohl nicht mehr landen kann. Die Suche des Man­nes ist erfolglos, er sichtet keine Taube an (sei­nem) Himmel (Z. 29: „aber meiner ist leer“). Während das Spekta­kel um die Frau und ihr Problem weitergeht, kümmern sich die umste­henden Menschenmassen (die Je­mands) nur um sich selbst und betreten ihren Zug. Der Reisende wird rat­los, muss ebenfalls abfah­ren und begibt sich somit er­neut zu seinesgleichen, den Davonrollen­den, Ignorie­renden. Einmal noch denkt der Mann an die Frau und ihren Vogel, wie er fliegt „von Wolke zu Wolke“ (Z. 49), egal was ist, denn fliegen muss er immer weiter, sonst stirbt er abstürzend.