Lillys magische Kräfte - Mirko Niederprüm - E-Book

Lillys magische Kräfte E-Book

Mirko Niederprüm

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Beschreibung

Lillys Leben war nie einfach. Immer wieder musste sie gegen Erschöpfung, Schmerzen und Unsicherheiten ankämpfen. Doch sie ließ sich nicht unterkriegen. Schritt für Schritt fand sie ihren eigenen Weg – in ihrem Tempo, mit Rückschlägen, aber auch mit kleinen Siegen. Jahre später entdeckt sie ihre alten Tagebücher und ein Glas voller Wünsche aus ihrer Kindheit. Beim Lesen wird ihr klar: Viele ihrer Träume sind tatsächlich wahr geworden. Und ein letzter Wunsch bleibt noch offen – anderen Kindern Mut zu machen. Mit diesem Buch erzählt Lilly ihre Geschichte. Eine Geschichte über Hoffnung, Durchhaltevermögen und die Kraft, niemals aufzugeben.

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Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Lillys magische Kräfte
von Mirko Niederprüm
Eine Reise durch die Wolken des Long Covid
Impressum
Mirko Niederprüm
37671 Höxter
Illustration Antje-Karina Gerwin
Kapitel 1: Ein seltsamer Tag
Lilly war ein neugieriges, fröhliches Mädchen, das nichts lieber tat, als draußen zu spielen. Sie liebte es, durch den Park zu rennen, Bäume zu erklimmen und mit ihren Freunden fangen zu spielen. Doch dann hatte sich alles geändert. Eines Morgens war sie mit einem kratzenden Hals aufgewacht, und ein seltsames Ziehen in ihrer Brust ließ sie den ganzen Tag lang schwer atmen. Die fiebrige Hitze, die ihren Körper durchströmte, fühlte sich an, als ob ihre Haut in Flammen stand. Doch das Frieren war immer nur einen Atemzug entfernt. Es war Covid-19, eine Krankheit, die durch ein heimtückisches Virus ausgelöst wurde. Nun hatte es auch Lilly erwischt.
„Du musst ins Bett, Lilly,“ hatte ihre Mutter gesagt, als sie die Hände an ihre Stirn legte und sie besorgt anblickte. „Du bist krank. Ruhe dich aus.“
Tage vergingen, in denen Lilly kaum mehr als ein leises Murmeln zustande brachte. Sie hatte Kopfschmerzen, der Geschmack von Essen war verschwunden, und der Duftvon frischer Luft, den sie liebte, schien so fern, als ob er sich in einer anderen Welt verborgen hätte. Es war eine Zeit voller Müdigkeit, die keinen Namen hatte. Die meiste Zeit verbrachte Lilly mit geschlossenen Augen im Bett, als ob das Schlafen ihr einziges Heilmittel gewesen wäre.
Die Wochen zogen dahin, und endlich schien der schlimme Teil ihrer Erkrankung vorbei zu sein. Der Corona-Test zeigte „negativ“ an, und Lilly durfte wieder aus ihrem Zimmer kommen. Doch obwohl das Virus ihren Körper verlassen hatte, blieb etwas anderes zurück. Es war nicht die Erinnerung an die Krankheit, sondern ein neuer Zustand, den Lilly nicht kannte.
„Vielleicht bist du noch nicht ganz gesund, Lilly,“ sagte Mama sanft, als sie am Nachmittag die Tür öffnete, um ihre Tochter aus dem Bett zu holen. Ihre Stimme war warm, aber besorgt, als sie Lilly eine Tasse Tee hinstellte. „Manchmal dauert es eine Weile, bis der Körper wieder ganz fit ist.“
Lilly nickte, aber sie fühlte sich nicht mehr als der fröhliche Wirbelwind, der sie gewesen war. Ihre Beine erscheinen ihr jetzt viel schwerer, als ob sie in unsichtbare Ketten gelegt worden wären. Die Sonne schien durch das Fenster, aber der Glanz des Tages konnte Lillys trübe Stimmung nicht vertreiben. Der Park, den sie so liebte, schien weit entfernt und unerreichbar. Früher war es der Ort, an dem sie frei und unbeschwert war sein konnte. Jetzt lag er wie ein ferner Traum in ihrer Erinnerung.
„Mama, warum bin ich so müde?“ fragte Lilly, als sie nach der Schule kaum die Energie hatte, aus dem Bus zu steigen. Die Überquerung der Straße, fühlte sich jetzt endlos an, dasLuftholen erschien ihr schwer und stickig. Ihre Füße schleppten sich über den Asphalt. Jedes Mal, wenn sie einen Schritt machte, fühlte es sich an, als ob sie durch Sand watete.
„Vielleicht liegt es an den Nachwirkungen der Krankheit“, antwortete Mama, als sie Lilly vom Busbahnhof abholte. Doch auch sie konnte die Besorgnis in ihrer Stimme nicht ganz verbergen. Ihre Augen, die immer voller Zuversicht gewesen waren, blickten jetzt besorgt auf Lilly, als sie ihre Hand nahm.
„Du warst doch krank, Lilly. Manchmal dauert es einfach eine Weile, bis sich der Körper wieder ganz erholt.“
Aber Lilly hörte kaum hin. Die Worte, die Mama sprach, schienen in ihrem Kopf zu vernebeln. Was hatte sich verändert? Warum war sie nicht mehr die, die sie einst war? Es war ein Gefühl von Entfremdung, das sie ergriff, als sie die vertraute Straße entlangging. Ihre Beine, die früher leicht und schnell gewesenwaren, fühlten sich nun wie bleierne Lasten an. Die Vögel zwitscherten über ihren Köpfen, und der Duft von frischem Gras stieg in ihre Nase, aber alles war nur noch ein Schatten von dem, was es einst gewesen war.
„Ich will einfach wieder raus und spielen…“ murmelte Lilly, als sie das Wohnzimmer betrat. Der Raum war warm und behaglich, doch auch hier spürte sie diese innere Unruhe. Es war, als ob etwas in ihr auf halber Strecke stecken geblieben war. Obwohl sie nicht mehr krank zu sein schien, fühlte sie sich nicht vollständig gesund.
Mama drückte ihr eine Tasse Tee in die Hand. Der Dampf stieg in die Luft und umhüllte sie mit einem Hauch von Ingwer und Zimt. Lilly nahm einen Schluck, doch der Geschmack war blass und unvollständig. Der Tee schmeckte bitterer als sonst, so als ob er nicht ganz bei der Sache wäre. Die Wärme des Getränks kroch zwar durch ihren Körper, aber sie konnte das Unbehagen nicht vertreiben, das sich tief in ihr festgesetzt hatte.
„Ich will raus…, will laufen, spielen und lachen wie früher“, dachte Lilly. Doch diese Gedanken schienen fast unerreichbar, wie eine Erinnerung, die nicht mehr zu greifen war. Es war, als ob die Welt, in der sie sich bewegte, langsam in den Hintergrund trat, während sie sich selbst immer mehr in einer unsichtbaren Blase gefangen wähnte.
„Es wird sichernoch eine Weile dauern, aber du wirst es schaffen“, sagte Mama. Ihre Stimme war weich und tröstlich. Aber Lilly konnte den Zweifel in ihrer Stimme hören.
„Warum kann ich nicht einfach gesund sein? Warum fühlt sich alles so schwer an?“ fragte sie sich. Und obwohl ihre Mutter sie liebevoll anlächelte, war Lilly sich nicht sicher, ob Mamas Tröstungsversuche wirklich etwas an dem ängstlichen Gefühl in ihrer Brust ändern, konnten.
Kapitel 2: Die Wolke des Long Covid
Die Tage vergingen, doch Lilly spürte immer noch nicht die frühere Energie und Freude. Im Park riefen sie ihre Freunde zum Spielen, doch als sie versuchte, mitzuhalten, merkte sie, wie ihre Beine schwer und langsam wurden. Die Sonne schien, die Vögel sangen ihre fröhlichen Lieder, doch Lilly fühlte sich, als ob eine drückend-dunkle Wolke über ihr schwebte, die den Glanz ihres jungen Lebens nachhaltig einzutrüben drohte.
Es war, als ob die Welt an ihr vorüberging, während sie selbst in einer Dauerschleifefesthing. Sie wollte rennen, springen und laut lachen, doch stattdessen musste sie sich immer wieder hinsetzen, um tief durchzuatmendie Hände auf die Knie gestützt. Ihre Freunde, die voller Energie durch den Park flitzten, schienen in einer anderen Welt zu leben. „Warum kann ich nicht einfach mit ihnen spielen?“, fragte sie sich oft. Der Drang, sich zu bewegen, er war da, doch ihr Körper wollte da einfach nicht mitmachen.
An einem dieser Nachmittage lag sie nach demkurzen Versuch, mit Anna Fangen zu spielen, erschöpft auf dem Sofa. Ihre Beine fühlten sich an, als ob sie mit Zement gefüllt wären. Sie starrte an die in sanften Blautönen gestrichenen Decke, und versuchte, sich zu konzentrieren. Aber der Drang zu schlafen war stärker. Ihre Augen fielen zu. Es war kein erfrischender Schlaf – nur ein ständiges Gefühl von Müdigkeit, das anihren Knochen an ihrem Körper nagte.
„Warum bin ich so erschöpft, Mama?“ fragte Lilly, als sie die Augen wieder öffnete und Mama auf dem Sofa neben ihr Platz nahm. Ihre Stimme war ein schwaches Murmeln, fast wie ein Windhauch.
Mama setzte sich behutsam zu ihr und legte einen Arm um ihre Schultern. „Es könnte Long Covid sein, mein Schatz,“ antwortete sie ruhig und betrachtete ihre Tochter mit einem Blick, der sowohl Mitgefühl als auch Besorgnis ausdrückte. „Manche Menschen, die nach einer Corona-Erkrankung wieder gesund zu sein scheinen, fühlen sich trotzdemnoch lange danach müde. Es ist, als ob die Krankheit einen Schatten hinterlässt, der nicht so leicht verschwinden will.“
Lilly sah Mama an und versuchte, die Worte in ihrem Kopf zu ordnen. Long Covid – das klang bedeutungsschwer und geheimnisvoll. Es war nicht wie eine normale Krankheit, die einfach vorübergeht. Es war etwas, das siefesthielt, wie diese unsichtbare Wolke, die sie immer begleitete. „Aber warum?“ flüsterte Lilly, während ihre Augen sich mit Tränenfüllten. „Warum kann ich nicht wieder einfach so sein wie früher?“
„Weil dein Körper Zeit braucht, um wieder ganz gesund zu werden“, sagte Mama sanft. Ihre Stimme klang sowohl tröstlich als auch nachdenklich. Sie strich Lillys Haare aus dem Gesicht. „Ich verstehe, dass du schnell wieder rennen und spielen willst, aber manchmal braucht der Körper mehr Zeit als wir denken. Es ist wichtig, ihm diese Zeit zu geben, auch wenn es schwerfällt.“
Lilly nickte langsam. Sie wollte Mama glauben und sich an diese Worte klammern, aber das Gefühl von Enttäuschung in ihr war stark. Die Vorstellung, nicht wie früher herumtollen zu können, konnte sie nur schwer akzeptieren. Der Park, die Wiesen, die Bäume – all das schien plötzlich so weit weg, wie etwas, das sie nie wieder erreichen konnte. Ihr Körper fühlte sich wie ein Gefängnis an, das sie nicht richtig verstand und empfindlich einengte.
„Aber ich will wieder spielen und toben, Mama!“ rief Lilly verzweifelt. Ihre Stimme zitterte, und sie ballte die Hände zu Fäusten. „Ich will einfach nicht mehr so müde sein!“
„Ich weiß, mein Schatz“, flüsterte Mama und umarmte sie sanft. „Es ist nicht einfach. Aber dein Körper wird wieder stärker, auch wenn es langsamer geht, als du möchtest. Vielleicht hilft es, in kleineren Abschnitten zu spielen und Pausen einzulegen. Und manchmal ist es einfach okay, auch mal auszuruhen. Dein Körper zeigt dir, was er braucht. Höre ihm zu, auch wenn es ungewohnt ist und Geduld von dir verlangt.“