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Die meisten Menschen haben keinen Bezug zu Nahtoderfahrungen und sind auch nie mit so einer Situation konfrontiert worden. Im Gegensatz zu Melanie, die solch eine Erfahrung schon im Alter von drei Jahren machen musste. Sie hatte bloß bis zum achten Lebensjahr keine Erinnerung daran, die aber durch einen Schock in Form eines Flashbacks zurückgeholt wurde. So wurden ihr plötzlich all diese merkwürdigen Ereignisse, die sie über die Jahre hinweg erlebt hatte, bewusst. Bis heute erlebt sie immer wieder Begegnungen mit Seelen Verstorbener und erzählt in diesem Buch auf eine mitfühlende, oft traurige, aber auch witzige Art über die Ereignisse ihrer Lebensstationen. Melanie, die bis kurz vor ihrem siebten Geburtstag in Wuppertal-Schwelm aufgewachsen ist, wurde 1966 in Wuppertal-Elberfeld als mittleres von zehn Kindern geboren.
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Seitenzahl: 105
Veröffentlichungsjahr: 2025
Ich widme dieses Buch meinem lieben und leider viel zu früh verstorbenen Neffen Markus!
Vorwort
1. Kapitel
Meine erste Erinnerung
2. Kapitel
Auf dem Bauernhof
3. Kapitel
Die verbotenen Früchte
4. Kapitel
Erster Flashback im Sandkasten
5. Kapitel
Erkenntnis oder Irrglaube
6. Kapitel
Die Erscheinung in der Kirche
7. Kapitel
Der Umzug
8. Kapitel
Das Gewitter, zweiter Flashback, die Erinnerung kommt zurück
9. Kapitel
Wieder bei Sinnen
10. Kapitel
Alexanders Bruder
11. Kapitel
Der Kugelblitz
12. Kapitel
Heiligabend 1979
13. Kapitel
Mama hat Krebs!
14. Kapitel
Mamas Besuch
15. Kapitel
Die Hand aus dem Bad
16. Kapitel
Blick in die Vergangenheit
17. Kapitel
Mein Vater, guter Freund und Seelenmensch
18. Kapitel
Papas Besuch
19. Kapitel
Hallo, Mama!
20. Kapitel
Bilanz ziehen
21. Kapitel
Zu Hause angekommen
Quellenverzeichnis
Wann schenkt uns das Universum unsere Seele? Anima nostra! Krönung der Schöpfung und universelles Bewusstsein mit der Erkenntnis eines Individuums. Im Moment der Geburt? Oder schon am Ende der Zellteilung? Wann bin ich? Hat die Seele nur ein Leben oder wird sie wiedergeboren? Die größte Frage ist aber: Gibt es ein Danach? Die meisten Menschen haben keinen Bezug zu Nahtoderfahrungen und sind auch nie mit so einer Situation konfrontiert worden. Im Gegensatz zu Melanie, die solch eine Erfahrung schon im Alter von drei Jahren machen musste. Sie hatte bloß bis zum achten Lebensjahr keine Erinnerung daran, die aber durch einen Schock in Form eines Flashbacks zurückgeholt wurde. So wurden ihr plötzlich all diese merkwürdigen Ereignisse, die sie über die Jahre hinweg erlebt hatte, bewusst. Bis heute erlebt sie immer wieder Begegnungen mit Seelen Verstorbener und erzählt in diesem Buch auf eine mitfühlende, oft traurige, aber auch witzige Art über die Ereignisse ihrer Lebensstationen. Melanie, die bis kurz vor ihrem siebten Geburtstag in Wuppertal-Schwelm aufgewachsen ist, wurde 1966 in Wuppertal-Elberfeld als mittleres von zehn Kindern geboren.
Wie sagt man: »ICH BIN«? In dem Augenblick, in dem einem die eigene Existenz bewusst wird! So erinnere ich mich an einen Moment, als ich im Kinderwagen saß. Die Sonne schien warm und blinzelte mir in die Augen. Es war wohl so ein schöner Sommertag, an dem wahrscheinlich meine Mutter mit mir spazieren ging. Auch wenn es unglaublich erscheint, erinnere ich mich noch ganz genau an diesen Moment. Das Verdeck des Kinderwagens war zum Fußende geklappt und die Sonne schien mir über den Rand hinweg in die Augen. Da dieser sehr hoch war, konnte ich nicht erkennen, wer denn nun den Wagen schob. Ich wusste aber, dass dieses sanfte Schaukeln und Wiegen sehr angenehm war. Eine cremeweiße Strickdecke lag willkürlich über meine kleinen nackten Beinchen drapiert, und so sah ich, als ich den Fuß hob, dass ich winzige Stoffschühchen trug.
Die Sonne wanderte vom Gesicht über meinen Brustkorb und berührte mich wie ein zartes, liebevolles Streicheln. Die Sonnenstrahlen blitzten immer wieder durch die Bäume und ich roch den süßen Duft der Blätter. Das Summen der umherfliegenden Insekten machte einen zuckersüßen Moment daraus. Natürlich war ich mir damals nicht aller Dinge bewusst, ließ diese kleinen Momente aber trotzdem meine Sinne überfluten und genoss es in vollen Zügen!
Es ist wirklich merkwürdig, wie man Zeit wahrnimmt, da sich dies alles innerhalb von höchstens zwei Minuten abspielte. Es war einfach überwältigend! Dann bricht die Erinnerung ab.
Meine frühe Kindheit habe ich auf einem Bauernhof in Wuppertal- Schwelm verbracht. Das Haus, in dem wir wohnten, war ursprünglich das Knecht-Haus gewesen, wie man es damals nannte. Knechte und Mägde waren ursprünglich die Arbeiter, welche auf den Höfen ihrem Dienst nachgingen, Aufgaben wie Küche, Stall und Feldarbeit verrichteten und mit auf dem Hof wohnten.
Ich erinnere mich daran, dass der Bauer schon in meiner Kindheit den Hof fast allein bewirtschaftet hat. In den 70er-Jahren war es oftmals auch üblich, dass die Kühe und andere Viecher, wie man sie so nannte, keinen offenen Stall hatten. Es standen zwanzig Kühe im Stall, und so war es nicht verwunderlich, dass der Bauer sie alle mit Namen ansprach. Jedes Tier hatte einen besonderen Charakter. Man sollte meinen, dass es nur Nutzvieh war, aber auch Kühe haben Freunde und besondere Verbindungen.
Ich mochte Ella so gern! Ihre eine Gesichtshälfte war schwarz, die andere weiß. Ihr Schwanz sah immer etwas angefressen aus, aber sie hatte eine wirklich sanfte und gute Seele! Wir Kinder durften eigentlich nicht in den Kuhstall, aber in unbeobachteten Momenten schlichen wir uns hinein. Dieser warmfeuchte Geruch von Silage, der eine süße Note in der Luft verbreitete, wärmte mir das Herz. Ich liebte einfach diesen Geruch. Sofort lief ich zu Ella, um sie hinterm Ohr zu kraulen. Sie muhte und schaute mich mit ihren lieben, großen Augen so intensiv an, als würde sie mir bis auf den Grund der Seele blicken.
Der Tag, als sie zum Schlachten abgeholt wurde, hat mir fast das Herz gebrochen. Ich stand etwas abseits und sah, wie sie auf den Viehwagen verladen wurde. Tiere empfinden mehr, als wir denken, denn sie spürte, dass etwas Schlimmes passierte, sodass ihre Augen weit aufgerissen und voller Angst waren! Ihre großen Augen schienen mit Tränen gefüllt zu sein, und es machte den Anschein, als würde sie weinen. Ich lief zu ihr, nahm ihren mächtigen Kopf zwischen meine Hände, flüsterte ihr ins Ohr: »Wir sehen uns wieder, meine liebe Ella!« und heulte wie verrückt.
So ging die erste Seele, welche ich liebte, aus meinem Leben. Meiner Meinung nach ist die Seele eines Tieres bestimmt nicht kleiner oder unbedeutender als die eines Menschen! Nur wir Menschen erlauben es uns, den Wert eines Lebewesens zu bestimmen.
Über dem Stall war der Heuschober, wo wir so gern gespielt haben und der von innen bombastische Ausmaße hatte. Als Kind hatte ich das Gefühl, als wären es dreißig Meter hohe Decken. Es waren vier bis fünf Etagen, wo das Heu bis zur Oberkante der jeweiligen Decke gestapelt war. Der Duft war einfach himmlisch. Wir kletterten alle nach oben und sprangen von Etage zu Etage nach unten. Was für ein Spaß! Der Schober hatte Belüftungsschlitze, wo die Sonne hindurchschien und mit langen Strahlen über die Strohballen leuchtete. Wenn man die Augen ein wenig zukniff, konnte man fast meinen, dass alles aus Gold wäre.
Für uns Kinder war es immer ein schöner Rückzugsort. Wir lagen stundenlang im Heu und erzählten uns Geschichten. So erinnere ich mich, dass wir an einem Tag vom beruhigenden Duft des Heus eingeschlafen sind und erst wach wurden, als der Bauer gegen Abend mit den großen glänzenden Milchkannen am Klappern war, da er gerade die Kühe melkte. Vor lauter Schreck hüpften wir die Etagen herunter bis kurz vor dem Kuhstall. Der Bauer warf immer das Stroh in den Stall hinunter, direkt auf den Betonboden, wo sich meistens ein großer Haufen bildete. Es war immer prickelnd, dort hinunterzuspringen! Dieses Mal war ich als Erste an der Reihe. Gesagt, getan! Ich sprang und landete direkt auf dem blanken Betonboden. So muss es sich wohl anfühlen, wenn man aus fünfzehn Metern Höhe aufs Wasser springt, als wenn einem die Knochen zerbersten. Der Schmerz breitet sich schlagartig und mit einem Brennen aus, als wenn man im Feuer stünde. Nur wer so etwas erlebt hat, kann dies nachvollziehen. Wir sollten der täglichen Routine also nicht immer vertrauen. Aber wie bei Kindern allgemein üblich, ist nicht wirklich viel passiert, außer natürlich, dass ich eine Woche lang Schmerzen hatte.
Wie jedes Jahr blühte der Garten, die Früchte der Bäume wurden reif und entlang der Hecken reihten sich die Sträucher mit Stachelbeeren und Johannisbeeren auf. Oft lagen wir stundenlang unter den Büschen und stopften uns mit Früchten voll, bis uns der Bauch wehtat. Am allerliebsten waren uns aber die Himbeeren. Viele Jahre später erzählte mir meine Schwester, dass in fast jeder Himbeere ein Wurm drin sei. Wie gut, dass ich das nicht wusste! Ist doch echt ein bisschen eklig, stimmt aber wirklich!
Der Hof lag etwas abseits. So führte ein Feldweg von der Hauptstraße zum Haupthaus, der für uns Kinder mit unzähligen Kirschbäumen geziert war. Die Bäume waren schon sehr alt und erinnerten an verkrumpelte Olivenbäume, die etwas schief und verknöchert waren, sich aber tadellos und ehrfürchtig in die hügelige Landschaft einfügten. Einige der Bäume hatten Löcher wie kleine Vogelhöhlen. Der erste Baum unten an der Straße wurde von den älteren Jugendlichen als Briefkasten beziehungsweise Wunschbaum genutzt. Meine ältere Schwester meinte zu mir, wenn man einen Wunsch hätte, ihn auf einen Zettel schriebe und diesen einwerfe, würde er in Erfüllung gehen! Ich wünschte mir einen eigenen Hund und habe diese Bitte von meiner Schwester niederschreiben lassen, sodass ich einige Tage später einen süßen kleinen Wackelhund bekam, der mit einer Fernsteuerung betrieben wurde. Trotz allem war ich glücklich darüber.
Die Kirschbäume brachten also Glück. An einem wunderschönen Sommertag kletterten wir mal wieder in die Obstbäume, aber diesmal nur, um uns den Bauch vollzuschlagen. Die Früchte waren zuckersüß und knackig. So kletterten wir hoch hinauf, um die, wie wir dachten, besten Früchte zu erhaschen, doch von oben sah alles plötzlich viel höher aus. Ungefähr so, als wenn man auf dem Drei-Meter-Brett steht, aber gefühlte sieben Meter unter einem liegen.
Mein Bruder Christian meinte: »Komm endlich da runter«, aber vor lauter Höhenangst konnte ich mich nicht rühren.
Es war später Nachmittag, als wir auf den Baum geklettert waren, sodass es nach einigen Stunden, die ich dort ausharrte, dunkel wurde. Unsere Eltern riefen uns schon, ins Haus zu kommen, also blieb meinen Brüdern nichts anderes übrig, als unserem Vater zu sagen, dass ich auf dem Baum festsaß. Er rannte zum Hof, um eine Leiter zu holen, und brachte den Bauern mit, der strategische Anweisungen gab, wie ich nun an die Leiter herankommen sollte.
Unten angekommen, war ich natürlich erleichtert – trotz der Rüge meines Vaters, der mich am Ohr packte und daran zerrte, als wenn er ein Tischtuch daraus machen wollte. Er brüllte und wedelte mit den Händen, wobei sein Gesicht rot wie ein Hummer wurde.
Aber am nächsten Morgen war der Ärger längst vergessen und verflogen! Noch am selben Tag klopfte es an der Haustür. Es war der Bauer, einen Eimer voll Kirschen in der Hand. »Auf dem ganzen Hof sind alle möglichen Obstbäume. Ihr dürft wirklich überall dran und so viel essen, wie ihr möchtet, nur bitte lasst meinen Mirabellenbaum in Ruhe«, meinte er.
Oh, oh, das hätte er besser nicht sagen sollen! Für Kinder sind natürlich die verbotenen Früchte am süßesten, einfach weil sie verboten sind! Der Garten des Hofes war für Kinder ein wahres Paradies. Zwischen Gemüsebeeten und Obstbäumen gab es ganze Bereiche mit Blumen in den verschiedensten Farben – von Freesien und Hyazinthen über Staudengewächse wie das Tränende Herz bis hin zu Lavendelbüschen und Fliedersträuchern. Die Mischung vom Obstaroma der Bäume, Brombeeren, Himbeeren und Stachelbeeren und dem Duft der Blumen betäubte fast unsere Sinne.
Und – natürlich – im Mittelpunkt des Gartens stand der Mirabellenbaum in gelbgoldener Pracht, eingezäunt mit Maschendraht! Schon fast ein Hohn für uns Kinder, da wir mit nur einem kleinen Hops darübersprangen. Voller Ehrfurcht standen wir vor dem Baum, der im Glanz der Sonne fast so aussah, als wenn er mit Weihnachtskugeln behängt wäre. Einige Momente verharrten wir mit verklärtem Blick voller Respekt vor der verbotenen Frucht, bestaunten die Pracht mit breitem Grinsen und stürzten uns dann wie die Wilden auf den Baum. Dieser war zwar nicht so groß, aber voll mit Früchten.
Am Ende sah er allerdings erbärmlich aus. Ich weiß auch nicht, was wir uns dabei dachten, nur eine einzige einsame Mirabelle dranzulassen. Vielleicht bildeten wir uns ein, der Bauer würde vielleicht nichts merken, aber das war wohl eine Fehleinschätzung. Am nächsten Tag zog der Herr des Hofes einen ein Meter achtzig hohen Zaun um den Garten und setzte diesen unter Strom. Das war es dann mit dem Garten Eden gewesen!
Über die Jahre hinweg denkt man oft daran zurück und überlegt, warum Kinder immer so einen Blödsinn machen! Es ist nicht immer Bosheit, nein, ich würde sagen, es ist das Ausreizen der Grenzen, der Wunsch nach Widerstand, natürlich Protest und das Gefühl der Selbstbestimmung. Einfach gesagt: weil sie es können!