Loving Silver - M.S. Kelts - E-Book

Loving Silver E-Book

M.S. Kelts

5,0

Beschreibung

Michael lebt in einem kleinen Dorf in Baden-Württemberg. Sein Leben verläuft in geregelten Bahnen, ebenso wie sein Job als Architekt. Doch seine heimliche Obsession ist der junge amerikanische Gay-Pornodarsteller Silver.Und so heftet sich Michael unter dem Pseudonym Northman per Facebook und Twitter an seine Fersen und schreibt ihm nach langem Zögern. Silver antwortet überraschenderweise und in Michael entsteht der Wunsch, seinen Schwarm einmal in echt zu sehen. Eine Preisverleihung bietet die Chance. Doch Michael hat seine Rechnung ohne Silver gemacht. Statt eines Autogramms bekommt er eine Telefonnummer und einen Namen: Jamie. Die Reise beginnt …

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M.S. Kelts

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2014

http://www.deadsoft.e

© the author

Cover: Irene Repp

http://daylinart.webnode.com/

Bildrechte:

© vishstudio – shutterstock.com

Abdruck des Liedtextes „Rot markiert“

mit freundlicher Genehmigung von Hagen Stoll

1. Auflage

ISBN 978-3-944737-60-7 (print)

ROT MARKIERT

Das mit uns beiden ist ein schwieriger Fall

Und mit der Zeit wird’s immer schlimmer

Von Mal zu Mal

Du hast mich gefragt, wo das hinführen soll

Ich hab einen Weg aus dem Versteck

Und wir wachen auf, können fliegen

Komm, wir machen uns aus dem Staub

Ich hab den Fluchtplan in meinem Herzen skizziert

Und wir wachen auf, können uns lieben

Ich hab ein gutes Gefühl im Bauch

Denn du hast den Weg zu mir rot markiert

Ich wusste nicht weiter, hab so viel probiert

Ich hatte so viele Träume, doch nichts davon ist passiert

Du kannst ein Gefühl nicht verheimlichen

Schon gar nicht vor dir selbst

Ich finde eine Lösung, wär so gern dein Held

Ich hab einen Weg, aus dem Versteck

Schön dass du da bist, komm nimm meine Hand

Für

1.

Scheiße … ich kann mich kaum von seinem Bild losreißen. Auf meinem Schreibtisch liegt jede Menge Arbeit, ich schaffe sie wieder nicht, weil ich mich nicht darauf konzentrieren kann.

Mein Herz klopft unangenehm, ich zerbeiße meine Lippen, während sein hübsches Gesicht meinen Computerbildschirm ausfüllt. Gott, mich zerreißt es beinahe vor Sehnsucht, sinnloser, blödsinniger Sehnsucht!

Silver! Wunderschön, sinnlich, Verführung pur!

Seit etlichen Monaten meine Heimsuchung, mein … Traum! Hat sich ungeniert von einem beliebigen Pornodarsteller zu meinem persönlichen Favoriten gemausert. Wenn das so einfach wäre … längst ist er eine fixe Idee, nimmt in meinem Hirn mehr Raum ein, als mir gut tut. Verrückt, wie er mich beschäftigt, auf was für Gedanken ich bei seinem Anblick komme: Wie es sich anfühlt, wenn er in meinen Armen läge? Sein Körper unter meinen Fingern, die Muskeln, kräftig und doch weich. Wie er riecht, schmeckt? Wie bewegt er sich, wenn man ihn streichelt? Seufzt er ebenso laut wie im Film? Klingt seine Stimme anders, wenn er nicht spielt, sondern real agiert? Ich krieche fast in den Lautsprecher und lausche seinem offensiven Stöhnen und eigentlich nur ein paar Worten: „Fuck me“, „shit“ und „harder“. Inzwischen kenne ich seine Stimme schon unter allen heraus, echt krank. Sie klingt – männlich, aber doch jungenhaft und verflucht, das weiche Timbre jagt jedes Mal eine Gänsehaut über meinen Leib!

Wo sind nur meine Gedanken? Da draußen gibt es doch so viele Kerle, warum er?

Sinnlos, ich bin wieder mal in der Dauerschleife namens Silver! Was gäbe ich drum, wenn mich diese riesigen, dunkelbraunen Augen mit den unverschämt dichten, langen Wimpern tatsächlich ansehen würden. Und diese Lippen, perfekt, gleichmäßig weich, mit sanftem Schwung … wie er wohl küsst? Gut, ich hab’s schon oft gesehen, aber wie tut er es in der Realität? Bewegt er sich da auch so aufreizend, gleichzeitig fordernd und doch hingebungsvoll? Und seine Zunge? Großer Gott, allein der Gedanke, ihn auf so intime Weise zu berühren, grenzt an Selbstmord auf Raten. Ist er eher zärtlich oder dominant? Er macht keinen devoten Eindruck, obwohl er ein Bottom ist. Und was für einer! Immer voll dabei und irgendwie … keine Ahnung … aktiv, drängend und niemals passiv. Das gefällt mir so an ihm, er gibt sich hin, lässt sich nehmen, aber dennoch ist er völlig maskulin.

Verdammt, wie sich wohl seine Hände anfühlen? Wie er jemanden anfasst, der ihm etwas bedeutet? Eher zart und sanft oder zupackend und so herrlich männlich, wie ich es mag? Oh Mann, ich zieh mir seine Bewegungen rein wie Koks, wenn ich einen Film ansehe.

Soll ich einen dieser Clips ansehen? Nein, heute nicht, wird Zeit, dass ich runterkomme und was tue.

So geht das nicht weiter! Wie kann ein erwachsener, vernünftiger Mann, wie ich es bin, dermaßen auf diesen Kerl abfahren? Aber genau das passiert mir gerade hier und jetzt! Er sieht aber auch so verdammt sexy aus, diese dunkelbraunen großen Augen, das männliche Gesicht, mit dem dunklen Dreitagebart. Er ist jung, vielleicht Mitte zwanzig, seine Haut, mein Gott, seine Haut ist auf den Bildern so glatt wie Samt und herrlich gebräunt. Er geht wohl regelmäßig ins Sonnenstudio, oder na ja, in Hollywood ist es ja bekanntlich sonniger, als hier im kalten Baden-Württemberg.

Ich verkleinere das Bild wieder und betrachte den Rest von ihm. Er ist schön, männlich muskulös, aber nicht übertrieben. Trainierter Body, schlanke Taille, kräftige Beine und ein runder fester Hintern. Ein großes Tribaltattoo verziert seinen linken Arm von der Schulter bis zum Handgelenk, und seine rechte Taille ziert ein graziler Schriftzug.   

Mein Finger wippt über der Tastatur, schließlich kann ich doch nicht widerstehen und klicke ein anderes Bild an. Provokante Pose. Er liegt auf einer schwarzen Ledercouch, die Beine weit geöffnet, die Augen lasziv geschlossen und ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Gott … wie begehrenswert, wie geil! Sein Penis ist voll erigiert, steht stramm von seinem Unterleib ab. Er ist beschnitten und verdammt groß! Ich mag, dass er rasiert ist, nichts verhindert den Blick auf seinen Intimbereich.

Das muss aufhören! Zögernd schließe ich die Tabs und klappe mein Laptop zu.

2.

Jetzt wird’s witzig. Ich hab mich bei Facebook und Twitter angemeldet. Er ist auch dort. Jede Menge Friends und Followers. Jetzt bin ich dankbar für meine guten Englischkenntnisse. Was habe ich die Büffelei früher gehasst, aber nach ein paar Urlauben in der Karibik habe ich Lust daran gefunden, die Sprache weiterhin zu sprechen.

Seit drei Tagen folge ich ihm, nehm langsam die Gewohnheiten eines Stalkers an. Blödsinn, oder? Irgendwie fühle ich mich ihm so näher. Natürlich ist das Quatsch, sein Name ist nicht echt, es stehen keinerlei persönliche Daten von ihm dort drin, außer, dass er Waage ist. Dennoch … das ist anders als in seinen Filmen, es zeigt ihn nicht nur in Aktion, sondern auch privat. Er hat Bilder von sich gepostet, wie er trainiert, ahh … schön, seine definierten Muskeln zu sehen. Herrlich, sein zerknautschter Blick kurz nach dem Aufstehen, den mal live erleben. Er hat keine Probleme, sich nackt zu zeigen, viele Bilder vor dem Spiegel, mit Handtuch, nur im Slip – süßer Kerl.

Soll ich ihm schreiben? Nein. Wenn ich lese, was ihm die anderen sogenannten Fans schreiben, kann ich nur den Kopf schütteln. Oberflächlich, nichtssagend … sehen sie denn nicht, dass er nicht nur der Kerl in diesen Filmen ist, sondern ein normaler Mann? Oder seh ich das falsch?

Ich war drei Tage auf einer Tagung in München. Wohlweislich hab ich meinen Laptop zuhause gelassen, um mich mal auf meine Arbeit zu konzentrieren. Ich bin freischaffender Architekt, nichts Großartiges, aber ich kann gut davon leben. Zu meinem Glück scheint mein Faible für Silver noch keine zwanghaften Züge angenommen zu haben, ich konnte tatsächlich ein wenig abschalten und an mich denken. Hat gut getan. Ich war ausgiebig laufen, um die langen Stunden Stillsitzen in der Tagung zu kompensieren. Und ich hatte Sex! Purer Glücksfall, dass ich den Mann kennengelernt habe und der ebenso schwul war wie ich. Na ja … lag auch an der Wahl der Bar. Eigentlich bin ich kein Typ für One-Night-Stands, zu oberflächlich, zu wenig Genuss. Aber es ist nicht leicht, wenn man auf dem Land lebt. Da muss man eben mitnehmen, was kommt, und manchmal, wie auf der Tagung, ist mir das Glück hold. War durchaus angenehm, keine Verpflichtung, aber viel Befriedigung. Der Mann war gut in Übung und hat mein nicht zu verachtendes Kaliber genossen. Ich bin ein typischer Top und habe es eigentlich leicht, jemanden zu finden, da ich auf keinen bestimmten Typen festgelegt bin und dank meines Aussehens nicht übersehen werde. Obwohl, meine Gespielen sollten schon kleiner, zierlicher sein als ich, aber das ist nicht wirklich schwierig mit meinen stattlichen 1,90 cm. Und keine Twinks, darauf steh ich überhaupt nicht. Ich hab’s nicht so mit unerfahrenen Jungs, es sollten schon richtige Kerle sein, die wissen, worum es bei schwulem Sex geht.

Zuhause rückt mir dieser Kerl automatisch wieder auf die Pelle. Heute früh war ich im Studio und hab Gewichte gestemmt. Prüfend beobachte ich im Spiegel meine Bewegungen, das Training zahlt sich aus. Ich muss mich nicht verstecken, im Gegenteil. Ginge wohl perfekt als Wikinger durch: groß, muskulös, blond und blauäugig. Frauenschwarm … Ja, ich kann nicht klagen.

Hin und wieder gehe ich sogar mit einer Dame aus, um meiner Umwelt das erwünschte Bild zu präsentieren. Die Illusion eines wählerischen Heteros, der zwar Abenteuer sucht, aber keine feste Beziehung. So lebt es sich leichter. Na ja und Sex? Hol ich mir in der Anonymität der Großstadt, auf Tagungen oder in einschlägigen Clubs in München, meiner alten Heimat.

Als ich mich im Studiospiegel betrachte, kehrt Silver in meine Gedanken zurück. Worauf er wohl steht? Eher auf sportliche Typen oder Muskelmänner? Blond oder Dunkel? Würde er mich bemerken? Müßig, diese Fragen, ich weiß, aber ich kann einfach nicht anders. So abgefahren meine Gefühle für einen völlig Fremden auch sind, irgendwie trösten sie mich. Meine Schwärmerei gehört mir ganz allein, in meiner Fantasie kann ich meine wahre Begierde ausleben. Davon träumen, wie es wäre, ihn zu nehmen, zu verführen und diese irrwitzigen Reaktionen aus Silver hervor zu locken. Hilft ungemein, wenn man Druck hat und nur die Hand, um ihn zu lindern.

In der Realität jedoch … was soll’s. Schon die Tatsache das ich, Michael Dohlinger, Architekt, 32, Single, schwul bin, ist hier ein No-Go, und dass ich für einen amerikanischen Pornostar schwärme – ohne Worte.

Ahh … er hat neue Bilder gepostet, war irgendwo im Urlaub. Palmen rund um den Pool, er auf einer Liege, nackt natürlich. Sein Blick – wirkt er traurig? Einsam? Interpretier ich jetzt meine Wünsche in seine Augen?

Hmmm, einen Tag später scheint es ihm besser zu gehen. Was für ein Prachtkerl! Er liegt am Strand, Wasser perlt über seinen Luxuskörper. Er ist knackig braun, hinreißend, keine Spuren von einer Badehose. Wer ihn wohl fotografiert hat? Hat er … mir wird flau im Magen, hat er vielleicht einen Lover? Scheiße, wie übel sich das anfühlt, als presse jemand mein Herz zu einer kleinen, harten Kugel zusammen. Was soll das? Er ist doch nur ein Synonym für meine Gier. Ein junger Mann, der Pornos dreht, um Typen wir mir einen Kick zu geben und die Handarbeit zu erleichtern.

Aber das seh ich nicht in ihm, so sehr ich es auch versuche. Für mich sticht er aus der Masse heraus, er ist irgendwie lebendiger, intensiver. Ich finde, er zeigt viel zu viel Gefühl, lässt sich gehen und lebt seine Lust schamlos aus, während er sich von den anderen ficken lässt.

Gut jetzt! Ich muss in ihm das sehen, was er ist: eine Wichsvorlage, mehr nicht. Ein nicht zu greifender, oberflächlicher Pornostar mit Tausenden von Fans.

3.

Was die Leute für einen Schwachsinn schreiben! Gott, ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Sie lassen sich seit zwei Tagen darüber aus, dass seine Haare an den Schläfen rasiert sind, diskutieren den tieferen Sinn und wer ihn wohl dazu gebracht hat.

Gut, ich mag es auch nicht so sehr, es lässt ihn hart wirken. Mir gefällt er jungenhafter besser, aber vielleicht will er auch genau den Effekt? Wer weiß das schon. Ich muss lachen, er hat ein altes Bild gepostet, ohne Bart, und darauf sieht er wie ein Fünfzehnjähriger aus. Ich denke, er will tatsächlich erwachsener, männlicher rüberkommen.

Aber die Kommentare! Machen die sich denn keine Gedanken, dass er das mitbekommt? Wie können seine sogenannten Fans nur so oberflächlich sein? Schert es die gar nicht, ihn wie ein Stück Fleisch zu beurteilen? Es ist … ich weiß nicht, es reduziert ihn auf den bloßen Pornohengst und blendet den Menschen vollkommen aus.

Saudoof – als ob das nicht sein Plan wäre!

Ich hab sein Bild wieder auf dem Schirm. Großformat! Schirmfüllend. Mein Herz brennt, scheiße, ich hab mich verknallt! Alle Zeichen deuten darauf hin: Herzrasen bei seinem bloßen Anblick, trockener Mund, schlaflose Nächte, heiße Träume, Mann, bin ich krank!

Das geht doch gar nicht! Wie kann ich mich in eine bloße Illusion verlieben? In Bilder und Sexszenen. Oberflächlicher geht’s gar nicht! Eigentlich bin ich nicht so, ich mag tiefsinnige Gespräche, Intelligenz, echten zwischenmenschlichen Austausch und dann verguck ich mich in einen jungen, geilen Erotikakteur? Das verstehe, wer will, ich nicht. Was für eine Seite spricht dieser Silver in mir an? Klar ist er ausgesprochen hübsch, bewegt sich klasse, und so einen mal im Bett zu haben muss der Hammer sein, dennoch: Er trifft mich ganz tief, an einem Ort, den bis dato noch kein Mann auch nur aus der Ferne erspäht hat.

Tatsache ist: Er hat sich in meinem Hirn eingenistet wie ein Parasit. Irgendwas muss passieren. Ich muss ihm schreiben, aber was?

Ihn einfach fragen, wie es ihm geht? Ist das nicht zu trivial? Trotzdem … vielleicht mal was Neues. Keine billige Anmache, kein gepostetes Bild von einem Ständer, keine Offerte.

Nein … Nein, nein, nein … Finger weg.

Ich bin ein Feigling! Hab meinen Account gelöscht und mich neu angemeldet. Keine persönlichen Daten, kein Land, eine fiktive Mailadresse und ein erfundener Name. Northman schimpfe ich mich jetzt, passt zu mir. Ha, ha …

Uhh, warum zittern meine Finger beim bloßen Gedanken, ihm zu schreiben? Es holt ihn näher, reißt ihn aus der Anonymität. Blöd, oder? Er wird’s doch eh nicht lesen, geschweige denn antworten, also? Ran an die Tasten! Witzig, geht gar nicht. Ich schaff es nicht. Schon die Gedanken, die Mail oder was auch immer abzuschicken, sie in meiner Fantasie auf seinem Handy erscheinen zu lassen, ihn den Text lesen zu lassen, lassen meine Haare ergrauen.

Tage später, um Jahre gealtert.

Okay. Ich hab’s getan! Mann, ich bin Anfang dreißig und benehme mich wie ein pubertierender Teenie. Dabei ist der Kerl auch noch jünger als ich! Als ob das was ausmacht, aber gut … Er ist auf die zahlreichen guten Ratschläge eingegangen und hat gefragt, wie denn seine Fans seine Haare wollen! Hätte ich nicht gedacht, aber gut, das ist so nichtssagend, dass ich darauf antworten kann. Oberflächlich und wert, übersehen zu werden. Bin auch nicht besser wie alle anderen. Dennoch hab ich mir tagelang überlegt, was ich schreiben soll. Letztendlich wurde es dann dieser Satz: „Warum lässt du es nicht so, wie es dir gefällt?“ Blöd, oder? Macht nichts, hat mich genug Schweiß gekostet.

Jetzt trau ich mich nicht mehr, mein Handy anzuschalten, vor lauter Schiss, dass er darauf antwortet. Wie krank bin ich eigentlich?

Scheiße, Mann – mich hat’s heute fast zerrissen. Ich war bei meinem Vereinskumpel Peter beim Fußballschauen, als mein Handy klingelte. Ahnungslos hab ich es aus der Tasche gezogen, den Sperrbildschirm gelöst und es dann fast fallen gelassen. Äh, nein weggeworfen trifft es wohl besser! Das gibt’s doch gar nicht! Das kann nicht sein, aber da steht tatsächlich sein Name! Meine Finger zittern und mein blöder Blick bringt mir von Hans einen Rippenknuff ein. Wir sind zu fünft, alles Mitglieder unseres Schottenvereins, ganze Kerle, stockhetero! Und ich sitz mittendrin und starr auf mein Handy, das Silvers knackigen Allerwertesten zeigt und eine Nachricht von ihm! Dümmlich grinsend drücke ich ihn weg und stelle mich den Fragen. Hans, ein Kleiderschrank von Mann, kahl rasiert und nicht mehr ganz nüchtern, zieht mich auf. Fast alle sind verheiratet oder haben zumindest eine Freundin. Da bin ich die große Ausnahme, aber mein fassungsloser Blick gerade eben macht ihnen Hoffnung. Mann, wenn die wüssten!

Aber ganz ehrlich: Heteromänner sind so leicht zu manipulieren! Die kämen gar nicht drauf, dass ich schwul bin, und jetzt ein paar geschickte Lügen und mein selbstgezimmertes Weltbild gewinnt an Stabilität.

Die Mail, Silver … das ist allein meine Realität. Ich nehm sie nachher mit nach Hause und dann sehen wir weiter.

Okay, bin daheim. Ich wohne etwas außerhalb auf einem Hof. Dank ein paar guter Aufträge konnte ich das alte Schmuckstück kaufen und renoviere es seit zwei Jahren. Er liegt oberhalb des Dorfes am Waldrand, umgeben von Wiesen und mit lediglich einer Zufahrtsstraße. Manch einem ist es hier zu einsam, aber ich liebe die Ruhe um mich herum.

Noch im Auto rufe ich die Seite auf und klicke die Antwort an. Mist, meine Hände zittern schon wieder und mein Herz gleicht gerade einem durchgehenden Mustang. Oh, reg dich ab, nur eine höfliche Antwort, nichts Bedeutendes, ahhh.

Oh, die Seite geht auf … Da … mein Satz … hier seine Nachricht: „Danke Northman, dass du mir einen eigenen Willen zugestehst ;-)). Verrätst du mir trotzdem, was dir gefällt?“

Ähh … okay … er fragt mich was? Mir wird warm und dieses breite Grinsen schmerzt langsam. Ich führe mich auf wie ein Junkie auf Droge. Verflucht! Das ist doch nichts weiter als schnell dahin geschriebene Höflichkeit. Aber es ist von IHM!

Soll ich antworten? Ich überlege, während ich nach drinnen gehe, mich gemütlich auf das Sofa lümmle und mein frisch geöffnetes Bier genieße. Warum nicht? Er ist weit weg, unerreichbar, eine nicht zu greifende Traumgestalt. Was schadet Ehrlichkeit schon? Nichts.

Zögernd greife ich mein Handy und tippe: „Hallo? Natürlich ist es deine alleinige Entscheidung. Ich mag dein Haar gern länger, du wirkst dann weicher. Es schmeichelt deinem hübschen Gesicht!“ Okay, nach gefühlten zwei Stunden Starren schicke ich es ab. Wie spät ist es in den Staaten? Hier ist es halb eins nachts, dann ist dort später Abend. Scheiße, mir bricht der Schweiß aus. Oh, oh, wenn ich Pech habe, ist er noch wach! Mein Gott, allein der Gedanke, dass er live, jetzt, in dieser Sekunde sein Handy in der Hand hält und meine, MEINE Nachricht empfängt, jagt mir Hitzeschauer über den Leib. Ich spinn doch wohl!

Vielleicht sollte ich es ausmachen? Blödsinn! Das schaff ich dann doch nicht. Ins Bett gehen? Hmmm … wie soll ich jetzt bloß schlafen? Mann, wir haben morgen mit der örtlichen Blaskapelle einen Auftritt, ich sollte fit sein. Andererseits, das wird die Gerüchte über eine etwaige Freundin verstärken, wenn ich mit fetten Augenringen auf dem Festgelände des Nachbardorfes ankomme. Aber zumindest könnte ich ja mal nach oben gehen.

Gesagt getan. Das Handy landet in meinem Bett. Ich selbst husche ins Bad und zieh mich aus. Das Grinsen klebt wie festgewachsen in meinem Gesicht. Die Strecke ins Schlafzimmer schaff ich in Rekordzeit, als das Telefon piept. Ist das zu fassen? Ich dreh durch, er antwortet tatsächlich nochmal.

„Du findest mich hübsch? Danke! :-)“

Meine Finger fliegen über die Tasten, scheiß auf Schlaf, wird ohnehin überbewertet. „Mehr als hübsch, aber das hörst du ja dauernd.“

Uahh … es klingelt wieder! Seit wann mach ich so komische Geräusche?

„Na ja, hübsch nicht wirklich, eher geil, sexy, hot …“

„Passt ja auch alles! ;-)“

„Lol … dann stehst du auf mich?“

Mir wird heiß, ob ich auf ihn stehe? Mann, was glaubt der den?

„Ja, so wie alle deine Tausende Follower!“

Eine längere Pause, ein Knoten bildet sich in meinem Magen. Der hört doch jetzt nicht auf, oder? Es klingelt! Stoßartig entlasse ich den Atem aus meinen Lungen. Mir fällt fast das Gerät aus den schweißnassen Fingern.

„Hmmm … Northman … du bist noch nicht lange bei mir, oder?“

Noch nicht lange? Nein, etwa ein Jahr, nicht, dass es zählt. Großer Gott, wenn du wüsstest. „Doch, aber nur als passiver Zuschauer.“

„Siehst du gern zu? Mir, meine ich. ;-).“

Und ob, Silver, und ob. „Ja!“, mehr fällt mir dazu einfach nicht ein. Mist, ich bin grad dabei, das Gespräch abzuwürgen. Oh, klingelt schon wieder!

„Geht dir einer ab, wenn du mich in Aktion erlebst?“

Okaaayyy … nimmt kein Blatt vor den Mund, gut so. Aber ich will ehrlich bleiben, wahrscheinlich denkt er, dass ich schleime, aber egal. „Darf ich ehrlich sein?“

Er scheint zu überlegen, ist ihm das zu anstrengend? Nein, die Antwort kommt! „Bitte.“

„Ich mag, wie du dich bewegst, wie du küsst, deine Hände, deine Augen … sorry, sagt wahrscheinlich auch jeder, ist aber so!“

„Okay, magst du es auch, wenn ich gefickt werde?“

„Keine Ahnung, bin ja nicht dabei! ;-)“

„Ha, ha, ha … würdest du mich gern ficken?“

Würde ich das? Diese Sahneschnitte? Allein der Gedanke lässt mich hart werden. Sicher, aber … ein großes Aber: Ich will ihn spüren, streicheln, küssen, riechen, lecken. Mann, ich kann dem Kerl ja kaum schreiben, dass ich in ihn verknallt bin, oder? Andererseits … „Nachdem ich dich ausgiebig verwöhnt hätte, sicher …“

„Hmmm … oder liegst du gern unten?“

„Höchstens wenn du mich reitest, ich bin ein Top!“ Ups, hab ich das wirklich geschrieben und auch abgeschickt?

„Na, was für ein Glück für mich! Woher kommst du?“

Klingt nach Interesse. Mein Gott, was rede ich mir denn jetzt ein? So ein Quark, er hält nur einen Fan bei der sprichwörtlichen Stange. Dennoch – plötzlich schneidet mir die Entfernung ins Herz. „Jenseits des Atlantiks, Deutschland.“

„Oh, tatsächlich weit weg, schade … du, muss aufhören, hab einen Termin.“

So viel dann dazu, es tut weh, ich hab grad das Gefühl, jemand schneidet mir ein Stück aus dem Herzen.

„Na klar, war nett, von dir zu hören, ehrlich.“ Gott, wie blöd sich das anhört, wie ein verliebter Teenie.

„Northman? Bleib bei mir, ok?“

„Aber gern doch. ;-)“

„Bye, bis bald.“

Mir wird schlecht, ich fall hinterrücks aufs Bett und schließe dümmlich grinsend die Augen. Ich hab mit ihm gesprochen, na ja, fast zumindest. Wie geil ist das denn? Mann, oh, Mann … der Traum meiner feuchten Nächte, am anderen Ende der Strippe!

4.

Zwei Tage später ist die Haardebatte immer noch nicht zu Ende! Zu allem Überfluss hat sich Silver noch irgendwelche Muster rasieren lassen, was die Fangemeinde weiter anheizt. Ich schwanke zwischen Mitleid, Ärger und so was Deplatziertem wie Beschützerinstinkt. Ich find die neuen Aufnahmen schön, wohl semiprofessionell, wirken wie in einem schlecht ausgeleuchteten Studio. Ist zwar nur eine Frisur, aber sie reißt ihn noch weiter aus der Masse heraus. Okay, ich geb’s zu, für die anderen ist er wahrscheinlich nur eine oberflächliche Wichsvorlage, für mich wird er immer präsenter.

Da, ein neuer Tweed, fragt doch tatsächlich ein Nutzer, ob er ihn für eine Nummer noch weiter frisieren könnte! Ist langsam echt nicht mehr witzig, tiefer geht das Niveau gar nicht.

Ehe ich mich versehe, hacke ich auf mein Handy ein und schreib ihm. „Hey, vielleicht solltest du dir ein Toupet anfertigen lassen, dann kannst du es jedem recht machen.“

Eine Stunde später sitze ich in meinem Büro und meine Laune sinkt gerade auf Tiefgaragenniveau. Scheiße, warum antwortet der nicht? Oh, warum wohl … Tausende, denk dran, ermahne ich mich selbst. Hilft ungefähr so viel wie ein eiternder Zahn.

Zwei Stunden später, vor mir steht ein riesiger Zwiebelrostbraten und lacht mich an, ist meine Laune in eine schwerwiegende Depression umgeschlagen. Zur Hölle mit dem Kerl, mit dem Internet, meinem Schwanz und den ganzen verfluchten Hormonen. Warum kann ich nicht so sein wie Hans? Okay, nicht ganz so, ein wenig mehr IQ schadet wirklich nicht, aber heute beneide ich ihn um seinen einfach gestrickten Geist. Strahlend sitzt er mir gegenüber, der Zementstaub vom Bau klebt noch an seiner Stirn, und erzählt lachend einen Schwank von der Arbeit. Ich hacke auf das Fleisch ein, macht nichts, ist ja schon tot … Warum hab ich mich bloß bei den Netzwerken angemeldet? Warum habe ich es nicht dabei belassen, mir hin und wieder einen Porno mit Silver reinzuziehen und mir dabei einen runterzuholen? Aber nein, muss mich ja gleich in dieses Sternchen vergucken. Blöd. Saublöd!

Oh, hätte ich bloß nicht geschrieben, hätte er nur nicht geantwortet! Mann, ich bin ein Riesenarsch, ich hab’s nicht mal geschafft, die Konversation zu löschen. Fehlt noch, dass ich sie ausdrucke und neben sein Bild hänge! Ich bin so in Rage und mit meinem rabenschwarzen Selbstmitleid beschäftigt, ich bemerke erst, dass mich alle anstarren, als Hans’ Faust wuchtig das Geschirr auf dem Tisch zum Tanzen bringt.

Kevin, eines unserer jüngeren Vereinsmitglieder, grinst unverschämt zu mir rüber. Ich funkle ihn wütend an, reiße mich dann aber zusammen. Eigentlich ist er ein ganz Süßer. Nein, eigentlich passt er genau in mein Beuteschema, etwa einen Meter achtzig, schwarzes Haar, ebensolcher Bart und gut im Training. Aber, wie sollte es anders sein: Er steht nicht auf Männer!

„Was?“, frage ich in die Runde.

„Erde an Michael, kannst du mal dein Handy ausmachen?“, fragt er lachend. „Dir muss ja eine Riesenlaus über die Leber gelaufen sein!“

Handy? Mir fällt die Kinnlade runter. Ich taste nach meinem Sakko und finde es schließlich. Sperrbildschirm weg. Ja, ja, ja … er ist es! Kann mir mal jemand das Grinsen aus dem Gesicht schlagen? Wie peinlich ist das denn? Ich seh hoch und blicke tatsächlich in lauter amüsierte Mienen. Kevin lehnt sich zu Peter hinüber und flüstert so laut, dass es jeder hört: „Ich vermute mal, die Laus hat lange Beine, eine große Oberweite und sonst noch allerlei Vorzüge.“ Alle lachen, ich auch. Na ja, stimmt ja, zumindest die Vorzüge. Zweifellos ist er sehr gut gebaut, wenn auch ein Stockwerk tiefer.

Oh, es klingelt schon wieder … noch mal … was ist denn jetzt los? Ich lehn mich zurück und drücke die Twittertaste, keine Mails, alles Tweets von Silver. Kann mir gerade noch ein Stöhnen verkneifen, schrecklich, was für hirnrissige Reaktionen der Typ bei mir auslöst! Rasch, zu meinem Leidwesen, drücke ich sein entzückendes Profilbild weg und lese. Wow, vier Tweets. Mein Herz macht gleich schlapp.

„Hey Northman?“

„Hab beinah mein Handy in einem Longdrink versenkt, als ich die Idee mit dem Haarteil las. Haben uns köstlich amüsiert! :-)“

Wir? Scheiße! Ich knurre tatsächlich, ein Blick in die Runde, alle ringsherum stehen kurz vor einem Lachflash.

Weiter.

„Toupet ginge auch für Brust und Schwanz, haben wir überlegt. Vielleicht ne Marktlücke?“

„Hey … wie sieht’s bei dir mit Haaren aus?“

Bei mir? Der kleine Scheißkerl! Erst lässt er mich warten, dann verlangt er eine Antwort? Hitze strömt durch meine Adern, ich könnte aus der Haut fahren. Obwohl sich grad alle die Hälse verrenken, um auf das Display linsen zu können, bekommt er jetzt seine Antwort.

„Also, wenn du dir Haare auf die Brust oder deinen Schwanz klebst, rupf ich sie dir einzeln raus! Ich bin blond und zwar nur auf dem Kopf, mag’s gerne pur!“ Nicht nachdenken, weg damit.

Jau, er hat’s gekriegt.

„Na, das ist mal ein Angebot! – Blond ist gut. Kurz oder lang?“

Was ist der neugierig. Ich kann nicht leugnen, dass ich mich etwas geschmeichelt fühle, auch wenn die Strafe dafür wieder eine schlaflose Nacht sein wird.

„Kinnlang … Auf was für Typen stehst du?“ Bin mal gespannt, ob er das preisgibt.

Meine Kumpels sind vergessen, das Essen auch, schade drum. Moni, die Wirtin, wird es einpacken müssen, aber um nichts in der Welt werde ich das hier unterbrechen. Ehe es noch mal piept, steige ich über den feixenden Peter hinweg und haste nach draußen in den Biergarten.

Silver antwortet: „Groß, breite Schultern … aber am wichtigsten ist Ehrlichkeit, oder?“

Wow, jetzt bin ich platt. Lange starre ich die Nachricht einfach nur an. Was soll ich darauf bloß antworten? Irgendwie geht mir das unter die Haut, noch mehr als der Kerl sowieso schon. Mehrmals fange ich zu tippen an, lösche jedoch alles wieder. Übrig bleibt: „Stimmt … darüber geht nichts.“

Kann er so stehen lassen, mir selbst würde darauf keine Antwort einfallen. Selbst Schuld. Ich klappe das Display zu und stehe auf. Jetzt wäre eine Zigarette recht, wenn ich rauchen würde. Verflucht, wie gern würde ich ihm mal gegenüberstehen, mit ihm reden und dabei in seine Augen schauen. Auch wenn ich wahrscheinlich wie ein Schuljunge keinen Ton rausbringen würde. Der Kerl ist ein Stachel in meinem Herzen, warum kann ich nicht irgendeinen Typen von der Stange gern haben? Warum so jemand Unerreichbaren? Ein Phantom? Ich … es klingelt, mir wird flau im Magen.

„Hey, sorry, Dreh geht weiter … bis bald.“

Ich starre den Apparat fassungslos an, die Idee, ihn an die Mauer zu knallen, findet immer mehr Anklang. Dreh? Er geht ficken und ich steh hier in der Dunkelheit blöd rum? Was für ein Arsch! So, das war definitiv das letzte Mal, ich bin doch kein Masochist. Entschlossen drücke ich den Ausknopf, als das Mistding vibriert. Ich zerbeiße einen Fluch.

Er noch mal: „Ich halt nach dir Ausschau! ;-)“

Und wirst hoffentlich blind dabei, schießt mir durch den Kopf, als der Bildschirm dunkel wird.

5.

Hab’s tatsächlich drei Tage ausgehalten ohne Twitter oder Facebook. Hölle, ist das schwer, letztendlich überwiegt dann die Neugierde und ich klicke seine Seite an. Neue Bilder. Sie tun weh, höllisch weh. Was für ein Mist. Ich muss mich irgendwie ablenken, der Kerl wird zur Manie, das ist übel. Die Bilder? Wohl ein SM angehauchter Film. Lederbänder um seine Oberarme, mehr nicht. Er hängt angekettet an so einer Art Sprossenwand und wird von vier Typen vernascht. Sein Gesicht – ist das Lust, oder schon Qual? Spielt er so gut, oder empfindet er tatsächlich so viel dabei?

Ich will’s nicht wissen.

Fahre kurzentschlossen übers Wochenende nach Stuttgart, um mich zu amüsieren. Der Club ist laut und total überfüllt, eigentlich hasse ich so etwas. Ich bin ein Naturfreak, liebe die Stille und die Einsamkeit. Aber ich muss Druck loswerden – und den Mann in meinem Kopf. Erwische mich dabei, wie ich Typen aussuche, die ihm ähneln! Letztendlich ist es dann ein Stuttgarter Geschäftsmann, mit dem ich erst nach Hause gehe, nachdem wir etwas zusammen getrunken haben. Nicht ganz mein Typ, aber er ist nett und hat einen ansehnlichen Körper, nicht muskulös, aber schlank. Allerdings, er ist nicht in Übung und hat ernsthafte Probleme mit meinem stattlichen Schwanz. Nun, nach längerer Vorbereitung und mit viel Gleitgel lässt er sich ganz gut ficken. Wir kommen beide zu unserem Recht und die Dusche und der teure Cognac danach sind auch nicht zu verachten.

Er gibt mir seine Nummer und ich begehe den Fehler, sie in mein Handy eintippen zu wollen. Prompt sehe ich die ungelesenen Tweets und seufze.

„Dein Lover?“, fragt meine Zufallsbekanntschaft auf mein tiefes Seufzen hin leise, während er sich zu mir auf die Couch setzt.

„Nein, ein Bekannter.“ Klingt komisch, von Silver als Bekanntem zu reden. Aber was ist er eigentlich? Eine zum Leben erwachte Sexfantasie? Nein, wohl eher ein hausgemachter Alptraum. Aber er kann ja nichts für meine Schwärmerei, weshalb ich mutig die Nachrichten öffne.

„Hey Northman?“ Sie war vom Vortag.

„Wo bist du abgeblieben?“ Von heute Mittag. Mir wird warm ums Herz.

„Soll ich dir ein Bild von Haaren schicken, damit du dich meldest?“

Widerwillig muss ich grinsen. Es klingelte abermals.

„Okay … bis bald.“

Nein, nein, nein! „Bin da.“ Nur zwei Worte, und darin alle Hoffnung, dass er nicht ausmacht.

Ich glaube, mein Gespiele sieht mir die Erleichterung deutlich an, denn er verzieht leicht genervt das Gesicht.

Silver antwortet. „Wollte nicht stören.“

Ja, du mich auch. „Hatte gerade das, wofür du Geld bekommst.“ Fies, aber mir ist danach.

„:-) :-) Und? Gut?“

Mistkerl. Mein Herz rast. Ehrlichkeit! Scheiß auf Anstand und das ganze Gedöns. „Mit dir wär’s sicher einfacher gewesen.“

„Echt? Also entweder war dein Fick Jungfrau oder du bist gut ausgestattet, was ist es?“

Inzwischen grinse ich wölfisch und die Miene meines „Ficks“ verwandelt sich in ein Glas saure Gurken. „Ich hab’s nicht so mit Jungfrauen!“

„Na dann, sorry, dass ich nicht zur Verfügung stand.“

Gott sei Dank sitz ich, denn das haut mich fast aus den Latschen. Also solche Sprüche kenne ich gar nicht von ihm, hätte ich nicht erwartet, viel zu intim und persönlich, auch wenn es nur als Jux gemeint ist.

„Machst du all deinen Followern so Angebote? Oder nur mir, weil ich keinen Ozean durchschwimmen kann?“

Es dauert, ehe er antwortet, und ich nutze die Gelegenheit, meine Bettbekanntschaft zu verlassen. Ich glaube, er hat sich erhofft, dass ich über Nacht bleibe und wir noch eine Nummer schieben. Aber darauf hab ich keine Lust. Einmal Blümchensex ist genug, wenn ich bei jedem Stoß aufpassen muss, dass ich dem Kerl nicht wehtue. Nein danke.

Ich sitze kaum im Auto, als Silver antwortet. Jetzt muss er sich gedulden, die Straße ist zu befahren, um einfach am Rand zu halten, hoffentlich hat er ein wenig Geduld. Ah, da vorne ist eine Bushaltestelle.

„Nein, bin damit sehr geizig! Ich mag deinen Humor.“

Wie süß! „Danke.“

„Gerne. Und was machst du heute noch? Bleibst du bei ihm?“

Verdammt, wie können mir diese Worte so nahe gehen? „Nein, ich bin unterwegs ins Hotel, morgen nach Hause. Und du?“

„Feierabend, hatte einen kurzen Shot. Noch zwei Tage Dreh, dann eine Woche frei und anschließend nach New York zu einer Preisverleihung. Hast du die Bilder gesehen?“

Oh, was soll ich darauf antworten, fällt mir schwer, die Bilder von dem angeketteten Mann mit dem in Verbindung zu bringen, der mir schreibt. „Hab ich.“

„Und? Gefallen sie dir?“

Na klasse. Ich werde den Teufel tun und ihm sagen, wie nah mir das geht. „Kannst du nach so einem Drehtag eigentlich noch sitzen?“

„LOL … Anders als dein Fick bin ich in Übung.“

„Glaub ich ungesehen.“

„:-) – Hey, hab nachgesehen, bei dir ist es drei Uhr früh. Ich lass dich jetzt in Ruhe.“

Oh, er hat nachgerechnet, wie spät es bei mir ist? Wie geil ist das denn?

„Schon ok, hab’s nicht weit zum Hotel, ich kann mich ja morgen Mittag melden, dann sind wir quitt.“

„Tu das, ich lass mein Handy an! Ich zähl auf dich, Northman!“

Echt jetzt? Schön, dieses warme, pochende Gefühl in meiner Brust. Was für ein sentimentales Weichei ich doch bin, da schreibt mir dieser Unbekannte ein paar nette Worte und ich werde zum Softie, der sich einbildet, Mr. Porno hat Interesse.

Ich starte und fahr weiter, doch anstatt ins Bett zu gehen, genehmige ich mir noch einen Drink an der Bar. Der Kerl gräbt sich immer tiefer in meine Seele. Natürlich bedeutet das alles rein gar nichts. Nur ein paar Tweets, der gleiche Humor, eine Wellenlänge. Aber zur Hölle: Diese Gefühle für ihn sind der reine Wahnsinn. Eine halbe Stunde später bin ich in meinem Zimmer und fahre den Laptop hoch. Da, die Bilder, von denen er gesprochen hat, irgendwie ist es total unwirklich, sie jetzt anzusehen und die geschriebenen Zeilen mit ihm in Verbindung zu bringen, passt einfach nicht. Aber hey, er sieht fantastisch aus. Es ist ein neues dazu gekommen, eine Einzelaufnahme. Was für eine Zuckerschnecke. Er kniet auf einer schwarzen Matte, angekettet an die Sprossen, seine wunderschönen Augen blicken direkt in die Kamera. Dieses Gesicht, unfassbar schön, symmetrisch, gerade Nase, weich, mit hohen Wangenknochen. Intensiv, einprägsam, stark. Hammerkerl! Mann, ich hab das Gefühl, er sieht mich direkt an, Adrenalin pur! Sein Körper leicht eingeölt und unter voller Spannung, wie auch sein wunderschöner Penis. Jetzt dort knien, ihn tief in den Mund nehmen! In Ekstase versetzen, ohne dass er sich wehren kann. Gott … das wird wieder eine schlaflose Nacht!

Fast schon automatisch wandert meine Hand an die stattliche Beule in meiner Hose. Obwohl ich unlängst Sex hatte, macht mich Silvers Anblick geil. Aber ehe ich Hand anlege, klicke ich die Bilder weg und fahr das Gerät runter. Seltsam. Ich bin verrückt nach dem Mann, aber dennoch ist er mir mittlerweile zu schade, um bei seinem Anblick zu wichsen.

6.

So … jetzt geht’s los! Mal schauen, ob mir mein Spontaneinfall das Genick bricht oder sich als Rosskur erweist. Silvers Hinweis auf die Preisverleihung hat mir letzte Woche keine Ruhe gelassen. Kurzerhand hab ich einschlägige Pornoseiten durchsucht und wurde fündig. Mein Chatpartner ist für einen Newcomerpreis nominiert. Mann, bin ich stolz! Ist das krank?

Auf jeden Fall. Jetzt sitze ich hier im Flieger von Frankfurt nach New York! Die Verleihung findet morgen statt und ich – ich werde dabei sein!

Irgendwie steh ich völlig neben mir. Normalerweise neige ich nicht zu solchen Kurzschlusshandlungen, aber meine Sehnsucht, diesen Mann einmal live und in echt zu sehen, macht mich fast wahnsinnig. Wie ich gelesen habe, werden die Stars und Sternchen den ganzen Tag auf der Veranstaltung sein und Autogramme geben. Silvers Zeit ist am frühen Nachmittag.

Im Moment macht mir Sorgen, wie ich die Zeit bis dahin bei heilem Verstand rum bringe. Was ich erwarte? Keinen Schimmer. Ein kleiner Teufel in meinem Kopf betet ständig, dass sich Silver als arroganter, überheblicher Schnösel entpuppt und ich geheilt, weil enttäuscht, nach Hause zurückkehre. Wie gesagt, das ist der Teufel, der deutlich größere Teil hofft inständig, dass er genauso sympathisch ist, wie in den Filmen und während unserer kleiner Tweetrunden. Mann, das wird hart, ich hab keinen Schimmer, wie ich auf die Begegnung reagiere, ich bin bloß froh, dass ich kein Bild in die Netzwerke eingestellt habe. Na ja, bin halt doch feige. Wahrscheinlich werden sich die Fans um all die Prachtkerle streiten und alles tun, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, bin gespannt, ob ich überhaupt in seine Nähe komme. Nein … das bekomme ich hin, basta. Ich flieg doch nicht um den halben Erdball, um mich mit einem Blick aus der Ferne zufriedenzugeben. Scheiße nein. Meinetwegen der Tisch, an dem er sitzt zwischen uns, mehr definitiv nicht!

Also New York ist eindeutig nicht mein Pflaster. Viel zu laut, zu grau und zu viele Menschen. Himmel, ich bin gestresst. Ja, ja, ja … als ob das von der Umwelt kommt. Silver ist der Grund. Meine spätpubertären Gefühle für ihn.

Witzigerweise haben wir gestern gesimst. Er ist inzwischen auch angereist, hat er erzählt. Dass er sich von der Nominierung und dem eventuellen Preis viel für seine Karriere erhofft. Klar doch, da bekommt der Begriff Besetzungscouch eine völlig neue Bedeutung. Ich wünsch es ihm, ehrlich, auch wenn das einen hässlichen, bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Es fällt mir nicht mehr schwer, das Gefühl zu identifizieren: Eifersucht. Na klasse. 32 Jahre Lebenserfahrung: weg, futsch, ich werde zu einem kreischenden Teenie, wegen einem Typen, der sich für Geld durchnehmen lässt. Gut gemacht Michael, wirklich prima. Na, das kann ja ein netter Abend werden.

So, bin angezogen und bereit, nein, nur angezogen. Bereit ganz und gar nicht. Mir schlottern regelrecht die Knie. Himmel, ich glaube, nicht mal mein Studiumabschluss hat mich mehr Nerven gekostet. Mein Taxi wartet und ich prüfe ein letztes Mal im Spiegel, ob ich mich sehen lassen kann. Eigentlich schon. Gut sitzende, weil etwas teurere dunkelblaue Jeans, weißes grobes Leinenhemd mit einem keltischen Emblem auf der Knopfleiste (ein Spleen von mir) und anthrazitfarbenes Sakko. Meine langen Haare habe ich zusammengeknotet, ich seh sonst tatsächlich wie ein Wikinger aus, der sein Schwert verloren hat, und allzu sehr auffallen wollte ich jetzt auch nicht. Doch, eigentlich bin ich ein gut aussehender Mann, würde mir selbst auch gefallen. Aber mein Grinsen wirkt eher wie Zähnefletschen. Hoffentlich hab ich mich mit der Aktion nicht deutlich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Wir werden sehen.

Eine halbe Stunde später betrete ich das Theater und werde mal wieder unverblümt mit der Tatsache konfrontiert, dass ich ein totales Landei bin. Ich bin wie erschlagen von den unzähligen leicht bekleideten und zweifelsfrei anreizenden Menschen. Großer Gott! Haben sich hier eigentlich alle gut aussehenden, trainierten und sexy Männer des Landes versammelt? Das Publikum ist ebenso drauf wie die Darsteller, es ähnelt einem völlig überlaufenen Markt: Jeder bietet sich irgendwie an, hofft, gesehen und entdeckt zu werden. Super, noch mehr fehl am Platz könnte ich mich gar nicht fühlen. Obwohl … mir entgehen die Blicke, die mir folgen, keineswegs, meine Selbstsicherheit schleicht sich wieder heran. Zumindest muss ich mich nicht verstecken. Aber, was habe ich eigentlich erwartet? Keine Ahnung, auf keinen Fall so ein bunt gemischtes Völkchen. Wo ich hinblicke, muss ich meine Augenbrauen mit Gewalt in ihre Ausgangslage zwingen. Sex wird hier so offen und unverblümt zur Schau gestellt, dass ich mich frage, ob ich mich nicht im Land geirrt habe. Prüdes Amerika? Ja, ja, von wegen! Zwei Dragqueens kommen auf mich zu. Ich muss unwillkürlich grinsen, stelle mir gerade unseren guten Hans hier vor: Er würde voll auf diese Schönheiten abfahren. Sie sind perfekt geschminkt und gestylt. Schöne Menschen, aber: alles nur Maskerade. Was wohl Silver zeigt? Blöde Frage, natürlich nur den Actor, was denn sonst. Den Menschen dahinter werde ich kaum zu sehen bekommen. Aber genau das ist es, was mich interessiert. Ich seufze, ich bin schon ein hoffnungsloser Fall. Dummer, verliebter Trottel, das hier kann nur nach hinten losgehen. Ich kann ihn ja um ein Taschentuch bitten, für danach, wenn ich vor lauter unerfüllter Sehnsucht seine Setkarten anflenne. Ziellos wandere ich durch die mich erschlagende Darbietung von Sex. Ist wie in einer Konditorei mit freier Bedienung bei den Torten, irgendwann hat man es über. Mir geht’s zumindest gerade so. Offensichtlich finden sich hier nicht nur männliche Pornostars. Unzählige extrem leicht bekleidete, gut gepolsterte, weil operierte, Damen verschenken an Werbeständen ihr strahlend weißes Lächeln und Autogramme. Eine Weile halte ich mich damit auf, sie zu betrachten. Hätte ich jemals Zweifel an meinem Schwulsein gehabt, der wäre jetzt vergangen. Wie törnt das einen Heteromann bloß an? Da ist ja gar nichts echt. Alles nur Trugbilder und völlig überzogen. Scheiße nein, da ist mir ein Mann wirklich lieber.

Eigentlich hatte ich nie Zweifel an meiner Orientierung, schon in der Schule war mir klar, dass mich die Jungs im Sportunterricht weit mehr erregen als die Bravocomics mit den leicht bekleideten Mädchen. Aber ich bin kein provokanter Typ, deshalb lebe ich es nicht offen aus. Mag’s halt gern unkompliziert und einfach. Oder feige – je nach Auslegung. Und ich habe es bis dato immer geschafft, meine Lust von meinem wirklichen Leben zu trennen. Da ich viel von meiner Freiheit halte, war ich nie auf eine Beziehung aus, hin und wieder eine Nacht mit einem Kerl war genug. Bis – ja, bis ich vor gut einem Jahr diesen Porno im Internet gekauft habe. Silver war einer der Darsteller, er hat mich sofort elektrisiert, keine Ahnung warum. Sonst waren das nur immer Filme für freie Abende und ein wenig Ablenkung. Er hat es geschafft, mich zu fesseln, Wünsche in mir geweckt, die absolut fern jeder Realität sind. Wie gesagt, ich bin kein Typ für One-Night-Stands, genieße sie halt notgedrungen, doch auch da versuche ich wenigstens ein bisschen Zärtlichkeit zu bekommen. Die wenigsten Männer sind einem ausgiebigen Vorspiel abgeneigt, darum klappt’s auch, aber seit ich ihn gesehen habe, reicht mir das irgendwie nicht mehr. Silver weckte den Wunsch in mir nach Nähe, echter Nähe, gemeinsamem Leben, echter Liebe! Ich bin so ein hirnverbrannter Spinner, ehrlich. Aber gut, jetzt bin ich hier, vielleicht hilft mir diese oberflächliche Darbietung auf den Boden der Tatsachen zurück. Hoffentlich. Hoffentlich nicht!

Ich halte nach Silvers Filmagentur Ausschau und finde sie nach ein paar Minuten. Mein Adrenalinpegel steigt äquivalent mit meinem Herzschlag. Gott, bin ich aufgeregt. Ich starre alle fünf Sekunden auf meine Armbanduhr. Noch zehn Minuten, dann beginnt seine Autogrammstunde.

Vielleicht sollte ich langsam mal rübergehen? Weit komme ich nicht. Da Silvers Agentur eine der größeren und bekannteren ist, wird sie regelrecht umlagert. Meine Chancen, ihn zu sehen, sinken im Quadrat mit jedem Schritt, den ich näherkomme. Ich erkenne drei seiner Filmpartner, umringt von Fans. Hmm, eigentlich recht viele Frauen hier, interessant. Aber wirklich aufdringlich werden tatsächlich nur die Männer, wirkt beinahe komisch, wie sie um die Aufmerksamkeit ihrer Lieblinge buhlen. Halbnackt werfen sie sich in Pose, lassen ihren Sexgott auf nackter Haut unterschreiben. Gut … über das Niveau wundere ich mich längst nicht mehr, davon hab ich bei Twitter schon genug gesehen. Aber es scheint tatsächlich zu funktionieren. Dem einen Darsteller, so groß wie ich, markiges, herbes Gesicht, ebenfalls blond, aber mit raspelkurzem Haar, scheint diese Fleischbeschau zu behagen, er geizt nicht mit Berührungen und anzüglichen Gesten. Wenn Silver auch so ist, stürze ich mich dort drüben aus einem Fenster. Mist, wir sind ja ebenerdig. Gut, ich werde auf jeden Fall eine Möglichkeit finden, diese Schmach – oder Enttäuschung – zu tilgen. Zur Not tut’s auch ein älterer Herr namens Johnny Walker.

Lieber Gott, ich stoße tatsächlich ein Gebet aus, lass mich nicht wie einen dieser sabbernden Idioten vor ihm stehen, stumm wie ein Fisch und glotzend wie ein Rindvieh, bitte, bitte.

Ich ziehe mich hinter eine große Topfpflanze zurück und gehe etwas in Deckung. Es sind eindeutig zu viele Menschen hier. Ich könnte jetzt daheim durch den Wald wandern, mit Conan, meinem Hund, der jetzt sicher auf Peters Couch liegt und die gekonnt ergaunerten Leckerlies verspeist, die Ruhe zelebrieren, aber nein …

Da! Oh Gott. Mein Mund ist plötzlich staubtrocken. In der publikumsfreien Zone hinter den Plakatwänden tut sich was. Ein Vorhang wird beiseitegeschoben, drei Männer betreten lachend, sich unterhaltend die sprichwörtliche Arena. Offensichtlich kommen die Akteure von hinten durch die Kulissen. Silver … Ich kann ihn sehen! Scheiße, mein Herz macht schlapp. Dort ist er! Das verkrafte ich kaum … Mann, was bin ich für ein Weichei, ich muss tatsächlich für Sekunden die Augen schließen, weil mein Gehirn den Input nicht länger verkraftet. Er ist hier! Keine zehn Meter entfernt, live und in Farbe! War vielleicht doch keine so gute Idee, meine zwei Welten zu verknüpfen. Ich hätte ihn auf der dunklen Seite lassen sollen, dort, wo außer mir niemand hinguckt. Zu spät. Viel zu spät. Ich reiße meine Augen auf. Stell dich doch nicht so an, Himmel! Tief durchatmend sehe ich hinüber, suche seine Gestalt, nehme seinen Anblick in mich auf. Er ist größer als in den Filmen, präsenter. Und – verflucht ist der süß! Pures Gift, fleischgewordene Versuchung! Eine richtige Sahneschnitte! Und vor allem: ein richtiger Mann! Silver … ich kann nicht glauben, dass ich ihn live sehe. Er wirkt so normal, trägt eine schwarze Jeans und ein lilafarbenes Hemd dazu. Keine nackte Haut, ich danke meinen Schutzengeln. Hmmm, er ist tatsächlich etwas schlanker als in den Filmen, bewahrheitet sich wieder: Fernsehen macht dick! Wegen mir dürfte er ruhig etwas breiter sein. Als ob mich jemals jemand danach fragt! Wäre kein Problem, ihn ganz zu umfangen, er würde wie angegossen an meine breite Brust passen, geborgen, ge… Jetzt spinn dich doch mal aus! Ich zwinge mich, meine Gelüste in den Hintergrund zu drängen, zuletzt sabbere ich ihn noch an, tropfe seine Autogrammkarten voll, weil mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Die Vorstellung wirkt erfrischend ernüchternd.

Witzig, seine Haare sind an den Seiten nachgewachsen, er wirkt nun wieder jünger. Und … mein Gott, diese Augen! Selbst aus der Entfernung kann ich mich ihrer kaum erwehren. Unverschämt, solche Augen sein eigen zu nennen! Riesig, dunkelbraun, wie Vollmilchschokolade. Wimpern, die jeder Tuschereklame spotten … Wie sie einen wohl ansehen, während man ihn liebt? Diese Augen zu sehen, während man ihm Lust bereitet, echte Lust, nicht das mechanische Gepoppe seiner Filme, ich glaube, das wäre eine Droge, durch die ich gern zugrunde gehen würde … bin ja sowieso schon auf dem besten Weg dahin!

Gut. Er positioniert sich an einem der Tische. Ein Mann reicht ihm einen Stapel Karten, wahrscheinlich vorgedruckte Autogramme, und er wendet sich den Wartenden zu. Ich sauge seinen Anblick regelrecht auf, jede Bewegung, jedes Lächeln, jedes Zwinkern und die nervöse Geste, mit der er an seinen Ärmelaufschlägen zupft. Ah, beruhigt mich, dass er doch nicht so cool ist. Er genießt die Aufmerksamkeit ganz offensichtlich. Ich ertappe mich wieder, Dinge in ihn zu interpretieren, die meinen Wünschen zugutekommen. Wäre doch toll: Silver, der genötigte Pornodarsteller, ich sein Prinz, der ihn aus diesem schmutzigen Business rettet. Würg … komm zu dir, Michael, der steht drauf gefickt zu werden, hallo!?

Nun, ich kann so lange hier stehen bleiben, bis er wieder verschwindet, oder ich nehme jetzt allen Mut zusammen und geh rüber. Tja, meine Beine fühlen sich offensichtlich hinter der Palme deutlich wohler, denn es dauert, bis ich sie überreden kann, mich an seinen Tisch zu tragen. Nach Minuten reihe ich mich in die Schlange ein und komme ihm langsam näher. Jeder Zentimeter offenbart neue Dinge an ihm. Ich nähere mich von links, da trägt er einen winzigen Stecker im Ohr mit einem violetten Stein, passend zum Hemd … okay … wahrscheinlich eitel. Jetzt erkenne ich die perfekte Schnittlinie seines Bartschattens. Sie verläuft exakt auf seinem Kieferknochen, ich mag es, dort geküsst zu werden, ob ihm das auch gefiele? Aua, schon wieder solche Gedanken. Aber hey, Mann, ist der hübsch! Was für ein Kerl, mir läuft tatsächlich das Wasser im Mund zusammen. Noch nie zuvor ist mir ein so gut aussehender Mann begegnet! Alles an ihm trifft in mir den 100% Button. Sein Gesicht ist absolut harmonisch: große dunkle Augen, eine schmale Nase, hohe Wangenknochen, sinnliche Lippen. Und seine Haut ist tatsächlich so glatt, wie sie auf den Bildern erscheint. Scheiße – ihn einmal berühren dürfen.

Noch drei vor mir. Bald werde ich ihn riechen! Der Hauch seines herben Aftershaves kitzelt mich in der Nase. Mir kommt spontan eine Idee. Die bringt meinen Herzschlag für Sekunden zum Erliegen und treibt ein nervöses Lachen an die Grenze meiner Lippen. Jetzt bloß nicht ausflippen. Soll ich? Nein, oder? Ach scheiß drauf. Was hab ich schon zu verlieren? Alles, was ich zum Leben brauche, hat er doch schon: mein Herz und meine Seele, also?

Ich krame aus meiner Brusttasche einen kleinen Block hervor und schreibe quer oben auf den Rand: Northman. Dabei fühle ich mich, als ob ich gerade einen neuen Kontinent entdeckt hätte, oder mir Flügel wachsen.

Mal sehen, was passiert.

Noch zwei … ich hab das Blatt abgerissen und zerknüllt. Das kann ich einfach nicht bringen.

Feigling!

Schisser!

Noch eine Person. Meine Finger zittern, als ich ein viertes Blatt beschreibe und hoffe, dass die junge Frau vor mir verschwindet, ehe ich es wieder abreiße.

Tut sie!

Weg ist frei!

Mir ist kotzübel.

Oh Mann, wie kann er aus der Nähe noch besser aussehen? Das ist Körperverletzung! Seine Hände, männlich, kräftig, wunderschön, ein unscheinbarer Silberring am rechten Ringfinger. Auf den Unterarmen feine dunkle Härchen, nicht zu viele, aber genug, um jeden Zweifel an seiner Männlichkeit zu zerschlagen. Er trägt eine teure, protzige Uhr, am anderen Arm eine massive Silberkette. Jetzt schaut er auf, sieht mir direkt in die Augen … Uahh … ich möchte ertrinken, oder sterben, egal, nur den Blick bis an mein Lebensende festhalten. Er lächelt, herrliche Zähne, weiß und gleichmäßig. Er spricht, aber meine Ohren sind nicht genug durchblutet, ah, jetzt! Meine Fresse, seine Stimme ist purer Samt! Tief, sanft, warmes Timbre. Die allein reicht ja schon aus, um sämtliche Schwänze in der Umgebung in Habachtstellung zu bringen, meinen eingeschlossen!

„Hi.“

Ein Pfeil mit brennender Spitze, mein Herz ein Scheiterhaufen, das Wort ein Volltreffer … großer Mist!

Ähmm, er meint mich. Ich schaffe es nur zu nicken. Sein Blick gleitet abschätzend über mich. Meine Seele für seine Gedanken. Dann erreicht er wieder meine Augen. Oh Süßer, ich könnte niederknien und dich küssen, herzen, ausziehen … vernaschen für den Rest meines Lebens. Was bist du bloß für ein begehrenswerter Mann.

„Willst du ein Autogramm?“, fragt er mit fester, selbstbewusster Stimme, ihm macht die Situation wirklich nichts aus. Warum auch? Sein Adamsapfel hüpft. Das Bild meiner Zunge darauf, seine Kehle leckend, baut in meiner Blutbahn ein Umleitungsschild Richtung Unterleib auf. Na klar, ich werfe mich ihm zwar nicht an den Hals und zieh mich aus, aber dafür macht sich mein Schwanz gerade auf den Weg, den Reißverschluss zu sprengen und ihm zuzuwinken.

Na wenigstens funktioniert mein Kopf noch, ich schaffe es zu nicken und lege ihm den vorbereiteten Block hin. Meine Finger beben, ein Wunder, dass ich den kleinen Tisch überhaupt treffe. Jetzt gibt’s kein Zurück mehr. Er lächelt, meine Knie werden zu Buttermilch.

Silver zieht den Block schmunzelnd zu sich. Schaut hinunter und greift nach seinem Kuli. Selbst diese winzige, unbedeutende Geste erreicht mein Herz und tritt dort auf das Gaspedal. Er stockt, runzelt für eine Millisekunde die Stirn. Ein unmerkliches Kopfschütteln und schon wieder bewegt sich sein Kehlkopf, als er schluckt. Könnte er das nicht einfach sein lassen? Bitte! Sein manikürter Zeigefinger klopft auf das Papier unterhalb der Schrift. Komm Junge, ich leg mich über den Tisch und du kannst auf mir rumklopfen, bis die Kuppe blutig ist. Nein, nein, nein … weg mit solchen Gedanken.

Plötzlich lockert sich seine ganze Gestalt, die Spannung fällt sichtlich von ihm ab und er sieht auf. Er blickt mich direkt an, Schalk in den Augen und ich erhasche, bilde ich mir sofort ein, einen winzigen Hauch des Mannes hinter dem Pornostar. Sein Grinsen verbreitert sich, erreicht seine Schokoaugen, erlöst mich aus meiner Schockstarre.

„Nein, oder?“

Aua, aua … verflucht, das Umleitungsschild fällt gerade einem Tsunami zum Opfer.

Er lacht leise. „Wann bist du losgeschwommen?“

Jap, kein Zweifel, er weiß, wer ich bin. Würde es auffallen, wenn ich hier den Moonwalk gebe, oder wie Tom Cruise auf das nächste Sofa hechte und hüpfe wie ein Vollidiot? Ich nicke, atme, räuspere mich, atme noch mal. Mein Mund verzieht sich, scheiße, mit den Mundwinkeln an den Ohren kann ich kaum sprechen. „Deine Haare sind nachgewachsen.“

„Dann brauch ich wohl kein Toupet mehr.“

Ich schüttle den Kopf, erwidere das absolut ansteckende Grinsen. Selbe Wellenlänge, gleicher Kanal, ist das klasse. Am liebsten möchte ich über den Tisch greifen und ihn in den Arm ziehen. Scheiße, bin ich verknallt, wahrscheinlich steht mir das in riesigen, blinkenden Lettern auf die Stirn geschrieben. Reiß dich mal zusammen!

„Und?“, fragt er leise und schreibt sein Autogramm auf meinen Block. „Hat sich der Flug gelohnt?“

Er schiebt ihn zu mir, lässt aber seine Hand drauf liegen. Oh … was mach ich jetzt, soll ich danach greifen, aber dann müsste ich ihn berühren. Ich tu’s einfach. Unsere Finger berühren sich, seine sind warm, fest … Finger eben. Aber zum Teufel, es sind Silvers Finger! Nein Starkstromkabel! Mir wird erst jetzt richtig heiß.

„Jede Sekunde, ja.“ Oh, meine Stimme funktioniert ja wieder, auch wenn der Satz nicht gerade der Inbegriff von Intelligenz ist. Aber was soll ich auch mehr sagen? Ich seh ihn an, die Zeit zerrinnt und irgendwie zerbricht seine zur Schau gestellte Miene unter meinem Blick. Er nickt wieder, zögernd, so fein, dass es außer mir wohl niemand bemerkt. Er versteht mich, bin ich hundertprozentig sicher. Eine kurze, hauchdünne Begegnung zweier Planeten, Welten. Mehr als ich mir erträumt habe, zu wenig, um damit leben zu können. Ich hätte zuhause bleiben sollen, ehrlich.

„Dann wünsch ich dir noch viel Spaß.“ Er gibt den Block frei, kappt die Verbindung, leider. Die Realität rauscht an ihren Platz zurück, macht aus ihm wieder den Pornostar und mich zu einem bis über beide Ohren verliebten Idioten.

Ich nicke und lächle ihn an. Gott, kostet es viel Kraft, nicht enttäuscht zu klingen, auf die Knie zu fallen und ihn, um egal was, anzubetteln. Ich gleiche meinem Hund, wenn er ein Würstchen riecht, sogar der Vergleich ruft unangemessene Bilder wach. „Danke, dir auch. Ich drück dir für die Preisverleihung die Daumen.“

„Danke.“ Ein letzter Blick, seine Deckung hat wieder in seinem Gesicht Platz genommen, dann habe ich den Nachfolgenden zufolge die Zeit überschritten und werde weggedrängt.

Ich trete beiseite, sein Blick folgt mir ebenso wie sein süffisantes Lächeln. Kann nicht irgendjemand die verdammte Zeit anhalten? Die anderen Menschen wegzaubern und uns allein auf einer einsamen Insel abwerfen?

Zögernd gehe ich weg, flüchte hinter meine Palme, ehe ich mit zitternden Fingern den Block umdrehe, um sein Autogramm zu lesen. Wenigstens etwas Persönliches von meinem Traum, wenn auch nur sein gewählter Künstlername, aber die Tinte des Kulis floss durch einen Stift, der in seiner Hand lag, seine Wärme gefühlt hat, seine Haut … Oh Mann, was macht Liebe eigentlich für blöde Dinge mit einem? Ich bin eifersüchtig auf Kulitinte, ja geht’s denn noch?

Ich starre auf das Geschriebene, lange, viel zu lange. Mein Gehirn ist lahmgelegt, out of order, tot, außer Betrieb. Muss es wohl sein und meine Augen gleich mit dazu. Ähhh … spinn ich jetzt? Was? Scheiße, ich fahr herum und suche seinen Blick quer durch die Halle. Und ja, er sieht herüber, zwinkert mir zu, als hätte er darauf gewartet. Abermals lässt er die Maske fallen, widmet sich automatisch dem Jungen, der ihn mit offenem Mund um ein Autogramm bittet, während er mich, MICH!!! ansieht. Oh Mann, du kleiner Scheißkerl, weißt du nicht, dass du gerade mein Herz sprengst? Es wie ein Kochprofi fachmännisch zerlegst und filetierst. Warum?

Ein Traum … ja, so muss es sein. Ich bin gar nicht wirklich hier, ich lieg daheim in meinem Bett und träume das hier gerade. Denn, das kann nicht sein. Er hat den Block ausgetauscht, nein, ich hab mir einen Falschen gegriffen. Ohhh, was geht denn hier ab? Abermals starre ich auf das Geschriebene. Dort steht nicht Silver und ein schwungvolles, unleserliches Autogramm, sondern ein Name: Jamie. Und eine Nummer. Eine Telefonnummer? SEINE Telefonnummer!?

Scheiße! Der Pornostar Silver hat mir seine Nummer aufgeschrieben? Ich drehe durch, hätte meinen Arzt vor der Reise um Nitrokapseln bitten sollen, meinem Herz bekommt das hier ganz und gar nicht. Wie geil ist das denn? Ich schau ihn wieder an, fassungslos, mit offenem Mund, ich sehe wohl aus wie ein Depp, denn er lacht schallend, ich schüttle fragend den Kopf. Er hält sich symbolisch das Handy ans Ohr und macht tippende Bewegungen.

Hää?

Ich fahre erschrocken zusammen, als es in meiner Hose vibriert.

Atemlos suche ich die SMS, Mann, waren die Tasten immer schon so klein?

Da, ein Tweet von ihm, meine Augen rasen darüber, knallen wie brennende Kometen in seine Schokoaugen. Warum zerschmilzt er eigentlich nicht?

„Groß, breitschultrig … schlagfertig, witzig … ehrlich! Mein Typ? Schau in den Spiegel! Und außerdem … du bist der Gewinner: der Fan mit den meisten zurückgelegten Meilen!“

Die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen. Heiliges Kanonenrohr! Das ist jetzt doch ein Scherz, oder? Wieder starre ich ihn verdattert an. Um mich herum herrscht plötzlich ein Vakuum, es gibt nur noch uns beide. Den absolut aufregendsten Mann des Universums und mich: seinen total verunsicherten, verknallten Fan. Jamie? Silver? Ich zucke fragend mit den Schultern, glaube einfach, einem Scherz aufgesessen zu sein. Wieder scheint er mich zu verstehen, denn er verneint kopfschüttelnd. Abermals greift er zu seinem Smartphone und nickt. Seine Lippen formen stumme Worte: ‚Ruf mich an!‘, glaube ich zu lesen und Teufel ja, genau das werde ich tun. Wenn ich irgendwann den Mut dazu finde, in drei bis fünf Jahren!

7.

Ganz ehrlich? Ich bin mir gerade nicht sicher, was nun schlimmer ist: sein offensichtliches Interesse oder die nicht vorhandene Arroganz. Mann, ist der Typ Zucker. Der Zettel mit seiner Nummer verschwindet in meinem Geldbeutel, nach dem ich immer wieder greife, um ja sicherzugehen, dass ich ihn im Gedränge nicht verliere.

Und ich gestehe: Ich flüchte nach dem Erlebnis regelrecht aus der Halle. Obwohl mein Traumtyp noch weiter dort ist, halte ich es keine Sekunde länger aus. Wie erträgt er diese schmachtenden Blicke nur? Mir reicht es schon zu wissen, dass mich seine Schokoaugen verfolgen.

Mann, Mann, Mann … was bin ich nur für ein Spinner. Hey, der Traum meiner feuchten Nächte, schaut mir nach und ich renne weg. Einsame Spitze! Ist einfach nicht meine Welt: Wie klingt diese Ausrede? Nicht überzeugend.

Ein Taxifahrer empfiehlt mir ein Restaurant in der Nähe meines Hotels. Anfangs war Essen noch eine gute Idee, inzwischen ist es die reinste Geldverschwendung. Ich bringe kaum einen Bissen runter. Seine Augen, seine Stimme, das Gesamtpaket geht mir nicht mehr aus dem Kopf, durchschwemmt meinen Leib mit Lust und so viel Adrenalin, dass es nur ungesund sein kann. Nach einer halben Stunde gebe ich auf und bezahle.

Morgens beim Frühstück geht es mir nicht wesentlich besser. Seine Nummer lag die ganze Nacht auf dem Nachttisch und als ich sie morgens nicht gleich fand, war ich einer wahren Panik nahe. Irgendwie ist sie unters Bett gefallen, Mann, war ich erleichtert, als ich sie dort liegen sah. Wie kann sich ein erwachsener, gestandener Mann durch blödsinnige Hormone in einen solchen Volltrottel verwandeln? Und wie, um alles in der Welt, soll ich in dem Zustand mit ihm telefonieren? Mit ihm sprechen, ohne Hunderte, lüsterne Zuschauer? Da wurde er ja wenigstens noch von mir abgelenkt, aber jetzt? Ich weiß es nicht, keinen Schimmer … aber ich hab ja noch ein paar Stunden, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen.

Im Anschluss an die Veranstaltung war die Preisverleihung, und ich nehme schwer an, dass mein Schwarm bis in die frühen Morgenstunden gefeiert hat. Ach, eigentlich wünscht man sich ja immer verliebt zu sein, im Moment allerdings würde ich es vorziehen, einfach nur Interesse zu haben.