Maddrax 450 - Sascha Vennemann - E-Book

Maddrax 450 E-Book

Sascha Vennemann

4,9
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als Matthew Drax im CERN aus dem Wurmloch tritt, erwarten ihn schon Tom Ericson und Xij. Aber das ist nicht die einzige Überraschung. Schockiert muss Matt erfahren, dass in den wenigen Monaten im Ringplanetensystem auf der Erde zwei Jahre vergangen sind - und der Mond schon viel näher ist als vermutet. Das Schicksal der Erde wird sich bald entscheiden. Ob ein Teil der Menschheit überlebt, hängt nun von ihm ab!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 155

Bewertungen
4,9 (10 Bewertungen)
9
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Hilfreiche Links

Was bisher geschah …

Das Schicksal der Erde

Leserseite

Risszeichnung Amphibienpanzer „Prototyp XP-1“

Cartoon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Koveck und Néstor Taylor, Agentur Ortega

Autor: Sascha Vennemann

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4633-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hilfreiche Links zu diesem Roman:

Serie

Covermaler/in

Autor/in

Rückblick:

399 Hefte lang durfte Matt Drax auf einer postapokalyptischen Erde gegen Mutanten, Außerirdische und Bösewichte kämpfen. Seine Abenteuer führten ihn über den gesamten Globus. Nachdem mit der Antarktis dann auch der letzte Kontinent erreicht war, wurde es Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen. Und in dieser Hinsicht lassen sich die Macher nicht lumpen. Sie nutzten den Übergang von Band 399 zu Band 400 zu einem radikalen Schnitt: Es gab nicht nur einen Schauplatzwechsel, sondern auch die Zahl der Protagonisten wurde radikal zurechtgestutzt – und das Autorenteam kräftig neu gemischt.

Das Setting ist überaus pfiffig gewählt. Der neue Zyklus beginnt auf Terminus, einem Mond, der in einem fremden Sonnensystem zusammen mit etlichen andren Trabanten einen Ringplaneten umkreist. Auf Terminus gibt es nur eine gigantische Stadt namens Toxx, in der ein buntes Gemisch verschiedenster Rassen und Völker lebt. In der Mitte der Zehn-Millionen-Stadt erhebt sich ein riesiger Turm, der eine Strahlung verbreitet, die für zwei Effekte verantwortlich ist: Zum einen werden alle Bewohner befähigt, die Sprachen der anderen zu verstehen, zum anderen verlieren sie die Erinnerung an ihre Vergangenheit. Im Turm hausen die Friedenswahrer (auch Initiatoren genannt), die für dieses gigantische Experiment verantwortlich zeichnen. Wenn Bewohner töten oder Waffen verwenden, werden sie abgeholt und kommen als ihrer Persönlichkeit beraubte Zombies zurück.

Es gibt aber auch noch einige andere Fraktionen in der Stadt. Gleich zu Beginn tritt eine Rebellengruppe in Erscheinung, die sich gegen die Initiatoren auflehnt. Es gibt auch noch Gruppen wie die Tauchergilde, die sich mit dem System arrangiert haben und versuchen, möglichst viel Profit daraus zu schlagen. Als weitere Partei tritt eine Art Sekte auf den Plan, die von dem geheimnisvollen „Hochwürden“, der über erstaunliche Fähigkeiten verfügt, angeführt wird. Nachdem die Stadt halbwegs erkundet ist und dabei auch ihre Entstehungsgeschichte aufgedeckt worden ist, wird die Befreiung des Volkes der Saven Toxx zum Verhängnis.

Die Helden können jedoch rechtzeitig von Terminus fliehen und landen auf dem Wassermond Aquus. Dort gilt es den mondumspannenden Ozean von Pol zu Pol zu durchqueren. Und es gibt eine Begegnung mit alten Bekannten: Am Meeresgrund siedelt eine stattliche Population von Hydriten. Während diese eher hilfreich sind, machen Piraten, Echsenwesen und Agenten der Initiatoren den Reisenden das Leben schwer. Am Ziel angekommen, gilt es dann erneut, die Passage durch den dort vorhandenen Turm zu erzwingen.

Zielort ist diesmal der Mond Binaar. Dieser Himmelskörper ist eigentlich nur Maschinenwesen vorbehalten. Die geheimnisvollen Initiatoren suchen dort nach den am besten optimierten Robotern und Cyborgs. Kein leichtes Überleben für Matt und Aruula, ganz allein als Bios unter Kunstwesen. Auch hier gibt es Renegaten, die die Herrschaft der Initiatoren stürzen wollen. Daneben verfolgen etliche Clanchefs ihre eigenen Ziele. Unsere Helden müssen sich unter anderem mit holografischen Simulationen und Körperdieben auseinandersetzen.

Positiv empfinde ich auch, dass im neuen Zyklus die Zahl der Protagonisten radikal reduziert wurde. Im Mittelpunkt der Handlung stehen Matt und seine Partnerin Aruula. Von den altbekannten Figuren aus den vorhergehenden Zyklen haben es nur zwei bis auf die Monde des Ringplaneten geschafft: der Erzwidersacher Jacob Smythe (ab Band 418), den es in seinem Roboterkörper auf den Technikmond Binaar verschlagen hat, und Matts Tochter Xanaa, auf deren Spur sie hin und wieder stoßen. Gelegentlich rekrutieren die beiden Helden zwar auch „einheimische“ Begleiter, aber deren Zahl bleibt überschaubar. Immer dabei ist aber bislang nur einer: der Schnurrer.

Dabei handelt es sich um ein Mischwesen aus Fuchs und Katze, das eine innige Freundschaft mit Aruula geschlossen hat. Ein weiterer Mitstreiter ist Mi-Ruut, der einer Spezies angehört, die sich mit Zeichensprache verständigt. Er kann zwar sprechen, aber es fällt ihm sehr schwer. Dafür verfügt er über zwei Mägen. Er erinnert an einen Zyklopen, denn er hat nur ein Auge und benötigt eine Brille. Ein Kämpfer ist Mi-Ruut eher nicht; meist beschränkt er sich darauf, Wache zu halten, während Matt und Aruula ins Abenteuer ziehen. Die Widersacher wechseln in bunter Reihenfolge. Gelegentlich werden auch aus Gegnern Helfer, es gibt aber auch den umgekehrten Fall wie z.B. das Wolfswesen Kra’rarr.

Und wenn man einen Blick auf die Autorenschar wirft, stellt man fest, dass sich auch hier einiges getan hat. Zwar wurde der Zyklus noch von Oliver Fröhlich eröffnet, doch dann gab es neben einigen Romanen der etablierten Autoren Christian Schwarz und Sascha Vennemann vor allem Titel aus der Feder von frischen, unverbrauchten Schreibern wie Lucy Guth, Jana Paradigi und Wolf Binder. Heraus kommen dann ungewöhnliche Romane wie 404 „Fette Tage in Toxx“.

Ein Zwischenresümee

Seit Jahren habe ich immer wieder mal reingeschnuppert in MADDRAX. Auch die beiden Miniserien „Mission Mars“ und „2012“ gehörten zu meinem Lesestoff. Doch irgendwie verlor ich immer wieder die Lust zum Weiterlesen. Mal dauerte es nur 5 bis 6 Romane, mal so um die 25, bis ich Matthew Drax wieder seinem Schicksal überließ. Diesmal bin ich drangeblieben. Das neue Setting und die Konzentration auf einige wenige Protagonisten erleichtern den Einstieg und das Verfolgen der Abenteuer ungemein. Auch bei den neuen Autoren hat die Redaktion, wie ich finde, ein glückliches Händchen bewiesen. Allerdings sind die Tage beim Ringplaneten gezählt, denn irgendwann wird es zurück auf die Erde gehen. Wer weiß, wie es mir dann ergeht. Doch bis dahin genieße ich erst mal die Story.

Maddrax fern der Erde: Mondhopping II

Maddrax und Aruula können mit Hilfe von Renegaten fliehen, die einen ganzen Stadtteil des Technomondes Binaar in ein gigantisches Raumschiff, die Exxus, verwandeln. Als Jacob Smythe dort die Macht übernehmen will, verkalkuliert er sich. Die Exxus kollidiert mit dem Planetenring und explodiert, während Smythe in einer Rettungskapsel davontrudelt – und unsere Helden auf den Mond Botan fliehen können, der von einem allumfassenden Pflanzengeist beherrscht wird. Dieser Geist versetzt die Probanden in eine Art Tiefschlaf und erschafft pflanzliche Doppelgänger. Auf Botan stoßen sie auf ihren alten Gefährten Mi-Ruut und endlich auch auf Xaana. Aber es gibt dort auch die Polotai, die schon von Aquus bekannten Schergen der Initiatoren, die Jagd auf die Gefährten machen. Manipulationen der Kontras (abtrünnige Initiatoren) bringen den gesamten Mond in Gefahr. Nur durch die Verschmelzung des Geistes mit den letzten beiden Saven, die für den Untergang von Toxx verantwortlich waren, kann er schließlich gerettet werden. Anschließend werden Maddrax und Co. mittels Transferturm wieder nach Aquus geschickt.

Dort machen sie sich auf die Suche nach den örtlichen Hydree, die Xaana und Mi-Ruut ihre Erinnerungen zurückgeben sollen. Auch die Wolfsfrau Kra’rarr stößt wieder zur Heldentruppe. Unterdessen bemühen sich die Polatai nach Kräften, gegen die Hydree vorzugehen. Die informieren Matt nach einem Genvergleich darüber, dass Xaana seine leibliche Tochter ist. Er behält dies jedoch vorerst für sich und wartet seither auf eine gute Gelegenheit, um mit ihr und Aruula darüber zu sprechen. Bei den Meeresbewohnern erfahren sie von einem sagenumwobenen Beiboot der ersten Kolonisten. Nach einigen Abenteuern finden sie es und können es wieder flottmachen. Allerdings brechen nur Matt, Aruula und Xaana (und natürlich der Schnurrer) zu einem Treffen mit den Initiatoren auf, das auf dem Mond Messis stattfinden soll.

Dieser Himmelskörper wird nicht umsonst Dunkelmond genannt. Ein gewaltiges Wolkenfeld, das nur von wenigen Lichtlöchern unterbrochen wird, umgibt den Mond. Die Bewohner vertragen keine direkte Sonneneinstrahlung und leben im Zwielicht. Auf der Unterseite der Wolken wachsen Pflanzen, die geerntet werden. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass die Initiatoren die echsenartigen Messisaner einst von ihrem Heimatplaneten geholt und hier angesiedelt haben. Das anvisierte Treffen scheitert zunächst, weil die Kontras sich einmischen. Schlimmer noch: Matthew und seine Begleiter geraten in Verdacht, die stillgelegten Avatare der Initiatoren „ermordet“ zu haben. Notgedrungen machen sie sich allein auf die gefährliche Suche nach dem örtlichen Transferturm. Pilze, die halluzinogene Sporen ausstoßen, und durchgeknallte Sektierer stellen sich der Truppe in den Weg. Eingestreut zwischen die Mondabenteuer gibt es auch kurze Abstecher auf Erde und Mars, wo der Initiator Starnpazz auf Erkundung geht.

Es gibt auch wieder neue Autoren zu vermelden. Zu nennen sind (jeweils mit Einstiegsroman): Ian Rolf Hill (429), Ben Calvin Hary (434) und Madeline Puljic (444). Doch auch MX-Urgestein Jo Zybell lässt es sich nicht nehmen, wieder einmal einen Roman beizutragen. Weiter beteiligen sich Lucy Guth, Wolf Binder, Jana Paradigi, Oliver Fröhlich, Christian Schwarz, Sascha Vennemann, Michael M. Turner und Ansgar Back.

Fazit und Ausblick:

Mit Band 450 wird MADDRAX bekanntermaßen wieder auf die Erde zurückehren. Die Zeit des Mondhoppings neigt sich also dem Ende zu. Was bedeutet das für die Serie? Für mich wirkt es wie ein böses Omen, dass der bei den Lesern überaus beliebte Schnurrer im letzten Band verloren geht. Er war der einzige verlässliche Begleiter von Matt und Aruula auf allen Monden. Kommt jetzt wieder das bekannte Setting auf der Erde?

[Um eben mal erklärend zu kommentieren: Zwar kehrt Matt temporär auf die Erde zurück, doch Aruula und Xaana bleiben im Ringplanetensystem, wodurch die zweite Hälfte des Zyklus eine ausgewogene Mischung beider Welten darstellen wird – mit einer Prise Mars. Mad Mike]

Der Handlungsabschnitt seit Band 400 stellt für mich einen der Höhepunkte der Serie dar. Das Ganze war in sich schlüssig und bis auf wenige Ausnahmen auch immer spannend und interessant umgesetzt. Dabei kam die ganze Bandbreite von MADDRAX von SF bis Horror zum Tragen. Die Beschränkung auf wenige Hauptfiguren empfand ich als überaus angenehm. Der „Expokrat“ war offensichtlich in Hochform. Der Zyklus an sich braucht den Vergleich mit PERRY RHODAN nicht zu scheuen. Die meisten Geheimnisse der Initiatoren sind aber noch nicht aufgedeckt, sie werden vermutlich noch eine Weile eine bedeutende Rolle spielen. Man darf also noch auf einige Romane im Banne des (oder vielleicht sogar auf dem?) Ringplaneten hoffen.

Die Erneuerung des Autorenteams schreitet weiter voran. Bisher hat man dabei ein gutes Händchen bewiesen.

Im Maddraxikon wird der Zyklus übrigens mit „Fremdwelt“ betitelt. Mir sagt „Mondhopping“ mehr zu. Insgesamt sind es bisher ja fünf Monde, auf denen die Handlung spielt, und nicht eine einzige „Fremdwelt“.

Das Schicksal der Erde

von Sascha Vennemann

Als sich der Verschluss der Transportkapsel entriegelte und der Deckel des sargähnlichen Gebildes hob, machte Matthew Drax unwillkürlich einen tiefen Atemzug.

Der klobige Anzug mit Helm, in dem er steckte, schützte ihn vor der schädlichen Strahlung, die von dem Wurmloch ausging, durch das er gerade gereist war. Von einem fernen Sternensystem zurück auf seinen Heimatplaneten.

Er spürte es mit jeder Faser seines Körpers. Es war eine instinktive Reaktion, ein überwältigendes Gefühl der Vertrautheit, das ihn erfasste.

Ich bin zu Hause!, dachte Matt. Ich bin wieder auf der Erde!

Er kannte diesen Moment des Ankommens nur zu gut. Als Ex-Air-Force-Pilot, geboren und aufgewachsen im Amerika des 20. Jahrhunderts, war Matthew Drax viel herumgekommen.

Jedes Mal, wenn er zurück nach Nordamerika gekommen war und den Fuß wieder auf diesen Kontinent gesetzt hatte, war da dieses Gefühl gewesen, diese unbewusste Schwingung, die seinen Körper mit der Umgebung in Einklang brachte und die ihm sagte: Hier bist du richtig!

Diesmal hatte er jedoch nicht nur sein Heimatland hinter sich gelassen, sondern seinen Planeten. In den vergangenen Monaten war er in einem fernen Ringplanetensystem über verschiedene Monde geirrt, immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, zurückkehren zu können. Und auch wenn sich Matt, seine Gefährtin Aruula und seine Tochter Xaana auf den meisten dieser Monde ohne Schutzanzug hatten bewegen können, waren da doch kleine Unterschiede gewesen.

Es waren nur Nuancen bei der Schwerkraft oder der Zusammensetzung der Atemluft, aber da war immer dieses Gefühl der Fremdheit gewesen, die Erkenntnis, dass sie sich an einem Ort befanden, an den sie eigentlich nicht gehörten. Diese Last fiel nun von Matthew Drax ab, als er aus der Transportkapsel trat und seinen Fuß auf den Betonboden der unterirdischen Kammer im CERN-Komplex setzte.

Hier befand sich die Passage ins fremde Planetensystem, ein künstlich entstandenes Wurmloch, dessen anderes Ende weit entfernt von hier bei den sogenannten Initiatoren endete. Diese außerirdische Spezies war die herrschende Rasse im Ringplanetensystem mit den vielen Monden: Terminus, Aquus, Binaar, Messis, Novis und wie sie noch heißen mochten. Matt hatte längst nicht alle besucht.

Aber es war diese Passage, welche das Überleben der Menschheit sichern konnte, nein musste! Die Erde, das wusste Matt bereits seit einiger Zeit, war dem Untergang geweiht. Beim Kampf gegen ein kosmisches Wesen, Streiter genannt, hatte der Mond einen Teil seiner Masse verloren und war aus seiner Bahn gedrängt worden. Die Erdanziehungskraft zog den Trabanten seither beständig zum Blauen Planeten hin und würde eines nicht mehr fernen Tages mit ihm kollidieren. Bei diesem Einschlag würde die Erde sehr wahrscheinlich auseinanderbrechen, und dann würde nichts und niemand mehr darauf existieren können.

Die einzige Alternative hatten die Initiatoren Matt aufgezeigt: ein Exodus durch das Wurmloch auf einen der Ringplanetenmonde, Novis, der durch Terraforming an ihre Bedürfnisse angepasst wurde. Eine neue Erde, ein Ersatzmond für eine wenige Zehntausend Menschen umfassende Gruppe, die so das Überleben ihrer Spezies sicherte. Die Erde war bereits verloren – die Menschheit war es noch nicht.

Deswegen durfte ich zurückkehren, machte sich Matthew klar, während es sich in der Kammer umsah. Ich muss dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen durch dieses Wurmloch ins sichere Exil gelangen.

Das war eine gewaltige Aufgabe, das wusste er. Er würde nicht nur alle Überzeugungskraft aufbringen, sondern auch auswählen müssen, wen er auf die Reise schickte. Ein moralisches Dilemma, an das er im Augenblick noch gar nicht zu denken wagte.

Matthew Drax machte noch ein paar weitere Schritte in den Raum hinein und blinzelte, bis sich seine Augen an die gleißende Helligkeit gewöhnt hatten, die von dem Wurmloch ausging. Er wandte sich um und warf einen Blick zurück. Er hatte intuitiv erwartet, statt der Transportkapsel wieder seinen ehemaligen Stratosphärenjet zu sehen; ein Trugbild, mit dem die Initiatoren Aruula und ihn ins Wurmloch gelockt hatten. Wobei Aruula keinen Jet, sondern ein Langboot von den Dreizehn Inseln gesehen hatte.1) Aber dort stand nur die geöffnete Kapsel.

Noch immer schlug sein Herz schnell und Adrenalin pumpte durch seinen Körper, während seine Gedanken zu Aruula und Xaana wanderten. Die beiden Frauen befanden sich auf Novis, überwachten das Terraforming und stellten sicher, dass die neue Heimat für die Menschen auch angemessen gestaltet wurde. Er wusste, dass besonders Aruula die Erde sehr vermisste. Xaana war in der Domäne aufgewachsen, einer Zukunftswelt. In dieser Dimension jenseits von Zeit und Raum galten ganz andere Gesetze.

Matthew zögerte nicht länger. Die Zeit war ein entscheidender Faktor bei den Aufgaben, die vor ihm lagen. Entschlossen fixierte er den Ausgang der Kammer. Dahinter sah er schon das kleine Vorzimmer mit dem Aufzugschacht. Die aufgesprengten Türen wirkten wie ein gähnender schwarzer Schlund.

Fast wäre Matt über den Haufen Metallschrott gestürzt, der auf halber Strecke am Boden lag. Weitere Erinnerungen wurden in ihm wach, als er darin die Überreste des Cyborgs Crowley erkannte. Aruula hatte nicht viel von dem Statthalter der Schwarzen Philosophen übriggelassen.

Das alles fühlt sich schon so weit weg an, dachte Matt und versetzte dem Bündel aus Schaltkreisen und Mikroservos einen Tritt. Wie aus einem anderen Leben …

Und das war es auch tatsächlich. Denn alles, was sich seit ihrem Übergang ins Ringplanetensystem ereignet hatte, unterschied sich vollkommen von der postapokalyptischen Erde, auf der er bereits seit mehr als einem Dutzend Jahre gelebt hatte.

Er richtete den Blick wieder auf den Aufzugschacht, als ihm plötzlich leicht schwindelig wurde. Sein Magen schien einen kleinen Sprung zu tun und eine Welle schwacher Übelkeit ließ ihn aufstoßen.

O nein, durchfuhr es ihn. Er kannte diese Symptome. Das Wurmloch sandte eine Strahlung aus, die es Menschen nur mit Schutzkleidung ermöglichte, sich ihm zu nähern. Je größer das Wurmloch wurde – und es war rapide gewachsen, wie ihm der Blick zurück gezeigt hatte –, desto stärker wurde der Effekt. War der Schutzanzug vielleicht nicht mehr in der Lage, alles abzuhalten?

Beunruhigt kontrollierte er, ob er bei dem Tritt gegen den toten Cyborg-Körper seinen Anzug beschädigt hatte. Das war zum Glück nicht der Fall.

„Ich sollte sehen, dass ich hier rauskomme!“, murmelte er und wunderte sich über den heiseren Klang seiner Stimme, die in dem Helm widerhallte. Er kontrollierte, ob der Peilsender an seinem Anzug auch funktionierte. Damit würde ihn ein Initiator, der ihm bei seiner Aufgabe helfen sollte, finden können.

Hier zu warten machte keinen Sinn. Die Initiatoren besaßen Sprungfeld-Generatoren, mit denen sie sich ohne Zeitverlust von einem Ort zu einem anderen versetzen konnten. Für weitere Strecken – also von Mond zu Mond – benutzten sie riesige Transfertürme. Vom größten Turm aus war Matt in seiner Kapsel zum Wurmloch über dem Nordpol der dortigen Sonne geschickt worden.

Starnpazz – oder der Ersatzmann, der für ihn einspringen würde, nachdem der Initiator einen nicht näher definierten Unfall erlitten hatte – würde also kein Problem haben, Matt anzupeilen, gleichgültig, wo auf der Erde er sich befand.

Eine weitere Woge der Übelkeit überrollte Matt. Da er kein Interesse daran hatte, sich in seinen Helm zu erbrechen, stapfte er entschlossen auf den Aufzugsschacht zu. Die Kabine war beim Kampf gegen Crowley bis auf die unterste Ebene herabgestürzt und vollkommen zerstört worden. Das Erdgeschoss befand sich mehrere Etagen höher, dort, wo Matt einen sanften Schein von Tageslicht in den Schacht fallen sah.

Leider verfügte er selbst nicht über einen mobilen Sprungfeld-Generator. Seufzend und die leichten Doppelbilder der lose herabbaumelnden Aufzugkabel wegblinzelnd, sah Matt sich in dem Schacht um. Es musste hier doch so etwas wie eine Notfallleiter geben, über die er sich nach oben begeben konnte.

Da, in etwa fünf Meter Höhe sah er die Überreste der Leiter, die er damals mit Aruula hinabgeklettert war, um Crowley den Garaus zu machen. Das untere Ende war durch den Kabinencrash zerstört worden, aber der Rest schien immer noch stabil genug zu sein, ihn auch mit dem klobigen Schutzanzug zu tragen.

Nur – wie sollte er das untere Ende überhaupt erreichen? Die Halteseile des Aufzugs hatte er damals durchgeschmolzen, um die Kabine mit Crowley zum Absturz zu bringen, sonst hätte er sich vielleicht an ihnen hinauf zur ersten Sprosse ziehen können.

Moment mal! Die Idee ist gar nicht so übel …

Matt besah sich die Überreste der Kabine. Mehrere der etwa daumendicken Halteseile aus Metalldraht lagen wie tote Schlangen in einem knotigen Gewirr auf dem Dach des Lifts herum. Er zerrte das Knäuel auseinander und fand ein Seil, das etwa fünf Meter lang war. Er löste eines der Enden aus der Verankerung im Liftdach und wog den stabilen Karabiner in den behandschuhten Händen. Ja, das konnte klappen …