Maddrax 496 - Sascha Vennemann - E-Book

Maddrax 496 E-Book

Sascha Vennemann

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Beschreibung

Zwar wurde die Herkunft der Drachenbrut lokalisiert - aber damit ist das Problem längst noch nicht gelöst. Denn wie soll man einen mit Lava gefüllten Erdspalt verschließen, in dem sich ein Dutzend oder mehr Drachen tummeln? Außerdem gehen die Angriffe auf Sub'Sisco und die Oase der Hundert weiter.
Die Freunde brauchen dringend einen Plan. Gut, dass Quart'ol und Starnpazz mit dem Gleiter zu ihnen gestoßen sind - sie kommen gerade recht für ein Himmelfahrtskommando ...

Der 2. Band des Zweiteilers

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Seitenzahl: 145

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Feuer und Wasser

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: betibup33/shutterstock

Autor: Sascha Vennemann

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7615-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die verschiedene Spezies durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen! Doch die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren. Matt und der Initiator Hordelab reisen zur Erde, um hochstehende Enklaven zu evakuieren, begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson. In Agartha wurde nach den Plänen der Initiatoren eine Transportplattform gebaut, mit der Hordelab das Wurmloch an jeden Ort der Erde versetzen kann. Dann jedoch zerstören fanatische Rev’rends die Plattform. Dabei gerät das Wurmloch außer Kontrolle; Hordelab wird ohne Erinnerung von den anderen getrennt. Die durchqueren das Wurmloch mit einem Gleiter und erfahren auf Novis, dass die Offerte der Initiatoren eine Falle ist. Sie suchen Hilfe bei den Kontras und bauen gleichzeitig den Widerstand gegen Aran Kormak auf, einem machtgierigen Colonel von der Erde.

Matt erfährt die Geschichte der Initiatoren: Einst kristallisierte ihr Planet Kasyn und zwang sie, auf einen der Monde umzuziehen. Um sich vor der Kristallstrahlung zu schützen, entwarfen sie einen mit Gehirnen betriebenen Mentalschild. Aber es gibt eine Möglichkeit, die Erde zu retten! Dazu muss Matt Kontakt mit den Pancinowa aufnehmen. Auf deren Planeten Cancriss trägt er seine Bitte vor – der unter der Bedingung entsprochen wird, vor Ort Aruulas Lauschsinn zu erforschen. Sie willigt ein, wird aber später durch die Telepathin Eileen ersetzt.

Matt kehrt auf die Erde zurück, wo Xij eine geniale Idee hatte: Mit der Klontechnik der Erd-Hydriten könnten genügend Gehirne gezüchtet werden! Doch da greift Colonel Kormak die Siedler und Rebellen an, scheitert aber. Dann geht alles Schlag auf Schlag: Die Initiatoren nehmen die Idee dankbar an und eine Expedition startet, um die Rettung der Erde vorzubereiten. Dazu müssen sie ein Radioteleskop finden, dessen Schüssel ein Wurmloch von ausreichender Größe erzeugen kann. Sie finden es in New Mexico und beginnen mit den Arbeiten, während das nahe Sub’Sisco von Lavadrachen angegriffen wird, die aus der San-Andreas-Spalte kommen.

Kormak plant seine Flucht von Novis. Um Verwirrung zu schaffen, sabotiert er die gerade errichtete Klonfabrik der Hydriten und will mit dem Transferturm auf einen der anderen Monde wechseln – wird aber in einer Wartungskammer eingesperrt.

Feuer und Wasser

von Sascha Vennemann

Quart’ols Hände krampften sich um das Steuer des Gleiters. Noch immer konnte er kaum glauben, was da vor ihnen aufgetaucht war. Das ist ein Drache!, durchzuckte es ihn. Ein verdammter Drache! Das verletzte Tier schien ihn mit seinen gelben Echsenaugen zu fixieren, schlug dabei hektisch mit den lädierten Flügeln, um sich in der Luft zu halten.

»Takeo!«, brüllte Quart’ol ins Mikrofon. »Sehen Sie das nicht? Wir werden angegriffen! Der Drache … er will uns rammen! Geben Sie endlich die verdammte Steuerung frei!«

Die Flugechse kam bedrohlich schnell näher, öffnete ihr Maul zu einem markerschütternden Schrei.

Quart’ol riss das Steuer zu sich heran. Falls er die Maschine nicht hochziehen konnte, waren dies die letzten Augenblicke seines Lebens …

Auf dem Kontrollmonitor des Gleiters erschien ein neues Fenster. Quart’ol nahm es aus den Augenwinkeln wahr. Er hatte nur Augen für den Drachen – der jetzt, wie von Zauberhand, nach unten wegdriftete!

Quart’ol spürte, wie der Gleiter steil nach oben zog und über den Drachen hinwegfegte. Ein dumpfer Schlag gegen die Unterseite der Maschine ließ erahnen, wie knapp es ausgegangen war.

Der Hydrit atmete auf. Er fasste am Steuer nach und ließ den Gleiter eine leichte Kurve beschreiben. Es klappte! Miki Takeo hatte im buchstäblich letzten Augenblick die Kontrollen des Gleiters freigegeben.

Der kann was erleben, wenn wir gelandet sind!, dachte Quart’ol wütend. Dann sah er hinüber zum Kopilotensitz, wo sich der Initiator Starnpazz wieder mit den langgliedrigen Fingern die großen schwarzen Augen zuhielt.

„Du kannst dich entspannen, Starn!“, rief er seinem Begleiter zu. „Wir haben die Kontrolle über den Gleiter zurück. Ich bringe uns erst mal aus der Gefahrenzone raus, dann sehen wir weiter. Einverstanden?“

Der Außerirdische, der mit seinem großen länglichen Schädel, der grauen Haut und den feinen Gliedmaßen fast vollständig dem Erden-Klischee eines „Grey“ entsprach, richtete sich auf und blinzelte ein paar Mal.

„Ich entspanne mich erst, wenn sicher ist, dass diese Biester verschwunden sind“, verkündete er. „Vielleicht sollten wir uns den Gleiter ausborgen und schnellstens zurück zu Xij und den Pancinowa nach New Mexico fliegen!“

Quart’ol schüttelte den Kopf. „Takeo kann jederzeit wieder die Kontrolle übernehmen, schon vergessen? Außerdem scheint er den Gleiter dringend zu brauchen, sonst hätte er ihn wohl kaum per Rückruf hierher beordert.“

Starnpazz stieß einen verächtlichen Laut aus. „Etwa, um gegen diese fliegenden Monster zu kämpfen? Du hast doch gesehen, wie überlegen die Drachen sind. Meinst du, die lassen sich mit einem einzelnen Gleiter bekämpfen?“

Was Quart’ol glaubte, war unerheblich. Sie waren in Takeos Hand – beziehungsweise von seinem Wohlwollen abhängig. Wenn der Android meinte, die Menschen, mit denen er auf dem Flughafen des ehemaligen International Airport von Sisco South gegen Drachen kämpfte, benötigten einen Gleiter, dann konnten sie wenig dagegen tun.

Inzwischen hatten sie etwas Distanz zum Flugfeld gewonnen, und da Quart’ol in der rückwärtigen Kameraansicht erkannte, dass der Drache ihnen nicht gefolgt war, sondern wieder landete, wagte er es, den Gleiter langsam zu wenden und ihn in der Luft verharren zu lassen.

Aus der sicheren Distanz siegte schließlich auch Starnpazz’ Neugierde über seine Angst. Der Außerirdische, deren Spezies sich Kasynari nannte, beugte sich vor. „Die haben keine Chance“, wiederholte er. „Schau doch!“

Quart’ols Flossenkamm auf seinem kahlen blauen Schädel pochte immer noch von den Nachwehen der haarscharf abgewendeten Kollision. Mit aufkeimenden Kopfschmerzen beobachtete er den Kampf zwischen den etwa fünfzig menschlichen und mendritischen Soldaten und zwei großen Flugechsen. Etwas abseits saß noch ein kleineres Jungtier auf dem Flugfeld. Es griff nicht in die Schlacht ein und kaute stattdessen auf etwas herum, das verdächtig nach dem Teil eines Gebäudedachs aussah.

Die Männer und Frauen versuchten die Drachen mit gezielten Schüssen aus automatischen Gewehren in Schach zu halten, während von zwei Stellungen aus Mörsergranaten auf die Tiere abgeschossen wurden.

Doch die Flugechsen waren viel zu schlau, um sich einfach wegsprengen zu lassen. Immer wieder wichen sie den Explosionen geschickt aus, schnellten vor und schnappten sich einzelne Angreifer, um sie zu zermalmen oder unter ihren scharfen Krallen zu zerquetschen.

Dunkle Blutlachen der unglücklichen Opfer sprenkelten die Rollbahn. Überall schwelten kleine Krater von den Granatenexplosionen. Geröll aus weggeplatztem Asphalt hatte sich ringsum verteilt.

Der dampfende Kadaver eines getöteten Drachen lag unweit eines auf den Rücken gedrehten Kampfpanzers. Das Fahrzeug war vollständig lädiert, das Abschussrohr krumm und schief, die Ketten waren von den Rädern gefetzt worden und hingen wie Algenstränge über dem Wrack.

Wo ist Miki Takeo?, fragte sich Quart’ol. Er muss dort auch irgendwo sein.

Der Hydrit aktivierte das Funkgerät. „Das war knapp, Takeo!“, rief er. „Ein paar Sekunden später und Ihr Gleiter hätte sich in einen verbeulten Metallsarg mit zwei Leichen darin verwandelt.“

„Gern geschehen“, antwortete die metallisch emotionslose Stimme des Androiden. „Und glauben Sie mir: Es war keine Absicht, Sie mitten ins Kampfgetümmel fliegen zu lassen“, fuhr Takeo fort. „Ihre Ankunft erfolgte unerwartet.“

„Darf man denn erfahren, warum zumGeier wir überhaupt hier sind?“, fragte Quart’ol und wunderte sich über seine Formulierung. Zum Geier? Das war doch wieder eins jener nutzlosen Filmzitate, die er aus dem Gedächtnis von Matthew Drax übernommen hatte.

Sie hatten sich per Geistverschmelzung eine Zeitlang einen Körper geteilt. Seitdem besaß Quart’ol nicht nur ein fundiertes Wissen der Welt vor mehr als fünfhundert Jahren und die verheerende Kometenkatastrophe im Jahr 2012, sondern auch Kenntnisse über sämtliche Filme, die Matt gesehen hatte.

„Angesichts der andauernden Gefechte hier die Kurzfassung“, sagte Takeo. „Wie Sie wissen, ist vor geraumer Zeit der Mond aus seiner Umlaufbahn geraten und nähert sich nun immer weiter der Erde.“

„Wissen wir!“, rief Starnpazz genervt. „Schließlich tun wir seit Monaten nichts anderes, als zu versuchen, die Menschheit vor dieser Katastrophe zu bewahren!“

„Also schön.“ Takeos Stimme klang immer noch neutral, aber Quart’ol meinte nun eine Nuance Ungeduld heraushören zu können. „Die verstärkte Anziehungskraft des Mondes hat zu einer höheren Aktivität der Plattentektonik geführt – und genau hier, im Großraum der ehemaligen Metropole San Francisco, befindet sich die Nahtstelle zweier großer Erdplatten: die San-Andreas-Spalte. Sie ist in den vergangenen Monaten immer weiter aufgerissen. Aus einer dieser Bruchstellen sind nun Lavadrachen an die Oberfläche gelangt und haben die Stadt und den Flughafen angegriffen. Wir vermuten, dass sie den bionetischen Baustoff wittern, der hier in der Oase der Hundert und in Sub’Sisco verwendet wird.“

„Bionetischer Baustoff?“ Starnpazz sah Quart’ol verwirrt an.

„Ein Material, das man durch mentale Beeinflussung formen und aushärten kann“, erklärte der Hydrit seinem außerirdischen Begleiter. „Der Stoff lebt, hat aber kein eigenes Bewusstsein. Mendriten – eine Kreuzung aus Hydriten und Menschen – besitzen die Gabe, diesen Baustoff zu beeinflussen und beeindruckende Bauwerke daraus zu formen.“

„Wir haben ihn hier für den Bau von Baracken für Flüchtlinge aus Sub’Sisco verwendet“, ergänzte Takeo über Funk. „Die Kuppeln der Unterwasserstadt sind wegen der vielen Erdbeben vor einer Weile geborsten. Wir mussten die Menschen und Mendriten irgendwo unterbringen und wurden auf diesem Flugplatz fündig.“

„Und dann kamen die Drachen – und ihr ärgert sie mit euren nutzlosen Gewehren?“, wollte Quart’ol wissen.

Takeo zögerte kurz mit seiner Antwort. „Sie haben sich als hartnäckiger und klüger herausgestellt, als wir angenommen hatten. Und widerstandsfähiger. Nur große Kaliber und gezielte Sprengladungen können ihnen etwas anhaben. Aber unsere wenigen Waffen dieser Art reichen nicht aus. Es wäre schon ein Erfolg, sie zu verjagen, damit wir uns in Ruhe etwas Neues ausdenken können.“

„Wo stecken Sie, Takeo?“, fragte Quart’ol. „Ich sehe Sie nirgends.“

„Ich bin auf dem Weg in den Tower, rechts von Ihnen.“

Starnpazz deutete auf das Gebäude mit der Rundumverglasung im obersten Stockwerk. Dort war Licht zu sehen.

„Von dort aus habe ich eine bessere Schussposition mit der Panzerfaust, die ich bei mir trage“, fuhr Takeo fort. „Ehrlich gesagt könnte ich Ihre Hilfe gebrauchen.“

Quart’ol registrierte, wie Starnpazz ihn mit zusammengekniffenen Augen ansah und dabei eindringlich den Kopf schüttelte.

„Wie meinen Sie das?“, fragte der Hydrit lauernd.

„Sie könnten einen der Drachen mit dem Gleiter zu mir lotsen“, sagte der Android leichthin. „Warten Sie, bis ich im Tower auf Position gegangen bin, dann machen Sie eines der Tiere auf sich aufmerksam und nähern sich dem Gebäude auf Höhe der obersten Etage. Während Sie dann über den Tower hinweg ziehen, habe ich freies Schussfeld. Das können wir auch wiederholen – ich habe noch zwei Panzergranaten zur Verfügung.“

„Wir sollen den Köder spielen?“ Starnpazz’ Stimme überschlug sich fast. „Auf gar keinen Fall!“

„Wenn Sie warten wollen, bis die Drachen meine Männer getötet haben, um sich dann Ihnen zuzuwenden …“, bemerkte der Android.

Quart’ol fürchtete, dass Takeo es so weit nicht würde kommen lassen. Er konnte jederzeit die Kontrolle des Gleiters übernehmen und den Kurs selbst bestimmen. Genauso wie er ihre Flucht verhindern konnte.

„Wir müssen es riskieren!“, entschied er daher. Es war besser, Kooperation zu zeigen und damit Pluspunkte bei dem Androiden zu sammeln. „Je schneller der Kampf beendet ist, desto eher können wir darüber verhandeln, wie wir wieder zurück nach New Mexico kommen.“

„Wir werden dabei sterben!“, jammerte Starnpazz sein neues Lieblingsmantra vor sich hin.

Quart’ol hörte nicht auf ihn und wandte sich den Gleiterkontrollen zu. „Also schön, wir versuchen es!“, teilte er Miki Takeo mit. „Welchen der beiden großen Drachen soll ich zuerst anlocken?“

„Den mit dem gebrochenen Vorderlauf“, antwortete der Android. „Er dürfte die leichtere Beute sein.“

„Okay“, knurrte Quart’ol ins Funkgerät. „Gehen Sie in Position, Takeo! Wir bringen Ihnen Ihren verdammten Drachen!“

Als sich die Lifttüren im obersten Geschoss des Towers öffneten, stürmte Fritz Trischberger auf Miki Takeo zu.

„Was machen Sie hier?“, fragte der Bibliothekar aufgeregt. „Sie bringen uns beide in Gefahr, wenn Sie diese Monster von hier aus angreifen!“

Takeo drängte ihn sanft zur Seite und ging schnellen Schrittes auf die Fensterfront des Appartements zu, die zur Rollbahn und zur Kampfzone wies. Die Drachen mussten aufgehalten oder vertrieben werden, da stand die eigene Sicherheit zurück. Nicht nur hier, auch in Sub’Sisco hatten sie gewütet und sogar eins der Hochhäuser zum Einsturz gebracht. Dabei hatte es einige Tote gegeben. Immer noch wurden Mendriten in den Trümmern vermisst.

Trischberger ließ nicht locker. „Ich warne eindringlich vor weiteren Kampfhandlungen!“, rief er. „Am besten wäre es, die Tiere in Ruhe zu lassen, bis sie von selbst wieder abziehen.“

Takeo hatte kein Ohr für ihn. Er orientierte sich kurz. Auch die zahlreichen Schlachtengemälde, die Caal Heyston in seinem privaten Reich aufgehängt hatte, nahm er kaum wahr. Der Umgang mit dem alten Waffennarren war auch eine Art Schlacht gewesen. Takeo hatte ihn in seinem Appartement festgesetzt, ansonsten wäre es nie zu einer Lösung gekommen, was die Unterbringung der Schutzsuchenden aus Sub’Sisco betraf.

Heyston, der sich jahrelang die Aufnahme in sein exklusives Refugium von den Bewohnern hatte fürstlich bezahlen lassen, war nicht sonderlich einsichtig gewesen. Er hatte alles versucht, um die Flüchtlinge loszuwerden, ließ sogar Hangars sprengen und heuerte Straßengangs an, um die Trecks aus Sub’Sisco anzugreifen.1)

Caal Heyston lebte schon seit vielen Monaten nicht mehr. Er war von einem Scharfschützen hier im Tower erschossen worden. Der Blutfleck war immer noch deutlich auf dem Teppich zu sehen.

Takeo wusste, wer für seinen Tod verantwortlich war. Heystons militärische Leiterin, General Suzi Quinn, hatte den Abzug gedrückt. Dabei hatte sie jedoch auf Takeos Freundin Brina gezielt, die sich im entscheidenden Moment gebückt hatte – mit dem Resultat, dass Quinn ihren Chef erschoss …

Takeo unterbrach seinen Gedankengang, als er fand, was er gesucht hatte. Taxierend klopfte er mit der Plysterox-Faust seines künstlichen Arms gegen den Rand einer Scheibe, die genau zum Kampfgeschehen ausgerichtet war und bereits einen großen Riss aufwies. Ja, das würde gehen …

Anhand der Schwingungsfrequenz, die er durch sein Klopfen anmessen konnte, berechnete er den Schwachpunkt der Scheibe und holte aus. Krachend schlug sein Handballen gegen das Glas, das sich augenblicklich durch viele kleine Risse zu trüben begann. Dann bröselte die Scheibe aus der Fassung und fiel in Myriaden Einzelteilen zu Boden.

„Haben Sie den Verstand verloren?“, brüllte Trischberger hinter ihm und duckte sich hinter eines der großen Sofas. „Wollen Sie, dass die Biester hier reingeflogen kommen?“

Miki wandte kurz den Kopf und richtete seinen Blick auf Trischberger. „Im Gegenteil“, meinte er. „Ich will etwas nach draußen befördern.“ Und nach einer kurzen Pause: „Keine Sorge, ich meine nicht Sie.“

Der Bibliothekar schnappte nach Luft, blieb dabei aber ruhig.

Während er das Stützrohr der Panzerfaust von seinem Rücken nahm, aktivierte Miki Takeo das interne Funkgerät. „Quart’ol, wie weit sind Sie mit dem Gleiter?“ Gleichzeitig holte er eine der beiden verbliebenen Panzergranaten aus dem Stauraum in einem seiner Beine.

„Wir kreisen weiter außerhalb der Kampfzone und warten auf Ihre Anweisungen“, antwortete der Hydrit. „Ich bin mir nicht sicher, ob es uns gelingt, den verletzten Drachen auf uns aufmerksam zu machen, aber wir tun unser Bestes.“

„Mehr verlange ich nicht.“ Miki Takeo ging auf das rechte Knie hinab, während er seinen Stand mit dem linken Fuß sicherte. Trotz seines massiven Roboterkörpers konnte er äußerst präzise und schnell reagieren. Dennoch durfte er den Rückstoß der Waffe nicht unterschätzen, die er in Kürze abfeuern wollte.

„Quart’ol, sehen Sie das zerstörte Fenster an der Nordseite des obersten Tower-Stockwerks?“, fragte er. „Dort befinde ich mich. Der Granatwerfer ist geladen und bereit. Sie können also jederzeit beginnen.“

„Wir werden alle sterben!“, hörte Miki Takeo im Hintergrund der Übertragung jammern. Das musste Starnpazz sein, der Außerirdische aus dem Ringplanetensystem. Er war ihm zwar bereits einmal begegnet, nur hatte Starnpazz damals einen Avatar benutzt, der seinem wahren Aussehen nicht im Entferntesten nahe kam2)

„Wir sehen das Fenster“, antwortete der Hydrit, der den Gleiter steuerte. „Ich lasse den Bordcomputer noch Flughöhe und Winkel berechnen, damit wir im Überflug nicht mit dem Gebäude kollidieren.“

„Verstanden“, sagte Takeo. Mit seinen optischen Sensoren erfasste er den Gleiter, der einige hundert Meter entfernt am Rande des Flugfelds vorbeizog. Der Schusslärm der Soldaten, die weiterhin die Drachen in Schach hielten, übertönte sein sirrendes Antriebsgeräusch.

Kurz dachte Miki an General Suzi Quinn. Seit zwei Drachen den Abrams M1 Kampfpanzer zerlegt hatten, mit dem sie einen ihrer Artgenossen abgeschossen hatte, war von ihr kein Lebenszeichen mehr gekommen. Wahrscheinlich saß sie in dem Wrack fest und ihr Funkgerät war defekt. Vielleicht war sie bewusstlos, verletzt – oder noch Schlimmeres. Gewissheit würden sie wohl erst erhalten, wenn der Kampf vorüber war.

„Wir sind soweit!“, rief Quart’ol. An seiner Stimme erkannte Miki, dass der Hydrit äußerst erregt war. „Wir wagen den Versuch.“