Maddrax 528 - Sascha Vennemann - E-Book

Maddrax 528 E-Book

Sascha Vennemann

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Beschreibung

Matthew Drax und GRÜN, auf DNA-Ebene miteinander verbunden, stehen nach dem vergeblichen Kampf gegen die Rote Pest am Rande des Todes. Nur wenn sich GRÜN an einem der Energiepunkte der Erde regenerieren kann, haben sie noch eine Chance. Während sich die Seuche weiter ausbreitet und die Hydriten an einer bionetischen Bombe forschen, bringt Aruula die beiden in einer Transportqualle zu so einem Punkt tief unter dem Meer. Dort öffnet GRÜN ein Tor in seine Gedankenwelt und Vergangenheit, und Matt erfährt Unglaubliches ...

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Seitenzahl: 143

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

GRÜN

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Elena Schweitzer/shutterstock

Autor: Sascha Vennmann und Lucy Guth

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9702-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Mensch­heit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde…

Um diese fünfzig Kilometer durchmessenden Parallelwelt-Areale, die von hohen Dornenhecken umgeben sind, aufzuspüren, nutzen Matt und Aruula ein im Erdorbit installiertes Satelliten-Netzwerk. Mit einem Gleiter überwinden sie die Pflanzenwälle, begleitet vom Sauroiden Ydiel. Eine ihrer Reisen führt sie in ein paralleles Rom, das von einem zeitreisenden Archivar namens Patrem regiert wird, der in Agartha ein neues Machtzentrum errichten will. Doch auch das Königreich im Himalaja wurde in eine Parallelwelt versetzt. Patrem kommt ums Leben; zurück bleiben seine gefährlichen Artefakte. Matt will sie im Hort des Wissens deponieren, einer Enklave befreundeter Retrologen und Wissenschaftler.

Da taucht sein Erzfeind Colonel Aran Kormak auf. Im Kampf gegen ihn wird Ydiel von einer Artefaktwaffe auf Insektengröße verkleinert. Kormak kann entkommen, als ein weiteres Areal erscheint: die Stadt Coellen (Köln) – und mit ihr der Neo-Barbar Rulfan, ein in ihrer Welt längst verstorbener Freund.

Kormak nimmt derweil Kontakt zu den Reenschas in Glasgow auf, wird deren Chefexekutor und greift den Hort des Wissens an, scheitert aber und wird von seinen neuen Verbündeten in den Kerker geworfen.

Inzwischen wächst Ydiel langsam wieder zu seiner ursprünglichen Größe heran. Matt und Aruula bringen ihn zurück nach Yucatán. Zuvor müssen sie jedoch miterleben, wie Kormak mit einem Ballon aus der Festung der Reenschas flieht – und mit dem Miniaturisierer verkleinert wird! Rulfan schließt sich den Freunden wieder an.

Da empfängt Aruula einen Hilferuf von der Pflanzen-Entität GRÜN, die sie nach Neuseeland lockt, wo ein Volk nach den Büchern von J.R.R. Tolkien lebt. Dort treffen die Freunde auf eine botanische Seuche, die aus einer Parallelwelt herübergekommen ist und die Erde zu überwuchern droht. GRÜN, der, wie sich nun herausstellt, für die Dornenhecken rund um die Anomalien verantwortlich war, ist machtlos gegen die Rote Pest, die sogar Aruula und einige Hydriten okkupiert! GRÜN verbindet sich mit Matthew Drax, um den Angriff vorerst zurückzuschlagen, wird dabei aber derart geschwächt, dass beide zu sterben drohen, wenn GRÜN sich nicht an einem Energiepunkt der Erde neu „auflädt“. Aruula schafft Matt dorthin, während die anderen eine bionetische Waffe gegen die Rote Pest entwickeln, für die sie aber GRÜN benötigen.

GRÜN

von Sascha Vennemann und Lucy Guth

Aruula verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen und starrte hinaus in die Dunkelheit. Hier, tief unter dem Meer, gab es keine Richtungen, keine Orientierungspunkte. Ab und zu schwebten kleine Algen oder verirrte einzelne Fische in die diffusen Lichtkegel, welche die Strahler der hydritischen Transportqualle in die alles schluckende Schwärze schickten.

Ist es so, wenn man tot ist?, fragte sich die Barbarin. Ein Bewusstsein, das irgendwo im Nirgendwo schwebt? Nein, nicht für sie. Sie würde an Wudans Tafel sitzen und mit großen Kriegern speisen.

Ein Aufstöhnen ließ sie herumfahren. „Es ist kalt“, murmelte Maddrax. „Warum … ist es so kalt?“

Aruula fröstelte ebenfalls. Ihr Gefährte war krank und schwach. Sie wollte jetzt nicht an den Tod denken. Weder an ihren eigenen noch an den des Mannes, den sie liebte …

Trotz der Enge in der Transportqualle war es dem Wesen aus lebendigem bionetischen Material gelungen, eine Pritsche auszubilden, auf der sich Matt ausruhte und immer wieder in einen leichten Dämmerschlaf glitt. Das gallertartige Material passte sich den Körperkonturen an und härtete dann in der Tiefe so weit wie nötig aus, um Stabilität zu bieten, während es an der Oberfläche weich wie ein Kissen blieb.

Auch der Hocker vor den Quallen-Kontrollen, auf dem Aruula saß, war so beschaffen. Sie seufzte, wandte sich von dem transparenten Sichtfeld ab, durch das sie die Tiefsee betrachtet hatte, und beugte sich zu Maddrax hinüber, ohne sich zu erheben.

Sein bleiches Gesicht wies ein Netzwerk aus roten Adern auf. Schweißtropfen rannen ihm über die Stirn. Das Fieber war wieder da; es kam in Schüben, immer dann, wenn sich sein Körper gegen das Fremde wehrte, das sich ihn ihm eingenistet hatte.

Aruula strich ihrem Gefährten über die Wangen. „Wir sind dorthin unterwegs, wo wir dir helfen können“, sagte sie leise. „Mach dir keine Sorgen und ruhe dich aus.“

Ein schwaches Lächeln stahl sich auf Maddrax’ Gesicht. „Das ist nicht so einfach, wenn ein mit dem Tode ringender Pflanzengott in dir steckt, der dir alle Kraft raubt“, antwortete er mit kratziger Stimme. „Wie hast du das nur ausgehalten damals?“ Sein trüber Blick suchte den ihren, irrlichterte aber nur ziellos durch den schwach fluoreszierenden Innenraum der Qualle.

Aruula dachte an die Zeit zurück, als das Pflanzenwesen GRÜN in ihr gesteckt hatte.1) Da war nur ab und zu der Anflug eines fremden Bewusstseins gewesen, ansonsten hatte sie nicht viel von ihm gespürt. Obwohl es natürlich auch von ihrer Lebensenergie gezehrt hatte, um zu überleben.

Aber die Umstände waren diesmal ganz andere. Die Rote Pest, eine entartete und von schädlichen Umwelteinflüssen veränderte Version von GRÜN aus einer anderen Realität war durch ein Portal auf ihre Erde gelangt und drohte alles zu infizieren und zu zerstören, was sich ihr in den Weg stellte.

Während Rulfan und Quart’ol zusammen mit Ru’kor und Shin’loa in der Hydritenstadt Rymaris an einer „bionetischen Bombe“ arbeiteten, um die Gefahr zu bannen, musste GRÜN nach seinem Einsatz gegen die Rote Pest erst wieder zu Kräften kommen. Und dafür musste sich das Pflanzenwesen an einem ganz besonderen Ort regenerieren: an einem der Energiepunkte der Erde.

An diesen Punkten konnte GRÜN sich mit seiner ureigenen Sphäre verbinden, aus ihr Kraft schöpfen und genesen. Bis sie dort waren, musste er allerdings weiter von Maddrax’ Lebenskraft zehren.

Aruula war in Gedanken versunken gewesen und hatte ihrem Gefährten noch immer nicht geantwortet, als dieser erneut stöhnte. „Wir … sind nicht mehr weit entfernt“, murmelte er. „GRÜN spürt, wie wir uns dem Ort nähern.“

Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln wandte sich wieder den Kontrollen zu und steuerte die Transportqualle so weit zum Meeresboden hinab, bis das Licht der Scheinwerfer den trüben Untergrund berührte. Bizarre, unförmige Tiefsee-Wesen mit riesigen, silbern glänzenden Augen schraken aus dem Schlick hoch, um blitzschnell in der Dunkelheit jenseits der Lichtkegel zu verschwinden.

Nach einer Weile registrierte Aruula, wie der Meeresboden leicht anzusteigen begann. Sie vermutete, dass sich die Qualle nun der Südküste von Ausala näherte. Dort lag das Ziel, das GRÜN ihnen in mentalen Bildern vermittelt hatte.

Der Tauchgang hatte eine weitere halbe Stunde sanften Anstieg mit sich gebracht, während dem sich die Welt um die Transportqualle herum immer mehr veränderte.

Das Leben kehrt zurück, ging es Aruula durch den Kopf. Erst waren es nur einige wenige Algen, die vor ihnen durchs Wasser schwebten. Dann wuchsen plötzlich kleine Korallen aus dem Boden und wiegten sich, wie von einem sanften Wind bewegt, hin und her. Sie schillerten in kräftigen Farben, die hier unten sonst niemand wahrnahm, der nur über das menschliche Sehspektrum verfügte.

Bald darauf jagten kleine Fischschwärme um die Qualle herum, gefolgt von größeren Exemplaren mit auffälligem Unterbiss und äußerst spitzen Zähnen.

Aruula schnappte kurz nach Luft, als eines der Biester – ein etwa anderthalb Meter langes Tier – vorschnellte und sich in die gallertartige Außenhaut der Qualle verbiss.

Fasziniert beobachtete Aruula, wie das bionetische Wesen instinktiv reagierte und seine Außenhaut an der angegriffenen Stelle aushärtete, sodass der Fisch mit seinen Kiefern den Halt verlor und abglitt. Als ihn gleich darauf ein Tentakel umklammerte und kraftvoll von der Qualle wegriss, suchte er sein Heil in der Flucht.

Und dann, von einem Augenblick auf den anderen, war das Ziel erreicht.

Aruula verschlug es den Atem, als sich plötzlich die Umrisse gewaltiger Felsblöcke aus der Schwärze der Tiefsee herausschälten. Allein die Konturen der Felsen ließen die Bilder schrecklicher Ereignisse der Vergangenheit wieder in ihr aufsteigen: die Visionen des „Brennenden Felsens“, die sie und Tausende andere Telepathen einst ins Herz Ausalas zum Uluru gelockt hatten, wo sich ein Krieg der kosmischen Wesen anbahnte.

Das hier waren die Überreste der Uluru-Kopie, die als Echo der gewaltigen Kräfte des Finders an diesem Energiepunkt entstanden waren. Maddrax hatte sie mit Hilfe eines Quallen-Prototypen mit gewaltiger Feuerkraft zerstört, um den Lockruf, den der Finder an seinen Herrn ausgesandt hatte, zu beenden. Die Überreste lagen immer noch hier; ein Mahnmal vergangener Zeiten.2)

Während die Transportqualle langsam über das Trümmerfeld hinweg und weiter hinauf glitt, spürte Aruula, wie Maddrax sich hinter ihr auf der Pritsche aufrichtete. Schwer atmend und sich mit den Händen auf der Sitzfläche abstützend, beugte er sich vor und blinzelte aus dem Sichtfenster der Qualle.

„Den Göttern sei Dank“, röchelte er. „Wir haben es geschafft!“

Aruula schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, das er zaghaft erwiderte.

Mittelmeer, in der Nähe der ehemaligen Stadt Triest

In sanften Wellen schwappte das Wasser über den Kiesstrand und brachte damit die großblättrigen Algen, die sich zwischen den Steinen ausgebreitet hatten, in Bewegung. Quart’ol bückte sich, riss ein Büschel davon aus dem Boden und zerrieb die Pflanze zwischen seinen Fingern.

Das satte, matschige Grün roch appetitlich nach reinem Salzwasser. Es war eine gesunde, kräftige Farbe. Ganz anders als das Rot, das sich vor dem inneren Auge des Hydriten ausbreitete, wenn er an die Gefahr dachte, die sich auf der anderen Seite des Globus zusammenbraute.

Die Rote Pest breitete sich immer weiter aus, und nur wenn es ihnen rechtzeitig gelang, ihr Einhalt zu gebieten, war die Welt nicht dem Untergang geweiht.

Deswegen waren sie hier, in Rymaris. Deswegen hatten Rulfan, Shin’loa und er nach Wegen gesucht, die Seuche einzudämmen. Aber dazu brauchten sie die Kräfte des Pflanzenwesens GRÜN, das zusammen mit Matt und Aruula unterwegs nach Australien war, um nach dem kräftezehrenden Kampf gegen die Seuche wieder zu genesen.

Sie haben ihre Aufgabe und wir die unsere, dachte Quart’ol und richtete sich wieder auf. Die Algenreste warf er achtlos zurück in die Wellen, die seine Flossenfüße umspülten.

Sein Blick wanderte den Strand entlang zum Gleiter, den Matt vor zwei Tagen hier am Ufer des Zwischenmeers, wie die Hydriten das Mittelmeer nannten, im Schutz eines verfallenen Schuppens abgestellt hatte, bevor sie zusammen hinab zur Hydritenstadt Rymaris getaucht waren. Shin’loa hatte sie dort schon erwartet; sie war über Funk informiert worden.

Aber nun wurde es Zeit, wieder aufzubrechen. Sie hatten Fortschritte bei der Bekämpfung der Pest gemacht – wenn auch bislang nur theoretischer Natur.

Rulfan und Ru’kor, der wilde Hydrit aus Rooma, waren gerade dabei, die letzten Behälter mit bionetischer Masse aus den Transportquallen auszuladen, die sie von Rymaris zum Ufer geschafft hatten. Es waren zahlreiche Kanister, gefüllt mit einer hochkonzentrierten Züchtung, die sich rasend schnell vermehren konnte – den richtigen Katalysator vorausgesetzt.

Dieser „Brandbeschleuniger“ war GRÜN selbst. Seine Kräfte der Pflanzenmanipulation grenzten ohnehin schon beinahe an Zauberei. Potenziert mit den „bionetischen Bomben“, wie Shin’loa sie nannte, konnten sie der Roten Pest vielleicht Herr werden.

Sie können es nicht nur, sie werden es auch, dachte Quart’ol grimmig. Zusammen mit Rulfan und Ru’kor hatte er die Simulationen immer und immer wieder durchlaufen lassen, bis die Parameter eine immerhin achtzigprozentige Erfolgschance ergaben. Ru’kor und seine Anhänger mit ihrem tiefen Verständnis der Bionetik hatten dabei die entscheidenden Impulse gegeben.

Quart’ol sah dem muskelbepackten Landsmann zu, der allein zwei Kanister schulterte, von denen er selbst nicht einmal einen ohne Probleme hätte tragen können. Wenn sie die Bomben mit der RIVERSIDE – so hatte Matt den Gleiter getauft – an bestimmten Punkten des überwucherten Gebiets abwarfen, würden sich die Detonationsradien miteinander verbinden und die aggressive Seuche zurückdrängen, die bereits etliche Quadratkilometer Land unter sich begraben hatte. Quart’ol hatte die errechneten Koordinaten in den Bordcomputer der RIVERSIDE eingespeist.

Sie hatten das Material, sie hatten einen Plan – und sie hatten ihre Hoffnung, dass er auch funktionieren würde. Der einzige unsichere Faktor war GRÜN. Quart’ol hoffte wirklich, dass Matt und Aruula Erfolg hatten und sich das Wesen an dem Ort, den er den beiden telepathisch gezeigt hatte, wieder erholen konnte. Sonst wären alles Material, alle Pläne und auch alle Hoffnung wertlos.

„So, das war der letzte Behälter“, schnaufte Rulfan, als er aus dem Gleiter trat und sich heftig atmend vorbeugte. Schweiß stand auf der Stirn des Albinos. „Bin ich froh, dass wir das Zeug später nicht wieder zurückkarren müssen.“

Ru’kor stapfte aus dem Lagerraum des Gleiters an ihm vorbei und gab ein amüsiertes Schnaufen von sich. Er sah nicht so aus, als hätte er sich irgendwie verausgabt. „Wenn GRÜN so stark ist, wie es die Parameter der Simulation vorgeben, dann ist das mehr als genügend bionetischer Sprengstoff“, sagte er und deutete mit der Flossenhand nach hinten über seine Schulter.

„Besser zu viel als zu wenig“, entgegnete Quart’ol. „Wir können es nicht riskieren, dass auch nur die kleinste Faser der Roten Pest zurückbleibt. Sonst geht das ganze Spiel von vorne los.“

„Wird es nicht“, gab sich Rulfan zuversichtlich. Barfuß watete er nach einmal zu den beiden nun fast leeren Transportquallen hinüber, die im flachen Wasser vor sich hinschaukelten. Er griff sich den Rucksack mit seinen persönlichen Sachen, sprang zurück ins Wasser und gab der Qualle einen Klaps, wie man ihm vielleicht einem braven Pferd gegeben hätte. „Du kannst nach Rymaris zurückkehren“, sagte er zu der ballförmigen Hohlqualle, die daraufhin ihre Öffnung zusammenzog und sich mittels kleiner Tentakel zurück ins tiefere Wasser hangelte. Gleich darauf war sie in den Fluten verschwunden.

Quart’ol kratzte sich verlegen am Flossenkamm. „Dann ist jetzt wohl die Zeit für den Abschied gekommen“, meinte er.

„Hoffentlich nicht für lange“, antwortete Rulfan. „Wenn alles gut läuft, sehen wir uns in zwei, drei Tagen am Einsatzort.“

„Nicht genau dort, sondern in sicherer Entfernung“, stellte Quart’ol richtig. „Der Treffpunkt, den wir auch mit Matt und Aruula ausgemacht haben, wird bis dahin noch nicht von der Roten Pest erfasst sein. Und Shin’loa und ich kommen dann auch dorthin.“

„Wir werden vermutlich als Letzte dort eintreffen. Es wäre also gut, wenn ihr schon einmal ein Lager vorbereitet“, bemerkte Ru’kor. Von seinen Leuten hatte er sich bereits in Rymaris verabschiedet. Er würde mit Rulfan die RIVERSIDE fliegen und ein Auge auf den bionetischen Sprengstoff haben.

Es war alles gesagt. Quart’ol wartete noch, bis Rulfan den Gleiter gestartet hatte und über die glitzernden Wellen des Zwischenmeers davonflog. Bald war er hinter dem Horizont verschwunden.

Quart’ol wandte sich um und ging zur zweiten Transportqualle hinüber, die geduldig auf ihn wartete. Wieder fiel sein Blick auf den Kieselstrand und die leuchtend grünen Algen.

Einem plötzlichen Impuls folgend bückte sich der Hydrit und kniff sich eines der ledrigen Blätter ab, strich es glatt und steckte es sich in den Lendenschurz. Er glaubte zwar nicht an Talismane und Glückbringer, und die Alge würde wohl kaum ihre satte Farbe bis ans andere Ende der Welt behalten, aber was konnte es schon schaden?

Er stieg in die Transportqualle und machte sich auf den Weg zurück zur Hydritenstadt, um Shin’loa einzusammeln. Dank der hydritischen Transportröhren würden sie die weite Strecke nach Neuseeland in etwa zwei Tagen hinter sich bringen können.

Aruula steuerte die Transportqualle in einem leichten Bogen um das Trümmerfeld auf dem Meeresgrund herum. Es erhob sich stufenförmig zur Mitte hin und fiel zu den Seiten ab.

Sie hörte Maddrax’ schweren Atem neben sich. Ihr Gefährte wollte nicht länger liegen, also hatte die Qualle eine zweite Sitzgelegenheit für ihn ausgeformt, auf der er sich niedergelassen hatte. Er stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab. Sein Blick war immer noch glasig, aber schon viel wacher als auf der gesamten restlichen Reise.

Das Licht der Quallenscheinwerfer wurde jetzt weiter gestreut, und Matt und Aruula konnten mehr vom dem erkennen, was sich dort draußen befand.

Früher hatte der Zwillingsberg des Uluru hier majestätisch aufgeragt. Nun hatten sich Korallen und Algen zwischen den Trümmerstücken festgesetzt und wucherten wie bunte Geschwüre.

„In ein paar Jahren werden die Pflanzen auch den Rest überdecken.“ Matt räusperte sich, damit seine Stimme nicht mehr ganz so kratzig klang. „Und dennoch bleibt dieser Ort immer besonders“, fügte er hinzu. Aruula sah, wie er sich schüttelte, als habe er an etwas Unheimliches gedacht. „Die Energie, die von hier ausgeht … Dank GRÜN kann ich sie ganz deutlich spüren.“

Ein Grinsen huschte über Aruulas Gesicht, das Matt offenbar bemerkte hatte. „Was ist?“, fragte er verwundert.

„Ach, eigentlich nichts“, antwortete sie. „Es ist nur so ungewohnt, dich solche Sachen sagen zu hören. Normalerweise ist das doch mein Gebiet … Emotionen spüren, Bilder und Visionen … Es ist fast so, als hättest du jetzt auch einen Lauschsinn.“