Maddrax 660 - Michael Blihall - E-Book

Maddrax 660 E-Book

Michael Blihall

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Beschreibung

Während Grabungen in einer Mine des Örtchens Big Whiskee nahe Topeka, Kansas, kommt es zu einem Einsturz des Stollens. Mehrere Arbeiter werden verschüttet. Bei der Bergung helfen auch Kräfte aus einen nahe gelegenen WCA-Fort. Einen Tag, bevor die Arbeiten wieder aufgenommen werden sollen, treibt die Neugier den Vorarbeiter Ruben in die Stollen. Er möchte wissen, was sich in der Kammer befindet, die der Felssturz freigelegt hat. Am nächsten Morgen kehrt er aus der Höhle zurück - aber er hat sich verändert. Zunächst fällt seinen Arbeitern nur auf, dass er auffallend euphorisch ist und eine fast manische Energie zeigt. Doch bald werden auch eine zunehmende Aggressivität und Unberechenbarkeit deutlich und rufen die WCA auf den Plan ...


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Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Monsterfrösche aus der Tiefe

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« die Erde. In der Folge verschiebt sich die Erdachse, und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist – bis auf die Bunkerbewohner – auf rätselhafte Weise degeneriert.

In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Fliegerstaffel beim Einschlag durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz wird er von Barbaren gerettet, die ihn »Maddrax« nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula findet er heraus, dass Außerirdische mit dem Kometen – dem Wandler, der sich als lebende, schlafende Entität entpuppt – zur Erde gelangten und schuld sind an der veränderten Flora und Fauna und der Verdummung der Menschen. Nach langen Kämpfen mit den Daa'muren erwacht der Wandler, weist sein Dienervolk in die Schranken und zieht weiter. Mit zwei Daa'muren, die auf der Erde zurückblieben – Grao und Ira – haben sich Matt und Aruula sogar angefreundet.

Bei einem Abstecher zum Mars, auf dem sich eine Expedition aus dem Jahr 2010 zu einer blühenden Zivilisation entwickelt hat, erfährt Matt von der Spezies der Hydree, die vor 3,5 Milliarden Jahren hier lebten und mittels eines Zeitstrahls zur jungfräulichen Erde umzogen, als ihr Planet seine Atmosphäre und Ozeane verlor. Mit ihren Nachkommen, den telepathisch begabten Hydriten, die von den Menschen unentdeckt am Meeresgrund leben, hatte Matt schon Kontakt und nennt einen von ihnen, Quart'ol, einen guten Freund.

Diese »Tunnelfeldanlage«, die wie ein Transporter funktioniert, in dem die Zeit unendlich gedehnt werden kann, ist bis heute in Betrieb und verursachte auch den Zeitsprung von Matts Flugstaffel um 504 Jahre, als die den Strahl querte. Dabei legt der Strahl einen Tachyonenmantel um lebende Zellen, der den Altersprozess fünfzig Jahre lang drastisch verlangsamt.

Seither ist viel Zeit vergangen – wir schreiben inzwischen das Jahr 2554 –, und all die Erlebnisse unserer Helden an dieser Stelle zu schildern, wäre unmöglich. Es gibt sogar eine Erdkolonie in einem fernen Ringplanetensystem, zu dem allerdings der Kontakt abgebrochen ist. Ihre Freunde Tom, Xi und deren Tochter Xaana (die eigentlich Matts Kind ist) leben dort auf dem Mond Novis.

Nicht nur einmal haben Matthew Drax und Aruula die Erde vor dem Verderben gerettet und mächtige Feinde bekämpft – zuletzt die vampirhaften Nosfera, die die WCA (World Council Agency, kurz: Weltrat) übernehmen wollten. Auf diese Organisation traf Matt schon früh. Momentan steht ihr General Aran Kormak vor, ein in der Vergangenheit eher zwielichtiger Charakter, der sich aber gewandelt und großes Interesse zu haben scheint, Meeraka (ehem. USA) und danach andere Länder friedlich zu einen.

Auch um Kormak weiterhin im Auge zu halten, geht Matt auf seinen Vorschlag ein, zusammen mit Aruula im Auftrag des Weltrats eine schnelle Eingreiftruppe zu bilden und für ein Bündnis unter dem Dach der WCA zu werben.

Dies sind ihre Abenteuer...

Weitere Informationen und Hintergründe zur Serie findet ihr unter https://de.maddraxikon.com im Internet!

Monsterfrösche aus der Tiefe

von Michael Blihall

Die Morgendämmerung lag noch über dem Tal, als die Arbeiter der Big-Whiskee-Mine mit ihrer Tagschicht begannen. Das Knirschen von Schaufeln auf Stein und das gedämpfte Hämmern der Spitzhacken hallten durch die schmalen Gänge des Stollens. Das Zersprengen und Ausgraben der Erzadern tief im Inneren des Berges war Routinearbeit. Doch an diesem Morgen schien etwas anders zu sein.

Der Vorarbeiter Ruuben Daglass beobachtete mit Argwohn die Arbeiten an der neuen Passage, die in den letzten Tagen entstanden war. »Das Gestein ist zu brüchig«, murmelte er mehr zu sich selbst als zu den anderen. Seine Warnungen waren bekannt, doch meist blieben sie ungehört. Die Mine musste produktiv bleiben! Egal, unter welchen Bedingungen.

Und im nächsten Moment, wie um seine Bedenken zu bestätigen, vibrierte der Boden ...

Er spürte es zuerst in seinem Magen.

Ein dumpfes Grollen, das seinen Körper hinunter in die Beine fuhr und von dort direkt in den Boden des Stollens. Instinktiv wusste er, dass es genau umgekehrt war.

Es schien, als wäre der Berg plötzlich zum Leben erwacht.

Von vorne hörte Ruuben auch schon Dschimm, einen der erfahreneren Arbeiter seines Trupps, mit voller Stimme rufen: »Alle raus, sofort! Der Stollen bricht ein!«

Dann ein ohrenbetäubender Knall!

Innerhalb von Sekunden füllten Staub und Trümmer die Luft. Die Lampen flackerten, und Schreie durchbrachen das Chaos.

Ein Teil des Stollens war eingestürzt! Panik brach aus.

Die Staubwolke umhüllte Ruubens Körper, doch er konnte nicht einfach davonlaufen, wie es ihm seine Instinkte befahlen. Nicht, bevor er sicher sein konnte, dass seine Männer sich vor der Gefahr hatten retten können.

»Alle raus! Alle raus!«, schrie er hustend.

Erleichtert registrierte er, wie seine Kumpel an ihm vorbeirannten. So schnell sie konnten, brachten sie sich fluchend und stolpernd in Sicherheit. Anfangs zählte Ruuben noch durch, doch das gab er schnell auf. Zu unübersichtlich und hektisch war die Situation.

Erst als er das Gefühl hatte, dass niemand mehr folgte, brachte er sich ebenfalls in Sicherheit und verließ den Stollen.

Draußen vor der Mine herrschte hektische Betriebsamkeit. Die Männer riefen aufgeregt durcheinander.

»Wo ist Ra'uul?«, fragte einer. »Hat jemand Ra'uul gesehen?«

Schweiß lief über Ruubens Stirn und zog graue Schlieren über sein staubiges Gesicht.

»Ruhe jetzt!«, rief er. »Beruhigt euch! Wir müssen durchzählen!«

Er blickte in schmutzverkrustete Gesichter. Obwohl er mit diesen Männern seit Wochen zusammenarbeitete, erkannte er in seiner Aufregung niemanden mehr wieder.

»Die Liste!«, verlangte er. »Wo ist die Liste?«

Einer der Männer drückte ihm einige Blätter Papier in die Hand. Es war sein Assistent Maikel, den er an seinen strahlend blauen Augen wiedererkannte.

»Danke«, sagte Ruuben knapp. Dann rief er: »Und jetzt seid alle mal ruhig. Ich lese eure Namen vor. Sagt laut und deutlich ›Hier‹, wenn ich euch aufrufe!«

Das Vorlesen der Namen dauerte nur wenige Minuten. Am Ende wurden drei Männer vermisst: Ra'uul, Denni und Pool.

»Verdammt«, stieß Ruuben aus. »Sie sind noch drinnen. Wir müssen sie da rausholen.«

Entschlossen schnappte er sich eine Lampe. Der Staub und das Grollen hatten sich bereits gelegt, und die Männer wollten am liebsten sofort mit der Rettungsaktion beginnen.

Doch Ruuben teilte sie zuerst in Gruppen, die danach mit Spitzhacken und Schaufeln in die Mine liefen. Jede Minute zählte.

»Maikel!«, rief der Vorarbeiter seinen Stellvertreter zu sich.

»Ruuben?«

»Ich gehe mit den Männern in die Mine. Du schnappst dir eines der Horsays und reitest nach Big Whiskee.«

»Was soll ich dort, Ruuben? Du brauchst hier jeden Mann.«

»Eben. Ich will, dass du die Bürgermeisterin informierst. Sie hat ein Funkgerät in ihrem Büro. Sie soll das WCA-Fort1 anfunken. Captain Suarez soll uns Männer schicken. So viele, wie er für eine Rettungsaktion bereitstellen kann.«

»Mach ich!«

Während Maikel loslief, wandte sich Ruuben in die andere Richtung und folgte seinen Männern in die Mine.

Etwa eine Stunde später waren sie noch nicht weit gekommen. Sie hatten zwar schon einen beträchtlichen Teil der Steine und Trümmer, die den Zugang versperrten, weggeräumt. Aber sie hatten immer noch keine Lebenszeichen der Verschütteten erhalten.

Noch bevor tatsächlich ein Trupp WCA-Soldaten aus dem nahen Fort anrückte, hatten sich schon einige Bewohner von Big Whiskee im Hauptlager der Mine eingefunden. Sie hatten durch Maikel von dem Unglück erfahren und waren gekommen, um selbst mit anzupacken. Viele trieb aber auch die Angst um ihre Liebsten hierher.

Mütter, Ehefrauen und Kinder der Arbeiter bangten am Eingang der Mine um ihre Männer und Väter. Ihre Gesichter waren gezeichnet von Angst und Hoffnung.

»Ich habe etwas gehört!«, rief endlich einer der Männer, die tiefer im Stollen gruben. Augenblicklich hielten alle den Atem an und es wurde ruhig.

Dann hörte Ruuben es auch: ein dumpfes Klopfen, das durch das Gestein drang.

Adrenalin strömte durch seinen Körper, während die Arbeiter und Soldaten um ihn herum in Jubel ausbrachen.

»Weiter so, Männer!«, rief er, als sich die Menge langsam wieder beruhigte. »Wir holen sie da raus!«

Die Männer verstärkten ihre Anstrengungen, doch das Gestein war immer noch instabil, und jede falsche Bewegung konnte einen weiteren Einsturz auslösen.

Nach Stunden der Anstrengung gelang es endlich, einen Schacht zu öffnen. Ra'uul wurde als Erster geborgen. Er hatte Prellungen und Schnittwunden, war aber bei Bewusstsein. Als er ins Freie getragen wurde, brach Jubel unter den Einwohnern von Big Whiskee aus.

Doch die Rettungsaktion war noch nicht vorbei. Immer noch steckten zwei Männer unter den Felsen fest.

Denni, der Jüngste der drei Verschütteten, wurde kurz darauf gefunden. Er war schwer verletzt, doch sein breites Lächeln zeigte, dass er kämpfen wollte.

»Halte durch, Denni«, flüsterte Ruuben und hielt die Hand des Jungen, während er vorsichtig auf eine Trage gelegt, ins Freie gebracht und versorgt wurde.

Ein Mann fehlte noch. Pool. Doch der gab kein Lebenszeichen mehr von sich, kein Klopfen.

Als sein Körper schließlich gefunden wurde, wurde es traurige Gewissheit: Trotz aller Bemühungen konnten die Helfer ihn nur noch tot bergen.

Die Nachricht von Pools Tod traf die Menschen, die vor der Mine warteten, hart. Seine Frau und seine beiden Kinder, die seit Stunden auf ein Wunder gehofft hatten, brachen in Tränen aus.

Ruuben hatte keine Kraft mehr, Pools Familie zu trösten. Staubbedeckt und erschöpft sank er am Eingang der Mine zusammen.

Der Vorarbeiter hatte kaum Zeit, seine Gedanken zu sortieren, als er die schweren Schritte vor sich auf dem Schotter hörte.

Sheriff Silas Ochoa näherte sich mit entschlossener Miene. Der große Mann mit dem wettergegerbten Gesicht trug wie immer seinen breitkrempigen Hut. Sein Blick wanderte über die versammelten Männer und Frauen am Eingang der Mine, bevor er vor dem Vorarbeiter stehen blieb.

»Ruuben«, begrüßte er ihn mit ruhiger, aber fester Stimme. »Was ist passiert?«

Ruuben wischte sich mit seiner zerschlissenen Stoffmütze den Schweiß und Staub von der Stirn, bevor er verbittert antwortete: »Ist das noch nicht zu dir durchgedrungen, Silas? Ein Einsturz. Der neue Tunnel war zu instabil. Ich hab's kommen sehen, verdammt noch mal, aber Lisa ... äh, niemand wollte zuhören.«

Ruuben hatte erwartet, dass Silas beim Vornamen der Bürgermeisterin zusammenzucken würde. Doch das geschah nicht, nur seine Augen verengten sich.

»Wurden die Sicherheitsvorschriften eingehalten?«, fragte der Sheriff.

Ruuben hob die Hände, eine Mischung aus Abwehr und Müdigkeit. »So gut es ging! Die Männer haben hart gearbeitet, aber die Bedingungen ... Der Fels da unten ist spröde.«

Silas nickte langsam und warf einen prüfenden Rundumblick über das Lager. »Wie viele Opfer?«

»Zwei haben wir lebend rausgeholt, Denni und Ra'uul. Aber Pool ...« Ruuben schüttelte den Kopf. Die Worte blieben ihm im Halse stecken. Er stand knapp davor, in Tränen auszubrechen, wollte sich vor dem Sheriff aber diese Blöße nicht geben.

Der Sheriff ließ seinen Blick über die erschöpften Männer und die weinenden Angehörigen schweifen. »Es hätte noch schlimmer kommen können, aber auch ein Toter ist immer noch einer zu viel.«

Ruuben horchte auf. Die Stimme des Sheriffs klang fast wie ein Vorwurf. Aber keiner, der sich gegen ihn richtete. Konnte es sein, dass Sheriff Ochoa die Entscheidungen der Bürgermeisterin von Big Whiskee nicht unterstützte? Die Worte klangen fast danach.

Trotzdem war sich Ruuben nicht sicher. Er spürte einen Druck, der sich auf seine Schultern legte, und richtete sich langsam auf. »Hör zu, Silas. Wir wissen, was wir tun. Und die Männer brauchen den Job, das weißt du genauso gut wie ich.«

Silas hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen. »Und ich weiß auch, dass weitere Einstürze Leben kosten könnten. Es gibt Berichte, dass der Stollen schon seit Wochen instabil ist. Stimmt das?«

Ruuben wich dem Blick des Sheriffs aus und zog unruhig an den Kanten seiner Mütze.

»Ich habe es der Bürgermeisterin mitgeteilt. Sie meinte, wir müssten das Risiko eingehen. Wir haben daraufhin versucht, die Stabilität zu sichern. Aber ...« Er unterbrach und deutete mit dem Kopf zum Eingang der Mine.

»Ruuben«, sagte Silas eindringlich, »ich verstehe den Druck, unter dem du stehst. Aber hier geht es nicht nur um eure Arbeit, es geht um euer Leben. Ich kann diese Mine unter solchen Umständen nicht weiter geöffnet lassen.«

Ein Raunen ging durch die Menge. Ihre Unterhaltung war nicht unbeachtet geblieben. Einige der Männer murmelten untereinander. Auch protestierende Frauenstimmen waren zu hören.

Ruuben trat einen Schritt näher an den Sheriff heran. »Silas, das kannst du nicht tun! Wenn du die Mine schließt, dann sind wir alle am Ende. Keine Arbeit, keine Baxx für die Familien. Was sollen wir dann machen?«

Der Sheriff hielt seinem Blick stand. »Es ist nicht endgültig. Aber bis wir sicherstellen können, dass keine Gefahr mehr besteht, bleibt der Stollen geschlossen. Das ist meine Entscheidung. Und sie ist nicht verhandelbar.«

Ruuben ballte die Hände zu Fäusten, sein Atem ging schwer. »Du verstehst nicht ... Lisa Colton, die Bürgermeisterin, sie ... Wir haben keine Wahl!«

»Doch, Ruuben, die haben wir«, entgegnete Silas. Seine Stimme war fest, aber nicht streng. »Die Wahl, Menschenleben über Profit zu stellen. Ich werde mit Lisa Colton sprechen. Sie kann die Entscheidung nicht alleine treffen, das macht der Stadtrat. Aber bis dahin gibt es keinen weiteren Abbau. Das ist mein letztes Wort, Ruuben.«

Der Vorarbeiter sah sich um. Die Augen der Gemeinde ruhten auf ihm, voller Unsicherheit und Erwartung. Er wollte protestieren, doch die Erschöpfung und die erdrückende Realität des Unglücks schnürten ihm die Kehle zu.

Schließlich nickte er knapp, wenn auch widerwillig.

»Gut«, murmelte er. »Aber beeilt euch mit eurer Entscheidung. Sonst haben wir bald nicht nur eine tote Mine, sondern eine tote Stadt.«

Silas legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, was auf dem Spiel steht, Ruuben. Glaub mir, ich werde tun, was ich kann.«

Mit diesen Worten wandte sich der Sheriff an die Menge. »Hört zu, Leute! Ich habe entschieden, dass die Mine bis auf Weiteres geschlossen bleibt. Niemand geht ohne meine Erlaubnis da rein. Ich werde alles daransetzen, dass wir schnell wieder in Betrieb gehen können, aber zuerst muss die Sicherheit gewährleistet sein.«

Einige murrten, andere nickten stumm.

Ruuben wandte sich ab. Seine Gedanken waren ein Wirrwarr aus Sorge, Wut und Resignation.

Er wusste, dass Silas recht hatte. Aber das machte es nicht leichter, die Blicke der Männer und Frauen zu ertragen, die auf eine Lösung hofften.

Die Sonne war bereits untergegangen, und ein kalter Wind sorgte dafür, dass die Straßen von Big Whiskee menschenleer blieben.

Vielleicht waren aber auch die Trauer und die Sorge um die Minenarbeiter der Grund dafür, dachte Silas Ochoa.

Schwach drangen die Stimmen einiger weniger Männer zu ihm herüber, die sich im Saloon befanden, zwei Holzbaracken weiter.

Er konnte nicht verstehen, was sie sagten, doch ihre Stimmen klangen ernst, nicht ausgelassen wie sonst um diese Zeit.

Er saß auf der Treppe vor seinem Office und beobachtete das Rathaus gegenüber. Die Farbe an dem ehemals weiß gestrichenen Gebäude blätterte ab und hätte schon lange eine Auffrischung vertragen.

Silas hatte immer schon gefunden, dass man den Zustand einer Stadt am besten am Zustand ihres Rathauses ablesen konnte. In Big Whiskee gehörte es noch zu den besser erhaltenen Gebäuden. Die meisten Einwohner lebten in Baracken, deren Zustand noch schlechter war als der der viel neueren Arbeiterunterkünfte im Hauptlager der Mine.

Der Sheriff hielt kurz die Luft an, als sich die große Eingangstür des Rathauses öffnete. Das Knarren der Tür war bis auf die andere Straßenseite zu hören. Da sah er sie auch schon: Lisa Colton, die Bürgermeisterin.

Sie verließ mit schnellen, entschlossenen Schritten das Gebäude. Ihre Schritte hallten über das Holz der Veranda, bevor sie auf die staubige Straße trat und direkt auf ihn zukam.

Ihr schulterlanges, dunkelbraunes Haar schimmerte im verblassenden Licht, und ihr wenn auch maßgeschneiderter Hosenanzug zeigte, dass sie sich nicht scheute, in Big Whiskee mit anzupacken.

Auch sie hatte bereits das Arbeitslager besucht und sich einen Überblick verschafft. Mit Sicherheit hat sie auch schon die betroffenen Familien besucht und ihnen Unterstützung angeboten.

Ihre Laune schien düster zu sein. Silas widerstand dem Impuls, sich den Hut noch tiefer ins Gesicht zu ziehen. Seine Gesichtszüge blieben regungslos, bis Lisa vor ihm anhielt.

»Du hast also die Mine geschlossen«, sagte sie, ohne ihn zu begrüßen. Ihr Tonfall war scharf wie ein Messer.

»Ich habe getan, was getan werden musste«, antwortete Silas ruhig, während er sie sitzend von unten mit festem Blick musterte. »Wir hatten drei Verschüttete, Lisa. Einer von ihnen hat es nicht geschafft. Soll ich warten, bis der Berg auch den Rest der Arbeiter verschlingt?«

Lisa schnaubte und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. »Wenn die Mine stillsteht, stirbt diese Stadt. Ohne Baxx können wir keine Lebensmittel heranschaffen und keine Gebäude instandhalten. Wir brauchen die Mine, Silas. Wir brauchen das Gold, das sich darin verbirgt. Glaub mir, wenn wir es erst gefunden haben ...«

»Heb dir dein Pathos für deine Wahlreden auf, Lisa«, entgegnete Silas mit einem Hauch von Schärfe. »Willst du das Risiko eingehen, dass wir bald mehr Witwen als Arbeiter haben? Frag Pools Frau, was sie von deinem Gold hält.« Er kniff die Augen zusammen. »Wenn es das Gold überhaupt gibt.«

Lisa trat näher, sodass nur noch wenige Zoll zwischen ihnen waren. Ihr Blick bohrte sich in seinen. »Hör auf, mir Moralpredigten zu halten. Deine Aufgabe als Sheriff ist es, das Gesetz durchzusetzen, nicht, über das Schicksal dieser Stadt zu entscheiden.«

»Unsere Aufgabe ist es, die Menschen hier zu beschützen«, konterte Silas. »Du auf deine, und ich auf meine Weise. Es ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem, Lisa. Es ist ein Sicherheitsrisiko. Wir beide wissen, dass der Berg instabil ist. Ich habe Ruubens Berichte gelesen, die du ignoriert hast. Wie lange willst du noch die Augen verschließen?«

Lisas Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen. Ihre Hand glitt unbewusst durch ihr braunes Haar. Eine Angewohnheit, die sie immer zeigte, wenn sie sich unter Druck gesetzt fühlte.