Mehr als ein Mensch - Gale Stanley - E-Book

Mehr als ein Mensch E-Book

Gale Stanley

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Beschreibung

Eine Werkatze und ein Werwolf – zwei Männer, die auf Kollisionskurs in eine Katastrophe sind – kämpfen gegen mehr an als nur animalische Anziehungskraft. Jesse Carroll ist auf der Flucht vor einem Auftragskiller. Als Caleb Wolfe ihn am Straßenrand aufgabelt, ahnt Jesse nicht, dass der Mann, in den er sich verliebt, der Mann sein könnte, der seinen Bruder getötet hat. Caleb Wolfe verlässt die Abteilung für Wandlerangelegenheiten, nachdem ihm befohlen wurde, einen jungen Katzenwandler zu töten. Da er weiß, dass die Feds ihn nicht stillschweigend gehen lassen werden, plant er, sich in Dogtown zu verstecken. Als Caleb einen Anhalter mitnimmt, ahnt er nicht, dass es sich um ausgerechnet den Mann handelt, den er töten sollte. Katzen und Hunde pflegen in seiner Welt keinen Umgang miteinander, aber die Lust, die er für die junge Katze empfindet, wird erwidert. Als sie in New York getrennte Wege gehen, kann Caleb Jesse nicht vergessen. Er sucht nach der Werkatze, ohne zu ahnen, dass er einen Mörder direkt zu dem Mann führt, den er liebt. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 27.000 Wörter

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

ÜBER GALE STANLEY

LESEPROBE:

Mehr als ein Mensch

Eine Werkatze und ein Werwolf – zwei Männer, die auf Kollisionskurs in eine Katastrophe sind – kämpfen gegen mehr an als nur animalische Anziehungskraft.

Jesse Carroll ist auf der Flucht vor einem Auftragskiller. Als Caleb Wolfe ihn am Straßenrand aufgabelt, ahnt Jesse nicht, dass der Mann, in den er sich verliebt, der Mann sein könnte, der seinen Bruder getötet hat.

Caleb Wolfe verlässt die Abteilung für Wandlerangelegenheiten, nachdem ihm befohlen wurde, einen jungen Katzenwandler zu töten. Da er weiß, dass die Feds ihn nicht stillschweigend gehen lassen werden, plant er, sich in Dogtown zu verstecken. Als Caleb einen Anhalter mitnimmt, ahnt er nicht, dass es sich um ausgerechnet den Mann handelt, den er töten sollte. Katzen und Hunde pflegen in seiner Welt keinen Umgang miteinander, aber die Lust, die er für die junge Katze empfindet, wird erwidert. Als sie in New York getrennte Wege gehen, kann Caleb Jesse nicht vergessen. Er sucht nach der Werkatze, ohne zu ahnen, dass er einen Mörder direkt zu dem Mann führt, den er liebt.

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.

Länge: rund 27.000 Wörter

GALE STANLEY

Mehr als ein Mensch

Großstadtaffären 3

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „More Than Human“:

Gale Stanley

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2024

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Widmung

Für Jonathan, mit all meiner Liebe.

Kapitel 1

Jesse stand mit dem Rücken zur Straße. Mit der einen Hand suchte er in seiner Tasche nach dem Schlüssel, mit der anderen drückte er auf die Gegensprechanlage. Er hoffte inständig, dass Jeff zu Hause war, denn er könnte in ernsthafter Gefahr sein.

Das könnten sie beide.

Komm schon, Jeff, mach die verdammte Tür auf.

Jesse hatte kein Auto. Wer konnte sich schon eins leisten? Er ging immer zu Fuß von seinem Job im Burgerlokal nach Hause, und heute Abend sagten ihm seine Katzeninstinkte, dass er verfolgt wurde. Im Moment wollte er einfach nur nach drinnen. Sein Bruder würde die Augen verdrehen und ihn paranoid nennen, und dann würden sie gemeinsam darüber lachen und ein Bier trinken. Aber Jeff war nur noch selten zu Hause. Warum sollte es heute Abend anders sein?

Endlich kamen Jesses Finger mit dem Schlüssel zum Vorschein. Mit zitternden Händen versuchte er, ihn ins Schloss zu stecken. Er zuckte zusammen, als er ein Geräusch hinter sich hörte, und hob die Nase, um in der Luft zu schnuppern. Ein Werwolf! Meistens lebten Katzen und Hundeartige getrennt und doch friedlich zusammen, doch kürzlich hatte sich ein Rudel Wölfe in den Lagerhäusern am Rande des Stadium Districts niedergelassen, und plötzlich waren brutale Überfälle und Morde in den Stadtteilen von Seattle an der Tagesordnung. War es einfache tierische Aggression oder steckte mehr dahinter? Die Armut zwang viele Werwesen, für die Menschen und gegen ihresgleichen zu arbeiten. Was auch immer der Grund war, die Aggressionspheromone, die von dem Wesen ausgingen, sagten Jesse, dass man diesem Wolf nicht trauen konnte. Der Schlüssel fiel aus seinen tauben Fingern und rutschte von der Stufe ins Gebüsch darunter.

Jesses Beinmuskeln spannten sich an, als er sich darauf vorbereitete, zu springen und dem Schlüssel zu folgen. Plötzlich bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung und wusste, dass es zu spät war. Der Mann, der von links kam, näherte sich ihm zu schnell und er konnte nicht klar denken. Sein Herz raste, als er herumwirbelte und sich auf einen Kampf vorbereitete. Der riesige Kerl war ihm fremd. Jesse hätte sich an jemanden erinnert, der so groß war. Er schätzte, dass der Mann fast zwei Meter groß war und weit über hundert Kilo wog. Größenmäßig war er weit unterlegen und es war zu spät, um sich in seine Katze zu verwandeln, aber er hatte noch eine Option übrig.

Jesses Hand schloss sich um seine Gürtelschnalle und drückte auf den polierten Chromkopf der Löwin Sekhmet. Die Kriegergöttin gab ein Klappmesser mit einer bösen, fünf Zentimeter langen Klinge frei. Jesses Hand schnellte mit katzenhafter Geschicklichkeit nach oben und schlitzte dem Riesen die Wange von der Lippe bis zum Auge auf. Der große Mann schrie und fuchtelte in der Luft, als er auf den Stufen den Halt verlor und schwer fiel.

Jesse raste davon wie ein außer Kontrolle geratener Zug. Auf der Straße stürzte er zu Boden und rollte unter ein Auto. Ein paar Sekunden später tauchte er auf der anderen Seite auf und sprang hoch. Er und der Riese sahen sich über die Motorhaube des Autos hinweg an. Aus der Kehle des Mannes kam ein animalisches Knurren, und blutiger Speichel floss aus seinem Mund. Er wischte sich mit seinem kräftigen Unterarm übers Gesicht und fletschte die Zähne.

Für einen so großen Mann bewegte sich der Riese schnell, aber Jesse bewegte sich schneller. Er hatte die schnellen Reflexe seines Alter Egos, eines Karakals, und hoffentlich hatte er noch ein paar weitere Leben in sich. Der U-Bahn-Eingang an der Kreuzung erregte Jesses Aufmerksamkeit und er lief dorthin. Hupen ertönten und Reifen quietschten, als er schräg über die belebte Straße und auf die Ecke zu sprintete. Gerade als er die Stufen hinunter verschwand, spürte er, wie sich sein Angreifer hinter ihm bewegte. Jesse beschleunigte sein Tempo, nahm zwei Stufen auf einmal und schob die Pendler aus dem Weg, während er ins Innere des U-Bahnhofs hinabstieg. Seine Schritte hallten in dem riesigen gekachelten Raum wider, der mit alten Plakaten und Graffiti geschmückt war.

Das Geräusch eines herannahenden Zuges, dessen überhitzte Bremsen pfiffen wie hundert Teekessel, trieb ihn weiter. Jesse packte das kalte Metall eines Handlaufs und sprang über das Drehkreuz an der Fahrkartenkontrolle. Niemand zuckte mit der Wimper. Schwarzfahrer und Vandalen waren hier an der Tagesordnung. Die Türen öffneten sich klappernd, und die Leute stiegen redend, hustend oder schimpfend aus, um in ihr warmes, sicheres Zuhause zu gelangen.

Jesse stürzte sich durch die Menschenmenge, schlüpfte an den Zugtüren vorbei und blieb keuchend stehen. Als er nach draußen schaute, sah er, wie der Riese die Leute aus dem Weg schob und schnurstracks auf den Zug zusteuerte. Scheiße! Das Schließen der Türen dauerte verdammt lange. Ein paar weitere Passagiere sprinteten an ihm vorbei und er hörte die bekannte Ansage „Achtung, die Türen schließen“ über die Lautsprech, aber die Türen blieben immer noch offen. Der Riese kam näher und Jesses Puls beschleunigte sich um ein Vielfaches. Die Züge waren alt und Jesse befürchtete, dass eine nicht funktionsfähige Tür seinen Tod bedeuten würde. Seine Muskeln spannten sich an, als er sich darauf vorbereitete, aus dem Zug zu rennen und zum U-Bahn-Ausgang zurückzukehren.

Schließlich schlossen sich die Türen, versperrten ihm den Weg und bildeten eine wirksame Barriere zwischen ihm und dem Riesen. Sein Körper schwankte, als der Zug sich in Bewegung setzte, und durch das verschwommene, verschmierte Fenster grinste Jesse über den mörderischen Gesichtsausdruck seines Angreifers und zeigte ihm den Finger. Der Zug rumpelte die Gleise hinunter und Jesse verlor den Riesen schließlich aus den Augen. Dann rutschte er auf eine leere Sitzbank und rückte dicht an das Fenster heran, ohne auf die Passagiere um ihn herum zu achten.

Die Zeit verschwamm, während er sich an die Glasscheibe kauerte und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Ein wahlloser Überfall oder gezielter Angriff? Jesse hatte keine Ahnung. Schließlich wurde ihm die schwankende Bewegung des Waggons und das ständige Geschubse, wenn verschiedene Körper den Sitz neben ihm beanspruchten, zuwider. Er stieg in einem Viertel am anderen Ende der Stadt aus.

Normalerweise trank Jesse nicht, aber an diesem Abend verspürte er das Bedürfnis, sich volllaufen zu lassen. Stundenlanges U-Bahn-Fahren bewirkte das bei einem Mann. Beinahe getötet zu werden ebenfalls. Er hatte keine Ahnung, ob sein Angreifer nur ein gewöhnlicher Straßenräuber oder etwas anderes gewesen war. Seitdem sein Bruder sich der Widerstandsbewegung der Werwesen angeschlossen hatte, hatte Jesse das Gefühl, beobachtet zu werden. Paranoia? Vielleicht. Aber er wurde das Gefühl nicht los, dass immer jemand hinter ihm stand. Jeff sagte ihm, er hätte zu viele zweitklassige Horrorfilme gesehen. Sein Bruder war risikofreudig und zitierte oft Robert F. Kennedy: Nur wer es wagt, große Fehler zu machen, kann jemals Großes erreichen. Jeffrey versuchte, Jesse davon zu überzeugen, sich der Widerstandsbewegung anzuschließen, aber Jesse verspürte nicht den gleichen Drang, die Freiheit der Werwesen zu verteidigen wie sein Bruder. Er war kein Feigling. Er wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Persönlich glaubte er, dass die Mehrheit der Wandler bei der Widerstandsbewegung war, weil sie nicht wussten, was sie mit ihrem Leben anfangen sollten. Der Wirtschaft ging es schlecht, es gab kaum Arbeitsplätze, und anstatt tief durchzuatmen und zu versuchen, sich eine Existenz aufzubauen, liefen sie mit eingezogenem Schwanz los, um sich einer Gruppe anzuschließen, die mehr Ärger verursachte, als sie aufhielt. Jesse dachte lieber selbst nach. Warum sollte er eine Waffe tragen und sich in die Schlacht stürzen, nur weil ein sogenannter Patriot es ihm befohlen hatte? Falls und wenn Werwesen in Gefahr gerieten, würde er sich dem Kampf anschließen.

Jesse blieb am Eingang einer Bar stehen und überlegte, hineinzugehen. Bevor er sich entscheiden konnte, öffneten sich die Türen und ein Mann stolperte heraus. Er lief direkt in Jesse hinein und ging sofort auf Angriff. „Pass auf, wohin du gehst, Kumpel.“

Jesse holte tief Luft, die nach betrunkenem Mensch roch, murmelte etwas Entschuldigendes und ging um das Arschloch herum, um die schwach beleuchtete Bar zu betreten. Der Mann ließ nach einer beschissenen Woche wahrscheinlich einfach nur Dampf ab, und Jesse war nicht auf Ärger aus.

Sobald er durch die Tür war, kämpfte er sich durch ein überfülltes Inneres und quetschte sich nach kurzem Zögern auf den einzigen freien Platz an der Bar, einen Hocker mit zerrissenem Ledersitz. In dieser menschlichen Absteige zu sitzen war besser, als zurück in seine einsame Wohnung zu gehen. Rauch durchdrang den Raum und zwang ihn, die Augen zusammenzukneifen, während er den Eingang im Auge behielt, um sicherzustellen, dass er nicht verfolgt wurde.

Umgeben vom Lärm betrunkener Leute, die lallten und zu laut redeten, fühlte er sich ein wenig besser. Die jubelnden, fluchenden Männer und Frauen, deren Bieratem und Körpergeruch über ihn hereinstürmten, gaben ihm ein Gefühl der Sicherheit. Dumm, aber so fühlte er sich. Er bestellte einen Whisky-Cola.

Der Typ zu seiner Rechten warf etwas Geld auf die Bar und ging. An seine Stelle trat eine Blondine in hautenger Jeans und einem Tanktop. Sie bestellte eine Margarita, warf ihr Haar über die Schulter und legte sanft eine Hand auf Jesses Arm. Er sah überrascht auf und sie grinste ihn an. „Hey, warum hast du mich nicht zurückgerufen“, sagte sie leise.

Jesse klappte die Kinnlade herunter. „Ich, äh … ich habe deine Nummer nicht“, stammelte er. „Ich glaube nicht, dass wir uns jemals zuvor getroffen haben.“

„Wirklich?“ Sie holte einen Stift heraus, schrieb eine Telefonnummer auf eine Cocktailserviette, faltete sie zusammen und steckte sie in seine Jeanstasche. „Jetzt hast du sie, Baby. Ruf mich doch mal an.“

„Ja sicher. Das werde ich.“ Nicht! Tut mir leid, ich bin schwul, Süße.

Jesse outete sich nie und sagte das einer Frau, die versuchte, ihn abzuschleppen – nicht mehr. Er war einmal ehrlich gewesen, und die Frau hatte ihn beschuldigt, ein heterosexueller Mann zu sein, der das nur behauptete, um ihr den Schmerz einer Zurückweisung zu ersparen. Manchmal war eine kleine Notlüge viel einfacher.

Jesse warf einen Blick auf seine Uhr. Es war Mitternacht und er hatte es satt, hier zu sitzen. Er trank den Rest seines dritten Whisky-Cola, zwinkerte der Blondine zu und ging hinaus. Er fuhr mit der U-Bahn zurück in seinen Stadtteil und achtete sorgfältig darauf, nach dem Riesen Ausschau zu halten. Er glaubte nicht, dass der Kerl ihm noch folgte, aber Vorsicht war besser als Nachsicht.

An seiner Haltestelle war er besonders vorsichtig und stieg langsam die Stufen zur Straße hinauf, beobachtete, lauschte und ging kein Risiko ein. Er begab sich nicht direkt zu seiner Wohnung. Stattdessen stand er im Schatten einer Gasse auf der anderen Straßenseite und suchte, vom Geruch verrottenden Mülls überwältigt, nach Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte. Alles sah ruhig aus, aber das bedeutete nichts. Wenn der Riese vom FBI geschickt worden sein sollte, könnte er im Gebäude auf ihn warten. Jesse trat weiter zurück in die Gasse und duckte sich hinter einen Müllcontainer, um sich zu verwandeln.

Jesse rief seine Katze zu sich und stellte sich ihren schlanken, stromlinienförmigen Körper vor, als er sich auszog. Langsam übernahm das Raubtier in ihm die Kontrolle. Gelbbraunes Fell breitete sich über seinen Körper aus, während er schrumpfte und sich verzog. Anstelle des menschlichen Jesse saß eine schlanke, aber muskulöse Katze mit einem Gewicht von knapp zwanzig Kilo da. Er war ein Karakal und hatte kleine weiße Flecken um seine gelbbraunen Augen und Nase. Über seinen Augen waren schwarze Flecken, und schmale schwarze Linien verliefen von den Augenwinkeln bis zur Nase. Sein auffälligstes Merkmal waren seine langen, buschigen schwarzen Ohren.

Vollständig verwandelt trottete er auf vier Pfoten aus der Gasse und huschte über die Straße, bevor irgendjemand ein ungesundes Interesse an seiner exotisch aussehenden Wildkatze zeigte. Jesse sprang auf die metallene Feuerleiter an der Ziegelfassade seines Wohnhauses und stieg die Stahltreppen und Plattformen in den dritten Stock hinauf, wo er sich durch eine Lücke in den Ziegelsteinen zwängte. Er und Jeff hatten sie persönlich entfernt, um ihre eigene private Katzentür zu schaffen, die zum Absatz ihres Treppenhauses im dritten Stock führte.

Jesse schnüffelte auf dem schmuddeligen Treppenabsatz herum. Beunruhigt durch den starken Geruch des Blutes seines Bruders, der aus dem Inneren drang, wollte er sofort umdrehen und wegrennen. Stattdessen verwandelte er sich wieder in seinen menschlichen Körper und griff nach dem Türknauf. Die Tür schwang bei seiner Berührung auf, was kein gutes Zeichen war. Der Geruch war jetzt stärker und kam aus dem Schlafzimmer, das er mit seinem Bruder teilte. Jesse zwang sich dazu, auf diesen Bereich der Wohnung zuzugehen, durchquerte schnell die Esszimmer-Wohnzimmer-Kombination und öffnete die Tür zum Schlafzimmer.

---ENDE DER LESEPROBE---