Mein ganz besonderer Pilgerweg zu mir selbst - Andrea Voß - E-Book

Mein ganz besonderer Pilgerweg zu mir selbst E-Book

Andrea Voß

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Beschreibung

Dieser 3. Band ist eine Fortsetzung des Buches: Mein Leben mit Brustkrebs und wie ich das positive Denken erlernte. In diesem Buch geht es um den Umgang mit meiner Erkrankung und wie ich wieder Mut gefasst habe und viel Neues ausprobiert habe. Dazu gehören alle meine Hobbys wie Gute Laune Tanz, Qigong, Waldbaden, Wandern und Pilgern und auch die Entspannung bzw. Meditation. Ich habe meine Lebensfreude zurück gewonnen durch den offenen Umgang mit meiner Erkrankung. Ein ganz besonderes Erlebnis für mich war das Pilgern gegen Krebs im Mai 2019.

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Danksagung

Ein ganz besonderer Dank gilt natürlich meinen Wegbegleitern, -innen, meinen Freunden und Freundinnen und am allermeisten meiner Familie, die mich so nehmen wie ich bin. Ihr seid ein Teil davon, dass es mir heute trotz meiner Erkrankung so gut geht.

Leider habe ich in diesem Jahr mehrere ganz tolle Wegbegleiterinnen verloren. Auch für Dich liebe Gabi habe ich dieses Buch geschrieben. Ich weiß das Du von dort oben auf uns hinunter schaust. Auch den vielen anderen Frauen und Männern möchte ich eine Stimme geben, wie sie mit ihrer Erkrankung umgegangen sind. Jeder einzelne von Ihnen hat seinen eigenen Weg. Der Austausch und die Freundschaft zu Euch hat mir immer wieder Mut gemacht weiter zu machen. Ihr lebt in meinen Gedanken weiter. Ich werde Euch nie vergessen:

Gabi König schrieb mir im März 2020 und machte mir damit Mut:

Andrea ist für mich ein Mutmacher. Immer fröhlich zuversichtlich eben eine gute Freundin. Sie ist hilfsbereit immer für andere da. Lest ihre Bücher sie ist Authentisch. Nebenbei ist sie für ihre Mama und ihren Bruder da, die beide sehr krank sind. Sie ist nicht nur Bloggerin, sondern setzt auch alles was sie schreibt in die Tat um, Sie hätte es sowas von verdient als Mut Macherin nominiert zu werden.

Pilgern gegen Krebs, mein ganz besonderer Weg zu mir selbst

Viele Wege führen nach Rom, sagt man. Und noch viel mehr Wege führen nach Santiago de Compostela: Pilgerwege. Aber man muss gar nicht nach Spanien, um sich auf den Jakobsweg zu machen, man kann auch in Brandenburg bleiben, denn ein Teilstück des Camino verbindet Frankfurt (Oder) und Berlin. Auf diesen Weg machte ich mich Anfang Mai 2019. Ich schloss mich einer Gruppe von zwölf Leuten an, die wie ich eine schwere Krebserkrankung durchgemacht hatten. Gemeinsam wollten wir auf der siebentägigen Wanderung Erfahrungen austauschen aber auch neue Kraft schöpfen und vielleicht auch über die eigenen Leistungs-grenzen hinausgehen. Und tatsächlich – mit jedem Tag spürte ich mehr und mehr längst vergessene Energie in mir erwachen.

1.Tag: Marienkirche Frankfurt bis Sieversdorf

Am Sonnabend, den 11.05.2019 fuhren wir gemeinsam mit Gabi, eine Freundin, die ich beim Sport im Rehazentrum beim Sport zum Leben kennen gelernt habe mit dem Auto in die Stadt Frankfurt Oder. Während der Fahrt dorthin, tauschten wir uns beide darüber aus, ob wir auch an alles gedacht haben. Während des Gesprächs stellten wir fest, dass wir eindeutig zu viel Gewicht in unseren Rucksäcken mithatten. Im Januar hatte es ja ein Kennenlerntreffen in Berlin gegeben. An dem Kennenlerntag bekamen wir auch eine Packliste für unseren Rucksack mit. Ein Trainingsplan zur Vorbereitung auf die Pilgerwanderung bekamen wir auch mit. Wir unterhielten uns im Auto darüber, ob wir der Pilgerwanderung auch gewachsen waren.

Nachdem wir uns dann im Hotel eingecheckt hatten, gingen wir dreie noch etwas auf Achse, um die Stadt Frankfurt Oder zu erkunden. Auch wollten wir uns die Marienkirche näher ansehen. Wir gingen dort zu Fuß hin und machten dabei gleich einen kleinen Stadtrundgang. Am Abend gingen wir dann noch in einem griechischen Restaurant essen. Es schmeckte uns prima. Wir gingen dann an der Oder zurück zum Hotel.

Ich hatte die Zimmer über Booking Como gebucht. Ich teilte mir das Zimmer mit Gabi und mein Karsten bezog ein Einzelzimmer im Dachgeschoss des Hauses.

So konnten wir noch unsere Rucksäcke nochmal checken, ob wir auch alles dabeihatten. Schließlich galt es die 7 kg nicht zu überschreiten. Gabi und ich packten die Rucksäcke ein paarmal ein und aus. Wir merkten schon, dass wir entschieden zu viel dabeihatten. Wir packten dann noch einige Sachen wieder aus, dass unsere Rucksäcke leichter wurden. Schließlich galt es ja die Etappen von ca. 20 – 24 km am Tag mit dem Rucksack auf unserem Rücken tragen mussten. Nachdem wir damit fertig waren, erzählten wir noch ganz lange. Wir waren sehr aufgeregt, was uns denn in den nächsten Tagen so erwartet. Sind wir denn solch einer Pilgerwanderung überhaupt gewachsen? Wir kicherten noch eine Weile und dann konnten wir in einen tiefen Schlaf fallen.

Am nächsten Morgen trafen wir uns zum Frühstück in dem Frühstücksraum von dem Hotel. Wir stärkten uns dann erst einmal so richtig. Bei der Gelegenheit lernten wir gleich Edith und ihre Freundin aus Düsseldorf kennen. Edith wollte auch an dieser einwöchigen Pilgerwanderung teilnehmen. Sie war uns von Anfang an sympathisch. Sie lief dann auch gleich zu Fuß zur Marienkirche. Wir fuhren mit dem Auto zum Treffpunkt und ließen noch ein paar Sachen im Auto zurück, die wir am Abend zuvor aussortiert hatten.

Wir trafen uns auf einem Platz vor der Marienkirche in Frankfurt (Oder). Dort ist der Ausgangspunkt für diese Pilgerwanderung. Um 12. Mai um 12:00 Uhr trafen wir uns, und dort lernten wir endlich auch Annelie, die Leiterin der Gruppe, persönlich kennen. Über sie bin ich erst in einer Facebook-Gruppe aufs Pilgern aufmerksam geworden, denn sie ist schon im Vorjahr auf der Strecke, die nun vor uns lag, entlang gepilgert. Doch bevor wir starteten, bekamen wir von ihr Pilger-T-Shirts und machten ein Erinnerungsfoto.

Einige der Pilger-er und rinnen kannte ich bereits von einem Treffen im Januar, so zum Beispiel Christopfer und Manfred, der für uns den Gottesdienst in der Marienkirche hielt. Gerne erinnere ich mich an das erste Treffen mit ihnen. Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an meine Lesung bei der Jakobus Gesellschaft Oderregion und das anschließende Lob zurückdenke.

Ausgestattet mit Pilgerpass und dem ersten Stempel der Frankfurter Marienkirche machten sich die beiden Gruppen auf den Weg nach Berlin – eine nahm den südlichen Weg, ich selbst gehörte zur Nordgruppe, deren erstes Ziel Sieversdorf (Jacobsdorf) war.

Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf: War ich einer solchen Wanderung auch wirklich gewachsen? Vor uns lagen tägliche Wegstrecken zwischen 20 und 24 Kilometern – und das mit etwa sieben Kilo Gepäck auf dem Rücken.

Wir kamen etwas vom Weg ab, fanden uns aber sehr bald wieder zurecht. Am späten Nachmittag erreichten wir Sieversdorf. Unsere erste Anlaufstelle war die Orgelwerkstatt Scheffler, wo wir mit Apfelkuchen, Kaffee und Tee begrüßt wurden. Die Herberge lag direkt gegenüber und ich bezog zusammen mit Sonja aus Hamburg ein gemütliches Zimmer. Nach einer wohl verdienten Pause trafen wir uns am Abend alle im Garten, wo bereits ein Lagerfeuer brannte und wo wir mit köstlicher Spargelsuppe und selbst gebackenem Brot bewirtet wurden.

Noch lange saßen wir am Feuer beieinander und jeder erzählte, was ihn zum Pilgern animiert und welche Erwartungen wir daran hatten. Viele Geschichten berührten mich sehr, manchmal kullerten sogar einige Tränen.

Es tat gut, unter Leuten zu sein, die ein ähnliches Schicksal durchleben mussten wie ich – man kommt sich mit seiner Krebserkrankung nicht mehr so alleine vor, sagte ich den anderen. Vielleicht könne ich ja anderen Betroffenen Mut machen. Für mich war es aber auch wichtig herauszufinden, ob ich so einer Pilgerwanderung überhaupt gewachsen sei.

Der Abend war herrlich – das wunderbare Essen, die Geschichten der anderen Pilger, die Lagerfeuerromantik, das Gitarrenspiel von Orgelbauer Scheffler und die Lieder, die wir sangen: „Wechselnde Pfade, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte dich nicht“ – dieser Kanon begleitete uns auch an den folgenden Tagen.

Die Füße mit Hirschtalgsalbe behandelt, von der langen Wanderung erschöpft, aber mit vielen tollen Gedanken stellten sich die guten Träume in dieser ersten Nacht als Pilger sehr bald von alleine ein.

2.Tag: Von Sieversdorf bis nach Arensdorf https://www.naturcamp-am-see.de

Am nächsten Morgen strahlte die Sonne durch mein Fenster auf mein Bett. Sie schien auf meine Pilgermuschel, die ich am Pilgerrucksack befestigt hatte. Mich durchströmte ein schönes Gefühl voller Vorfreude auf den heutigen Tag. Ich stand auf und schaute aus dem Fenster von meinem Zimmer und sah auf die tolle kleine Dorfkirche und auf das Wohnhaus von Familie Scheffler. Es erinnerte mich an meine Kindheit, wo ich in dem kleinen Dörfchen Vorland meine Kleinkinderjahre verbracht habe. Da konnte ich auch von meinem Fenster auf die Dorfkirche schauen. Es stellte sich bei mir ein sehr gemütliches, heimatliches Gefühl ein.

Das Frühstück aßen wir dann gemeinsam in Silvia Scheffler Ihrem Haus. Wir saßen hier in gemütlicher Runde. Silvia und Gabi aus unserer Gruppe hatten das Frühstück ganz liebevoll zubereitet. Es gab Obst, Gemüse, Rührei und ganz viel andere Leckereien. Das Frühstück hat uns allen sehr geschmeckt und wir konnten genug Energie für den bevorstehenden Tag aufladen.

Ich danke den Schefflers für den tollen Aufenthalt. Bevor es von Silvia Scheffler losging, hatte Silvia noch was mit uns vor. Wir besuchten die kleine Kirche neben dem Haus und sangen gemeinsam den Pilgersegen. Und das war das schönste überhaupt…einfach Gänsehaut pur.

„Wechselnde Pfade, Schatten und Licht alles ist Gnade fürchte dich nicht.“

Nach einer tränenreichen Verabschiedung von Horst, der wegen eines Hüftleidens aufhören musste, ging es dann weiter nach Ahrensdort-20 km Fußmarsch lagen vor uns.

Ich hatte gedacht, dass ich meine Schuhe gut eingelaufen hätte, aber da hat mich das Pilgern was anderes gelernt. Je länger ich ging, umso mehr taten mir die Füße weh. Jeden Abend kam eine Blase dazu.

Eine halbe Stunde gingen wir schweigend. Unseren Weg, der uns über Falkenhagen bis nach Arensdorf ins Jugendcamp, vorbei anleuchtenden gelben Rapsfeldern, Wiesen, Wäldern und kleinen Ortschaften führte. Auf einer Lichtung sahen wir sogar ein paar Hirsche und Rehe. Wir verhielten uns ruhig und beobachteten sie bewundernd.

Im Jugendcamp Arensdorf angekommen, verteilten wir uns auf die Zimmer und nahmen Schlafsäcke entgegen. Ich teilte mir das Zimmer, indem Doppelstockbetten und Matratzen lagen, mit 8 weiteren Frauen. Die Atmosphäre erinnerte ich mich an meine Kindheit, die ich oft in Ferienlagern verbracht habe.

Abends bereiteten wir uns selbst Quark und Pellkartoffeln zu. Auch die gemeinsamen Mahlzeiten eines jeden Tages waren während der Pilgerwoche etwas ganz Besonderes für mich.

Nach dem Essen besprachen wir noch einmal den Ablauf des nächsten Tages und auch gab es eine kleine Zusammenfassung von unseren Eindrücken unseres zweiten Pilgertages.

Dann kam Georg auf die Idee, uns einen Line Dance beizubringen. Da ich selbst auch eine Gute-Laune-Tänzerin bin, sprang ich natürlich gleich auf. Es machte uns allen einen riesigen Spaß.

Einige von uns legten sich aber gleich schlafen. Das war auch in Ordnung, da wir einen anstrengenden Tag hinter uns gebracht haben.

Ich konnte nicht so recht einschlafen. Es gingen mir jeden Abend viele Gedanken und die tollen Gespräche durch den Kopf.

Tag 3 Pilgern von Arensdorf bis nach Buckow 23 km

Nach dem Frühstück räumten wir unsere Rucksäcke ein und machten uns startklar für den neuen Tag.

Draußen bildeten wir einen Kreis und sangen.: Wechselnde Pfade…

Anschließend gab es eine Schweigeminute für den vor kurzem verstorbenen Thomas, dem früherem Eigentümer des Jugendcamps, der alles mit Herzblut aufgebaut hatte. Es hat mir Gänsehaut verpasst, als ich seine Witwe dort mit Tränen in den Augen stehen sah. Ja das Schicksal kann schon sehr hart zuschlagen.

Wir verabschiedeten uns von der Camp Leiterin und gingen schweigend und unter kleinen Tränchen in den Morgen. Unser Ritual in der ersten halben Stunde eines jeden Tages.

Zu pilgern und nur den Tönen der Natur zu lauschen und alles zu fühlen und die Wiesen, Wälder und Felder zu riechen und vor allem einfach nur die schöne reine Luft einzuatmen, einfach im Hier und Jetzt zu sein. Das empfand ich ganz besonders intensiv- Ein schönes Gefühl des Glücks, der Liebe, der Hoffnung und der Freiheit in mir. Ich kann es einfach nicht beschreiben, wie toll ich mich fühlte.

Zwischendurch stimmten wir auch immer Lieder aus allen verschiedenen Genres an. Es waren Volkslieder, Schlager und z.B. auch Dona nobis pacem dabei.

Tag 4 unserer Pilgerwanderung von der Jugendherberge Buckow zum Sport- und Erholungszentrum in Strausberg

Überraschung im „gelben Meer“

Am Morgen nehmen wir die nächsten 24 km in Angriff. Alle sind ausgeschlafen, gesättigt und die Jugendherbere Buckow mit ihren kleinen einzelnen Bungalows mitten im Wald werden wir in guter Erinnerung behalten.

Morgenrunde, singen, Schweigeminute und los geht’s. Schweigend. Wie jeden Morgen. Die ersten 60 Minuten nehmen wir das angenehme „wir-Gefühl“ aus der gemeinsamen Schweigeminute mit auf dem Weg. Es ist eine Wohltat so früh am Morgen einfach miteinander zu laufen Nebeneinander, hintereinander und doch miteinander. Jeder ist mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

Wir sind am Vortag ein wenig vom Jakobsweg abgekommen, um zur Herberge zu gelangen. Dafür gibt es heute einen wunderschönen Weg durch viel Wald zurück zum Jakobsweg. Die Landschaft ist wieder sehr schön und das ist nicht nur dem schönen warmen Sonnenschein geschuldet.

Unsere erste wohlverdiente Rast wollen wir in einer schönen Senke machen und es liegen reichlich Baumstämme zum Niederlassen am Wegesrand. Doch leider ist um uns herum ein echtes Feuchtgebiet und die vielen Mücken haben noch nicht gefrühstückt! Also müssen wir noch ein paar hundert Meter durchhalten, aus dem Wald raus gehen, um dort ein idyllisches Plätzchen zu finden. Im Rücken der Wald und vor uns ein gelbes weites Meer Ein riesiges Rapsfeld liegt vor uns. Berauschend für die Augen und berauschend für die Nase. Und plötzlich sind Sie da. Wir trauen unseren Augen kaum. Eine ganze Herde. Sind es Rehe, Hirsche, Wild, ich weiß es nicht. Sie springen durch den Raps und überqueren unseren Weg nur ein paar Meter von uns entfernt. Großartig! Was für ein Schauspiel!

Der heutige Weg bringt uns noch an einer Pyramide in Garzau vorbei und dann einen sehr langen asphaltreichen Rest weg bis zur heutigen Herberge in Strausberg. Manche haben mit den schmerzenden Blasen gekämpft und manche haben die letzten Meter über das riesige Gelände der Sportstätte verflucht, aber alle sind angekommen.

Zur Versöhnung gibt es erstens sehr gute Beten und vor allem einen Grillabend, bei der keine Wünsche offenblieben.

Buen Apetito!

5.Tag Strausberg – Werneuchen

Schmerzende Füße – müde Beine – gute Stimmung

Es liegt wieder eine lange Laufstrecke vor uns. 25 km! Die Blasen an den Füßen und die müden Beine lassen die ganze Gruppe nach einem etwas gezügeltem Tempo und nach mehr Pausen verlangen. Also gibt es den ersten Stopp in der City von Strausberg: Bäckerei, Lebensmittelladen (der Vorrat an Chicorée wird geplündert) bewölkte Himmel rückt immer näher…

Bis hierher war uns das Wetter wirklich hold, aber jetzt hat es uns dann doch einmal erwischt. Es fing tatsächlich an zu regnen und plötzlich ist man froh, dass man die ganze Zeit das Regenzeug mit sich rumschleppt!! Wir sind aber in die richtige Richtung gelaufen, denn nach 30 Minuten war der kleine Regenguss schon wieder zu Ende. Die Sonne kam wieder raus und auf dem letzten Stück vor Werneuchen kam uns Martin D. entgegen. Was für eine schöne Begegnung!!

Martin ist ein sehr erfahrener Pilger und ist in der Jakobsgesellschaft aktiv. Wir hatten ihn vorher schon durch Zufall am ersten Tag in Frankfurt/ Oder getroffen und da er hier in der Nähe wohnt uns für heute wieder verabredet. Die eine Hälfte von uns hat er häppchenweise in seinem kleinen Auto die letzten Kilometer in unsere Unterkunft gefahren!! Die andere Hälfte ist wacker bis zum Bahnhof gelaufen, um dann den Bus zum Gasthof außerhalb von Werneuchen zu fahren. Der Busfahrer hat uns alle für die eine Station umsonst mitfahren lassen!!

Der Gasthof ist sehr klein und wir haben alle Zimmer belegt! Heute war unser letzter Abend in kleiner vertrauter Runde. Nach dem sehr speziellen Abendessen „a la carte“ haben wir einen Stuhlkreis in dem Restaurant gebildet und den üblichen Strecken- und Tagesrückblick gemacht. Danach hat Anni darum gebeten, dass jeder ein paar offene Worte über die letzten Tage an sie und Petra richtet. Wir sind offen für jede Art von Kritik und Vorschläge.

Das war eine sehr schöne und intensive Runde und wir haben für nächstes Jahr gute Anregungen bekommen! Danke! Ihr seid alle tolle Menschen und ihr seid in den fünf Tagen eine wirklich tolle gemeinschaftliche Gruppe geworden!

Buen Camino!

6. Tag Werneuchen – Bernau bzw. Berlin Jugendherberge Ostkreuz

Die Zivilisation hat uns wieder

Nachdem Anni und Petra noch die lustigste Blasenversorgung aller Zeiten bei mir gemacht haben (es war gar nicht die Blase, die so riesengroß war unter dem Fuß, sondern das alte Blasenpflaster…hahaha!!!), sind wir nach einem spartanischen Frühstück und einer kurzen Busfahrt wieder am Bahnhof in Werneuchen angekommen.

Nach unserem rituellen Morgenkreis in einem nahen gelegenen Park starteten.

Schritt um Schritt geht es weiter und die Füße tragen uns immer näher ans Ziel. Heute wird es die wunderschöne Eisdiele an der Ecke. Endlich, sitzen, entspannen und das kühle Eis oder Getränk oder beides genießen!! Alle sind happy, die heutigen Kilometer hinter sich gebracht zu haben!

Jetzt gingen wir unsere letzte Etappe durch die Natur. 19 km bis Bernau! Die Sonne kommt irgendwann auch wieder raus und mit jeder Stunde, die vergeht wird es heißer Es ist mühsam und dennoch schön

Der stetige Wechsel zwischen Wald und Feld und Wiese und kleinen Dörfern ist eine Wohltat für die Sinne. Bei allen kleinen und großen Pausen werden die Füße von den Wanderschuhen befreit, gelüftet, massiert, gecremt und es wird ihnen gut zugeredet: bald ist es geschafft!

Je länger wir gehen umso mehr merkt man, dass die Großstadt näher rückt. Flugzeuge am Himmel, der Verkehr nimmt zu und die Ortschaften werden auch größer. Plötzlich endet der Jakobsweg an einer Wohnsiedlung, die es letztes Jahr dort noch nicht gab. Aber anhand unserer Orientierung und mit Hilfe unserer Karte finden wir wieder schnell die gelben Pfeile.

Nach der Stärkung geht es zum Bahnhof und dann sitzen wir in der S-Bahn Richtung Berlin. Voll mit Menschen. Es ist komisch nicht mehr für uns zu sein. Uns nicht mehr in der schönen Natur zu befinden, sondern wieder in dem Großstadtdschungel anzukommen. So sitzen wir im vollen Zug, bemüht uns nicht aus den Augen zu verlieren, um und dann nach einer dreiviertel Stunde in Berlin Ostkreuz Richtung Jugendherberge zu bewegen.

Die Herberge ist riesig und sehr gut organisiert! Wir haben tolle Zimmer, können das Abendessen etwas nach hinten verschieben, damit gut Zeit. für alle bleibt zum Duschen und kurzem Ausruhen. Ein schönes Bett in das ich mich gerne plumpsen lasse, um mir eine halbe Stunde Tiefschlaf zu gönnen!

Es wird ein gemütlicher Abend, aber kein später. Ich glaube, dass sich alle auf morgen freuen und alle noch nicht so genau wissen was nach dieser doch sehr intensiven Zeit auf sie zu Hause wartet. Mit jedem von uns hat diese Woche etwas gemacht, sie hat etwas bewegt, etwas angestoßen.

Sicherlich für jeden von uns etwas anderes. Ich freue mich auf morgen, nicht weil es dann zu Ende ist, sondern weil es der runde Abschluss von etwas sehr Schönem wird.

Buenas noches!!

7. Tag: Berlin Jugendherberge Ostkreuz – Berlin Alexanderplatz, Brandenburger Tor Marienkirche – Berlin

Wir werden heute gemeinsam mit der Südgruppe zum Brandenburger Tor laufen. Ich bin schon ziemlich aufgeregt. Ich bin so stolz und glücklich zugleich, dass ich die Pilgerwanderung jetzt fast geschafft habe.

Hand in Hand

Es ist so weit, die letzte Etappe beginnt und wir starten am Morgen wie immer. Doch nun geht es nicht durch Felder und Wiesen, sondern durch ein sehr volles, lautes und touristisches Berlin…es ist fast schon schwer die Gruppe für die nächsten 8 km in Schwung zu halten, da es an jeder Ecke irgendwelche Ablenkungen gibt. Doch wir widerstehen allen Versuchungen des Verweilens, um zügig durch die Straßen zu ziehen und pünktlich am Alexanderplatz einzutreffen. Die Sonne ist auch heute wieder unsere treue Begleiterin und heizt die Stadt ganz schön auf.

Am Alexanderplatz erweitert sich die Gruppe sehr, da viele Menschen dem Aufruf gefolgt sind uns die letzten Kilometer bis zum Brandenburger Tor zu begleiten. Auch ich darf mein Schatz Karsten begrüßen! Es war eine riesige Überraschung, als er auf einmal in der Marienkirche hinter mir stand und mich in die Arme nahm. Ich habe gleich ein Gänsehaut- und Glücksgefühl bekommen. Es ist durch die Bank ein glückliches Hallo.

Ich selbst empfinde dort am Alex Vorfreude auf den Moment des Ankommens und gleichzeitig möchte ich eigentlich gar nicht stehen bleiben und meine Pilgerausrüstung wieder für den Alltag zur Seite legen. Ich gehe in die Kirche, um einen Moment bei mir selbst anzukommen und entzünde zwei Kerzen für meinen im letzten Jahr verstorbenen Vater und die zweite Kerze für alle 13 Mitpilgerinnen, die so tapfer ihren Weg gehen!

Es geht also weiter in großer durchmischter Gruppe und die letzten 8 km verfliegen, weil es sich so viel zu erzählen gibt! Es wird gemeinsam pausiert, gegessen, letzte Fotos gemacht. Den letzten Kilometer geht die Gruppe vorne weg. Hand in Hand singend!

Wechselnde Pfade, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte dich nicht!

So viel Kraft und Glück und Willensstärke liegt in der Luft! Wir haben es geschafft und wir können super stolz auf uns sein! Und ich dürfte euch begleiten! Danke für alles!

Buen Camino!

Tag 8, Gedanken an die Pilgerwanderung, 12.Mai 2019

Ich bin noch ganz beeindruckt von unserem gestrigen gemeinsamen Laufen: vom Ostkreuz, über die Warschauer Brücke, entlang der Eastside Gallery, entlang der Spree, durch das Nikolaiviertel bis hin zur Marienkirche am Alex. Dort trafen wir uns mit der Familie und Freunden und auch der Jakobus Gesellschaft zur gemeinsamen Abschlusswanderung zum Brandenburger Tor. Es war ein erhebendes, tiefgreifendes Erlebnis gemeinsam Hand in Hand am Brandenburger Tor anzukommen. Ich werde diesen Moment nie vergessen. Wir lagen uns in den Armen und die Tränen voller Glück, Dankbarkeit und Liebe flossen. Es war einfach ein schöner Moment.

Ankunft am Brandenburger Tor, es war ein wunderschöner Moment, den ich so schnell nicht vergessen werde. Gemeinsam Pilgern gegen Krebs ist eines der schönsten Erlebnisse in meinem Leben. Ich werde es nie vergessen.

Tag 10 und 11. Tai Qigong, Nachdenken über die Pilgerwanderung und meine Erkenntnisse

Heute früh stand ich schon sehr zeitig auf, duschte mich und ging zu meiner Lymphdrainage. Es tat mir sehr gut. Ich fühlte mich pudelwohl.

Am Vormittag fuhr ich dann zusammen mit meiner Nachbarin nach Altfriesack zum Tai Qigong. Wir machten dort wieder sehr tolle Übungen mit anschließender Entspannung. Als ich dann nach Hause kam traf ich auf eine nette Frau vor meiner Haustür. Wir unterhielten uns eine ganze Weile miteinander. Sie strahlte auch so viel Ruhe aus. Ich erzählte Ihr von meiner Pilgerwanderung in der vergangenen Woche. Diese Pilgerwanderung strahlt immer noch sehr auf mein Denken und Handeln aus.

Es war eine ganz tolle und intensive Woche, in der ich wieder zu mir selbst gefunden habe. Ich habe mit jedem Einzelnem aus der Gruppe ganz tolle Gespräche geführt.

Lieber Georg, Du hast mich ganz besonders beeindruckt. Hier drucke ich mal einen Ausschnitt aus einer Nachricht von Georg, kurz nach unserer Pilgertour.

Hier findet ihr noch ein Gedicht, dass der liebe Georg über die Pilgerwanderung geschrieben hat.:

Gedicht von Georg

Krebstherapie mal anders

Jakobsweg zwischen Oder & Spree

Ich bin dann mal weg“ hörte meine Frau mich sagen, Mit deinem Gebrechen willst du den Jakobsweg wagen?

So tat er erschrocken und weiter mir kund: Ist doch nur für gläubige Leute, die kerngesund!

Wir pilgern als Gruppe und die glaubt an sich,

Dialog beendet – der Sieger war ich.

Annis Trainingsplan war dann auch nicht ohne.

Da verdienten wir uns die erste Krone.

Zwei Wochen sind her, ist nun Pilgern vom Tisch?

Meine Gedanken darüber sind immer noch frisch.

Hab´mich entschlossen, zu schreiben dieses Gedicht,

Weil ich immer noch spüre des Rucksacks Gewicht.