Mein Leben voller Feenstaub und Konfetti (schön wär's!) - Emma Flint - E-Book
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Mein Leben voller Feenstaub und Konfetti (schön wär's!) E-Book

Emma Flint

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Beschreibung

Meine neue Schule und ich: eine explosive Mischung! Lenis Plan an der neuen Schule: Bloß. Nicht. Auffallen. Schließlich ist dort ihre ältere Schwester Fiona der unangefochtene Star und Leni will sie auf keinen Fall blamieren. Leichter gesagt als getan, wenn man eine große Klappe hat ... Erst wird Leni zur Klassensprecherin gewählt, dann muss sie vor der gesamten Schule einen gewagten Wetteinsatz einlösen. Ein Leben voller Feenstaub und Konfetti? Schön wär's! Stattdessen Schwesternzoff ohne Ende. Um sich mit Fiona zu versöhnen, beschließt Leni, sie mit ihrem Schwarm zu verkuppeln. Doch Lenis Chaos-Magnet lässt einfach nicht locker … Witzig, charmant, frech und mitten aus dem Leben: Das perfekte Lesefutter für alle ab 10! Von Emma Flint, der Spezialistin für Beste-Freundinnen-Romane - mit süßen Bildern und einem Glitzer-Cover von Eva Schöffmann-Davidov!

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Seitenzahl: 329

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Emma Flint

Mein Leben voller Feenstaub und Konfetti

(schön wär’s)

Emma Flint,

geboren 1975, arbeitete schon als Hausbotin, als Bademeisterin, als Basketballtrainerin, als Regaleinräumerin im Supermarkt und als Fernseh- und Radioreporterin, bevor sie anfing, Bücher zu schreiben. Wobei ihr Letzteres eindeutig am meisten Spaß macht. Nach mehreren Romanen für Erwachsene schreibt sie nun zum zweiten Mal für ein jüngeres Publikum.

Flint lebt mit ihrer Familie in Köln.

Ebenfalls von Emma Flint im Arena Verlag:

Jungs verstehen das nicht!

Für Matilda

1. Auflage 2019

© 2019 Arena Verlag GmbH, Würzburg

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung und Vignetten im

Innenteil: Eva Schöffmann-Davidov

E-Book-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing GmbH, Dortmund, www.readbox.net

E-Book ISBN 978-3-401-80813-0

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Samstag, 15. Juli, 10:53 Uhr

Heute ist ein SUPERTAG! An Supertagen kommt es mir so vor, als wäre die Luft voller Feenstaub und Konfetti. Dann grinse oder kichere ich die ganze Zeit und habe MEGALAUNE! Und ich finde es besonders cool, dass ich mein neues Tagebuch mit lauter tollen Neuigkeiten beginnen kann:

1. Heute Nachmittag gehen wir zu Fionas Filmpremiere. Meine große Schwester ist nämlich jetzt ein Star, weil sie in dem Film Sommer der Kaulquappen fast eine Hauptrolle spielt. Und bei der Premiere gucken wir den Film und dazu gibt es jede Menge Popcorn und Gummibärchen und Limo. Da freue ich mich total drauf!

2. Ich kann auf dem Hinterreifen fahren! (Also mit dem Rad natürlich.) Ein paar Meter habe ich heute geschafft! Nachdem ich vorher einmal volle Kanne hingefallen bin. Aber dann hat es geklappt. Bin MEGASTOLZ und konfettihappy! Und Papa auch!

Und wenn ich es jetzt noch schaffe, die neue Hose zu verstecken, sodass Mama nicht merkt, dass da ein klitzekleines Loch drin ist, dann …

Samstag, 15. Juli, 10:59 Uhr

Okay. Ich hätte ERST die Hose ausziehen und in der untersten Schublade meiner Kommode verstecken sollen und dann TAGEBUCH schreiben. Ganz schön blöd. Für fast elf Jahre! Da müsste ich wirklich langsam schlauer sein. Wo ich doch weiß, dass Mama einen RÖNTGENBLICK für Flecken und Löcher hat.

Kaum war sie nämlich eben in mein Zimmer gekommen, um mit mir meine »Garderobe« für die Filmpremiere durchzugehen, hat sie schon das aufgerissene Knie bemerkt und gestöhnt: »Ach, Leni, nicht schon wieder!« Gut, ich verstehe das ja auch. Sie hat mir die Hose erst letzte Woche gekauft. Weswegen sie mir mal wieder erklärte, dass man mit seinen Sachen ordentlich umgehen muss, weil das Geld nun mal nicht auf Bäumen wächst. Ich musste mich richtig zusammenreißen, um keinen doofen Kommentar zu machen. Ich meine, für wie blöd hält sie mich? Dass ich denke, auf den Feldern wachsen Möhren, Kartoffeln und Zehneuroscheine????? Aber ich wollte sie nicht noch saurer machen, deswegen sagte ich nichts, sondern bot ihr einfach nur eine PERFEKTE Lösung für das Löcherproblem an. »Kauf mir keine neuen Sachen«, habe ich Mama gesagt, »dann ist es auch nicht schlimm, wenn sie kaputtgehen.«

Obwohl das ja wirklich superlogisch ist, hat Mama das überhaupt nicht verstanden!

Nein. Sie hat nur wieder gestöhnt und gesagt, das kann es ja wohl nicht sein. Und dass ich einfach mehr auf meine Kleidung achten soll. Weil ich doch in ein paar Wochen aufs Gymnasium komme. Und da müsse ich doch mal langsam anfangen, vernünftig zu sein. Pfff!

Sie hätte genauso gut sagen können: Da musst du anfangen, Wirsing und Rosenkohl zu mögen. Oder: Du musst anfangen, AUFRÄUMEN zu lieben. Das wäre ungefähr genauso verlockend gewesen!

Aber da es Mama so wichtig ist, dass ich vernünftig bin, erklärte ich ihr, dass ein kleines Loch in der Hose sogar sehr vernünftig ist, weil Luft reinkommt und man nicht so schwitzt.

Da musste Mama lachen. (Zwar auf die Augen-verdreh-Art, aber immerhin.) Und dann sagte sie mit totaler BESTIMMERSTIMME, dass ich jetzt das Kleid anziehen sollte, das sie mir extra für Fionas Premiere gekauft hat, und dass ich aufpassen soll, dass weder Flecken noch Löcher reinkommen. Besonders mit roten Lebensmitteln sollte ich aufpassen und Kakao sollte ich auch nur ganz vorsichtig trinken, der würde auch schlimme Flecken machen. Ich nickte brav (zwar auf die Augen-verdreh-Art, aber immerhin!) und wiederholte feierlich, dass ich gut aufpassen würde. Mama war erleichtert. Und sagte beim Rausgehen: »Du willst doch deine Schwester bei ihrem großen Auftritt nicht blamieren.«

Das will ich natürlich kein bisschen! Bin doch megastolz auf Fi! Und ich verstehe auch, warum für Mama Aussehen total wichtig ist. Sie hat nämlich einen eigenen Friseursalon und muss den Kunden ein gutes Beispiel sein. Deswegen ist sie immer sehr schick angezogen und sieht auch wirklich toll aus. Sie war früher sogar ein Model und hat mal in einer Waschmittelwerbung mitgespielt. Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden, wie Hedi schon oft erzählt hat. (Hedi ist die Mutter von Mama, also meine Oma. Wir dürfen sie aber nicht Oma nennen, weil sie findet, dass sie kein bisschen aussieht wie eine Oma. Was auch stimmt, sie hat nämlich kurze rotbraune Haare und ist immer sehr gestylt, mit auffälligen Ohrringen und Seidenblusen in Rosa oder Türkis oder Hellgrün.)

Jedenfalls hat Mama die Friseurlehre gemacht und keine Zeit mehr gehabt für die Schauspielerei. (Was Hedi »äußerst bedauerlich« findet, wie sie bei jeder Gelegenheit betont.) Trotzdem hat Mama ein bisschen Ahnung von der Schauspielerei und ziemlich viel von schicken Klamotten. Kein Wunder, dass Fiona und sie sich so gut verstehen! Die beiden können sich stundenlang über ein einziges Kleid unterhalten und welche Ohrringe gut aussehen und ob Ponyfrisuren in sind oder nicht. Papa und ich verdrehen dann manchmal die Augen und kichern, wenn die beiden mal wieder in ein Dieses-Outfit-ist-so-süß-Gespräch verwickelt sind. Vielleicht liegt es dran, dass Fi schon vierzehn ist und ich erst fast elf, dass ich mit diesem Modethema nicht so viel zu tun habe wie sie. Kann aber auch daran liegen, dass ich mehr nach meinem Vater komme (glaub ich jedenfalls!). Er ist Verkäufer in einem großen Fahrradgeschäft namens Superbike (bester Arbeitsplatz ever!) und ziemlich lässig und sportlich. Er hat dunkelbraune Haare (wie ich) und braune Augen (wie ich auch) und einen Dreitagebart (wie ich nicht …☺). Er kann sich natürlich schick machen, wenn er mit Mama ins Restaurant geht oder so, aber am liebsten trägt er Cargoshorts und karierte Hemden mit kurzen Ärmeln. Und wenn er selbst mal ein Loch in der Hose hat, regt er sich kein bisschen auf, sondern sagt: »Hauptsache kein Loch im Kopf.«

Wenn ich freihabe, gehe ich gerne mit zu seiner Arbeit, weil man in der riesigen Verkaufshalle mit BMX-Rädern rumkurven oder Wakeboards und Inliner testen kann. Fi dagegen hängt lieber im Salon meiner Mutter ab und wühlt in den Proben rum, die Mama von den Firmen geschickt bekommt, damit sie die Produkte in ihrem Salon verkauft. Das finde ich total öde! Außerdem stinkt es dort klebrig-süß nach Haarspray.

Obwohl Fi und ich so unterschiedlich sind, verstehen wir uns super. Meistens jedenfalls. (Außer, wenn ihre Freundinnen Mareike und Anna da sind. Dann behandelt sie mich wie ein lästiges Insekt. Warum ist das eigentlich so?) Aber ansonsten haben wir viel Spaß miteinander. (Außer, wenn wir uns um den letzten Schokopudding streiten. Oder wenn sie gestresst ist, weil sie irgendwo einen wichtigen Auftritt als Filmstar hat. Was in letzter Zeit öfter vorgekommen ist. LEIDER!)

Aber ansonsten sind wir ein gutes Schwesternteam. Fi hilft mir bei den Hausaufgaben, ich bringe sie mit Grimassen und lustigen Sprüchen zum Lachen, wir mögen beide die Musik von Marcus & Martinus und die Fernsehserie Raven. Und wir beide sind natürlich auch Verbündete, wenn Mama und Papa mal wieder völlig ungerechte Strafen verteilen, nur weil man mal vergessen hat, aufzuräumen (ich) oder pünktlich nach Hause zu kommen (Fi).

Immer noch Samstag, 15. Juli, 11:52 Uhr

Gerade komme ich von Fi zurück. Sie hat ihre neuen Ohrringe anprobiert (die funkeln richtig!) und ich habe ihr erzählt, dass Mama sich wegen der Löcher total aufgeregt hat. Dabei kommen die ja eh in die Hose, irgendwann.

»Außer in deine rosa Glitzerjeans, weil die eine Zauberhose ist«, meinte Fiona. Da haben wir uns angegrinst. (Natürlich ist es keine Zauberhose. Das sagt Fiona nur, weil sie in letzter Zeit andauernd IRONIE benutzt. Da sagt man Sachen, die eigentlich das Gegenteil bedeuten. Papa hat mir das erklärt. Eigentlich finde ich das bescheuert. Aber Fi macht das, also versuche ich es auch.)

Zurück zu meiner rosa Glitzerjeans, die einfach nur deswegen noch keine Löcher hat, weil ich sie noch nie angezogen habe. Und NIEMALS anziehen werde! Darin sehe ich aus wie eine Mischung aus Gartenzwerg und Weihnachtskugel. Ich hoffe, dass sie mir zu klein wird, bis Mama wieder einfällt, dass sie sie mir mal gekauft hat.

Fiona hat mich dann aus dem Zimmer geworfen, weil sie sich nicht entscheiden konnte, welche Ohrringe sie anziehen soll. Dabei sieht sie doch immer hübsch aus, egal mit welchen! Das habe ich ihr auch gesagt, aber Fi war auf einmal total gestresst und schrie nach Mama.

Heute drehen halt alle ein bisschen durch. Wegen der Premiere! Um halb drei müssen wir los. Ich habe also noch EWIG Zeit. Schade, dass Flummi schläft.

Flummi ist mein Zwerghamster und das LUSTIGSTE Haustier der Welt! Er hat immer gute Laune und ich gucke ihm so gerne zu! Wenn er wach wird (meistens erst abends), klettert er in seinem Käfig rum und robbt sogar kopfüber in die Röhre, in die er durch ein Loch im Käfigdach gelangt. Am Anfang konnte ich kaum glauben, dass er es geschafft hatte, in die Röhre zu kommen, weil sie so steil nach oben abgeht. Aber er ist eben ein echtes Klettertalent. Wenn man ihn so kraxeln sieht, könnte man wirklich denken, die Hamster stammen von den Affen ab. Und wenn ich ihm ein Leckerli hinhalte, schnappt er es sich und hält es ganz süß zwischen seinen Vorderpfoten und knabbert daran. Man sollte nur auf seine Finger aufpassen, wenn man in den Käfig greift. Er ist ja ein Nagetier! Und Nagetiere nagen an Sachen, auch an Fingern! Aber wenn man ihm nicht gerade den Finger hinhält, ist Flummi total friedlich und tut keiner Fliege was zuleide und ist einfach nur SUPER!!! Aber jetzt schlummert er friedlich in seiner Heuhöhle, was zum Zugucken ein bisschen öde ist.

Wie gut, dass Fi mir ein neues Poster geschenkt hat. Das gucke ich total gerne an. Es hängt gleich neben meinem Bett und ist MEGA! Darauf sind Marcus & Martinus. Die beiden sind Zwillinge und Mama behauptet, man könne sie nicht auseinanderhalten. Was natürlich Quatsch ist! Martinus sieht nämlich viel besser aus als Marcus. Finde ich jedenfalls. Er hat die coolere Frisur und meistens die cooleren Sachen an. Aber singen können sie beide gleich. Oben an der Zimmerdecke über meinem Bett kann ich seit Neuestem die Uhr ablesen. Ich habe einen neuen Wecker bekommen, bei dem man auf einen Knopf drücken kann, und dann zeigt er die Uhrzeit an der Decke an. In ROT!! Den Wecker habe ich extra für die neue Schule bekommen. Damit ich immer die Zeit im Blick habe, hat Mama gesagt. Und mit dem Teil hat man wirklich immer die Zeit im Blick. Ob man will oder nicht.

Samstag, 15. Juli, 12:23 Uhr

Fiona ist ja jetzt eine richtige Schauspielerin und alle sind megastolz auf sie. Papa, Mama und ich auch, aber Hedi am meisten. Wenn wir uns treffen, redet sie von nichts anderem mehr als von Fionas toller Karriere! Und Fi ist dann immer mächtig eingebildet, weil sich alles um sie dreht.

Ich kann meine Oma dagegen kein bisschen beeindrucken, aber das ist mir egal. (Zumindest meistens.) Sie findet, Mountainbikefahren ist kein gutes Hobby für ein Mädchen. Und ich sollte doch lieber wie Fi zum Ballett gehen. (ERNSTHAFT?? Was soll ich denn mit Ballett? So nützlich ist Auf Zehenspitzen gehen und Anmutig die Beine werfen ja wohl nicht. Jedenfalls nicht für mich.)

Na ja, Hedi vergleicht mich immer mit Fi und natürlich habe ich gegen sie gar keine Chance – weil bei Hedi nur Schauspielern und Bravsein zählen.

Das einzige Mal, wo ich bisher auf der Bühne stand, war beim Krippenspiel in der vierten Klasse. Da durfte sich leider keiner drücken. Hedi hätte gerne gehabt, dass ich die Maria spiele, aber Pfff! Ich bin doch nicht bescheuert! Da hätte ich ja TEXT gehabt. Nee. Ich wollte natürlich eine Rolle ohne Sprechen. Und dann durfte ich eine Tür spielen. Das war genau mein Ding. Ist nur leider trotzdem ziemlich schiefgegangen.

Aber da konnte ich überhaupt nichts für! Auch wenn es leider so aussah. Es war so: Mein Kostüm bestand aus zwei Papptüren, zwischen die ich gesteckt wurde. Wie so eine Art Tür-Sandwich. Durch ein Loch in der Pappe konnte ich rausschauen und mein Gesicht wurde zur Tarnung braun angemalt. Meine Aufgabe war ganz einfach: Ich musste aufgehen, wenn Maria (Streber-Greta) und Josef (Tyler) anklopfen. Hinter mir standen Leon, Nadine und Paul, die die Wirte spielten, die nacheinander Maria und Josef abweisen sollten. So. Und dann hat einer von den dreien (ich habe Nadine im Verdacht) einen abgeknattert und hinter der Tür (also mir) verbreitete sich auf einmal ein bestialischer Gestank, gerade als Maria und Josef klopften. Ich ging auf – und in dem Moment, als Maria die Pestwolke roch, machte sie laut »Uarrrggh!« und Paul rief: »Ich war’s nicht!«

Und weil er also seinen einzigen Satz verpatzt hatte, wollte er die Tür zuknallen und gab mir deswegen einen Schubs. Na ja. Und da meine Arme in dem Türkostüm gefangen waren, konnte ich mich nicht abfangen und bin ins Taumeln geraten und dann gegen den Pappesel gefallen und der ist dann in den Adventskranz gekippt. Tja. Und dann fing es ein bisschen an zu brennen.

Alle waren erschrocken und Papa regte sich fürchterlich über die gemeingefährliche Kulisse und das idiotische Türkostüm auf. Aber Hedi sagte wieder nur: »Sie ist eben ein Mädchen, das ständig Ärger macht. Fiona wäre das nie passiert.«

Pff! Das fand ich

Samstag, 15. Juli, 14:23 Uhr

An dem Ausrutscher da oben ist Mama schuld. Mama ist grad reingekommen und hat einen Kreischanfall bekommen, weil ich noch auf dem Bett lag und kein bisschen angezogen und frisiert und so weiter war. (Ich sag ja, heute drehen alle ein bisschen durch.) Hab mich dann in Hexengeschwindigkeit umgezogen und hatte eine tolle Idee, wie ich Fi aufmuntern kann. Hihi! Bin schon ganz gespannt! Schreibe später weiter, muss los!

Und immer noch Samstag, 15. Juli, 21:15 Uhr

Schluck!

Wir sind wieder zu Hause. Und die Premiere war echt aufregend anstrengend katastrophal!!! Es ist was richtig Blödes passiert! Was ich gar nicht gewollt habe!

Mit Ideen ist das so eine Sache. Die Lehrer fragen ja oft, wenn sich keiner meldet: »Na, hat einer eine Idee?« Und dann schauen sie hoffnungsvoll in die Runde und seufzen erleichtert, wenn sich einer meldet. Weswegen man annehmen könnte, dass Ideen immer etwas Gutes sind. Sind sie aber nicht. Genau genommen gibt es vier verschiedene Kategorien von Ideen. Da wären:

1. Geniale Ideen, die zu revolutionären Erfindungen führen (Wie zum Beispiel das Rad. Und YouTube. Und natürlich Brausepulver!)

2. Gute Ideen (Schokolade direkt in die Brötchen einbacken. Morgens fernsehen. Silvester.)

3. Schlechte Ideen (Gemüsestäbchen, die wie Fischstäbchen aussehen, aber voller Erbsen und Möhren und weißer Pampe sind. Seinen ferngesteuerten Dino auseinanderbauen, um mal zu gucken, wie er innen aussieht. Einen halben Liter Milch trinken, bevor man eine Autofahrt in die Berge macht.)

4. Furchtbar schlechte Ideen (Einen ganzen Liter Milch trinken, bevor man eine Autofahrt in die Berge macht. Sich beim Bogenschießen direkt neben die Zielscheibe stellen. Mit dem Finger testen, ob der Heißkleber aus der Heißklebepistole auch wirklich heiß ist.*)

Das Problem ist, dass man am Anfang immer denkt, dass es sich um eine gute Idee handelt (wenn nicht sogar um eine geniale!). Ob das aber stimmt und zu welcher dieser Kategorien die Idee wirklich gehört, weiß man leider erst hinterher. Weswegen das mit den Ideen eine ziemlich brenzlige Angelegenheit ist!

So auch heute.

Ich bin nur froh, dass Mama und Hedi die ganze Zeit bei Fi waren, wer weiß, was sonst noch alles passiert wäre!

Dabei will ich hier noch mal ganz DICK und FETT klarstellen, dass ich Fi nur eine Freude machen wollte! Wo sie doch so gestresst war, dass sie mich vor der Abfahrt voll angemotzt hat. Mit einer wirklich SCHLIMMEN Folge von SCHLIMMEN Schimpfwörtern, die ich bisher nur von Maxim aus meiner ehemaligen Klasse kannte. Ach, du liebes Schnitzel!

Also beschloss ich, dass sie dringend aufgemuntert werden müsste. Mit einer kleinen Überraschung, wie wir sie uns gegenseitig schon öfter gemacht hatten. (Zum Beispiel die Seifenblasen, die nicht platzen, mit denen ich Fiona neulich reingelegt hab. Und der künstliche Kackhaufen, den Fiona mir mal unters Bett gelegt hat. Hihi! Nach dem ersten Schock habe ich soooo gelacht!) Und diesmal hatte ich also die Idee mit dem Frosch.

*Für alle, die jemals auf diese ABSOLUT IDIOTISCHE Idee kommen sollten, hier die Antwort: ER IST HEISS!!! Und wie!!! Brandblasenheiß!!!

Auch noch Samstag, 15. Juli, 21:45 Uhr

Habe eine kurze Pause gemacht, weil Papa reingekommen ist, um mir noch mal zu sagen, dass das heute nicht meine beste Aktion gewesen ist. Als ob ich das nicht selbst wüsste! Und er meinte, ich sollte mich vielleicht doch noch mal bei Fi entschuldigen. Würde ich auch machen, wenn ich denken würde, sie würde sie diesmal annehmen. Sie war so sauer! Und hat im Übrigen auch Sachen gemacht, die nicht so nett waren. Und meine Idee war ja wenigstens wirklich nett gemeint!

Ich habe ihr nämlich vor unserer Abfahrt heimlich einen kleinen grünen Gummifrosch in ihre Handtasche gesteckt. Der sieht ziemlich lebensecht aus. Und er sollte ihr Glück bringen, weil er ja auch zum Titel des Films Sommer der Kaulquappen passte. Deswegen habe ich ihm auf den weißen Bauch auch eine kleine nette Botschaft geschrieben:

Viel Glück, Fi!

Dann ließ ich mir von Mama mit einem ziependen Kamm in den Haaren rumfummeln, guckte mit Papa ein paar Bike-Clips, während Mama hektisch im Haus rumrannte, und irgendwann fuhren wir endlich los. Auf dem Parkplatz vor dem Kino trafen wir Hedi. Und was sagte sie zu Mama? »So lässt du das Kind rumlaufen, Mirjam? Ich dachte, du bist Friseurmeisterin!«

Mit »das Kind« war natürlich ich gemeint.

Dabei konnte Mama gar nichts dafür, dass ich beim Fernsehgucken ein bisschen in der ungewohnten Frisur rumgefummelt habe. Mama verdrehte genervt die Augen und ich wollte Hedi gerade sagen, dass Mama mir die Haare ganz toll gemacht hatte, aber da hatte Hedi schon die Produzentin des Films entdeckt. Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf und winkte ihr. Mit Fi an ihrer Seite nahm sie Kurs auf die Produzentin. Mir fiel ein, dass ich Fi noch auf den Glücksbringer in ihrer Tasche aufmerksam machen wollte, aber als ich ihr hinterrief, beachtete sie mich schon nicht mehr, sondern stürzte sich ins Getümmel. Mama folgte ihr, Papa und ich sahen uns an, zuckten mit den Schultern und liefen auch in den Vorraum vom Kino.

Dort waren jede Menge wichtige Leute und dauernd flammten Blitzlichter auf, besonders da, wo die Schauspieler rumschwirrten. Lola Uhlenbruck spielt die Hauptrolle von den Mädchen, sie ist ziemlich klein und goldblond, und ich fand sie sehr hochnäsig, als sie Fi knapp begrüßte, sich dann aber sofort von ihr abwandte und sich vor den Fernsehkameras drehte. Doofe Kuh. Später wurde Fi auch interviewt, aber nur ganz kurz. Sie zeigte ihr Strahlegesicht und war gut drauf, wobei ich natürlich merkte, dass sie nervös war. Ihr Lachen klingt dann immer ein bisschen klirrend und sie streicht dauernd über ihre Haarspitzen. Hedi und Mama waren die ganze Zeit bei ihr, und das war gut. Papa und ich machten uns über das Büfett her, wo es kleine Frikadellen am Spieß und Minisandwiches mit Lachs gab. Und nachher durfte jeder so viel Popcorn essen, wie er wollte, und Papa und ich haben ZWEI große Tüten geschafft!

Der Film war gut, es gab auch was zu lachen, aber alles habe ich nicht verstanden. Es ging um eine Familie mit vier Töchtern, deren Eltern irgendwie verrückt waren und sich nicht richtig kümmerten, weswegen die Mädchen alles alleine machen mussten. Und dann kamen Leute von der Behörde und wollten sie in ein Kinderheim stecken und dagegen haben sie sich gewehrt. Es gab einige lustige Szenen und einige eklige Szenen. (Lola, die im Film Jule hieß, hat so einen Typen geküsst, würg! Ich war nur froh, dass das nicht Fionas Rolle gewesen ist.) Auf jeden Fall waren die vier Mädchen ziemlich schlau und geschickt und am Ende durften sie zu Hause wohnen bleiben und die Eltern waren auch nicht mehr ganz so verrückt.

Das ganze Publikum applaudierte und anschließend mussten die Schauspieler den vielen Fans Autogramme geben. Und da hat Fi den Frosch gefunden. Ich fühle mich immer noch ganz mies, wenn ich dran denke!!

Kaum zu glauben, aber immer noch Samstag, 15. Juli, 22:21 Uhr

Musste gerade mal eine Pause machen und Flummi beim Rennen in seinem Hamsterrad zugucken. Als er genug gerannt war, hat er sich in sein Häuschen verkrochen (das besteht aus einer halben umgedrehten Kokosnuss). Ich wünschte, ich könnte mich manchmal auch einfach verkriechen und erst wieder rauskommen, wenn ich Lust dazu habe. Und ich fände es auch cool, wenn ich klettern könnte wie er. Flummi ist ein echter Artist!

Er kann vom Dach seines Kokosnusshäuschens an seine Knabberstange springen, die am Gitterdach hängt! Und es macht ihm auch nichts aus, vom Gitterdach ins Heu zu purzeln. Dann rollt er sich ab und ist sofort wieder auf den Beinen. Ja, Flummi muntert mich immer auf und das brauche ich heute. Ich bin zwar schon ganz schön müde, aber ich will lieber noch aufschreiben, was passiert ist.

Fi entdeckte also den Frosch leider erst, als sie auf der Suche nach einem Stift zum Autogrammschreiben war. Und als sie ihn dann rausholte, hat sie sich erschrocken und geschrien und den Frosch weggeschleudert – genau auf den Kopf des männlichen Hauptdarstellers (der, den Lola küsst). Der hat aber sehr nett reagiert und total gelacht – und die Fans haben auch gelacht und überhaupt war es eigentlich superlustig, weil es ja irgendwie zu dem Titel des Films passte. Mama und Papa mussten auch ein bisschen grinsen, aber Hedi war natürlich »sehr enttäuscht« von mir: »… sehr enttäuscht, dass du dich nicht ein Mal zusammenreißen kannst und deiner Schwester ihren Erfolg gönnst.« Pfff! Was für ein Blödsinn! Es war ein Witz! Hedi kapierte das natürlich nicht. Weil ich das schon gewohnt bin, dass sie an mir rummeckert, macht es mir aber nicht mehr so viel aus. (Meistens.)

Leider fand Fi meine Froschüberraschung KEIN bisschen witzig und war stinksauer auf mich, weil die Leute sie fotografiert haben, als sie total erschrocken geguckt hat. Und weil das online überall zu sehen sein wird, findet sie das richtig schlimm. Ich habe mich natürlich sofort entschuldigt und ihr gesagt, es sollte nur ein Glücksbringer für sie sein. Aber da hat Fi ganz eisig gesagt: »Blödsinn. Du wolltest mich blamieren! Gib es zu!«

Da habe ich natürlich geschrien (das war zum Glück später, im Auto, und nicht vor den ganzen Filmleuten!) und sie gefragt, wieso ich sie blamieren wollen würde. Und da sagte sie noch mal etwas total Gemeines: »Weil du neidisch auf mich bist. Deswegen!«

Für einen Moment war ich so baff, dass ich gar nichts sagen konnte. Dann wurde ich wütend und brüllte rum, dass ich auf so einen doofen Film niemals neidisch sein würde. Aber Fi war nicht zu überzeugen, dass alles bloß ein Spaß gewesen ist. Sie meinte, sie bereute total, dass sie mich mitgenommen hätte. Und dann beugte sie sich hinten im Auto zu mir rüber und flüsterte mir ins Ohr: »Das werde ich dir heimzahlen.«

So. Und jetzt bin ich ziemlich traurig. Und auch sauer auf Fiona. Ich meine, wie kommt sie auf so eine beknackte Idee, dass ich sie ABSICHTLICH blamieren wollte? Und dass ich neidisch auf sie wäre? Das finde ich richtig gemein von ihr, so was über mich zu denken. Ich finde, Fi ist einfach wegen all dem Filmkram etwas verrückt geworden und bildet sich Sachen ein, die nicht stimmen.

Wenigstens Flummi versteht mich. Er schnuppert in meine Richtung und seine Schnurrhaare zittern, als ob er sagen wollte: »Stimmt. Die spinnt total!«

Und dann klammert er sich von unten an das Gitterdach und nagt an den Stäben, sodass ich sogar seine rosa Zunge sehen kann. Ich glaube, zum nächsten Karneval bastele ich ihm eine Löwenmähne zum Umbinden. Das habe ich mal gesehen, dass es das für Hunde gibt. Das sieht so super aus! (Ich hätte ja auch gerne einen Hund.) Ich muss schon wieder ein bisschen grinsen, wenn ich mir vorstelle, wie lustig Flummi als Löwe aussieht!

Sonntag, 16. Juli, 18:09 Uhr

Hab mit Papa und Opa Herbert eine super Radtour gemacht. Das war gut. Mit Fiona habe ich den ganzen Tag nicht gesprochen. Heute Morgen hing sie nur an ihrem Smartphone und hat Bilder von der Premiere gesucht. Und dann hat sie ein paar gefunden, auf denen sie angeblich »TOTAL BESCHEUERT« aussah. Was ich überhaupt nicht fand. Sie sieht immer hübsch aus. Aber meine Meinung zählt bei Fi offensichtlich nicht, denn sie hat nur die Augen verdreht und gesagt: »Davon verstehst du nichts.«

Mag sein. Es gab nur ein Foto, das war wirklich nicht besonders vorteilhaft. Das hatte diese doofe Lola Uhlenbruck bei Instagram gepostet. Sie selbst sah ganz toll aus und strahlte und Fiona stand neben ihr und guckte fuchsteufelswild wegen dem Frosch. Ich glaube, das hat Lola Uhlenbruck mit Absicht gemacht.

Jedenfalls ist Fiona immer noch sauer (aber nicht auf Lola, sondern auf mich). Ich würde den Streit gerne beilegen und mich für den Frosch entschuldigen. Papa* findet zwar immer noch, dass ich Fiona mit dem Frosch nicht hätte überraschen (= erschrecken) sollen, aber er meinte, was Fiona gesagt hätte, wäre auch nicht nett gewesen. Vielleicht würde sie das ja einsehen, wenn ich ihr noch mal sagte, wie leid es mir tat.

*Und Mama übrigens auch!

Sonntag, 16. Juli, 20:09 Uhr

Fiona ist doof. Ich habe echt überlegt, wie ich ihr zeigen soll, wie sehr es mir leidtut. Ich habe vorhin ganz vorsichtig an ihre Tür geklopft. Aber Mareike und Anna waren da, deswegen habe ich mich sofort wieder verzogen.

Eben habe ich es noch mal versucht und sie gerufen, damit sie sieht, wie Flummi an seiner Knabberstange schaukelt. Wenn Flummi sich daran festkrallt, sieht er nämlich so tollkühn aus wie ein Pirat, der sich am Mast seines schwankenden Schiffs festhält. Da muss man einfach gute Laune bekommen! Und wenn Fiona gute Laune hätte, dann wäre es sicher einfacher, sich wieder zu vertragen. Aber Fiona hat nur kurz in mein Zimmer reingeguckt und noch bevor ich mich entschuldigen konnte, die Nase gerümpft. Und gesagt, dass es in meinem Zimmer stinken würde!!! Wegen Flummi! Ich habe ihr versucht zu erklären, dass es das Heu ist, das duftet. Aber sie hat nur gesagt: »Hier stinkt es wie im Schweinestall.« Dann ist sie raus. Ich glaube, das Parfüm, mit dem sie sich neuerdings immer einnebelt, hat ihre Riechzellen verseucht und jetzt kann sie einen guten Duft nicht mehr von einem schlechten unterscheiden.

Dienstag, 18. Juli, 16:43 Uhr

SCHOCK! Kam gerade vom Radfahren nach Hause und mein Zimmer war TOTAL aufgeräumt! Es liegt nichts rum. Auch unter dem Bett ist es sauber. Ich kann es nicht fassen! UND BIN SUPERSAUER!!!!

Diese doofe Putzfrau, die dienstags immer kommt. Bisher war sie nie in meinem Zimmer, weil das normalerweise aussieht wie ein Schweinestall. (Ja, das gebe ich zu! Es riecht zwar nicht so, aber es sieht ein bisschen so aus.) Und Frau Opaschowski hat mal mit ihrem knurrigen russischen Akzent gesagt: Isch gähe nicht in Saustall. Weswegen ich auch MIT VOLLER ABSICHT nicht aufräume. Weil ich nämlich gar nicht will, dass sie hier reinkommt und durch meine Sachen wühlt! Denn dann besteht die Gefahr, dass sie Dinge entdeckt, die niemand sehen darf. Das sind zum Beispiel:

1. Mein selbst gemaltes Monsterquartett, das ich mal mit meiner besten Freundin aus der Grundschule gemacht habe. Darin gibt es normale Monster, die wir Wabbelo und Fronz genannt haben. Aber als uns nichts mehr eingefallen ist, haben wir unseren Sportlehrer Herrn Heck in ein Monster verwandelt (HECKENPENNER) und Maxim aus unserer Klasse, weil der immer brüllt und haut (BRÜLLIO). Und weil Fiona an dem Tag doof zu mir war, ist auch Fiona dabei. In dem Monsterquartett heißt sie BIG SISTER und sieht zum Fürchten aus. (Wobei wir ziemlich gelacht haben.) Und dann hat Ida gesagt, ihre Mutter wäre manchmal auch bescheuert, also gibt es ein Monster namens BIG MAMA. Idas Mama sieht darauf aus wie eine Hexe. Und Hedi ist natürlich auch dabei. Sie heißt GRUSELOSAURUS. So. Auf jeden Fall ist das Quartett GEHEIM und nur Ida und ich wissen davon. (Und weil Ida leider weggezogen ist, weiß nur noch ich davon.)

2. Meine zerfledderte Sachkundemappe, zu der meine Lehrerin gesagt hat, so was habe sie ja noch nie gesehen. Ich habe Mama vorgeflunkert, ich hätte sie verloren und bräuchte eine neue. Wenn Mama also die alte, zerfledderte Mappe zu Gesicht bekäme, müsste ich mir garantiert eine Predigt über »Sorgfalt und Ordnung« anhören. (Und natürlich auch über das Lügen im Allgemeinen.)

3. Meine rosa Glitzerjeans, die ich unbedingt verstecken muss, bis sie mir zu klein geworden ist, damit Mama mich nicht zwingen kann, sie anzuziehen.

Mama hat eine Zeit lang versucht, mich dazu zu überreden, wenigstens vorher den Boden frei zu räumen, damit Frau Opaschowski mit dem Staubsauger anrücken kann. Erst hat sie es mit so unsinnigen Argumenten versucht wie »Wenn dein Zimmer sauber ist, fühlst du dich selbst viel wohler«. (HAHAHAHAHA!!!) Dann ist sie dazu übergegangen, mir Fernsehverbot und Süßigkeitenverbot aufzudrücken. (Sogar mit Fahrradverbot hat sie es probiert!) Aber da habe ich immer nur mit den Schultern gezuckt und gesagt: »Na und? Mir doch egal.«*

Irgendwann hat Mama aufgegeben und gesagt: »Wenn du die Putzfrau nicht reinlässt, musst du selbst putzen.« Endlich ein guter Vorschlag! Denn dann kann ich ja wohl selbst bestimmen, wie und wann ich aufräume. Und für mich muss eben nicht alles superordentlich sein. Na und? Unordnung ist doch wohl kein VERBRECHEN!!!

So. Aber jetzt ist mein Zimmer, das heute Morgen noch gemütlich war, PICOBELLO aufgeräumt. Es sieht soooo ordentlich aus und das Schlimmste ist, sie hat sogar meine Schreibtischschublade aufgeräumt! GRÜNE GRÜTZE!

Da, wo ich meine geheimsten Geheimsachen versteckt habe. Besser gesagt: HATTE! Denn da liegt sie auf meinem Schreibtisch: die zerfledderte Mappe. Und daneben: das Monsterquartett. Mit einem Gummi (!) drum rum. Aber die ganzen Papierschnipsel und Bonbonpapiere, die ich zur Tarnung in der Schublade hatte, sind weg. Und offensichtlich hat sie die Kiste mit dem Playmobilkleinkram durchwühlt. Denn da liegt die rosa Glitzerjeans ganz obendrauf, säuberlich gefaltet! Das ist doch KRIMINELL! Nur weil ich ein Kind bin, heißt das doch noch lange nicht, dass man einfach UNGEFRAGT in meinen Sachen wühlen darf! Papa und Mama stellen sich total an, wenn wir im Arbeitszimmer auch nur einen Papierschnipsel anfassen – aber bei mir darf man in den Schubladen kramen und alles wegschmeißen, was man will?!?!?

DAS IST SO UNGERECHT!!!

So, ich habe einfach mal eine Kiste Lego auf den Boden gekippt. Aus Protest. Jetzt geht es mir schon besser. Ich wette, Flummi findet auch, dass Chaos viel schöner ist – weil man überall so viel entdecken kann! Leider schläft er noch irgendwo in seiner Hamsterhöhle. Aber weil er um diese Zeit rauskommt (besonders wenn er meine Stimme hört), sage ich laut zu ihm: »Ist das nicht eine echte Schweinerei, hier rumzuschnüffeln?«

Komisch. Ich gucke grad zum Käfig und in dem Moment fällt mir auf, dass das Rohr, das oben auf dem Gitterdach befestigt ist, schief sitzt. Man kann die Röhre da rausdrehen, wenn man sie umbauen möchte. Dann ist da natürlich ein Loch im Dach, das man schnell wieder zumachen muss, weil Flummi sonst rausklettern könnte. Und jetzt sitzt die Röhre schief, als hätte jemand daran rumgefummelt! Oh-oh.

*Ist mir natürlich kein bisschen egal, wenn ich so doofe Verbote bekomme. Aber Aufräumen finde ich halt wirklich bescheuert! Und in meinem Zimmer darf es doch wohl aussehen, wie ich will, oder???

Dienstag, 18. Juli, 18:11 Uhr

RIESENKATASTROPHE!!!

FLUMMI IST WEG!

Habe erst geklopft, weil er normalerweise um die Uhrzeit aufwacht. Als er sich nicht gezeigt hat, habe ich vorsichtig das ganze Heu durchsucht. Flummi ist nicht mehr da!!!

UND ICH BIN KURZ VORM DURCHDREHEN!!!!

Dienstag, 18. Juli, 19:05 Uhr

Er ist wirklich weg. Habe mein ganzes Zimmer nach seinen schwarzen Knopfaugen und der rosa Nase durchsucht, aber ich habe ihn nicht gefunde

Dienstag, 18. Juli, 21:10

Dabei haben Papa und ich überall gesucht! Ich kann es nicht fassen und muss wieder weinen, dabei ist die Seite von eben noch ! Und weil ich vorhin so habe, ist Papa reingekommen und hat gefragt, was denn los ist, und dann hat er gesagt: Ganz ruhig und dass wir Flummi schon finden, weil er irgendwo im Haus ist. Da habe ich wieder Hoffnung bekommen. Aber wir haben ihn

Erst haben wir noch mal in meinem Zimmer geguckt. Weil das so aufgeräumt ist, ging das ziemlich schnell. Papa meinte, in meinem üblichen Chaos wären wir jetzt stundenlang beschäftigt und hätten keine Ich hätte zwar am liebsten gesagt, dass er ja überhaupt nur weg war, weil die Putzfrau das Chaos beseitigt hat, aber andererseits hatte Papa ja auch recht. Suchen ist wirklich einfacher, wenn nicht jede Ecke vollgestopft ist. Wir haben sogar hinter meinen Regalen und der Kommode nachgesehen, Nicht mal der kleinste Köttel! Danach haben uns Fionas Zimmer vorgeknöpft. Als sie mitbekommen hat, was los war, meinte sie zwar, aber dann hat sie sofort wieder auf ihr Handy gestarrt und über eine Nachricht gelacht, deswegen glaube ich gar nicht, dass sie das ernst meint. Und geholfen hat sie auch nicht. Sie saß einfach nur auf ihrem Bett und hat die Beine angezogen, ob ein Krokodil im Zimmer wäre, dass ihr gleich den Zeh abbeißt.

Aber er war nirgendwo! Auch nicht in Mamas und Papas Schlafzimmer, nicht im Bad und auch nicht unten, wo die Küche und das Wohnzimmer sind. Papa blieb immer noch optimistisch. Er meinte, dass Flummi klein und pfiffig ist und sich super verstecken kann. Aber Mama war ganz erschrocken, als sie gehört hat, dass Flummi weg ist. Vor allem, als sie plötzlich mit zittrigem Finger auf die Terrassentür zeigte und meinte, dass sie die ganze Zeit offen gestanden hat. Und da musste ich wieder weinen, weil Flummi vielleicht wirklich auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist!

Mama hat mich ganz fest in den Arm genommen und hat sich nicht mal angestellt, dass ich ihr in die Bluse geschnieft habe. Dabei bemerkte ich, dass sie ein Pflaster am Finger hatte. Aber sie meinte, sie hätte sich bei der Arbeit mit einer Schere geschnitten.

Und dann hat sie gefragt: »Aber wie ist Flummi denn aus seinem Käfig gekommen?«

Ich erklärte, dass das Rohr falsch draufgesteckt gewesen war und dass es also jemand abgemacht und Flummi zur Flucht verholfen hatte. Papa und Mama haben natürlich gar nicht kapiert, wen ich mit JEMAND meinte. Da musste ich sie erst drauf bringen. Dass es natürlich diese doofe Putzfrau war! »Wieso war die überhaupt in meinem Zimmer?«, habe ich gerufen.

»Oh, Schatz. Ich habe ihr gesagt, sie soll da putzen.« Mama war richtig zerknirscht. Und dann sagte sie, dass Frau Opaschowski vielleicht den Käfig angestoßen hat und dabei die Röhre verrutscht ist. Ich rief: »Die zeige ich an! Dafür muss die ins Gefängnis!« Und habe richtig die Fäuste geballt, so wütend war ich auf Frau Opaschowski!

Aber Mama meinte, wir dürfen sie deswegen nicht anzeigen oder auch nur beschimpfen, weil es so schwer ist, eine gute Putzfrau zu finden. HALLO??? – wie kann eine Putzfrau GUT sein, wenn sie meinen Hamster entwischen lässt?

»In mein Zimmer kommt die nicht mehr!«, rief ich. »Auf gar keinen Fall! Das schließe ich ab jetzt ab!«

Mama und Papa haben sich nur einen Blick zugeworfen und Papa hat gesagt: »Okay, da reden wir noch mal drüber.«

Aber die Sache steht für mich fest: Frau Opaschowski kommt nicht mehr bei mir rein. Ist mir egal, ob Mama das passt oder nicht. Frau Opaschowski wird es noch bereuen, dass sie meinen Freund verscheucht hat!!!

Mittwoch, 19. Juli, 9:24 Uhr

Mama war heute Morgen besonders lieb zu mir. Bevor sie in ihren Salon gefahren ist, hat sie mir zum Frühstück Hasanpfennkuchen gemacht. Dafür ist sie Spezialistin. Sie backt aus Teig ein runden Kopf mit zwei länglichen Ohren und kleckst anschließend mit Ahornsirup Augen, Mund und Schnurrhaare darauf. Hasenpfannkuchen esse ich am ALLERliebsten.

Fi mochte sie auch immer total gerne. Aber heute hat sie gesagt, sie wolle normale Pfannkuchen. Mama und ich haben sie verwundert angestarrt, aber Fi zuckte nur mit den Schultern. »Was? Ich esse ja auch keine Bärchenwurst mehr.«

Ich fand das irgendwie doof, dass Fiona auf einmal keine Hasenpfannkuchen mehr wollte. Als wäre sie plötzlich eine LANGWEILIGE Erwachsene. »Ich will immer Hasenpfannkuchen haben, Mama«, habe ich zu Mama gesagt. »Auch wenn ich groß bin.«

Da hat Mama gelacht und mir über den Kopf gestreichelt. Fi hat nur die Augen verdreht, aber sich dann sofort wieder mit ihrem Handy beschäftigt. Sie scheint neuerdings an dem Ding festgewachsen zu sein!

Nach dem Frühstück ist Mama in den Salon gefahren und Fi mit ihren Freundinnen in die Stadt. Also bin ich alleine zu Hause, bis Opa Herbert kommt, um mit mir eine kleine Radtour zu machen. Opa Herbert ist Papas Papa und er fährt genauso gerne Fahrrad wie Papa und ich. Er ist ziemlich nett und ich bin stolz auf ihn, weil er für so einen alten Knacker auf dem Rad ganz schön gut mit Papa und mir mithält. (Das mit dem alten Knacker sagt er von sich selbst! Hihi!) Und er ist immer für uns da, wenn wir ihn brauchen. Er hat jetzt auch viel Zeit, denn seine Frau, Oma Karin, ist vor zwei Jahren gestorben. Vorher sind die beiden viel verreist und waren dauernd auf Teneriffa oder Kuba oder in Brasilien.

Ich habe ganz viele Postkarten von ihnen und wenn ich groß bin, möchte ich auch dahin reisen, wo die beiden überall waren. Jetzt hat Opa Herbert keine Lust mehr, so weit zu reisen. Aber das findet er nicht schlimm, sagt er. Er hat schließlich so viel von der Welt gesehen, dass er jetzt nichts mehr verpasst. Er sagt das so, als wäre nichts, aber ich merke, dass er traurig ist, wegen Oma Karin. Das dauert aber immer nur ganz kurz, dann strubbelt er mir über den Kopf und sagt: »Außerdem will ich sehen, was ihr hier so treibt. Das ist doch sowieso viel spannender.«

Ich freue mich, dass Opa Herbert heute kommt. Wir fahren zusammen Rad und dann kochen wir Spaghetti.

Aber bis dahin habe ich noch alle Hände voll zu tun. Denn ich weiß, dass Frau Opaschowski heute bei den Nachbarn putzt. So brauche ich nicht bis nächste Woche warten, um mit ihr wegen Flummi ein Hühnchen zu rupfen.

Mittwoch, 19. Juli, 10:14 Uhr

Habe Frau Opaschowski aufgelauert und … okay. Frau Opaschowski war es nicht. Weil sie Haustiere mag. Und zwar so gern, dass sie sie zu FRIKASSEE verarbeiten würde, wenn sie Hunger hat!!!!!

Du liebes Schnitzel! Ich kann nur hoffen, dass sie nicht mal während der Arbeit bei uns Kohldampf schiebt!

Bin mit dem Rad vor unserem Haus rumgekurvt, bis sie kam. Als sie vor dem Haus von Neumayers von ihrem Fahrrad stieg, bin ich auf sie zugeschossen und habe ganz knapp vor ihr gebremst, wobei sie sich natürlich erschrocken hat. Das war ja auch meine Absicht gewesen. Und dann habe ich sie verhört. Und zwar so:

Ich (streng): Frau Opaschowski! Haben Sie gestern mein Zimmer geputzt?

Frau O.: Ja, habe ich geputzt, die Saustall. Ohhh, war nötig! Staubmäuse, so groß wie Ratten in Moskau. (Angewidertes Kopfschütteln.)

Ich