Mein Mann Heinrich George - Berta Drews - E-Book

Mein Mann Heinrich George E-Book

Berta Drews

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Beschreibung

Ein emotionaler Blick auf einen ungewöhnlichen Menschen und eine ungewöhnliche Beziehung. Heinrich George (1893 – 1946) war einer der bekanntesten Schauspieler in der Weimarer Republik und stieg zum populären Filmstar der NS-Zeit auf. 1930 begegnete er Berta Drews am Staatstheater Berlin, eine Begegnung, die ihrer beider Leben entscheidend prägen sollte. Seine Briefe aus dem sowjetischen Internierungslager Sachsenhausen sind ein ganz persönliches Zeugnis und werfen ein neues Licht auf diese dunkle Zeit und den tragischen Tod eines Künstlers

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Seitenzahl: 353

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Berta Drews

Mein Mann

Heinrich

George

Mit einem Vorwort von Götz George, einem Nachwort von Jan George sowie dem Briefwechsel zwischen Berta Drews und Heinrich George während seiner sowjetischen Lagerhaft 1945/46 mit seinen Gedichten

Mit 49 Abbildungen und Dokumenten

LangenMüller

Bildnachweis

Sämtliche Fotos und Dokumente stammen aus dem Heinrich-George-Archiv (Jan George).

Folgende Fotografen, Ateliers und Institutionen konnten ermittelt werden:

Bilderdienst Bittner, Berlin: 25; Deutsches Theatermuseum München (Archiv Ilse Buhs): 35; Atelier »Elite«, Berlin: 4; Wolff von Gudenberg: 10; MGM: 7; Willy Saeger: 6; Karl Schenker, Berlin:5; Scherl, Berlin: 20; Foto-Schreyer, Berlin: 33, 37; USA Borchert: 23.

Trotz gründlicher Recherche ist es dem Verlag nicht gelungen, sämtliche Rechteinhaber ausfindig zu machen. Bei etwaigen Ansprüchen wenden Sie sich bitte an den Verlag.

Die Kapitel »Die Kleene hat was!« bis »Endzeit« erschienen erstmals 1986 in den Lebenserinnerungen »Wohin des Wegs« von Berta Drews.

Die Texte dieses Buchs wurden der derzeitigen Rechtschreibung und Interpunktion angeglichen.

© für die Originalausgabe und das eBook: 2013 LangenMüller in der

F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten.

Schutzumschlag: Wolfgang Heinzel

Umschlagmotiv: Heinrich George und Berta Drews in »Katrin« von Walter Stanietz, Schiller-Theater Berlin, 1943 (Heinrich-George-Archiv/Fotoatelier Willott, Berlin)

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

ISBN 978-3-7844-8164-7

www.langen-mueller-verlag.de

Inhalt

Götz George

Meine Eltern Berta Drews und Heinrich George

»Die Kleene hat was!«

Turbulenzen

Die Zeiten ändern sich

»Der Junge heißt Götz!«

Kompromisslos

Endzeit

Kassiber

Gedichte

Jan George

Gedanken zu einem zu frühen Tod

Namenregister

Götz George

Meine Eltern Berta Drews und Heinrich George

Ich schreibe über einen Menschen, den ich zu kennen glaube.

Und ich glaube an den Menschen, den ich liebe.

Nie wurde ich in meinem Leben erzogen. Alle wichtigen Charaktereigenschaften wie Großmut, Selbstwert, Humor, Weitsicht oder Güte wurden von der Mutter, Berta Drews, vorgelebt und von mir übernommen. Alles, was ich im Leben machte, seien es die schulischen Aufgaben, sei es berufliches Vorankommen, das Erkennen und Begreifen der Natur, alles war für diese Mutter bestimmt.

Ich hätte es mir übel genommen, in einer Disziplin zu versagen. Der Stolz der Mutter war der Preis, und sie brachte ihre großzügige, wohltuende Kritik immer auf den Punkt. Sie schöpfte aus dem großen Fundus ihres Mannes, unseres Vaters, der nicht mehr einschreiten konnte ob seines frühen Todes.

Ich wäre niemals Schauspieler geworden, wenn er die Schrecken des Krieges und des Lagers überlebt hätte. »Ein Genie in der Familie reicht«, pflegte er immer zu sagen, wenn die Mutter die schauspielerischen Ambitionen ihres kleinen Sohnes ihm vorzutragen wagte.

Wenn ich dieses wunderbare Buch meiner Mutter, »Wohin des Wegs«, jetzt schon zum dritten Mal lese, hängt es mit so einprägsamen Sätzen zusammen, die ihrer Schreibbegabung so locker aus der Feder zu laufen scheinen. Und die heutige und vergangene Zeit so trefflich wiedergeben: »Man liest neuerdings so oft, dass die Menschen verlernt haben, starken Gefühlen Ausdruck zu geben. Dass Genuss- und Leidensfähigkeit mehr und mehr verkümmern. Davon kann hier nicht die Rede sein. Ich begegne einer freien Gefühlsentfaltung, die überwältigt. Sie ist das Hervorstechende der George’schen Natur. Sie ist angeboren und wohl auch ein Teil seiner schockierenden Begabung. Das hat einen Zug großer Wahrhaftigkeit.

Um es kurz zu sagen: Die Dinge waren entschieden, nicht mehr rückgängig zu machen, und da es mir einen Strom von Selbstvertrauen vermitteln konnte, gingen wir zur Tagesordnung über. Jeder an seine Arbeit.«

Klarer, wertiger kann man einen Gefühlszustand, der ein halbes Leben zum Inhalt hatte, nicht beschreiben. Zwei große Menschen treffen aufeinander und können sich erkennen und begreifen. Wer kann das schon?

Die Achtung und die Liebe dieser beiden herrlichen Menschen hat uns geprägt. Den älteren Bruder und mich. Aber der Krieg hat die Zeit danach verstümmelt, und so muss man all unser Tun und Lassen – also unser Leben – in der Gefühlskälte der Neuzeit werten. Der große Atem der Kunst ist verflogen. Die gewaltige Spannkraft des Adlers ist geschrumpft. Der Geier hat das Sagen.

»Natürlich war alles schwieriger, als es hier steht, doch er schirmte mich ab, und seine ruhige Sicherheit nahm alle Verwirrtheit aus meinem Leben. Mit einem neuen, gefestigten und schlichten Daseinsgefühl.«

Die heutige Zweisamkeit besteht aus Verwirrung und Orientierungslosigkeit. Wie Mut machend ist es da, zu lesen, wie zwei Liebende vor mehr als 70 Jahren miteinander umgegangen sind. Diese Liebe und Bewunderung hält über den Tod des Vaters hinaus. Sie bestimmt das Weiterleben und Schaffen dieser wunderbar gereiften Frau.

Der Tod des Mannes war der Schock des neugeborenen Werdens. Du entdeckst das Licht und den Atem neu. Du lernst das Laufen und Begreifen. Nur mit dem kleinen Vorteil der Erinnerungen an eine erfüllte Zeit.

»Ich hatte mir geschworen, bei ihm auszuhalten, durch dick und dünn. Dabei musste ich mir klar sein, dass es eine Täuschung war, an einen Wechsel seiner Lebensgewohnheiten zu glauben. Alles war doch schwieriger, als wir dachten. Ich bewunderte seine Autorität, wollte beherrscht werden. Doch als ich mich ihm ausgeliefert hatte, ihm, der stärker fühlte, gab und forderte als alle, die mir vorher begegnet sind, fand ich es gar nicht mehr angenehm.«

Wer zweifelt, hat noch Leben in sich. Nur das Leben darf nicht in Verzweiflung ausarten. Auch diese Zustandsbeschreibung macht aus diesen beiden Menschen eine für heutige Verhältnisse nicht mehr vorstellbare Einheit.

Alles verflacht und begradigt sich, wird sprachloser in unserer computergesteuerten Zeit. Wie will man da noch solche Höhen in der Klaviatur des Lebens und der Kunst erreichen?

»Von einem gewissen Format anhat jeder seine Verfolger vom Dienst.«

Ernst Jünger

Diese Verfolger hatte der außergewöhnliche George weit über seinen Tod hinaus. Wie kann es kommen, dass man auf so großartige und sensibel künstlerische Menschen in diesem Land so neidvoll reagiert? Und alles Schöne und Nachhaltige minimalisiert?

Hätte der große »Magier«, wie Jürgen Fehling ihn nannte, noch die Chance vom lieben Gott bekommen, nach 53 Jahren weiterzuleben, hätte er mit seiner geliebten »Duschka« einen Pas de deux auf deutschen Theaterbrettern hinterlassen, von dem das Volk noch heute begeistert schwärmen würde. Und der »kleine George« wäre kein Schauspieler geworden, sondern ein verzauberter Zuschauer, der nicht hätte fassen können, was da oben auf der Bühne vor sich geht.

Berlin, im Mai 2013

***

Berta Drews veröffentlichte 1986 ihre Lebenserinnerungen unter dem Titel »Wohin des Wegs«. Im Zentrum dieses sehr erfolgreichen Buches stand ihr Leben an der Seite des legendären Schauspielers Heinrich George, der 1946 in sowjetischer Lagerhaft einen frühen Tod fand. Die Neuausgabe ihres Buches gibt diesen entscheidenden Abschnitt im Leben des Ehepaares Berta Drews/Heinrich George wieder und trägt daher den Titel »Mein Mann Heinrich George«. Es wird ergänzt um die Briefe, die Berta Drews 1945/46 mit ihrem Mann während dessen Lagerhaft wechselte.

Berta Drews wurde am 19. November 1901 in Berlin geboren. Ihr Vater, Professor Karl Drews, lehrte an einer Maschinenbauschule, ihre Mutter stammte aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte die Künstlerin in Stettin und Posen. Nach dem dortigen Lyzeumsbesuch kam sie 1920 nach Berlin zurück und studierte zunächst Gesang, wechselte dann aber an Max Reinhardts Schauspielschule des Deutschen Theaters, wo sie eine entscheidende Begegnung mit dem charismatischen Schauspielstar Alexander Moissi hatte. Nach ersten Engagements am Württembergischen Landestheater in Stuttgart und (ab 1926) an den Münchner Kammerspielen unter Otto Falckenberg ging sie 1930 wieder nach Berlin, wo sie Karl Heinz Martin an die Volksbühne am Bülowplatz verpflichtet hatte. Bevor sie im Januar 1931 dieses Engagement in einer Berliner Fassung von Franz Molnárs Liliom antreten konnte, wurde sie für eine Gastrolle ans Berliner Staatstheater am Gendarmenmarkt verpflichtet, wo sie im Herbst 1930 bei den Proben zu Goethes Götz von Berlichingen Heinrich George kennenlernte:

»Die Kleene hat was!«

Berliner Entree – Schicksalhafte erste Begegnung mit Heinrich George

»Eine glückliche Erinnerung ist vielleicht auf Erden wahrer als das Glück.«

Alfred de Musset

Berlin!

Wenn ich meine Wohnung verlasse – diesmal nun zwei möblierte Zimmer mit allem Komfort, bitte sehr –, sind es vielleicht hundert Schritte bis zum Kurfürstendamm. Zwar rattert die Stadtbahn in der Höhe meiner Fenster alle zehn Minuten vorbei, und die Erde bebt. Aber das merke ich nach drei Tagen nicht mehr.

Ich stelle mich meinem neuen Direktor der Volksbühne am Bülowplatz vor, der mich in München bei der ersten Begegnung durch seine Sensibilität beeindruckte und ihn zum Favoriten der Berliner »Werber« machte. Sein Einfühlungsvermögen, seine Witterung, zumal für Frauen, waren erstaunlich. Er ließ sich nicht von meiner so oft überschätzten Vitalität, die mir schon als Markenzeichen anhing, bluffen. Er spürte Scheu und verhaltenes Gefühl, das er einsetzen will. Er bietet mir die Julie in der Vorstadtlegende Liliom von Molnár an. Ich stimme begeistert zu. Max Pallenberg wird mein Partner sein.

Doch Geduld! Noch ist es nicht so weit.

Ich laufe ihm direkt in die Arme, Ernst Legal, meinem Lehrmeister. Er drückt mich an seine Brust und will wissen, was ich mache.

»Ich warte auf meine erste Rolle.«

»Haben Sie denn Zeit?« Er nimmt meinen Arm, führt mich in eine kleine Weinstube und fällt über mich her. »Wir brauchen eine Adelheid. Ein halbes Dutzend haben wir ausprobiert, in Kürze ist Premiere!«

1/2 So sahen wir, Berta Drews und Heinrich George, aus, als wir uns 1930 in Berlin kennenlernten.

Und dann erfahre ich, dass er, der seit Januar 1930 Intendant des Staatstheaters am Gendarmenmarkt ist, den Urgötz inszeniert. Er will keine heldische Dame für die Verführerin Adelheid von Walldorf. Er will sie modern, beweglich, angepasst dem neuen Typ »Vamp«, den der Film in vielen Varianten anbietet. Er erklärt mir, dass der einundzwanzigjährige Goethe in diesem ersten Götz-Entwurf im Überschwang ein Wesen schuf, dem alle verfallen, die ihren Weg kreuzen: Weislingen und sein Knappe Franz. Auch Götzens wackerer Schwager Sickingen geht ihr ins Netz, sogar ihr Mörder wünscht sich »in ihren Armen ein Gott zu sein«. (Ein bisschen happig!) »Sie haben doch so dolle Mädchen gespielt! Wir werden Martin fragen, wann er Sie frühestens braucht. Kommen Sie morgen, sich George vorstellen – er ist der Götz.« Ich bekomme ein Reclamheft. »Lernen Sie einen Monolog.« – Weg ist er. Martin braucht mich nicht vor Januar. Er würde mich bis dahin beurlauben. Mir ist unbehaglich. Schön, ich hatte die Adelheid auf der Reinhardt-Schule mit Legal gearbeitet, aber das ist schon nicht mehr wahr, und außerdem wollte ich »klassisch« in Berlin auf keinen Fall anfangen. Was fällt diesem Legal ein!

Vormittags im dunklen Zuschauerraum. George auf der Bühne. Er ist viel jünger, als er mir als Zola in dem Film Dreyfus erschien. Leicht schwäbelnd, mit erwärmendem Stimmklang spricht er Goethes Worte so ursprünglich und humorvoll, dass ich verzaubert zuhöre.

»Heinrich, einen Moment mal! Ich möchte dir eine neue Adelheid vorführen: meine Schülerin Berta Drews.« George schmunzelt, er traut dem Frieden wohl nicht. Er geht ins Parkett. Ich auf die Bühne. (»Dass es Morgen wäre! Mein Blut wird von seltsamen Ahndungen herumgetrieben…« )

Nach Georges stupender Direktheit komme ich mir schrecklich theatralisch vor, zappele auch viel zu viel herum. Ich höre sie im Parkett reden. George kommt mit elastischen Schritten auf die Bühne, er drückt meine Hand und zu Legal: »In Ordnung, die Kleine hat was!« (Er sagt »Kleene«.) Ich sehe in blaue, eigentümlich transparente Augen und möchte gerne noch ein Weilchen mit ihm sprechen. Legal aber scheucht mich ins Büro zur grauen Eminenz Albert Patry. Er soll Vertrag machen.

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