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Michael Ott von Echterdingen Feldherr der Artillerie Kaiser Maximilian I. und Kaiser Karl V. Teil 1: 1508 Krieg gegen die Republik Venedig. 1513 mit dem englischen König Heinrich VIII. gegen Frankreich. 1519 mit dem Schwäbischen Bund gegen Herzog Ulrich von Württemberg. 1521 Teilnahme am Wormser Reichstag. 1525 mit dem Schwäbischen Bund gegen die aufständischen Bauern in Württemberg. 1529 erfolgreiche Verteidigung von Wien gegen die Osmanen. Teil 2: Ermittlung seines Geburtsjahres anhand seiner Schaumünze. Herkunftsnachweis mittels Urfehde, Wappen und Siegel. Aufstieg anhand seiner Titulierung seiner Titulierungen und Namensvarianten. Genealogie der Familie Ott. Verwalter von Schloss Sigmundskron/Tirol. Teil 3: Kriegsregiment und Neue Kriegsordnung um das Jahr 1530. Teil 4: Militärischer Reformer.
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Seitenzahl: 80
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Einleitung
Teil 1: Karriere im Heiligen Römischen Reich
1.01 Kanzleischreiber am Stuttgarter Hof 1498
1.02 Verhaftung in Tübingen 1503
1.03 Aufstieg zum Obersten Feldzeugmeister des HRR
1.04 Bayerisch-pfälzischer Erbfolgekrieg 15041505
1.05 Nennung als Zahlschreiber 1505
1.06 Der große Krieg gegen die Republik Venedig 1508-1516
1.07 Die Eroberung der Burg Hohenkrähen im Hegau 1512
1.08 Die Sporenschlacht bei Guinegate 1513
1.09 Die Eroberung der Burg Hohenasperg 1519
1.10 Krönung Karl V. in Aachen 1520, Reichstag zu Worms 1521
1.11 Tod des Ritters Franz von Sickingen
1.12 Bauernaufstand in Württemberg 1525
1.13 Krönungsfeldzug Erzherzogs Ferdinand I. nach Ungarn 1527
1.14 Krieg der Liga von Cognac 1526-1530
1.15 Die erste Belagerung Wiens durch die Osmanen 1529
1.16 Tod in Bad Wildbad im Schwarzwald 1532
Teil 2: Herkunft, Nobilitierung und Ehrungen
2.01 Ermittlung des Geburtsjahres
2.02 Urfehde/Herkunftsnachweis
2.03 Nobilitierung
2.04 Wappenbuch aus dem Jahr 1605
2.05 Siegel aus dem Jahr 1518
2.06 Aufstieg anhand seiner Titulierungen
2.07 Genealogie der Fam. Ott; Unterschriften /Namensvarianten
2.08 Verwalter von Schloss Sigmundskron in Tirol
Teil 3
Das Kriegsregiment und Neue Kriegsordnung um 1520
Teil 4
Der militärische Reformer
Teil 5
Zusammenfassung
Teil 6
Zeittafel
Teil 7
Literatur
Teil 8
Danksagungen und Über die Autorin
Dieses Buch über Michael Ott basiert auf den neuesten Erkenntnissen über das aufregende Leben und Wirken des berühmtesten Artilleristen seiner Zeit in Europa: Michael Ott von Echterdingen, auch Michael Ott von Aechtertingen genannt.
Ende des 16. Jahrhunderts etablierte sich im verstärkten Maße eine neue Kriegskunst: die Artillerie.
Der König und spätere Kaiser Maximilian I. förderte die Artillerie seines Reiches und baute das Zeughaus in Innsbruck zum größten Waffenarsenal in Europa aus.
Michael Ott flüchtete nach seiner Verurteilung in Tübingen und aufgrund seiner Urfehde 1503 aus dem Herzogtum Württemberg nach Innsbruck. Dort absolvierte Michael Ott im Zeughaus eine Ausbildung zum Zeugschreiber, Zeugwart (Aufseher über Material und Ausrüstung im Zeughaus) und schließlich zum Zeugmeister (Verwalter eines Zeughauses).
Unter Kaiser Maximilian I. stieg Michael Ott zum Oberstern Feldzeugmeister und Kriegsrat des Heiligen Römischen Reiches auf.
Abb. 1 a: Schaumünze aus dem Jahr 1522: Avers zeigt das bärtige und barhäuptige Portrait von Michael Ott von Aechtertingen im Brustharnisch. Bronzeguss, Durchmesser: 61,2 mm, Gewicht 105,47 g. National Gallery of Art, Sammlung Samuel H. Kress, Washington, D.C. 1)
Michael Ott wurde von Kaiser Maximilian I. ca. 1514 geadelt und nannte sich von nun an Michael Ott von Echterdingen, obwohl er in Kirchheim unter Teck geboren wurde. Der Kaiser ernannte ihn 1511 zum Pfleger des strategisch wichtigen Schlosses (Festung) Sigmundskron an der Etsch, das am Einfallstor nach Italien liegt. Nach dem Tod Kaiser Maximilians I. (1519) behielt Michael Ott auch unter seinem Nachfolger Kaiser Karl V. weiterhin seine hohe Stellung als Oberster Feldzeugmeister des Heiligen Römischen Reiches inne. 1522 ließ Kaiser Karl V. zu Ehren von Michael Ott von Echterdingen eine Medaille prägen und würdigte damit dessen militärische Verdienste unter seinem Vorgänger und ihm.
Abb. 1 b: Schaumünze: Revers zeigt das Wappen des Michael Ott von Aechtertingen. Bronzeguss, Durchmesser 61,2 mm, Gewicht 105,47 g. National Gallery of Art, Sammlung H. Kress, Washington, D.C.
Die beiden Förderer von Michael Ott: Kaiser Maximilian I. (1459-1519) und Kaiser Karl V. (1500-1558).
Abb. 2 a Kaiser Maximilian I., Albrecht Dürer (Kreis), nach 1504, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Berlin.
Abb. 2 b Kaiser Karl V., Tizian, 1548, Alte Pinakothek, München.
Um als Oberster Feldzeugmeister des Heiligen Römischen Reiches aufzusteigen, bedurfte es einiger Voraussetzungen. Michael Ott erlernte die deutsche Sprache in Wort und Schrift, zudem beherrschte er Latein. In der damaligen Zeit war Latein ein wichtiges Kommunikationsmittel der Oberschicht, des Adels sowie der Gelehrten. Höchstwahrscheinlich hatte Michael Ott eine höfische Erziehung genossen sowie bereits einige militärische Erfahrungen gesammelt, als er um 1498 als „Jungschreiber“ an den Stuttgarter Hof kam.
Abb. 3: Lustgarten in Stuttgart. Im Hintergrund die runden Türme des Alten Schlosses, die Stiftskirche und das Neue Lusthaus. Matthias Merian, 1624, Radierung.
Michael Ott wurde 1503 bei Tübingen verhaftet und verurteilt, weil er und seine Vettern, die Gebrüder Peter und Michel Schott, dem auf der Festung Hohenurach inhaftierten Doctor Conrad Holzinger Nachrichten, zukommen ließen. Conrad Holzinger war der ehemalige Kanzler des 1498 durch König Maximilian I. abgesetzten Herzogs Eberhard II. von Württemberg. Die Verhaftung von Doctor Conrad Holzinger war eine hochbrisante, politische Angelegenheit. Damals erlaubte die Obrigkeit nur Verwandten, Briefe an einen Inhaftierten zu schreiben. Michael Ott hielt man wegen dieses Vergehens mehrere Monate in einem Turm von Schloss Hohentübingen gefangen. Ott und seine Vettern wurden hart bestraft. Michael Ott wurde nach Bezahlung einer Atzung (Kostgeld) begnadigt, entlassen und musste die Urfehde schwören. Ferner zwang man Michael Ott, innerhalb von zehn Tagen das Herzogtum Württemberg zu verlassen. Ohne Erlaubnis durfte er nicht zurückzukehren.
In seiner Urfehde steht als Ortsangabe nicht „von Stuttgart“, wo er als Kanzleiangestellter um 1500 arbeitete, sondern explizit „von Kirchheim unter Teck“ d.h. Michael Ott wurde in Kirchheim geboren. Kirchheim unter Teck wird als Ortsangabe genannt und nicht das 35 km entfernte Stuttgart oder etwa das vor Stuttgart liegende Dorf Echterdingen. Als Kanzleischreiber am Stuttgarter Hof hätte Michael Ott nicht täglich, höchstens nur wöchentlich diese Entfernung mit dem Pferd von Kirchheim nach Stuttgart zurücklegen können (schlechte Straßenverhältnisse, keine Beleuchtung außerhalb der Stadt).
Abb. 4: Tübingen von Süden im Jahr 1643. Ansicht von Schloss Hohentübingen und Stadt. Matthias Merian d. Ä., (1563-1650), Kupferstich, Eberhard-Karls-Universität, Tübingen.
In den Urfehdebriefen seiner Vettern, die ebenfalls verurteilt wurden, steht geschrieben: Peter Schott aus Grabenstetten und Michel Schott aus Unterlenningen. Peter Schott war Mitglied der Wachmannschaft auf Schloss Hohenurach. Im Haus des Peter Schott in Urach schrieb Michael Ott die verhängnisvollen Nachrichten an den gefangenen Doctor Conrad Holzinger. Peter Schott steckte dem gefangenen Holzinger die Briefe heimlich zu. Schott wohnte in einem Haus in Urach, somit kann Urach als sein Wohnsitz betrachtet werden. In Peter Schotts Urfehdebrief steht jedoch Grabenstetten. Was auch sein Geburtsort war 2). Der junge Herzog Ulrich von Württemberg war Michael Ott trotz seiner Verurteilung in Tübingen und der Aufforderung Württemberg sofort zu verlassen, dennoch wohl gesonnen. Mit einem Empfehlungsbrief des Herzogs ging Michael Ott nach Innsbruck.
Ende des 16. Jahrhunderts fand eine Umwälzung im Heereswesen statt. Hauptkämpfer waren von nun an angeworbene Landsknechte mit ihren langen Spießen, die sich in einem waffenstarrenden Viereck aufstellten. An den Flanken und der Front standen Schützen mit Hand- und Hakenbüchsen und für den Flankenangriff die Reiterei. Dann etablierte sich in verstärktem Maße die neue Kriegskunst: die Artillerie. Der König und spätere Kaiser Maximilian förderte die Artillerie seines Reiches. Er konzentrierte die Produktionsstätten für seine Kanonen in Tirol. König Maximilian legte Arsenale (Zeughäuser) und Gießereien an. Das Zeughaus in Innsbruck konnte innerhalb kurzer Zeit 10 000 Männer für einen Feldzug mit Waffen ausrüsten.
Das Zeughaus in Lindau wurde gegen die Eidgenossen ausgerüstet, Breisach gegen einen französischen Angriff, Sigmundskron bei Bozen, Trient, Görz und Verona gegen die Republik Venedig und Frankreich sowie Osterwitz, Graz und Wien gegen die Osmanen.
Typ
Gewicht (t)
Munition (kg)
Wagen
Pferde
Besatzung
Scharfmetze
5
50
32
163
48
Nachtigall
3
25
13
88
26
Singerin
2
10
7
41
12
Große Kartaune
1,5
8
6
27
8
Kleine Kartaune
1,25
5
2
16
5
Falkonett
0,75
1
3
Abb. 5: Die Artillerie unter Kaiser Maximilian, Landsknechte 1486-1560 Siegler Verlag GmbH, Sankt Augustin 7)
Unter König Maximilian und Michael Ott erfolgte eine handwerkliche Verbesserung der Gießmethode durch gemauerte Flammöfen. Es folgte eine Einteilung der Geschütze in bestimmte Typen von gleichem Kaliber, Verwendung von Eisenkugeln ab dem Jahr 1515 und die Organisation zu einer eigenen Waffengattung. Es wurden kleinere Geschütze hergestellt, sodass sie beweglicher im Kriegseinsatz waren. Die Bedienung der Geschütze war damals nicht die Aufgabe von Landsknechten, vielmehr wurden damit die Büchsenmeister, Schlangenschützen und Feuerwerker betraut. Büchsenmeister waren in einer Zunft zusammengeschlossen. Ihr handwerkliches Wissen hielten sie jedoch meist geheim. Stand ein Krieg bevor, wurden sie angeworben. Im Gegensatz zu den anderen Gattungen des Heeres konnten in der Artillerie auch Bürgerliche aufsteigen. Mit den neuen, mauerbrechenden Kanonen gelang es, die Burgen und Schlösser der adligen Raubritter und Schnapphähne zu zerstören.
Im Mittelalter verstand man militärtechnisch gesehen unter Zeug einen Ausdruck für Rüstung und später für große Geschütze mit ihrem Zubehör. Im Zeughaus in Innsbruck, der größten Waffenkammer Europas, durchlief Michael Ott eine Ausbildung zum Zeugschreiber, Zeugwart (Aufseher im Zeughaus). Dann stieg er zum Zeugmeister (Verwalter eines Zeughauses) auf. Michael Ott hatte für die Ergänzung des Kriegsmaterials zu sorgen und den Nachschub zu organisieren. Er musste sich auch um die Anwerbung der Büchsenmeister kümmern. Als Oberster Feldzeugmeister hatte er den Rang eines Feldmarschalls inne. Nach einer Schlacht hatte der Feldzeugmeister den alleinigen Zugriff auf alle Artilleriewaffen und Munition, die noch intakt waren. Ebenso standen ihm alle verbleibenden Rüstungen und Waffen der Besiegten zu. Allerdings musste er ein Drittel seiner Beute an seinen Kriegsherrn übergeben.
Abb. 6: Zeughaus in Innsbruck, Innenansicht des Zeughauses mit Kanonen, Jörg Kölderer, 1507, Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, (Cod. 10816 fol. 2v-3r), Wien.