Milas Reise - Etappe 2 - Michael E. Vieten - E-Book

Milas Reise - Etappe 2 E-Book

Michael E. Vieten

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Beschreibung

Milas Reise geht weiter. Etappe 2 aus: "Handbuch zur Rettung der Welt""Wolf und Anton".Mila und Josh müssen einen großen Verlust verkraften. Doch ihre beschwerliche Reise ist auch der Beginn einer aufrichtigen Freundschaft. Gemeinsam treffen sie auf neue Gefährten.E-Book-Serie über ein großes Abenteuer, verzweifelte Hoffnung, grenzenlose Zuversicht und aufrichtige Freundschaft. (Illustrierte Ausgaben mit 37 Abbildungen)

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Milas Reise - Etappe 2

DanksagungAbb. KarteMilas Reise - Etappe 2Ein großer VerlustAbb. FlugzeugWolfAbb. WolfAbb. FrachterAbb. WölfeAntonAbb. FeldgeschirrMilas Reise geht weiterWeitere Bücher von Michael E. VietenAbb. AutorImpressum

Danksagung

Mein besonderer Dank geht an Birgit D. für ihre wertvolle Unterstützung und ihre Zuversicht.

Abb. Karte

Milas Reise - Etappe 2

(aus der Trilogie "Handbuch zur Rettung der Welt")

Anthropozän 2050

Herbst

Ein großer Verlust

Zum Abendessen gab es gegrilltes Schlangenfleisch mit einem Salat aus wilden Möhren, Brennnesseln und Johannisbeeren. Die Stachelbeeren aß Josh allein. Stattdessen aß Mila noch eine Handvoll Mirabellen. Aber die weiterhin gegorenen Früchte widerstanden ihr bald, und sie warf einen kleinen Rest in den Wald. Das Fleisch der Schlange war tatsächlich etwas zäh und hatte einen eigenartigen Geschmack. Josh aß es ohne Appetit und zwang sich, seine Stückchen nach kurzem Kauen einfach hinunterzuschlucken.

Anschließend hatte er das Feuer wieder auflodern lassen, und sie ließen sich daran nieder. Aber schon bald darauf zogen sie sich in das Wohnmobil zurück. Es begann, zu regnen.

Mila stand an der offenen Tür und hörte das Prasseln der Regentropfen. Sie liebte dieses Geräusch, soweit sie sich erinnern konnte, bereits als Kind. Wenn es regnete, lag sie in ihrem Bettchen und lauschte, und darüber schlief sie dann friedlich ein.

„Siehst du“, sagte sie leise. „Das Wetter beruhigt sich. Kein Sturm, kein Hagel. Bald schon wird sich die Natur erholt haben, und wir bekommen eine zweite Chance, es diesmal besser zu machen.“

Mila schaute sich nicht um. Im Halbdunkel des Wohnmobils hätte sie Joshs Gesichtsausdruck ohnehin nicht lesen können. Und wenn doch, erwartete sie keine Zustimmung von ihm. Sie wollte hoffen, doch er würde zweifeln. Auch dass er insgeheim nicht von der Existenz ihres Tals überzeugt war, ahnte sie. Sie aber würde an das Vorhandensein des Tals weiter glauben und ihre Überzeugung gegen Joshs Zweifel verteidigen. Sie würden dieses Hochtal finden und dort würden sie darauf warten, dass der Rest der Welt wieder lebenswert wird.

Mila kletterte hinauf in ihr Bett hoch oben in dem Alkoven. Sie lag auf dem Rücken, schloss ihre Augen und ließ sich von den Regentropfen auf dem Wagendach in den Schlaf trommeln.

Josh baute sein Bett und verriegelte die Tür. Dann legte er sich hin und fand lange keine Ruhe.

Im Gegensatz zu Mila konnte er nicht erkennen, dass sich das Wetter beruhigte. Im Gegenteil. In den letzten Tagen waren sie Starkregen mit Hochwasser, Hagelschlag und Sturm ausgesetzt gewesen. Und jetzt war Sommer. Die niederschlagreichste Zeit des Jahres stand ihnen noch bevor. Der Herbst. Und danach kam der Winter, mit Blizzards und Dauerschneefall im Wechsel mit klirrenden Frostperioden. Unwetter würden auch Milas Tal nicht verschonen. Wetter war eben global. Mila aber wollte hoffen. Das war ihm klar.

Der Mensch ist zäh, vieles kann man ihm nehmen, aber niemals die Hoffnung. Ohne die Aussicht auf ein Licht am Horizont, sei es auch noch so klein, gab er sich und sein Leben schnell verloren. Das alles wusste Josh, und deshalb schwieg er. Auf gar keinen Fall würde er es über sein Herz bringen, Mila zu sagen, was er befürchtete. Ihre gemeinsame Reise wird umsonst sein. Und während er im Dunkeln darüber nachdachte, wie er Mila die Enttäuschung ersparen könnte, wenn auch sie das Unfassbare irgendwann einsehen musste, hatte es aufgehört zu regnen. Nur vereinzelte Tropfen aus den Kronen der Bäume landeten noch schwer auf dem Wagendach. Dann bemerkte er Milas gleichmäßige Atemzüge. In einem regelmäßigen Rhythmus atmete sie ein und wieder aus. Josh hörte ihr noch lange zu und fand darüber schließlich auch in den Schlaf.

Der nächste Morgen begann kühl. Das Licht des Tages blieb fahl und grau. In der Nacht hatte es noch einmal angefangen zu regnen und bis in die Morgenstunden nicht aufgehört. Der Waldboden war mittlerweile durchweicht. Das Gras der Steppe schwer von Nässe gebeugt. Über den Hügeln stiegen Nebel auf und verbanden sich mit drückenden, tief hängenden grauen Wolken.

Mila gähnte. Josh war bereits aufgestanden und hatte einen kalten Frühstückstee aus Minze zubereitet. An Feuer war nicht zu denken. Alles Holz war nass und mit Wasser vollgesogen. Er servierte die letzten Streifen Dörrfleisch und zwei Dosen Thunfisch. Sie aßen schweigend und brachen bald danach auf.

Der Toyota wühlte sich durch den weichen Waldboden rückwärts aus dem Wäldchen heraus. Josh wechselte in den Vorwärtsgang und ließ den schweren Wagen langsam über die Steppe schaukeln. Straßen oder Wege gab es in dieser Gegend nicht. Wenn es je welche gegeben hatte, waren sie längst von Gräsern, Gestrüpp und kleinen Bäumen überwuchert und ihr Verlauf nicht mehr zu erkennen. Sie tasteten sich mit dem Geländewagen über Wiesen und Buschland voran. Mit kaum mehr als Schrittgeschwindigkeit durchfuhren sie Senken, überquerten Hügel und wichen Baumgruppen oder Felsen aus.

Milas Fußgelenk schmerzte nicht mehr. Trotzdem mahnte Josh zur Schonung und verdonnerte Mila dazu, im Wagen sitzen zu bleiben und ihm beim Lesen der besten Fahrlinie zu helfen. Gegen Mittag hielten sie an einem Bach. Klares Wasser plätscherte über Kieselsteine. Sie füllten ihre Wasservorräte auf. Es regnete nicht mehr.

Mila watete zu einer Stelle, an der der Bachlauf die Richtung wechselte. Dort war das Wasser ruhiger und tiefer. Dann legte sie einen Pfeil an die Sehne des Bogens und tauchte seine Spitze unter die Wasseroberfläche. Eine halbe Stunde stand sie so beinahe reglos im kalten Bach. Ihre Lippen waren bereits blau gefroren. Sie zitterte ein wenig. Josh verlor die Geduld und wollte sie auffordern, aufzugeben. Doch in diesem Moment spannte sie mit einer kaum feststellbaren Bewegung die Sehne des Bogens und ließ den Pfeil hervorschnellen. Hastig warf sie sich hinterher und tauchte mit einem großen Fisch, durchbohrt von ihrem Pfeil prustend wieder auf. Stolz hielt sie das noch zappelnde Tier in die Luft. Josh nickte anerkennend.

Mila erbeutete auf diese Weise noch zwei weitere Fische. Nicht so groß wie der Erste, aber für eine Mahlzeit mehr als ausreichend. Nach einer Stunde watete sie durchgefroren ans Ufer zurück.

Josh bewunderte Milas Beute und legte ihr fürsorglich eine Decke um die Schultern, die sie dankbar und bibbernd annahm.

„Forellen“, stellte er mit einem prüfenden Blick fest.

„Jetzt brauchen wir nur noch trockenes Holz“, schnatterte sie und schaute sich um.

Im Uferbereich sah sie angeschwemmte Äste über der Wasserlinie in den Bäumen hängen. Sie waren nass vom Regen, aber innen trocken und morsch. Wenn sie einige davon sammelten, sollten sie für ein kleines Feuer reichen. Fische wurden über der Glut schnell gar. Viel schneller, als Fleisch. Schon bald würden sie essen können.

Josh hatte Holz gesammelt und ein Feuer gebaut. Mila hatte ihre nassen Sachen ausgezogen die Decke um sich gewickelt und mit einer Schnur zusammengebunden. Dann nahm sie die Fische aus und schnitt am Ufer drei besonders lange Weidenruten. Darauf spießte sie die Forellen und steckte die Ruten so in den Boden, dass die Fische wenige Zentimeter über der Glut hingen. Dann breitete sie ihre durchnässten Kleidungsstücke über den Zweigen zweier Büsche aus.

Eine halbe Stunde später war von den Fischen nur noch Haut und Gräten übrig. Satt und zufrieden sammelte Mila ihre klammen Sachen wieder ein und stieg in den Toyota.

Mit einem Schwall Wasser löschte Josh das Feuer, nahm auf seinem Fahrersitz Platz, warf die Tür zu und startete den Motor.

Den Rest des Tages rollten und schaukelten sie über einsames Grasland. Einmal füllte Josh Treibstoff nach, während Mila schlief. Dann fuhren sie weiter. Gegen Abend fanden sie die Bruchstücke einer breiten Straße. Vielleicht eine alte Autobahn. Völlig überwuchert. Der Asphalt aufgeplatzt. Tiefe Löcher in der von Moosen und Flechten bewachsenen Fahrbahndecke. Teile der Strecke waren unterspült und fortgeschwemmt worden.

Josh schaltete den einen noch funktionierenden Frontscheinwerfer ein. Doch gegen die hereinbrechende Dunkelheit unter einer immer noch geschlossenen Wolkendecke hatte diese eine Lampe wenig auszurichten. Josh konnte die Fahrlinie nicht mehr sicher bestimmen, hielt mitten auf der Straße an und stellte den Motor ab. Es begann, leicht zu regnen. Für ein Feuer reichte das zur Verfügung stehende Brennmaterial nicht. Es war kühl und ein stetiger Wind blies jetzt aus Westen feuchte Luft in jede Ritze.

Sie wechselten in den Wohnmobilaufbau und legten sich in ihre Betten. Mila schlief sofort ein. Ihr Fischzug im kalten Wasser des Baches hatte an ihren Kräften gezehrt und ihr Körper forderte Erholung ein.

Josh lag erneut wach und erinnerte sich an die beruhigenden Atemzüge Milas am Tag zuvor. Doch die konnte er an diesem Abend nicht hören. Der Regen war wieder stärker geworden und das Wasser rauschte und trommelte vom Wind vor sich hergetrieben gegen die Fenster und auf das Dach der Wohnkabine. Also starrte er in die Dunkelheit und folgte seinem Gedankenkarussell. Erst spät in der Nacht hielt es an und er schlief endlich ein.

Der nächste Morgen überraschte sie mit einem weißblauen Himmel und Sonnenschein. Ein warmer Wind aus Südwesten hatte alle Regenwolken vertrieben und bereits die vielen langen dürren Grashalme getrocknet. Anmutig bogen sie sich und der Wind warf es in Wellen hin und her. Das Laub an den Bäumen und Büschen flatterte aufgeregt und Mila stellte zufrieden fest, dass die Reste der Autobahn bis zum Horizont nach Süden führten.

Auch schien das kalte Wasser am Tag zuvor ihrem Fußgelenk gut getan zu haben. Sie konnte schmerzfrei auftreten und das Gelenk bewegen. Sie war bester Laune und kletterte sogleich auf das Dach des Wohnmobils, um mit Joshs Fernglas die Umgebung zu erkunden. Um ihre Zufriedenheit noch weiter steigern zu können, suchte sie das Umland nach Beute ab, die man jagen und erlegen konnte. Aber sie entdeckte nicht ein einziges Tier. Trotzdem stieß sie einen Jauchzer der Freude aus, während sie dem Verlauf des Asphaltbandes nach Süden folgte. Aufgeregt umklammerte sie das Fernglas und stellte es schärfer.

„Josh, Josh!“, rief sie. „Ich kann die Berge sehen.“

Begeistert führte sie das Fernglas an den schneebedeckten Höhenzügen am Horizont entlang. „Wir brauchen nur noch hinzufahren. Was glaubst du, wie lange wir bis dahin brauchen werden.“

Mühsam erklomm Josh das Dach des Wohnmobils. Schwer atmend griff er nach seinem Fernglas und schaute hindurch.

„Hmm“, brummte er. Und dann noch einmal. „Hmm.“

Mila verlor die Geduld.

„Was? Hmm? Nun sag schon.“

„Schwer zu sagen.“

Mila verzog gequält ihr Gesicht.

„Wie lange? Eine Woche? Zwei? Drei?“

Josh dachte nach und warf einen Blick auf die Reste der Straße unter ihnen.

„Wohl eher vier“, vermutete er.

„Okay. Vier. Aber dann suchen wir unser Tal und können noch vor dem Winter dort sein“, rief Mila erfüllt von Vorfreude und wollte vom Dach springen. Doch plötzlich besann sie sich und kletterte grinsend herunter. Josh sog die Luft ein und stieß sie mit einem mahnenden Blick schnaufend wieder aus.

„Ist ja schon gut“, hörte er Mila unter sich meckern, während auch er vom Dach herab stieg.

An diesem Morgen brachen sie ohne Frühstück auf. Mila war zu aufgeregt zum Essen, und Josh hatte bis auf eine Dose Walnusskerne ohnehin keine Vorräte mehr. Missmutig warf er sich einige davon in den Mund und reichte Mila die Dose. Bester Laune griff sie zu und stellte ihre Füße auf das Armaturenbrett.

Josh startete den Motor. Er sprang an, lief aber nicht rund. Josh schaltete ihn ab und ließ ihn erneut an. Doch einer der Zylinder im Motor arbeitete anscheinend nicht. Die Maschine lief zwar, aber dabei schüttelte sie sich und machte Geräusche, die am Tag zuvor nicht zu hören waren.

Mila schaute beunruhigt, hörte auf zu kauen und nahm ihre Füße vom Armaturenbrett.

„Was ist?“

Josh zuckte mit den Schultern.

„Einspritzpumpe kaputt? Ein defekter Injektor? Ich weiß es nicht. Und es bringt auch nichts, darüber nachzudenken. Ich kann es ohnehin nicht reparieren.“

Josh fuhr los und Mila hoffte, dass der Toyota möglichst lange durchhielt und sie ihrem Ziel näher brachte, bevor der Motor ganz kaputt ging.

Bis zum späten Vormittag kämpfte der Toyota sich über die Reste der Autobahn. Dann gab er auf. Die Geräusche aus dem Motor waren von Stunde zu Stunde lauter geworden. Die Leistung fiel ab und der Motor blieb mit einem letzten Schütteln und einem metallischen Geräusch stehen und ließ sich danach auch nicht mehr starten. Josh versuchte es trotzdem weiter. Mila stieg aus und ließ ihre Tür offen stehen.

Das war es also. Ab jetzt ging es zu Fuß weiter. Auf einem angeschlagenen Fußgelenk und mit einem alten Mann neben sich.

Hinter sich hörte sie Joshs vergebliche Startversuche, bis auch die Batterie nicht mehr genügend Strom lieferte, um den Anlasser zu drehen. Mit einem letzten leisen Klacken des Magnetschalters verabschiedete sich der Geländewagen von ihnen. Josh fluchte. Mila war den Tränen nahe. All ihre Hoffnung an diesem Morgen auf ein baldiges Ende ihrer Reise und das Entdecken des Hochtals waren in weite Ferne gerückt. Ab jetzt musste jeder Meter Gelände zu Fuß überwunden werden. Jede Minute des Tages würden sie Wind und Wetter ausgeliefert sein. Ihr Gepäck auf das Nötigste reduziert. Was sie nicht tragen konnten, blieb nun zurück.

In den Nächten mussten sie abwechselnd Wache halten, um nicht von Tieren angefressen zu werden. Und während sie auf diese Weise kaum vorankamen, mussten sie auch noch etwas Essbares auftreiben. Mehr, als bisher. Denn sie würden viel Energie verbrauchen. Zu Fuß, mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken.

Milas Enttäuschung war Josh nicht entgangen. Auch er wäre lieber schlecht gefahren, als gut zu Fuß weitergegangen. Aber er hielt sich nicht lange mit dem Problem auf, sondern dachte bereits über die nun notwendigen Maßnahmen nach. Schnelles Umschalten konnte in diesen bedrohlichen Zeiten lebensrettend sein.

„Mila!“, rief er. „Komm her und hilf mir beim Aussortieren. Wir müssen entscheiden, was wir mitnehmen und was wir zurücklassen.“

Mila gehorchte. Josh hatte ja recht. Sie mussten sich der neuen Situation stellen, und je eher sie das taten, desto früher näherten sie sich wieder ihrem Tal. Wenn auch langsam. Aufgeben war keine Option. Schon gar nicht in dieser öden Gegend.

Josh warf die ersten Teile aus dem Wohnmobil. Den Rucksack von dem Mann, den Mila vor Tagen erschossen hatte. Ein Paar Stiefel, ein Regenponcho, eine Hose, zwei Pullover mit Kapuze, eine dunkle Plane, eine Klappsäge, ein kleines Beil, Schnur und ein Seil. Es folgten weitere Gegenstände. Mila wich den Geschossen aus. Dann erschien Josh in der Tür. In den Händen hielt er ein langes Messer, Feuersteine und eine Pfanne aus Aluminium. Alles, was er mitnehmen wollte, kramte er aus dem Wohnmobil hervor und warf es auf einen großen Haufen. Dann begann er damit, seinen Rucksack einzuräumen.

Mila holte ihre Sachen aus der Wohnkabine und legte sie bereit.

Josh wickelte soeben den Poncho zusammen.

„Hast du auch so einen?“

Mila schüttelte ihren Kopf.

„Dann schau im Schrank nach. Da müsste noch einer sein.“

Mila verschwand in der Wohnkabine.

„Hier ist ein Gewehr!“, rief sie. „Du benutzt eine Armbrust und hast ein Gewehr?“

„Ich habe keine Munition dafür. Wir lassen es hier.“

„Nein“, widersprach Mila. „Wir brauchen auch Sachen zum Tauschen.“

‚Natürlich!‘, schoss es Josh durch den Kopf. ‚Mila hatte völlig recht. Sobald sie auf Menschen trafen, würden sie die Teile, die sie nicht brauchten, die für andere aber einen Wert darstellten, gegen Lebensmittel eintauschen oder Dinge, die sie benötigten.

Josh stopfte eine Decke in den Rucksack und zurrte den Poncho außen fest. Mila durchsuchte das Wohnmobil nach brauchbaren Gegenständen. Sie fand mehrere Messer, Sehnen für ihren Bogen und Joshs Armbrust und eine tadellose Decke.

„Kann ich die Decke haben? Meine hat Löcher.“

„Ja, natürlich. Nimm dir, was du brauchst.“

„Und den Hut hier?“

„Aber, ja. Ich habe zwei.“

Nach einer halben Stunde standen zwei große Rucksäcke gepackt im Gras. Daran angelehnt ein Bogen und zwei Armbrüste, Köcher mit Pfeilen und Bolzen.

Milas Rucksack war nicht ganz voll und bot Platz für einige Gegenstände, die nicht mehr in Joshs Rucksack passten.

Das Gepäck wog schwer. Jeder hatte mehr als 25 Kilo zu tragen, ohne die Waffen. Und es würden unterwegs noch Lebensmittel hinzukommen, die sie eintauschen konnten.

Josh fing Milas zweifelnden Blick auf.

„Wir werden das schaffen. Wir haben Glück …“

„Glück?“, entfuhr es Mila verständnislos. „Wo bitte haben wir denn Glück?“

„Es ist die beste Jahreszeit, um eine solch weite Strecke zurückzulegen. Der heiße Sommer ist fast vorbei. Die Tagestemperaturen gehen zurück. Wir werden genug Nahrung finden. Die Pflanzen tragen jetzt Früchte. Pilze werden aus dem Boden kommen. Die Jungtiere des Sommers sind noch unerfahren und werden sich leichter jagen lassen. Also, ich kann mir keine bessere Jahreszeit vorstellen für unser Vorhaben.“

Mila schaute missmutig drein.

„Dafür wird es nachts jetzt kalt.“

„Wozu hast du eine Decke?“, provozierte Josh fröhlich und wuchtete sich seinen Rucksack auf den Rücken.

„Hör auf zu jammern wie ein Waschweib“, neckte er Mila.

Sie nahm ihren Rucksack auf und legte ihn an.

„Waschweib“, echote sie und murmelte: „Wollen mal sehen, wer als Erster schlappmacht.“

„Das habe ich gehört“, rief Josh, der bereits einige Schritte vorausgegangen war.

Wehmütig warf Mila einen letzten Blick auf den alten Pick-up. Dann beeilte sie sich, Josh einzuholen.

Sie liefen wenige Meter nebeneinander her. Dann drehte sich Mila plötzlich um.

„Stop!“, rief sie und rannte zu dem Toyota zurück.

Josh blieb stehen und blickte ihr nach. Sie verschwand für einen Moment in der Fahrerkabine und erschien wieder mit etwas Glänzendem in der Hand. Erst als Mila schon fast wieder bei ihm war, erkannte Josh, was es war. Seine Musik-CD.

„Die werden wir noch brauchen“, kündigte Mila an und steckte sie in ihre Beintasche.

„Wir haben keinen Player mehr“, widersprach Josh.

„Wir werden irgendwann wieder einen haben“, erwiderte Mila trotzig und lief an Josh vorbei und weiter voraus.