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Autos und Autofahren, mögen Sie Autos und fahren Sie gerne? Was fällt Ihnen dazu als Erstes ein, heute und vor 10, 20 oder 40 Jahren? Audi, Opel, BMW, VW und Mercedes, damit sind meine liebe Madame und ich unterwegs gewesen und sind es noch. Hier haben wir uns Autos ausgesucht, gebraucht und neu, in den Zeitungsanzeigen, den Autohäusern und im Internet. Schon ein Autokauf ist spannend. Noch spannender wird es in den Werkstätten, bei der Fehlersuche, wenn doch nicht alles so perfekt ist. Autohäuser, ihre Geschäftsführer, das heilige Öl, der Service. Waren Sie immer voll zufrieden? Da gibt es so viel zu erzählen. Erleben Sie meine Fahrten, privat und beruflich, meist in Deutschland, aber auch europäisch, die Gedanken dabei und die Geschichten dazu. Sommer-Camps und Winter-Biwaks für Warnbaken und Schilder auf den Autobahnen, Verkehrs-Tabus und Staugedanken. Lesen Sie die Notizen eines Auto-Liebhabers und erfahren Sie, wie es zum Tod der German Autobahn kam, spätestens im Sommer 2018, wo Hannover es endlich geschafft hatte, dass keiner mehr fahren konnte. Viel Spaß bei meinem Auto-Erlebnis-Puzzle aus 40 Jahren.
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Seitenzahl: 625
Veröffentlichungsjahr: 2018
Dr. Max. S. Justice
Mit dem Auto durch die Zeit
Band 1
Auto-Erlebnisse für Liebhaber
© 2018 Dr. Max. S. Justice
Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7469-9490-1
Hardcover:
978-3-7469-9491-8
e-Book:
978-3-7469-9492-5
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhalt
Vorwort
Teil 1: Meine Anfänge, Audi, Opel und BMW, Gebrauchtwagen
Teil 2: Mein 1. neuer BMW, Audi für Madame und der erste Mercedes
Teil 3: Moderne Zeiten, Autohäuser und der Tod der German Autobahn
Schlusswort und Ausblick
Vorwort
Kennen Sie den Satz da könntest Du ´nen Buch drüber schreiben? In 2 aufeinanderfolgenden Jahren erlebte ich buchreife Geschichten, echte Realo-Krimis mit Mordanschlägen. Die Mordanschläge galten meiner Autoleidenschaft und wurden von Profis einer bayrischen und einer baden-württembergischen Firma durchgeführt. Es sind bekannte Firmen der Emotions-Güter-Industrie. Sie bauen Autos.
Autos haben mich immer begeistert. Die Faszination des Fahrens, das Freie-Gefühl, professionelles Agieren und sich dabei manchmal zu fühlen, wie ein Kind. Das schöne, geliebte Auto.
Nach diesen Anschlägen beschloss ich, meine doch sehr speziellen Erlebnisse mit den beiden zuletzt gekauften Autos einer breiteren, autointeressierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es sollte das Medium Buch sein und die Idee wurde beim Schreiben größer, viel größer. Ich erweiterte meine initiale Idee um meine automobilen Anfänge, damit verbundene Erlebnisse, Fakten, Menschen und deren Interaktion bis hin in die Jetzt-Zeit.
Letztendlich sind es in der finalen Version 2 Bände geworden, beide gekürzt. Band 1 skizziert meine, individuelle, autobetonte Zeitreise durch 40 Jahre deutscher Auto- und Gesellschaftsgeschichte mit Auto- und Reise-Geschichten sowie Quergedanken zum Schmunzeln und Nachdenken. Hauptdarsteller sind die Autos, ihre Macken und Zipperlein, die Menschen in den Autohäusern und den Werkstätten und Erlebnisse beim Fahren, nicht nur mit Freude daran. Band 2 beinhaltet die Erlebnisse mit 3 Cabrios, 2 Bayern und 1 Schwaben. Hier sind die beiden Mordanschläge enthalten, klar, präzise und gerade, mit der Sichtweise eines Ingenieurs.
Alles Folgende sind authentische, echte, erlebte Geschichten. Ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie sich für dieses Buch entschieden haben und wünsche Ihnen Spaß und Entspannung bei meinem ganz persönlichen Auto-Tagebuch. Vielleicht fragen Sie sich beim Lesen in Gedanken, was Sie gerade selbst zu dieser Zeit gemacht haben, wo Sie unterwegs waren, mit welchem Fahrzeug, was Ihnen mit dem Wagen alles passiert ist und so weiter.
Und los geht´s. Mehr Vorwort brauchen wir nicht. Viel Spaß!
Teil 1: Meine Anfänge, Audi, Opel und BMW, Gebrauchtwagen
1979
Die Auto Geschichte beginnt, noch ohne Führerschein
Ich war nach dem Abitur seit Anfang Juli 1978 in meiner Heimatstadt Minden in Westfalen bei der Bundeswehr. Ich war temporär, als sogenannter Staatsbürger in Uniform, dort aktiv. So war es in der deutschen Verfassung formuliert. Dieser Unterschied zu den Zeitsoldaten war mir essentiell wichtig. Ich tat den Dienst, der damals 15 Monate betrug, für Deutschland. Die Zeitsoldaten, die sich für mindestens 24 Monate bei der Bundeswehr verpflichtet hatten, machten es für Geld. Dafür bekamen sie rund 1.000.- DM monatlich mehr als ich mit meinem Wehrsold von anfangs 180.- DM.
Ich kam aus einer sportlichen Familie, die in der Kleinstadt Minden alles sehr gut mit dem Fahrrad bewältigen konnte. Das heißt, es gab kein Auto bei uns. Wir hatten bei den vielen Bundeswehr-Fahrschul-Fahrzeugen auf Mindens Straßen angenommen, man könne bei der Bundeswehr seinen Führerschein machen. Wie ich dann schnell, bereits in Oliv uni, mitbekam, stimmte das so nicht ganz. Diejenigen, die bereits den Pkw Führerschein hatten, konnten sich als mögliche Kandidaten für den Lkw Führerschein bei Y-Tours melden und diesen bei der Bundeswehr nach abgelegter Prüfung erhalten. Sehr attraktiv für spätere Semesterferien-Jobs.
Meine Vorgesetzten bei der Army meinten, ich solle auch als W15 Karriere machen und beorderten mich in den Unteroffiziers-Vorlehrgang, obwohl ich ziemlich pazifistisch drauf war. Vielleicht gab es auch einen anderen Grund. Als erst seit Juni 1978 quasi im Ruhestand befindlicher Leistungssportler war ich einfach immer fitter als die anderen, ohne mich sonderlich anstrengen zu müssen.
Am Montag, 8.1., hatte ich gemeinsam mit anderen aus Minden in Barme bei Dörverden anzutreten. Beide Orte liegen südlich von Bremen an der Bundesstraße 215. In Barme war und ist nichts. Dörverden hat heute keine 10.000 Einwohner und hatte damals eine Disco. Das war das einzig überhaupt nur ansatzweise Erwähnenswerte. Die Disco war wochentags leider meist leer, aber immerhin gab es Musik auf die Ohren.
Die Niedersachsen Kaserne in Barme, das klingt mittelalterlich, war ein Riesengelände und hatte in Spitzenzeiten bis zu 4.000 Soldaten. Auch NATO Verbündete aus Amerika waren mit dort. Seit Herbst 2003 ist alles geschlossen.
Der zweite erwähnenswerte Plus-Punkt war die Entfernung nach Hause. Je nach Strecke waren es nur 75 bis 80 km, so dass man auch wochentags abends dieses Nest via Landstraße verlassen konnte, wenn denn Auto fahren möglich war. Wer sich an den Winter 1978/79 erinnern kann, weiß um seine Heftigkeit, wobei ich nur über Norddeutschland urteilen kann. Nach Weihnachten 1978 ging es los mit Schnee und Eis in rauen Mengen.
Ich hatte am 31. 12. in der Sylvester Nacht zu allem Überfluss Wache gehabt, oder besser, laufen müssen. 2-Stunden-Gänge waren im Alleingang auf dem Übungsplatz an der Weser in Minden angesagt, in dieser Nacht bei Temperaturen von minus 24°C. Das war wirklich schattig und die guten langen Bundeswehrunterhosen waren wärmetechnisch am Ende.
Zu Beginn des Jahres 1979 waren wir als Gäste in der Niedersachsen Kaserne für die 10 Wochen des Lehrgangs in Baracken, in eingeschossigen Flachbauten, untergebracht. Mit 6 Mann waren wir auf dem Zimmer, ein minus 5 Sterne Haus. Nach Tagen siedelten sich Funk-Unimogs mit Tarnnetzen vor den Fenstern an, so dass wir unseren Schneehöhenmesser kaum mehr sehen konnten. Der Schneehöhenmesser war ein Schild, das in etwa ein Meter Höhe an ein Rohr montiert war, und Auskunft über einen unterirdischen Versorgungsleitungsverlauf gab. Das Schild stand 4 Meter vor dem Fenster. War das Schild kaum mehr zu sehen oder komplett eingeschneit, war klar, abends nicht rauszukommen.
Das Nicht-Rauskommen betraf nicht nur die Menschen bei der Bundeswehr, sondern alle in der gesamten Gegend. Teilweise gab es Fahrverbote in Norddeutschland, ausgesprochen aufgrund der miserablen, gefährlichen Straßenbedingungen. Unsere Angst eingesperrt zu sein, war besonders stark, wenn es auf das Wochenende zuging.
Erfreulicherweise war das Abendessen in dieser Kaserne überdurchschnittlich gut und reichhaltig. Dennoch wollten wir dies so selten wie möglich genießen, denn wir wollten raus. Mindestens nach Dörverden in den Ort, besser nach Minden.
Einige Erlebnisse auf diesen kleinen Strecken sind unvergessen. Mitte Februar kam die zweite große Schneewelle dieses Winters. Mit 5 Mann im Auto fuhren wir abends nach Dienstschluss die kurze Strecke nach Dörverden durch die Winterlandschaft. Die Landstraße glich einer langen, geraden Bobbahn mit Schneewänden und Bäumen an der Seite, nur wir hatten Räder mit Reifen und keine Kufen. Auf einmal kam uns ein Bergepanzer entgegen und wir dachten die Straße wird zu eng für einen derartig gewaltigen Gegenverkehr. Wir sahen die Panzer jeden Tag in der Kaserne im Vorbeigehen, aber so sitzend, aus der Schildkrötenperspektive war es was ganz anderes.
Schaut man in die Datenblätter dieser Kolosse sieht man Abmaße von ca. 8 m Länge, 3,5 m Breite, bei einer Höhe von über 2,5 m. Es rollten uns in diesem Moment 40 t mit über 50 km/h entgegen. Die hätten uns beim Überfahren nur als kleines Staubkorn wahrgenommen.
Noch beeindruckender sind für die technisch Interessierten die Leistungsdaten der Motoren. Der ab 1965 gebaute Leopard 1 zum Beispiel hatte einen 10 Zylinder Vielstoffmotor aus deutscher Produktion mit 37,4 Liter Hubraum und leistete 830 PS. Da sieht beim Autoquartett spielen eine heutige 2012er Dodge Viper mit ihrem V10,
8,4 Liter Hubraum und 650 PS Motor blass aus.
Im Gelände hielt der fast 1.000 Liter-Tank nur 250 km. Das sind 4 Liter je Kilometer. Auf der Straße konnte der Leo mit unter 2 Litern auskommen, leider immer noch als Bezugsgröße je Kilometer und nicht je 100 km. Das sind mal knackige Verbrauchswerte und über die CO2 Emission sprach damals eh noch niemand.
Stöbert man durch die Internetseiten findet man bei älteren Bergepanzern aus amerikanischer Produktion aus heutiger Sicht exotisch anmutende Motorisierungen. Bei einem 12 Zylinder Turbo Benzinmotor mit 47 Litern Hubraum und 1050 PS, Gewicht 50 t, Tankinhalt 1700 Liter, sollte wohl gleich ein Tankwagen in Sicherheitsabstand hinterherfahren.
Alles ereignete sich am Donnerstagabend, 15. 2., wo wir das Glück hatten, rausfahren zu dürfen. Einige andere aus unserer Gruppe bekamen Bereitschaft verordnet. Die Disco war das Grammophon in Dörverden, die es wohl heute nicht mehr gibt.
Die Autos mit denen wir damals unterwegs waren, hatten keine insbesondere auf Eis und Schnee so hilfreiche Antriebsschlupfregelung, die bei fehlender Traktion das Durchdrehen der Räder und ein mögliches seitliches Ausbrechen des Fahrzeugs verhindert. Gefühl im Fuß und Nervenstärke waren Trumpf. Die Antriebsschlupfregelung wurde seitens der deutschen Hersteller zuerst von Mercedes Benz in der zweiten Hälfte der 1980er bei den Topmodellen der S-Klasse eingeführt. Auf dem amerikanischen Markt wurde das System seit Anfang der 1970er von einigen Herstellern eingebaut.
Es entbehrt einer Erklärung, dass dies nicht die Gefährte meiner damaligen Bundeswehr-Kollegen waren. Es gab VW Käfer, Opel Kadett, einen großen Peugeot 404 als Limousine mit Heckflossen und einen Manta B mit einem 2 Liter Motor und 110 PS. Der Manta war neu, der beste und schnellste Wagen und sein Fahrer hatte sich für mehrere Jahre bei der Bundeswehr als Mitglied eingetragen. Für einen Wehrdienstleistenden war dies unerschwinglich. Die meisten Autos gehörten oft sowieso nicht meinen Mitstreitern, sondern waren die Zweitwagen der Familien, die der Junior benutzen durfte.
Und es gab noch einen Ford Consul. Zu diesem für die damaligen Verhältnisse eher schweren Wagen mit einem Leergewicht von 1,2 – 1,5 t, je nach Motorisierung, und über 4,5 m Länge, habe ich ebenfalls eine spezielle Erinnerung. An einem Freitagnachmittag waren die Straßen wieder einmal eher zum Schlittschuh laufen, als zum Auto fahren geeignet. Um 15.00 Uhr war Dienstschluss und wir durften raus. Wir brauchten an die 3 Stunden für die 80 km nach Hause, bei Glatteis und stauigem Verkehr. Das hätte jeder fitte Hobby-Radfahrer im Sommer in dieser Zeit geschafft.
In jugendlichem Leichtsinn und in Wochenendstimmung ließ ich mich ein Stück im Schleichgang von dem Auto mitziehen, mit meinen Füßen außerhalb des Fahrzeugs. Ich hielt mich an der Beifahrertür und der B-Säule fest, Gleitschuh laufen mit Auto-Zugmaschine. Wir kamen langsam aber heile an.
Einen anderen Morgen hatten wir kein Glück. Die üblichen Abfahrtszeiten für den Weg zurück von Minden nach Barme lagen wochentags zwischen 4.15 Uhr und 5.00 Uhr. Die Fahrzeiten betrugen zwischen 1 und 2 Stunden, je nach Wetter.
Wir waren zu zweit in einem Opel Kadett B früh losgefahren. Obwohl nicht schnell unterwegs wollte der Wagen kurz vor einem Abbiegen weder richtig Bremsen, noch uns in die gewünschte Richtung bringen. Wir wollten 90° nach links, landeten aber genau in einem Stützpfahl, der die Richtungstafel für die Linkskurve trug. Welch eine Ironie. Einen der 4 auf der Stoßstange montierten Zusatzscheinwerfer und die Stoßstange selbst hatte es tödlich erwischt, das heißt irreparabel kaltverformt. Uns war nichts passiert.
Am Freitag, 23. 3, war Schluss, der Lehrgang im Schnee war zu Ende.
Für die Autofahrer und die Weltwirtschaft, an dieser Stelle bewusst in dieser Reihenfolge, gilt es, an etwas anderes zurückzudenken. Die 2.Ölkrise in 1979, die erste gab es 1973.
Die Islamische Revolution im Iran führte im Februar 1979 zur Absetzung von Schah Mohammad Reza Pahlavi und zur Beendigung der Monarchie. Symbolfigur und späterer Revolutionsführer war Ajatollah Ruhollah Chomeini, der ab 1979 sein Staatskonzept von der Regentschaft der Geistlichkeit zum Teil mit Gewalt durchsetzte und neues Staatsoberhaupt wurde. Die Staatsform der konstitutionellen Monarchie wurde durch ein Referendum abgeschafft und durch die neue Staatsform der Islamischen Republik ersetzt.
Im Jahr darauf begann der erste Golfkrieg zwischen Irak und Iran, der von September 1980 bis August 1988 dauerte. Nennenswerte Ölvorräte der Welt waren für den Westen nicht mehr sicher, nicht kalkulierbar. Die Ölpreise stiegen teilweise sprunghaft. Das Tanken wurde teurer.
Anfang April bis Ende Juni gab es den Teil 2 meiner ungeplanten Bundeswehrkarriere als W15. Es folgte der 2. Lehrgang in München. Dies war sicherlich deutlich stärker als die vereiste norddeutsche Provinz. Aber für Wochenendheimfahrten waren es hin und zurück beim damaligen Autobahn- und Schienennetz 1.400 km.
Eine Bundesbahnrückfahrkarte gab es je Monat frei und 50% Ermäßigung auf den Fahrpreis über den Bundeswehrausweis für weitere Fahrten. Fahrtechnisch nahmen wir meist das Auto, seltener die Bahn. Dies war bei den damaligen Benzinpreisen, mit 3 bis 4 Mann im Wagen, das günstigste.
Am Freitag, 20.4., war 15.30 Uhr Dienstschluss. Wir düsten zu dritt in einem knallroten VW Derby gen Norden los. Der Derby war eine kleine, frontgetriebene Stufenhecklimousine auf Basis des Polo. Volkswagen hatte den Derby 1 Anfang 1977 präsentiert und mit großem Zuspruch in den Markt eingeführt. Der Wagen gehörte der Mutter unseres Fahrers.
Ich döste auf der Rückbank als es gegen 20.00 Uhr im Bereich um Bad Hersfeld auf der A7 in einem Baustellenbereich bei hoher Verkehrsdichte plötzlich einen unheimlichen Schlag gab. Der Fahrer war kreideweiß. Wir hatten einen Mann überfahren, als 4. Auto hintereinander. Niemand konnte es später der Polizei erklären. Wir fuhren zu dem Zeitpunkt auf der linken der beiden Spuren. Es gab keinen Mittelstreifen. Der Mann war irgendwie auf einmal von links da gewesen. Als ob er die Autobahn hatte zu Fuß queren wollen. Der Fahrer ließ sich ablösen und setzte sich nach hinten. Ich, noch ohne Führerschein, copilotierte den Rest der Fahrt.
Der dritte Mann fuhr. Ich kannte ihn bereits aus Schulzeiten. Wir philosophierten über Leben und Tod, über Glauben, alles, was dazugehört. Kurz vor Mitternacht waren wir 2 Stunden später als erwartet zu Hause. Die übliche Freitagabend Disco fiel nach diesem Ereignis aus. Es gibt Fahrten, die man nicht vergisst.
Am Sonntag drauf nahmen wir abends die Bahn. Um 20.30 Uhr ging es in Minden am Bahnhof auf der Schiene los. In Hannover war Umsteigen angesagt, in den D-Zug nach München. 6.20 Uhr Montagmorgen lief der Zug in München ein. Wir hatten schon den kleinen Dienstanzug im Zug angezogen. Den letzten Rest der innerdeutschen Weltreise fuhren wir mit der U-Bahn zur Kaserne und zum Antreten, völlig müde nach einer schaukligen Nacht in der Bahn, natürlich ohne Schlafwagen.
Die Bundeswehrzeit ging für mich Ende September zu Ende. Es gäbe noch viele Geschichten zu erzählen, die aber nicht in dieses Buch gehören. Es sei nur angemerkt, dass sich für mich die übliche männliche Standardaussage mit 3 Monaten Rödeln in der Grundausbildung und 12 Monaten Abhängen danach nicht bewahrheitete. Dies mag aber auch typbedingt sein.
Im Sommer 1979 hatte ich bei einer normalen, zivilen Fahrschule mit dem Training für den Auto- und den Motorradführerschein begonnen. Alles auf eigene Kosten, auf einem Golf 1 und, für meinen damaligen Motorrad-Traum, auf einer 250 cm3 Kawasaki. Ab November 1979 durfte ich aktiv nach bestandenen Fahrprüfungen für Motorrad und Pkw auf den Straßen mitspielen.
1980
Start im Audi
Das erste Auto mit dem ich unterwegs sein durfte, war Opas Audi mit Lenkradschaltung, die Opa auch ohne treten der Kupplung bedienen konnte. Zumindest hörte es sich manchmal so schrecklich an. Es gab 4 Gänge in H-Anordnung für vorwärts und einen für rückwärts. Der Wagen war ein Audi 72, eine Variante des Audi 60, Baureihe F103, Baujahr 1965, 15 Jahre alt und mit wenig Kilometern auf dem Zähler. Der verbaute wassergekühlte 1,7 Liter Hubraum, 4 Zylinder, 4 Takt Motor leistete 72 PS. Das eine Tonne schwere Auto erreichte damit nach 14,8 s Tempo 100 km/h, bis 148 km/h ging es weiter mit der Beschleunigung. Mein Opa hatte die zweitürige Version, 4,38 m lang, 1,63 m breit und 1,45 m hoch.
Wie alle Fahrzeuge aus dieser Zeit wirken sie aus unserer Gegenwart betrachtet absolut spartanisch. Dies gilt insbesondere für den Fahrzeuginnenraum. Die Sitzanlage war mit Stoff bezogen. Es gab keine Kopfstützen. Die Sicherheit von Fahrer und Beifahrer auf den Vordersitzen wurde durch 2-Punktgurte gewährleistet. Auf der Rückbank gab es keine Gurte. Über Airbags brauchen wir nicht nachdenken. Der Airbag war vom Prinzip her bereits erfunden, wurde aber erst seit Mitte der 1970er in den USA und in Deutschland erstmals in der Mercedes S-Klasse, Baureihe 126, 1980 eingesetzt. Es entbehrt fast der Beschreibung, dass das Auto keine Klimaanlage hatte. Es gab eine Lüftung mit Heizung und ein Stahlschiebedach mit Kurbel und Handbetrieb, wie bei den Fenstern.
Die Motorleistung hat heute jeder Rasenmäher und bessere Bobby Cars. In den 1960ern und auch Ende der 1970er Jahre war das nicht so schlecht. Die damals wirklich fast überall noch offenen deutschen Autobahnen waren viel leerer, viel weniger Laster störten die Pkws und sie wurden einfach nicht so schnell befahren, weil die Autos nicht so schnell liefen wie heute. Für die Jüngeren: Es gab keine druckvollen Turbodiesel zu dieser Zeit, die den üblichen Sprint auf 100 km/h unter 10 Sekunden meistern. Ein Mercedes Diesel /8 als 200 D hatte 55 PS, bei 2 Litern Hubraum, ein 300 D gerade 80 PS bei 3 Litern Hubraum.
Zurück zum Audi. Ein Jahr durfte ich den Wagen meist haben, denn Opa mit über 80 fuhr nicht mehr viel. In dieser Zeit lernte ich, dass Autos durchaus sensibel, pflegebedürftig und manchmal richtig zickig sind.
Nach optischer und akustischer Aufwertung des Fahrzeugs, das meint neben diversen Spachtelarbeiten an den Kotflügeln das Anbauen von Zusatzscheinwerfern und das Einbauen einer Musikanlage mit Kassettenrecorder, zeigte sich der April 1980 als ganz schlechter Monat. Das Kupplungsseil riss und ich schob das Auto am nächsten Abend mit einem Freund zu der rund 500 m entfernten Werkstatt, echt sportlich. Eine Woche später war die Batterie leer und offensichtlich zusätzlich die Zündung verstellt. Denn auch mit neuer Batterie wollte der Motor nicht starten. Erst nach einigem Gefummel an der Zündung setzte sich die Maschine wieder in Bewegung.
Ich fand eine Notiz über den Verbrauch von 10,5 Litern auf 100 km, damals Super verbleit, 98 Oktan. Eine weitere Notiz belegt 9,3 l/100 km nach einer reinen Landstraßenfahrt. Aus heutiger Sicht beides gigantisch viel für so wenig Leistung und ein so leichtes Auto.
Zur Uni nach Hannover fuhr ich täglich mit der Bahn. 6.57 Uhr ging der silberne Nahverkehrszug in Minden ab und war eine Stunde später da. In Hannover war die Straßenbahn das Transportmittel. Als anständiger Mensch hatte ich immer ein Ticket. Morgens waren die Bahnen oft so voll, dass ein Kontrolleur nicht durchgekommen wäre. Aber es ist eben eine Grundeinstellung, ob man für eine beanspruchte Leistung bezahlt oder darauf setzt, nicht erwischt zu werden und damit gesellschaftlich schmarotzen zu können.
Das klassische Bild eines Straßenbahnfahrkartenkontrolleurs ist ein griesgrämig aus seinem bis oben hin zugeschnürten Parker dreinblickender Mann von durchschnittlicher Statur und mittleren Alters, der dir seinen Ausweis wortlos entgegenstreckt und erwartet, unaufgefordert im Gegenzug deine Fahrkarte dafür zu sehen.
Kurz vor Ende des 2. Semesters wollten wir es wissen. Wir wollten, alle mit frischer und unterschriebener Monatskarte in der Tasche, einen Schwarzfahrer simulieren und erwischt werden. Am Dienstag, 1.7., ging es nachmittags zu fünft los zum Endstation-Fahren. Die Kontrolldichte war am Monatsanfang besonders hoch, aber keiner wollte heute unsere Ausweise sehen. Wir hatten dennoch unseren Spaß, ohne irgendwelche Auswüchse wie Sachbeschädigung in Form von Verkratzungen, Verschmierungen oder sonstigen Sabotageakten an der Straßenbahn. Heute sieht man in Hannover kaum eine unbeschädigte Straßenbahn und das Publikum in den Bahnen ist ein anderes geworden.
Im März 2013 berichtete die Hannoversche Allgemeine darüber, dass nach Ansicht des Grünen Stadtteilbürgermeisters von Linden, der von den Linken unterstützt wurde, derartige Sachbeschädigung gar keine Sachbeschädigung ist. Es ist Ausdruck von Protest, der in einer Demokratie nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht ist. Es ist traurig welche Äußerungen von kleinen oder großen Politikern getätigt werden. Wir wünschen diesem Herrn einen monatlichen hochdemokratischen Brandanschlag auf sein Gehalt oder sperrt diesen Polit-Chaoten einfach weg, bevor er noch mehr Schaden an echter Demokratie anrichten kann.
Aber zurück zur Chronologie. Wir sind im Jahr 1980. Der Juli wurde wieder ein mieser Auto-Monat. Eine mir unbekannte Krankenschwester in zivil und in bzw. mit ihrem Auto verschrottete die hintere Stoßstange von Opas Wagens. Kurz nachdem ich das Auto von der für mich kostenfreien Reparatur, es waren 233,57 DM, wiedergeholt hatte, verweigerte der Anlasser seinen Dienst. Das waren 274,58 DM.
Anfang September schleppte ich mit meinem 15-jährigen Audi einen Freund mit einem Golf 1 ab. Am nächsten Tag hatte ich selber wieder eine Panne. Die Torsionsfeder der Hinterachse war gebrochen.
Wir lernten mit Hochdruck für den ersten Teil des Maschinenbau-Vordiplomens und so ein Defekt kam wirklich zur Unzeit. Ich fand es bereits damals erstaunlich, wie schnell man sich an die Bequemlichkeit und das Beweglichkeits-Plus eines Autos gewöhnte. Also wurden 2 mehrstündige Zeitfenster mit in den Lern-Plan eingebaut. Das erste um von einem Schrottplatz für 50.- DM einen gebrauchten Torsionsstab für die Starrachse hinten zu beschaffen, das zweite, um diesen einzubauen.
Im November wollte der Wagen wieder nicht Anspringen, obwohl der neue Anlasser gut durchzog. Mein Großvater beschloss, sich von dem Audi zu trennen. Denn der alte Wagen war nicht mehr zuverlässig und der Junge, also ich, sollte doch einen Wagen haben.
Ein neuer Gebrauchter, mein Studentenwagen
Ich hatte seit einiger Zeit den Gebrauchtwagenmarkt in Minden und Hannover beobachtet. Das hieß in den Kleinanzeigenteil der Tageszeitungen zu schauen und zu telefonieren oder eben die Autohändler abzuklappern.
Es kristallisierte sich Opel heraus. Vielleicht auch, weil viele meiner Bundeswehr-Mitstreiter mit einem Opel unterwegs gewesen waren und die Autos unter dem Gesichtspunkt eines überschaubaren Geldbeutels okay schienen.
Am Donnerstag, 18.12., kaufte ich in Hannover, gesponsert von meinem lieben Opa, einen gebrauchten Opel. Präzise war es ein Opel Ascona B 1900 S aus erster Hand, Baujahr 1976, gut 4,5 Jahre alt, mit 54.000 km für 4.800.- DM. Der Wagen hatte eine Länge von 4,32m, eine Breite von 1,67m, eine Höhe von 1,38m und konnte in 11,5 s von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Neu war dieser Ascona ab 13.000.- DM zu haben gewesen.
Opel hatte zu dieser Zeit die endlos langen Schaltknüppel, die in jeden Bus oder LKW sofort reingepasst hätten. Die Schaltwege schienen länger als das Auto, das mit seinen 4,32 m so lang wie ein heutiger Audi A3 Sportback war, nur deutlich leichter, unter einer Tonne Fahrzeugleergewicht.
Ein Studienfreund kam mit mir aus Hannover mit und brachte den Audi diesen Nachmittag nochmal zum Laufen. Er durfte ihn gratis mitnehmen. Das war ein sehr fairer Zug von meinem Opa.
Nachdem ich Sonntag drauf als erste Aktion an dem Wagen einen Drehzahlmesser eingebaut hatte, in die Mitte über den beiden Lufteinlässen, kam Montagmorgen auf dem Straßenverkehrsamt eine große Enttäuschung. Ich wollte das Auto ummelden und die Angestellten forderten, sicherlich zu Recht, eine entsprechende Vollmacht von meinem Opa, auf den der Wagen zugelassen werden sollte.
Opa war schon auf Weihnachtsbesuch bei meinem Onkel in Iserlohn. Also gab es diesen Montag noch eine Spritztour über 350 km, um die notwendige Vollmacht zu holen. Der Wagen brachte es nach Tacho auf über 170 km/h und brauchte bei Vollgas 12 l/100 km. So sagen es meine Notizen aus.
Am nächsten Morgen gab es bei der Zulassung fragende Blicke, denn mein Opa war Baujahr 1898, also bereits 82 Jahre alt. Aber alle Papiere waren komplett und das Auto bekam seine Mindener Nummer.
Opa hatte die Lenkradschaltung seines Audis wohl so verinnerlicht, dass er mit diesem Wagen nie wirklich zu Recht gekommen war. Das Auto dankte es, wenn ich ihn bzw. es fuhr.
Kurz vor Silvester montierte ich noch den Christbaum und das Autojahr 1980 war zu Ende.
Ich mochte den Wagen. Es war eine klare Verbesserung zu dem alten Audi. Wie jeder junge oder junggebliebene Autofreund sehnte ich mich nach mehr Motorleistung. Ich hatte einen Ausschnitt aus einer Autozeitung mit einem Bild eines Ascona 400 an meinem Bücher- und Ordnerregal angepinnt. Die Basismotorisierung bildete in diesem Wagen ein 2,4-Liter-144-PS-Vierventiler. Ich hatte an meinen ja zumindest die fetten Halos von Hella auch dran montiert, war damit optisch stärker geworden, die 90 PS waren jedoch geblieben.
Walter Röhrl gewann 1982 die Rallye-Weltmeisterschaft mit diesem Wagen. Ich bewunderte den Mann für sein Fahrkönnen, hatte aber selbst keine Motorsportambitionen.
1981
Opel Ascona, Erlebnisse und Quergedanken
Das Jahr stand im Zeichen des Studiums mit Praktika und Klausuren, die gut vorbereitet sein wollten. Die Klausuren lagen für die Maschinenbauer in den Semesterferien, wie sich das gehört. Ein 8- tägiges Break mit dem Zelt in St. Peter Ording im August stellte in diesem Jahr meinen gesamten heimatfernen Urlaub dar.
Der Ascona fuhr anständig. Keine besonderen Vorkommnisse.
1982
Im Februar, an einem Freitagabend, auf der Fahrt zum Volleyball Training trat ich das erste Mal mit dem Ascona die Kupplung ins Leere. Kein Widerstand des Pedals, kein Kuppeln, kein Gangwechsel. Ich dachte an einen gerissenen Seilzug, was ich beim Audi schon einmal erlebt hatte. Der Wagen war so freundlich gewesen, seine Zicken in der Nähe einer Opel Werkstatt zu kriegen. Mein Bruder und ich trainierten diesen Abend ohne Volleyball und schoben das Auto gleich dort auf den Hof.
Ich freute mich am Tag drauf sehr, von dem Opel Meister zu hören, dass das Kupplungsseil heile sei. Der Übeltäter war ein gebrochener Sprengring der das Kupplungsseil gegen die Karosserie verspannte und am Abend vorher gebrochen war. Der Mann hatte sich über unseren Abend-Sport und den Opel mit den fetten Halos gefreut. Er schenkte mir den Sicherungsring samt seiner schnellen Montage. Herzlichen Dank, das hatte meinen studentischen Geldbeutel geschont.
Anfang März. In den Semesterferien wäre eine Monatskarte für die Bahn unwirtschaftlich gewesen, da ich nicht jeden Tag nach Hannover fuhr. Ich lernte meist zu Hause. Ich wollte früh an einem Mittwochmorgen mit dem Auto zur Uni los und hatte deshalb den Wagen an der Straße an der Wohnung meiner Eltern geparkt. Sonst stand das Schmuckstück in der Garage bei Opas Haus. Die Wegezeit bis dorthin wollte ich einsparen.
Aus der erhofften Zeitersparnis wurde nichts. Die beiden rechten Reifen waren platt. Meine Uni-Lerngruppe fiel aus und ich musste 230.- DM für 2 neue Pneus bezahlen. Das tat weh, denn ich versuchte alle laufenden Kosten an dem Wagen selbst zu finanzieren und nicht bei Opa die Hand aufzuhalten.
Am nächsten Tag war im Mindener Tageblatt ein Bericht zu lesen. Ein Chaot hatte auf 200 m Länge bei den dort geparkten Autos die Reifen kaputt gestochen. Was für eine Spitzenleistung. Solche Spitzenleistungen heißen bei den Kfz-Versicherern Vandalismus. Und der ist nicht im Leistungskatalog enthalten. Da bleibt jeder Auto-Bürger selbst auf den Kosten sitzen, damals wie heute, hübsch gemacht.
Nach Monaten bekam ich auf meine Anzeige gegen Unbekannt von der Staatsanwaltschaft einen Brief. Sie hatten den Täter tatsächlich gefasst. Es war ein arbeitsloser Mann, der in angetrunkenem Zustand sich derart abreagiert hatte. Ein Schadenersatz sei nicht möglich, da der Mann kein Geld habe. Wo bleibt die Gerechtigkeit und wo bleibt die Strafe?
Aus meiner persönlichen Sicht wird das ganze pervertiert, wenn dann, sozusagen als Sahnehäubchen für die materiell Geschädigten, Psychologen oder Soziologen sich in langen Darlegungen ergießen, warum denn dieser straffällige Mensch gar nichts dafür konnte. Alles hänge letztendlich von seinen schwierigen, sozialen Umständen, seinem Umfeld oder seiner Kindheit ab. Dem Chaoten wird Absolution erteilt, außerkirchlich und vor allen Dingen ohne Ablasszahlung. Psychologen oder Soziologen verdienen prächtig an ihren nicht zielführenden und den Rechtsstaat erodierenden Pamphleten.
Wie hilflos unsere heutige Gesellschaft, die ohne Gewalt auskommen will, oft ist und wie wenig belastbar die angesprochenen Gutachten sind, zeigten in dramatischer Weise die Anschläge in Norwegen. Am 22.7.2011 explodierte eine Autobombe vor dem Bürogebäude des Ministerpräsidenten im Zentrum der norwegischen Hauptstadt Oslo. Dabei wurden 8 Menschen getötet und 10 verletzt. Etwa zwei Stunden später begann auf der Insel Utøya ein Amoklauf in einem Feriencamp der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Dabei wurden 68 Menschen getötet. Ein weiteres Opfer starb eine Woche später an seinen Verletzungen. Insgesamt gab es 77 Tote.
Zwei völlig konträre Gutachten über den geständigen Täter, den Norweger Anders Behring Breivik, wurden danach erstellt. Im August 2012 wurde Breivik von einem norwegischen Gericht für zurechnungsfähig erklärt und zu 21 Jahren Gefängnis mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt, der Höchststrafe.
Ich hatte seiner Zeit eine verzweifelte Wut im Bauch und habe es immer noch, wenn einzelne Kreaturen, die auch der Gattung Mensch zugerechnet werden, Eigentum oder, noch ungleich schlimmer, die Existenz anderer Menschen vernichten. Tote werden durch Gutachten nicht wieder lebendig. Anstatt Energien auf das Rein-Waschen des Täters zu verschwenden, sollten diese für die Geschädigten, die Hinterbliebenen eingesetzt werden.
Psychologische und soziologische Arbeit ist dann wertvoll, wenn sie der Gesellschaft Möglichkeiten aufzeigt, wie solche Desaster zu den Ursachen zurückverfolgt und verhindert werden können. Dann braucht es den Willen der Politik und der Rechtsprechung, die Verbesserungen umzusetzen. Oder es bleibt eben ein katastrophaler Unfall, der von einem einzelnen menschlichen Individuum verursacht wurde. Dann bitte aber ohne unsinnige Gutachten, die nichts mehr ungeschehen machen können. Die Freiheit des einen Menschen hört dort auf, wo die des anderen anfängt. Und das alles nach gesellschaftlichen Spielregeln, die in geltenden Gesetzen manifestiert sind.
Im März und April 1982 hatte ich Erlebnisse beim TÜV. So treffend sind die Szenen mit den TÜV-Heinis in dem genialen Zeichentrickfilm Werner beinhart von 1990. Man könnte den Film glatt als Dokumentation bezeichnen.
Wie sich das für einen Opel, einen Ascona, einen Manta Light, wie böse Zungen behaupteten, gehörte, brauchte Mann die Halos der Rallye-Autos und natürlich die Spoiler. Nicht vergessen, Xenon-, LED- oder Laser-Licht gab es noch nicht. Für die Spoiler musste der Autofreund unter rationaler Betrachtung eingestehen, dass die mit dem Fahrzeug realisierten Geschwindigkeiten auch außerhalb des Stadtverkehrs dies aus Sicht des generierten Abtriebs bzw. dessen Notwendigkeit nicht wirklich sinnvoll erscheinen ließen. Aber das war eben nicht der Punkt. Das musste einfach so. Es ging um die fette Optik. Es sollte doch schnell aussehen.
Insgesamt dreimal war ich beim TÜV, der damals noch eine Monopolstellung hatte, um die Spoiler genehmigt zu bekommen und sie danach beim Straßenverkehrsamt für 13,20 DM in die Fahrzeugpapiere eintragen zu lassen. Beim ersten Mal war der Begrüßungssatz des Prüfers, dass die Betriebserlaubnis meines Fahrzeugs erloschen sei. Front- und Heckspoiler waren Original Irmscher Spoiler mit ABE, allgemeiner Betriebserlaubnis. Ich hatte gedacht, es wäre okay so. Der Schneepflug vorne war geschraubt, fein. Die Gummileiste hinten am Ende des Kofferraumdeckels hatte Gewindeeinsätze. Auf die beiden mittleren konnte man von innen leicht die Muttern, M6, aufschrauben. An die beiden äußeren kam man nicht dran, da auf der Innenseite des Kofferraumdeckels Stabilisierungsbleche über die Ecken geschweißt waren. Daher hatte ich zusätzlich unter den Heckspoiler 2-Komponentenkleber aufgetragen. Das hielt bombig. Und genau das monierte der Prüfer beim 2. Besuch. Er wollte 4 Schrauben mit Muttern sehen. Wir standen hoch.
Ich sagte zu dem TÜV Heini, da kann Windstärke 20 kommen und das Ding hält noch. Entgegnung, der muss geschraubt sein. Das Gespräch war sinnlos, ich hatte Recht, aber er den Stempel und die Plakette.
Beim dritten Vorfahren hatte ich die inneren Stabilisierungsbleche des Kofferraumdeckels aufgeschnitten, 2 kleine Muttern aufgeschraubt und die Welt war auf einmal in Ordnung für den Prüfer. Nach der Abnahme spachtele ich alles wieder zu. Was für eine Idiotie.
Als junger Mensch mit sehr klar begrenztem Geldbeutel, also als Student, möchte man dennoch gewisse Alleinstellungsmerkmale an seinem Fahrzeug haben. Gerade wenn das noch so muss. Ich liebte meinen Christbaum, die großen 192er Hellas auf der Stoßstange vorne, versetzt in der Höhe. Die Fernlicht-Halos waren höher montiert, auf massiven U-Eisen, mit einem Stabilisierungsblech zum Fahrzeug, damit nichts flackerte. Es erübrigt sich fast zu schreiben, dass natürlich alle 4 gleichzeitig leuchten konnten. Das musste eben auch so. Wie bei den geliebten Rallye Autos. Echt hell. Alle 2 Jahre fand dasselbe Spiel statt, sozusagen aus Sicherheitsgründen. Zum TÜV-Termin montierte ich alles ab, danach mit frischer Plakette baute ich die Lampen wieder dran, echt lästig.
Ich verachtete diese TÜV Typen von damals. Sie hatten nach ihrem Studium, vielleicht war das aber auch eine maßlose Überschätzung, nicht mehr hingebracht, als mit Kittel und Taschenlampe hochwichtig, ohne je zu lachen, rumzulaufen, Autos aus einer Schlange auf Bahn 1 oder 2 hereinzurufen, eine Liste abzuarbeiten und Plaketten aufzukleben oder eben nicht. Wie unkreativ und armselig, immer das Gleiche.
Allein die Warterei war ätzend, kein Vergleich zu heute, wo man einen Termin bekommt, nicht Warten braucht und die Prüfer sachlich und freundlich sind.
Auf große Fahrt in Dänemark
Im Juli 1982 gingen meine damalige Madame und ich auf große Fahrt. 3.000 km mit Auto und Zelt durch Dänemark in gut 2 Wochen. An der Westküste nach Norden. In Skagen den Zusammenfluss von Nord- und Ostsee begutachtet und auf der anderen Seite wieder runter, rüber nach Roskilde mit dem gigantischen Backstein-Dom bis Kopenhagen.
1982 gab es noch Bierdosen und es gab noch Grenzkontrollen zu unseren dänischen Nachbarn. Zwei Hand voll Dosen waren im Wagen verteilt und versteckt. Wir schauten freundlich aus der Wäsche, es wollte niemand suchen und wir konnten schnell weiterfahren.
Die 1. Nacht verbrachten wir in Blåvand, wo die lange Westküste von Jütland beginnt. Wir waren wieder mit dem kleinen, leichten und schnell aufzubauenden Tramper-Zelt unterwegs. Die beiden Luftmatratzen pustete ich jeden Tag mit Lungenkraft auf. Mann war ja Sportler.
Es gab das Zelt mit einer Firsthöhe von knapp einem Meter, die 2 Lumas (= Luftmatratzen) und sonst nichts, keine Klappstühle, keinen Tisch, keinen Kocher etc., nichts weiter. Wir saßen abends auf einem Badetuch vorm Zelt oder im Auto. Am frühen Abend machten die dunklen Wolken ernst. Wir verbrachten die erste Nacht im Wagen auf den Liegesitzen mit reichlich theatralischen Orchester von draußen. Blitz, Donner und starker Regen. Das ging gut los. Es war nicht wirklich bequem. Danach meinten es die Wettergötter mehr als gut mit uns, Sonne pur, keinen Tropfen Regen mehr, herrlich zum Zelten in der Nacht.
Am schönsten fanden wir seiner Zeit den Strand von Løkken, was bereits hoch in Dänemarks Norden kurz vor Hirtshals liegt. Hirtshals werden alle als Fährhafen-Stadt kennen, die bereits mit dem Auto via Autofähre in Norwegen waren.
Was für uns als Deutsche-Nordsee-Inseln-Urlauber neu war, waren die am Strand erlaubten Autos. Man konnte mit dem Wagen bis an die Wasserkante fahren und sich neben das Auto in die Sonne legen. Wollte man den Strand Richtung Dünen queren, war es der eigenen Gesundheit dienlich, links und rechts zu schauen. Es wurde durchaus mit besserer Ortsgeschwindigkeit gefahren.
Wir waren mit einer Freizeit-Karte unterwegs und schauten uns die eingedruckten Sehenswürdigkeiten an. Wahrscheinlich haben wir keine Kirche ausgelassen.
An der Ostsee-Seite Dänemarks schienen die Campingplätze anders zu sein. Es gab teilweise nur wenig Zelte und schon gar nicht so kleine Dackelhütten wie unseres. Der Dauer-Camper-Anteil schien hoch zu sein. Viele Wohnwagen standen mit Vorzelt und kompletten Garten-Equipment auf mit kleinen Hecken abgegrenzten Arealen, perfekt gepflegt, der Kleingarten mit Wohnwagen.
Einen Abend saßen wir auf so einem Profi-Campingplatz im Wagen und tranken noch eine Dose Bier aus der Reserveradumgebung. Die Camping-Profis flanierten abends in der Dämmerung über ihr Areal, um zu schauen, was sich seit gestern verändert hatte, ob es ein Gesprächsthema gab. Eine Gruppe von mehreren Personen zeigte mit den Fingern auf uns, auf das für sie so lächerlich winzige Zelt. Ich weiß das ganz sicher, denn ich gönnte mir den Spaß, die Herrschaften kurzzeitig mit Nebel- und Fernlicht vollständig auszuleuchten.
Die Ostsee war zu dieser Zeit voller Quallen. Wir badeten nicht. Zwei Nächte campierten wir in Roskilde, direkt am Wasser. Der beeindruckende Dom war zu mächtig für mein Weitwinkel-Objektiv. Ich konnte nur Ausschnitte fotografieren. Es gab scheinbar eine Invasion von kleinen schwarzen Käfern. Sie taten nichts, aber irgendwie waren sie überall, echt unschön.
Unsere Tetrapaks mit A- und O-Saft gingen zu Ende, die Zwei-Handvoll Bierdosen ebenfalls und nach unserer letzten Station Kopenhagen fuhren wir mit vielen Bildern im Kopf wieder nach Hause. Ein sehr schöner Trip mit ganz einfachen Mitteln.
Das liebe Geld
In den Semesterferien versuchte ich, zusätzliche, kleinere Geldströme in meine Schatztruhe zu generieren. Diese wurde seit Jahren von Einnahmen aus der Mathematik-Nachhilfe gespeist, die ich Oberstufenschülern und Erstsemester Studenten gab. Ein Freund von mir war bei Interrent, der heutigen Europcar, als Fahrer gelistet. Mietwagen von A nach B zu fahren, jeweils eine der Strecken mit der Bahn, das war ein guter Job. Die Idee hatten wohl bereits viele gehabt und ich fuhr nur sehr selten, schade. Ab Oktober galt es sowieso, sich wieder auf das Studium zu fokussieren.
Im Dezember gab es neue Bremsklötze, neue Zündkontakte und für die fast 7 Jahre alte Batterie einen Batterie-Auffrischer Cobald MG, den ich heute im Internet nicht mehr gefunden habe. Das Prinzip war seiner Zeit, alles selbst am Wagen zu erledigen, was man hin bekam, und möglichst wenig Geld auszugeben. Die Zündkontakte kosteten 4,50 DM, 5 Liter Öl von Aldi 14,25 DM.
1983
Liebäugeleien mit BMW
Am Montag, 10.1., tankte ich für einen Literpreis von 1,42 DM den Liter Super verbleit, die übliche letzte 9 zum vollen Pfennig aufgerundet. Ich investierte in ein BMW Auto Buch 32.- DM, quasi mein erster Kontakt mit der Marke. Es waren meine Lieblingsfahrzeuge. Zu dieser Zeit waren die jeweils 2. Generationen der 3er-Reihe, der Baureihe E30 ab Ende 1982, und der 5er Reihe, der Bau-reihe E28 ab Mitte 1981, relativ frisch auf deutschen Straßen zu sehen. Die klassischen Doppelscheinwerfer, die zum Fahrer gewandte Mittelkonsole und die dunkelorange Beleuchtung der beiden großen Rundinstrumente für Geschwindigkeit, links, und für die Drehzahl, rechts. Das konnte und kann bis heute niemand so schön. So einen Wagen hätte ich gern gehabt, wohlwissend ihn zu der Zeit nicht bezahlen zu können.
Das BMW Buch war kein hübsches Hochglanz-Bilderbuch für Erwachsene, sondern ein Technik-Buch mit Zeichnungen und Montagehinweisen über die Baureihe E3, die als Vorgänger der ersten 7er Reihe gilt. Der E3 wurde zwischen 1968 und 1977 gebaut und war seiner Zeit mit einer Länge von 4,70 m, bzw. 4,80 m bei der Langversion, einer Breite von 1,75 m und einer Höhe von 1,45 m ein großer Wagen.
Die Motorisierung war immer ein Sechszylinder Reihenmotor mit einem Hubraum zwischen 2,5 und 3,3 Litern und Leistungen zwischen 150 und 200 PS. Die zunächst geplante Erweiterung der Motorenpalette um Acht- und sogar Zwölfzylinder Motoren wurde nicht mehr realisiert. Die erste Ölkrise von 1973 hatte Spuren hinterlassen. In dieser Baureihe waren die Modellbezeichnungen einfach und logisch. Das Modell 2500 hatte 2,5 Liter Hubraum, der 3,3 l, eben 3,3 Liter.
Der schnellste E3, der serienmäßig gebaut wurde, war der 3,0 Si mit Benzineinspritzung. Der Sprint auf 100 km/h funktionierte nach Datenblatt in 7,8 s, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 211 km/h.
Die Autos sahen nicht so knackig aus wie ein 3er oder 5er, waren aber für überschaubares Geld gebraucht zu bekommen. Deshalb wollte ich mich für den Fall der Fälle zunächst technisch einlesen.
Die kompletten Wintersemesterferien von Mitte Februar bis Ende März, bis Gründonnerstag vor Ostern, arbeitete ich als Hilfsschlosser in dem Betrieb in Minden, in dem ich bereits meine Praktika absolviert hatte. Jeden Tag von 7.00 bis 15.45 Uhr, eine 40 Stunden-Woche mit 45 Minuten Pause täglich. 9,00 DM je Stunde brutto war die Entlohnung, Gedanken an einen BMW meine Motivation.
Einen Montagmorgen war mit einzelnen Werkstattmitarbeitern verabredet, bereits um 5.00 Uhr zu beginnen. Einer der Schlosser hatte Geburtstag und morgens um 5.00 Uhr gab es einen Kurzen, gruselig und heute nicht mehr zeitgemäß.
Zum neuen Sommersemester gab es einen Juniorpass für die Bahn. 100.- DM kostete er und war für die 2. Klasse und 1 Jahr gültig. Damit gab es alle Fahrkarten für die Hälfte. Da ich nicht mehr täglich nach Hannover fuhr, hätte sich eine Monatskarte nicht mehr gelohnt. Nur mit einem sogenannten Karnickelschein war diese preislich attraktiv. Den konnten Familien mit mindestens 3 Kindern beantragen und damit verbunden eine zusätzliche Ermäßigung bekommen. Außerdem freuten sich die Mitglieder unserer Fahr-Studenten-Gruppe jedes Mal diebisch, wenn der Schaffner einen nicht kontrolliert hatte und die Fahrkarte nochmal zu gebrauchen war.
Der D-Zug, der Durchgangszug, wie der Schnellzug damals hieß, brauchte von Hannover bis zu seinem ersten Halt in Minden 32 Minuten, plus/minus 1 Minute. Nachmittags gab es mehrere Züge, die teilweise in Warschau gestartet waren. Der 16.30 Uhr-in-Hannover-ab-Zug war so ein weit gereister, der aus den dunklen Tiefen des Ostblocks kam. Er war eigentlich nie pünktlich und es lohnte auch später immer zu schauen, ob er vielleicht noch kam, auf irgendeinem Gleis, wenn ich nachmittags wieder zurückfahren wollte.
Dieser Zug hatte hunderte von Kilometern mit Dampfloks hinter sich, bevor er dann spätestens auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland mit Diesel oder elektrischen Lokomotiven weiter gezogen wurde. Die Wagen gehörten der DDR Bahn, der Deutschen Reichsbahn, wie die Staatsbahn der Deutschen Demokratischen Republik hieß. Sie hatten einen sehr spezifischen Geruch, chemisch, eklig, unschön. Die Sitzbänke waren weich und die Kunststoffsitzoberflächen schienen mit einem speziellen, wahrscheinlich aus den Schornsteinen der Dampflokomotiven stammenden Dreck imprägniert zu sein. Wenn es im Sommer richtig warm oder ein Mittelstreckenlauf zum Erreichen des Zuges in Hannover von Nöten gewesen war, brauchte man am nächsten Tag eine saubere Hose.
Mein lieber Opa war verstorben. Am Montagmorgen, 25.4., meldete ich das Auto auf meinen Namen an. Dafür musste eine Gebühr von 26,80 DM beim Straßenverkehrsamt entrichtet werden.
Ich hatte an einem Institut der Universität einen Job als sogenannte wissenschaftliche Hilfskraft angenommen und unterstützte einen Instituts-Mitarbeiter bei seiner Forschungstätigkeit, die sich inhaltlich mit einer bestimmten Aluminiumlegierung auseinandersetzte. Wir hatten einen langen Tag in der Versuchs-Gießerei geplant und ich fuhr mit dem Wagen nach Hannover, um abends unabhängig von der Bahn zu sein.
Bereits auf der Hinfahrt war mein Wagen heißer als normal und es endete sozusagen in Hannover auf dem Institutsparkplatz mit einer Pfütze unter dem Auto. Die Wasserpumpe war nicht mehr dicht. Zumindest drehte sie sich noch mit und blockierte nicht den Lauf des Keilriemens bzw. der Riemen rutschte nicht durch. Ich traute mich abends, die 75 km zurückzufahren, langsam auf der Landstraße, bestückt mit mehreren Flaschen Leitungswasser, die Heizung auf Maximum und die Fenster auf, da es an diesem Mai Tag sommerlich warm war.
Am nächsten Tag bekam ich für 44,80 DM eine neue Wasserpumpe und baute sie ein. Das ging einfach, denn das Auto hatte den Vorteil, an den Motor und die mit ihm verbundenen Aggregate gut dran zu kommen, ohne erst alles Mögliche andere vorher demontieren zu müssen.
Diesen Sommer hatte ich einen privaten Semesterjob. Wir kümmerten uns um das alte Haus meines Großvaters und begannen Mitte Juli das Haus aufgrund feuchter Kellerwände freizuschaufeln, ein gutes Training. Die Arbeiten zogen sich hin, wie es immer bei alten, zeitfressenden Häusern ist. Außen war es noch das Einfachste.
Ich war natürlich noch mit dem BMW-Virus infiziert und hatte ja bereits in Sachen Technik vorgearbeitet. In Zeiten ohne Internet hieß es, über eine Kleinanzeige im Mindener Tageblatt zu kommunizieren: Suche BMW 2500, 2800, 3,0 Chiffre xxx. Diese kaum sichtbare Mini-Anzeige kostete 9,12 DM. Sie brachte keine verwertbare Resonanz. Die Dichte dieser Fahrzeuge in der Kleinstadt Minden mit ihren nach Eingemeindung der umliegenden Dörfer 80.000 Einwohnern war nicht groß genug.
Ich verschwendete weitere 10.- DM im Stadtverkehr für 12 km/h zu viel über den erlaubten 50 km/h. Ärgerliches Geld, für heutige Verhältnisse war es ein echtes Schnäppchen. 75.- DM für einen Endschalldämpfer, 5.- DM für Kühlerdichtmittel, 5.- DM für ein Signal-horn vom Schrott, Kleinkram rund ums Auto.
Im Sommer verbrachten ich 6 Tage auf einer sonnigen Ruderwanderfahrt mit einem Vierer von Hannoversch Münden nach Minden. Die Übernachtungen auf einer Luftmatratze in Bootshäusern, gratis, ein Kurzurlaub mit wenig Geld, aber viel Spaß.
Mitte September sah ich mir mit einem Studienfreund, der diesen Kontakt hatte, in Hannover einen BMW 3,0 Si, Erstzulassung 11-1975, mit 174.000 km an. Der Wagen wollte äußerlich in näherer Zukunft durchaus eine gewisse Pflege haben, denn einige Roststellen waren unübersehbar. Dies war jedoch nicht die Master-Frage von deren richtiger Beantwortung die Kaufentscheidung abhing.
Die Autos hatten damals fünfstellige Kilometerzähler. Auto-Menschen in meinem Alter werden sehr wohl die Formulierung der Umdrehung des Tachos noch kennen. Es meint hier, wie oft der Kilometerzähler schon über alle Neunen drüber gezählt hat, um wieder frisch bei Null anzufangen, in der nächsten Umdrehung. Wer manipulieren wollte tat es in den 70ern und 80ern mit der Bohrmaschine an der Tachowelle, heute, bei den digitalen Zählern, mit einem Laptop.
Insbesondere bei Autos, die seit einiger Zeit situative, reaktive, private Pflege genossen, war die Frage nach der echten Laufleistung die Masterfrage. Es gab kein Scheckheft und Service aus einer Fachwerkstatt, belegt durch Stempel und Unterschrift mit dem dazugehörigen Kilometerstand. Vielleicht hatte der Wagen bereits 274.000 km runter. Ich ließ die Finger davon, wollte nicht in irgendeine Motorprüfung einsteigen und kaufte den Wagen nicht.
Berlin, kaum zu erreichen
Freitag, 16.9., fuhren wir mittags um 13.00 Uhr mit dem Vereinsbulli vom Ruderverein nach Berlin los. Der VW Bus, Modell T3, zog einen Bootsanhänger mit einem Vierer. Am Samstag war die Internationale Langstreckenregatta Quer durch Berlin, am Sonntag die Havel Sternfahrt. An beiden Ruder-Events, wie es heute heißen würde, wollten wir teilnehmen.
Das Anstrengendste des ganzen Wochenendes wurden nicht die beiden Ruder-Fahrten, sondern die Auto-Fahrten. Hin brauchten wir 8 Stunden. Bereits in Hannover Langenhagen nach gerade mal 75 km Fahrt standen wir eine Stunde. Dann gab es die sehr speziellen Stopps an der innerdeutschen Grenze in Helmstedt - Marienborn und bei der Einreise über Drewitz nach Berlin. Die grauen Volkspolizisten trainierten wohl jahrelang, um bloß kein freundliches Gesicht zu machen. Wenn man endlich auf der Avus war, hatte man gewonnen.
Am Sonntag zurück war es ähnlich, 6,5 Stunden Fahrt. Auch mit dem Bootsanhänger und den maximal erlaubten 80 km/h war das echt langsam für jeweils 360 km. Gut, dass es heute anders ist.
1984
Der Start ins Auto-Jahr 1984 war spannungs- bzw. stromlos. Mittwoch, 4.1., kam ich nicht nach Hannover, da die Batterie tot war. Nach einigen Aktivitäten mit dem Batterieladegerät gab es im März letztendlich eine neue Batterie, von Marathon, das klang doch echt vielversprechend, mit einer Kapazität von 44 Ah, für 93,50 DM.
Am Donnerstag, 29.3., hieß es beim TÜV alles Plaketti. Die Hauptuntersuchung kostete 31,36 DM. Bei dem Gedankenspiel der Inflationierung des Betrages mit der realen Inflation in Deutschland bis in die Gegenwart würde es heute derselbe Betrag in Euro sein. Ist er nicht. Im Juni 2018 habe ich 102,35 € bezahlt. Nur auf Aldi war Verlass. Aldi hatte den Preis gehalten. Das 15W-40 Motoröl gab’s im 5 Literkanister auch in diesem Jahr wieder für 14,25 DM.
Eine Schwäche des Asconas wurde mit zunehmendem Alter des Fahrzeuges offensichtlicher. In kürzer werdenden Zeitintervallen brach der Kupplungssicherungsring, der den Kupplungsseilzug gegen das Chassis fixierte. Dafür hatte ich immer zwei Ersatzringe dabei, einen zum Runterfallen und nicht wiederfinden, einen zum Montieren. Dies ging leicht, da der Motor rundherum zugänglich war, wie gesagt, ein echter Vorteil. 2 Kupplungssicherungsringe gab es für 2.- DM. Nachdem Mann den Trick kannte, war der Schaden schnell behoben.
Im Juni zogen wir in das Haus von meinem Opa um. Ich zog zu meinem Auto, das dort in der Garage schon lange wohnte.
Im September war wieder die Langstrecken-Ruderregatta in Berlin fest eingeplant. Die Zeitlupen-Fahrten vom letzten Jahr wollten wir diesmal auf jeden Fall vermeiden. 2 Dinge machten wir anders. Wir bildeten eine gemischte Mannschaft mit 2 Herren aus Berlin, die uns ein Boot organisierten, so dass wir keinen Hänger brauchten und wir starteten erst 17.30 Uhr. Freitagabend, am 21.9.1984, schafften wir es in einem Opel Kadett C in 4,5 Stunden. Das war eine Fahrzeitverbesserung von über 40 % gegenüber dem Vorjahr.
Es mag wie vieles Geschmacksache sein, ob einem im Herbst die Nebel gefallen, die nach kalter Nacht über dem Boden liegen oder vom Wasser aufsteigen. Es war diesen Sonntagvormittag nach guter Regatta vom Samstag und feiner Feier abends beeindruckend, in einem Renn-Achter vom Ruderclub am Wannsee zu starten und bis zum Endpunkt, wo Ost-Berlin anfing, über den völlig ruhigen See zu rudern.
Am Abend vorher hatten wir schon über den Kurs gesprochen. Vor der Stadtteilung war ein Rundkurs möglich gewesen. Wir hatten Geschichten gehört, dass es auch in der geteilten Stadt Protestler gegeben haben sollte, die diesen Rundkurs gerudert waren. Wir entschieden uns diesen Morgen dafür zu wenden und uns nicht abhängig von der Laune der grauen Uniformierten in den Wachtürmen am Ufer zu machen. Der Herbstnebel war wie gemacht für die gedrückte, der Szenerie geschuldete Stimmung. Die Absurdität des geteilten Deutschlands war hier greifbar. Diese Ruderfahrt ist und bleibt unvergessen.
Sonntagnachmittag fuhren wir zurück, in geschmeidigen 4,25 Stunden.
BMW muss warten, Opel kostet Geld
Im Oktober schaltete ich nochmal ein Auto-Gesuch in den Kleinanzeigen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, die Variante mit den Ausgaben für den Großraum Hannover, für 15,53 DM Suche BMW 2500, 2800, 3,0 etc., Chiffre xxx.
Ich schaute mir mehrere Fahrzeuge an, die sich etwas radikalisiert in die Gruppen bezahlbar und gammelig oder gut und teuer einordnen ließen. Über eine Tagebuch-Notiz schmunzelte ich beim Schreiben ein tolles, rostiges Auto.
Bei einem BMW 2500, Baujahr 1977, überlegte ich lange. Der Wagen schien wirklich unter 100.000 km gelaufen zu sein. Die vorderen Federbeinaufnahmen, eine typische Gammelstelle dieser Fahrzeuge, waren gut, die Kotflügel hin, das heißt durchgerostet. Bei einem Bekannten mit einem herrlichen 3,0 CS Coupé, hätte ich 2 gute gebrauchte Kotflügel für 100.- DM haben können. Letzten Endes begrub ich das Thema eines gebrauchten E3s für schmales Geld. BMW musste warten.
Zum Dank verlangte mein Opel eine komplett neue Kupplung, die 793,09 DM kostete. Das konnte ich als Hobby-Schrauber ohne entsprechend ausgestattete Werkstatt nicht. Das mussten die Profis bei Opel machen. Einen Tag später, am Samstag, 10.11., ließ ich von Opel den Motor neu einstellen, vorher gab es einen neuen Keilriemen und einen sauberen Luftfilter, alles bei km 86.400, für nochmal 104,61 DM aus meiner Schatztruhe. Den Ölwechsel machte ich am Sonntag selber an der Tankstelle, wo ein Volleyball-Mannschaftskollege jobbte, um seinen Studentengeldbeutel aufzubessern.
Kurz vor Weihnachten folgte noch eine weitere Investition in 4 neue Reifen. Der Wagen stand jetzt auf Firestone 165 SR 13. Das waren an der Tankstelle mit Montage und Auswuchten 399,95 DM. Es ging um Profiltiefe, nicht um Sommer- oder Winterreifen. Das war damals nicht drin. Wenn es zu viel Schnee gab, blieb das Auto in der Garage. Als Student konnte ich so vorgehen. Wer in die Berge wollte hatte Schneeketten. Und ich wollte nicht.
1985
Nachdem mein Opel so viel finanzielle Zuneigung erhalten hatte, war dieses Jahr frei von nennenswerten Kosten. Nach einem Platten gab es einen eingezogenen Schlauch für 32,50 DM an der Tankstelle und einen ersetzten Kühlerschlauch im Eigeneinbau für 21,75 DM.
Ein Schmankerl findet sich im Sommer. Ich kannte mehrere weibliche Studierende in Münster und fuhr oft die 130 km rüber, meist mit dem Wagen, teilweise mit der Bahn. Es gab schließlich wieder einen aktuellen Junior-Pass.
Münster hat nicht nur eine lange Geschichte, 300 km2 Fläche, an die 300.000 Einwohner, 45.000 Studenten, viele Fahrräder und den Aasee. Münster hat auch einen Bischof und ist klar mehrheitlich katholisch. An einem Montag hatte ich mich bei einer Freundin einquartiert. Ihre Vermieterin war eine alte Dame mit einer eher traditionellen Sichtweise der Dinge. Am Mittwoch hatte die Dame bemerkt, dass ihre junge Mieterin Herrenbesuch hatte, obwohl wir keine akustische Belastung waren.
Wir wollten keine Zweier-Geschichte von uns kreieren, die sich gegebenenfalls in das Weltbild des 19. Jahrhunderts oder früher hätte einfügen lassen, um die Dame ruhig zu stellen. Letzten Endes fuhren wir nach dem Abend in der Innenstadt um 1.00 Uhr nach Minden rüber. In 63 Minuten über die A1 bis zum Kreuz Osnabrück Lotte, dann die A30, durch Bad Oeynhausen und den Rest Landstraße bis Minden. Die Zeit Haustür bis Haustür, wie sich das gehört. Das war wirklich schnell und wäre heutzutage auch mit meinen viel besseren Wagen bei vorschriftsmäßiger Fahrweise nicht mehr zu machen.
1986
Anfang des Jahres ersetzte ich bei und mit einem Bekannten, der eine Grube hatte, den Kupplungsseilzug. Das mittlerweile 10-jährige Auto bekam Anfang Februar für 31,92 DM beim TÜV eine Haltbarkeitsverlängerung von 2 Jahren. Neben der üblichen präventiven Zusatzscheinwerferabbau-Prozedur war es fast erstaunlich, dass keiner der TÜV-Heinis meine Rallye-Außenspiegel moniert hatte, die natürlich auch nicht Original waren.
Die Autos aus den 1970ern hatten einen Außenspiegel auf der Fahrerseite, der zweite rechts kostete extra und war kein Standard. Zumindest der bzw. die Serienaußenspiegel des Opel Ascona B hatten nie eine Strömungswiderstandoptimierung im Windkanal erlebt. Gemäß verfügbaren Übersichtstabellen hatten sie einen cw-Wert von 2, der einer Rechteckplatte entspricht. Gefühlt war es noch viel schlechter. So bescheiden und langsam sahen sie auch aus. Deshalb waren sie natürlich früh gegen passende, schnelle Spiegel aus dem Zubehörhandel getauscht worden.
Am Tag bevor ich nach erfolgreichem Studienabschluß meine Vollzeit-Stelle an einem Uni Institut begann, lag ich 7 Stunden in meiner Garage ohne Grube unter dem Wagen. Ich montierte eine komplett neue, für 167.- DM zuvor erstandene Auspuffanlage. Viel zu viel Zeit für so eine einfache Tätigkeit.
Gleich vorne am Motor gab es einen rechteckigen Flansch mit sechs Bohrungen. In vieren waren beim alten Auspuff Schrauben drin. Mit viel Gefummel und eben viel Zeit brachte ich es auf fünf Schrauben, an die sechste war beim besten Willen nicht dranzukommen. Die Montierbarkeit hatte bei der Konstruktion wohl nicht überall als notwendiges Kriterium im Vordergrund gestanden.
Auch dies ist eine unvergessene Aktion direkt vor dem Start ins richtige, bezahlte Berufsleben. Zumindest als Maschinenbau Student arbeitet man viel, aber ohne Geld dafür zu bekommen.
Der Start ins bezahlte Berufsleben
Mein Berufsleben begann an einem Freitag, am 1. August 1986, als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines produktionstechnischen Institutes der Universität Hannover. 2 Institute hatten mich nach Studienabschluss angeschrieben und mir eine entsprechende Stelle angeboten. Für eines hatte ich mich entschieden.
Ich fuhr jeden Tag mit dem Wagen von Minden zum Institut. Die Verbrauchswerte des 1,9 Liter Motors bewegten sich bei sinniger Fahrt zwischen 8,5 und 9 l/100 km Super verbleit.
Die Autobahn 2 war nicht so gut ausgebaut wie heute, aber es gab weniger Verkehr, weniger Schilder und die Grauen, die Volkspolizisten, die nicht lachten, an der innerdeutschen Grenze, stellten einen mächtigen Filter dar, durch den nicht jeder passte.
1987
Abschied vom Ascona
Ich hatte den Ascona seit mehr als 6 Jahren. Es hatte niemals jemand in Grün-Weiß meine Scheinwerfer moniert und der Motor war aufgrund des zugebauten Kühlergrills auch nie auf zu hohe Temperaturen gekommen. Unterm Strich war es ein sehr gutwilliges Auto mit wenigen Schwächen.
Rost war wie bei allen Fahrzeugen aus dieser Zeit bereits in jungen Jahren ein echtes Thema. Die Glasfasermatten und das Harz zum Zumachen der Leerstellen waren meist eine Sauerei, und es schien auf das Zeugs mindestens die doppelte Schwerkraft zu wirken, da die klebrige Pampe immer wegrutschen wollte.
Eine Spezialität des Wagens war das Nicht-Anspringen-Wollen bei heißem Wetter. Die Startautomatik funktionierte bei 30°C plus scheinbar nicht. Wie bereits angerissen, war es absolut vorteilhaft von oben rundherum an den Motor dranzukommen. Dies ist bei aktuellen Fahrzeugen auch mit vergleichbaren Motorisierungen leider nicht mehr der Fall. Der Motorraum ist meist völlig zugebaut. Als technisch versierter Laie kann man nicht mehr viel machen und auch der Fachmonteur benötigt nennenswerte Zeit für das De- und Remontieren von Dingen, die nicht getauscht oder repariert werden sollen, um überhaupt an den Zielpunkt seines Einsatzes heranzukommen.
Mein 2. Gebrauchter, mein 1. BMW
Der Ascona hatte seinen 11. Geburtstag gesund hinter sich. Nach dem Bilden einiger Rücklagen dachte ich daran, meinen fahrbaren Untersatz zu wechseln. Natürlich sollte es weiterhin ein BMW sein, wenn ich es bezahlen konnte.
Mein BMW-Virus war durch meinen Freundeskreis von der Uni am Leben gehalten worden. Es gab einen aufgepeppten 2002 tii und einen
3,0 Si. Beide Fahrzeuge gehörten seiner Zeit zu den schnelleren auf deutschen Straßen. Meine Studienfreunde waren gute Schrauber und machten viel an den oft pflegebedürftigen Wagen. Dies war nicht meine Zielsetzung für den neuen Gebrauchten. Es sollte keine zeitintensive Rostlaube zum Basteln werden. Also musste es ein neueres Modell sein, das möglichst wenig in die Werkstatt wollte.
Alternativ zu der BMW Fünfer Reihe, die ich im Visier hatte, konnte ich mir einen Opel Monza vorstellen. Opel war nach so vielen Jahren mit dem Ascona positiv belegt. Ein Sechszylinder von Mercedes oder Audi hätte es ebenfalls sein dürfen.
Audi ließ die 2. Auflage des Audi 100 mit Fünfzylindern und maximal 136 PS fahren, ein Mercedes sprengte in vergleichbarem Alter meine finanziellen Möglichkeiten. Damit waren diese beiden Marken raus.
Am Donnerstag, 19.3., war es soweit. Es wurde ein BMW 525i, Baureihe E28, Erstzulassung 11.2.1982, die zweite Evolutionsstufe des Fünfer. Das Datenset liest sich so: Motor: M30B25, Reihensechszylinder, zwei Ventile pro Zylinder, obenliegende Nockenwelle, über eine Kette angetrieben, elektronisch gesteuerte Einspritzung Bosch L-Jetronic, Hubraum 2494 ccm, Leistung 110 kW (150 PS) bei 5500/min, max. Drehmoment 215 Nm bei 4000/min.
Antrieb/Fahrwerk: Viergang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb, Einzelradaufhängung rundum, Scheibenbremsen rundum, vorn innenbelüftet, Räder/Reifen 51/2Jx14 mit 175 HR 14.
Maße: Radstand 2625 mm, L/B/H 4620/1700/1415 mm, Leergewicht 1290 kg, Fahrleistungen/Verbrauch: 0–100 km/h in 9,9 s, Spitze 197 km/h, Verbrauch ca. 11 l S pro 100 km. Neupreis: ab 29.000.- Mark (1981).
Das Auto kostete im Frühjahr 1987, fünf Jahre alt, mit 77.584 km, 13.000.- DM. Der ältere Herr, der mir das Auto verkaufte, hatte 2 Garagen, eine in der Stadt an seiner Firma und eine außerhalb bei seinem Haus. Das war beeindruckend. Und Rost, wie ich es zur Genüge von dem Ascona, Baujahr 1976, kannte, war hier und wurde nie ein wirkliches Thema. Die Automobilhersteller hatten begonnen, das Rost-Thema durch verbesserte Fertigungsprozesse verschwinden zu lassen.
Ich hatte das Auto in den Kleinanzeigen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, der H.A.Z., gefunden. Mittwoch und Samstag waren die Auto-Tage mit großem regionalem Angebot. Ein kleiner Markt ist sogar heute noch in der H.A.Z. zu finden, auch wenn die Internetsuche erheblich mehr Möglichkeiten und Fahrzeuge bietet.
Ich wollte genau diesen Motor und nicht den 2,8 Liter, der lange die Topmotorisierung darstellte bevor der erste 535i mit 3,5 Litern Hubraum rauskam. Der Motorblock beider Aggregate war identisch, nur halt beim 2,8 Liter stärker ausgefräst, das hieß weniger thermische Beanspruchung des Materials in der kleineren Variante.
Der Wagen hatte eine Länge von 4,62 m und eine Breite von nur 1,70 m. Ein Audi A1 ist heute 1,74 m breit. Dennoch war es für mich ein großer Wagen mit herrlich fetten Türinnenverkleidungen, auf die man entspannt bei geschlossenen Fenstern seinen Unterarm ablegen konnte.
Sieht man heute gut 30 Jahre danach Bilder von dem Innenraum, wirkt dieser absolut spartanisch, was ich seiner Zeit nicht so empfunden habe. Und ich hatte es endlich, das so schöne Cockpit von BMW. Zwei große Rundinstrumente für die Geschwindigkeits- und Drehzahlanzeige, integrierte analoge Verbrauchsanzeige, damals noch bis 30 l/100 km, Temperatur- und Tankanzeige, mit oranger Beleuchtung und keiner hässlichen grünen, die damals so verbreitet war.
Erstmals hatte der Wagen eine Check Control unter dem Dach in der Nähe des elektrischen Stahlschiebedachs, die die diversen Stromkreise, wie zum Beispiel die der Hauptscheinwerfer, auf einwandfreie Funktion überwachte. Ebenfalls gab es eine Wartungsanzeige im Armaturenbrett mit grünen und roten Lämpchen.
Zur Begutachtung des Autos vor dem Kauf hatte ich einen Techniker vom Institut mitgenommen, der selbst seit langer Zeit einen BMW 2500 fuhr und sich bestens auskannte. Zur Belohnung für seine Unterstützung schenkte ich ihm eine Flasche Asbach.
Den Ascona übernahm für 1.000.- DM der Vater meiner damaligen Freundin. Ich durfte meine Musikanlage noch ausbauen. Das war ihm nicht wichtig. Dafür ging sein Mazda 323 weg, der wirklich völlig verrockt war. Der Mann war Schweißer, das waren beste Voraussetzungen für eine lange Zukunft des Opels.
Ich hatte den Ascona in den 6,25 Jahren 75.000 km gefahren und einen Quasi-Wertverlust zwischen An- und Verkaufspreis von 3.800.- DM gehabt.
Zurück zu meinem geliebten ersten BMW. Der Vorbesitzer war aktiver Raucher und hatte seinem Laster auch im Fahrzeug gefrönt. Es dauerte seine Zeit bis diese unangenehme Geruchs-Patina endlich verschwunden war.
Das Auto hatte gute, straff gepolsterte, stoffbezogene Sitze mit Kopfstützen, kein Leder, aber Lammfellüberzieher auf den vorderen Sitzen, damit es im Winter schön kuschelig beim Einsteigen in den kalten Wagen war. Convenience Features wie eine Sitzheizung oder eine Klimaanlage, geschweige denn eine Standheizung, waren nicht dabei. Es gab, wie beim Audi, wieder eine Heizung, eine Lüftung und ein Stahlschiebedach, das diesmal elektrisch. Der Ascona hatte keine Öffnungsmöglichkeit nach oben besessen.
Die echten Lammfell-Überzieher waren in der kalten Jahreszeit wirklich nicht schlecht. Optisch würde ich sie heute als das Zweit-Schlimmste nach den Kügelchen-Sitzauflagen einstufen. Im Sommer, im warmen, im teilweise richtig warmen Auto, ohne Klimaanlage eben, führten die Lammfelle insbesondere bei langen Fahrten dazu, dass die Hose, die man trug, einen sehr speziellen, sozusagen echt tierischen Geruch annahm, der nur nach 1,5 Stunden im Hauptwaschgang der Waschmaschine wieder zu resetten war. Also trennte ich mich von dieser Kuscheligkeit im Wagen. Auch diese Geruchs-Patina blieb noch lange erhalten.
Ich war mittlerweile nach Hannover in eine Mietwohnung umgezogen und verfügte nicht über den Luxus einer dazu gemieteten Garage oder eines entsprechenden Tiefgaragen-Stellplatzes. Also blieb nur der Straßenrand zum Abstellen des Fahrzeugs über. Bezeichnender Weise lag der erste Ärger mit diesem Wagen in der Elektrik begründet. Zum Beginn der kühleren Jahreszeit kam ich im Herbst morgens teilweise nicht weg, da die Batterie nicht genug Saft hatte. Diese Unzuverlässigkeit des Wagens blieb auch erhalten, nachdem ich ihm eine neue Varta spendiert hatte, mit 66 Ah für 178,87 DM.