Systemfehler Hochschulen - Dr. Max. S. Justice - E-Book

Systemfehler Hochschulen E-Book

Dr. Max. S. Justice

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Beschreibung

Die Ausbildung ist nach der Erziehung und dem gelernten Sozialverhalten das Fundament für den Einstieg eines jeden Menschen in sein eigenes Berufsleben. Hochschulen und Universitäten sind das höchste Level des aus öffentlichen Mitteln finanzierten deutschen Ausbildungssystems. Dort werden die kommenden Führungskräfte für die Wirtschaftsunternehmen unseres Landes ausgebildet, und in diesen Wirtschaftsunternehmen wird unser Wohlstand erarbeitet. An den Hochschulen herrschen die Professoren, bald 50.000, die Hüter über die akademischen Titel, ob Bachelor, Master, Diplom oder Doktor. Ohne sie geht gar nichts. Aber niemand hinterfragt ihre Qualität und ihre Lehrinhalte. Und was passiert dem Professor, wenn einem Politiker wieder einmal sein Dr.-Titel aberkannt wird? Nichts. Wie kann das sein? Die Professoren und die Hochschulmitarbeiter sind weit weg von dem Geschehen in den Unternehmen für die sie den (Führungs-) Nachwuchs ausbilden. Lernen Sie meine Protagonisten kennen. Da sind Prof. Lethargicus und Prof. Lufticus, der Dekan Prof. Eitelschek, die Professoren Protz, Dull, Guttech, und auch der Uni Präsident spielt mit, war aber so erbärmlich, dass er keinen Namen bekommen hat. Und, nicht zu vergessen, dann sind da noch die Frauengruppen für Weiterbildung, engstirnig, unbelehrbar und träge. Ich habe das Verhalten meiner Akteure kommentiert. Dies ist die Rubrik wichtig und richtig. Es sind Lernsätze aus der Sichtweise eines erfahrenen Wirtschaftsmannes, der das Mindset Führung und Vernunft lebt. Diese gibt es in der flauschigen Hochschulwelt nicht. Sie gelten in der realen Welt draußen, nach der Uni und sind von elementarer Bedeutung.

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Seitenzahl: 328

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Dr. Max. S. Justice

Systemfehler Hochschulen

…und bald 50.000 Professoren

© 2021 Dr. Max. S. Justice

Verlag und Druck:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-347-33935-4

Hardcover:

978-3-347-33936-1

e-Book:

978-3-347-33937-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Einleitung

Die deutsche Hochschullandschaft, Zahlen, Daten, Fakten

Die ersten Kontakte mit der Uni, damals

Die Idee

Die Workshops entstehen und die Weiterbildungseinrichtungen der Universität

Die Watte GmbH und der eitle Dekan

Der gesellschaftliche Regelkreis

Die Uni fällt durch

Schlussbetrachtung

Zusammenfassung wichtig und richtig

Der Autor

Einleitung

Deutschland in den 2020ern, 75 Jahre ohne militärische Auseinandersetzungen. Das ist gut und wertvoll. Schauen wir in unsere Gesellschaft, in das Deutschland, so wie wir es kennen, unsere flauschige Luxuswelt, wo kaum etwas fehlt. Das immer noch laufende Covid 19 Drama, mit vielen schlechten Darstellern, möchte ich hier ausdrücklich ausnehmen.

Wo kommt unser Wohlstand her? Was wollen wir dafür tun, damit es so bleibt? Und was sollten wir tunlichst ändern, da es negativ und gefährlich für die Gesellschaft ist? Diese Fragen sind in Vergessenheit geraten. Niemand stellt sie oder stellt sie mehr. Sie sind geradezu tabu.

Verfolgt man in Deutschland die Medien, Online, Print oder auch bebildert, entsteht schnell der Eindruck, dass es uns nicht gut geht. So viel Armut ist da, immer mehr Armut, die Schere zwischen Armen und Reichen, immer weiter auseinander, schlimm. Da muss mehr, oder noch mehr, geholfen werden. Und helfen heißt für die, die dies predigen, immer einer Person etwas wegzunehmen, um sich selbst einen Teil davon zu nehmen und den Rest mildtätig und voller Eigenlob jemand anderen zu geben. Das Ganze wird eskortiert mit wilden Geschichten zu Benachteiligung, Diskriminierung, fehlenden Quoten für irgendwas und Kinderarmut. Also doch schlimm. Und natürlich spricht kaum jemand über Profi-Kicker mit zweistelligen Millionengehältern.

Abbruch, zurück. Wo kommt unser Wohlstand her? Was ist dafür wichtig?

Antwort: In den Wirtschaftsunternehmen dieses Landes wird unser Wohlstand erarbeitet. Sie sind das Kernstück dieses Landes, und die Führungskräfte dieser Unternehmen sind entscheidend für den Unternehmenserfolg, die Unternehmenskultur und ein motivierendes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeiter.

Der Titel hat meinen Fokus für dieses Buch verraten, na klar. Und um hier einzusteigen, ist ein klarer Blick auf die lebendigen, dynamischen Abläufe, die Akteure, die verschiedenen Gruppen von Menschen und Personen von Wichtigkeit. Ein freier Blick, ohne Tabus, Parteibücher oder sonstige beschränkende Ideologien. So wie ihn jeder haben sollte.

Zur Orientierung dienen die Naturgesetze, technisches und betriebswirtschaftliches Wissen, eine gute Menschenkenntnis sowie das Wissen um menschliche Interaktion und das, was den Erfolg menschlicher Organisationen ausmacht, Unternehmen genannt.

Die Ausbildung ist nach der Erziehung und dem gelernten Sozialverhalten, schon wieder ein deutsches Tabuthema, das Fundament für den Einstieg eines jeden Menschen in sein eigenes Berufsleben. Und wer an dieser Stelle bereits raus ist, sich selbst nicht in einem Berufsleben sieht, ist ein Teil dessen, was dringend in diesem Land verbessert werden muss.

Meine ständige Motivation ist es, Verbesserungen zu etablieren. Dies gilt beruflich wie privat, denn ich bin ja stets derselbe und eine Mensch. Wer dies in seinem Berufsleben tut, ob im Blaumann oder im Anzug, das spielt keine Rolle, der ist ein wertvoller Mitarbeiter des Unternehmens. Dieser Mensch wird zu den sehr guten in seinem Job gehören.

Ich hatte eine neue Idee, der ich nachgehen wollte. Ich kannte als studierter und promovierter Ingenieur den Uni-Betrieb aus meiner eigenen Zeit dort, den an den produktionstechnischen Instituten des Maschinenbaus der Universität, und ich kannte Professoren.

Außerdem wusste ich noch etwas anderes. Das, was man im Maschinenbaustudium lernt, was abgeprüft wird, und es waren reichlich viele Klausuren bis zum Diplom zu bestehen, hilft einem beim Start in den Job an vielen Stellen herzlich wenig. Und im Umkehrschluss bieten sie ihrer Firma, die sie bezahlt, zum Start ebenfalls wenig Output, wenig Leistung an. Sie sind nicht fit für die Wirtschaftswelt, und sind weit weg von dem, was jemand als Führungskraft auszeichnet.

Anders ausgedrückt heißt dies, sie haben während Studium und Promotion einen Kredit bei der Gesellschaft, die die Uni-Welt bezahlt, aufgenommen und können ihn dennoch nicht als frischer Bachelor, Master, Dipl.-Ing. oder Dr.-Ing. sofort mit ihrer eigenen Arbeitsleistung adäquat zurückzahlen. Das scheint nicht richtig zu sein. Dies galt es zu verbessern.

In diesem Buch ist das Geschehen auf 3 renommierte technische Universitäten, eine angegliederte GmbH, die von Professoren geführt wird, und eine Hochschule verdichtet.

Der Systemfehler Hochschulen, und ich schließe die Universitäten mit ein, er lässt sich nicht durch das Auswechseln einzelner Spieler beheben, auch wenn dies hier oder da eine Erleichterung wäre.

Die Professoren und die Hochschulmitarbeiter sind weit weg von dem Geschehen in den Unternehmen für die sie den (Führungs-) Nachwuchs ausbilden. Um dies zu verdeutlichen, habe ich entsprechende Kommentare eingefügt, aus der Sichtweise eines erfahrenen Wirtschaftsmannes, der das Mindset Führung und Vernunft lebt. Dies ist die Rubrik wichtig und richtig, Lernsätze, die es in der Hochschulwelt nicht gibt, die in der realen Welt draußen gelten und von elementarer Bedeutung sind.

Und natürlich ist es so geschrieben, dass es beim Lesen Spaß macht, trotz des ernsten Themas. Alle real existenten Personen haben einen neuen Namen bekommen, so wie sich das für die Darsteller gehört. Und los geht´s. Begleiten Sie mich auf meiner mehrjährigen Reise durch die Hochschullandschaft. Viel Spaß.

Die deutsche Hochschullandschaft, Zahlen, Daten, Fakten

Beim statistischen Bundesamt findet sich ein Akademikeranteil der Bevölkerung von 18,5%. Bei den Jüngeren, unter 35 Jahren alt, hat jeder Dritte einen Hochschulabschluss. Das liegt noch unter dem Zielwert der EU von 40%, und in Frankreich, Großbritannien und auch Polen ist dieser Wert höher als in Deutschland. Ist also der vielstrapazierte Fachkräftemangel selbst gemacht, da so viele junge Menschen studieren und dies offensichtlich politisch gewollt ist?

Das deutsche Bildungsbudget hat 2021 einen Etat von 200 Milliarden Euro. Zieht man das Geld aus privaten Bereichen hinzu berichtet die Behörde über 325,6 Milliarden Euro für das Jahr 2019. Dies entspricht 9,4 % vom BIP (Pressemitteilung Nr. 168 des Satistischen Bundesamtes vom 6. April 2021). Hier sind auch die Ausgaben für Schulen und alles andere mit enthalten. Über 50 Milliarden erhalten aus diesem Topf die Hochschulen.

Aktuell findet man bei Destatis, der Internetseite des Statistischen Bundesamtes, folgende Zahlen:

➢ 423 Hochschulen

➢ 48.547 Professoren, plus 21% in den letzten 10 Jahren

➢ Insgesamt 737.762 Mitarbeitern

➢ 2.948.695 Studierende, plus 30% in den letzten 10 Jahren

➢ 512.285 Abschlüsse über alle Level

➢ Durchschnittsalter beim Abschluss 24,9 Jahre, (Stand 2.9.2020, Destatis, Statistisches Bundesamt)

Und, wir sind in Deutschland in den 2020ern, die Anteile von Frauen und Ausländern sind separat berichtet. Der Rest müssen wohl deutsche, junge Männer sein, auch wenn der Rest nicht näher beschrieben ist, und Männer haben keine Lobby.

Gut 60 Studierende je Professor, über alle Semester, und nur 4 Studenten je Hochschulmitarbeiter, das ist ja fast Individualbetreuung.

Bei rund 500.000 Absolventen jedes Jahr kostet jeder neue Bachelor oder Master 100.000.- €. In Wirklichkeit ist noch viel mehr Geld im Spiel. Die Professoren werben Drittmittel für ihre Forschung ein, und das statistische Bundesamt weist aktuell im Durchschnitt 281.700.- € je Professor aus. Führend sind die Professoren der Ingenieurwissenschaften mit jährlich 599.400.- € je Professor (Pressemitteilung Nr. 371 vom 24. September 2020). Es gibt deutliche Unterschiede über die verschiedenen Fachrichtungen, die wir hier aber nicht brauchen.

Von Interesse und schwerwiegender Bedeutung ist, dass nur 44% der Studierenden in den MINT-Fächern (= Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und Medizin aktiv sind und 53% Geistes-, Kunst-, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studieren (Destatis Stand 17.3.2021). Ein paar Betriebswirte okay, aber was wollen diese Damen und Herren denn später damit anfangen? Alle in den öffentlichen Dienst, zur EU oder in die Politik? Wer soll das bezahlen?

Aber genug der Zahlen. Dies ist kein Buch über eine Statistik des deutschen oder europäischen Hochschulsystems. Die toten Zahlen zusammen zu fahren, dies tun die Leute in den Verwaltungen. Dort sind die Daten verfügbar. Auch wenn mich bei den Recherchen zu diesem Buch einiges verwundert hat. So ist zum Beispiel im Aufriss der Studierenden nach Fächergruppen eine Rubrik Sonstige Fächer und ungeklärt enthalten, mit genau 6.398 Studierenden. Tja, präzise, aber ungeklärt. Das sollte nicht sein.

Und ob es nun zu viel Geld ist oder zu wenig, dies wird von der Gemeinschaft der Steuerzahler in diesem Land bezahlt. Daraus resultiert der berechtigte Anspruch der Steuerzahler, dass die Studierenden eine qualitativ hochwertige Ausbildung bekommen, die sie befähigt, in den deutschen Unternehmen erfolgreich zu arbeiten, um damit den Wohlstand unserer Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Dies ist ein elementar wichtiger Regelkreis unserer Gesellschaft.

Die ersten Kontakte mit der Uni, damals

Jeder hat an seine Schul- und Ausbildungszeit Erinnerungen. Nach der Schule ging es für die meisten von uns weiter mit einer Lehre oder einem Studium. Das ist der normale Weg, der Beginn vom eigenen, persönlichen Lebensweg. Die Menschen, die gleich nach der Schulzeit zu einer Fernseh- oder Politkarriere abgebogen sind, spielen in diesem Buch keine Rolle, auch wenn dies immer beliebter wird.

Meine Erinnerungen an meinen Studienbeginn sind wenig spektakulär. Nach dem Abitur und seiner Zeit 15 nahezu denkfreien Demotivations-Pflicht-Monaten bei der Bundeswehr galt es sich zu orientieren. Dies war ganz wörtlich zu nehmen, denn das von außen bereits große Hauptgebäude der Universität war innen gefühlt noch viel größer, und es dauerte eine Zeit lang, bis man alle Wege zu den relevanten Hörsälen fand.

Wie morgens um 8.00 Uhr in der Straßenbahn gab es teilweise Gedränge und Überfüllung in den Vorlesungen, da mehr Studenten da waren, als es in den Hörsälen Plätze gab.

Was mir persönlich als echter Horror in diesem Kontext im Gedächtnis geblieben ist, waren die Erstsemester Vorlesungen im Audimax der Uni. Der Hörsaal hatte lange, halbkreisförmige Sitzreihen, in der Höhe gestaffelt, mit Klappsitzen. Über 600 Studenten passten hinein, gleichzeitig und nicht temporär nacheinander. Für jeden gab es vor sich Platz für einen DIN A 4 Schreibblock und die eigenen Unterarme. Die Luft war extrem schlecht, insbesondere im Winter, wo jeder, wenn es richtig voll war, auch noch seine ggf. nasse Jacke auf den Oberschenkeln liegen hatte.

Jeder war bestrebt, das, was die Professoren vortrugen und zeitgleich mit Kreide an die Tafeln schrieben, zumindest vollständig mitzuschreiben, auch wenn nur wirklich wenige der Studenten so gut waren, die Inhalte gleich beim ersten Mal zu verstehen. Eine schriftliche Unterlage, ein Skript oder ein Buch, die einem den Schreib-Marathon hätte ersparen können, gab es nur selten.

Man saß mit vielen anderen, aber dennoch allein, vor drei riesigen Tafeln, jede ca. 3m breit und 1,5m hoch, eine links, eine in der Mitte, eine rechts. Die Tafeln füllten sich derart schnell mit Schrift und Formeln, dass man allein mit dem Abschreiben seine liebe Not hatte. Dennoch wussten die Jung-Studenten nicht, ob sie in einer Vorlesung oder in einer Vorschreibung waren. Es kam auf die Sichtweise an.

Die meisten der Herren Professoren, Damen gab es nicht, wandten einen Trick an. Sie hatten immer einen Studenten höheren Semesters oder einen Assistenten mit dabei, der ihnen die Tafeln putzte. War der Professor mit der Kreide auf der rechten Tafel angekommen, begann der Helfer, die linke Tafel nass abzuwischen und mit einem Abzieher für die in Kürze folgende Neubeschriftung vorzubereiten, die dann meist noch auf Restfeuchtigkeit erfolgte. Einzelne Professoren wischten trocken selbst. Das hieß einmal Luft holen für die Zuhörer, hatte aber den Nachteil, dass am Ende der Doppelstunde die Tafeln meist so verschmiert waren, dass die aktuelle und höchstgelegene Beschriftung aufgrund fehlenden Kontrastes kaum mehr zu entziffern war.

Nach einem Vorlesungstag von 8.00 Uhr c.t. bis 18.00 Uhr gab es oftmals das bittere und frustrierende Gefühl mehrfach übergelaufen zu sein, die vermittelte Theorie nicht hinreichend aufgenommen zu haben.

Dies passte so gar nicht in das medial transportierte Image von Studenten in den frühen 1980ern. Der Fernsehstudent stand mittags auf, die Uni kam eigentlich nicht vor und abends war Party. In welchen Studiengängen hatten sich denn die Filmemacher rumgedrückt?

Bei den Professoren gab es gewaltige Unterschiede. Das Lebensalter war es noch nicht einmal. Das dürfte bei allen zwischen Anfang 40 und kurz vor dem Ruhestand gewesen sein. Es war die Persönlichkeit und die Art und Weise, wie sie ihre Vorlesung hielten. Oder anders ausgedrückt, der Sinn und die Bedeutung des Wortes Didaktik war nicht allen bekannt, ganz sicher nicht.

Der Mathematik Professor, schon ruhestandsnah, war sehr beliebt, denn ihn schienen seine Studenten noch zu interessieren. Er ging auf sie ein, war dabei menschlich und alle waren betroffen, als er sich in der Mensa eine Salmonellenvergiftung zugezogen hatte, es ihm sehr schlecht ging. Der Mechanik Professor, einer der jungen, das brutalste Tempo von allen und Durchfallquoten nach dem 2. Semester von 70 bis 80%. Sollte er den Ingenieur-Nachwuchs dezimieren? Denn man durfte damals nur ein einziges reguläres Mal wiederholen.

Es gab einen Professor, der seinen Job komplett verfehlt hatte. Es ging niemand mehr zu seinen genuschelten Vorlesungen, schon nach kurzer Zeit. Der Mann hielt seine Doppelstunden im Audimax, im größten Hörsaal der Uni, und es waren keine 10 Leute da, weil es schlecht war. Jeder sparte seine Zeit und versuchte sich den Stoff über ein gegen Extra-Geld vom Institut angebotenes Repetitorium anzueignen.

Es gab wirklich ein sehr breites Spektrum von Charakteren unter den Professoren, von verbröselt, wie gerade beschrieben, bis hin zu überheblich und arrogant, sehr unangenehm. Es verdirbt einem den Zugang zu dem Stoff.

Aus heutiger Sicht fehlte ihnen jede Kundenorientierung, denn für die Studenten waren sie als Hochschullehrer doch da, dort ihr Wissen positiv zu verkaufen.

Traf ich meine Mitabiturienten hier und da wieder, gab es da ganz andere Gefühlszustände. Spätestens nach dem 2. Semester war ein Medizinstudent gesellschaftlich doch schon vorn dabei und die, die sich für ein Lehramtstudium entschieden hatten, waren in Gesprächen noch unpräziser geworden, Diskussionen ohne Ende, frei nach dem Motto: Hier ist ein Thema, lasst es uns verlassen.

Man schaffte sein technisches Studium, wenn man genug Aufgaben der Klausuren in den vorgegebenen Zeiten richtig rechnete. Dafür musste man hinreichend trainiert haben. Auf diese simple Aussage lässt es sich einreduzieren, alle anderen Pflichtleistungen in den Semestern und die 26 Wochen Pflicht-Praktika nicht vergessend.

Schon im Studium dachte ich bei etlichen Pflichtfächern und selbst noch bei einzelnen der Diplomhauptprüfung: Das werde ich in meinem Leben nie brauchen. Heute formuliere ich: Ich habe es nie gebraucht, und ein besseres Gesamtverständnis habe ich dadurch auch nicht erlangt.

Neben diesem Unnutz fehlten dafür elementar wichtige Dinge. Dies zeigte sich bereits in meiner sich an das Studium anschließenden Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Uni Institut. Wissen über menschliches Verhalten, Selbstorganisation und Arbeitsmethodik, um nur diese 3 zu nennen, das hatte nirgends mit im Lehrplan gestanden. Dafür hatte es keinen Professor gegeben, der dies zumindest in der Theorie seinen Studenten nahebrachte. Und wie ein erfolgreiches Unternehmen funktioniert, wie es Geld verdient, das kam auch nicht vor.

Die Idee

Freitag, 13. März, das war doch ein gutes Datum, um etwas Neues zu beginnen. Ich wollte einen Kontakt zur Uni aktivieren. Ich kannte einen Professor, schickte ihm via Mail eine kleine Agenda und bat um 1 Stunde seiner Zeit.

Groß war die Universität geworden. An die 5.000 Mitarbeiter, 343 Professoren und an die 29.000 Studenten waren im Datenblatt zu finden. Medizin und Tiermedizin waren hier nicht enthalten. Die haben eine eigene Universität. Auch wenn der Vorsatz technische gestrichen worden war, hatte dies an den Studienschwerpunkten nichts geändert. Über die Hälfte der Studierenden waren in den MINT Fächern eingeschrieben, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Diese Absolventen erarbeiten später in den Unternehmen die Wertschöpfung von der alle in unserer Gesellschaft leben. Und der Rest der großen Studentenzahl verteilt sich auf die Studienfächer, die dann nach Studienende die meisten Umschüler und Parteikameraden stellen.

Als letzte Zahl aus dem Datenblatt der Uni war ein Jahresetat von 524 Mio Euro angegeben. Diese Universität ist in dieser Geschichte die Uni oder im Kontext die Uni 1, denn es kommen noch weitere vor.

Mittwoch, 1. April, heute Nachmittag war der Termin, und ich fuhr zur Universität, um mich mit dem Professor zu treffen. Da er nicht nur der initiale Kontakt in die Uni-Welt, sondern auch eine der wichtigsten Personen dieser Geschichte ist, bekommt er natürlich einen Namen. Er heißt Professor Lethargicus.

Vor 10 Jahren hatte der Professor die Nachfolge unseres gemeinsamen Dr.-Vaters an diesem Institut angetreten. Zwischen seiner eigenen Promotion und der Übernahme der Institutsleitung hatte er 7 Jahre in einem Großunternehmen gearbeitet. Aber das vertieften wir nicht.

Es war schön zu sehen, dass öffentliche Mittel in Neubauten von Universitätsgebäuden für den Maschinenbau investiert worden waren. Sein Büro war sehr großzügig, und auch die Versuchshallen waren geräumig, funktional und hell. Wie bei seinem Vorgänger arbeiteten 50 Ingenieure am Institut, die sogenannten wissenschaftlichen Mitarbeiter. Nur 5 davon hatten Planstellen. Die anderen 90 % mussten über Drittmittel finanziert werden. Deshalb war der Professor viel auf Reisen, immer am Puls der Zeit und am Puls von möglichen Fördermitteln für die Bezahlung seiner Mitarbeiter.

Ich hatte im Internet gesehen, dass der Techniker, der mir seiner Zeit zugearbeitet hatte, immer noch am Institut war. Sein Sohn hatte gerade nach Studienabschluss als wissenschaftlicher Mitarbeiter begonnen. Die beiden motivierten sich gegenseitig, hatte mir der Professor gesteckt.

Wir kamen in das Büro des Technikers, und ich sagte ihm, wir kennen uns, denk mal an Sylvester vor 24 Jahren. Da haben wir beide bis abends 18.30 Uhr zusammen an der Anlage gestanden und Versuche gemacht. Damit war alles klar. Er freute sich, und es machte Spaß, sich nach vielen Jahren wieder zu sehen und ein bisschen zu erzählen.

Zurück im Büro des Professors und vorbei an der Ahnengalerie der Dr.-Ing. des Instituts, die auch ein jugendliches Bild von mir beinhaltete, kamen wir zum Geschäftlichen. Ich zeigte ihm, was ich den Firmen als Beratungsdienstleistung anbot, gefolgt von der offenen Frage, wie wir uns gegenseitig von Nutzen sein können. In direkter Auftragsarbeit für die Industrie hatte er schließlich letztes Jahr einen Umsatz von 1,5 Millionen € erwirtschaftet. Mal sehen, was wir daraus machen konnten. Ich würde einen Kollegen von ihm kontaktieren, der in dem Bereich Industrie-Forschung noch aktiver war.

Außerdem bot ich ihm an, vorausgesetzt er würde Kaffee und Kekse übernehmen, gelegentlich und ganz unentgeltlich seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern für Fragen zu Wirtschafts- und Industrieunternehmen zur Verfügung zu stehen. Das ist das, was man auch heute, in Zeiten des Internets nicht mal so eben bei Herrn Google findet.

Nach 2,5 sehr angenehmen Stunden fuhr ich wieder nach Hause.

Dienstag, 12. Mai, ich war mit dem nächsten Uni Professor verabredet und pünktlich um 10.00 Uhr da. Es war ein sommerlich warmer Tag und das Mitte Mai. Sein Institut war in dem selben großen Gebäudekomplex wie das von Professor Lethargicus. Und, na klar, auch er hatte ein sehr großes Büro mit Schreibtisch, Besprechungstisch und noch einer Menge Freiraum, damit es luftig wirkte. Und da war noch etwas anderes, unübersehbar, auch groß, unter der Decke und ziemlich hässlich. Eine dicke Klimaanlage von der das ehemals weiße Hartplastikgehäuse deutliche Vergilbungserscheinungen zeigte.

Ja, ich hatte den Trümmer gesehen, und ich hatte an in die Jahre gekommene spanische Urlaubshotels gedacht, wo ich auch schon solche Schmuckstücke im Restaurantbereich gesehen hatte. Als quasi zweiten Satz nach dem Guten Morgen hörte ich von ihm, dass die ganze Universität unklimatisiert sei. Nur er habe halt eine Klimaanlage.

Ab und zu werden wir diesen Herrn im Laufe der Geschichte noch treffen, und da Namen und klare Bezeichnungen Missverständnisse vermeiden, bekommt er einen. Er ist Professor Lufticus.

Wir erzählten uns unsere beruflichen Stationen. Dass wir uns im Studium bereits begegnet waren, vermuteten wir, wussten es aber beide nicht mehr genau, da es gut 30 Jahre zurücklag. Wie sein Kollege Lethargicus war auch er nur wenige Jahre in der freien Wirtschaft gewesen. Er brachte es auf 4, auch in einem Großunternehmen. Er war an seinem Institut mit gut 20 wissenschaftlichen Mitarbeitern unterwegs, von denen sich ein Drittel über Industrieberatung finanzierte, mit Tagessätzen klar über 1.000.- €. Sie könnten sich die Aufträge sogar aussuchen, betonte der Professor. Wow, das war erstaunlich. Wie funktionierte das? Für einen Jung-Ingenieur würde ich nie so viel bezahlen, denn theoretisches Wissen allein reicht für eine Beratung nicht aus.

Dem Professor reichte seine Uni-Tätigkeit offensichtlich nicht aus. Er war noch Geschäftsführer von 2 GmbHs. Es gab eine gewinnorientierte, kleine Beratungsgesellschaft mit 3 von ihm promovierten jungen Leuten. Und es gab die gemeinnützige Watte GmbH, der er zusammen mit Professor Lethargicus und einem weiteren Professor vorstand, als geschäftsführende Gesellschafter.

Das hatte ich schon gewusst und mir die Watte GmbH im Internet angesehen. Zusätzlich zu den 3 Professoren gab es einen operativen Geschäftsführer, 25 Ingenieure für Projekte, Techniker, Verwaltungsangestellte, Bürogebäude und Versuchshalle. Es war quasi nochmal das volle Programm wie an den 3 Instituten der Professoren und promovieren konnten die Ingenieure dort auch.

Wir blieben an der Oberfläche, und ich fragte in unserem Erstkontakt bewusst nicht weiter nach, wozu dies parallel zu den Instituten lief. Eine sehr simple und naheliegende Antwort hätte in einem weiteren und zusätzlichen Gehalt für die Professoren liegen können.

Am 2. April hatte ich Professor Lufticus angemailt und ihm mehrere Ansätze für eine Kooperation zu beiderseitigem Nutzen skizziert. Um die Brücke zu meinen Beratungsinhalten zu schlagen, hatte ich Auszüge aus einer umfassenden Methodenübersicht mitgebracht, die ich als Download bei der Watte GmbH gefunden hatte. Der Verfasser hatte sich viel Mühe gemacht. Er hatte 73 gängige Arbeitsmethoden unter dem Oberbegriff Lean Management zusammengetragen und für jede eine standardisierte Seite mit einer Kurzbeschreibung, sowie Pros und Cons erstellt. Als Quellen waren Bücher von anderen Uni Professoren angezogen, die mir durchaus bekannt waren.

Wert war das dicke Pamphlet gar nichts, da jeder Praxisbezug fehlte und die Methoden zum Teil sinnlos und fehlerhaft in das Einheitsformblatt gepresst waren. Erst später erfuhr ich, dass der Urheber des Machwerks darauf mit summa cum laude von den Professoren promoviert worden war, auf einem Papierkätzchen, denn es war noch nicht einmal ein Papiertiger.

Ich hatte mir für das Gespräch 2 Methoden herausgesucht, Beschwerdemanagement und Mitarbeiterinformation, und Praxisbeispiele zu einer betrieblichen Umsetzung aus meinem Chart-Fundus mitgenommen. Das war schließlich der Kern meiner Idee für eine mögliche Kooperation. Der Professor mit seinen Mitarbeitern am Puls der Wissenschaft, ich mit dem Praxis-Wissen der möglichen und erfolgreichen Umsetzung.

Der Mann schien sich spontan unwohl zu fühlen, obwohl ich ihn bzw. das Pamphlet nicht kritisierte, sondern nur aufzeigte, wie es in einem Unternehmen funktionieren kann, wie ich es in meinem Werk mit Erfolg praktiziert hatte. Die Riesenlücke zwischen seiner Theorie und der Praxis war unübersehbar.

Auch ihm bot ich eine Praxisrunde, ein offenes Gespräch bei einem nachmittäglichen Kaffee mit und für seine wissenschaftlichen Mitarbeiter an, ganz gratis, aus reinem Idealismus. Denn die Industrie-Erfahrungen kann man nicht kaufen, und sie sind so wertvoll für die frischen Dr.-Ing.´s von morgen.

Es schien ihn überhaupt nicht zu interessieren, genauso wenig wie mein Angebot ggf. Studenten oder wissenschaftliche Mitarbeiter in meine Beratungsprojekte mit einzubinden, das hieß ihnen einen lukrativen Job und Zusatzverdienst bei mir zu vermitteln.

Okay, wir füllten die eingeplanten 1,5 Stunden komplett aus. Das war das Kennenlernen, und ich hoffte darauf, ihn zu einem zweiten intensiveren Gespräch bewegen zu können. Abends schickte ich eine Zusammenfassung des Gesprächs mit konkreten Ansätzen, die er noch las.

Wichtig und richtig:

Tu es als Chef in der Firma, sag allen, wir sparen Energie und Geld für Klimageräte, nur in deinem Chef-Büro gibt es eine Klimaanlage, was jeder weiß. Dann ist der Respekt der Mitarbeiter gleich auf Null und das zu Recht. Jeder weiß sofort, Achtung, da gibt es 2 Sets von Spielregeln.

Montag, 22. Juni, vor 4 Wochen hatte ich das letzte Lebenszeichen von der Uni bekommen. Gleich 4 junge, promovierte Ingenieure wollten mit mir Kontakt aufnehmen, die 3 von der kleinen Beratungsfirma und der Geschäftsführer der Watte GmbH. Getan hatte es keiner. Ich hakte nach.

Mittags hatte ich bei der Assistenz von Professor Lufticus herausmoderiert, dass die Beratungsfirma ihr Nicht-Interesse bekundet hatte. Das verwunderte mich sehr. Ich hatte schon etwas auf der Internetseite der 3 Jungs rumgestöbert und offene Stellenausschreibungen gefunden. Sie suchten nach weiteren Beratern. So gut schien es ihnen zu gehen. Oder war das nur eine Masche?

Es war putzig. Der Professor hatte mir den Kontakt mit den Jungs empfohlen, und die wollten noch nicht einmal mit mir sprechen. Sollte ich da noch hinterherlaufen? Die an mich selbst gestellte Frage beantwortete ich mir mit einem klaren nein, nicht zuletzt wegen wirklich erstaunlicher Beiträge auf ihrer Internetseite. Aus der Reihe bessere Fabriken ist folgender Auszug:

…Schon zu Beginn können Sie an die Umsetzung denken: So werden in Projekten oft gleich zu Beginn Fertigstellungsdaten genannt, die nicht realistisch eingehalten werden können – die dann aber auch nicht mehr in Frage gestellt werden. Denken Sie also bereits bei der Zeit- und Budgetplanung an eine realistische Umsetzung und planen Sie Puffer ein….

Wichtig und richtig:

Wenn aufgrund der strategisch, taktischen Gesamtgroßwetterlage in einem Unternehmen irgendwas zu einem bestimmten Termin fertig sein muss, muss es fertig sein. Danach richtet sich der Projektplan aus. Und wenn das Projektteam hinten dran ist, gibt es ultralange Arbeitstage, um wieder auf Kurs zu kommen.

Unternehmen realisieren Projekte, um ihre wirtschaftliche Performance zu verbessern. Es ist eben keine Forschung, da draußen, außerhalb der Universität. Es geht ums Geld verdienen. Und wenn einer von den Dreien auch nur einen Tag in einem Industrie-Unternehmen selbst gearbeitet hätte, würde er das mitbekommen haben. Deshalb hat die Beratungsfirma in diesem Buch auch keinen Namen bekommen.

Donnerstag, 25. Juni, um kurz vor 14.00 Uhr klingelte das Telefon. Ein Mitarbeiter der Watte GmbH war dran, niemand, den ich angemailt hatte. Der junge Mann wirkte relativ tranig. Er hatte von dem operativen Geschäftsführer der Watte GmbH den Auftrag bekommen, mich anzutelefonieren. Ich wusste genau, was der Boy von mir zu Firmenzeiten gehört hätte. Das war keine Wertschätzung, sondern Geringschätzung seines Chefs, der 20 Jahre jünger war als ich und beruflich außer seiner Promotion noch nichts gezeigt hatte. Was für eine verrückte Welt. Wir stimmten ein Treffen ab, nicht ohne seinen Chef dazu zu bitten.

Montag, 29. Juni, kurz vor 11.00 Uhr klingelte ich an der Tür der Watte GmbH, genauer gesagt, ich rief die Durchwahl meines Gesprächspartners vom Haustelefon neben der Tür an. Der Mann ließ mich herein und dann noch chefige 5 Minuten im Fourier warten.

Alles war schön neu, großzügig, hell und sauber. Von solchen Arbeitsbedingungen träumt man nicht nur als Jung-Ingenieur im Uni-Umfeld, sondern auch später in einem produzierenden Unternehmen. So schick ist es normalerweise nur bei Versicherungen und Banken oder in den Zentralen von Großunternehmen mit viel Geld.

Als wir die Treppe in den ersten Stock hochgingen, sagte mir der Mann, dass die Fenster schon ausgetauscht worden waren, gegen welche mit einer besseren Wärmedämmung. Das Gebäude war gerade 15 Jahre alt und dann die 2. Generation Fenster? Das würde keine Firma und kein Privatmann tun. Lang leben die unerschöpflichen Mittel aus den Steuertöpfen, die unseren Politikern so vielfältige eigen-positive Aktionsmöglichkeiten bieten.

Es war noch ein Kollege von ihm mit dazugekommen. Sein Chef hatte wohl keine Lust oder war sich selbst zu wichtig. Auch der Besprechungsraum war vom allerfeinsten mit großzügiger Bestuhlung für rund 20 Personen. Ein nicht hörbarer Beamer war unter der Decke und projizierte auf eine gut 2 mal 2 Meter große Leinwand. Auf dem Tisch standen lecker aussehende Kekse sowie Kalt- und Warmgetränke, die für mehr als uns 3 Personen eine Zeit gereicht hätten.

Wenn man 10 Stunden plus in einem Meeting arbeitet, ist ein angenehmer Besprechungsraum wertvoll. So einen Tippi Toppi Raum hatte ich in meinen Firmenzeiten nicht erlebt, auch nicht in den teilweise genutzten externen Hotels, obwohl wir immer anständiges Geld erwirtschaftet hatten. Die Gebäude waren in meinen beiden Firmen immer deutlich älter gewesen.

In meiner Vorbereitung auf das Gespräch hatte ich mich gefragt, wo die Wissensschnittmenge zu den jungen Leuten sein konnte. Was hatte ich mit 30 Jahren als sogenannter wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Institut gewusst? Von der Welt der Wirtschaft war das noch nicht viel gewesen, und ich wollte nicht überheblich oder altklug wirken.

Der eine Herr bejahte meine Frage, ob er denn schon eine 3 beim Lebensalter vorne haben würde. Es war eine 3 mit einer Null dahinter, und die Betonung seiner Antwort verriet, dass er sich alt fühlte. Der andere bewegte sich noch im Bereich der 2.

Ich stellte mich kurz vor. Es war wieder ein Moment, wo ich mir wünschte, Gedanken lesen zu können. Was denkt jemand, der an seiner Promotion arbeitet, wenn er von einem Mitfünfziger hört, dass dieser ein Werk vor 20 Jahren mit einem großen Team und 50 Millionen Euro Investitionen umgestaltet hat, was im Ergebnis dazu geführt hat, dass dieses Werk überlebte, gewachsen war und die beiden anderen deutschen Schwesterwerke seit ein paar Jahren geschlossen sind?

An einem Standort jeden vierten Mitarbeiter zu entlassen, damit für die gierige amerikanische Zentrale kurzfristig ein dickerer Gewinn rausfällt, siehe mein Buch Manager Attentat, und ein schlechter Manager wieder einen Bullet Point für seinen CV hat, alles, obwohl bessere Wege vorhanden waren, die den Gewinn weit mehr gesteigert hätten, ja, das hätte ich mit 30 auch noch nicht verstanden. Geschweige denn, was es heißt, danach mit viel Energie die verbleibenden Menschen wieder zu aktivieren, ihnen die Angst zu nehmen und wieder ein positives Arbeitsklima zu schaffen, nach so einem willkürlichen Bombenangriff. Ich ließ es weg. Es hätte nur Distanz geschaffen.

Die beiden stellten ihr Institut und einige realisierte Projekte vor. Wie sie sich genau finanzierten wurde nicht klar, und ich penetrierte es nicht. Immerhin hatten sie Zweijahresverträge, die wohl doch überwiegend aus Mitteln der öffentlichen Hand stammten. Es gab sogar eine Vollzeit-Dame, die Marketing für das Institut machte. Eine dicke Präsentationsmappe lag auf dem Tisch, und die Webseite war auch gerade in der Verschönerung. Es schien an nichts zu fehlen.

Die Industrie-Projekte wurden ihnen über die Professoren zugespielt und rührten aus Kontakten zu ehemaligen Institutsmitarbeiter. Bei einem großen Projekt mit einem Volumen von 100.000.- € für Mercedes riet ich 2 Namen aus meinen Promotionszeiten, und der zweite war der richtige. Das war der große Chef im Hintergrund.

Mich interessierten die Materialfluss- und Fertigungssimulationen, die entsprechende Soft- und Hardware-Power erforderten, die das Institut hatte. Ich hatte im Kopf, eine träge Kundengruppe von mir ködern zu können. Kleine bunte Simulationen bewegen die Leute.

Ich versuchte diese Idee zu umreißen, dass es gar nicht auf eine Wahnsinnsgenauigkeit ankam, nur das vorher und nachher, als Auftragsköder, aber wir kamen nicht unter einen Programmieraufwand von 4 Wochen. Das war zu lang und zu teuer, denn die Jungs waren auch schon wieder mit über 1.000.- €/Tag unterwegs. 3 bis 4 Tage hätte ich noch aus meiner eigenen Kasse als unternehmerisches Invest bezahlt.

Ich erzählte ihnen von meinen Beratungsansätzen aus meiner Übersichtspräsentation, die sie von der Assistentin von Prof. Lufticus weitergeleitet bekommen hatten. Es wurde klar, dass es einen elementaren Unterschied gab. Sie bekamen den Kontakt mit einem spezifischen Thema von ihrem Professor und erstellten daraufhin ein Angebot. Ich wollte mit dem Unternehmer sprechen, um sinnvolle Themen für eine Verbesserung zu identifizieren.

Gut, da wollte ich hin. Das hatten sie verstanden. Das hieß, wir würden uns nichts wegnehmen und konnten so gesehen kooperieren. Nur deshalb war ich hier. Wer dem anderen einen Auftrag bringt, wird finanziell beteiligt. Das hätte mir mit 30 und seiner Zeit sehr wenig Geld gefallen.

Ich bot zum Ende unseres Gesprächs nochmal einen gelegentlichen Kaffee-Nachmittag zum Erfahrungsaustausch jung trifft alt an, ganz ehrenamtlich, traf aber auf wenig Begeisterung. Nach 2 Stunden ging ich wieder zu meinem Wagen und fragte mich, ob ich wieder einem Geist hinterherlaufen würde. Wie sollte ich die Jungs und die Professoren dazu bringen, in einem Unternehmen gemeinsam ein Projekt zu starten? Es lief doch alles, kein Bedarf etwas anders zu machen.

Donnerstag, 2. Juli, natürlich hatten die Watte-Jungs auch noch eine Zusammenfassung von unserem Gespräch bekommen, das diverse Kooperationsideen beinhaltete. Die beiden Professoren hatte ich mit reinkopiert. Sie residierten schließlich im Hintergrund und sollten Bescheid wissen. Als Profi arbeite ich professionell, auch wenn die Jungs es versäumt hatten, mir ihre gezeigte Präsentation zu schicken.

Wichtig und richtig:

Schreib es dir auf, mach es gleich, lass es nicht liegen, lass keinen Berg entstehen, dann funktioniert es, ganz einfach.

Freitag, 10. Juli, der Mitarbeiter der Watte GmbH antwortete.

…Ihr angebotener Praxisvortrag stieß bei den Mitgliedern unserer Arbeitskreise leider nicht auf eine positive Resonanz, sodass wir hiervon absehen möchten. Wir werden Sie in unseren Akquisegesprächen bei passender Gelegenheit als Kontakt nennen. Ich würde mich freuen, wenn wir in der Zukunft ein gemeinsames Projekt starten könnten….

Okay, das war lieb. Was ich nicht verstand, war die Ablehnung meines Praxis-Vortrags. Es war geradezu putzig, dass unter seiner Mail ein Werbebild für ein von dem Institut von Professor Lufticus angebotenes zweitägiges Praxisseminar zur Fabrikplanung hing. Es war keine Praxis, es war Theorie.

Donnerstag, 13. August, vorgestern war tatsächlich die Liste der ehemaligen Doktoranten des Institutes von Professor Lethargicus von seiner Assistentin gekommen. Am 1. April hatte ich mich mit ihrem Chef getroffen und auch sie gesehen, mit ihren ungepflegten, unfrisierten Haaren, halb in schwarz, halb in pink. Seit diesem Tag sollte sie mir die Liste schicken.

…Die Verzögerung im Versand aufgrund der Urlaubszeit bitten wir zu entschuldigen….

Es war lächerlich. Mit so einem Arbeitsverhalten würde sie nicht die erste Woche der Probezeit in einem Industrieunternehmen überleben. Aber mit ihrem völlig inakzeptablen Outfit hätte sie trotz AGG und Frauenquote die Stelle so oder so nicht bekommen. So etwas sitzt nicht im Vorzimmer.

Sie hatte ihre Mail als Antwort auf mein Schreiben vom 2. Juli an die Professoren geschickt. Ich hatte den beiden Märchenprinzen ein weiteres Treffen im Juli vorgeschlagen, das beide ganz wie Dornröschen oder Schneewittchen verschlafen hatten. Der Juli war lange vorbei. Seit 3 Wochen überlegte ich, hinterher zu telefonieren, hatte es bisher aber noch nicht getan. Es war wirklich immer wieder erschreckend, wie sich Menschen in der weichen Watte der Unkündbarkeit verhielten.

Wie wollten die beiden Märchenprinzen denn Studenten auf ihr Berufsleben vorbereiten? Wissensvermittlung ist nur ein Teil der Basis, um später einen guten Job als junger Ingenieur zu machen. Das eigene Verhalten, die Abstimmung mit anderen sowie die pünktlich und schnell gebrachten Ergebnisse bestimmen über den Erfolg. Trägheit und Ignoranz, so wie von den Professoren gezeigt, wären für einen Start in einen Job absolute Knockouts.

Wichtig und richtig:

Eine gute Führungskraft ist in ihrem Verhalten vorbildlich.

Mittwoch, 18. November, und noch eine Mail zu einer auf der Empfängerseite wieder eingeschlafenen Aktivität, ein Schreiben an Professor Lethargicus.

…Ich würde gern mit Dir Anfang nächsten Jahres nochmal zusammenkommen, um über das bereits diesen Sommer Formulierte zu sprechen….Du hast Anfang Januar zeitlich die freie Auswahl. Bitte mach einen Vorschlag und schick mir einen Termin zu….Mein Angebot über die Vermittlung von Praxiswissen steht immer noch. Das hatte Dir gut gefallen….

Meine Original-Mail vom 2. Juli über möglichen Kooperationen hängte ich mit dran. Auf das Ehemaligentreffen des Institutes nächsten Freitag hatte ich gar keine Lust. Bier trinken und alte Geschichten erzählen, in reiner Herrenrunde, nee.

Ich sah im Nachhinein, die Mail standardisiert signiert und es nicht nur bei meinem Vornamen belassen zu haben. Egal, den Märchenprinzen würde ich wahrscheinlich nicht zu einer Aktivität bewegen können.

Donnerstag, 19. November, 9.09 Uhr saß der Professor am Rechner. Ich bekam eine Lesebestätigung. Würde sonst noch etwas kommen? Am nächsten Tag stand ein Termin im neuen Jahr.

Die Workshops entstehen und die Weiterbildungseinrichtungen der Universität

Montag, 11. Januar, auf 10.00 Uhr fuhr ich zu Professor Lethargicus. Mit Freude hatte ich vor kurzem gelesen, dass weitere neue Unigebäude auf dem Nachbaracker entstehen sollten. Das Geld war bewilligt, und der ganze Maschinenbau sollte mittelfristig hier angesiedelt sein.

Vor knapp 1 Jahr hatte ich den Institutsleiter kontaktiert, und am 1. April hatten wir uns getroffen. Ich hatte ein paar hübsche Schreiben geschickt, und eigentlich war nichts passiert. Es war wie beim Monopoly, zack, zurück auf Start, oder wie beim Mensch ärgere dich nicht, klack, rausgekegelt und wieder neu anfangen. Meine Gesprächsvorbereitung letzten Freitag hatte sich auf ein Minimum beschränkt. Ich hatte meine Notizen und die übersandten Mails mit dabei, einige Punkte einfach nur gemarkert.

Professor Lethargicus kam direkt aus einer anderen Sitzung, und ich unterhielt mich bis zu seinem Eintreffen kurz mit seiner Assistentin. Sie hatte angenehmerweise ihren Look verändert, wirkte etwas gepflegter und sah nicht mehr so unpassend verpunkt aus. Die Dame brachte uns nach ein paar Minuten einen Kaffee und noch einen Teller mit Keksen, der hier noch keinem Einsparprogramm, so wie in vielen Firmen, zum Opfer gefallen war.

Wir konnten aus seinem Büro den Standort der zukünftigen Uni-Erweiterungsbauten sehen und 2 Vermesser stiefelten, durch ihre Warnweste im Wintergrau unübersehbar strahlend, über den matschigen Acker. War diese Entscheidung sicher postiv, erzählte er mir gleich von einer fragwürdigen Geschichte. Die Professoren wurden politisch bedrängt, ihren wissenschaftlichen Mitarbeitern gleich 4-Jahresverträge bei der Einstellung zu geben und von der Stückelei mit 6 bis 12 Monatsverträgen wegzugehen. In diesen 4 Jahren sollte dann auch die Promotion fertig sein.

Die Politiker wussten offensichtlich nicht, dass die Professoren ihre zahlreichen wissenschaftlichen Mitarbeiter zu 90% über Drittmittel finanzierten, über innovative Ideen, die Stellung von Forschungsanträgen, zeitlich befristet, und mit einer Bewilligungsquote von rund 30%. Wurde ein Forschungsprojekt mit einer Laufzeit von 3 Jahren genehmigt, gab es trotzdem zunächst nur für 1 Jahr Geld. Dann hieß es, Ergebnisse vorzulegen und einen Verlängerungsantrag zu stellen, damit das Projekt und der daran arbeitende Mitarbeiter weiter finanziert war. Da kam es her, die kurze Laufzeit der Arbeitsverträge für die Mitarbeiter. Nur da, wo eine finanzielle Deckung abgesichert war, gab es einen Vertrag. Eben wie im richtigen Leben, nicht wie in der Politik, wo Geld und Schulden kein akutes Thema sind, alle für 4 Jahre gewählt sind und mit einer schwarzen Haushalts-Null schon mächtig angegeben wird.

Wenn der ganze Maschinebau hier konzentriert sein würde, fehlte nur noch die Bücherei, die TIB, die technische Informationsbibliothek. Wir hatten es beide gehasst, Stunden in der TIB zu sitzen und Material aus Büchern und Dissertationen rauszuziehen, die nicht verliehen wurden, um dadurch den Stand des Wissens zu einem Thema abzubilden und darauf aufbauend ein Projekt zur Wissenserweiterung aufzusetzen.

Brauchte man heute überhaupt noch eine Bücherei? Ja, nach Ansicht des Professors, auch wenn viele dies anders darstellten. Letztens hatte er eine Neuauflage eines Handbuchs erstellen lassen, 2.000 Exemplare, ein dicker Klopper für 100.- €, für das ich als Student nicht das Geld gehabt hätte. 54.000 Downloads hätte es davon mittlerweile gegeben, klasse, nur nicht alle korrekterweise bezahlt.

Jeder hat es in der Schule gehabt, in der Mathematik, Mengenlehre, mit e und h geschrieben, nicht 2 e hintereinander, was man so oft denken könnte. Wenn es keine Schnittmenge gibt, findet keine konstruktive Kommunikation statt, und es gibt kein Ergebnis. Alle reden, aber es kommt nichts dabei raus, da es keine geistige Schnittmenge gibt. Auch die Schnittmenge zwischen dem Professor und mir war an einigen Stellen sehr klein, obwohl wir beide eine entsprechende Ausbildung hatten und Ü50 waren. Die Praxis, die Berufserfahrung, das, was man nicht an der Uni lernt, sondern, so wie es heißt, mehr oder weniger on the Job.

Ich wiederholte mein Angebot, ganz ohne wirtschaftliche Interessen, seinen Mitarbeitern kurz vor ihrem Industriestart hier Input zu geben. Der Professor dachte an ein technisches Projekt, ich an Themen wie Teambildung, wenn man als neuer Vorgesetzter in einer Firma beginnt. Was macht man mit gestandenen und guten, tariflichen Mitarbeitern in Meisterfunktion, die ihre Zeitkonten auf 250 Stunden hochtreiben, weil sie die Mehrarbeit vom eigenen Vorgänger immer ausgezahlt bekommen haben, sie das aber im Sinne der Gleichbehandlung aller Mitarbeiter nicht tun werden und dennoch diese Mitarbeiter nicht demotivieren wollen? Ein Thema, das ich gleich zum Start in meiner 2. Firma zu lösen hatte.

Was machen sie in einem internationalen Unternehmen, wenn ein europäischer Vertriebsmann einen Preisnachlass bei einem seiner Kunden über eine fingierte Reklamation an ihr Werk abwickeln will?