Moin ihr Landratten - Wolfgang Glagla - E-Book

Moin ihr Landratten E-Book

Wolfgang Glagla

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Beschreibung

Wir haben uns einen Traum erfüllt und eine dreizehn Meter lange Motoryacht gechartert. Mit der Erfahrung von sechsmal Tretboot fahren und dreimal rudern. Dass das Ganze recht abenteuerliche Ausmaße zur Folge hatte, lag nicht nur an diesem Manko. - Die wahren Tagebuch-Aufzeichnungen einer Tour durch Friesland, die so nicht geplant war, und zu einem verrückten Abenteuerurlaub wurde.

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Seitenzahl: 70

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Wolfgang Glagla

Moin, ihr Landratten!

Wie unser erster Törn als Freizeit-Kapitän in Holland zum Abenteuerurlaub wurde.

Die wahren Tagebuch- Aufzeichnungen

einer Tour durch Friesland.

Moin, ihr Landratten

Wolfgang Glagla

Copyright: © 2016 Wolfgang Glagla

Umschlaggestaltung: Wolfgang Glagla

Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de ISBN 978-3-7375-8402-9

Tag 1

Freitag 16.Juli

Nach einer unruhigen Nacht starten wir morgens gegen 8.00 Uhr ins Unternehmen Wassersport.

Das Auto komplett beladen mit allem, was für eine 14tätige Seereise von Nöten ist. Unser Ziel ist Holland, Provinz Friesland, Steenwijk.

Bestens vorbereitet lassen wir voller Erwartungen Hannover hinter uns.

Unsere erste Zeit als Freizeit-Kapitän vor Augen bewirkt dieses bekannte Kribbeln in der Magengegend. Wir haben unser Eintreffen für 14.00 Uhr kalkuliert, um noch genügend Zeit für einen Einkauf vor Ort zu haben. Hinzu kommt noch eine bereits angekündigte Einweisung bezüglich der Handhabung eines Motorbootes … und die ist auch dringend nötig, da wir bis heute unser Leben als Landratten fristeten.

Mit anderen Worten: Wir bringen nicht den kleinsten Hauch von Erfahrung mit, dafür umso mehr Theorie, die sich aber ganz schnell als vollkommen nutzlos herausstellen sollte.

Früher als erwartet erreichen wir dank einer exzellenten Wegbeschreibung gegen 12.30 Uhr die Werft. Da niemand zu sehen ist, fahren wir einfach auf das Werftgelände und platzieren unser Fahrzeug in unmittelbarer Nähe der Anleger.

Es wird spannend!

Wo ist unser Boot?

Was? – Oh Mann! – Das sind 13 Meter?!

Das sieht eher nach 25 Meter aus! Und so breit! Nur gut, dass die Kanäle ebenfalls einen sehr breiten Eindruck machen.

Während einer skeptischen Begutachtung hinsichtlich Größe und Wassertauglichkeit werden wir von einem freundlichen Mitarbeiter der Werft begrüßt.

»Na, seid ihr schon mal Boot gefahren?«

»Ja, ja, sind wir schon …«

»Prima! Hier ist der Schlüssel. Ich zeige euch nachher noch, wie man die Maschine startet, wo der Tankstutzen sitzt usw. Ihr könnt ja schon mal eure Sachen an Bord bringen. Ich muss nur noch bei der Delta den Filter wechseln. Wenn was ist, einfach rufen.«

Zu sehr damit beschäftigt, wie überwältigend alles ist, lassen wir die Konversation so stehen, und beladen unser Boot. Nur noch Augen für die liebevolle Ausstattung des Salons und der Kajüten verdrängen wir schnell das Problem Handhabung, oder besser gesagt: Ich verdränge es! Zu dem Zeitpunkt ist meine Frau und zukünftiger Leichtmatrose noch davon ausgegangen, ich hake noch mal nach.

Es schleicht sich so etwas wie: Es kann ja nicht so schwer sein – ist auch nicht anders als Autofahren … ein.

Fahrzeug entladen und geparkt. Es wird Ernst!

»Zum Starten den Schlüssel in diese Position drehen, 10 Sekunden warten, dann diesen Knopf drücken. – Motor ausstellen, einfach diesen Knopf drücken. Bugstrahlruder ist hier. Wassertank ist voll. Hier ist die Regelung für die Heizung. Ein Schloss für die Fahrräder gebe ich euch noch. Was vergessen? – ich bin ja noch eine Weile hier. Wenn was ist, einfach fragen.«

»Jetzt sag schon, dass das mit dem Bootfahren anders gemeint war. Tretbootfahren ist damit ja wohl kaum zu vergleichen!«

»Wir kriegen das schon hin. Ist ja nur Lenken, Gas geben und das Wichtigste hat er gerade erklärt. Learning by doing.«

15.00 Uhr. Wir haben wegen der besseren Übersicht den Außenruderstand gewählt. Unser Boot bietet nämlich den Luxus eines Außen- und Innenruderstandes. Neben einem gemütlichen Salon verfügen wir über 2 Kajüten, eine Dinette gegenüber der Pantry und einer sanitären Einrichtung mit Dusche und Toilette.

Die Toilette macht sofort deutlich, warum die Schüssel auch Thron genannt wird. Mit einer Körpergröße von 1,85 Meter erreichen meine Füße im Sitzen nicht den Boden! Mein Leichtmatrose beantragt schon mal eine Fußbank!

Jetzt geht`s los!

Maschine gestartet, und der Diesel brummt gleichmäßig und vertrauensvoll. Fast 11 Meter Motorhaube im Blickfeld überlege ich, wie ich eigentlich aus der Parklücke, die in Fachkreisen Anleger genannt wird, herauskomme? Geschätzte 20cm vor und vielleicht 30cm hinter uns sind Boote vertäut – teure Boote – die auch noch leicht dümpeln, wenn der normale Straßenverkehr an uns vorbeizieht. Bilder eines vergangenen Paris-Aufenthaltes werden wach. Bilder, in denen Einheimische rücksichtslos Fahrzeuge hin- und herschieben, um sich zu befreien. Langsam steigt meine Nervosität, die noch durch die strafenden Blicke meines Leichtmatrosen – ich bleibe jetzt mal bei der Formulierung - zusätzlich Nahrung findet.

Leinen los!

Oder besser doch nicht? Aber wenn wir uns nicht langsam trauen, bleiben wir womöglich noch über Nacht hier. Und das war so eigentlich nicht geplant.

Also: Den vorbeifahrenden Verkehr beobachten, einen günstigen Zeitpunkt wählen, wo weit und breit kein größeres Boot zu sehen ist und … Leinen los!

Schon zu diesem Zeitpunkt wird deutlich, warum das Ganze auch Wassersport genannt wird. Viel Zeit bleibt einem nicht, zurück an Bord zu springen, wenn sich der Schiffskörper von ganz alleine vom Steg entfernt. Das Bugstrahlruder erweist sich als äußerst sinnvolle Erfindung und hilft nicht unerheblich, das Boot aus der Gefahrenzone zu manövrieren. Geschafft! Das erste Hindernis mit Bravour überstanden.

Ich bewege das Boot mit Schleichfahrt auf die richtige Wasserseite und spüre dabei deutlich den sich normalisierenden Puls.

Anerkennende Blicke! Ist doch alles gut!

Es wird Zeit, die Maschine zu fordern. Den Hebel nach vorne geschoben wird es augenblicklich lauter unter den Füßen. Gischt wirbelt im Bereich der Schiffsschraube und wir verfallen nahezu einem Geschwindigkeitsrausch. Dass uns dabei einige Radfahrer auf dem benachbarten Seitenstreifen an Land überholen, stört nicht weiter.

Endlich unterwegs! Ein Traum wird wahr!

Schon nach sehr kurzer Fahrzeit taucht das nächste Hindernis auf. Eine Kreuzung. Und wer hat jetzt Vorfahrt? Obwohl ich augenblicklich den Gashebel auf Nullstellung schiebe, bleibt das Boot nicht stehen … und die Kreuzung kommt bedenklich nahe!

Ein Bremspedal ist nicht zu finden. Gott sei Dank ist der Weg frei und wir biegen in den Steenwijk- Ossenzijl- Kanal ein.

Ossenzijl ist auch unser Ziel für den ersten Tag. - Noch!

Nach den ersten zwei Kilometern haben wir keine parkenden Segler oder Motorjachten gerammt – und finden zum ersten Mal den Mut, den Blick schweifen zu lassen. Eine wunderschöne, beruhigende Landschaft liegt zu beiden Seiten. Weite Mais- und Weizenfelder, dann Weideflächen mit gelangweilten Kühen, plötzlich sumpfartiges Gelände, bevölkert von einigen Störchen.

Störche! – Wann habe ich das letzte Mal Störche gesehen?

So tuckern wir eine knappe halbe Stunde weiter und entscheiden, ein erstes Anlegemanöver zu riskieren. Bessere Voraussetzungen werden wir wohl kaum finden. Wenig Verkehr. Breite Fahrrinne. Zahlreiche Poller.

Der Leichtmatrose erhält Anweisung, die Fender zu setzen, die Leine in die Hand zu nehmen und sich zum Sprung bereit zu halten. Geschwindigkeit drosseln – das Ruder einschlagen – langsam, ganz langsam dem Ufer nähern. Noch ein Blick auf den Tiefenmesser, und die Maschine auf Leerlauf. Wegen der zu geringen Anfahrtsgeschwindigkeit liegt die Yacht jetzt wirklich ruhig im Wasser … und entfernt sich immer weiter weg vom Ufer! Die leichte Strömung!

»Du musst näher ran! Soweit kann ich nicht springen!«

»Versuch ich ja gerade, aber wir treiben zurück.«

»Dann musst du mehr Gas geben und vor allem näher ans Ufer.«

Nächster Anlauf. Wir haben mittlerweile sicherlich 70 bis 80 Meter verschenkt. Aber dieses Mal ist der Winkel günstiger und wir sind nur noch unweit vom Bordstein entfernt.

»Einschlagen! Du musst einschlagen! Jetzt andersrum! Nein! Andersrum! Wir sind zu schräg. Vorne bist du ganz nah dran, aber von hier aus komme ich nicht an Land. Mehr Gas, zur Seite und hinten weiter ran.«

Mehr Gas, zur Seite und hinten weiter ran! Wenn der Leichtmatrose nicht gleich seine Klappe hält, wird er zum Schiffsjungen degradiert.

Ich breche den Vorgang ab und starte einen weiteren Versuch.

Jetzt aber!

Tatsächlich sieht der dritte Anlauf richtig gut aus. Mit geringer Geschwindigkeit anfahren, den Bug ans Ufer bringen, gegenlenken, Rückwärtsgang leicht betätigen und schon liegen wir fast parallel im kleinen Abstand zum Anleger. – Ist doch gar nicht so schwer!

Zwischenzeitlich ist der Leichtmatrose mit einem gewagten Satz von Bord gesprungen und hetzt mit der Leine in der Hand nach vorne. Schnell einige Male den Poller umwickeln – wie eine Spinne ihre Beute – und wir haben vorne festen Halt. Jetzt im Laufschritt die 13m in Richtung Heck um die zweite Leine in Empfang zu nehmen.

Maschine aus, von Bord springen und mit Muskelkraft den Rumpf mit den seitlich hängenden Fendern näher zum Anlieger ziehen. Noch schnell ein paar Gordische Knoten und sowohl wir, wie auch das Boot, haben das Manöver ohne Blessuren überstanden.

Nach der ganzen Anstrengung wird es Zeit für eine kleine Stärkung. Dabei fällt uns ein, dass wir den fest eingeplanten Einkauf vergessen haben. Egal. – Wird morgen nachgeholt.

Und einige Lebensmittel hatten wir ja mitgenommen.