Nachtschwärmer - Hanna Julian - E-Book

Nachtschwärmer E-Book

Hanna Julian

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Beschreibung

Robin ist bis über beide Ohren verliebt. Blöd nur, dass er es nicht zugeben darf, denn dann würde er seine Freundschaft zu Florian vielleicht unwiderruflich beenden. Immerhin sieht der Sohn eines berühmten Schauspielers ihn nur als Partykumpel. Und dann ist da noch Robins schwuler Mitbewohner Joris, der sich ständig um Robins Zukunft sorgt. Hat der etwa ein Auge auf ihn geworfen? Aber die eigentliche Frage ist doch: Warum ist die Sache mit der Liebe so unglaublich kompliziert?

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Impressum

Leseprobe zu „Rache, heiß serviert“

Weitere Gay-eBooks von Hanna Julian (Auswahl)

Zuvor erschienen unter dem Titel:

Partyboys – Feiern bis zum Morgengrauen

-

Vollständige Neubearbeitung Februar 2021

1. Kapitel

»Mach das Licht aus, du Spinner!« Robin zog sich das Kissen über den Kopf. Was für ein Mistkerl Joris doch war. Er hätte ihn niemals als Mitbewohner akzeptieren dürfen. Und jetzt laberte der ihn auch schon wieder voll und war dabei so verdammt pflichtbewusst, obwohl es nicht mal um ihn selbst ging.

»Du hast heute Berufsschule. Wenn du dich beeilst, schaffst du es sogar noch pünktlich.«

Robin krallte seine Hände ins Kissen und zog es weg. Er blinzelte gegen das Licht des Deckenfluters an und zielte mit dem Kissen auf Joris. Der wich dem Wurfgeschoss jedoch aus und lachte. »Willst du mich jetzt mit Wattebällchen tot werfen? Na los, komm aus den Federn und tu mal was für deine Zukunft!«

Robin funkelte ihn so böse an, wie seine verquollenen Augen es zuließen.

»Ich habe die ganze Nacht gefeiert. Mit Florian. Also habe ich genug für meine Zukunft getan.«

»Mit Florian. Na toll. Glaubst du echt, auf den kannst du dich verlassen, wenn mal was ist?«

»Das geht dich ja wohl einen Dreck an!«

Joris seufzte, dann zog er die Tür geräuschvoll ins Schloss. Robin legte den Arm über die Augen. Endlich Ruhe, aber das scheiß Licht war immer noch an.

Was bildete Joris sich eigentlich ein, ihm immer wieder sagen zu wollen, was er zu tun und zu lassen hatte? Immerhin war er nur sein Mitbewohner, und er hatte von Anfang an deutlich gemacht, dass nichts zwischen ihnen laufen würde. Als ob Robin mit so einem Typ was anfangen würde! Nur weil Joris bei einer Bank arbeitete, musste er doch nicht ständig einen Stock im Arsch haben. Aber er war ja so unheimlich stolz darauf, seine Ausbildung mit Auszeichnung bestanden zu haben. Und nun stand er vor dieser herrlichen Karriereleiter – Robin hoffte, ein paar der Stufen davon wären morsch, damit Joris sich beim Erklimmen so richtig auf die Schnauze legte. Dann würde er vielleicht endlich mal aufhören, sich in sein Leben einzumischen.

Robin hatte im letzten Sommer eine Ausbildung zum Drogisten angefangen, aber er hasste den Drogeriemarkt, und die Berufsschule interessierte ihn nicht die Bohne. Der einzige Vorteil war der, dass er auf Kondome jetzt Mitarbeiterrabatt bekam, und auch bei diversen Körperpflegeprodukten profitierte. Aber diese Annehmlichkeiten verloren schnell ihren Reiz, wenn er damit beschäftigt war, Babybreigläschen ins Regal zu sortieren oder Tamponschachteln zu stapeln. Total der Albtraum! Und dann die dämlichen Fragen, die die Leute immer stellten … Es war wirklich zum Haare raufen! Erst gestern war er gefragt worden, ob er eines der Schuppenshampoos empfehlen könnte. Schuppen … als ob er so was hätte! Robin fuhr sich mit den Fingern durch seinen kurzgeschnittenen Pony. Das blöde Licht nervte immer noch. Er setzte sich im Bett auf und schlug die Decke zur Seite. Nackt wie er war, ging er zum Lichtschalter und verpasste ihm einen Hieb. Das Licht erlosch, aber die Sonne stahl sich durch das Rollo. Robin ging zurück zum Bett und legte sich hinein. Er hörte, wie Joris die Wohnungstür ins Schloss zog; kurz darauf ließ sein Mitbewohner den Motor seines neuen Ford Focus an. Er finanzierte den Wagen, und Robin fragte sich, wie lange Joris noch damit warten würde, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Als er vor drei Monaten bei ihm eingezogen war, hatte er etwas davon gesagt, dass er bei seinen Eltern noch Schulden abbezahlen müsste, und deshalb so viel Geld wie möglich sparen wollte. Da war es eine logische Schlussfolgerung gewesen, sich nach jemandem umzusehen, mit dem er sich eine Wohnung teilen konnte. Robin fand ihn anfangs ja auch ganz sympathisch, aber dass er immer mehr den Aufseher raushängen ließ, war nervig. Trotzdem wollte er ihn gerne als Mitbewohner behalten, denn die Kosten zu teilen, hatte nun mal echt was Gutes an sich. Dumm war nur, dass Joris sich eine eigene Wohnung in Kürze bestimmt leisten konnte, selbst wenn er seinen Eltern noch Geld schuldete. Robin hingegen war darauf angewiesen, einen neuen Mitbewohner zu suchen, falls Joris sich entschied, auszuziehen. Und obwohl man neue Mitbewohner relativ leicht fand, stellte sich das gemeinsame Wohnen dann leider viel zu oft als der reinste Nervenkrieg heraus. Joris war immerhin ordentlich, drückte sich nicht vor der Hausarbeit, und er zahlte pünktlich seinen Anteil. Lieber jemanden, der seine Socken wusch, statt sie im Wohnzimmer zwischen die Couchkissen zu stopfen. Ferdinand war so einer gewesen – ekelhafter Typ! Als Robin ihn dann noch dabei erwischt hatte, wie er mit einem Sexdate in der Küche Natursektspielchen veranstaltete, hatte er fast kotzen müssen. Robin hatte darauf bestanden, dass Ferdinand gleich am nächsten Tag auszog. Ne, so jemanden wollte er sich nun wirklich nicht wieder in die Wohnung holen. Dann doch lieber Joris, der ihn zwar gewaltig nervte, aber es zugegebenermaßen vermutlich nur gut mit ihm meinte. Wie eine Mutter … eine Glucke. Robin grinste bei dem Gedanken. Kein Wunder, dass so ein Mutterhuhn kein gutes Haar an jemandem wie Florian ließ. Der feierte nun mal gerne und genoss sein Leben. Und er konnte es sich auch leisten, denn er bekam reichlich Kohle von seinen Eltern, die froh waren, wenn er keinen Scheiß baute und beschäftigt war. Sie hatten nur wenig Zeit für ihn, was er gewohnt war. Sein Vater war ein bekannter Schauspieler. Er hatte mit Florian den Deal gemacht, dass der sich in der Öffentlichkeit zurückhielt, was die Familie anging, und dafür im Gegenzug so viel Geld bekam, dass er feiern konnte, solange es ihm passte. Dass er das ausschließlich in schwulen Locations tat, war kein Thema für seinen Vater, was Robin eine ziemlich coole Sache fand. Bei seinem eigenen Vater war das so ganz anders. Nicht, dass er eine große Welle gemacht hätte, aber der ohnehin schon spärliche Kontakt zwischen ihnen war nach Robins Coming-out nicht gerade größer geworden. Und da seine Mutter starb, als er noch ein Kleinkind war, hatte Robin praktisch keine familiäre Bindung. Da tat es gut, wenn man richtige Freunde hatte. Und Florian gehörte unbedingt dazu, denn mit ihm feierte er am liebsten. Die beiden waren richtige Partyboys, wie Florian einmal gesagt hatte, als sie im »Gay-Fever« die Tanzfläche gerockt hatten. Das war zwei Wochen später gewesen, nachdem sie sich auf einem schwul-lesbischen Straßenfest kennengelernt hatten. Robin hatte damals noch nicht gewusst, dass der Sohn eines berühmten Mannes ihm dabei half, das Kleingeld einzusammeln, das ihm vor der Eisdiele aus dem Portemonnaie gefallen war. Sie waren ins Gespräch gekommen und fanden sich gleich auf Anhieb sympathisch. Als sie dann noch festgestellt hatten, dass sie gerne in die gleiche Art von Locations gingen, hatten sie sich verabredet – und das auch in den darauffolgenden Wochen und Monaten.

Es war schön, jemanden zu haben, der die Nacht genauso wie man selbst gerne zum Tag machte. Okay, Joris hatte natürlich recht, wenn er sagte, dass Florian sich das auch problemlos leisten konnte, während er selbst sich durch zu viel Partymachen die Zukunft versaute. Eine Creme gegen Tränensäcke ließ sich nun mal schlecht verkaufen, wenn man trotz seines jugendlichen Alters selbst welche bis zum Kinn hatte … gefühlt zumindest. Aber einen Tag Berufsschule – oder auch ein paar mehr – konnte er getrost schwänzen. Im Bett war die Welt jedenfalls in Ordnung. Schön warm und gemütlich war es unter seiner Decke. Und nun, da er allein in der Wohnung war, würde ihn auch niemand bei dem stören, was er jetzt vorhatte. Robin ließ die Hand in seinen Schritt gleiten. Ihm wurde gleich noch viel wärmer, aber auch das war äußerst angenehm. Er fuhr mit den Fingerspitzen durch sein Schamhaar. Spielerisch, als sei er jemand anderes, der ihn erkundete. Ein schöner Gedanke! Seine Erektion wuchs, das konnte er spüren, aber er wollte noch etwas warten. Ab und an strich er vorsichtig über die Hoden, dann streichelte er wieder seinen Bauch. Wie schön wäre es, wenn Florian das nun tun würde. Aber außer gemeinsam Party zu machen, war bisher noch nichts gelaufen. Und dabei wurde Robin schon allein beim Gedanken an seinen Feierkumpan hart und willig. Dummerweise hatte der aber nie durchblicken lassen, ob er auch körperlich an ihm interessiert war – und das, obwohl sie sich beim Tanzen durchaus sehr nahe kamen. Das war auch der Grund, warum Robin davon ausging, dass Florian kein Interesse an Sex mit ihm hatte, denn sonst hätte er schon tausend Möglichkeiten gehabt, ihn klarzumachen. Und dazu zählte nicht nur das gemeinsame Tanzen, sondern auch die Zeit im Auto, die sie oft noch nach einer Partynacht miteinander verbrachten, um sich gegenseitig zu erzählen, wie geil sie die Location oder die Leute gefunden hatten. Wie schön wäre es, wenn Florian ihn in so einem Moment einfach küssen würde. Und noch viel schöner, wenn sie danach an einen Ort fahren würden, an dem sie sich ungestört erkunden und lieben konnten. Robin spürte, dass der Gedanke ihn heiß machte. Für Florian würde er so gut wie alles tun, wenn er ihn nur einmal in sich spüren dürfte. Er begann nun, seine Erektion zu reiben. Die Berührungen waren so sanft, dass sein Glied vor Sehnsucht zuckte. Aber die extrem langsame Selbstverführung machte Robin Spaß. Er stellte sich vor, wie Florian ihn zärtlich erkundete. Angefangen mit sanften Küssen, die sich über seinen gesamten Körper erstreckten – die Beine aufwärts, bis zum Bauch, dann weiter, die Brust hinauf. Robin konnte die weichen Lippen spüren, die seinen Hals streichelten und dann seinen Mund fanden, um mit ihm in einem sinnlichen Zungenkuss zu verschmelzen. Dann wanderte der zärtliche Mund wieder hinab, diesmal etwas schneller, bis hin zu seinem entblößten Schritt. Ein Gefühl der Sehnsucht durchflutete Robin, und er legte seine Hand nun fest um die Schwanzwurzel, während er sich vorstellte, wie Florian seiner steifen Latte eine ausgiebige Mundarbeit verpasste. Nachdem er sich eine Zeitlang selbst massiert hatte, drehte er sich um und ging auf alle viere. Robin nahm die Beine auseinander und stellte sich vor, Florian würde von hinten in ihn eindringen. Ein geiles Gefühl, das in seiner Fantasie eine perfekte Mischung aus Druck und Wohlgefühl in ihm aufbaute. Ja, Florian würde sich tief in ihn schieben und ihn dann rhythmisch vögeln. Robin rieb sein Glied nun heftig.

»Flo, ja Flo, fester!« Seine Hand fuhr hart am Riemen entlang und hörte erst auf, als er den Höhepunkt erreichte. Heiß pulsierte der Saft aus ihm heraus, und wieder murmelte Robin: »Flo … oh, Florian … du bist so geil. Der Beste … ja, du hast es mir einfach herrlich besorgt.«

Als die Welle sich gelegt hatte, drehte Robin sich um und ließ sich auf die Matratze sinken. Das Laken war feucht und klebrig. Er würde es in die Waschmaschine und danach in den Trockner schmeißen, dann war es längst fertig, bevor Joris zurückkam. Obwohl es den eigentlich eh nichts anging, was er so trieb. Plötzlich hörte Robin ein Geräusch aus dem Wohnzimmer. Er zuckte heftig zusammen. War Joris etwa zurückgekehrt, ohne dass er es mitbekommen hatte? Er lauschte einige Zeit, aber das Geräusch hatte wohl einen anderen Ursprung, oder er hatte es sich nur eingebildet. Robin atmete erleichtert durch. Fehlte gerade noch, dass Joris mitbekam, dass er es sich am liebsten selbst machte, indem er seinen Hintern einem imaginären Sexpartner hinhielt. Das ging seinen Mitbewohner nun wirklich nichts an! Und Joris würde er so ein Angebot ganz bestimmt nicht machen, da konnte der noch so fürsorglich und attraktiv sein. Obwohl Robin schon zugeben musste, dass er echt sexy aussah, wenn er gerade Sport gemacht hatte und auf dem Weg ins Badezimmer war, um zu duschen. Mit seinen strahlend grünen Augen und dem trainierten Körper war er schon ein Hingucker. Ob Joris es sich unter der Dusche selbst besorgte? Die Vorstellung war zugegebenermaßen schon sehr prickelnd. Und auch nachahmenswert … Überhaupt war eine ausgiebige autoerotische Massage unter der Dusche auch nicht zu verachten. Aber bitte keine weiteren Fantasien von Joris! Robin nahm sich vor, beim nächsten Mal daran zu denken, wie Florian ihn sich in der Dusche so richtig vornehmen würde. Ja, das war eine schöne Voraussicht auf die kommende Selfmadenummer. Vielleicht sogar schon gleich, nachdem er etwas gefrühstückt hatte. So ein hart erkämpfter freier Tag wollte schließlich auch richtig genutzt werden. Und wie ging das wohl besser als mit ein paar hammermäßig geilen Orgasmen?

Robin stand auf, zog das Laken ab und verließ sein Zimmer. Nackt ging er durch das Wohnzimmer und dann ins Bad. Er stopfte das Betttuch in die Waschmaschine, füllte Waschpulver ein und stellte die Maschine an. Während er pinkelte, drehte das Laken schon lustig seine Runden. Robin gähnte herzhaft, trat ans Waschbecken, wusch sich die Hände und warf sich ein paar Ladungen Wasser ins Gesicht.

Als er das Bad verließ, klingelte das Telefon. Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit. Was, wenn die Schule seinen Arbeitgeber informiert hatte? Sollte er ran gehen und sich krankmelden, oder sollte er lieber so tun, als läge er sterbenskrank im Bett und könnte nicht mal einen Anruf entgegennehmen? Er entschied sich für Letzteres. Das Telefon klingelte noch ein paar Mal, dann schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Robin erwartete die Stimme seines Chefs zu hören, stattdessen war es Joris.

»Hey Robin, ich hoffe, du bist inzwischen wach. Da du vermutlich nicht vorhast, noch zur Schule zu gehen, kannst du mir bitte mein Adressbuch in die Bank bringen? Ich habe es auf meinem Nachttisch vergessen und brauche es heute dringend. Okay … bis gleich, und danke schon mal.«

Klar, das war ja wieder typisch! Robin tat alles, um den geschwänzten Tag im Bett, und wichsend unter der Dusche zu verbringen, aber der Herr Banker machte ihm natürlich einen Strich durch die Rechnung. Robin war nahe dran, die Nachricht einfach zu ignorieren. Andererseits bat Joris ihn selten um etwas, und seine Stimme hatte so geklungen, als wäre es wirklich wichtig. Robin entschied, dass er einen Teil seiner Zeit investieren konnte, um seinem Mitbewohner diesen Gefallen zu tun. Immerhin stand der dann in seiner Schuld, was sicher nicht das Schlechteste war ...

Robin ging in Joris' Zimmer. Er war seit dessen Einzug noch nie darin gewesen und hatte bislang höchstens mal durch die halb geöffnete Tür gelugt. Ihm war aufgefallen, dass es dort immer aufgeräumt zu sein schien. Nun konnte er sich davon überzeugen, dass sein Mitbewohner tatsächlich nichts herumliegen ließ – außer ein paar Büchern und dem Adressbuch neben seinem Bett. Dort lag es, eingebunden in schwarzes Leder. Robin fragte sich, ob er es so dringend brauchte, weil er ein Date hatte. Vielleicht war ja ein heißer Typ im Spiel. Joris hatte ihm vor seinem Einzug bestätigt, dass er schwul war, und damit Robins Bedingungen erfüllt. Mit einem Typen zusammenzuwohnen, der Weiber mitbrachte und sich im Zimmer nebenan mit Mösen vergnügte, war Robin nicht erstrebenswert erschienen, und daher hatte er Heten kategorisch ausgeschlossen. Okay, was Joris sonst so trieb, war ihm relativ egal – auch wenn er sich wunderte, dass der es scheinbar nie wirklich trieb. Zumindest brachte er nie jemanden mit. Vielleicht machte es ihm ja auch Spaß, abstinent zu sein. Robin entschied, nicht zu viele Gedanken daran zu verschwenden. Er nahm das Buch und überlegte kurz, bevor er es aufschlug. Er blätterte und überflog die Eintragungen. Die meisten schienen geschäftlich zu sein. Klar, das Date war vermutlich auch nur mit einem Geschäftspartner. Wie langweilig! Ob Joris echt nie einfach nur Spaß hatte? Robin dachte darüber nach, ihn mal auf eine von seinen und Florians Touren mitzunehmen. Aber für einen Spießer war das vermutlich die reiste Hölle. Ne, so eine Spaßbremse wollten sie auch gar nicht dabeihaben!

Immer noch unschlüssig, stand Robin vor dem Nachttisch. Dann bückte er sich und zog die oberste Schublade auf. Er durchwühlte Joris' säuberlich geordnete Unterhosen. Unter dem Stapel rechts fühlte er eine Pappschachtel. Kondome. Na, sieh mal einer an, er schien also doch ein Sexleben zu haben. Robin schloss die Schublade, um die darunter zu öffnen. Unterhemden. Er tastete auch dazwischen umher, aber außer Stoff fühlte er nichts. Nicht mal ein anständiger Dildo oder Cockring. In seiner eigenen Schublade befand sich dagegen eine wahre Fundgrube an Freudenspendern. Dildos in verschiedenen Größen, Gay-Pornohefte und auch einige Butt-Plugs. Mit Kondomen allein hatte man wohl kaum Spaß! Vielleicht unterschätzte er Joris aber auch, und der vögelte sich quer durch die schwule Gemeinschaft der Stadt – und behielt es wie ein Gentleman für sich. Sowas von lächerlich! Wenn man mit jemandem Sex gehabt hatte, wollte man doch auch drüber reden … ein bisschen angeben. Für Robin war das einfach geil, wenn er jemanden von einer heißen Nummer erzählte. Es war wie ein heftiges Flashback, das ihn erneut in die erotisierende Stimmung versetzte. Wenn er sich danach einen runterholte, war das fast so gut, wie die Situation im Original.

Robin ging mit dem Adressbuch in sein Zimmer zurück und zog sich an. Jeans und T-Shirt sollten wohl reichen. Er verließ die Wohnung und machte sich auf den Weg zur Straßenbahn. Bis ins Stadtinnere brauchte er etwa zehn Minuten. Der Fußweg bis zur Bank brachte ihm weitere zehn Minuten auf sein Guthabenkonto. Er musste ins Stadtzentrum – Lärm, Menschen ohne Ende, und eine politische Demo, um die er normalerweise einen großen Bogen gemacht hätte … Robin schrieb sich all das auf seine gedankliche Habenseite. Das machte eine Menge Pizzen vom Lieferservice, die Joris in nächster Zeit allein bezahlen musste. Ein Banker würde diese Forderungen wohl verstehen, und Robin hatte vor, sie ihm genüsslich vorzurechnen. Aber erst einmal musste er dafür sorgen, dass sein Mitbewohner das Adressbuch auch bekam. Er überquerte die Straße und betrat schließlich die Bank. Der weiche Bodenbelag sorgte dafür, dass keinerlei Schritte zu hören waren. An den Schaltern waren ein paar Angestellte mit Kunden im Gespräch – leise und ohne Hektik lief das ab. Vielleicht war so ein Job in der Bank doch nicht das Schlechteste. Zumindest lagen hier wohl weniger von Kleinkindern angesabberte Brötchen in den Gängen als im Drogeriemarkt. Robin trat an einen Schalter, der gerade frei wurde.

»Guten Tag, mein Name ist Robin Kellersohn, ich möchte zu Joris Wagenknecht.« Die Frau lächelte ihn an. »Einen Moment bitte.« Sie verschwand hinter einer Trennwand. Robin sah sich um. Ob die Pflanzen vor den Fenstern echt waren? Wohl eher künstlich. Die sahen so perfekt aus – perfekt, wie es sich für Joris' Welt wohl gehörte.

»Herr Kellersohn? Folgen Sie mir bitte.« Die Bankangestellte riss ihn aus seinen Gedanken. Sie führte ihn zu einem Büro mit einer Front aus Milchglas; die Tür stand offen. Robin war einigermaßen verwirrt. Joris hatte sogar ein eigenes Büro? Er betrat es auf eine Geste der Frau hin. Sie zog sich zurück und schloss geräuschlos die Tür hinter sich. Robin blickte zum Schreibtisch. »Entschuldigung«, sagte er dann rasch, als er sah, dass schon eine junge Frau vor dem Schreibtisch saß. Er wollte den Raum verlassen, da offensichtlich ein Fehler vorlag, als sich im gleichen Augenblick die Tür hinter ihm öffnete. Joris kam herein, er hielt ein Tablett mit zwei Kaffeetassen in der Hand. Robin machte eine entschuldigende Geste. »Ich wusste nicht, dass du im Gespräch bist. Ich warte dann draußen, bis du fertig bist.« Er wollte an Joris vorbeigehen, doch der schüttelte knapp den Kopf.

---ENDE DER LESEPROBE---