Neugier auf Gott - Sophie und Hans Scholl - Barbara Beuys - E-Book

Neugier auf Gott - Sophie und Hans Scholl E-Book

Barbara Beuys

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Beschreibung

Barbara Beuys schildert die unterschiedlichen Wege der Geschwister Scholl auf der Suche nach ihrem Gott. Sophie und Hans Scholl, die unter dem Zeichen der "Weißen Rose" als Studenten in München mit Flugblättern den Widerstand gegen das Nazi-Regime öffentlich machten, rangen intensiv damit, den Glauben ihrer Kindheit als erwachsene Menschen neu zu erleben. Das gab ihnen inneren Halt beim Kampf für die Freiheit, der sie das Leben kostete.

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Barbara Beuys

Neugier auf Gott

Hans und Sophie Scholl

Vom Propheten Jeremia wissen wir, dass der Gott Israels sich in seiner Beziehung zu den Menschen durch zwei sehr gegensätzliche Eigenschaften ausweist – die Nähe und die Ferne. Im 23. Kapitel heißt es bei Jeremia: »Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?«

Seit den Zeiten des Propheten haben viele Menschen die dunkle Nacht der Gottesferne erlebt, manche haben es aufgeschrieben. Zu ihnen gehört Martin Luther, der bei seiner Suche nach einem gnädigen Gott diese Erfahrungen machte: »Ich selbst habe es mehr als einmal bis in die Tiefe und den Abgrund der Verzweiflung wahrgenommen. (...) Der Mensch ist ein Abgrund, ungesichert alles, woran wir uns halten. (...) Da bleibt nichts anderes als der nackte Schrei nach Hilfe, ein schreckliches Seufzen, das nicht weiß, wo Hilfe zu finden ist.« Für den Reformator war es die schrecklichste aller Erfahrungen: »Gott ist da, aber er zeigt sich nicht.«

Der ferne, der verborgene Gott wurde zum Ausgangspunkt von Luthers Glauben und Luthers Theologie, eingebunden in die Überzeugung, dass es eben dieser Gott ist, bei dem am Ende dennoch Hilfe zu finden ist.

Knapp vierhundert Jahre später, schreibt die fast einundzwanzigjährige Sophie Scholl während des verhassten Reichsarbeitsdienstes für den NS-Staat im Dezember 1941 über ihre Erfahrungen mit Gott in ihr Tagebuch: »Ich will mich an Ihn klammern, und wenn alles versinkt, so ist nur er, – wie schrecklich, wenn er einem fern ist.« Sophie Scholl blickte in Abgründe. Doch bei aller Verzweiflung über den fernen Gott: Sie gibt nicht auf und wagt es, den Allmächtigen mit Hilfe des 13. Psalms in einen Dialog zu verwickeln: »Gib Licht meinen Augen, oder ich entschlafe des Todes, und mein Feind könnte sagen, über den ward ich Herr.« Sophie Scholls Lieblingspsalm hat einen kämpferischen, geradezu provokanten Ton.

Der Mönch und Reformator an der Wende vom Mittelalter zur Neuen Zeit und die junge Frau kurz vor der Mitte des 20. Jahrhunderts lassen trotz aller Verzweiflung nicht ab von ihrem Glauben. Beide setzen auf die tröstliche Erfahrung von Gottes Zusage, die in der hebräischen Bibel der Prophet Jeremia im Kapitel 29 verkündet: »Denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.«

Im Juni 1942 fühlt sich Sophie Scholl noch oft »tot und stumpf«. Aber Gott hat Konturen angenommen und ein offenes Ohr. Sie schreibt in ihr Tagebuch: »Ich weiß ja, dass Du mich annehmen willst, wenn ich aufrichtig bin, und mich hören wirst, wenn ich mich an Dich klammere. (...) und ich bin glücklich bei dem Gedanken, dass er es ist, der alles regiert.«

Während Sophie Scholl mit ihrem Gott ringt, schreibt im gleichen Dezember 1941 ihr Bruder Hans einen Weihnachtsgruß an seinen väterlichen Mentor Carl Muth, dessen Bibliothek in München-Solln er seit einigen Wochen ordnet, wobei sich viele Gespräche mit dem alten Herrn ergeben haben. Carl Muth war seit 1903 Herausgeber der katholischen Kulturzeitschrift »Hochland«, die vor allem seit den zwanziger Jahren versuchte, mit Beiträgen kritischer katholischer Intellektueller auszubrechen aus dem Ghetto römisch-katholischer Kulturfeindlichkeit, das der Vatikan seit dem 19. Jahrhundert unerbittlich errichtet hatte. Muth war ein entschiedener Kämpfer für die Weimarer Republik gewesen, und es gelang ihm, das »Hochland« bis ins Frühjahr 1941 zu führen, ohne sich bei den braunen Herren anzubiedern. Dann verweigerten sie ihm die notwendigen Papierlieferungen.