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Die Autorin beschreibt ihr dunkles Erlebnis im Internet, bei dem sie innert kurzer Zeit fast ihr ganzes Vermögen verloren hat. Offen und schonungslos erzählt sie ihre Geschichte, wie die Betrüger sie manipuliert und in die Irre geführt haben. Aus ihrem Erlebnis hat sie ihre Lehren gezogen und berät heute Geschädigte und ihre Familien. Es sind Milliarden, die weltweit im World Wide Web von den Betrügerbanden mit ganz verschiedenen Maschen umgesetzt werden. Die Zunahme von Onlinebetrug ist besorgniserregend, und die genaue Dunkelziffer bleibt unbekannt. Und es wird immer schwieriger, das volle Ausmaß dieser Bedrohung zu quantifizieren. Die Bandbreite betrügerischer Methoden reicht von Phishing und Identitätsdiebstahl bis hin zu komplexen Online-Betrugsmanövern. Den Behörden immer mindestens zwei Schritte voraus, verstecken sich die Betrüger in sämtlichen Nischen und Ecken des World Wide Web, stets darauf bedacht, ahnungslose Opfer zu finden. Es ist von entscheidender Bedeutung, sich bewusst zu machen, dass die Bedrohungen allgegenwärtig sind, und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Selbst in den scheinbar vertrauenswürdigsten Umgebungen können Gefahren lauern, weshalb es unabdingbar ist, wachsam zu bleiben und die eigene Online-Sicherheit als Priorität zu betrachten.
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Seitenzahl: 231
Veröffentlichungsjahr: 2024
Es gibt immer einen Ausweg – steh auf und wehr Dich!
Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die auf irgendeine Weise Opfer von Online-Betrug wurden.
Ruth Van de Gaer Sturzenegger
Ayda Ergez
Nichts gegen eine Million
Meine wahre Geschichte durch die Schatten des Online-Betrugs und der Albtraum durch die dunklen Gassen des Internets, in dem ich mehr als nur Geld verloren habe. Doch ich habe den Glauben an mich selbst wiedergefunden.
ISBN 978-3-033-10250-7
Copyrigth © 2023
Ruth Van de Gaer Sturzenegger
Ayda Ergez
All rights reserved
Erstauflage 2023
Layout Cover und Buchgestaltung:
yaadcommunications, 8702 Zollikon, Schweiz
Druck und Distribution im Auftrag
Ruth Van de Gaer Sturzenegger und Ayda Ergez:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte sind die Autorinnen Ruth Van de Gaer Sturzenegger und Ayda Ergez verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne deren Zustimmung unzu- lässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin- nen, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung Impressumservice, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Vorwort
Ein Dankeschön von Herzen
Warum schreibe ich dieses Buch?
Das einschneidende Erlebnis
Die Macht der Wurzeln
Mein Trip in die Hölle
Ups and Downs auf meiner Karriereleiter
Ein neuer Lebensabschnitt
Mein Schritt ins Verderben
Alexandra – Der Teufel in Person
Verzweifelt in die Schulden
Überleben gegen alle Widrigkeiten
Ein steiniger Neuanfang
Mein erster Versuch einer Strafanzeige
Das verhängnisvolle P1
Endlich! Die Strafanzeige bei der Kriminalpolizei
Warum? Mein Rückblick
Die Komplexität der Psyche
Manipulation: Die Macht der Verführung
Die Machenschaften der Betrugsorganisationen
Achtung Fake-Anwälte?
Zwischen Trümmer und Hoffnung
Aufbruch in die eigene Stärke
Überwindung von Rückschlägen
«The bright you» - die Idee wurde geboren
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Wenn du deine Geschichte
erzählen kannst und sie dich
nicht zum Weinen bringt,
weisst du, dass du geheilt bist.
(Karen Salmansohn)
Vorwort
2022 wurde mein Leben mit 52 Jahren durch ein einschneidendes Erlebnis auf den Kopf gestellt: Ich wurde bei Online-Investments um fast eine Million Euro betrogen. Seither ist nichts mehr, wie es war.
Die Entscheidung, meine Geschichte niederzuschreiben, kostete mich grosse Überwindung. Ich hatte ja überhaupt keine Ahnung, wie man ein Buch schreibt. Zuerst war ich versucht, mich nur damit zu beschäftigen, wie ein Buch aufgebaut wird, und erst wenn ich es zu 100% verstanden hätte, würde ich vorsichtig anfangen zu schreiben. In meiner Ratlosigkeit schaute ich mir Tutorials an, in denen geraten wurde, sich den Situationen auszusetzen, die man erleben will. In meiner damaligen, verzweifelten Lebenslage war es eine ziemliche Herausforderung, das Erlebte niederzuschreiben, um die Menschen vor Betrug im Netz zu warnen und sie zu ermutigen, etwas gegen das Unrecht zu unternehmen, das dort grassiert. Dabei war die Angst in mir riesig, etwas falsch oder mich lächerlich zu machen. Doch durch die Geschehnisse in dieser Zeit habe ich endlich verstanden, dass es nicht wichtig ist, immer von Beginn an genau zu wissen, wie etwas zu machen ist, sondern es einfach zu tun. Der Rest kommt dann von allein.
Durch das Schreiben fand ich auch zu mir selbst und wusste durch die Auseinandersetzung mit dem schrecklichen Betrug, was ich in Zukunft wirklich machen wollte. Ich gründete die Selbsthilfegruppe «thebrightyou.com», in der Betrugsgeschädigte, in geschütztem Rahmen und anonym, Hilfe und Verständnis finden und lernen, sich aus Selbstzweifeln zu befreien, aufzustehen und im Leben weiterzuschreiten.
Mag sein, dass ich mich mit diesem Buch viel Kritik sowie negativen und schonungslosen Kommentaren aussetze. Aber das ist ok, denn das Schreiben und die dadurch gewonnene Selbsterkenntnis liessen mich stärker werden und ich versuche nicht, meine Naivität zu beschönigen oder mich von meiner Verantwortung freizusprechen. Nein, es geht mir darum, die Menschen mit meinem Buch auf die Gefahren im Internet hinzuweisen und anderen Betroffenen Mut zuzusprechen. Da ich selbst eine Betrogene bin, weiss ich, mit welchen Emotionen Betroffene zu kämpfen haben und wie sie wieder zu ihrem Selbstbewusstsein zurückfinden.
Gewinner sind
nicht Menschen,
die nie versagen,
sondern Menschen,
die nie aufgeben.
(Unbekannt)
Ein Dankeschön von Herzen
Es ist schwer in Worte zu fassen, welche überwältigenden Emotionen aufkommen, wenn man gerade eine Summe von fast einer Million verloren hat. Ein Schock durchzuckt einen, gefolgt von Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit, als ob man in einem Albtraum gefangen wäre. Die schmerzhafte Realität wird von einem Gefühl der Scham überschattet, das einen bis ins Mark durchdringt. In solchen Momenten erscheint der Gedanke, sich einfach aus dem Leben zu verabschieden, als eine reale Option, welche tatsächlich in Betracht gezogen wird.
In diesem scheinbar bodenlosen Abgrund fand ich, zu meiner Überraschung, aber auch Halt. Menschen, die ohne viele Fragen und Vorwürfe an meiner Seite standen, haben mich durch diese schreckliche Phase meines Lebens getragen. Ohne viel nachzufragen fanden sie Zugang zu den Schmerzen in meiner Seele und ihre Taten sprachen mehr als tausend Worte. In ihrem Schweigen fand ich Trost, in ihren Gesten fand ich Hoffnung.
Ein erster und besonderer Dank geht an meine Mutter, die mir den Rücken stärkte und mich unterstützte, wo sie nur konnte. Sie kümmerte sich in der schwierigen Zeit um unseren Hund Archie, war für meinen Sohn da. Aber Mütter wären nicht Mütter, wenn sie nicht bedingungslos an ihre Kinder glauben. Manchmal versteht meine Mutter meine Handlungsweisen zwar nicht, aber was immer kommen mag, sie steht mit Rat und Tat hinter mir. Auch meine beiden Geschwister waren in diesen dunklen Momenten für mich da, ohne zu kritisieren oder zu hinterfragen. Meinen beiden Kindern danke ich, dass sie auf der Welt sind und mit ihrem Dasein halfen, mich daran zu erinnern, dass ich eine Vorbildfunktion habe. Sie gaben mir die innere Kraft, dass ich wieder aufstand und mein Leben in die Hand nahm, um wieder nach vorne zu kommen. Ein grosser und aufrichtiger Dank gebührt auch meinem Exmann. Er war in der schlimmen Zeit da und griff mir unter die Arme, als ich es am dringendsten brauchte.
Ein weiteres grosses Dankeschön geht an meine Freundin, die mir immer wieder den Kopf wusch, wenn ich mich in Selbstmitleid auflösen wollte. Sie ist Co-Autorin dieses Buches und hat mich tatkräftig dabei unterstützt, die richtigen Worte zu finden. Zwei weiteren Freundinnen, die den Glauben an mich nie verloren und mir stets Mut zugesprochen haben, danke ich ebenfalls von Herzen. Ihre Unterstützung hat mir geholfen, nicht aufzugeben.
Auch Robert, mein Geschäftspartner in Liechtenstein, bot mir ohne Zögern seine Hilfe an und stand immer hinter mir ohne Wenn und Aber.
Antonio, mein Makler, verdient einen grossen Dank. Durch den schnellen Verkauf der Eigentumswohnung in Portugal konnte ich meine Schulden zurückzahlen. Er und seine Tochter gehören mittlerweile zu meinem engen Freundeskreis.
Ein tiefer, von Herzen kommender Dank gilt meiner wunderbaren Nachbarin, die mit Liebe und Hingabe Archie hütete, während ich meiner Schichtarbeit am Flughafen nachging. Zu wissen, dass unser Corgi wohlbehütet war, gab mir die Ruhe, mich vollumfänglich meiner Arbeit zu widmen, ohne mir Sorgen machen zu müssen. Es ist eine wunderschöne Freundschaft entstanden, die ich sehr schätze.
Ein herzliches Dankeschön richte ich auch an all jene, die an mir zweifelten und mich scheinbar aufs Abstellgleis stellten. Ihr Verhalten hat auf schmerzhafte Weise enthüllt, wer sie wirklich sind und welchen Platz sie mir in ihrem Leben zuweisen. Die Abweisung, die ich von ihnen erfahren habe, mag wie ein Stich sein, aber sie hat mich in meinem Glauben nur noch mehr gestärkt: Aufgeben ist und wird niemals eine Option sein. Ihre Zweifel haben mir auch gezeigt, dass mein Selbstwert nicht von der Zustimmung anderer abhängt.
Beurteile mich nicht nach
meinen Erfolgen, beurteile
mich danach, wie oft ich
hingefallen und wieder
aufgestanden bin.
(Nelson Mandela)
Warum schreibe ich dieses Buch?
Ich wollte, nein ich musste, das schreckliche Erlebnis irgendwie verarbeiten, denn einen solch tiefgreifenden Einschnitt im Leben kann man nicht einfach wegstecken. Es braucht die Auseinandersetzung mit dem Wie und Warum, weil sonst die Gefahr besteht, von Misstrauen zerfressen zu werden.
Ich wollte schon immer ein Buch schreiben, und zwar sollte es nach meiner damaligen Vorstellung ein Krimi sein. Nun hatte ich meinen selbsterlebten Krimi und ich begann zu schreiben. Ich weiss, dass ich mit diesem Buch sowohl mit Anerkennung für meinen Mut als auch mit Unverständnis rechnen muss. Und dennoch möchte ich meine Geschichte erzählen und vor den Gefahren in der digitalen Welt warnen, denn so fantastisch auch die Möglichkeiten sind, welche uns mit dem Internet geboten werden, so zerstörend ist auch die dunkle Seite, die es nun mal auch gibt. Und ja, ich stehe zu meinem idiotischen Fehler – ich war naiv, arglos und sah das grosse Geld am Ende. Ich ignorierte dabei alle Warnsignale und war im Tunnel der Manipulation gefangen. Tja, das Aufwachen nach vier Monaten war vernichtend und ich dem Abgrund nahe.
Ich setzte mich also hin und schrieb. Als ich den Entwurf geschrieben hatte, gab ich es meiner lieben Freundin und jetzigen Geschäftspartnerin, die mich in diesem Buchprojekt begleitete, zu lesen. Es kostete mich viel Mut, denn ich war unsicher und wusste nicht, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Sie las den Entwurf und wir trafen uns. Sie schaute mich an und sagte mit ruhiger Stimme: «Liebe Ruth, ich kenne dich nun lange Jahre und ich wusste beim Lesen genau, wie du dich in deinem Unglück gefühlt haben musst und was du durchgemacht hast. Diese ersten Seiten sind ein erster Entwurf, ein Erfahrungsbericht. Du musst aber aufzeigen, wer du tatsächlich bist und warum du in diese Situation geraten bist. Du darfst der Welt ruhig mitteilen, was du gefühlt hast und weshalb eine so starke Frau in einen solch miesen Betrug reingezogen werden konnte. Du hast dein ganzes bisheriges Leben für deine Eigenständigkeit gekämpft und alles dafür getan, nach vorne zu kommen, egal welche Stolpersteine dir in den Weg gelegt wurden. Also, kämpfe weiter und schreib.»
Ich sollte mein ganzes Leben nach aussen tragen? Wie sollte ich das anstellen, und wen sollte das überhaupt interessieren? Es ratterte in meinem Gehirn. Da kam aber schon die Antwort, als hätte sie es in meinem Gesicht gelesen: «Ruth, du kannst das. Hör auf an dir zu zweifeln, denn du bist ein Stehaufmännchen und möchtest den Menschen helfen, denen dasselbe widerfahren ist. Und helfen kannst du nur, wenn du deine wahre Persönlichkeit offenbarst und mitteilst, was dich getrieben hat». Danach stand sie langsam auf, packte ihre Sachen zusammen und verabschiedete sich mit den Worten, dass sie sich auf meine weiteren Seiten freue. Ich begleitete sie wortlos zur Tür und wir verabschiedeten uns mit einer festen Umarmung. Die Zeit an diesem Nachmittag war so schnell vergangen, dass ich gar nicht bemerkte, dass es bereits früh abends geworden war. In Gedanken versunken schloss ich die Tür hinter ihr und stand nun da. Ihre Worte überforderten mich und meine Selbstzweifel hatten mich in grossen Sprüngen wieder eingeholt. Wie konnte sie mir das alles nur so gelassen sagen, aufstehen und gehen? Ich kannte sie schon mein halbes Leben lang und das hatte sie noch nie zuvor gemacht. «Dummerchen» sagte ich zu mir selbst, «natürlich hat sie das noch nie gemacht, weil es noch nie notwendig war. Jedoch jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du über dich selbst hinauswachsen musst. Und das kannst nur du ganz allein».
Mir war klar, dass sie genau wusste, dass sie mich allein lassen musste, damit sich ihre Worte in meinem Kopf setzen konnten. Nicht um mich zu quälen, sondern damit ich die Zeit hatte, darüber nachzudenken, ob ich für diesen wichtigen Schritt bereit war. Aber da kamen schon die nächsten Fragen auf in meinem Gehirn. Wer war ich? Wie war meine wahre Persönlichkeit? Und ja, warum war ich in diese Situation geraten? Ich setzte mich auf das Sofa auf dem Balkon und, während die Abendsonne mein Gesicht streichelte, dachte ich über diese Fragen nach.
Natürlich kann ich mit diesem Buch den Lauf der virtuellen Welt nicht aufhalten. Doch ich möchte nicht nur dazu aufrufen, achtsam zu sein, sondern ich starte einen lauten Weckruf, der sowohl Kopf als auch Herz in Alarmbereitschaft versetzen soll. Die Intelligenz eines Menschen rückt in einer solchen Extremsituation in den Hintergrund. Im Vergleich dazu kann aber das, was mit dem Gemütszustand geschieht, das gesamte Leben aus den Fugen bringen. Dabei ist vollkommen egal, ob es hundert oder hunderttausend Franken sind. Jeder Betrug ist einer zuviel und sollte bekämpft werden, denn nicht nur der monetäre Verlust schmerzt, sondern es geht um den Sturm aus Demütigungen und Verletzungen, der über uns hinwegfegt, wenn wir erkennen, dass wir Opfer einer Illusion geworden sind. Ich hatte auch schon die Erfahrung gemacht, auf einem Onlineshop etwas bestellt und bezahlt zu haben, was nie bei mir ankam. Ich empfand das als ärgerlich, aber es gibt einen grossen Unterschied zwischen dem Ärger über einen fake Onlineshop und dem gefährlichen Tanz am Abgrund, wenn uns Verbrecher mit genialer Psychologie und raffinierter Manipulation in ihre dunklen Machenschaften verwickeln. Genau daran erinnerte ich mich und begann über die psychologischen Auswirkungen von Online-Betrug zu recherchieren. Auf Wikipedia fand ich folgendes:
1. Absolute Verlustgrösse: der offensichtlichste Unterschied ist die absolute Grösse des Betrags. Ein Verlust von 100 Franken mag ärgerlich sein, könnte jedoch als verkraftbar empfunden werden. Im Gegensatz dazu könnte ein Verlust von 100'000 Franken erheblichen Stress, Sorge und emotionale Belastung auslösen.
2. Relative Bedeutung: die relative Bedeutung des Verlustes im Verhältnis zum Gesamteinkommen oder Vermögen ist entscheidend. Ein Verlust von 100 Franken mag für jemanden mit einem hohen Einkommen weniger bedeutsam sein als für jemanden mit einem niedrigen Einkommen.
3. Vertrauensverlust: Unabhängig von der absoluten Grösse des Betrags kann ein Onlinebetrug das Vertrauen in die Sicherheit von Online Transaktionen erschüttern. Dieser Vertrauensverlust kann unabhängig von der Höhe des finanziellen Schadens zu Stress und Unsicherheit führen.
4. Selbstschuldzuweisung: Bei höheren Verlusten besteht möglicherweise eine grössere Tendenz zur Selbstschuldzuweisung. Individuen könnten sich fragen, wie sie in eine derartige Situation geraten konnten, was ihre psychologische Belastung erhöhen könnte.
5. Reaktion des sozialen Umfelds: die Reaktion von Freunden, Familie oder Kollegen auf den Betrug, kann ebenfalls einen Einfluss haben. Ein höherer Verlust könnte zu intensiveren sozialen Spannungen führen oder das Stigma verstärken, dass das Opfer leichtgläubig war.
6. Langfristige Auswirkungen: Ein grosser finanzieller Verlust kann langfristige Auswirkungen auf die Lebensqualität, die finanzielle Sicherheit und auch auf die psychische Gesundheit haben. Die Angst vor den langfristigen Konsequenzen kann bei steigenden Beträgen ausgeprägter sein.
Die psychologischen Auswirkungen von Betrug variieren also individuell sehr stark. Einige Menschen haben eine stärkere Persönlichkeit und können besser mit finanziellen Verlusten umgehen, während andere schwerwiegender von den emotionalen Auswirkungen betroffen sein könnten, bis dahin, dass sie keinen Ausweg mehr sehen und Suizid begehen.
Ich mache eine Wette, dass sich jetzt der eine oder andere angesprochen fühlt: Ein Kauf über Instagram, ein Ferienwohnungsmietvertrag über Facebook oder eben eine Anlageinvestition über welche Plattform auch immer. Ein Klick hier, ein Klick da – das Internet ist schnell, einfach, scheint unproblematisch. Bis man erfährt, dass es den Vermieter, den Shop oder das lukrative Investment gar nicht gibt und man einem Betrug auf den Leim gegangen ist. Wahrscheinlich hat man anschliessend versucht, den Kauf oder Vertrag rückgängig zu machen, hat umgehend die Kreditkartenfirma kontaktiert, um die Karte zu sperren und das Geld wieder zurückfordern zu können. Meist ist das aber ein hoffnungsloses Unterfangen, weil man zu spät ist oder schlicht in vielen Fällen weder Email noch Telefonnummer vorhanden sind, um den Anbieter zu belangen. Die Betrüger haben längst ihre Spuren verwischt. Also legt man diese leidige Sache stillschweigend zu den Akten. Nur kein Aufsehen erregen, denn irgendwie ist einem das Ganze peinlich und man kann ja sowieso nichts machen. Doch wir sind Menschen und machen Fehler. Vor allem aber sind wir auch nach über dreissig Jahren Internet immer noch Neulinge in der virtuellen Welt, die sich laufend und im Sekundentakt weiterentwickelt. Wie gut wir auch die Features und Möglichkeiten im Netz zu kennen glauben, es kann geschehen, dass wir uns dennoch in Situationen hineinbegeben, die uns verzweifeln lassen.
In der Zeit, in der ich das Buch schrieb, kam die ganze Wut und Verzweiflung der letzten Monate wieder hoch. Mit jedem geschriebenen Satz musste ich mich erneut mit den Tatsachen auseinandersetzen. Ich denke, das ist auch der Grund, weshalb ich heute bewusster und sicherer durchs Leben schreite. Ich filtere und durchleuchte alles mehrere Male im Voraus. Ich wehre mich aber dagegen, allem und jedem mit Misstrauen zu begegnen.
Als ich mein Malheur meinem engsten Kreis erzählte, gab es leider auch einige Stimmen, die ausser Argwohn und Kopfschütteln nichts beizutragen hatten. Natürlich ist es immer einfach zu urteilen und vor allem zu verurteilen. Insbesondere, wenn man noch nie in eine solche Situation geraten ist und diese Erfahrung einem fremd ist. Ich höre immer noch die bissigen Kommentare wie «Ich würde nie in eine solche Lage kommen» oder «Man weiss doch, dass man im Internet niemandem trauen kann» oder «Wie blöd muss man sein, einem Fremden im Internet so viel Geld zu überweisen». Ja, solche Kommentare haben sicher ihre Berechtigung, aber die virtuellen Verbrecher agieren in so vielen Bereichen mit solcher Professionalität, dass man es meist nicht merkt, bis man vor dem Scherbenhaufen steht. Sie betreiben ihr Business 24/7, und sie agieren perfide und mit psychologischem Handwerk. Die neu geschaffene virtuelle Welt bietet ungeahnte Möglichkeiten für kriminelle Aktivitäten, ohne je dafür belangt zu werden. Ein nahezu gesetzloses Traumland mit Nischen, Unterschlüpfen und Dickichten, in denen man einfach und schnell seine Spuren verwischen kann. Wer kann schon beurteilen, ob hinter dem Foto des neuen Followers tatsächlich diese Person existiert oder es nicht einfach nur ein missbrauchtes Foto eines Unwissenden ist. Bis der Betrug aber auffliegt, ist der Betrüger schon über alle Berge, und die Cyber-Kriminalisten folgen meist im Tempo eines hinkenden Greisen nach. Nach mittlerweile fast dreissig Jahren des World Wide Web gibt es noch immer keine «Virtuel Worldwide Legislation». Gemäss dem amerikanischen «Cybercrime Magazine» werden die Schäden durch Cyberkriminalität bis 2025 weltweit auf jährlich ca. 10.5 Trillionen US-Dollar steigen. Das zeigt, wie viele Menschen und Unternehmen betroffen sein werden und wie sehr und wie lange die virtuelle Welt unterschätzt wurde. 2010 las man erste Zeitungsberichte über die «Gesetzlosigkeit» des Internets, wobei es sich damals noch um von Studenten kopierte Inhalte, verstopfte Posteingänge durch tausendfach versandte Emails oder die Sicherheit der Computer handelte. Schon damals schrieb man über die Notwendigkeit einer zentralen Verwaltung und Gesetzgebung fürs Internet, aber offensichtlich wurde das Momentum dafür verpasst, und das World Wide Web hat sich weiter anonymisiert und verselbständigt. Die Verbrecherorganisationen steigern ihre Umsätze jährlich um fünfzehn Prozent um Milliardenbeträge durch Phishing- und Schadsoftware oder Cyberattack-Services, die im Darknet zur Verfügung stehen. Wer sollte da noch die Macht haben, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen? Es ist beängstigend und schockierend, dass sogar international tätige Konzerne oder Regierungsorganisationen immer noch Sicherheitslücken aufweisen und mit der Aufrüstung ihrer Verschlüsselungssoftware nicht nachkommen. Neuerdings greifen die Betrügerbanden auch über Social Media Plattformen wie Facebook, Instagram oder Tiktok mit gefakten Werbenachrichten verschiedener gefakter Medienseiten wie Spiegel-TV, Höhle der Löwen oder Blick an. Mit Titeln wie «Höhle der Löwen macht Schweizer reich!» oder «Roger Federer investiert auch in Bitcoin» sowie Kommentaren von glücklichen Nutzern, wie reich sie in kurzer Zeit geworden sind, versuchen die Täter die Nutzer auf irgendwelche vermeintliche Investitionsplattformen zu ziehen, wo sie dann abgezockt werden. Das Interessante dabei ist, dass die Werbeplätze offiziell gekauft werden und die technisch hochversierten Unternehmen wie Meta erstaunlicherweise nichts gegen diese Machenschaften unternehmen können oder wollen, da auch diese Kundengruppe den Konzernen gutes Werbegeld einbringen. Auch wenn ein Unternehmen gehackt wird, so wird dies nicht gleich an die grosse Glocke gehängt, um das Vertrauen der Geschäftspartner und Kunden nicht zu gefährden. Diese Firmen machen also genau dasselbe, wie geschädigte Privatpersonen: Sie schweigen.
Doch etwas darf bei all dem nicht vergessen werden: Die vielen Geschädigten aus den diversen Betrugsmaschen sind nicht die Täter, egal wie naiv und gutgläubig, oder mit welchen Motiven und Träumen vor Augen, sie diesen Betrügern ins Netz gegangen sind.
Das Leben besteht zu 10%
aus dem, was dir widerfährt
und zu 90% aus der Art und
Weise, wie Du darauf reagierst.
(Charles R Swindoll)
Das einschneidende Erlebnis
Ein scheinbar gewöhnlicher Tag entpuppte sich als der Beginn meiner Reise in eine Welt, die meine Vorstellungskraft übertraf. Es war ein Telefonat, das ganz harmlos begann, doch dessen Konsequenzen mein Leben um 180 Grad drehen sollten. Die freundliche Stimme der Dame am anderen Ende der Leitung schien seltsam vertraut. Ihr Name war Emily Lanz. Doch unbemerkt legte sie bereits bei diesem ersten Gespräch eine unsichtbare Schlinge um meinen Hals, und die Unterhaltung wurde zum Eintritt in ein Drama voller Intrigen, Täuschungen und verlockender Versprechen. Mein Wissen über Online-Trading war damals rudimentär, ein Umstand, den die Betrüger geschickt zu nutzen wussten. Über die Telefonleitungen hinweg wurden in dem Moment bereits die Grundlagen für ein Schauspiel gelegt, dessen Finale mein Leben nachhaltig verändern sollte. Die entscheidenden Sätze, die meine Naivität offenbarten – «Ich kenne mich im Online-Trading nicht aus» und «Ich hätte nichts gegen eine Million einzuwenden» – wurden zu den Schlüsseln, welche die Tür zu meinem späteren Schicksal öffneten. In einem scheinbar belanglosen Telefonat legte ich meine Karten offen, ohne zu ahnen, dass dies der Auftakt zu einer Achterbahnfahrt durch die Hölle sein würde.
Meine Geschichte ist mehr als nur ein persönliches Drama; sie ist eine Warnung an alle, die sich in vermeintlich harmlosen Gesprächen wiederfinden. Hinter den freundlichen Stimmen lauern gefährliche Abgründe, und oberflächliche Floskeln können zu verhängnisvollen Fallen werden. Der fatale Anruf war für mich der Beginn eines Albtraums, den ich mir nicht einmal in meinen kühnsten Träumen ausgemalt hätte.
Aber zurück zum Anfang. Es fing alles mit einer Facebook Nachricht an, worin stand: «Es ist so toll, ich habe 250 Euro investiert und nach kurzer Zeit bereits 2'750 Euro auf mein Konto überwiesen bekommen. Ich kann es nur empfehlen!» Diese Nachricht hatte ich in den vergangenen Wochen schon zwei, drei Mal von der gleichen, befreundeten Person, der Partnerin des ehemaligen Schwimmlehrers meines Sohnes, erhalten und hatte sie bisher ignoriert. Jedoch an diesem Abend vom 16. März 2022 sprang ich auf diese Nachricht an. Da ich selbst im Network-Marketing tätig bin, dachte ich mir nichts Negatives dabei. Die 250 Euro taten auch nicht weh und diesen kleinen Betrag konnte ich sogar über die angesparten Punkte meiner Debitkarte bezahlen. Das Risiko war also klein und ich konnte mal schauen, ob es tatsächlich funktionierte. Gesagt getan. Ich klickte auf den angefügten Link und musste mich registrieren, um die 250 Euro einzuzahlen. Ich bekam umgehend die Antwort, dass ich herzlich willkommen sei, und dass sich umgehend ein Berater bei mir melden würde. Es war unglaublich - kaum hatte ich die E-Mail gelesen, schon klingelte mein Mobile und eine Dame namens Emily Lanz gratulierte mir zu meinem Entscheid und klärte mich über das weitere Vorgehen auf. Sie teilte mir mit, dass ich am Folgetag eine E-Mail erhalten würde, über welche ich die notwendigen Dokumente und meine Passkopie einreichen sollte, damit alles legal ablaufen könne. Es machte Sinn, und ich kannte dieses Vorgehen bereits von meiner Anlagebank. Am nächsten Tag erhielt ich, wie vorangekündigt, die besagte E-mail und sendete die angeforderten Dokumente ein. Ich war sehr gespannt, was aus den 250 Euro werden würde. Aber ein Versuch war es Wert.
Einen Tag später, nachdem ich alles eingereicht hatte, meldete sich eine männliche Stimme telefonisch über WhatsApp und stellte sich als Senior Broker Daniel Mayo vor. Er habe das Vergnügen, mich als Kundin betreuen zu dürfen, da ich grössere Ziele verfolgen würde. Er sei auch darüber informiert worden, dass ich mich nicht gut mit Finanzprodukten auskennen würde, und er würde alles daransetzen, dass ich ein besseres Verständnis dafür bekäme. Er sei schon seit mehreren Jahren in diesem Geschäft tätig und interessiert, Geld für seine Kunden, aber auch für sich selbst, zu verdienen.
Danach gab er seinen Tarif durch, der sich bei einer investierten Summe bis 50'000 Euro auf drei Prozent und ab 50'000 auf sieben Prozent belief. Die Tarife waren saftig, aber mir schien es in Ordnung zu sein, dass er auch seinen Anteil am Gewinn haben sollte, wenn er denn auch Ergebnisse lieferte.
In den nächsten Tagen führte mich mein neuer Berater in die Trading Plattform namens TEDEX ein, damit ich die Entwicklung meines Geldes Schritt für Schritt und in Echtzeit nachverfolgen konnte. Seine Stimme war sehr angenehm und die direkte, professionelle Art gefiel mir. Er machte keinen Hehl daraus, dass er selbst auch Geld verdienen und das bestmögliche für beide Parteien rausholen wollte. Er wirkte kompetent und überzeugend, und meine Fragen beantwortete er umgehend und erklärte mir immer die entsprechenden Analysen und Charts dazu. Er begann auch, mich über Tagesgeschehen wie den Ukraine-Krieg zu informieren und war der Meinung, dass diese Situation der richtige Zeitpunkt sei, kurzfristig in Rohstoffe zu investieren, um einen maximalen Gewinn zu erwirtschaften. Es klang alles plausibel, denn Rohstoffe waren das Thema, welches in allen Medien allgegenwärtig war. Und parallel dazu zeigte mir die Trading Plattform, dass ich innert drei Tagen bereits einen Gewinn von 600 USD eingefahren hatte.
Die meisten Leser werden spätestens jetzt den Kopf schütteln und sich fragen, wie naiv man sein kann. Das ist ok und mit meinem heutigen Wissen respektiere ich das auch, denn im Nachhinein habe ich mir diese Frage mindestens 1000-mal gestellt.