Noah sucht den Herbst - Rainer Gross - E-Book

Noah sucht den Herbst E-Book

Rainer Gross

0,0

Beschreibung

Der Sommer ist fort, und der Herbst kommt nicht. Die Jahreszeiten stimmen nicht mehr, und alles gerät in Unordnung. Was tun? Da macht sich der kleine Noah kurzerhand auf den Weg, um den Herbst zu suchen und ihn herzuholen. In der Stadt, auf dem Feld und im Wald bei den Tieren findet er ihn nicht. Aber er versteht allmählich die Zusammenhänge in der Natur und wie wichtig der Herbst ist für die Menschen und die Tiere. Als er ihn schließlich findet, trifft er auf einen wilden, trotzigen Kerl, der in Streik getreten ist. Kann Noah ihn überreden, doch noch zu kommen?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 56

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Sommer ist fort, und der Herbst kommt nicht. Die Jahreszeiten stimmen nicht mehr, und alles gerät in Unordnung. Was tun? Da macht sich der kleine Noah kurzerhand auf den Weg, um den Herbst zu suchen und ihn herzuholen.

In der Stadt, auf dem Feld und im Wald bei den Tieren findet er ihn nicht. Aber er versteht allmählich die Zusammenhänge in der Natur und wie wichtig der Herbst ist für die Menschen und die Tiere.

Als er ihn schließlich findet, trifft er auf einen wilden, trotzigen Kerl, der in Streik getreten ist. Kann Noah ihn überreden, doch noch zu kommen?

Rainer Gross, Jahrgang 1962, geboren in Reutlingen, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Theologie. Heute lebt er mit seiner Frau als freier Schriftsteller wieder in seiner Heimatstadt. Er wurde 2008 mit dem Friedrich-Glauser-Debütpreis ausgezeichnet.

Bisher sind rund siebzig Titel von Rainer Gross erschienen. Dies ist sein erstes Kinderbuch.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Der Sommer ist weg!

Kapitel 2: Im Freibad

Kapitel 3: Auf dem Rummelplatz

Kapitel 4: Im Park

Kapitel 5: Auf dem Drachenhügel

Kapitel 6: Draußen auf dem Feld

Kapitel 7: Im Wald

Kapitel 8: Der Dachs

Kapitel 9: Unten am Fluss

Kapitel 10: Der Dichter

Kapitel 11: Der Herbst

Kapitel 12: Nach Hause

Kapitel 1: Der Sommer ist weg!

Eines Morgens erwachte Noah in seinem Bettchen und merkte, dass sich draußen vor dem Fenster etwas verändert hatte. Er zog sich an und trat vor die Tür. Tatsächlich: Es war kühler geworden, ein launenhafter Wind tollte durch die Straßen, der Himmel war nicht mehr blau, sondern voller Wolken, die Blumen waren verschwunden, und die Vögel saßen aufgeplustert auf den Zweigen.

Der Sommer war weg!

Von einem Tag auf den Anderen.

Die Leute hatten ihre Mäntel und Jacken zugeknöpft und schauten missmutig drein. Die Eisdiele hatte geschlossen, die Fahnen vor dem Rathaus waren eingeholt, niemand saß mehr auf dem Rasen im Park, sondern ordentlich und still auf den Bänken.

Die Bäume wussten nicht, was sie tun sollten. Manche färbten ihre Blätter rot und gelb, andere machten weiter wie bisher und grünten.

Jetzt müsste eigentlich der Herbst kommen, dachte Noah und ging durch die Straßen zum Bäcker. Er wollte sich die bunten Zuckerkringel kaufen, die es im Sommer immer gab.

Aber der Bäcker schüttelte bedauernd den Kopf.

»Zuckerkringel gibt es nur im Sommer«, sagte er. »Im Herbst gibt es Zwetschgenkuchen.«

»Au ja«, sagte Noah, »den esse ich auch gern.«

»Wir haben aber noch keinen«, sagte der Bäcker bedauernd und zeigte auf die leere Vitrine.

»Und warum nicht?«

»Weil die Zwetschgen noch nicht reif sind. Zuerst muss der Herbst kommen.«

»Ja, aber wo ist er denn?« Noah verstand nicht.

Der Bäcker zuckte die Schultern. »Vielleicht hat er verschlafen. Oder er ist aufgehalten worden. Oder er findet dieses Jahr den Weg nicht.«

»Ja, aber das geht doch nicht!« Noah konnte es nicht fassen. Wieso kam der Herbst nicht, wie er es jedes Jahr getan hatte?

»Jemand muss ihn suchen gehen«, sagte der Bäcker und lachte. Es war als Scherz gemeint, aber Noah nahm es ernst.

Als er wieder auf der Straße stand, beschloss er: Ich werde derjenige sein, der den Herbst suchen geht! Ich werde losziehen und mich auf die Suche machen. Es geht nicht, dass der Sommer weg ist und der Herbst nicht da. Dann wird auch der Winter nicht kommen, denn ohne den Herbst gibt es keinen Winter.

Noah fuhr mit der Straßenbahn bis zum Freibad. Er wusste nicht, wo er suchen sollte, aber er wollte sehen, ob der Sommer etwa noch im Freibad geblieben war und den Herbst von seinem Kommen abhielt.

Kapitel 2: Im Freibad

Als er am Freibad ankam, lag alles verlassen. Sonst drängten sich die Leute vor dem Eingang, bildeten lange Schlangen, Mädchen und Jungen in Badehosen und die Saisonkarte um den Hals, Mütter und Väter mit Handtüchern und Körben und Liegestühlen. Jetzt war da gar niemand.

Als Noah zum Eingang lief, wurde gerade zugemacht. Er schlüpfte noch hinein. Drinnen stand er vor dem geschlossenen Eisstand, und auch die Pommesbude war verrammelt.

Der Bademeister in seinen kurzen Hosen und Gummischlappen sah aus wie im Sommer, aber er schaute verdrossen drein.

»Was willst du denn noch?«, fragte er Noah.

»Schauen, ob der Sommer vielleicht noch hier ist«, antwortete Noah.

Der Bademeister lachte. »Ganz sicher nicht. Wir schließen das Bad gerade für den Winter. Komm, ich zeig's dir!«

Er begleitete den Bademeister zu den Schwimmbecken. Auf der Liegewiese war niemand zu sehen. Sonst saßen hier Menschen auf Tüchern und sonnten sich, mit Sonnenbrillen und Sonnenmilch, und auch die Papierkörbe, um die sonst die Wespen surrten, waren geleert worden.

Noah sah, dass im Schwimmbecken noch Wasser war.

»Hier kommt niemand mehr her«, erklärte der Bademeister. »Nur ein paar ältere Herren, die in aller Ruhe ihre Bahnen schwimmen.«

Im Sprungbecken war das Wasser schon abgelassen. Leer und hellblau gestrichen lag es da, ein paar Blätter auf dem Grund. Unterm Sprungturm war es fünf Meter tief, erst jetzt sah Noah, wie tief es hinunter ging.

Im Sommer merkte man das gar nicht.

»Wir machen die Becken sauber. Mit dem Wasserstrahler. Wir richten schon alles für den Winter her«, sagte der Bademeister.

Nein, dachte Noah: Der Sommer ist wirklich nicht mehr hier! Aber der Herbst war auch noch nicht gekommen.

»Und was ist mit dem Herbst? Muss der nicht vorher kommen?«, fragte Noah.

»Das ist mir egal. Wir machen alles so, wie wir es immer um diese Zeit machen. Ob der Herbst nun kommt oder nicht, spielt keine Rolle!«

»Aber wo könnte er denn stecken? Warum kommt er nicht?«

»Davon verstehe ich nichts«, sagte der Bademeister und brachte Noah zurück zum Eingang. »Ich bin nur Bademeister. Komm nächsten Frühling wieder!«

Wenn es nächstes Jahr einen Frühling gibt, dachte Noah verzweifelt. Wenn es keinen Herbst gab, gab es auch keinen Winter, und alles geriet in Unordnung.

Er ging zurück zur Straßenbahnhaltestelle und fuhr in die Stadtmitte. Zum Festplatz. Dort sollte in ein paar Tagen das große Herbstfest stattfinden. Jahrmarkt, Kirmes und Rummel, mit Riesenrad und Geisterbahn und allem.

Kapitel 3: Auf dem Rummelplatz

Auf dem Festplatz sah es merkwürdig aus. Viele Buden waren noch nicht aufgebaut, das Riesenrad ragte halb fertig in den grauen Himmel und sah aus wie ein Skelett, keine Lichter leuchteten, und die Seifenblasenmaschine machte keine Seifenblasen.

Der Platz lag traurig und öde da. Die Schausteller und Betreiber der Fahrgeschäfte standen ratlos herum oder besprachen sich in kleinen Gruppen.

Noah ging zu einer hinüber und wollte hören, was sie zu sagen hatten.

»Du bist zu früh«, sagte der Geisterbahnmensch, der in seiner Geisterbahn noch keinen Strom hatte. »Es ist noch nicht geöffnet.«

Noah wunderte sich. »Aber es ist ja alles nur halb aufgebaut.«