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Einen idyllischen Sommer erhofft sich Richard, ein deutscher Pfarrer i.R., im Schärengarten Stockholms. Er fährt angeln, geht schwimmen, besucht seine Nachbarin Malin und sitzt vor seiner Staffelei und malt. Doch selbst im Paradies holt ihn der Frust seines unerfüllten Pfarrerlebens wieder ein. Er hadert mit Gott und zieht verdrossen Bilanz. Da kündigt sein Sohn Ulf seinen Besuch an. Seit langer Zeit hat sich der Sohn vom Vater abgewandt. Was will er nun plötzlich? Alte Wunden aufreißen? Ihm Vorhaltungen machen? Es wird ein denkwürdiger Sommer für Richard, der Weichen für die Zukunft stellt.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Einen idyllischen Sommer erhofft sich Richard, ein deutscher Pfarrer i.R., im Schärengarten Stockholms. Er fährt angeln, geht schwimmen, besucht seine Nachbarin Malin und sitzt vor seiner Staffelei und malt.
Doch selbst im Paradies holt ihn der Frust seines unerfüllten Pfarrerlebens wieder ein. Er hadert mit Gott und zieht verdrossen Bilanz.
Da kündigt sein Sohn Ulf seinen Besuch an. Seit langer Zeit hat sich der Sohn vom Vater abgewandt. Was will er nun plötzlich? Alte Wunden aufreißen? Ihm Vorhaltungen machen?
Es wird ein denkwürdiger Sommer für Richard, der Weichen für die Zukunft stellt.
Rainer Gross, Jahrgang 1962, geboren in Reutlingen, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Theologie. Heute lebt er mit seiner Frau als freier Schriftsteller wieder in seiner Heimatstadt. Er wurde 2008 mit dem Friedrich-Glauser-Debütpreis ausgezeichnet.
Bisher sind rund siebzig Titel von Rainer Gross erschienen. Zuletzt veröffentlicht: Novemberland (2023); Schafsgezwitscher (2023); Das heiratende Mädchen (2023); Jesus trinkt den Kaffee schwarz (2024); Café im Hof (2024); Abschied in Cork (2024); Jahrtausendwende (2025); Gezeitenwechsel (2025).
Was kümmert mich der Schiffbruch der Welt, ich weiß von nichts als meiner seligen Insel.
FRIEDRICH HÖLDERLIN, HYPERION
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Fika. Kaffeezeit. Er holt den Becher aus dem Schrank, setzt Wasser auf und löffelt aus der Kaffeedose drei Maß in den Filter.
Hat er noch genug Kaffee? Zwei Pack. Die vakuumgepressten lila Tüten. Das reicht noch eine Woche.
Kaffeezeit. Gemütlich und besinnlich. Besinnen worauf? Auf das Leben, das hier verstreicht wie einer Honig auf einem Butterbrot.
Als das Wasser kocht, gießt er auf. Er sieht zu, wie im Filter der braune Spiegel langsam sinkt. Er hört es in den Becher träufeln.
Er trinkt den Kaffee schwarz mit Zucker.
Draußen singt eine Amsel im Apfelbaum. Er schaut hinaus. Was alles hierher gekommen ist! Hemö: kleine Insel, Heimat für Tiere. Zuflucht. Oase.
Er holt einen kleinen Teller aus dem Schrank. Dann merkt er, dass noch einer auf der Spüle steht. Er stellt den Teller zurück und nimmt den gebrauchten.
Aus der Zellophanpackung knistert er eine Zimtschnecke, die er in Astrids Lädchen gekauft hat. Weich und klebrig. Astrids Livs, auf der Nachbarinsel.
Er legt das Gebäck auf den Teller und stellt ihn auf den Tisch.
Der Kaffee ist durchgelaufen. Er hebt den Becher an. Er ist schwer. Ein bisschen knickt sein Handgelenk ein, als er ihn zum Tisch trägt.
Der Tisch steht am Fenster. Dort kann er hinaus schauen. Auf den Garten. Den Fußweg, der zum Strand führt. Zuerst über die Wiese, dann durch das Wäldchen, dann durch die Heide.
Die Insel ist klein. Er weiß es nicht in Hektar. Von einem Ende zum anderen braucht er zwanzig Minuten, in Nordsüdrichtung eine Viertelstunde.
Er ist froh, dass er jeden Sommer hierher fahren kann. Immer noch. Seit fünfzehn Jahren. Hat das Häuschen gekauft, um allein zu sein. Weg von allem. Weg vom Pfarrhaus, von der Gemeinde, vom Kirchenvorstand.
Aus der Welt sein.
Hat seinen Sohn Ulf und seine Frau Helga für ein paar Wochen daheim gelassen. Seit er im Ruhestand ist, kann er sich für drei Monate einrichten. Juni, Juli und August.
Er ist jetzt siebzig. Pfarrer i.R. Er hat es hinter sich. Denkt er. In den letzten Dienstjahren hat er das Sommerhaus gebraucht.
Er hätte es sonst nicht ausgehalten.
Er brauchte seinen Rückzug. Auch zuhause. An den Feiertagen mehrere Gottesdienste. Immer für die Gemeinde verfügbar. Kein Privatleben. Schloss sich oft in seinem Studierzimmer ein und blieb den Abend über verschwunden.
Wenig Zeit für die Familie. Es war keine sonderlich glückliche Ehe, denkt er. Helga versorgte den Haushalt und half in der Gemeinde mit. Gott hab sie selig.
Wenn er nicht Pfarrer gewesen wäre, denkt er, hätte er sich scheiden lassen.
Ich bin ein schwacher Mensch, denkt er oft von sich. Das bisschen Kraft brauchte er, um seine Arbeit zu bewältigen.
Und das Sommerhaus, das hat er auch gebraucht. Zwölf Jahre lang.
Aber das ist vorbei.
Er spricht ein kurzes Tischgebet. Halblaut, mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen. Aus Gewohnheit.
Alle guten Gaben,
alles was wir haben,
kommt o Herr von dir.
Wir danken dir dafür.
Dann nimmt er einen Schluck. Der Kaffee ist genau richtig. Ein bisschen schokoladig, ein bisschen blumig und nicht so scharf geröstet. Dann beißt er von der Zimtschnecke ab.
Er weiß nicht, was der Tag bringen wird. Heute Morgen hat er begonnen, den Gartenzaun zu streichen. Dann hat er die Beete gegossen.
Bald ist Mittsommer. Auf Blidö wird gefeiert werden. Ein großes Fest. Besucher und Gäste. Das wird schön.
Lange sitzt er am Nachmittag vor dem Haus. Der kleine Garten innerhalb des Zauns duftet warm. Einen halben Meter Boden, dann kommt der Fels.
Heiteres Gärtnern in der Mittagssonne, händeln mit Gießkanne und Schaufel, lauen Wässerchen aus der Regentonne. Das gefällt ihm.
In der Regentonne brüten die Mücken. Zahllos wimmeln die Larven und knicksen steif durchs Wasser.
Mücken stören den Schlaf. Mücken stören die Fika auf der Veranda, am Nachmittag. Der Wind vertreibt sie.
Das Gemüse reift schnell im Sommer. Lange Tage, mildes Klima. Der Mangold schiebt schon Blätter, der Kohl rundet sich. Gelb zieht er die Möhren aus der dunklen Erde. Nicht zur Verpflegung. Nur um etwas zu tun.
Er freut sich auf den Abend. Dann wird er wieder unten an den Felsen sitzen, am Anleger, und übers Wasser schauen.
Die langen Abende vor Mittsommer.
Die Dämmerung, die spät übers Meer kommt. Das Mitternachtslicht. Das nordische Abendlicht. Skymning heißt es auf Schwedisch.
Es sind leichtmütige Tage, die er hier verbringt.
Im Schärengarten. Dreißigtausend Inseln.
Manche wohnen auf einer von ihnen und arbeiten in der Hauptstadt. Manche bestellen ihre Felder und fangen Fische. Manche machen Kunst oder Börsengeschäfte. Manche mieten sich ein und verbringen robinsonhaft einen Sommer.
Zwei Koffer. Ein Boot. Kein Telefon. Kein Handy. Helle Nächte.
Heute ist er mit dem Boot zu Astrids Lädchen gefahren, der kleinen, aber gut sortierten ICA-Filiale auf Kvällsöra, und hat eingekauft, was er für die nächsten Wochen braucht.
Das Häuschen ist alt. Erdgeschoss mit Dachzimmer. Kühlschrank, Elektroherd, Eisenofen, Durchlauferhitzer.
Fernseher braucht er nicht. WLAN auch nicht.
Es riecht nach Holz und Sonne, bei Regen nach Moder und Schimmel.
Spinnweben in den Fenstern. Asseln unter den Stufen der Verandatreppe. Mäuse, sichtbar an den winzigen Köteln. Kaulquappen in der Zinnwanne.
Wenn in dem kleinen Wäldchen auf Hemö die Blaubeeren reifen und die Pfifferlinge ihren Duft verströmen, wird er wieder gehen.
Drei Monate weg von zuhause. Weg von den vier Wänden, die ihn anstarren, von der Unzufriedenheit, die ihn immer wieder überkommt.
Drei Monate im Rhythmus des Meeres. Boote ankommen und abfahren sehen. Das Postboot. Das Müllboot. Die Fähren der Waxholmsbolaget.
Die langen Abende am Strand. Die Kiesel knirschen. Die runden Felsen sind noch warm von der Sonne. Das Wasser seidig und kalt. Glatter Spiegel, auf dem das Licht blüht.
Er sitzt dann und schaut aufs Meer. Gedanken kommen und gehen. Wie Wolken.
Nichts bleibt. Nichts ist wichtig. Die Zeit verrinnt und versickert, bis er sie nicht mehr spürt. Das ist Freiheit.
Manchmal, wenn ihm die Insel zu klein wird, fährt er hinaus in die äußeren Schären. Zum Ålandmeer.
Nur noch blanker Fels dort. Das steigende Meer, steigend bis zur Kimmung. Winzige rote Spinnen auf dem Stein. Wie kommen sie hierher?
Er sitzt dann im Schoß des Meeres und muss niemand mehr sein. Der Kopf leer von Weite und Licht. Einsame Laute: die Möwen; die Wellen; der Wind.
Still kehrt er in der Dämmerung zurück.
Manchmal ist es gut, dass die Insel klein ist. Sie ist übersichtlich. Er reicht mit seinen Gedanken überall hin.
Sie ist vertraut und harmlos.
Am anderen Ende wohnt eine Frau. Allein. Er kennt sie. Sie besuchen einander. Sie sitzen manchmal gemeinsam auf ihrer Veranda. Ihr Haus liegt direkt am Meer, in den Felsen.
Manchmal macht er den Weg zu ihr mit dem Boot. Das dauert genauso lang, macht aber mehr Spaß.
Wenn er sie besucht, macht sie ihm gleich einen Kaffee.
Sie heißt Malin.
Eigentlich komisch, denkt er, dass eine Frau in den besten Jahren hier auf der Insel sitzt. Sie arbeitet als Übersetzerin von zuhause aus. Ihre Kinder sind in Stockholm. Besuchen sie manchmal.
Dann ist Highlife in ihrem Häuschen. Sie putzt sogar vorher.
Malin ist dann ganz aufgelöst, und als sie wieder gehen, hat sie feuchte Augen.
Er mag es nicht, wenn sie traurig ist. Er möchte, dass sie glücklich ist. Sie mit ihrem kleinen Leben auf dieser kleinen Insel.
Manchmal glaubt er, dass Malin ein Geheimnis hat.
Seit dem Tod seiner Frau denkt er manchmal daran, sich wieder zu binden. Aber im Grunde gefällt ihm das Alleinsein. Er war immer allein, auch während seiner Ehe.
Er mag Malin. Aber er könnte sich nicht vorstellen, mit ihr zusammen zu leben. Malin gehört zur Insel, zum Schärengarten, zu seiner Sommerexistenz.
Sommerleben.
Sein Tageslauf ist nicht festgelegt.
Aufstehen, wenn er ausgeschlafen hat. Waschen, Frühstück. Im Boot am Anleger. Mittagessen. Einkaufsfahrten. Mittagsschläfchen. Fika. Spaziergang durch die Heide. Abends am Anleger.
Oder auch ganz anders. Ein überraschender Besuch. Die Lust, jemanden kennen zu lernen, und eine Fahrt zu einer Nachbarinsel.
Ausflügler mit ihrem Boot, die anlegen und die Insel erkunden. Etwas geht kaputt und muss repariert werden. Das Meer spricht zu ihm, und er fährt angeln. Irgend so etwas.
Alles gleich und immer anders.
Die Uhren ticken anders im Schärengarten. Die Fähren fahren in ihrer eigenen Zeit.
Er freut sich auf die drei Monate.
Diesmal hat er sich etwas Besonderes ausgedacht: Er will malen.
In den Schären wohnen viele Künstler. Astrid Lindgren hatte hier ihr Sommerhaus.
Inseln für Schriftsteller. Und für Maler.
Wie ihn zum Beispiel.
Er sitzt am Anleger auf seinem Klappstuhl. Leise plätschert das Wasser gegen die Pfosten. Das Boot schaukelt.
Zufrieden denkt er daran, dass er sich vorgenommen hat, wieder mit dem Malen anzufangen.
Die Idee ist ihm erst jetzt, im dritten Jahr seines Ruhestandes, gekommen.
Früher, als junger Kerl, wollte er Maler werden. Hatte es sich selbst beigebracht. War ein Jahr lang in Nordeuropa unterwegs gewesen, mit dem alten VW-Bus und seinem Malzeug.
Dann kam er zum Glauben. Studierte Theologie. Als Pfarrer malte er nur noch selten. Zur Entspannung. Auch hier brauchte er Zeit für sich.
Das Malen damals beruhigte ihn. Er ließ das eine oder andere Bild rahmen und hängte es im Pfarrhaus auf. Helga gefielen die Bilder. Richard, staunte sie, du kannst ja richtig malen!
Ulf nahm keine Notiz davon.
Ich habe meine Arbeit getan, denkt er versonnen. Ich habe sie gern getan, aber sie hat mich nicht erfüllt. Im Grunde war sie vergeblich.
Eigentlich war er immer unzufrieden.
Seit seinem Ruhestand suchen ihn seltsame Gemütsverdüsterungen heim,. Anfälle von Verdrossenheit und Niedergeschlagenheit, eine Wut, die plötzlich ausbricht.
Er weiß nicht, woher das kommt. Er wird dann übellaunig und reizbar. Kann sich zu nichts aufraffen. Sieht alles schwarz. Das Leben, besonders das vergangene, erscheint sinnlos.
Er versteht das nicht. Er denkt, dass er selber daran schuld ist. Irgendetwas macht er falsch. Es geht ihm doch gut! Er sollte dankbar sein. Das Grübeln macht es noch schlimmer.
Davor ist er seit ein paar Jahren auch geflohen. In die Sommer im Schärengarten. Hier ist es besser. Aber seit letztem Jahr fängt es auch hier an.
Dann ist es gut, sich abzulenken. Etwas tun, im Garten, im Haus. Das Haus streichen. Das Dach neu decken. Die Regenrinne reparieren. Aber dann stellen sich die Dinge quer und sperren sich, etwas geht schief, er wird ungeduldig und wütend.
Befreiung bringt nur das Meer.
Er sitzt bis Mitternacht am Anleger, eine Flasche Aquavit neben sich, und lässt die Gedanken treiben.
Als er heimkommt, ruht der Garten in der Dämmerung. Es riecht nach Pflanzen und Erde. Die Kräuter duften. In der Wiese zirpen die Heimchen.
Doch, hier ist es besser.
Gott sei Dank!
Er merkt es schon beim Aufstehen. Eine halbe Stunde Wachwerden, und der Tag steht wie ein Berg vor ihm. Wie ein Dickicht, das er langsam und geduldig durchdringen muss. Aber er hat keine Geduld.
Er sitzt auf dem Bettrand und grübelt vor sich hin. Er fühlt sich, als hätte ihm einer den Hahn abgedreht.
Er steht auf, zieht sich an, wäscht sich am kahlen Waschbecken. Dusche gibt es nicht. Seine Hände greifen nicht richtig, die Seife rutscht ihm aus der Hand, die Zahnpastatube zerknautscht. Seine Nerven liegen blank.
Alles stimmt irgendwie nicht. Nein, er ist es, der nicht stimmt. Verstimmt wie eine Geige im Orchester, lauter schräge Töne.
Er wird wütend über sich selbst. Sitzt hier im Paradies und kann es nicht genießen. Das macht es noch schwieriger.
Manchmal hält die Verdrossenheit an. Über den ganzen Tag. Das lässt ihn fast verzweifeln. Er bekommt Angst, dass das nicht mehr aufhört. Dass die guten Tage, die er in Frieden leben kann, nur Selbsttäuschung sind. Brüchiger Friede, denkt er.
Er kann nicht anders, als es grundsätzlich zu nehmen. Unzufrieden mit seinem Leben. Das ist der Grund. Verbitterung am Ende eines Lebens, das er Gott geweiht hat. Das darf nicht wahr sein!
Er schafft es, sich zu waschen ohne Zwischenfall. Er geht hinunter in die Küche.
Na ja, sagt er sich, man kann nicht immer gute Laune haben. Das kommt vor.
Er macht sich Kaffee und freut sich darauf, ihn zu trinken. Am Küchentisch, in Ruhe. Aus dem Fenster schauen. Die Bäume. Der Heidewald. Das Meer sieht er nicht.
Ich bin manchmal wie eine Fischgräte, denkt er, als er den Kaffee aus der Dose in den Filter schaufelt. Hinterhältig biegsam und spitz. Bleibt einem im Halse stecken. Grätig. Immer diese Metaphern!
Er gießt den Kaffee auf, lässt ihn durchlaufen.
Als er den Kaffeefilter ausleeren will, kippt er ihm, und der Satz rieselt heraus.
Alles vollgekrümelt.
Er flucht und pfeffert den Filter ins Spülbecken.
Der Satz fliegt durch die Gegend, der Rest Flüssigkeit spritzt gegen die Fliesen. Er greift sich den Filter und schmeißt ihn noch einmal hinein, weil jetzt eh schon alles egal ist.
Dabei streift er mit dem Ellbogen die leeren Milchflaschen, sie stürzen um und poltern zu Boden. Sie rollen über die Dielen.
Das macht ihn erst recht wütend. Er schreit und flucht. Eine Milchflasche geht zu Bruch.
Er lässt die Scherben liegen.
Fahrig und verbissen nimmt er einen feuchten Lappen und wischt die Sauerei auf.
Dann sitzt er erschöpft auf dem Küchenstuhl.
Der Tag ist im Eimer. Die heile Inselwelt liegt in Scherben. Alle Mühe vergeblich. Er könnte heulen.
Er hasst es, wenn er flucht. Sein Leben lang Pfarrer gewesen, und jetzt flucht er wegen ein bisschen Kaffeesatz!
Der ganze Tag ist verloren. Es ist wie beim Domino: Kippt ein Stein, fällt gleich die ganze Reihe um.
Die Idee mit der Insel und dem Sommerhaus kommt ihm plötzlich hirnrissig vor.
Zieht sich hier auf eine Insel zurück, weltfern und menschenscheu, und will das Malen wieder anfangen! Ha!
An Malen ist heute nicht zu denken.
Es gibt kein Paradies auf Erden, sagt er sich. Spätestens wenn du hinkommst, ist es keins mehr.
Er trinkt den Becher leer und stellt ihn in die Spüle. Der Zaun draußen fällt ihm ein. Er müsste ihn heute weiter streichen.
Aber heute ist kein guter Tag dafür.
Einen zweiten Wutanfall will er nicht riskieren.
Er will gerade mit dem Boot ausfahren und ist am Anleger, als er das Postboot sieht.