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Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wozu lebe ich? Das sind die drei Grundfragen, die sich der Mensch stellt. Woher ich komme, weiß ich als gläubiger Christ: von Gott. Wohin ich gehe, weiß ich auch: in die Herrlichkeit bei ihm. Nur warum ich dann dieses Leben in einer gefallenen Welt leben muss, ist mir nicht klar. Warum mutet Gott uns zu, fern von ihm zu leben? Wozu ist das gut? Wofür lohnt es sich, dieses Leben auf sich zu nehmen? Es gibt christliche Antworten auf diese Frage, aber sie alle reichen nicht aus. Ein Sinn ist nötig, der erfüllt, der uns morgens aufstehen und den Tag bewältigen lässt. Eine Suche, die letztlich bis in die letzten Gründe der Weltgeschichte führt.
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Seitenzahl: 84
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wozu lebe ich? Das sind die drei Grundfragen, die sich der Mensch stellt.
Woher ich komme, weiß ich als gläubiger Christ: von Gott. Wohin ich gehe, weiß ich auch: in die Herrlichkeit bei ihm. Nur warum ich dann dieses Leben in einer gefallenen Welt leben muss, ist mir nicht klar.
Warum mutet Gott uns zu, fern von ihm zu leben? Wozu ist das gut? Wofür lohnt es sich, dieses Leben auf sich zu nehmen?
Es gibt christliche Antworten auf diese Frage, aber sie alle reichen nicht aus. Ein Sinn ist nötig, der erfüllt, der uns morgens aufstehen und den Tag bewältigen lässt.
Eine Suche, die letztlich bis in die letzten Gründe der Weltgeschichte führt.
Rainer Gross, Jahrgang 1962, geboren in Reutlingen, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Theologie. Heute lebt er mit seiner Frau als freier Schriftsteller wieder in seiner Heimatstadt. Er wurde 2008 mit dem Friedrich-Glauser-Debütpreis ausgezeichnet.
Bisher sind über siebzig Romane und Erzählungen von Rainer Gross erschienen. An Sachbüchern wurde bisher veröffentlicht: Die dunkle Seite Gottes (2025).
Vorwort
Die Sinnfrage
Unverlierbarkeit des Heils
Heiligung?
Erlösung als Lebensziel?
Gute Werke tun?
Licht sein?
Lieben lernen?
Zu Gottes Ehre leben?
Leben als Bewährungsprobe?
Soli Deo Gloria
Auf dem Heimweg
Für alle, die sich auf dieser Welt nicht zuhause fühlen.
Um es vorweg zu sagen: Wer glücklich ist, braucht kein Wozu. Er lebt sein Leben und freut sich als Christ seines Gottes. Der fragt nicht: Wozu lebe ich? Der Sinn steckt im Leben selbst. Wenn es Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, so geht, dann klappen Sie das Buch getrost zu und stellen es ins Regal zurück.
Was aber, wenn Sie nicht glücklich sind? Wenn Ihnen dieses Leben nicht genügt? Wenn Ihnen dieses Leben gar eine Last ist? Wenn Sie Ihr Lebenslied eher in Moll singen als in Dur? Wenn Sie Heimweh haben und unter dieser Welt leiden? Wenn Sie sich fragen, wozu Sie das auf sich nehmen müssen? Was Gott sich dabei gedacht hat?
Dann ist dieses Buch genau das Richtige für Sie.
Die Frage nach dem Sinn seines Lebens muss jeder selbst beantworten. Jeder hat seine persönliche Beziehung zu Gott, jeder seinen Glaubensstil und seine Geschichte. Es gibt Hinweise und Orientierung, in der Bibel und in der christlichen Lehre, aber die entscheidenden Akzente setzt jeder selbst, und jeder muss selbst entscheiden, was für ihn ein befriedigender, erfüllender Lebenssinn ist.
Deshalb kann ich in diesem Buch nur eine ganz persönliche Antwort geben. Unter den Gegebenheiten meiner Lebenssituation: Ich leide seit meiner späten Kindheit an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, kam nach dem Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft mit dreißig Jahren zum Glauben, bin nun mit Anfang sechzig Schriftsteller im Ruhestand, lebe sehr zurückgezogen und gehe auf den letzten Lebensabschnitt zu.
Meine Antwort ist im Laufe meines Lebens geworden. Sie hat sich gegen alternative Antworten herausgeformt. Deshalb möchte ich diese alternativen Antworten vorstellen und zeigen, warum sie mir nicht genügten.
Dieses Büchlein zu schreiben hat mir selbst den Glauben gestärkt. Es war eine wertvolle Erfahrung, alles noch einmal aufzuschreiben und zu durchdenken, woran ich glaube.
So wünsche ich mir, dass dieses Buch auch anderen Menschen, Christen wie Nichtchristen, eine Hilfe und ein Gewinn sein wird und dazu beiträgt, Licht in die Frage aller Fragen zu bringen.
Reutlingen, August 2025
Woher komme ich? Wozu lebe ich? Wohin gehe ich?
Das sind die drei Grundfragen, die sich der Mensch stellt.
Woher ich komme, weiß ich als gläubiger Christ: Ich komme aus Gottes Hand. Mein Leben ist kein Zufall, Gott will, dass es mich gibt.
Wohin ich gehe, weiß ich auch: der endgültigen Erlösung und einem Leben in Ewigkeit bei Gott entgegen.
Aber wozu ich als Christ lebe, das ist mir nicht recht klar. Warum Gott mir zumutet, in dieser gefallenen Welt fern von ihm zu leben. Ich habe mich oft gefragt, warum Gott mich nach meiner Bekehrung mit dreißig Jahren nicht gleich zu sich geholt hat. Warum er will, dass ich noch Jahrzehnte hier auf Erden verbringe, in diesem Leben, das einem Christen mit der Herrlichkeit vor Augen nicht genügen kann.
Ich weiß es nicht. Vermutlich braucht es Christen, um in dieser Welt Wegweiser zu sein, das Reich Gottes zu bauen um der Nichtglaubenden willen. Aber dazu gibt es Tauglichere als mich, dachte ich. Diese Frage muss jeder mit seinem Gott persönlich abmachen.
Rückblickend erscheint mir der Sinn eines Menschenlebens darin zu bestehen, zu Gott zu finden. Doch was bleibt, wenn dies geschehen ist? Wie soll sich der Rest des Lebens gestalten? Was kann mich morgens dazu bringen, aufzustehen und mich dem täglichen Kampf zu stellen? Was trägt mich durch Jahrzehnte voller Unzufriedenheit, mühseligem Alltag und Enttäuschungen hindurch? Was gibt mir den Ansporn, bis zum Schluss durchzuhalten?
Ich suche keine theologischen Richtigkeiten. Ich suche einen Sinn, der mich leben lässt. Einen, der mir Lebensfreude und die Freude an meinem Gott schenkt. Einen Sinn, der mich bedingungslos Ja sagen lässt zu Gottes Willen.
Ich suche das, was meine täglichen Kämpfen, Niederlagen, Verzweiflungen, Ängste und Ausweglosigkeiten, was meine unstillbare Sehnsucht und meine Träume, aber auch die Momente des Glücks und der Lebensfreude sinnvoll macht und was die Selbstanklagen und Schuldgefühle zum Schweigen bringt.
Nach meiner Bekehrung hätte ich auf das Wozu? geantwortet: Der Rest ist dazu da, mit Gott zu leben. Jetzt kommt das Eigentliche, das Beste. Jetzt kommt die Erfüllung. Ein Leben, wie ich es noch nie gelebt habe. So habe ich mir das damals vorgestellt.
Aber so einfach ist das nicht. Wir sind jetzt schon erlöst, aber diese Erlösung ist noch nicht vollständig Wirklichkeit geworden. Wir leben noch in dieser gefallenen Welt, und wir sind weitgehend noch die alten sündigen Menschen. Eingefahrene Verhaltensmuster und seelische Knoten lassen sich nur schwer oder gar nicht auflösen, wir stehen uns immer wieder selbst im Weg, und wir geraten mit dem Erlöstsein rasch an unsere Grenzen.
Wir leben in der Ankunft. Wir sehen der endgültigen Herrlichkeit entgegen, sie ist unsere Hoffnung, wir sind uns gewiss, dass sie kommen wird, unser Leben hat ins Ziel gefunden – aber die Realität sieht anders aus.
Was sollen wir tun? Diese Erdenzeit in einer engen Liebesbeziehung mit Gott leben und mit ihm diese Spannung zwischen Schonjetzt und Nochnicht aushalten, sicher. Ein Warten voller Freude und Zuversicht, voller Hoffnung und Geduld, gewiss.
Aber das erweist sich als schwerer als gedacht. Die Zeit wird lang, und die Mühen des Weges sind je länger je mehr schwer erträglich. Besteht daraus ein Christenleben? Aus dem Ertragen, Erdulden, Sichdurchkämpfen? Aus Sehnsucht und Heimweh und dem Angefochtensein in dieser Welt?
Das Christenleben ist kein Zuckerschlecken und kein Friede-Freude-Eierkuchen. Oft genug brauchen wir Trost und Ermutigung, um nicht aufzugeben. Und Gott – das war bald meine Erfahrung, die ich machte – wirkt nicht so sehr in meinem Leben, wie ich mir das gewünscht hatte. Das Glaubensleben ist nun einmal so, sagte man mir und zitierte Paulus: Wir leben im Glauben, nicht im Schauen (2.Kor 5,7).
Randy Alcorne hat in seinem Buch Der Himmel: Was uns dort wirklich erwartet in Abwandlung von Dantes Göttlicher Komödie gesagt:
Nie ist ein Nichtchrist dem Himmel näher und ein Christ der Hölle als in dieser Welt.
Ich muss leider sagen, dass ich durch meine Erkrankung eine Vorahnung dessen bekomme habe, was die Hölle ist. Die innere, seelische Hölle. Psychotische Zustände, ein Leben in einer Zwischenwelt, in der ein Mensch nicht leben kann. Abgrundtiefe Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, albtraumhafte Ängste, eine unerträgliche Öde und Leere. Einige von Ihnen mögen die Hölle anders geschmeckt haben: durch eine leidvolle Kindheit, in einer Ehe, durch Erkrankungen wie Autismus oder Epilepsie, während einer Naturkatastrophe oder im Krieg. Wir sind als Christen tatsächlich der Hölle in dieser Welt näher, als wir es jemals wieder sein werden.
Was hat sich Gott dabei gedacht, uns nach dem Gläubigwerden hier zu lassen? Uns einen u.U. langen, mühevollen Heimweg zuzumuten?
Im sogenannten Hohepriesterlichen Gebet, in dem Jesus den Vater für die Gläubigen bittet, heißt es:
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. (Joh 17,15f)
Deshalb also sind wir noch hier: Weil Jesus den Vater eigens darum bittet. Warum tut er das? Warum will Jesus, das wir unser irdisches Leben zu Ende leben? Was bezweckt er damit? Wozu soll das dienen?
Das ist im Kern unsere Frage: Wozu leben wir?
Wir stellen diese Frage jeder aus seinem persönlichen Hintergrund heraus. Jeder bringt Voraussetzungen mit, die seine Frage und seine Antwort prägen. Unsere Geschichte, unsere Persönlichkeit, unsere Erfahrung mit der Welt und mit Gott. Die Frage ist so individuell wie die Voraussetzungen, unter denen sie gestellt wird.
Jeder von Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, hat eine Geschichte, wenn er sich diese Frage stellt. Womöglich haben Sie eine ähnliche Hypothek zu tragen wie ich. Die Wenigsten kommen unbeschadet durch diese Welt. Jeder trägt sein Päckchen mit sich herum, davon bin ich überzeugt. Jeder Christ stellt diese Frage auf seine individuelle Weise.
Sie werden Ihre Geschichte, Erfahrungen und Ansichten immer mitdenken, wenn ich Ihnen im Folgenden die verschiedenen Antwortmöglichkeiten vorstelle.
Das Frage »Heilssicherheit oder nicht?« werde ich hier nicht eingehend diskutieren. Die Unverlierbarkeit des Heils gehört von Anfang an zu den Fundamenten meines Glaubens.
Ich vermeide mittlerweile theologische Diskussionen. Mit sechzig habe ich meine Positionen gefunden, ich kenne die Gegenargumente rauf und runter, es bringt nichts, darüber zu debattieren, und ich denke: Jeder soll nach seiner Façon selig werden.
Es geht nicht mehr ums Rechthaben. Es geht auch nicht mehr um die Wahrheit. Es geht um Lebbarkeit und ums Durchkommen. Mag sein, dass ich es mir leicht mache. Aber nach Jahrzehnten der Selbstbezichtigung und Schuldzuweisung aufgrund meiner Erkrankung habe ich es satt, mich ständig in Frage zu stellen.
Es gibt den Begriff der »Heilsgewisseheit«. Das bedeutet, dass ich mir als Glaubender meines Heils in Christus gewiss sein kann. Ich kann und darf wissen, dass ich errettet bin. Ich brauche keine Zweifel an meiner Bekehrung oder an der Ernsthaftigkeit meiner Entscheidung für Jesus zu hegen. Der Heilige Geist in mir gibt meinem Geist darüber Zeugnis (Röm 8,16).
