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Alle guten Dinge sind drei. Andrea Kilz hat einen dritten Band Ihrer Erinnerungen als Dorfkind in der DDR verfasst. Auch in diesem Buch finden Sie eine bunte Mischung kurzweilig zu lesender Kapitel. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Reise durch den Alltag eines 1974 geborenen Dorfkindes. Vielleicht sehen Sie sich dabei selbst, den Teppich klopfen oder Eischnee schlagen. Womöglich haben auch Sie Ball an die Wand gespielt und Sammeltassen geschenkt bekommen. Lesen Sie, mit wie viel Dankbarkeit und Freude Andrea Kilz über ihre Erlebnisse, Prägungen und Begebenheiten schreibt. Legen Sie die Schärte ab und genießen bei einem Stück Knabberkuke die Lektüre.
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Seitenzahl: 88
Ein drittes Buch meiner Erinnerungen als Dorfkind in der DDR sollte es geben. Nun ist es fertig und Sie können noch mehr erfahren aus meinem Leben.
Immer wieder kamen mir verschiedenste Dinge in den Sinn.
Dann brauchte es nur noch den Beginn.
An dieser Stelle möchte ich mich für die große Resonanz auf die ersten zwei Bände bedanken. Sie half mir außerdem, Kraft und Inspiration für dieses Büchlein zu tanken.
Vielleicht ist es Ihnen bereits aufgefallen – ich reime wieder in Kapiteln – doch nicht in allen.
Mögen Sie Freude am Lesen haben und sich bestenfalls an eigenen schönen Erinnerungen erlaben.
Nochmals ein Dankeschön dem Leben sowie meiner Familie, die mir diese Kindheit und Jugend hat gegeben.
Ich meine, am rechten Fleck zur rechten Zeit bin ich geboren und halte nun weitere Lebenserinnerungen für Sie bereit.
Viel Spaß
Wen ich immer wieder geschlagen habe
Wo wir im Winter klopften
Eine Hucke Kuchen
Wofür Pergamentpapier auch taugte
Tassen zum Sammeln
Chinesische Ware
Hingfong
Von der Beirette bis zur Moulinette
Wenn sich die Mütter an der Stange räkelten
90-60-90
Schamanismus in der DDR
Der fetzte
Knusper, knusper, knäuschen
Sieben würfeln
Omas Fettnäpfchen
Ball an die Wand
Mux-Mäuschen-still
Opas Stoppeln
Wenn die Hille verrutscht
Der Schatz meiner Großeltern
In Opas Nachttisch
Muttis Perücke
Ein Rücktritt war stets wirksam
Urlaub machen, das ist schön
In der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot
Um zehn war Kuschelrunde
Was mein Heimatdorf auf seine Weise besonders machte
Womit Oma und Opa hantierten
Was macht ein Dorfkind aus?
Blick vom und aufs Dorf
Ein Kessel Buntes
Bitte um Erlaubnis
Unser Weg
Das Dorfkind sagt Danke
Alles hat ein Ende
…
Mein YouTube-Kanal
Was ich heute so tue
Ein Poesie-Album für Erwachsene
Wer mich heute kennt, traut mir das wahrscheinlich gar nicht zu.
Doch! Und ich will auch nicht unerwähnt lassen, dass ich von Oma weiß, wie es funktioniert.
Diesbezüglich war Ausdauer gefragt. Bei ein-, zwei-, dreimal tat sich nicht viel. Also hielt ich durch. Auf mein Ziel konzentriert, bewegte ich meinen Arm so lange auf und nieder, bis er steif war.
Dann sollte ich testen. Das heißt, ich musste ihn umdrehen. Wenn er nicht herunterfiel – also anhaftete – war es genug.
Als Hilfsmittel verwendete ich ein kleines Gerät. Dessen kurzer Griff war aus Holz, die daran befestigte Spirale aus Metall.
Diese Spirale war neben meiner Schlagkraft und Ausdauer entscheidend, ob der Eischnee fest wurde oder nicht.
Ich hoffe, Sie haben zwischendrin nichts Schlimmes gedacht.
Ja, tatsächlich schlugen wir den Eischnee mit der Hand steif. Wir verwendeten dafür keinen gewöhnlichen Schneebesen, sondern solchen, der spiralförmig von unten nach oben (zum Stiel) enger wird. Übrigens hat der Schneebesen seinen Namen vom Eischnee.
Ich behaupte, früher hatten wir mehr Schnee. Jetzt meine ich nicht den vom Eiweiß schlagen, sondern den, der bei winterlichen Temperaturen vom Himmel fällt.
Von den dreiwöchigen Winterferien und dem Schlittschuhlaufen habe ich im zweiten Band berichtet.
Bevor ich Ihnen erzähle, wo wir klopften, wenn viel Schnee gefallen war, noch etwas anderes: Wir hatten vom Küchenfenster aus unseren Hof voll im Blick.
Ich liebte den Anblick, wenn er – vor allem bei Anbruch des Tages – weiß verschneit war. Manchmal lagen die Bahnen, welche Opa frei geschoben hatte, ziemlich tief.
Er sorgte dafür, dass wir auf dem Weg zur Scheune oder vom Stall zum Keller nicht durch den Schnee stampfen brauchten.
Neben den Pfaden konnten Abdrücke von Struppis Pfötchen oder zarte Vogelfußspuren zu erkennen sein.
Zudem war es möglich, dass ein Areal im Schnee grau verschmutzt da lag. Dort hatten Oma oder Opa – sicher auch meine Eltern – geklopft.
Denken Sie jetzt bitte nicht, sie hätten am Schnee angeklopft, um eventuell kleine Schneemännchen herauszulocken.
Nein. Dort war dann der Teppich ausgeklopft worden. Wahrscheinlich brauche ich nicht erklären, dass dabei der Teppich mit der Laufseite dem Schnee zugewandt lag, um auf der Rückseite ausgeklopft zu werden.
Bei dem Teppich handelte es sich meist um den aus der „guten Stube“ und vielleicht dem Läufer aus dem Korridor.
Noch eine Anmerkung am Rande: Da ich ein braves Mädchen war, konnte ich auf die Erfahrung verzichten, wie sich ein Teppichklopfer auf meinem Allerwertesten anfühlt.
Nun wissen Sie, wie wir geschlagen haben und wo geklopft wurde. Aber da gibt es noch etwas zu berichten.
An besonderen Tagen wurde nämlich der Topf geschlagen. Nicht um zu vermelden, dass das Essen fertig ist oder die Gäste hereintreten dürfen.
Stattdessen, wenn man mit verbundenen Augen auf allen Vieren den Topf entdeckt hat. Zur Belohnung fand man darunter für gewöhnlich eine Süßigkeit.
Dieses Spiel war Tradition zu fast allen Kindergeburtstagsfeiern, die drinnen stattfanden.
An meinem achtzehnten Geburtstag frischten wir diese Erinnerung nochmals auf.
Jemanden huckepack nehmen – den Ausdruck verwenden wir heute noch.
Die Hucke voll bekommen, ist, so glaube ich, auch nicht fremd und nach wie vor im Sprachgebrauch.
Allerdings erinnere ich mich ebenso an die Hucke Kuchen.
Erinnern Sie sich? Wenn große Feierlichkeiten im Haus anstanden, wurde gebacken. Fleißig gebacken!
Ich habe heute noch das Gefühl, man backte mehr Kuchen zum Verschenken als für die eigentliche Feier.
Wenn es bei uns im Dorf eine Jugendweihe, Grüne, Silberne oder Goldene Hochzeit gab, überbrachten die meisten Haushalte ein Geschenk.
Dabei konnte es sich um Haushaltszubehör oder ein Geldgeschenk handeln. (Um sich zu merken, von wem man was erhalten hatte, führten einige Familien – wie auch heute noch – Buch.)
Für gewöhnlich wurde dieses Geschenk am Vortag überbracht. Gern übernahmen wir als Kinder oder Jugendliche solche Aufgaben, denn – wir kehrten nicht mit leeren Händen zurück.
Nachdem man uns zur Haustür hereingelassen hatte, konnten wir in der Veranda oft schon Teller mit Süßigkeiten und Hefekuchen erblicken.
Bei dem Hefekuchen legten sich die Hausfrauen wie immer ins Zeug. Sie zauberten eine reichliche Vielfalt: begonnen bei leckerem Quarkkuchen, über Streusel-, Mohnkuchen und Bienenstich.
Dazu kamen „Obstbleche“ wie Kirsch-, Stachelbeer- und Pflaumenkuchen. Wunderbare Eierschecke bedeckte diese oftmals.
(Sie werden nicht glauben, wie mir während des Schreibens das Wasser im Mund zusammenläuft!)
Nun feierten in einem Jahrgang häufig mehrere Jugendliche ihre Jugendweihe. In meiner Klasse waren wir innerhalb unseres Dorfes tatsächlich zu sechst.
Da können Sie sich vorstellen, wie groß die Ausbeute war. Ein Stückchen Kuchen verspeisten wir wahrscheinlich gleich auf der Hand. Bonbons, Pfeffis oder Schokolade verschwanden jedoch zusätzlich in der Tasche.
Um zur Hucke Kuchen zurück zu kehren, erinnere ich mich daran, dass nach manchen Festen jedem Gast eine Hucke – ein Teller – voll Kuchen mitgegeben wurde.
Aus heutiger Sicht fast undenkbar, welchen Aufwand die Familien da betrieben. Doch Tradition ist eben Tradition.
Allein die Anzahl der Kuchenbleche beziehungsweise Kuchenbretter, die dafür gebraucht wurden, war immens.
Einen zweiten Herd nutzte Oma, glaube ich, in der sogenannten alten Küche (in der sie, wie im ersten Band beschrieben, die Klemmkuchen backte).
Außerdem vermag ich im Gedächtnis zu haben, dass wir bei großen Kuchen-Back-Aktionen teilweise Bleche zum Abbacken zum Bäcker brachten.
Übrigens wurde der Kuchen damals nicht in Tupper-Dosen verpackt, sondern eher auf ausgedienten Tellern. Zum Abdecken nutzten wir Pergamentpapier.
Mit ausgedientem Teller meine ich zum Beispiel solchen, der von einem zum Teil kaputt gegangenen Sammeltassen-Set stammt.
Bevor ich gleich noch mehr zum Thema Sammeltassen schreibe, will ich einen Nachtrag zu Omas Hefekuchen bringen.
Denn ich erinnere mich in diesem Moment, dass die Bleche, die wir hatten, nach vorn offen – also randlos – waren.
Backte Oma einen Kuchen, der weglaufen konnte, nutzte sie ein Blechstück zum Abschließen. Das war zum Beispiel bei Quarkkuchen der Fall.
Wohlbemerkt glaube ich nicht, dass der Quark weggelaufen wäre, jedoch über das Blech hinaus.
Oma Hildes Hefeteig-Rezept finden Sie im ersten Band meiner Dorfkind-Erinnerungen. Auf der Seite → im Kapitel „Das rote Büchlein“ habe ich meine Beobachtungen von Omas Hefeteig-Zubereitung niedergeschrieben.
Daneben sind im ersten Band einige Rezepte enthalten. Es handelt sich selbstverständlich nur um leckere Sachen. Solche eben, die ich gern mochte beziehungsweise noch immer mag.
Dazu zählen zum Beispiel Arme Ritter, Hirschhornkuchen und Quarkspitzen.
An dieser Stelle erlaube ich mir, Sie auf ein weiteres meiner Bücher hinzuweisen: „Lächelnd voller Energie mit TEDDY – Ein Buch für Groß und Klein auf dem Weg zum Glücklichsein.“
Zwischen verschiedenen Anregungen fürs Leben, steht dort auf Seite → ein Brot-Rezept, dass ich seit über zwanzig Jahren – bevorzugt zu Grillpartys – aus Hefeteig backe.
(Ich habe ein Faible für Zahlen. So ist mir eben aufgefallen, dass die Hefeteig-Rezepte auf Seite → und 73 stehen … .)
Ich glaube, ich habe immer von Pauschen und Pauschpapier gesprochen. Korrekt heißt es jedoch Pausen beziehungsweise Abpausen. Denn bei ersterem Wort denken Sie womöglich an Frühstücks- und Mittagspause.
Im Wörterbuch steht, dass Abpausen mit Pauspapier übertragen, bedeutet. Unser Pauspapier war, so meine ich, Brotpapier.
Denn Brotpapier war eine Art Transparentpapier. Nun stelle ich beim Schreiben und Recherchieren fest, dass wir das Brotpapier ja als Pergamentpapier bezeichneten.
Das hört sich auch edler und passender an. Ja, eine Zeit lang pauste ich viel ab. „Schuld“ war, glaube ich, wieder mal mein Cousin Tilo. Denn durch ihn kam ich auf das Abpausen.
Gemeinsam pausten wir dann in den Ferien. Tilo war auf die Idee gekommen, Motive von Geburtstagskarten zu kopieren.
Woran ich mich dabei immer noch erinnere, ist ein Bild, auf dem ein Mann mit zerrissener oder geflickter Hose und einer Harke in der Hand steht.
Der Harken-Stiel war gebrochen und versetzt zusammengeschustert worden, besser gesagt gebunden.
Der Spruch zu diesem Bild lautete: Und dem Leben immer zeigen, was eine Harke ist.
Dieses Motiv habe ich etliche Male vervielfacht, weil ich es so gut fand.
Ich kann mich nicht mehr so recht erinnern, was wir alles abgepaust haben. Manchmal hatten wir – woher auch immer – Bilder von Figuren wie die Micky Maus (die war ja nicht in der DDR zu Haus). (Zwinkern)
Das Abpausen funktionierte am Tisch. Einfacher gelang es jedoch am Fenster. Und so standen wir – wie City es sang – am Fenster.
Wenn ich jetzt schon von Kunst, Kultur und Malerei schreibe, möchte ich unbedingt die Kunstwerke meiner Mutter und ihrer Schwestern erwähnen.
Was ich nicht mehr weiß, ist, ob wir im Fach Kunsterziehung (Heute lasse ich mir das Wort Kunsterziehung zum ersten Mal auf der Zunge zergehen.) mit dem Zirkel gezeichnet haben.