Notärztin Andrea Bergen 1479 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1479 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Dr. Andrea Bergen und ihr Sanitäter Jupp Diederichs sind nach einem Einsatz gerade auf dem Rückflug zum Elisabeth-Krankenhaus, als Hubschrauberpilot David im Cockpit wie leblos zusammenbricht. Alle Rettungsmaßnahmen bleiben erfolglos!
Beherzt übernimmt Jupp das Steuer, doch der Hubschrauber gerät in der Luft dramatisch ins Schlingern. Dann legt er sich auf die Seite und stürzt in die Tiefe! Während der Boden unter ihnen immer näher kommt, erfasst Andrea panische Angst. Nein!, denkt sie in Todesangst! Nein! Ich will noch nicht sterben ...
Ihr liegt noch eine Warnung an Jupp auf der Zunge, doch da passiert es auch schon: Trotz Jupps Bemühungen und der Anweisungen vonseiten des Towers prallt der Helikopter hart auf der Oberfläche des Rheins auf und überschlägt sich! Werner, Franzi, Hilde - nein!, ist Andreas letzter Gedanke, dann wird alles schwarz um sie ...


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Inhalt

Cover

Himmel zu vererben

Vorschau

Impressum

Himmel zu vererben

»Pilot ohnmächtig!« Jupp Diederichs Ruf vom Co-Pilotensitz des Rettungshubschraubers lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Entsetzt wende ich mich von meiner Patientin ab und drehe mich nach vorn um: Tatsächlich, David, der Rettungspilot, ist bewusstlos über dem Cockpit zusammengesunken!

Jupp, der normalerweise den Rettungswagen fährt, versucht verzweifelt, den Helikopter in der Luft zu halten. Doch ein Blick aus dem Fenster lässt all seine Bemühungen vergeblich erscheinen: Wir sinken! Die Oberfläche des Rheins kommt immer näher!

»Jupp, bitte tun Sie was! Ich will noch nicht sterben!«, rufe ich, und mein letzter Gedanke gilt meinem Mann Werner und unserer Tochter Franzi – und dem Leid, das sie erfahren, wenn ich nach diesem Einsatz nicht mehr nach Hause komme. Da prallen wir schon mit voller Wucht auf dem Wasser auf! Metall reißt und bricht! Und dann wird alles dunkel um mich ...

  

Wie durch ein Wunder haben wir alle überlebt und sind ins Elisabeth-Krankenhaus eingeliefert worden. Und doch gibt es eine erschütternde, das ganze Leben verändernde Diagnose ...

»Schlechte Laune, Jupp?«, begrüßte Dr. Andrea Bergen den Fahrer des Rettungswagens, als er mit ungewohnt mürrischer Miene den Bereitschaftsraum betrat.

Ewald Miehlke, der Rettungsassistent im Notarztteam, grinste.

»Man sieht's ihm an: Seine Gisela hat wieder mit ihm geschimpft.«

»Du musst es ja wissen«, knurrte Jupp und warf seine Jacke an den Haken.

»Was hat es denn gegeben?«, erkundigte sich seine Chefin vorsichtig.

»Sein Hobby«, raunte Miehlke ihr hinter vorgehaltener Hand zu.

»Dir werde ich gar nichts mehr aus meinem Privatleben erzählen!«, drohte Jupp seinem Kollegen und Freund grantig.

Andrea Bergen verzog belustigt die Lippen. Ah, sein neues Hobby, das leidige Thema! Ein teures Hobby, ein teures Thema.

»Waren Sie etwa wieder Hubschrauber fliegen?«

Jupp machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Nachdem er das Kaffeepulver mehr als großzügig eingefüllt hatte, drehte er sich kurz um.

»Darf ein Mann kein Hobby haben?«, fragte er herausfordernd in die Runde.

Die Notärztin lächelte beschwichtigend.

»Ein Hobby, ja, solange es sich in gewissen finanziellen Grenzen hält. Wie oft sitzen Sie denn im Monat im Hubschrauber-Simulator?«

»Höchstens zweimal«, behauptete Jupp, und Ewald Miehlke gab ein spöttisches Schnauben von sich.

Andrea Bergen überlegte, ob sie sich ins Notarztbüro zurückziehen und verschiedene Schreibarbeiten erledigen sollte, bis der erste Einsatz kam, doch dann beschloss sie, mit »ihren beiden Männern« erst einmal einen Kaffee zu trinken. So nickte sie dann auch zustimmend, als Jupp fragte, ob er ihr eine Tasse einschenken dürfe.

Auch sein Kollege hielt ihm den Becher hin. Wortlos füllte Jupp ihn.

Ewald Miehlke trank einen Schluck, verzog das Gesicht und fing zu husten an.

»Teufel, ist der aber stark! Sonst machst du doch immer diese Dünnbrühe. Wie nennt man das noch mal – Blümchenkaffee?«

Jupp, der sich gerade ebenfalls eine Tasse einschenken wollte, setzte die Kaffeekanne mit einem Ruck ab. Bevor er Ewald Miehlke eine passende Antwort geben konnte, klingelte das Telefon.

»Mist!«, brummte er, während er den Hörer abnahm. »Der Kaffee scheint uns nicht vergönnt zu sein.«

Wie schon erwartet wurden sie zu einem Einsatz gerufen. Andrea Bergen sah, dass Jupp plötzlich über das ganze Gesicht strahlte, nachdem er sich über die Unterbrechung erst geärgert zu haben schien.

»Wir sind schon unterwegs!«, jubelte er und legte schwungvoll den Hörer auf.

»Hört sich nach einem Einsatz mit dem Rettungshubschrauber an«, bemerkte Miehlke und grinste.

»Ganz genau, Kumpel. Kommen Sie, Frau Doktor. Beeilen wir uns.« Damit schob er die Notärztin, die gerade noch nach ihrer Rettungsweste angeln konnte, aus der Tür. Nur er wurde bei einem Hubschraubereinsatz gebraucht, Ewald Miehlke blieb zurück.

Mit dem Fahrstuhl fuhren sie hinauf aufs Dach, wo der Rettungshubschrauber stationiert war. Phil Henderson, der amerikanische Pilot, hatte ihn bereits angelassen, da auch er den Einsatzbefehl bekommen hatte. Andrea Bergen setzte sich nach hinten, Jupp nahm auf dem Co-Pilotensitz Platz.

Einen Moment später hob der Hubschrauber ab. Mit interessierter Miene verfolgte Jupp jeden Handgriff des Piloten. Seine Blicke hingen wie gebannt an den Bordinstrumenten, Hebeln und Knöpfen.

»Wo müssen wir eigentlich hin?«, rief Andrea Bergen über das Dröhnen der Rotoren hinweg. Jupp hatte sie in seiner Aufregung über den Hubschrauberflug gar nicht informiert.

Er antwortete nicht gleich, als würde es ihm zu schwerfallen, die Aufmerksamkeit von den Instrumenten zu lösen.

»Sägewerk Fürsattel draußen in Kolbendorf«, gab er dann schließlich Auskunft, ohne sich zu seiner Chefin umzudrehen. »Ein Mann ist in eine Walze geraten und hat sich das Bein abgequetscht.«

»Oje!« Im Geist sah Andrea schreckliche Bilder vor sich. Unfälle dieser Art gingen meistens mit hohen Blutverlusten einher. Würde ihm das Bein erhalten bleiben? Oder würde man es amputieren müssen?

Das Sägewerk lag außerhalb der Stadt. Es war eine ziemlich große Anlage, die schon von Weitem zu erkennen war.

»Hier scheinen uns bereits andere Rettungskräfte zuvorgekommen zu sein«, meinte Phil Henderson, während er zur Landespirale ansetzte.

Andrea reckte den Hals. Vor einem größeren Gebäude konnte sie Einsatzfahrzeuge der Polizei und der Feuerwehr erkennen. Ein Rettungswagen fuhr gerade weg.

»Seltsam«, murmelte sie. Waren sie zu spät gekommen? Aber sie waren nach dem Anruf der Einsatzzentrale doch sofort losgeflogen.

Zwei Feuerwehrmänner sicherten die Landung des Hubschraubers auf dem Parkplatz des Firmengeländes ab.

»Der Patient wurde bereits abtransportiert«, wurde dem Rettungsteam mitgeteilt.

Phil Henderson schüttelte den Kopf. »Warum hat man uns dann gerufen?«

»Schlechte Organisation«, meinte der eine Feuerwehrmann schulterzuckend. Damit war für ihn der Fall erledigt.

Andrea Bergen vergewisserte sich vorsichtshalber noch, dass sie tatsächlich nicht gebraucht wurden, dann traten sie den Rückflug an. Wenige Minuten später landeten sie auf dem Dach des Elisabeth-Krankenhauses.

»Nach diesem anstrengenden Einsatz brauche ich unbedingt einen Kaffee«, meinte Phil Henderson und grinste. »Sie auch?«, wandte er sich an die Notärztin und den Sanitäter. »Heute ist übrigens mein letzter Tag.«

»Oh, richtig, Sie machen ja ein paar Wochen Urlaub in Ihrer alten Heimat«, fiel es Andrea wieder ein. »Da trinken wir zum Abschied gern noch einen Kaffee mit Ihnen.«

Jupp stimmte zu. »Unseren Kaffee im Bereitschaftsraum wird Miehlke inzwischen allein getrunken haben.«

Das Team kletterte aus dem Hubschrauber. Andrea Bergen und Jupp Diederichs folgten dem Piloten zu dem Aufenthaltsraum, der sich neben dem Zugang zum Dach befand.

Während Phil den Kaffee zubereitete, plauderte er von seiner Vertretung.

»Er heißt David und kommt aus Kanada«, erklärte er. »Scheint ein tüchtiger Bursche zu sein.«

»Kanada?« Andrea hob die Augenbrauen. »Haben wir in Deutschland keine fähigen Hubschrauberpiloten?«

Phil schenkte den Kaffee ein. »Soviel ich weiß, ist David Deutscher, lebt aber in Kanada.«

»Na, da bin ich ja gespannt«, meinte Jupp. »Hoffentlich kann ich von ihm genauso viel lernen wie von Ihnen.«

Sie tranken ihren Kaffee und plauderten dabei von Jims Urlaub und seiner Vertretung. Dann kehrten Andrea und Jupp zurück in den Bereitschaftsraum.

***

David Palmer lenkte seinen Jeep über die schmale Straße hinunter zur Landstraße. Hinter ihm auf der Anhöhe lag das traditionsreiche Gestüt Krohnenhof, umgeben von Wiesen, Weiden und Weinbergen. Es gehörte der Familie seiner Partnerin Nadine, die er bei einem Reitturnier in der kanadischen Provinz Alberta kennengelernt hatte.

David hielt an einem Stoppschild und bog dann auf die Landstraße in Richtung Stadt ein. Nach einem ausgedehnten Besuch auf dem Gestüt und einem intimen Zusammensein in Nadines Privaträumen befand er sich nun auf dem Nachhauseweg.

David schmunzelte vor sich hin. Nadine und er verstanden sich prächtig, in jeder Beziehung. Er hatte auch gar keine Bedenken, sie zu heiraten, auch wenn sie sich noch nicht sehr lange kannten. Nadine hatte ganz konkrete Zukunftspläne, die ihn mit einschlossen. Dagegen hatte er nichts einzuwenden.

David erreichte die Randgebiete der Stadt und fuhr über eine der Rheinbrücken zur anderen Seite des Flusses. In der Nähe des Elisabeth-Krankenhauses, in dem er morgen seinen Aushilfsjob als Pilot des Rettungshubschraubers antreten würde, hatte er ein kleines möbliertes Apartment gemietet.

Nadine hatte ihn für die Zeit, die er in Deutschland verbringen würde, erst auf dem Gestüt unterbringen wollen. Dieses lag jedoch zu weit außerhalb der Stadt. Das galt auch für seinen anschließenden Teilzeitjob als Pilot eines Polizeihubschraubers. Er hatte sich außerdem ein paar Jobs gesichert, die einen längeren Anfahrtsweg zulassen würden. Dann konnte man darüber reden, ob er auf dem Gestüt oder lieber in der Stadt wohnen würde.

Die modernen Apartmenthäuser an der Rheinuferstraße kamen in Sicht. David bog in die Zufahrt zu jenem ein, in dem er wohnte, und stellte den Jeep in der Tiefgarage ab. Mit dem Fahrstuhl fuhr hinauf in den sechsten Stock zu seinem Apartment.

Er hatte bei seinen Schwiegereltern bereits zu Abend gegessen, so konnte er es sich nun bei einem Drink gemütlich machen. Mit einem Gin Tonic setzte er sich in den Sessel am Fenster.

Draußen senkte sich die Dunkelheit herab. Die Lichter im Park gingen an, auf dem Rhein tutete ein Schiff. David streckte die Beine von sich und nahm einen Schluck von seinem Drink.

Seine Gedanken wanderten zurück zum vergangenen Sommer und Herbst. Es waren harte Monate gewesen. Schon im Juni hatte in der kanadischen Provinz British Columbia die Waldbrandsaison begonnen. David war bei der Brandbekämpfung eingesetzt gewesen und hatte für viele Wochen einen Löschhelikopter geflogen.

Nachdem die großen Brände zum größten Teil gelöscht waren, hatte man ihn nicht mehr gebraucht und ihn in den Urlaub geschickt. Den hatte er dann auch dringend nötig gehabt. Er war ins rauchfreie Alberta gefahren, wo er sich mit Freunden zu einer Wandertour in den Rockies getroffen hatte. Sie hatten ihn dann auch zu jenem Reitturnier mitgenommen.

David machte sich zwar nicht viel aus Pferden, aber dann war er von den Darbietungen doch fasziniert gewesen. Und vor allem – er hatte Nadine kennengelernt, die ebenfalls aus seiner Heimatstadt kam. Die Frau eines der Freunde war Fotografin und hatte sich auf Pferde- und Turnierfotografie spezialisiert. Sie hatte den Auftrag gehabt, Fotos von dem Reitturnier zu machen. Durch sie war er dann mit Nadine ins Gespräch gekommen.

Nadine hatte bei ihren Eltern eine Ausbildung zum Jockey absolviert und ritt für das Gestüt Krohnenhof. Auf Einladung war sie nach Alberta gekommen und hatte an jenem Reitturnier teilgenommen. Beim Barrel Racing der Frauen war sie auf den dritten Platz gekommen. David war von ihr so fasziniert gewesen, dass er ihr sofort den ersten Platz gegeben hätte. Das hatte er ihr dann auch gesagt, und damit hatte ihre Romanze begonnen.

Nadine war für zwei Monate in Kanada gewesen. Sie hatte an drei Reitturnieren teilgenommen und die restliche Zeit als Touristin verbracht. Da David in dieser Zeit ebenfalls Urlaub hatte, waren sie zusammen durch Alberta und British Columbia getourt. Nadine hatte ihm von ihrem Leben erzählt und davon, dass ihr größter Herzenswunsch war, nach Kanada auszuwandern.

David hatte die Idee super gefunden. Für sie beide hatte bereits festgestanden, dass sie sich auch in Zukunft treffen wollten. So war David an Weihnachten zu einem längeren Aufenthalt nach Deutschland geflogen. Er hatte verschiedene Jobs angenommen und würde bis zur nächsten Waldbrandsaison am Rhein fliegen. In dieser Zeit wollten Nadine und er heiraten und später gemeinsam nach Kanada gehen.

Ab morgen würde er nun erst einmal für mehrere Wochen den Rettungshubschrauber des Elisabeth-Krankenhauses fliegen. Ein Lächeln huschte über Davids Gesicht. Bestimmt waren noch etliche der Ärzte und Kollegen vom Pflegepersonal da. Sie würden staunen, wenn er auf einmal als Hubschrauberpilot auftauchte!

David war vor Jahren Pfleger im Elisabeth-Krankenhaus gewesen und hatte später eine Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht. In diesem Beruf hatte er auch zuerst in Kanada gearbeitet. Dann hatte er seinen Hubschrauber-Pilotenschein gemacht und hatte Rettungs- und Löschhubschrauber geflogen. Das würde er auch wieder tun, wenn er mit Nadine nach Kanada zurückkehrte.

In seine Gedanken hinein klingelte das Telefon. Es war Nadine.

»Du hast deinen Gürtel vergessen, Liebling«, tönte es ihm amüsiert entgegen.

»Ach?« Stirnrunzelnd tastete David an den Bund seiner Jeans. Da war kein Gürtel. »Tatsächlich! Wie kann man nur seinen Gürtel vergessen?«

»Indem man ihn im Schlafzimmer der Dame seines Herzens ablegt und später vergisst, ihn wieder mitzunehmen.«

Beide lachten darüber. Nadine versprach, ihm seinen Gürtel in den nächsten Tagen vorbeizubringen, und beendete das Gespräch.

David lehnte sich im Sessel zurück. Er mochte Nadine. Sie war attraktiv, ambitioniert, besaß Humor und nahm nicht so schnell etwas übel. Aber liebte er sie so sehr, dass es für ein ganzes Leben reichen würde?