Notärztin Andrea Bergen 1488 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1488 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Es gibt einen neuen, schweren Fall im Elisabeth-Krankenhaus: eine Patientin mit einem Pankreaskarzinom. Sie muss dringend operiert werden! Dr. Andrea Bergen setzt dabei alle Hoffnung in ihre Kollegin Dr. Cosima Seyfried, eine unglaublich erfolgreiche Viszeralchirurgin. Sie ist auch bereit, eine umfangreiche Whipple-Operation durchzuführen, die der Patientin mit Sicherheit helfen würde. Doch am Morgen der Operation ist Dr. Seyfried verschwunden. Niemand kann sich einen Reim darauf machen. Ihr Lebensgefährte macht sich Sorgen, denn sie hatten am Vorabend einen Streit am Telefon, bei dem sogar von Trennung die Rede war. Hat Cosima sich seine Worte so zu Herzen genommen, dass sie den Kopf verloren hat?
Stunden später kommt sie verletzt auf die Chirurgische Station getaumelt, kann kaum sprechen. Niemand ahnt etwas von dem ganzen Ausmaß des Unheils, das Cosima an diesem Morgen getroffen hat ...


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Inhalt

Cover

Ein unheilvoller Morgen

Vorschau

Impressum

Ein unheilvoller Morgen

Heute Morgen im Operationssaal: Fast eine geschlagene Stunde warteten meine Kollegen und ich auf Dr. Cosima Seyfried, unsere begnadete Viszeralchirurgin. Es war alles vorbereitet. Die Patientin hatte bereits ihre Beruhigungsspritze bekommen. Das gesamte OP-Team war versammelt – bis auf die leitende Chirurgin eben. Kein Anruf, keine Nachricht von Dr. Seyfried. Dabei war sie sonst so pflichtbewusst.

Der Schock fuhr uns in die Glieder, als die Ärztin plötzlich blutüberströmt und völlig verwirrt in den Operationssaal taumelte. Sie stammelte unzusammenhängendes Zeug von einem tragischen Unfall ... und wollte dann tatsächlich operieren!

Natürlich haben wir das nicht zugelassen. Dr. Seyfried brauchte ja selbst Hilfe. Ich konnte sie gerade noch auffangen, als sie vor meinen Augen zusammenbrach.

Jetzt liegt sie auf der Intensivstation! Und keiner weiß, was passiert ist!

»Hervorragende Arbeit, Frau Kollegin.« Professor Walter Hebestreit, der ärztliche Direktor des Elisabeth-Krankenhauses und Chefarzt auf der Chirurgie, nickte der jungen Chirurgin wohlwollend zu. »Dank Ihrer Expertise hat der Mann nun eine echte Überlebenschance.«

Dr. Cosima Seyfried zog sich die Operationsmaske vom Gesicht und lächelte ihm zu. Sie freute sich über das Kompliment von höchster Stelle, auch wenn sie an derartiges Lob gewöhnt war. Die Ärztin kannte ihre Werte und war sich bewusst, dass sie als Viszeralchirurgin im Operationssaal überdurchschnittliche Leistungen erbrachte.

Dr. Cosima Seyfried war nicht nur am Elisabeth-Krankenhaus hoch angesehen, auch an den anderen Kliniken, an denen sie als Gast-Chirurgin tätig war. Ihr Beruf ging ihr über alles. Über den vergaß sie auch oft ihr Privatleben und den Mann, mit dem sie zusammen war.

Auch die anderen Kollegen, die an dem nicht unkomplizierten Eingriff teilgenommen hatten, gratulierten ihr, allen voran Rudolf Benrath, der nette, rundliche Stationsarzt von der Chirurgie. Er war im Ärztewohnhaus, in dem sich Dr. Seyfried ein Apartment gemietet hatte, ihr nächster Nachbar. Mit ihm verstand sie sich wunderbar, und sie hatten schon so manchen Abend mit Fachsimpeln verbracht.

Das Chirurgenteam begab sich in die Waschräume. Während Cosima ihre OP-Kleidung ablegte und sich wusch, war sie mit ihren Gedanken noch bei der Operation.

Bei einem fünfzigjährigen Patienten hatte ein Dickdarm-Karzinom entfernt werden müssen. Statt eines laparoskopischen Eingriffs hatte die Medizinerin sich für die klassische, offene Operation entschieden. Ebenso hatte sie eine sogenannte en-bloc Resektion durchgeführt, da sich in den Lymphabflusswegen tumorbefallene Lymphknoten befinden konnten.

Der Mann hatte den Eingriff gut überstanden, trotzdem konnte es noch zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Cosima kannte alle Risikofaktoren und würde alles tun, um sie mittels vorbeugender Maßnahmen zu verringern.

Der Patient war inzwischen auf die Intensivstation gebracht worden, wo man mit der Schmerztherapie beginnen würde, sobald er aus der Narkose erwacht war. Dr. Seyfried würde ihn nicht aus den Augen lassen und bei der geringsten Veränderung in seinem Zustand eingreifen.

Ihre Gedanken um den Patienten wurden jäh unterbrochen, als ihr siedend heiß einfiel, dass heute Jans Geburtstag war. Den hätte sie fast vergessen. Natürlich erwartete er, dass sie heute Abend ausgingen und feierten. Anschließend konnten sie dann noch zu ihm nach Hause gehen. Und natürlich sollte sie dann auch bei ihm übernachten.

»Nein!«, entfuhr es Cosima impulsiv. Ein Berg von Stress schien sich vor ihr aufzutürmen. Sie hatte heute noch eine Leistenbruchoperation durchzuführen, und morgen früh standen Gallensteine auf dem Programm. Da blieb keine Zeit für Vergnügungen. Sie würde sich auch nicht den Stress antun, in der Stadt herumzulaufen, um nach einem Geschenk für Jan zu suchen.

Ihre Miene war voller Abwehr, wie ihr Spiegelbild zeigte. Gleichzeitig stieg das schlechte Gewissen in ihr hoch. Hatte sie den Mann, den sie eigentlich liebte, in letzter Zeit nicht sträflich vernachlässigt?

Cosima wurde nicht zum ersten Mal bewusst, dass ihre Beziehung auseinanderzubrechen drohte. Ebenso war ihr bewusst, dass sie in ihrem Ehrgeiz, den sie oft wie einen unseligen Zwang empfand, ihren Beruf über ihr Privatleben stellte.

Aber auch Jan war im Beruf eingespannt und mit seinen Hunden immer viel beschäftigt. Er war Polizeihundetrainer und bildete Hundeführer aus, sowie deren Hunde zu Drogenspürhunden.

Was für ein ungleiches Paar, ging es Cosima durch den Sinn. Nicht äußerlich, da waren sie ein attraktives Paar. Aber konnte man ihnen ansehen, dass sie sich liebten?

Bei Jan vielleicht. Er zeigte seine Gefühle offen und sagte ihr auch, dass er sie liebte. Sie dagegen schien bei ihm eher den Eindruck zu erwecken, dass sie keine Zeit für große Gefühle hatte. Er hatte sich auch schon oft genug darüber beklagt, dass sie nur Zeit für ihren Beruf und ihre Patienten hatte. Und war es nicht auch tatsächlich so?

Cosima kam sich plötzlich lieblos und schäbig vor. Sie blickte auf die Uhr. In Kürze war sie mit Dr. Andrea Bergen, der Notärztin, mit der sie sich eng angefreundet hatte, zum Mittagessen im Personalrestaurant verabredet. Sie hatte sich darauf gefreut, mit ihr zu plaudern. Doch auf einmal war es ihr wichtiger, für Jan eine Kleinigkeit zum Geburtstag zu besorgen.

Es musste ja kein großes, ausgefallenes Geschenk sein, das nur schwer zu finden war. Und ja, sie würde den Abend mit ihm verbringen. Es durfte nur nicht allzu spät werden, damit sie morgen früh fit war für die Gallenoperation.

Nachdem Cosima diesen Entschluss gefasst hatte, fühlte sie sich gleich viel wohler. Sie zupfte ihre kurz geschnittenen blonden Haare zurecht und ging auf die Chirurgie, um sich umzuziehen. Andrea Bergen gab sie telefonisch Bescheid, dass sie nicht zum Essen kommen würde. Dann machte sie sich zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt. Sie wusste auch schon, was sie für Jan besorgen wollte: eine neue Thermoskanne. Eine richtig gute, denn er liebte seinen Kaffee heiß.

Es war auch kein Problem, diese in einem Fachgeschäft zu finden. In der Confiserie gegenüber erstand sie eine Auswahl an Pralinen und anderer erlesener Schokoladenspezialitäten und füllte sie in die Thermoskanne. Nun brauchte sie nur noch Geschenkpapier und eine Karte.

Nachdem sie diese gefunden hatte, fuhr sie nach Hause und verpackte die Thermoskanne. Auf die Karte schrieb sie ein paar liebe Zeilen. Dann war es auch schon an der Zeit, zum Dienst zurückzukehren.

Da das Mittagessen ausgefallen war, knurrte ihr der Magen. Sie würde sich später in einer Pause einen Kaffee und ein Stück Gebäck holen. Doch erst einmal war die Leistenbruchoperation an der Reihe.

Als sie dann am Operationstisch stand und sich noch kurz mit den anderen Operateuren besprach, fiel ihr ein, dass sie Jan noch gar nicht gratuliert hatte. Doch jetzt war keine Gelegenheit, um ihn anzurufen, denn ihre Patientin lag bereits narkotisiert auf dem Operationstisch. Cosima wollte ihm gleich anschließend gratulieren.

***

»Schmeckt dir dein eigener Kuchen nicht, Helen?« Verwundert blickte Hilde Bergen auf die Gastgeberin. Die beiden Seniorinnen saßen mit drei weiteren Freundinnen im Garten unter schattigen Bäumen bei Kaffee und Kuchen. Zweimal im Monat trafen sie sich entweder bei einer von ihnen zu Hause, oder sie unternahmen etwas zusammen.

Heute war es ihnen zu heiß gewesen, um irgendwohin zu fahren. Die Augustsonne brannte erbarmungslos nieder, und man konnte es nur im Schatten aushalten. So hatten sie sich für ein Treffen bei Helen entschieden. Sie wohnte in einem der schönen alten Fachwerkhäuser am Rheinufer, umgeben von einem weitläufigen Grundstück.

Helen schien sich nicht wohlzufühlen. Sie hatte kaum etwas von ihrem Stück Pfirsichtorte gegessen und zerkrümelte es mit ihrer Gabel.

»Möchtest du lieber ein Stück von dem trockenen Kuchen, den ich mitgebracht habe?«, bot Birgit an. Sie war die Resolute in der Gruppe und hatte für alles eine Lösung parat.

Helen schüttelte den Kopf. Sie war auffallend blass, während die anderen von der Hitze rote Gesichter hatten.

»Ich weiß nicht – schmeckt euch denn die Pfirsichtorte?« Unsicher blickte sie von einer zur anderen.

»Aber ja!«, versicherte Luisa. »Sie schmeckt fantastisch. Ich werde mir glatt noch ein Stück nehmen.« Sie liebte Torten, was man ihrer Figur auch leicht ansehen konnte.

Hilde betrachtete Helen mit besorgten Blicken. »Ist dir nicht gut, Helen? Du siehst im Moment richtig krank aus.«

Auch den anderen fiel es jetzt auf.

»Hast du was mit dem Magen?«, fragte die rothaarige Mandy.

»Dann wäre trockener Kuchen vielleicht besser«, pries Birgit weiter an.

»Ja, vielleicht«, murmelte Helen gequält.

Rasch nahm Birgit den Teller mit der Pfirsichtorte weg und holte einen frischen, auf den sie nun ein Stück Sandkuchen legte.

»Könnte es nicht auch am Kaffee liegen?«, wandte Luisa ein. »Ich muss sagen, ich vertrage ihn heute nicht so gut.«

»Und dazu die Hitze«, fügte Hilde hinzu. »Möchtest du lieber ein Glas Saft oder Wasser, Helen?«

Helen nickte. »Wasser wäre gut.« Die Flasche stand schon griffbereit. Als sie aufstehen wollte, um ein Glas zu holen, schwankte sie und sank wieder auf ihren Stuhl zurück.

Hilde stützte sie geistesgegenwärtig »Ist dir schwindlig?«, fragte sie besorgt.

»Ja, ein bisschen. Es ist die Hitze.«

Hilde holte ein Glas und füllte es mit sprudelndem Mineralwasser.

»Lieben Dank.« Beinahe gierig trank Helen davon. Ihr blasses Gesicht nahm wieder etwas Farbe an.

»Hildchen, unsere Fürsorgliche«, bemerkte Luisa mit einem liebevollen Lächeln.

Mandy tätschelte Hilde den Arm. »Sie hat auch einen großen Haushalt zu versorgen, ein viel beschäftigtes Arztehepaar samt Kind und Hund. Da muss man sich um viele Dinge kümmern. Und sie besitzt medizinisches Wissen. Ich sehe es Hilde an, dass sie sich zu Recht Sorgen um Helen macht.«

»Mir geht es ja schon wieder besser«, behauptete Helen, auch wenn sie eher nach dem Gegenteil aussah. Sie brach ein Stück Sandkuchen ab und schob es sich in den Mund. Es schien ihr Mühe zu machen, es hinunterzuwürgen.

»Tut mir leid, aber ich habe einfach keinen Appetit«, sagte sie mit Leidensmiene. »Lasst euch von mir nicht die Stimmung verderben. Greift zu, es ist genug da.«

Luisa war die Einzige, die sich noch ein Stück Torte nahm. Die anderen zeigten ebenfalls keinen großen Appetit mehr.

»Du hast abgenommen, Helen«, stellte Hilde Bergen fest. »Das ist mir schon bei unserem letzten Treffen aufgefallen.«

»Ja, richtig dünn ist sie geworden«, bekräftigte Birgit. »Ich hatte mir schon Sorgen deswegen gemacht. Aber zum Arzt will sie ja nicht gehen.«

Helen verzog das Gesicht. »Ach, hört mir bitte mit euren Sorgen auf! Es wird schon wieder vorbeigehen. Ist eben die Hitze.«

»Sollen wir ins Haus gehen?«, schlug Birgit vor. »Da ist es vermutlich etwas kühler.«

Helen stimmte zu. »Dann kann ich mich für ein paar Minuten aufs Sofa legen.«

»Oder sollen wir dich lieber allein lassen?«, fragte Mandy.

»Nein, bleibt bitte noch ein wenig«, bat Helen. »Wir können uns drinnen weiter unterhalten.«

Hilde half ihr vom Stuhl auf und führte sie am Arm ins Haus. Fürsorglich bettete sie Helen aufs Sofa.

Die drei anderen Frauen hatten inzwischen den Gartentisch abgeräumt und alles ins Wohnzimmer gebracht. Dort wurde die Kaffeerunde fortgesetzt, doch die Stimmung wollte nicht mehr so recht aufkommen.

Hilde Bergen betrachtete Helen forschend. »Du hast doch schon länger Probleme, wenn ich mich recht erinnere?«

»Gut, das kann ich nicht leugnen. Aber es waren nur Kleinigkeiten. Unpässlichkeiten, wie sie im Alter schon mal vorkommen. Da hat man auf nichts Appetit, kämpft mit Übelkeit und hat Verdauungsbeschwerden.«

»Trotzdem hättest du schon längst mal zum Arzt gehen können, das haben wir dir ja schon mal ans Herz gelegt«, erinnerte Birgit sie. »Aber du wolltest nichts davon wissen.«

»Nein, kein Arzt«, wehrte Helen auch diesmal ab. »Die stopfen einen nur mit Medikamenten voll, die neue Beschwerden verursachen.«

»Hast du Schmerzen?«, erkundigte sich Hilde sachlich.

Bei dem verlegenen Ausdruck, der über Helens Gesicht huschte, wusste Hilde, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.

»Nun ja, das kann ich ebenfalls nicht leugnen«, gab Helen zu. »Wer hat in unserem Alter nicht mal hier und da ein paar Wehwehchen?«

»Ich denke, Hilde hat eher richtig starke, penetrante Schmerzen gemeint«, warf Birgit ein.

»Genau«, bekräftigte Hilde. »Starke, anhaltende Schmerzen. Rückenschmerzen zum Beispiel, oder Schmerzen im Oberbauch.«

Helen druckste herum. »Die sind schon manchmal vorgekommen«, gab sie dann zu.

Die Freundinnen ergingen sich in Vermutungen und gaben gute Ratschläge.

»Helen, geh zum Arzt«, mahnte Hilde eindringlich, und nicht zum ersten Mal. »Schiebe es nicht länger hinaus und denke daran, dass es sich durchaus um etwas Ernstes handeln könnte. Ich werde dich morgen anrufen und sehen, wie es dir geht. Jetzt muss ich mich leider verabschieden. Ich muss noch das Abendessen für meine Lieben kochen.«

Auch die anderen Freundinnen rüsteten sich zum Aufbruch. Nur Luisa, die nebenan wohnte, wollte noch ein wenig bleiben und auch das Geschirr spülen.

Hilde stieg ins Auto und fuhr nach Hause. Sie wollte Andrea von Helen erzählen. Vielleicht hatte sie eine Ahnung, was ihr fehlen könnte und würde auf sie einwirken, sich so schnell wie möglich untersuchen zu lassen. Bestimmt gab es im Elisabeth-Krankenhaus einen Spezialisten, mit dem sie einen Termin für Helen vereinbaren konnte.

***

»Happy Birthday to you, happy Birthday to you-huuuhh ...,« sangen ein Dutzend Hundeführer der Polizei im Chor, begleitet vom Jaulen und Winseln ihrer Hunde, als wollten sie ebenfalls mitsingen. Es klang so witzig, dass einige der Gratulanten abbrechen mussten, weil sie vor Lachen nicht weitersingen konnten.

Lächelnd blickte Jan Feller in die Runde seiner Kollegen. Sie hatten sich in einer alten Scheune versammelt, wo heute das Hundetraining stattfand. Auf zwei Holzplanken waren Kaffee, Gebäckstücke und Glückwunschkarten aufgebaut.

»Danke, danke euch allen!«, rief Jan mit erhobenen Händen und tätschelte seiner Hündin Amy liebevoll den Hals. Als sie die Pfote hob, als wollte sie ihm gratulieren, nahm er sie und bedankte sich.

»Danke schön, mein tüchtiges Mädchen.«

Eine Kollegin umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange. »Alle guten Wünsche im neuen Lebensjahr, Buddy.«

Jan drückte sie kurz an sich. »Besten Dank, Beate.« Er mochte die Kollegin sehr. Sie waren gute Freunde und hatten im Dienst schon viel gemeinsam durchgestanden. Er wusste, dass sie für ihn mehr empfand als nur kollegiale Freundschaft. Im Grunde wäre sie die passende Partnerin für ihn gewesen. Doch er liebte sie nicht. Er liebte Cosima, die nur selten Zeit für ihn hatte und die ihn mit schöner Regelmäßigkeit versetzte, weil ihre Patienten für sie wichtiger waren als er. Sie liebte ihn nicht, jedenfalls nicht so, wie er es sich wünschte. Schon mehrmals hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich von ihr zu trennen. Aber dann hatte er sich doch nicht zu diesem Schritt durchringen können.

Cosima hatte ihm auch nicht zum Geburtstag gratuliert. Er hatte gehofft, dass sie am Morgen anrufen würde. Dann hätten sie etwas für den Abend planen können. Aber wer weiß, vielleicht hatte sie seinen Geburtstag auch vergessen. Es würde ihn nicht verwundern.

Jan öffnete seine Thermoskanne und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Kaum hatte er einen Schluck davon getrunken, verzog er das Gesicht und stellte die Tasse wieder ab. Schon wieder kalt geworden! Er würde sich eine neue Thermoskanne zulegen müssen. Der Meinung war auch Beate, die ihm etwas von ihrem wunderbar heißen Kaffee abgab.

Nach der kleinen Geburtstagsfeier ging es wieder an die Arbeit. Die Hunde wurden auf Einbrecherjagd geschickt. Einer der Polizisten spielte den Einbrecher. Ein schon älterer, routinierter Spürhund, fand ihn auch sofort und hinderte ihn an der Flucht. Auf das Kommando »Pack!«, biss er sich in seinem Arm fest. Zu diesem Zweck hatte der Beamte einen Beißarm in seinem Jackenärmel stecken.