Notärztin Andrea Bergen 1493 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1493 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Fassungslos betrachtet die hübsche Dr. Colette Portmann die junge Brasilianerin, die vor ihr in der Krankenhaushalle steht. Ihr Gesicht ist durch verpfuschte Eingriffe völlig entstellt! Ein Auge höher als das andere und die Wangenkonturen wie die einer Fratze! Wie konnte das passieren?
Isabella Olivieras nächste Worte treffen Colette da wie ein Hieb in den Magen! Die Frau ist auf der Suche nach Jamiro Alves, dem brasilianischen Schönheitschirurgen, der seit Kurzem am Elisabeth-Krankenhaus arbeitet. Er soll dafür verantwortlich sein. Er sei ein Scharlatan und falscher Arzt!
Colette wird es eiskalt. Für sie ist Jamiro nicht bloß ein neuer Kollege. Er war ihre stürmische Urlaubsromanze und ist der Mann, der ihr nach Deutschland gefolgt ist und der nun bei ihr lebt ...


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Inhalt

Cover

Besuch aus Brasilien

Vorschau

Impressum

Besuch aus Brasilien

Das Elisabeth-Krankenhaus hat nun einen plastischen Chirurgen. Der attraktive Dr. Jamiro Alves ist aus Brasilien zu uns gekommen. Unsere Dr. Colette Portmann hatte sich während ihres Urlaubs unsterblich in ihn verliebt! Nun ist er bei ihr eingezogen und will bei uns seine Karriere fortsetzen.

Alle meine Kollegen sind von dem charmanten Chirurgen begeistert, der über die besten Referenzen verfügt. Ich selbst stehe ihm allerdings skeptisch gegenüber. Er scheint sich für einen Halbgott in Weiß zu halten, in dessen Händen es liegt, über Schönheit und Hässlichkeit zu gebieten. Auch Colette wirkt längst nicht mehr so glücklich wie zu Anfang. Schon mehrfach habe ich mitbekommen, dass Jamiro sie unterdrückt und psychisch quält ...

Und heute ist nun diese bemitleidenswerte brasilianische Frau bei uns aufgetaucht. Ihr Gesicht ist durch Beauty-Eingriffe völlig entstellt! Ein Auge höher als das andere und die Wangenkonturen wie die einer Fratze! Wie konnte das passieren? Ihre Antwort ist so einfach wie eindeutig: Dr. Jamiro Alves ist schuld! Denn er ist ein Betrüger und Scharlatan!

»Oh, unsere Notärztin, hallo!« Dr. Lothar Besser strahlte über das ganze Gesicht, als Dr. Andrea Bergen auf der Gynäkologie erschien. »Das ist aber ein seltener Besuch. Zeit für einen Kaffee?«

»Gern«, stimmte Andrea zu. »Dabei können Sie mir gleich erzählen, wie es Kerstin Ohlsen und dem kleinen Leon geht.«

»Bestens, nehme ich an. Sie ist heute Morgen entlassen worden.«

»Entlassen?«, echote Andrea. Verständnislos blickte sie den Kollegen an. »Wieso denn das so plötzlich? Es war doch eine Risikogeburt. Ich habe sie mit dem Rettungswagen selbst eingeliefert.«

»Bei ihrer Entlassung war ich leider nicht im Dienst. Frau Ohlsen wollte wohl mit ihrem Baby an der Silberhochzeitsfeier ihrer Eltern teilnehmen. Da Mutter und Kind wohlauf sind, konnten wir es ihr nicht verwehren.«

Andrea lächelte. »Das ist natürlich verständlich. Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist.«

»Sie möchte zu einem späteren Zeitpunkt wiederkommen, da sie an einer Bruststraffung interessiert ist, eventuell auch an einer Cellulite-Behandlung«, erklärte Lothar Besser. »Ein ›Mommy Makeover‹ sozusagen. Damit muss sie allerdings ein paar Monate warten, bis die Körperveränderungen sich zurückgebildet haben und die Hormone sich wieder im Gleichgewicht befinden. Im Moment fehlen uns sowieso plastische und ästhetische Chirurgen. Ich hoffe, dass sich die Situation in einem halben Jahr geändert hat.«

Andrea nickte. »Das kenne ich. Frau Hollbeck wartet immer noch auf ihre Narbenkorrekturen. Sie ruft deswegen auch regelmäßig auf der Chirurgie an. Aber die Kollegen müssen sie immer wieder vertrösten. Selbst in den Schönheitskliniken sind die Wartezeiten unglaublich lang. Überall muss man eine Ewigkeit auf Termine warten.«

Lothar drückte ihr kurz den Arm. »Moment, ich besorge uns mal den Kaffee«, stellte er in Aussicht und eilte davon.

»Hab ich Kaffee gehört?«, meldete sich eine weibliche Stimme. Sie gehörte Christiane Stellmacher, der Beleghebamme. Sie war mit Andreas Notarztkollegen Clemens Stellmacher verheiratet und führte im Elisabeth-Krankenhaus ambulante Entbindungen durch. Anschließend betreute sie Mutter und Kind zu Hause.

»Oh, hallo, Christiane!« Andrea freute sich, sie zu sehen. »Bitte drei Kaffee, Lothar«, rief sie dem Kollegen nach. »Zweimal mit Milch und Zucker.«

Es dauerte nicht lange, da standen auf dem Schwesterntresen drei gefüllte Kaffeebecher. Andrea und Christiane gesellten sich zu Lothar Besser und waren bald in ein Gespräch vertieft.

Auch die Hebamme bestätigte, dass es der Patientin Kerstin Ohlsen und ihrem Baby wunderbar ging, auch wenn es eine Risikogeburt gewesen war. Die Mutter war bereits achtunddreißig und hatte zwei Fehlgeburten hinter sich. Von den Verschönerungswünschen der Patientin wusste Christiane bereits.

»Ich habe mindestens drei Mütter, die sich nach der Schwangerschaft und Geburt Schönheitsoperationen wünschen«, erzählte die Hebamme den beiden Ärzten. »Die Wunschliste reicht von Brustkorrekturen bis zur Intimchirurgie. Und allen muss ich sagen, dass sie mit einer langen Wartezeit rechnen müssen. Die Situation ist wirklich frustrierend, nicht nur für die Patienten, auch für uns Hebammen und die Ärzte. Wir wollen ja helfen, wollen glückliche und zufriedene Patienten haben. Aber dieser derzeitige Mangel an Fachärzten für plastische Chirurgie macht alle Pläne zunichte.«

»Kollegin Portmann hat auch schon gejammert«, bemerkte Lothar Besser. Damit meinte er die neue Gynäkologin auf der Station, die äußerst tüchtige, liebenswerte und attraktive Colette Portmann. »Oh, da war übrigens eine Postkarte von ihr.« Er winkte Schwester Birgit her und bat sie, die Karte zu bringen, die Dr. Portmann aus ihrem Urlaub in Brasilien geschickt hatte.

Andrea Bergen las sie zuerst und gab sie dann an Christiane weiter. Colette Portmann schrieb, dass sie ihren Urlaub in vollen Zügen genoss und sie interessante Bekanntschaften gemacht hatte.

»Bestimmt hat sie sich einen feurigen Brasilianer geangelt«, meinte Lothar und seufzte bekümmert.

Andrea und Christiane tauschten einen amüsierten Blick. Dr. Besser war der Schwarm der Patientinnen, Pflegerinnen und auch einiger Ärztinnen. Er ließ nichts anbrennen und hatte auch bei Colette Portmann zu landen versucht. Doch sie hatte ihn abblitzen lassen. Sie stand wohl nicht auf blonde Männer, die für einen Frauenarzt streng genommen viel zu gut aussahen.

»Ich kann mir gut vorstellen, dass Colette in ihrem Urlaub gleich Anschluss gefunden hat«, meinte Andrea. »Sie ist nicht nur attraktiv und liebenswert, sondern auch eine ausgesprochene Frohnatur. Mit ihr kann man Pferde stehlen.«

Christiane Stellmacher nickte zustimmend. »Und sie ist frisch geschieden. Da genießt sie natürlich ihre Freiheit.«

Andrea dachte an Gregor Portmann, Colettes Ex-Mann. Er war freischaffender Medizinjournalist und hatte öfter mal im Elisabeth-Krankenhaus zu tun. Erst kürzlich hatte er hier einen interessanten Vortrag über medizinpolitische Themen gehalten. Andrea fand ihn sehr sympathisch. Ihrer Meinung nach hatten er und Colette gut zueinander gepasst.

Die Kollegin hatte ihr auch verraten, wie es zur Scheidung gekommen war. Sie selbst hatte die Trennung vorgeschlagen, da sie keine Kinder bekommen konnte, die Gregor sich jedoch wünschte. So hatte er den Vorschlag angenommen und sich eine Partnerin gesucht, mit der eine Familie gründen konnte. Er und Colette waren aber immer noch enge Freunde.

Christiane betrachtete die bunte Karte. »Florianópolis«, las sie vor, und ihre Stimme klang deutlich sehnsüchtig. »Da würde es mir jetzt auch gefallen. Leider kann ich meinen Clemens nicht zu einem Urlaub in einem Land mit subtropischem Klima überreden. Ich verstehe auch, dass er die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit nicht vertragen würde. Ihm schweben nördliche Länder vor. Norwegen, zum Beispiel. Das würde ich sicher auch interessant finden. Aber hier, am Strand von Brasilien, fände ich es noch schöner.« Sie tippte auf die Karte.

Andrea setzte zu einer Erwiderung an, doch bevor sie ein Wort sagen konnte, meldete sich ihr Pager, den sie am Hosenbund trug. »Oh, ich muss zu einem Einsatz«, rief sie, trank ihren Kaffee aus und lief zum Fahrstuhl.

***

Das rhythmische Plätschern der Wellen, die leise ans sandige Ufer rollten, hörte sich beruhigend an. Mit einem entspannten Seufzer schloss Colette die Augen.

Es war ein wahres Paradies, in dem sie dieses Jahr ihren Urlaub verbrachte: Florianópolis, die Hauptstadt der Provinz Santa Catarina in Brasilien. Die Hälfte der Stadt lag auf dem Festland, die andere Hälfte auf der Insel Santa Catarina. Hier hatte Colette ein ansprechendes kleines Hotel gefunden, das nicht so überlaufen war wie die großen Hotels.

Ein glückliches Lächeln zog über ihr attraktives Gesicht. Und sie hatte einen ganz besonderen Mann kennengelernt! Er wohnte im selben Hotel und hatte bei ihrer Ankunft dem Hoteldiener die Arbeit abgenommen, ihr Gepäck aufs Zimmer zu tragen. Anschließend hatte er sie zu einem Caipirinha, dem berühmten nationalen Cocktail, in die Hotelbar eingeladen.

Colette konnte nicht mehr sagen, wie lange sie dort gesessen und das romantische Ambiente genossen hatten. Nach mehreren Caipirinhas hatte sie sich Hals über Kopf in den brasilianischen Kollegen verliebt. Es gab auch keine Verständigungsschwierigkeiten, denn er sprach sogar ein wenig Deutsch. Hauptsächlich hatten sie sich jedoch auf Englisch unterhalten.

Dr. Jamiro Alves verbrachte ebenfalls seinen Urlaub auf Santa Catarina Island. Seit ihrer Ankunft hatten sie schon einiges zusammen unternommen, zum Beispiel eine längere Wanderung zum Lagoinha do Leste, einem wunderschönen verschwiegenen Strandabschnitt.

Colette durchlief ein Prickeln, als sie an die intimen Stunden mit Jamiro dachte, die sie fernab vom Tourismus dort verbracht hatten. Nicht, dass sie ein Liebesabenteuer im Sinn gehabt hätte. Es hatte sich einfach so ergeben, auf ganz natürliche Weise. Nun genoss sie die heiße Affäre, auf die sie sich mit Jamiro eingelassen hatte. Warum auch nicht? Sie war eine unabhängige junge Frau mit ganz normalen Wünschen und Sehnsüchten.

Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zu Gregor, ihrem geschiedenen Mann. Ihm hätte es hier auch gefallen. Vor allem das Schnorcheln mit Schildkröten hätte ihm Spaß gemacht, was für Colette der bisherige Höhepunkt gewesen war. Sie würde viel zu erzählen haben, wenn sie wieder zu Hause und im Dienst war.

Hinter ihr im Sand waren leise Schritte zu hören. Colettes Herzschlag fing vor Aufregung zu hämmern an, Erregung breitete sich in ihr aus. Sie wusste, dass es Jamiro war. Sie hatten sich hier am Strand von Joaquina Beach verabredet. Kein intimes Stelldichein, denn der Strand war wegen seiner Dünen ziemlich belebt. Sandsurfen war hier ein beliebter Sport.

Colette hatte es unter Jamiros Anleitung ebenfalls probiert, wenn auch nicht gerade mit Erfolg.

Die Schritte kamen näher. Im Geist spürte Colette bereits Jamiros heiße, fordernde Lippen auf ihrem Mund.

Sie tat, als hörte sie ihn nicht kommen. Erwartungsvoll hielt sie die Augen geschlossen. Sie konnte bereits sein Aftershave riechen und die Wärme seines Körpers spüren.

Einen Moment später fühlte Colette sich von hinten von kräftigen Armen umschlossen. Heißer Atem streifte ihren Nacken, bevor sie weiche Lippen und das Kitzeln von Barthaaren an ihrem Ohr spürte.

»Ich liebe dich. Immer und ewiglich.« Er sang es mehr, als dass er es sagte, auf Deutsch. Es klang salbungsvoll und irgendwie witzig. Für Colette war es dennoch das Schönste, was ein Mann ihr seit Langem gesagt hatte.

Sie drehte den Kopf, sodass seine Lippen automatisch auf ihren landeten, was einen heißen, leidenschaftlichen Kuss zur Folge hatte.

»Das heißt nicht ›ewiglich‹, sondern nur ›ewig‹«, korrigierte sie ihn lächelnd, nachdem sie sich aufgesetzt hatte, und gab Jamiro einen liebevollen Nasenstüber.

»Dann reimt es sich aber nicht«, hielt er ihr entgegen.

Colette fand es bemerkenswert, dass er sich mit Details der deutschen Sprache beschäftigte. Er hatte ihr erzählt, dass seine Urgroßeltern mütterlicherseits in der Kolonialzeit nach Brasilien ausgewandert waren und sich in Blumenau niedergelassen hatten. Später hatte er von seiner Großmutter etwas Deutsch gelernt.

»Es klingt altmodisch«, erklärte Colette ihm. »Aber lassen wir es gelten.«

Sein Englisch war besser als sein Deutsch, und so plauderten sie in dieser Sprache weiter. Hier auf den Dünen war keine Gelegenheit für intime Zärtlichkeiten, denn immer wieder tauchten Touristen auf. Gerade schlenderte eine Gruppe hübscher junger Badenixen an ihnen vorbei. Sie waren Colette schon gestern in einem Straßencafé aufgefallen, als sie Jamiro eindeutige Blicke zugeworfen hatten. Auch jetzt störten sie sich nicht daran, dass er in weiblicher Begleitung war.

Jamiro winkte ihnen mit geschmeichelter Miene zu, woraufhin die vier Hübschen zurückwinkten und ihm etwas auf Portugiesisch zuriefen, was Colette nicht verstehen konnte.

»Ehemalige Patientinnen von mir, die mich bewundern«, erklärte Jamiro lässig. Dass er in Wahrheit keine Einzige von ihnen kannte, ahnte Colette nicht.

Jamiro hatte ihr erzählt, dass er ein erfolgreicher Schönheitschirurg war und längere Zeit in Frankreich und England gearbeitet hatte, in eigenen Praxen, Beauty-Zentren und Krankenhäusern. Auch in seinem Heimatland war er hoch angesehen. Dennoch spielte er mit dem Gedanken, sich in Europa ein neues Betätigungsfeld zu suchen.

Hüften schwingend gingen die vier Badenixen weiter. Jamiro beschäftigte sich wieder mit Colettes Lippen, die sie ihm nur zu gern überließ. Zur Eifersucht hatte sie nicht den geringsten Grund. Jamiro hatte nur Augen für sie. Er trug sie auf Händen und zeigte ihr jeden Tag aufs Neue, dass sie die einzige Frau war, die er liebte und verehrte. Und er zeigte ihr sein Brasilien, wie kein professioneller Touristenführer es hätte besser machen können.

»Wollen wir etwas essen gehen?«, schlug er vor.

Damit war Colette nur zu einverstanden. Sie hatte schon seit einer ganzen Weile Hunger, und sie liebte die brasilianische Küche.

Hand in Hand liefen sie über die Dünen in Richtung des Segredos do Mar, einem beliebten Seafood-Restaurant mit einem fantastischen Ausblick auf den Strand und über das Meer. Auf Jamiros Empfehlung hin hatten sie dort schon ein paar Mal gegessen und die reichhaltige Speisekarte ausprobiert.

Sie setzten sich auf die überdachte Terrasse, wo die Tische einladend gedeckt waren. Ein Kellner erschien, legte ihnen die Speisekarten vor und fragte sie nach ihren Getränkewünschen,

Sie bestellten eine Flasche Prosecco und studierten dann die Karte. Diesmal entschied sich Colette für Meeraal, während Jamiro den Zackenbarsch nahm.

»Saúde«, trank sie ihm zu, was er mit »Tim-Tim« beantwortete. Colette lief ein kleiner Schauer über den Rücken, als er seine Blicke tief in ihre Augen senkte. Sie wusste, wie dieser Abend enden würde, und genau das wollte sie.

Das Essen war wie immer vorzüglich, die Flasche Prosecco rasch geleert. Colette fühlte sich wunderbar. Jeden Gedanken an den nahenden Abschied schob sie rasch zur Seite. Daran wollte sie jetzt nicht denken. Nur noch eine einzige Woche, dann war ihr Urlaub zu Ende und sie würde wieder im Flugzeug sitzen. Da wollte sie diese letzte Woche besonders intensiv genießen

***

Die Tragflächen des Airbus hoben und senkten sich, als die Maschine zum Landeanflug auf den Düsseldorfer Flughafen ansetzte. Colette sah den Flughafen-Tower und den Waldstreifen entlang der Landebahn näher kommen. Dann setzte die Maschine auch schon sanft auf und kam wenige Augenblicke später zum Stehen.

Colette nahm ihr Handgepäck an sich und reihte sich in den Strom der Passagiere ein, die dem Ausgang zustrebten. Endlich am Ziel! Nach dem langen Flug fühlte sie sich am Rande der Erschöpfung. Dazu kam noch der Abschiedsschmerz.

Sie vermisste Jamiro und die wunderbare Zeit mit ihm. Ihr war aber auch klar, dass diese Zeit der Vergangenheit angehören musste. Es war eine Urlaubsliebe gewesen, traumhaft schön und berauschend. Sie würde im Alltag keinen Bestand haben.

Das übliche Prozedere der Passkontrolle und das Warten an der Gepäckausgabe stellten Colettes Geduld auf eine harte Probe. Sie sehnte sich nach ihrem Bett, nach einem langen, erholsamen Schlaf, nach Träumen von Jamiro.

Nachdem sie alles hinter sich gebracht hatte, ging sie rasch zum Ausgang.

Da war er ja! Sie sah Gregors hochgewachsene Gestalt in dem Tweed-Jackett und dem unvermeidlichen Rollkragenpullover sofort. Er war gekommen, um sie abzuholen. Sofort durchströmten sie neue Energien.

»Hallo, Greg!«, rief sie strahlend.

»Willkommen zu Hause, Colette!« Auch sein Lächeln reichte von einem Ohr zum anderen. Herzlich nahm er sie in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Ihr guter, verlässlicher Freund! Colette drückte ihn an sich. Es fühlte sich so gut an, dass er da war. Obwohl sie geschieden waren, war Gregor immer noch ein wichtiger Mensch für sie.

»Du siehst geschafft aus«, bemerkte er nach einer kurzen, prüfenden Musterung.

Sie schnitt eine Grimasse. »Kein Wunder bei diesem ewig langen Flug. Ich musste zweimal umsteigen, einmal in São Paulo und dann in Paris. Jetzt bin ich tatsächlich geschafft.«

Gregor nahm ihren Koffer an sich. »In anderthalb Stunden sind wir zu Hause. Darf ich dich vorher noch zum Essen einladen, bevor du in deinen wohlverdienten Schlummer fällst? Natürlich bin ich gespannt auf deine Reiseberichte, falls du nicht zu müde dazu bist.«

Colette gähnte. »Ich fürchte, die müssen warten. Ich bin tatsächlich viel zu müde, um noch viel zu erzählen. Essen möchte ich nicht unbedingt etwas. Auf dem Flug bin ich reichlich versorgt worden. Aber trinken würde ich gern noch etwas.« Sie lächelte. »Und ein wenig werde ich natürlich noch erzählen.«

»Wunderbar! Vielleicht im Bacchus?«

»Das wäre ein perfekter Abschluss.« Colette liebte diese gemütliche Weinstube mit dem mediterranen Flair. Dort waren sie früher oft gewesen.

Während der Fahrt hing sie ihren Gedanken nach. Doch statt um Urlaubserinnerungen drehten sich diese um Gregor. Sie waren einmal sehr verliebt ineinander gewesen. Noch mitten im Studium hatten sie geheiratet.