Only One Night - Natasha Madison - E-Book

Only One Night E-Book

Natasha Madison

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Beschreibung

Manning
Ich bin Kapitän des NHL-Teams Dallas Oilers. Mit dem Privileg kommen Verpflichtungen. Ich bin ihr Anführer - auf und neben dem Eis. Von außen sieht es sicher so aus, als hätte ich das perfekte Leben. Weit gefehlt. Meine Ehefrau weigert sich, der Scheidung zuzustimmen. Sie will Status und Ruhm, ich will einfach nur frei sein.
Es sollte nur ein normaler Abend mit Sponsoren und Mitspielern sein. Doch dann kam alles anders.

Evelyn
Ich freute mich nicht unbedingt auf den Junggesellinnenabschied meiner besten Freundin. Doch es ist erstaunlich, was ein paar Gläser Wein bewirken können. Es war eine Nacht. Und ich dachte, ich sehe ihn nie wieder.
Erst recht nicht mit seiner Ehefrau, während ich meinen Neffen vom Eishockeytraining abhole. Manchmal braucht es nur einen Kuss, eine Berührung, eine Chance ... nur eine Nacht.

Heiß, gefühlvoll und aufregend - das ist die neue Serie von USA TODAY Bestsellerautorin Natasha Madison über die Stars des Eishockey-Teams in Dallas. Verpasst nicht die nächsten Bände!

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Seitenzahl: 398

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Widmung

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

Zweiundzwanzig

Dreiundzwanzig

Vierundzwanzig

Fünfundzwanzig

Sechsundzwanzig

Siebenundzwanzig

Achtundzwanzig

Neunundzwanzig

Dreißig

Einunddreißig

Zweiunddreißig

Dreiunddreißig

Vierunddreißig

Fünfunddreißig

Sechsunddreißig

Siebenunddreißig

Epilog Eins

Epilog Zwei

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

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Über dieses Buch

Manning

Ich bin Kapitän des NHL-Teams Dallas Oilers. Mit dem Privileg kommen Verpflichtungen. Ich bin ihr Anführer – auf und neben dem Eis. Von außen sieht es sicher so aus, als hätte ich das perfekte Leben. Weit gefehlt. Meine Ehefrau weigert sich, der Scheidung zuzustimmen. Sie will Status und Ruhm, ich will einfach nur frei sein.

Es sollte ein normaler Abend mit Sponsoren und Mitspielern sein. Doch dann kam alles anders.

Evelyn

Ich freute mich nicht unbedingt auf den Junggesellinnenabschied meiner besten Freundin. Doch es ist erstaunlich, was ein paar Gläser Wein bewirken können. Es war eine Nacht. Und ich dachte, ich sehe ihn nie wieder.

Erst recht nicht mit seiner Ehefrau, während ich meinen Neffen vom Eishockeytraining abhole. Manchmal braucht es nur einen Kuss, eine Berührung, eine Chance ... nur eine Nacht.

Natasha Madison

Aus dem amerikanischen Englisch von Nina Bellem

Für die Liebe.

Finde sie. Kämpfe um sie. Bewahre sie.

Eins

Manning

»Push, push, push«, rufe ich meinem Sohn Jaxon zu, der neben mir auf seinen Schlittschuhen über das Eis läuft. Mit dem Schläger in der linken Hand gleitet er auf die andere Seite der Eisbahn. Diesmal schafft er es, ohne zu stürzen, sieht zu mir rüber und grinst. »Gut.« Er fährt weiter, bis wir drei Runden geschafft haben.

Bei der Bank, wo er zuvor seine Wasserflasche abgestellt hat, macht er schließlich halt. Mit stolzgeschwellter Brust zieht er seinen Handschuh aus und schnappt sich seinen Helm, um einen Schluck zu trinken. Ich greife meine eigene Flasche und spritze mir etwas Wasser in den Mund. »Ich stelle dir Kegel auf. Dann möchte ich, dass du mit dem Puck im Zickzack zwischen ihnen durchläufst.« Als er fokussiert nickt, spüre ich, wie sich meine Brust weitet. Diese Zeit hier, diese besondere Zeit mit ihm, ist alles wert.

Im Gegensatz zu meinem Sohn, der mit dem Eislaufen begann, kaum, dass wir ihm Schlittschuhe anziehen konnten, habe ich erst mit sechs Jahren damit angefangen. Die erste Zeit hatte ich keine feste Position, sondern wechselte immer zwischen der des Stürmers und des Verteidigers. Als ich zwölf wurde, überzeugte mich mein Vater, bei der Verteidigung zu bleiben. Es schadete auch nicht, dass ich wie Unkraut in die Höhe schoss. Ich verfeinerte meine Eislauf-Fähigkeiten und wurde schneller. In einem Jahr wuchs ich über zwölf Zentimeter, und mit fünfzehn war ich bereits fast eins neunzig groß. Mit neunzehn Jahren waren die zwei Meter fast erreicht. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich bei meinem ersten Draft direkt als Nummer eins gewählt wurde, stattdessen wurde ich als Nummer neunundvierzig von Nashville gedraftet.

Drei Jahre später hatte ich endlich mein NHL-Debüt. Das war auch das Jahr, in dem ich Murielle auf einer After-Game-Party begegnete. Als wir uns kennenlernten, hatte ich mir noch keinen Namen gemacht, aber als ich anfing, in der Rangliste aufzusteigen und bekannter wurde, begann sich das schüchterne Mädchen zu verändern. Den genauen Zeitpunkt kann ich nicht mehr sagen, aber als es passiert war, erkannte ich es. Sie hatte gerade Jaxon zur Welt gebracht und weigerte sich, meine Eltern in unserem Haus wohnen zu lassen, weil ich es mir ja leisten könne, sie in einem Hotel unterzubringen.

Das war der erste Streit, den wir hatten, und von da an ging es bergab.

Zuerst stellte sie eine Nachtschwester ein, die aufstand, wenn Jaxon weinte, dann folgte eine Haushälterin. Danach kam eine Köchin. Heute kann ich nicht einmal sagen, was Murielle eigentlich den ganzen Tag über so macht. Es ist mir auch egal.

»Uns bleibt eine Stunde. Ich muss heute Abend noch zu einer Veranstaltung.«

Jaxon nickt. Mein Sohn sieht genauso aus wie ich, was seine Mutter besonders freut. Seine blauen Augen hat er von mir und sein braunes Haar ist nur einen Ton heller als meins. »Genau wie sein Vater«, sagt seine Mutter immer, und ich kann das nicht ausstehen. Die letzten vier Jahre habe ich versucht, sie dazu zu bringen, sich von mir scheiden zu lassen. Vier Jahre, in denen ich sie davon zu überzeugen versucht habe, dass wir nicht gut füreinander sind. Vier Jahre, in denen ich nicht mehr in unserem Schlafzimmer geschlafen habe. Vier Jahre, in denen ich in der Hölle gelebt habe. Das Einzige, was mich davon abgehalten hat, auszuziehen, ist Jaxon.

In der nächsten Stunde strengt er sich noch mehr an, und als wir die Halle verlassen, tut er das mit einem breiten Grinsen im Gesicht. »Morgen zeige ich Caleb meine Tricks.« Er setzt sich auf den Rücksitz des SUVs, und ich warte, bis er sich angeschnallt hat.

»Morgen ist Training«, erinnere ich ihn, und er nickt. »Nächste Woche hast du dann ein Spiel, aber ich bin leider unterwegs.« Ich hasse es, seine Spiele zu verpassen, aber wenn ich zu Hause bin, sitze ich mit auf der Tribüne und feuere ihn an. Am Anfang war es nervig, weil die Leute mich um Fotos und Autogramme gebeten haben, aber ich habe nur gelächelt und abgelehnt. Ich war wegen meines Sohnes da, und das haben sie irgendwann verstanden. Aber dann drängte Murielle mich, Fotos machen zu lassen, und wir gerieten wieder in einen Streit. Doch ich weigere mich bis heute, vor Jaxon mit seiner Mutter zu streiten, und so fochten wir unsere Unstimmigkeiten erst aus, wenn er mit der Mannschaft im Bus verschwunden war. Ich wollte nie, dass er das Gefühl hatte, sich für einen Elternteil entscheiden zu müssen. Leider bin ich der Einzige, der so denkt.

»Können wir morgen einen Männerabend machen?«, fragt er, und ich lächle ihn an.

»Das klingt nach einem tollen Plan«, erwidere ich, als wir vor unserem Haus halten. Ich parke den SUV und warte dann, bis er ausgestiegen ist. Mit meiner Hand auf seiner Schulter – wie ich es immer mache –, gehen wir zum Haus. Wir öffnen die Tür, und es ist unheimlich still im Innern, als wir durch das große Foyer in die Küche treten, wo er den doppeltürigen Kühlschrank öffnet. Er schnappt sich einen Apfel und schaut dann nach, was der Koch für den Tag vorbereitet hat. Das Geräusch der sich öffnenden Kellertür lässt mich aufblicken, und ich sehe Murielle mit ihrem Trainer auf uns zusteuern. Er sieht mir nicht einmal in die Augen, bevor er verschwindet. Letztes Jahr habe ich sie zusammen auf der Hantelbank erwischt. Keine Ahnung, was sie dachte, wie ich reagieren würde, aber ich kann genau sagen, was ihr nicht gefallen hat: Dass ich mich einfach auf dem Absatz umgedreht habe und aus dem Zimmer gegangen bin.

»Hey, Jungs«, grüßt sie uns, als sie von der Haustür wieder zurückkommt, aber ich sehe sie nur an ohne zu antworten. »Hattet ihr Spaß auf der Eisbahn?« Sie geht zum Waschbecken und wäscht sich die Hände. Ihr braunes Haar hat sie oben auf ihrem Kopf zu einem Knoten gebunden, und dank der harten Arbeit im Fitnessstudio ist ihr Körper perfekt in Form. Das und die vielen Besuche beim Schönheitschirurgen. Ihre Brüste sind gemacht, ihr Hintern ist geliftet, sie hat sich die Lippen mit irgendetwas aufspritzen lassen, und in ihrem Gesicht befindet sich so viel Botox, dass ich manchmal nicht einmal weiß, ob sie gerade lächelt oder versucht, die Stirn zu runzeln.

»Ja, Dad hat mir ein paar Tricks gezeigt«, erzählt ihr Jaxon. Ich gehe zu ihm hinüber und nehme etwas zu essen für ihn heraus; er weiß nie, wofür er sich entscheiden soll, darum übernehme ich das.

»Geh duschen. Und wenn du wiederkommst, ist das Essen fertig.« Ich zum Herd und schiebe die Mahlzeit zum Aufwärmen in den Ofen.

Er verlässt das Zimmer und kommt zwei Sekunden später zurück, um ein paar Snacks aus der Speisekammer zu holen und sie in seine Tasche zu stecken, während er immer noch den Apfel in der Hand hält.

»Lass die leeren Verpackungen nicht wieder in deinem Zimmer rumliegen!«, ruft Murielle ihm hinterher.

»Was kümmert dich das?«, frage ich. »Es ist ja nicht so, als wärst du diejenige, die aufräumen muss.«

»Ich will nicht, dass er wie ein Schwein lebt.« Mit diesen Worten lehnt sie sich mit der Hüfte gegen die Küchentheke. »Was machen wir heute Abend?«

Ich lache abfällig. »Wir machen gar nichts.« Ich hole ein paar Sachen aus dem Kühlschrank und mache mir einen Eiweißshake. »Ich bin zum Abendessen verabredet.«

»Soll ich mitkommen?«, fragt sie, doch ich schenke ihr nur einen langen Blick. »Ich frage nur, ob ich dich begleiten soll.«

»Murielle, ich weiß nicht, wie oft ich es dir noch sagen muss. Ich will dich nicht an meiner Seite haben. Macht dich diese Art zu leben wirklich glücklich?«

Sie verschränkt die Arme unter der Brust, schiebt dabei ihre Brüste hoch, und ich entdecke ihren neuen Knutschfleck.

»Willst du nicht einfach glücklich sein? Einfach tun können, was immer du willst, ohne mich im Schlepptau?« Ich warte ihre Antwort nicht einmal ab. »Ich meine, du hattest gerade Sex mit deinem Trainer im Keller. Wo mein Kind immer spielt.«

»Ich habe Bedürfnisse, Manning«, erwidert sie und hebt dabei nicht einmal die Stimme. »Du willst sie offensichtlich nicht befriedigen, also muss ich mir diese Befriedigung eben bei jemand anderem holen.«

»Der Grund, warum ich sie nicht mehr befriedige, ist, weil ich keine Lust mehr darauf habe. Wir haben in den letzten vier Jahren immer wieder darüber gesprochen. Aus welchem Grund genau hältst du an dieser Ehe fest?« Ich werfe den Mixer an. »Damit du den Titel ›Frau des Captains‹ tragen kannst? Was bringt dir das?«

»Ich habe dir mein ganzes Leben geopfert, um sicherzustellen, dass du alles hast, was du brauchst.«

Wieder muss ich lachen. »Was genau hast du denn geopfert? Ich habe dich nie von irgendetwas abgehalten, habe dich sogar dazu ermutigt, wieder zur Uni zu gehen, um irgendeinen Abschluss zu machen. Oder dir ein verdammtes Hobby zu suchen. Alles, was dich interessiert hat, war, mein Trikot bei den Spielen zu tragen. All die Benefits, die du als meine Frau bekommst, haben dir den Kopf verdreht, und das ist der Grund, warum wir jetzt hier an diesem Punkt sind.«

»Was ist mit Jaxon?«, fragt sie. »Was glaubst du, wie er es finden würde, geschiedene Eltern zu haben und immer wieder von einem Haus zum anderen wechseln zu müssen?«

»Du kennst deinen Sohn offensichtlich nicht«, widerspreche ich ihr und gieße meinen Eiweißshake in mein Glas. »Glaubst du, er ahnt nicht, dass wir getrennt leben? Er weiß, dass wir getrennte Schlafzimmer haben. Jaxon ist schlauer, als du denkst.« Ich drehe mich um, stapfe aus der Küche und lasse sie mit diesen Worten zurück. Nachdem ich die Wendeltreppe hinaufgestiegen bin, wende ich mich nach rechts, um in meinen eigenen Bereich zu gehen. Ich gehe durch das Schlafzimmer ins Bad und schließe die Tür hinter mir ab. Das musste ich mir zwangsläufig angewöhnen, nachdem mir Murielle eines Tages gefolgt war und mit mir unter die Dusche steigen wollte.

Nachdem ich geduscht habe, gehe ich zum Kleiderschrank und hole einen blauen Anzug und ein weißes Hemd heraus. Mit den Händen fahre ich mir durch die Haare, lege meine silberne Rolex an und gehe dann die Treppe wieder hinunter. Im Wohnzimmer treffe ich auf Jaxon, der mit seiner Xbox spielt. »Hallo, Kleiner«, sage ich und er sieht zu mir rüber. »Bist du allein?«

»Ja, Mom hat gesagt, sie hat Migräne«, erwidert er, und ich blicke gen Zimmerdecke.

»Soll ich dir Gesellschaft leisten?« Ich setze mich neben ihn, doch er schüttelt den Kopf.

»Nein, es geht schon.«

Damit wuschle ich ihm durchs Haar, ziehe ihn zu mir und küsse ihn auf den Kopf.

»Ruf mich an, wenn du etwas brauchst.«

Er nickt, ohne den Blick von seinem Spiel abzuwenden.

Ich gehe aus der Haustür und rufe Murielle auf ihrem Handy an. Sie geht sofort ran. »Kannst du wenigstens versuchen, auf ihn aufzupassen, während ich weg bin?«

»Ihm fehlt nichts«, schnauft sie. »Er hat gegessen und er spielt sein Computerspiel.« Ich schüttle den Kopf. »Ich bin ja im Haus. Es ist nicht so, als ob er allein wäre.«

»Mann«, stöhne ich, lege auf und steige in meinen schwarzen Range Rover SUV. Dort setze ich meine goldene Pilotenbrille auf und gebe die Adresse des Restaurants in mein GPS ein.

Auf dem Weg dorthin klingelt das Telefon. Es ist Becca, meine Agentin.

»Hallo?«

»Hey. Ich weiß, dass du heute Abend mit den Leuten von Hauer essen gehst.« Das ist die große Eishockey-Ausrüstungskette, die mich sponsert. »Nur damit du es weißt, dieses Restaurant ist auch ein Club.«

Ich stöhne. »Warum? Warum gehen wir ausgerechnet da hin?«

»Ich weiß ... ich hab das auch gerade erst erfahren, als ich den Laden gegoogelt habe«, erwidert sie. »Jedenfalls habe ich dir eine Übernachtungsmöglichkeit im Hotel nebenan reserviert, nur für den Fall, dass du dich heute Abend austoben willst.«

Das bringt mich zum Schmunzeln. »Das letzte Mal, dass ich mich ausgetobt habe, war ...«

»Nie.« Sie lacht. »Ja, ich weiß. Wie auch immer, ich habe dir eine Suite gebucht. Der Schlüssel ist für dich an der Rezeption hinterlegt.«

»Du denkst an alles.«

»Nein, ich will nur nicht, dass du betrunken beim Fahren erwischt wirst und ich das ganze Geld verliere, das ich mit dir verdiene«, ist ihre prompte Antwort. »Ich muss los. Hab Spaß und lass es dir gut gehen. Aber, du weißt schon, versuche, nicht bei SportsNet zu landen.«

»Das werd ich nicht«, verspreche ich ihr, stelle den SUV auf dem Parkplatz ab und lege auf. Kaum, dass ich aus dem Wagen gestiegen bin, hat mich der Typ vom Parkservice auch schon bemerkt. »Der Schlüssel steckt«, sage ich zu ihm, atme tief durch und gehe auf die Tür des Restaurants zu.

Zwei

Evelyn

»Du bist gerade mal seit einer Woche wieder zu Hause und hast schon am Samstagabend was vor«, sagt meine Schwägerin Veronica lachend am Telefon. »Und du warst nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, wieder nach Hause zu kommen.«

Ich lache ebenfalls, während ich durch mein neues Haus laufe; der Geruch von Farbe liegt noch in der Luft. »Ich war vierzehn Jahre lang weg«, erkläre ich ihr, während ich mir einen grünen Tee mache. »Wer kommt schon mit zweiunddreißig Jahren nach Hause zurück?«

»Also, wir zumindest sind alle froh, dass du wieder zurückgekommen bist«, folgt ihre Antwort prompt.

»Um sieben muss ich in der Innenstadt sein. Erklär mir bitte noch einmal, warum ich zugestimmt habe, hinzugehen?«

»Sie ist eine deiner besten Freundinnen, also ist es nur naheliegend, dass du ihre Brautjungfer bist«, ruft mir Veronica wieder ins Gedächtnis, und ich rolle mit den Augen, während ich an meinem heißen Tee nippe und zurück in mein Schlafzimmer gehe.

»Ich meinte, du sollst mir noch einmal erklären, warum ich dachte, dass ein Junggesellinnenabschied eine gute Idee wäre«, fordere ich sie auf und betrete das Bad. »Das Letzte, was ich heute will, ist, mich in Schale zu werfen und rauszugehen.«

»Du musst rausgehen.« Im Hintergrund höre ich Wasser laufen und dann das Klappern von Geschirr. »Trink ein bisschen was, tanze, und wenn du am Ende mit einem Typen nach Hause gehst, können wir das Ganze als Win-win betrachten.«

Wieder lache ich. »Ich hatte noch nie einen One-Night-Stand. Nicht einmal am College, also bezweifle ich, dass ich damit in meinen Dreißigern anfangen werde.«

»Wie kommst du hin?«

»Ich wollte erst mit dem Auto fahren, aber dann habe ich es mir noch einmal überlegt, ich werde einfach ein Uber nehmen. Sie hat, glaube ich, gesagt, dass die Mädchen sich ein Zimmer im Hotel nebenan nehmen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die ganze Nacht wegbleiben will. Und falls ich betrunken sein sollte, ist es außerdem besser, morgens im eigenen Bett aufzuwachen.«

»Okay, aber versprich mir was«, sagt Veronica und ich stöhne fast auf. »Hab Spaß.«

»Werde ich haben. Gib den Kindern einen Kuss von mir.« Damit beende ich das Gespräch. Mein Handy lege ich auf der weißen Marmorplatte des Waschtisches ab und entscheide mich dann doch für eine Dusche statt für ein Bad. Wenn ich ein Bad nehmen würde, würde ich im Anschluss in meinen Schlafanzug schlüpfen wollen, und dann wäre der Abend für mich gelaufen. Ich streife den Bademantel ab, steige unter die Dusche und schließe die Augen.

In meinen wildesten Träumen hätte ich mir nicht vorgestellt, dass ich wieder zurück nach Hause ziehen würde. Als ich achtzehn wurde, habe ich meine Sachen gepackt und bin nach Chicago gegangen, um dort zu studieren. Seit ich ein kleines Mädchen war, war es mein Traum, dorthin zu ziehen. Ich weiß nicht genau warum, aber ich dachte einfach, wenn man in Chicago lebt, hat man es geschafft. Das Treiben in Chicago zog mich sofort in seinen Bann und ich liebte alles daran – vom Spazierengehen auf der Magnificent Mile bis hin zu den Wochenendausflügen auf den See.

An der Uni gab ich alles, und dort begegnete ich auch Dex, Joshua und Ally. Wir vier lernten immer zusammen. Meine Beziehung zu Dex wurde enger, ohne dass wir es wirklich merkten. Dann fanden wir heraus, dass auch Joshua und Ally zusammen waren, und so verbrachten wir vier viel Zeit zusammen. Wir bekamen alle einen Job, kaum, dass wir unseren Master in der Tasche hatten. Jeder von uns baute sein Portfolio auf, bis wir beschlossen, den Sprung zu wagen und unser eigenes Finanzunternehmen zu gründen.

Wir wuchsen so schnell, dass wir Leute einstellen mussten, und mein Traum wurde wahr.

Bis ich Dex dabei überraschte, wie er bis zu den Eiern in Joshua steckte, während Ally gerade auf seinem Gesicht hockte. Zwischendrin schnupften sich alle drei gegenseitig Koks vom Körper.

Sie bemerkten mich nicht einmal, weder als ich sie entdeckte, noch als ich wieder ging. Als er fünf Stunden später nach Hause kam, standen meine gepackten Koffer bereits vor der Tür, was ihn überraschte. Ich stellte ihm nur noch eine Frage, bevor ich ging: Wie lange schon? Das war das Einzige, was ich wirklich wissen wollte, und ich war schockiert, als er sagte, schon seitdem wir alle zusammen an der Uni waren. Es hatte sich die ganze Zeit direkt vor meiner Nase abgespielt. Ich ging und kam dann später zurück, um den Rest meiner Sachen zu holen.

Es war ein bisschen heikel, weil wir vier eine gemeinsame Firma besaßen. Ich verkaufte ihnen meine Anteile, und jetzt fange ich im Grunde von vorne an, wenn auch nicht bei null. Zu meinem Glück arbeitet auch meine Familie im Finanzwesen, und so bin ich gerade in ihr Finanzunternehmen eingestiegen. Mein Vater war überglücklich, als ich ihn darum bat. Mein Bruder Timothy war sogar noch glücklicher. Er hasste Dex, also war meine Rückkehr eine Win-win-Situation für ihn. Außerdem nahm ich mein Portfolio mit, und die meisten meiner Klienten erklärten sich bereit, mir zu folgen.

Kaum, dass ich in der Stadt angekommen war, hatte ich auch schon mein Haus gekauft. Ich hatte es bereits online ausgesucht, aber in dem Moment, als ich durch die Haustür trat, wusste ich, dass es das Richtige für mich war. Vor meinem Einzug ließ ich es neu streichen, und nachdem ich mit meiner Mutter und Veronica Möbel einkaufen war, war das ganze Haus innerhalb von drei Stunden komplett eingerichtet.

Ich steige aus der Dusche, nehme meinen weißen Plüsch-Frotteebademantel und ziehe ihn an, dann wickle ich mein Haar in ein Handtuch. In meinem begehbaren Kleiderschrank wühle ich mich durch meine Klamotten. Die Kleiderordnung lautet Rosa und Schwarz, also wähle ich einen rosafarbenen Rock und ein langärmeliges schwarzes Wickeltop aus Seide. Die Ärmel haben an der Seite einen Schlitz und werden am Handgelenk mit einer Schleife gebunden. Ich gehe zurück ins Bad, um mich dort fertig zu machen.

Mein langes kastanienbraunes Haar reicht mir bis zur Taille, und ich lasse es offen, bearbeite nur die Enden mit dem Lockenstab. Mein Make-up halte ich dunkel, sodass meine grünen Augen hervorstechen, der Lippenstift ist nudefarben. Als ich den rosa Rock anziehe, merke ich erst wieder, wie kurz er ist. Ich meine, er ist nicht so kurz, dass mein Hintern zu sehen wäre, aber es ist definitiv nicht die Länge, die ich auf der Arbeit tragen würde. Auf den Rock folgt mein schwarzer BH, dann schiebe ich meine Arme in das Wickeloberteil und binde die Bänder um meine Taille zu einer Schleife, genau wie die Bänder an den Handgelenken. Ich vergewissere mich, dass mein Oberteil wirklich sitzt, damit nicht versehentlich meine Brüste heraushängen, dann schnappe ich mir meine High Heels von Yves Saint Laurent. Gerade als ich zum Bett hinübergehe, höre ich mein Telefon im Bad klingeln.

Ich schaffe es, dranzugehen, bevor die Mailbox anspringen kann. Es ist Jeanie, eine der anderen Brautjungfern. »Hallo«, grüße ich sie; im Hintergrund ist Musik zu hören.

»Hey!«, ruft sie. »Ich wollte dir nur sagen, dass wir in ein paar Minuten zum Restaurant wollen.« Sie hatten vor der eigentlichen Party schon eine Vorglühen-Party, aber ich habe noch auf eine Lieferung gewartet und musste daher dafür absagen. Ehrlich gesagt war ich auch nicht in der Stimmung, und ich wusste, Stephanie würde das verstehen.

»Perfekt. Ich schlüpfe gerade in meine Schuhe, also sollte ich in etwa dreißig Minuten da sein.«

»Klingt gut. Sobald wir angekommen sind, schicke ich dir eine Nachricht.« Sie legt auf, und ich angele mit dem Fuß nach meinem Schuh. Sobald beide Schuhe angezogen sind, werfe ich einen letzten Blick in den Spiegel, schnappe mir dann die zu den Schuhen passende YSL-Handtasche und bestelle mir ein Uber.

Kurz bevor es kommt, lege ich noch etwas Parfüm auf. Als ich aus dem Haus gehe, spüre ich die warme Luft an meinen Beinen, es geht ein leiser Windhauch. Ich steige in den Wagen, begrüße den Fahrer und während wir uns auf den Weg in die Innenstadt machen, scrolle ich durch Instagram.

Dort entdecke ich die Fotos vom Vorglühen und lächle, als ich sehe, dass wir praktisch alle gleich gekleidet sind. Nur Stephanie trägt Weiß. Dazu eine rosé-goldene Schärpe mit der Aufschrift »Zukünftige Braut«.

Ich trage mehr Lippenstift auf, kurz bevor das Uber zum Stehen kommt, dann öffne ich die Tür und bezahle den Fahrer. Als ich auf das Restaurant zugehe, fährt ein schwarzer Range Rover auf den Parkplatz, parkt, und ich sehe einen Mann, der um den SUV herumgeht.

Das Handy in meinen Händen piepst, darum senke ich den Blick und schaue dann wieder zu der Restauranttür vor mir. Ich strecke die Hand aus, um sie zu öffnen, doch da legt sich eine kräftige Hand auf meine, und ich blicke in die intensivsten blauen Augen, die ich je gesehen habe. Sein braunes Haar sieht aus, als wäre er gerade mit den Händen hindurchgefahren. »Es tut mir leid«, sagt er mit tiefer Stimme. Seine vollen Lippen sind von einem Bart umgeben.

Ich sehe auf unsere Hände hinunter, die beide den Türgriff umfasst halten. »Es tut mir leid, ich war abgelenkt und habe nicht einmal bemerkt, wo ich hingehe«, erwidere ich, und unsere beiden Hände lassen die Tür los. »Mein Telefon hat geklingelt, aber ich hätte besser auf meine Umgebung achten sollen.« Damit sehe ich zu ihm hoch und mir fällt nicht nur auf, wie groß er ist, sondern auch, wie muskulös unter seinem Anzug. Sein weißes Hemd ist nicht bis ganz oben zugeknöpft, und aus dem Kragen blitzen die Ausläufer einer Tätowierung hervor.

»Bitte.« Er streckt seine Hand aus, und ich öffne die Tür. Er umfasst die obere Kante, um sie offen zu halten, und ich spüre seinen Körper hinter mir.

»Danke«, sage ich über meine Schulter hinweg, und er nickt mir nur zu. Ich gehe zur Restaurantmanagerin, die die Gäste an der Tür begrüßt. Ihre Augen leuchten auf, sobald sie den Typ hinter mir sieht, und ich möchte am liebsten mit den Augen rollen. Schon klar, er ist heiß und gut aussehend, und er riecht gut, soweit ich das beurteilen kann.

»Mr Stevenson«, begrüßt sie ihn, bevor ich überhaupt dazu komme, etwas zu sagen. »Ihr Schlüssel liegt schon bereit.« Sie reicht ihm einen weißen Umschlag, und er nimmt ihn ihr ab, hält ihn aber noch in der Hand, statt ihn direkt einzustecken.

»Ich habe keinen Schlüssel«, sage ich zu der Frau. »Und ich bin mir nicht sicher, ob ich einen haben sollte oder nicht.« Mit einem Lachen schaue ich zu ihm und sehe, dass er auch gluckst. »Zumindest hat man mir nicht gesagt, dass ich einen Schlüssel brauche.«

»Ich glaube, nur die coolen Kids bekommen einen Schlüssel«, erwidert er und lächelt mich endlich an.

»Ach so? Also, zu dem Club gehöre ich dann definitiv nicht.« Ich schaue von ihm zu der Frau, die ihn immer noch anstarrt. »Ich bin hier für die Party, die unter dem Namen Stephanie läuft«, mache ich mich bemerkbar, bevor sie noch völlig vergisst, dass ich hier bin. Ich werfe einen Blick auf mein Handy. »Sie sind hinten«, füge ich hinzu und schaue an ihr vorbei, um zu sehen, ob ich sie irgendwo entdecken kann. Tatsächlich erspähe ich die anderen, und als Jeanie zu mir herüberschaut, hebe ich die Hand. »Hab sie schon gefunden.« Ich sehe den Mann an. »Schätze, ich komme auch ohne Schlüssel rein«, erkläre ich und lache. »Ihnen noch einen schönen Abend.«

»Ihnen auch. Kommen Sie zu mir, falls Sie doch noch einen Schlüssel brauchen«, scherzt er, und ich verlasse den Restauranteingang, wobei ich die ganze Zeit seine Blicke auf mir spüre.

Drei

Manning

»Kommen Sie zu mir, falls Sie doch noch einen Schlüssel brauchen«, versuche ich, einen Scherz zu machen, und sie wirft den Kopf zurück und lacht. Sie verlässt den Eingangsbereich des Restaurants, sieht dabei noch einmal über die Schulter zu mir zurück, und ich versuche nicht einmal zu verbergen, dass ich ihr hinterherblicke.

Als wir gleichzeitig nach der Tür griffen, fiel mir fast die Kinnlade herunter. Ich hatte sie auf die Tür zugehen sehen, aber alles, was ich wirklich wahrnahm, waren ihre Beine. Ihre gebräunten Beine in diesen Schuhen waren wohl das Heißeste, was ich je eine Frau habe tragen sehen. Ich dachte, sie würde stehen bleiben, aber das tat sie nicht, und wir griffen beide gleichzeitig nach der Tür. Dann schaute sie zu mir hoch, und meine Füße hielten ruckartig inne, als würde ich plötzlich Betonstiefel tragen. Ihre grünen Augen funkelten, und ihr kastanienbraunes Haar sah aus, als wäre es aus Seide.

»Ähm, Mr Stevenson«, macht die Restaurantmanagerin auf sich aufmerksam, blinzelt, und ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Wenn Sie mir bitte folgen würden, dann führe ich Sie zu Ihrem Tisch.« Ich nicke und schaue in die Richtung, in der die Frau verschwunden ist. Sie umarmt gerade ein paar andere Frauen und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Ich drehe mich um und folge der Managerin, die mich an der belebten Bar vorbeiführt. Die Bar besteht aus braunem Granit mit Glasregalen, in denen verschiedene Flaschen stehen, darüber sind Hängelampen angebracht. Ein paar Leute bemerken mich, schauen zu mir herüber, und einige erkennen mich sogar. Die Männer nicken mir in solchen Momenten immer zu, und die Frauen starren mich an. Wir gehen an dem gläsernen Weinkeller vorbei, in dem sich Flaschen über Flaschen bis unter die Decke stapeln. Sie bleibt daneben stehen und öffnet eine Glastür. »Das ist der separate Bereich«, sagt sie, und ich nicke, bevor ich eintrete.

»Manning.« Einer der Männer steht von seinem Tisch auf und kommt zu mir herüber. »Schön, Sie zu sehen.«

»Andrew.« Ich strecke meine Hand aus, schüttle seine. Andrew ist der Geschäftsführer von Hauer, der Firma, die er vor zehn Jahren gegründet hat. »Auch schön, Sie zu sehen.«

»Danke, dass Sie gekommen sind. Ich weiß, dass Sie diese Art von Meetings hassen.«

Lachend stecke ich die Hände in die Hosentaschen und schaue durch die Glastür auf all die Tische, die sich dahinter befinden und an denen bereits Leute sitzen. Das ist genau der richtige Ort, um einen Samstagabend zu verbringen. Die Tische werden um zehn Uhr abgeräumt, um Platz für die Tanzfläche zu schaffen. Direkt vor unserem privaten Bereich befindet sich eine weitere Bar. »Ich hasse sie nicht«, widerspreche ich ihm lachend. »Ich ziehe es nur vor, nicht daran teilnehmen zu müssen.« Es ist kein Geheimnis, dass ich aus meinem Privatleben ein großes Geheimnis mache. Man findet mich weder auf Instagram noch auf Facebook noch auf Snapchat. Im Grunde genommen mache ich gar nichts in den sozialen Medien. Ich habe eine Facebook-Seite, um die sich Candace, meine Social-Media-Managerin, kümmert. Um ehrlich zu sein, ist der einzige Grund, warum ich sie beschäftige, meine Sponsoren. Wenn sie nicht wären, wäre ich nicht einmal dort zu finden.

»Ich möchte Ihnen das Team vorstellen«, sagt er und deutet auf die anderen Männer, die am Tisch sitzen. Während er sie mir vorstellt, nicke ich jedem Einzelnen zu. Sie unterhalten sich, und während ich ihnen zuhöre, schaue ich hinüber, um zu sehen, ob ich die Frau von eben irgendwo sitzen sehe. Immer wieder blicke ich rüber und versuche, sie zu entdecken, und schließlich finde ich sie. Lächelnd schüttle ich den anwesenden Männern die Hände, dann öffnet sich die Tür hinter mir und ich drehe mich um. Miller kommt herein, gefolgt von Ralph.

Ich stehe mit den Händen in den Taschen daneben, während Andrew sie auch den Männern vorstellt, die ich gerade kennengelernt habe. Währenddessen nehme ich mir die Zeit, um zu dem Tisch mit den zehn Mädchen hinüberzuschauen. Sie heben gerade ihre Sektgläser und stoßen auf eine Frau an, von der ich denke, die wohl die Braut ist, denn sie trägt einen Schleier und eine Schärpe. Sie sitzt am Ende des Tisches, der sich mir gegenüber befindet, und ich sehe, wie sie lacht und den Kopf zurückwirft, bevor sie ihr Glas austrinkt. Dann schnippt sie mit den Fingern und tanzt. Sie hält erst inne, als der Kellner zu ihr kommt, und bestellt etwas bei ihm. Er lächelt sie an und geht dann weg zum Computer. Dort spricht er mit einem anderen Kellner und deutet mit seinem Kinn zu dem Tisch. Ich weiß genau, was er damit sagen will.

»Bist du schon lange hier?«, fragt Miller mich und ich sehe ihn an.

»Seit ein paar Minuten«, antworte ich achselzuckend. »Seid ihr zusammen hergekommen?« Damit meine ich ihn und Ralph, und Miller nickt.

»Ich habe Layla bei den beiden zu Hause abgesetzt und hole sie später auf dem Weg ab.« Miller war der begehrteste NHL-Star aller Zeiten. Er war auf dem Titelblatt der GQ, und die Frauen liefen ihm in Scharen hinterher. Aber Layla hatte er schon ewig im Visier, und als sie schließlich nachgab und ein Date mit ihm bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung ersteigerte, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er sie mit seinem Charme für sich gewinnen konnte.

»Möchten Sie etwas trinken?«, höre ich die Kellnerin fragen. Sie kam wohl herein, während wir uns unterhielten.

»Ich nehme ein Sodawasser mit Limette«, bestelle ich und sie nickt. Miller und Ralph, der gerade zu uns gestoßen ist, bestellen dasselbe. Ich trinke ohnehin nie viel, aber während der Saison halte ich mich an eine strikte Diät.

»Ich war noch nie hier«, sagt Ralph und schaut sich um, und Miller lacht ihn aus.

»Warum überrascht mich das nicht?«, tönt Miller und schüttelt den Kopf.

»Ist das dein altes Revier?«, fragt ihn Ralph.

Ich schaue kurz wieder zu der Frau, was mich völlig durcheinanderbringt. Warum interessiert es mich, wo sie ist? Warum will ich plötzlich ihren Namen wissen? Ich will nicht lügen, als Profisportler bin ich ständig von Frauen umgeben. Frauen, die nur damit angeben wollen, dass sie mit einem NHL-Spieler geschlafen haben, und denen es egal ist, ob man verheiratet ist oder nicht. Ich sehe das immer wieder – Spieler, die in jeder Stadt ein anderes Mädchen haben. Ich war seit vier Jahren mit niemandem mehr zusammen. Vier verdammte Jahre, aber das würde mir niemand glauben, wenn ich es erzählen würde. Nur fünf Leute wissen, wie es wirklich um Murielles und meine Beziehung steht – Ralph, Miller, Candace, Nico und Becca.

»Ich war schon ein paar Mal hier«, meldet sich Miller zu Wort. »Cool ist, dass an den Wochenenden ein DJ kommt und der Außenbereich in eine Tanzfläche verwandelt wird. Die Tische dort drüben«, er zeigt in die entsprechende Richtung, »drehen sich dann langsam, und der ganze Ort wird zur Tanzfläche. Die Sitznischen am Ende bleiben, aber man muss extra bezahlen, wenn man dort sitzen will.« Er deutet auf den Platz, an dem die Rothaarige sitzt. »Macht ziemlich viel Spaß hier.«

Andrew kommt zu uns herüber. »Bevor wir anfangen, können wir ein Foto von euch dreien machen?«

»Klar«, sagt Ralph und sieht mich an. »Ich muss das Foto dann auf Instagram veröffentlichen, sonst macht Candace mich fertig.« Er meint damit seine Frau, die Social-Media-Expertin.

Ich stehe als Kapitän in der Mitte, meine beiden Assistenten flankieren mich. »Das ist das erste Mal in der Geschichte unseres Unternehmens, dass sowohl der Kapitän als auch seine Assistenten mit uns zusammenarbeiten.«

Er macht ein paar Bilder und stellt sie auf Instagram mit der Unterschrift:

Hier wird gerade Geschichte geschrieben

»Sollen wir uns setzen?«, fragt Andrew, nachdem er alles am Handy erledigt hat.

Ich gehe zum Tisch hinüber und entscheide mich für einen Platz mit Blick auf das Restaurant. Normalerweise tue ich das nicht. Sonst sitze ich immer mit dem Rücken zu den anderen, damit niemand heimlich ein Foto von mir machen kann.

»Seit wann willst du denn in den Raum schauen?«, fragt Miller und setzt sich neben mich.

Ich antworte nicht, sondern zucke nur mit den Schultern und setze mich. Die Kellnerin kommt mit unseren Getränken zurück, und ich nehme meines entgegen, sehe dann aber wieder zu der Frau hinüber. Warum bin ich so neugierig auf sie? Jedes Mal, wenn ich zu ihr hinüberschaue, lacht sie über irgendetwas, und ihr ganzes Gesicht leuchtet dabei auf. »Was ist heute mit dir los?« Ich sehe zu Miller hinüber. »Du verhältst dich komisch, seit wir hier sind.«

»Wovon redest du?«, versuche ich abzulenken und nehme einen weiteren Schluck Wasser. »Mir geht es gut.«

»Du scheinst abgelenkt zu sein. Ist zu Hause alles in Ordnung?«

»Wenn du damit meinst, ob Murielle noch da ist, lautet die Antwort ja.« Ich höre auf zu reden, als die Kellnerin an den Tisch kommt und unsere Bestellungen aufnimmt.

Als sie die Glastür öffnet, um zu gehen, bemerke ich, dass jetzt Musik spielt und immer lauter wird. Das Gespräch während des Essens dreht sich darum, wie wir die Ausrüstung, die sie für uns haben, verbessern können. Die Entwickler machen sich Notizen zu den Dingen, die wir haben wollen. »Ich möchte, dass mein Schläger ein bisschen leichter ist«, formuliere ich meinen Wunsch, und alle schauen mich an.

»Du hältst den Rekord für den härtesten Schlag beim All-Star-Spiel im letzten Jahr«, sagt Miller.

»Einhundertachtzig Komma fünf«, fügt Ralph hinzu und nimmt einen Bissen von seinem Steak. »Du hast Karlson letztes Jahr den Knöchel gebrochen, als er versucht hat, den Schuss zu blocken.«

Ich lache. »Das war nicht meine Schuld. Wer stellt sich einem Schuss auch in den Weg? Dafür haben sie doch einen Torwart.«

»Du spielst in der Verteidigung«, wirft Miller ein.

»Ja, und Karlson hat nach vorne gespielt. Würdest du dich einem Puck in den Weg stellen?«, frage ich, und sie schütteln beide den Kopf.

»Ich meine, deinem nicht«, erwidert Miller und lacht. »Nie im Leben würde ich das auch nur versuchen. Aber bei jedem anderen sehe ich da keine Gefahr. Du hast den Schläger von Jones mit deinem Schuss einfach zerbrochen«. Damit meint er den Moment, als ich einen Schuss abfeuerte und der Torwart versuchte, ihn mit seinem Schläger zu blocken. Der Teil, der dem Puck im Weg war, brach einfach ab.

»Wie auch immer.« Ich rolle mit den Augen. »Letztes Jahr hat mein Schläger gut performt, aber wenn wir ihn noch ein bisschen flexibler machen könnten, wäre er sicher der bestmögliche Schläger.«

»Ich werde diese Woche ein paar Dinge im Labor ausprobieren«, sagt der Mann, der, glaube ich, Daniel heißt, aber ich bin mir nicht sicher. »Innerhalb der nächsten zwei Wochen sollte ich ein paar Probemodelle haben.«

»Ich hätte nichts gegen ein paar Probemodelle«, sagt Miller, und den Rest des Essens verbringen wir damit, über Dinge zu sprechen, die er gerne für seine Ausrüstung hätte. Erst als ich den Blick wieder hebe, bemerke ich, wie das Restaurant sich verändert hat. Das Licht ist jetzt gedämpft, und einige der Tische wurden umgestellt.

Ich gerate in Panik, als ich die Frau nicht sehe, was mich noch mehr verwirrt. Als ich sie entdecke, lacht sie gerade wieder und trinkt von ihrem Wein. So, wie es aussieht, amüsieren sich die Leute an ihrem Tisch prächtig. Jemand muss etwas wirklich Lustiges gesagt haben, denn die Rothaarige schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch, und ich schwöre, ich kann ihr Lachen hören. Irgendetwas in mir macht klick; ich weiß nur nicht, was es ist.

Vier

Evelyn

Ich nehme einen Schluck von meinem Wein und stelle das Glas neben meinem Teller ab. Dieser Abend entwickelt sich zu einem der schönsten Abende seit Langem. Könnte aber auch sein, dass das am Wein und am Champagner liegt.

Weniger schön ist, dass ich, als ich hier ankam, gezwungen wurde, mir eine Peniskette umzuhängen.

»Wir sollten den Käsekuchen zum Nachtisch bestellen.« Ich sehe zu Jeanie hinüber, die gerade ein weiteres Glas Wein leert. »Oh, oder den Apfelkuchen mit Eiscreme.«

»Du hast gerade zwei Vorspeisen verputzt und dann dein ganzes Hauptgericht plus die dazu bestellten Makkaroni mit Käse.«

»Die waren mit Hummer«, verteidige ich mich. »Zu Makkaroni mit Käse und Hummer sagt man nicht Nein.«

Sie wirft den Kopf zurück und lacht. Eine der Brautjungfern klopft mit ihrem Löffel gegen ihr Glas. »Wenn ich um eure Aufmerksamkeit bitten darf«, ruft sie, und ich nehme noch einen Schluck von meinem Wein. Sie muss regelrecht schreien, damit man sie bei der Musik, die im Restaurant gespielt wird, überhaupt hören kann. Ich schaue mich um, einige der Tische wurden umgestellt, um Platz für eine Tanzfläche zu schaffen.

Ein Blick durch eines der Fenster zeigt mir den Außenbereich, der mit Hängelampen bestückt ist, die die Grünpflanzen im Garten ringsum in ein sanftes Licht tauchen. Der DJ befindet sich in der Ecke auf einer Art Bühne. Draußen gibt es Sitznischen, in denen die Leute sitzen und trinken, aber einige sind schon aufgestanden und tanzen. Ich nehme mein Glas Wein und nehme noch einen Schluck, dann wende ich meine Aufmerksamkeit wieder der anderen Brautjungfer zu, die sich gerade hinsetzt.

»Was habe ich verpasst?«, frage ich Jeanie. Die beugt sich zu mir und flüstert: »Keine Ahnung, ich habe gerade einen der Kellner beobachtet.« Ich sehe zu dem Kerl hinüber, den sie gerade mit den Augen auszieht, und plötzlich sehe ich wieder die blauen Augen vor mir, die mir die ganze Zeit schon nicht aus dem Kopf gehen.

Gut, ich habe an sie gedacht und mich dann gezwungen, es nicht zu tun. Als ich ihn stehen ließ, habe ich seine Blicke auf mir gespürt. Erst als ich zu meinem Tisch ging, um Jeanie zu begrüßen und zu umarmen, schaute ich wieder zur Tür und bemerkte, dass er mir tatsächlich hinterhersah. Zwei Sekunden später drehte ich mich um, und er war verschwunden. Ich habe mich im Restaurant umgesehen, aber ich konnte ihn nirgends finden. Also, ich kann ihn in diesem Teil des Restaurants nicht finden, aber er könnte sich auf der gegenüberliegenden Seite befinden. Oder vielleicht ist er in einem separaten Bereich des Restaurants, für den man den Schlüssel braucht. Ich nehme wieder mein Glas Wein, trinke einen Schluck und stelle es ab.

»Ich muss mal«, murmle ich, schnappe mir meine Handtasche und schiebe mich von der Sitzbank. Zum Glück sitze ich am Ende.

»Ich kann mitkommen«, bietet Jeanie mir an, doch ich schüttle den Kopf.

»Nein, ich komme schon klar«, winke ich ab und lächle sie an. Mein Herz ist ganz leicht von all dem Lächeln und Lachen heute Abend. Ich habe ganz vergessen, dass ich von hier weggezogen und erst neulich wieder zurückgekommen bin. Mit meinen Freundinnen zusammen zu sein, fühlt sich an, als wäre ich nie weg gewesen. Ich gehe zurück zum Eingang und sehe mich nach Schildern für die Toilette um. Dort kann ich aber keine finden, und als unser Kellner mich sieht, kommt er herüber.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragt er lächelnd. Er hat mich den ganzen Abend schon unverhohlen angebaggert. »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass mir Ihr Wunsch Befehl ist.«

Ich lächle ebenfalls, senke den Blick, und mein Haar fällt mir ins Gesicht. »Das ist sehr nett von Ihnen«, erwidere ich und streiche mir die Haare hinters Ohr. »Ich suche nur die Toilette.«

»Folgen Sie mir.« Er dreht sich um und geht in die Richtung, in der die Restaurantmanagerin vorhin noch stand. Das Restaurant ist voll, und ich muss mich mit ihm im Zickzack zwischen den Gästen hindurchschlängeln. Schließlich biegen wir ab und kommen an einem riesigen gläsernen Weinkeller vorbei. Schließlich bemerke ich den dunklen Flur.

Ein Blick nach rechts, und ich entdecke meinen Tisch. »Schätze, ich habe einen Umweg gemacht«, sage ich zu ihm, als wir an der Bar vorbeikommen. »Danke.« Ich gehe auf den dunklen Flur zu, komme an der Männertoilette vorbei und öffne dann die Tür zur Damentoilette.

Zwei Frauen kommen gerade heraus. »Sie spielen für die Dallas Oilers. Ihr Kapitän ist Sex in Dosen«, sagt eine von ihnen, als ich zur Seite trete, damit sie vorbeigehen können. Sie wackeln ein bisschen zu sehr mit den Hüften, aber sie sind beide fast eins achtzig groß, darum wirkt ihr Gang, als würden sie gerade einen Laufsteg entlangschreiten. Als ich die Toilette betrete, sehe ich eine Frau, die neben einem Tisch sitzt, auf dem alles steht, was man so brauchen kann. Ich lächle sie an, gehe in eine der Kabinen und setze mich hin. Als ich fertig bin und aufstehe, mache ich meinen üblichen Test, um festzustellen, ob ich schon betrunken bin: Wenn ich mir noch an die Nase fassen kann, ohne zu kichern, dann kann ich auch noch ein bisschen mehr trinken. Mein Ziel ist es, beschwipst zu sein, nicht betrunken.

Anschließend verlasse ich die Kabine, gehe zum Waschbecken und wasche mir die Hände. Die Frau steht auf und reicht mir ein braunes Papierhandtuch. Ich lächle sie an und bedanke mich, und als ich fertig bin, nehme ich meinen Lipgloss heraus und trage etwas davon auf. Dann reiche ich der Frau einen Fünf-Dollar-Schein und verlasse die nun leere Toilette. Auf dem Weg zu meinem Tisch mache ich meine Handtasche zu, und als ich nach unten blicke, laufe ich gegen eine Truhe. »Uff«, mache ich, kurz bevor zwei Hände meine Arme festhalten. Als ich aufschaue, starre ich in dieselben blauen Augen wie vorhin. »O mein Gott«, entfährt es mir. »Das ist schon das zweite Mal heute Abend.« Er sieht mich nur an.

»Sie achten wohl nie auf den Weg.« Er lässt mich los, und ich lache.

»Ich wollte eigentlich nur meine Handtasche schließen«, erkläre ich ihm. »Also, alles in Ordnung.« Ich klemme die Handtasche unter meinen Arm.

Er sieht mich nur an und steckt die Hände in die Hosentaschen. Die Toilettentür geht auf, und ein Mann kommt heraus. Er sieht erst mich an und dann den blauäugigen Fremden.

»Sorry«, sagt er, und ich trete zur Seite.

»Gut, dann lasse ich Sie mal wieder gehen«, sage ich und lächle ihn an. Der Mut, der mich plötzlich erfasst, ist sicherlich zum Großteil dem Wein geschuldet. »Aber erst muss ich Sie etwas fragen.«

»Und das wäre?«, will er wissen, und ich kann fast ein Grinsen auf seinen Lippen erkennen.

»War der Schlüssel für einen geheimen Raum bestimmt?« Ich sehe ihn an, und er legt den Kopf zurück und lacht laut auf.

»Okay, das nehme ich als ein Nein.« Damit blicke ich an ihm vorbei. »Nun, es war schön, Ihnen wieder über den Weg zu laufen. Ich werde versuchen, von nun an darauf zu achten, wo ich hingehe.« Damit nicke ich ihm zu, und er starrt mich nur an, was mir ein Kribbeln in den Händen und ein leichtes Flattern im Magen beschert. Gut, mehr als nur ein leichtes Flattern. Als ich an ihm vorbeigehe, steigt mir sein Parfüm in die Nase, und ich könnte schwören, es ist das Schärfste, was ich je in meinem Leben gerochen habe.

Meine Beine zittern, und das hat nichts mit der Flasche Wein zu tun, die ich getrunken habe, sondern nur mit dem Mann, der mich gerade regelrecht mit Blicken flachgelegt hat. Oder vielleicht war auch nur ich diejenige, die dachte, wir hätten Augensex, und er hat mich nur mitleidig angeschaut. Ich schwinge meine Hüften, als ich seine Blicke auf mir spüre. Schließlich bin ich wieder an meinen Platz zurückgekehrt, und während ich mich setze, mache ich den Fehler, zu ihm hinüberzuschauen, nur um festzustellen, dass er mich beobachtet. Seine Hände sind immer noch in den Hosentaschen, was seine Schultern riesig wirken lässt. Vielleicht spielt er Football.

»Geht es dir gut?«, fragt Jeanie, und ich wende den Blick von ihm ab. »Du bist ganz rot.«

Meine Hände legen sich auf meine Wangen; sie fühlen sich an, als würden sie in Flammen stehen. Ich schaue zurück zu der Stelle, an der er stand, aber ich sehe ihn nirgends.

Hastig greife ich nach meinem Glas Wein und trinke es in zwei Schlucken aus. »Mir geht es gut«, ich lächle. Der Kellner kommt mit einem Tablett voller Shots zu uns.

»Okay, meine Damen«, ruft er. »Es wird Zeit, die Party in Schwung zu bringen.« Er geht um den Tisch herum und gibt jeder von uns einen Kurzen. »Darf ich die Braut bitten, zu mir zu kommen?« Ich stehe auf, damit sie zu ihm durchkommen kann, und erst dann bemerke ich, dass die meisten Tische bereits abgeräumt sind.

Stephanie geht zum Kellner hinüber und stellt sich zu ihm. »Dieser Song ist für Sie«, sagt er und nickt dem DJ zu, der ihn beobachtet. Der Song Run the World beginnt, und wir alle lachen. »Darauf, dass wir uns später nicht mehr an den heutigen Abend erinnern können«, intoniert er und hebt seinen Shot, und wir alle machen es ihm nach. Ich stürze den Kurzen herunter und schließe die Augen. Die heiße Flüssigkeit läuft mir die Kehle hinunter, und währenddessen verfolgen mich diese blauen Augen. Ich öffne meine eigenen Augen und schaue mich um, in der Hoffnung, ihn irgendwo entdecken zu können.

»Ich hasse Tequila«, höre ich eine der Brautjungfern sagen, während der Kellner mir einen weiteren Shot reicht.

»Ich glaube nicht, dass ich noch einen trinken sollte«, wehre ich ab, doch er lächelt mich nur an.

»Sie müssen aufhören zu denken und einfach loslassen.« Er zwinkert mir zu, aber es hat keinen Effekt auf mich. Kein Flattern in meinem Magen oder Herzrasen wie vorhin, als der blauäugige Fremde mich angesehen hat.