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Manchmal ist etwas, das auf den ersten Blick falsch wirkt, einfach das Richtige. Nachdem Parker Moore eine schmerzliche Scheidung hinter sich gebracht hat, überlässt ihr Vater ihr die Geschäftsleitung der im Familienbesitz befindlichen Eissporthalle. Vor allem Parkers Reha-Angebot für verletzte professionelle Eishockeyspieler macht das Familiengeschäft so erfolgreich. Parker liebt ihre Aufgabe und ihre Kinder, was aber nicht über die Leere hinweghelfen kann, die sie in ihrem Herzen empfindet. Eishockey-Superstar Cooper Stone lebt ganz und gar für seinen Sport. Er ist arrogant, sexy, selbstsicher und weiß genau was, beziehungsweise, wen er will. Und das ist ganz zufällig Parker. Allerdings gestaltet sich die Sache schwieriger als gedacht.
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Seitenzahl: 343
Veröffentlichungsjahr: 2022
Something So 1
Natasha Madison
© 2022 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt© Übersetzung: Martina Campbell© Covergestaltung Andrea Gunschera© Originalausgabe Natasha Madison 2016
ISBN-Taschenbuch: 9783967820508ISBN-eBook-mobi: 9783967820515ISBN-eBook-epub: 9783967820522
www.sieben-verlag.de
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Epilog
Die Autorin
Aufgeregt wie ein Kind im Süßwarenladen hüpfe ich die Stufen vor dem Haus hoch. Seit heute Morgen habe ich ihn nicht mehr gesehen, als er von der Eisfläche kam und mich bebend in der Spielerkabine zurückgelassen hat. Wer hätte gedacht, dass Dirty Talk so unglaublich erregend sein kann? Ich habe es selbst erlebt.
Eigentlich sollte ich wie immer einfach hineingehen, aber die Tür ist abgeschlossen, also klingele ich und werfe einen Blick auf die Nachbarhäuser. Um diese Uhrzeit ist es so friedlich. Die Familien bereiten sich darauf vor, zu einem Footballspiel zu gehen oder machen das Abendessen.
Schritte lenken meine Aufmerksamkeit wieder auf die Haustür und ich lächele albern.
„Hi …“ Mir bleiben die Worte in der Kehle stecken, als ich eine Blonde mit Beinen bis zum Hals sehe, die das T-Shirt trägt, das er heute trug.
Das darf nicht wahr sein! Mein Herz rast und das Blut muss mir in den Kopf gestiegen sein, denn plötzlich ist mir heiß.
„Kann ich dir helfen?“, fragt Barbie verflucht vergnügt.
„Ähm …“ Ich suche nach Worten, denke aber gleichzeitig, dass ich von hier verschwinden sollte, bevor ich mich restlos blamiere oder wegen versuchten Mordes angeklagt werde. Immerhin war der Mann vor Kurzem noch fast nackt mit mir zusammen! „Ich wollte zu Coop. Ist er da?“, bringe ich heraus.
Sie wickelt sich eine Locke um den Finger. Natürlich. Schließlich ist sie eine Barbie. „Ja. Er ist gerade duschen gegangen. Wer bist du?“
„Äh, ich bin Parker, sein Fitness-Coach.“
„Oh, ich habe schon viel von dir gehört. Ich bin Monica, seine Verlobte.“ Sie hält ihren Fünfkaräter-Ring hoch.
Wieso ist mir der nicht gleich aufgefallen, als sie ihre Löckchen drehte?
„Nett, dich kennenzulernen. Ich wollte ihm nur sagen, dass sich sein Training morgen verschoben hat und dass Tom da sein wird, um ihn zu betreuen.“ Ich bin stolz auf mich, nicht auszusprechen, was ich wirklich denke.
„Okay. Möchtest du drinnen auf ihn warten? Er müsste gleich fertig sein.“
Ist sie verrückt geworden? Ich behaupte mal oberflächlich, dass sie eine Hohlbirne ist.
„Nein“, sage ich lächelnd. „Ich fahre jetzt weg. Wenn du es ihm bitte ausrichten könntest?“
„Das werde ich auf jeden Fall.“
Kommt mir gerade die Galle hoch?
„Danke.“ Ohne ein weiteres Wort gehe ich die Stufen hinab und hole mein Handy hervor. Warum zum Geier passiert mir das schon wieder? Wie viele Leute habe ich Karma-mäßig sauer gemacht?
Meg geht beim zweiten Klingeln dran.
„Roadtrip.“ Meine Stimme bricht und sie weiß Bescheid, keine Ahnung wieso. Doch sie weiß einfach, dass ich sie jetzt brauche.
„Ich packe und bin in fünf Minuten fertig.“
Ich beende den Anruf und schluchze auf, werfe das Handy durchs Auto. Hoffentlich zerbricht es in Stücke, so wie mein Herz.
Langsam öffne ich die Augen und werfe einen Blick auf den klingelnden Wecker. 02:23 Uhr nachts. Uff.
Das wird ein verdammt langer Tag. Ich setze mich auf und schaue zum Fenster. Es fällt ein bisschen Licht von den Straßenlampen herein.
„Mama, muss ich schon in die Vorschule?“, fragt mich meine hübsche blonde Fünfjährige.
„Nein, Baby, Mama muss arbeiten. Matthew bringt dich heute zum Bus. Vergiss es nicht.“ Ich schaue auf mein Mädchen und muss daran denken, wie viel sich für sie verändert hat. Sie war unser Überraschungskind, das Ergebnis von einer Nacht, in der ich zu viel Wein intus hatte.
Seit Matthew fünf war, hatten wir versucht, dass ich wieder schwanger wurde. Fünf Jahre später kam sie. Besser spät als nie, ist ein Spruch, der stimmt. Wir waren sehr glücklich und zufrieden. Die Familie war komplett. Natürlich war es auch schwer, weil James viel unterwegs war, und ich immer allein zu Hause. Hausfrau. Doch nicht falsch verstehen, ich liebte es, meine Kinder selbst großziehen zu können. James nahm eine Stelle an, bei der er viel reisen musste. Damals war das die beste Wahl. Er wurde gut bezahlt. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass es so schwer sein würde. Fast, als wäre ich eine alleinerziehende Mutter. Ungelogen, es war hart, sich wieder an das nächtliche Füttern zu gewöhnen, das Zahnen, das Windeln wechseln. Es forderte Kraft, doch es machte mir auch Freude. Sie war mein kleiner Engel.
James und ich waren Highschool-Sweethearts, das große Klischee, von dem man immer liest. Wir waren zusammen in derselben Clique. Ständig flirteten wir und wussten immer, wo der andere war. Es war uns leichtgefallen, uns zu verlieben. Wir waren das nervige Pärchen, das immer nach dem anderen Ausschau hielt und alles nur gemeinsam unternahm. Wir klebten sozusagen an den Hüften zusammen und gingen sogar auf dasselbe College. Zu heiraten, war nur der nächste logische Schritt. Ich konnte es kaum erwarten, seine Frau zu werden.
Er war mein bester Freund, an den ich mich immer wenden konnte. Klar hatten wir auch Probleme. Aber wer hat die nicht? Alle Leute streiten sich. Wenn sie etwas anderes behaupten, ist es glatt gelogen. Wir hatten uns abgekühlt, aber das passiert eben, wenn ein neues Baby dazukommt, das andere Kind groß wird und man die Kinder täglich zu irgendwelchen Aktivitäten fahren muss.
Außerdem war nicht gerade hilfreich, dass er sich eine Assistentin einstellte. Gott, allein bei dem Gedanken daran, zieht sich in mir alles zusammen. So ein idiotisches Klischee. Man glaubt, dass so etwas immer nur anderen Leuten passiert. Es passiert in Romanen, aber doch nicht einem selbst, nicht wahr?
Oh Mann, was für ein Irrtum.
Man stelle sich meinen Schock und das Grauen vor, als ich mich entschloss, James auf seiner „Geschäftsreise“ zu überraschen. Da erlebte ich eine dicke Überraschung. Eigentlich sogar drei davon.
Nummer eins: Als ich mich leise hineinschlich, erwischte ich meinen Mann, wie er seine breitarschige Assistentin rammelte. Das sage ich nicht aus bitterer Gemeinheit, sondern weil es die Wahrheit ist. Während ich große Möpse habe, hat sie einen fetten Hintern.
Wer hätte gedacht, dass ich besser mehr Big Macs hätte essen sollen, um ihn glücklich zu machen?
Jedenfalls stand ich schockiert erst nur da. Dann merkte ich, dass ich bestimmt schon zwei Minuten da bin und er immer noch bei der Sache war. Anscheinend war mein Zwei-Minuten-Mann nur bei mir so schnell fertig.
Überraschung Nummer zwei: Er befingerte tatsächlich ihre Klit! Mann, was sollte der Scheiß? Meine konnte er nie finden. Fast hätte ich mir ein Piercing angeschafft, damit er die Stelle sieht. Am Anfang redete ich mir ein, dass es daran lag, dass wir beide noch Jungfrauen waren, als wir uns kennenlernten. Mit neunzehn nahm ich mir einen Handspiegel und überprüfte, ob ich überhaupt eine Klit habe. Falls man sich fragt … ja, ich fand sie. So etwas kann man sich gar nicht ausdenken! Und als James endlich an mir nach unten ging, war es, als wenn ein Kleinkind das Eis ableckt, das herunterläuft, statt sich auf die Kugel selbst zu konzentrieren.
Überraschung Nummer drei: Dirty Talk.
„Gefällt dir das, Baby? Magst du es härter, Baby?“
Bei mir hat er nur gegrunzt und am Ende „Ich komme“ gesagt.
Das war die Krönung.
Ich brüllte. Zumindest dachte ich das. Vielleicht war es nur ein böses Lachen, oder ich bin einfach durchgeknallt. Er drehte sich zu mir um, sah, wie meine Jacke von meinen Schultern rutschte und meine Taschen auf den Boden fielen, und wirkte gequält.
Ich glaube, ich heulte, kann mich aber nicht mehr daran erinnern. Aber ich erinnere mich noch, dass er seinen Schwanz aus der Frau zog und kein Kondom trug. Was für ein verdammter Idiot, ein verfluchtes Arschloch. Ich hoffte, er hatte sich eine Krankheit geholt, die Penisse abfallen lässt.
Er rollte sich von ihr, während sie versuchte, ihre fette Vagina zu bedecken. Ja, okay, vielleicht bin ich doch noch etwas verbittert. Ihre Möpse in der Größe von Mückenstichen ließ sie entblößt. James eilte zu mir und wollte meinen Blick von ihr ablenken.
Ja, wir hatten gerade eine Flaute im Bett. Das lag wohl an mir, aber das passiert nun mal, oder? Man ist beschäftigt, Termine überschneiden sich, er reist viel, das Baby muss nachts gefüttert werden, man ist übermüdet, hat keine Zeit füreinander, muss an die Termine der Kinder denken. So ist einfach das Leben.
Fuck, war ich wirklich so dumm? So naiv? Warum hatte ich mir das nicht denken können? Es nicht kommen sehen?
Er stammelte Worte wie: „Es ist nicht so, wie es aussieht.“
Äh, entschuldige mal, aber ist dein Schwanz nicht noch nass? Willst du mich etwa mit deinen Fingern anfassen, die eben noch an ihrer Vagina waren?
Ich weiß nicht mehr allzu viel, außer dass ich ins Bad gerannt war und mich übergeben hatte.
Gern würde ich behaupten, dass ich schnell darüber hinwegkam, aber das wäre gelogen. Unsere Liebe sollte für immer halten. Bis er fremdgegangen war, war er mein Für-immer. Das konnte ich ihm nicht verzeihen.
Ich war von dort geflohen, als wäre der Teufel hinter mir her, und betrank mich mit Wodka, was ich meiner Freundin zu verdanken hatte, die mich vom Flughafen abgeholt hatte.
Heute, zwei Jahre später, ist der Arsch noch mit dem fetten Hintern zusammen, und sie sind glücklich, reisen zusammen, arbeiten zusammen und ficken zusammen.
Schwer daran ist für mich nur, dass ich sie alle zwei Wochen sehen muss, wenn sie Allison abholen und einen zögerlichen Matthew.
Matthew hatte ein Jahr lang nicht mit seinem Vater gesprochen. Der Betrug hatte ihn hart getroffen. Er konnte nicht verstehen, wie man sich plötzlich entlieben kann.
Ich schüttele diese Gedanken ab, denn um drei kommt jemand zum Trainieren zu mir. Als ich dem zustimmte, muss ich verrückt gewesen sein oder betrunken. Keine Ahnung. Ich verweigere die Aussage.
Ich wasche mir das Gesicht und schnappe mir die Yogahose und das Tanktop.
Die Eisfläche ist mein zweites Zuhause. Mein Spielplatz. Alles fing mit meinem Urgroßvater an, der Eislaufen und Eishockey liebte. Er meinte, wenn er schon jeden Tag zur Arbeit musste, dann sollte es wenigstens Spaß machen. Er eröffnete die Moore-Eissporthalle. Sie wurde an meinen Dad weitergegeben, der mit dem Schlittschuhlaufen anfing, bevor er aufrecht gehen konnte. Er hatte davon geträumt, sie eines Tages seinem Sohn zu vererben. Allerdings besitzt sein Sohn eine Vagina und keinen Penis. Ich weiß, dass er mich sehr liebt, aber ich spürte immer, dass ich ihm nicht genug war.
Nachdem mich James mit dem fetten Hintern betrogen hatte, musste ich Dad damit drohen, seine Eisbearbeitungsmaschine kaputtzumachen, um ihn davon abzuhalten, James zusammenzuschlagen. Zwar fluchte ich über den Idioten, machte Dad aber klar, dass ich etwas brauchte, um nicht mehr an den Mistkerl denken zu müssen. Seine Lösung war, mir die Eishalle zu übergeben. Das war das Beste, was mir je passiert ist. Von dem Moment an, seit er mir als Kind die Schlittschuhe angezogen hatte, war das Eis meine zweite Heimat. Jeden Morgen vor der Schule übte ich. Ich war nicht aufzuhalten. Ich war besser als die Besten der Jungs, und wenn jemand noch besser zu sein schien, trainierte ich noch härter.
Ich brachte neue Ideen ein, heuerte Spezialisten an, die den Spielern das Skaten beibrachten, den Umgang mit dem Schläger, ihre Bewegungen, und ließ ein erstklassiges Fitnessstudio einbauen. Auch etablierte ich verschiedene Kurse, von Power-Skating für Kinder bis Training für NHL-Stars. Seit ich damit vor zwei Jahren angefangen habe, sind wir immer größer und ausgebuchter geworden. Viele NHL-Spieler kommen her, um stärker zu werden und sich auf die nächste Saison vorzubereiten. Weshalb ich so früh am Morgen schon in der Halle erscheine.
Cooper Stone war einer der Besten. Mit achtzehn wurde er zum Profispieler. Zum Captain seines NHL-Teams. Schoss die meisten Tore in der Liga. Gewann die Hart Memorial Trophäe, die Art Ross Trophäe, den Ted Lindsay Preis, den Mark Messier Leadership Preis, und nicht zu vergessen, dreimal den Stanley Cup und zweimal olympisches Gold. Cooper Stone verkörperte die NHL.
Und nun soll er in meiner Halle trainieren.
Er war fast dreißig und nichts konnte ihn aufhalten. Okay, bis er sich das Knie verletzte und operiert werden musste. Ich hörte, dass er verbittert und wütend darüber war. Als sich sein Agent an uns wandte und um Hilfe bat, hatte ich keine andere Wahl, als Ja zu sagen. Das macht uns bekannt. Auch, wenn ich mich mit seinen Diva-Allüren herumschlagen muss, so wie morgens um drei trainieren zu wollen. Wer zur Hölle kann um diese Zeit Schlittschuhlaufen, ganz zu schweigen von Training und Drills? Anscheinend Mr. Stone.
Ich eile aus dem Haus und starte den Jeep. Mein Scheidungsgeschenk an mich selbst. Plus einer Reise nach Vegas, die jedoch ein Reinfall war. Meghan verstand es nicht, als ich sagte, ich sei nicht in Stimmung. Sie dachte, es sei eine gute Idee, rauszukommen und mich flachlegen zu lassen. Das wollte ich auch, und sogar meine Vagina war dafür. Doch mein Kopf hatte das Memo nicht bekommen. Statt einem Wochenende voll Sex und Suff, saß ich nur am Pool und hatte eine Beziehung mit meinem EBook-Reader.
Nach vier Minuten bin ich an der Halle. Dort parkt bereits ein schwarzer Range Rover. Na toll, mein erster Tag mit ihm und schon zu spät. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 02:57 Uhr. Ich bin gar nicht zu spät, sondern er ist zu früh.
Ich stelle den Motor ab und falle aus dem Wagen. Ja, ich falle. Ich bin nur einsachtundfünfzig groß, alles ist größer als ich. Ich drehe mich um und sehe, wie er aus dem Range Rover steigt. Und bin sprachlos. Er sieht verboten heiß aus.
Seine hellblaue Jeans ist abgetragen und umschmiegt alles an ihm wie ein Handschuh. Und wenn ich alles sage, meine ich vor allem seinen Schritt. Das weiße T-Shirt spannt über seiner Brust, seine Schultern sind breit. Dann findet mein Blick sein Gesicht. Er hat dunkle, lange Haare. Er hat genug davon, um sie mit meinen Fingern zu zerwühlen, während sein Gesicht in meine Vagina taucht.
Äh, was?
Habe ich mir eben tatsächlich sein Gesicht zwischen meinen Beinen vorgestellt? Das ist ja mal was Neues.
Die Stoppeln auf seinen Wangen sind höchstens einen Tag alt und würden meine Schenkel wund reiben.
Hör auf, so was zu denken!
Ich brauche wohl echt dringend einen Mann. Doch all die unzüchtigen Gedanken flüchten schreiend aus meinem Kopf, als ich seine eiskalten blauen Augen sehe.
„Du bist zu spät“, sagt er arrogant.
Hat er eine Meise? Ich bin drei Minuten zu früh.
„Ich glaube, Ihre Uhr geht falsch.“ Ich hole mein Handy hervor und halte es ihm hin. Es zeigt 02:59. In your face! „Ich habe noch eine Minute Zeit“, sage ich triumphierend.
Er geht an seinen Kofferraum und holt seine Sporttasche heraus. „Dein Boss hat gesagt, dass ich um drei anfangen kann, was bedeutet, dass ich um drei auf dem Eis bin, nicht erst zur Tür gehe. Ich bin schon seit 02:15 Uhr hier.“
„Aber es dauert keine fünfundvierzig Minuten, die Ausrüstung anzuziehen. Ich kenne Leute, die schaffen das in zehn.“ Ha! Nimm das, Mr. Starallüren!
„Ich habe keine Ahnung, wie dein Boss dir diese Verantwortung übertragen konnte, aber ich werde ihn darüber informieren.“ Er schwingt seine Tasche über die Schulter, sodass sein Shirt noch mehr spannt.
Hat er etwa herablassend gesagt, dass er sich bei meinem Boss über mich beschweren wird?
Ich wirbele herum, bevor ich etwas sage, das ich hinterher bereuen würde. Wie zum Beispiel fick dich.
Ich gehe zur Tür, schließe auf und mache Licht an.
„Da lang geht es zur Umkleide.“ Ich deute in die Richtung. „Benutzen Sie einfach irgendeine. Vor sieben kommt niemand in die Halle. Also haben Sie vier Stunden. In der E-Mail stand, Sie sollen drei Stunden auf dem Eis sein und drei im Studio. Ich habe Sie im Studio für sieben Uhr eingetragen, also können Sie um sechs vom Eis gehen. Dann können Sie etwas essen und ins Studio gehen“, sage ich zu seinem Rücken. Wäre es zu viel verlangt, mit seinem Gesicht zu reden, statt mit seinem knackigen Hintern? Verdammt, ich hatte diesen Hintern noch gar nicht gesehen. Der ist ja perfekt.
„Wird sich der Fitnesstrainer auch verspäten?“, fragt er knurrend.
Sofort platzt die Seifenblase meiner Gedanken. Es ist drei Uhr nachts und ich muss drei Stunden mit diesem Kerl skaten.
„Hören Sie mal, ich glaube, wir beide haben ungünstig angefangen. Das mit der Uhrzeit war ein Missverständnis. Können wir uns über die Zeit für morgen unterhalten, damit das nicht noch mal passiert?“ Ich werde ihn mit Freundlichkeit besiegen.
Er dreht sich endlich um und sieht mich kalt an. „Morgen wirst du nicht mehr da sein, also ist das kein Problem. Wenn ich mit deinem Boss geredet habe, kannst du froh sein, noch einen Job zu haben.“ Er dreht sich um und geht.
Mistratte.
Zehn Minuten später bin ich in meiner Ausrüstung auf dem Eis. Das ist nicht viel. Ich brauche nur die Schlittschuhe, einen Helm und einen Schläger.
Er erscheint in voller Montur, was ihn noch breiter aussehen lässt.
„Du brauchst echt nicht dabei zu sein, ich kann das auch allein.“
Warum muss er unbedingt so fies sein? Ich lächele ihn süßlich an. „Schon gut. Sie haben für meine Dienste bezahlt.“
Ich lasse ihn hart arbeiten. Er muss die ganze Fläche durchfahren, im Kreis herum, im Zickzack durch Kegel, den Puck beherrschen … Es ist sein erster Tag und ich sollte es langsam angehen lassen, doch das hat er sich selbst zuzuschreiben. Wenn ich denke, dass er klein beigibt, grinst er mich bloß frech an. Am liebsten würde ich ihm mit seinem Schläger den Helm herunterschlagen.
Um 05:59 Uhr pfeife ich ab.
„Okay, Stone, die Zeit ist um. Legen Sie die Ausrüstung ab und seien Sie um sieben bei Adam im Studio.“
„Wird er auch pünktlich sein? Und wer ist für den Gesundheitsbereich zuständig?“, fragt er großspurig wie ein Bulle.
Sicher hat er einen winzigen Penis. Warum sollte er sonst so ekelhaft zu Menschen sein? Damit will er etwas kompensieren.
„Dein Essen ist schon vorbereitet. Ich muss nur noch den Shake für Ihren Workout machen. Wenn Sie aus der Dusche kommen, wird er fertig sein.“
„Moment mal. Du machst also das Training und dazu noch die Shakes? Okay, vielleicht darfst du den Getränke-Job behalten.“
Er skatet davon und ich starre ihm erneut sprachlos hinterher. Ich überlege, wie viel Abführmittel ein Mensch wohl verträgt, bevor er ins Krankenhaus muss. Das muss ich unbedingt googeln.
Eine Stunde später kommt er anstolziert. Das sage ich, weil er genau das tut. Die männliche Version eines Ganges mit Hüftschwung. Sinnbildlich schwingt er damit eigentlich seinen Penis, falls er diesen gefunden hat.
Sein Protein-Shake steht auf dem Tresen bereit. Ohne Abführmittel, weil ich leider keins zur Hand hatte.
„Also, Mr. Stone, Adam wartet da drin auf Sie. Ich habe von sieben bis acht Training auf dem Eis und dann weniger zu tun bis zehn.“ Ich weiß nicht warum ich ihm das erzähle. Ich plappere vor mich hin. Warum, zum Geier?
„Wann ist Parker hier?“, fragt er und trinkt seinen Shake.
Oh, das wird göttlich! Denn er hat keine Ahnung, dass ich Parker bin.
„Um zehn. Das Büro ist oben, erste Tür rechts.“
Er stellt das Glas ab und grinst breit. Wie kann er nur noch alle seine Zähne haben? Die müssen Fake sein.
„Hat Spaß gemacht, viel Glück noch“, sagt er und trabt ab ins Fitnessstudio.
Ich sitze im Büro und schaue mir den Terminkalender für diese Woche an. Cooper hat sechs Termine gebucht, alle um drei Uhr nachts. Sein Agent begründete es damit, dass Cooper keinen anderen Leuten begegnen will. Nur mein Team und meine Kinder wissen, dass er hier trainiert.
Nach dem Training mit Cooper ging ich nach oben und zog mir Jeans an. Ich habe nicht nur die sechsundachtzig Kilo totes Ehemanngewicht verloren, sondern auch um die zehn Kilo am eigenen Körper. Das Schlittschuhlaufen hilft enorm und ich kann wieder Hallo zu meinen Bauchmuskeln sagen. Okay, es ist nur ein Two-Pack, aber besser als gar keins. Das schwarze T-Shirt, das ich trage, schmiegt sich um meine Brüste. Glücklicherweise blieb meine Oberweite trotz des Gewichtsverlusts dieselbe.
Ich erhebe mich und gehe an das Fenster, von dem aus man die Eisfläche sehen kann. Dort lernen gerade Drei- bis Vierjährige Schlittschuhlaufen. Ein weiteres Angebot, das ich biete, seit ich übernommen habe.
Rechts davon kann ich ins Studio blicken. Ich sehe Cooper, der gerade Klimmzüge macht. Sein Shirt hebt sich leicht und ich sehe seinen unteren Bauch. Heilige Scheiße, ein perfektes V. Das bringt jede Frau zum Sabbern. Aber natürlich muss er das haben. Es lenkt von seinem winzigen Penis ab. Zumindest in meiner Vorstellung.
Das Gute an meinem Fenster ist, dass man von außen nicht hindurchsehen kann und er nicht merkt, dass ich ihn beobachte.
Ich warte auf ihn. Er wird kommen. Es wird mir eine Freude sein, ihm zu sagen, dass er mit seiner beschissenen Einstellung woanders trainieren gehen kann. Das wird zwar ein Loch in meine Finanzen reißen und ich kann vergessen, noch eine Eisfläche einzurichten, aber ich werde nicht zulassen, dass er mich und meine Angestellten derartig herablassend behandelt.
Es klopft. Ich drehe mich um und Cooper kommt herein. Er hat nicht einmal abgewartet, bis ich ihn herein bitte. Typisch. Ich sehe ihm die Überraschung an.
„Parker ist wohl nicht da?“, fragt er knurrend.
Oh, welch ein Spaß!
„Doch, wie Sie sehen, bin ich da. Es tut mir leid, dass wir uns noch nicht vorgestellt wurden. Ich bin Parker Moore und Sie sind also Cooper Stone.“ Ich strecke ihm meine Hand entgegen. Er nimmt sie nicht, sondern stemmt seine Hände auf seine Hüften. Okay, dieses Gespräch wird kürzer als ich dachte.
„Also, Mr. Stone, wie wir bereits besprochen haben, hatte ich per E-Mail mit Ihrem Agenten die Uhrzeit vereinbart. Ich habe mir die Freiheit genommen, es Ihnen weiterzuleiten, damit auch Sie es lesen können. Zum zweiten Mal, möchte ich betonen. Dort steht, dass ich um drei öffnen werde. Es tut mir leid, wenn Sie den Eindruck hatten, dass ich schon eine Dreiviertelstunde vorher aufschließe, damit Eure Hoheit sich umziehen kann. Auch tut es mir leid, dass Sie meine Arbeit für unprofessionell halten. Gern helfe ich Ihnen, eine andere Trainingsmöglichkeit zu finden.“ Ich gebe ihm keine Zeit, etwas zu sagen. „Dazu habe ich Ihnen meine Empfehlungen per E-Mail geschickt. Falls Sie Ihre Termine mit mir noch wahrnehmen möchten, können Sie das gern tun, aber ich glaube, dass Sie damit sowieso nicht zufrieden sein werden. Es tut mir leid, Ihre kostbare Zeit vergeudet zu haben.“ Ich drücke das Kreuz durch und erwarte seinen Widerspruch. Doch der kommt nicht.
„Dann bin ich morgen um drei wieder hier. Bis dann“, brüllt er fast, stürmt aus dem Büro und knallt die Tür zu.
Meine Tür! Am liebsten würde ich gegen den Schreibtisch treten, lasse es aber bleiben, weil ich mir nicht wehtun will. Stattdessen gehe ich zum Telefon und rufe meine beste Freundin an.
„Mittagessen?“ Das klang mehr nach einem Befehl statt einer Frage.
„Klar. Um zwölf im Overtime?“
„Cool. Bis dann. Irgendwo auf der Welt ist es dann schon fünf, also rechne mit Alkohol.“
Solange ich zurückdenken kann war Meghan stets an meiner Seite. Sie ist der Mensch, an den ich mich wende. Es ist hilfreich, dass sie mit mir verwandt ist. Sie hat keine andere Wahl, als mich so zu nehmen, wie ich bin. Sie war immer da, bei allem, was ich durchgemacht habe. Sie half mir, eine Voodoopuppe zu nähen, nachdem ich James in flagranti erwischt hatte. Leider wirkte das nicht, denn sein Penis scheint noch zu funktionieren.
Ich fahre auf den Parkplatz des Overtime. Ich bin müde, schlecht gelaunt und wütend. Nach dem Telefonat mit Meghan hatte ich mit Dad über Cooper geredet. Auch habe ich mit Adam gesprochen, um zu erfahren, ob alles okay war. Es erstaunte mich, dass Cooper absolut nett zu Adam war. Aber klar, bestimmt ist er einfach ein Chauvinist. Meine Vagina macht ihm vielleicht Angst?
Danach googelte ich ihn eine Weile. Ich sah mir alles an, was es im Netz gibt, was nicht viel ist. In den sozialen Medien existiert er nicht. Interviews gab er selten, höchstens kurze nach einem Spiel. Es gibt keine Fotos von Freundinnen. Ob er schwul ist? Das wäre ein bedauerlicher Verlust für die Frauenwelt.
Ich betrete das Lokal und sehe das übliche Publikum, das hier abhängt. Larry, Curly und Moe sitzen an der Bar. Zwar heißen sie nicht wirklich so, werden aber so genannt.
Ich recke den Hals auf der Suche nach Meghan und treffe auf die blauen Augen von heute Morgen. Eine Baseballkappe verbirgt seine Haare. Echt jetzt … Warum zur Hölle muss er ausgerechnet hier sein?
Jetzt sitze ich zwischen den Stühlen. Soll ich ihn ignorieren oder Rückgrat zeigen? In meinem Kopf höre ich praktisch meine Großmutter und ihre Manieren brüllen. Ich schnaube, gehe auf ihn zu und hoffe, endlich Meghan zu entdecken, doch ich sehe nur ihn.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich mit den Eingeborenen einlassen“, sage ich in dem Versuch, geistreich und locker zu sein.
„Witzig, dass Sie pünktlich Mittag machen können.“ Er hat einen echt trockenen Humor.
„Ach, hören Sie doch auf! Ich war nicht zu spät.“
Außerhalb der Eishalle muss ich nicht nett zu ihm sein.
Er hebt einen Mundwinkel, als ob es ein Lächeln werden soll, doch er wird von Meghan unterbrochen, die sich auf den Stuhl vor ihm fallen lässt.
„Hey, ich wusste gar nicht, dass du ein Date mitbringst.“ Sie grinst und wackelt mit den Augenbrauen.
Am liebsten würde ich ihr das Grinsen aus dem Gesicht wischen. „Ich bin nicht mit ihm hier. Meghan, das ist Cooper Stone. Mr. Stone, das ist meine nervensägende Cousine und ehemalige beste Freundin“, knirsche ich.
Sie gibt ihm die Hand. Ich erwarte, dass er sie ignoriert, denn der Mann besitzt keine Höflichkeit.
Schockierenderweise schüttelt er ihr die Hand, lächelt und besitzt die Frechheit zu sagen: „Schön, dich kennenzulernen.“
Ich sehe ihn so schnell an, dass ich mir fast ein Schleudertrauma im Nacken hole. „Was zur Hölle stimmt mit dir nicht?“ Er hat das höfliche Sie nicht verdient, beschließe ich.
Meghan klappt der Mund auf. „Okay, wie viele Tassen Kaffee hattest du heute schon?“ Sie sieht Cooper an. „Normalerweise ist sie nett zu Menschen. Wahrscheinlich hat sie einen schlechten Tag, entschuldige bitte.“ Sie steht auf, schiebt mich von ihm fort und, bevor ich etwas sagen kann, auf die Bank einer Sitzecke. „Was zum Geier sollte das?“, flüstert sie.
Ich schüttele den Kopf und erzähle ihr mein Erlebnis mit diesem Arschloch. Ich verdrehe die Augen und mir ist bewusst, dass ich mich kindisch benehme, aber es ist mir egal.
Sie grinst mich an wie eine Katze, die einen Kanarienvogel erwischt hat. „Er gefällt dir.“
Ich klappe den Mund zu. „Was hast du gesagt?“, frage ich dann. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und bin schockiert, dass sie das denkt. Dabei habe ich ihm doch gesagt, dass er sich ins Knie f… soll. Sie wird doch wohl den Unterschied zwischen Flirten und Abscheu kennen?
„Du magst ihn. Dir hat keiner mehr so gefallen, seit der Mistkerl dich betrogen hat.“
Ich starre sie an und muss mich wohl in einem Paralleluniversum befinden. Die Welt spielt verrückt. „Hast du noch alle Tassen im Schrank? Ich empfinde ihm gegenüber nicht nur Ekel, sondern ich würde mir eher einen Arm abhacken, als mit ihm zu Mittag zu essen.“ Wut steigt in mir hoch. Eigentlich wollte ich mich mit ihr treffen, um über ihn zu hetzen. Und nicht, um darüber zu reden, dass ich ihn geil finde. Moment mal, ich finde ihn nicht geil! Himmel, ich brauche echt einen Kerl.
Ich fahre auf die Einfahrt und schaue mein hübsches kleines Landhaus an, in das ich mich sofort verliebt hatte. Es ist das Erste, das nur mir allein gehört. Meine Belohnung, mein Rückzugsort. Es ist nicht extravagant, aber es ist meins. Vier Stufen führen auf die Veranda, die ums Haus verläuft, und auf der eine Hängematte angebracht ist. Auf der Rückseite des Hauses habe ich viele Nächte mit Liebesromanen auf dem E-Book-Reader verbracht. Zwei bequeme Holzliegestühle stehen für die Kinder dort. Hübsche Tulpenbeete umranden das Haus. Die Blüten halten zwar nicht lange, doch ich habe sie schon immer geliebt.
Ich blicke auf und sehe einen meiner Gründe, warum ich lebe. Meine kleine Prinzessin kommt über die Einfahrt gerannt und ihre leicht schiefen Pferdeschwänze schwingen.
„Mami, Mami, ich habe schon auf dich gewartet. Matthew hat mir keine Pfannkuchen gemacht. Er hat gesagt, dass ich sie mir nicht selbst machen darf, aber er ist gar nicht mein Boss. Oder, Mami?“, fragt sie atemlos und neigt den Kopf zur Seite.
Ich umarme sie und inhaliere mein Glück. „Na ja, er ist nicht dein Boss, wenn ich da bin, aber wenn ich morgens arbeite, hat er das Sagen. Ich kann ja Pfannkuchen zum Abendbrot machen, wie wäre das?“
Sie lächelt, als hätte ich ihr gerade den Schlüssel zu einem magischen Königreich gegeben. „Au ja, wir machen Pfannkuchen! Darf ich den Teig rühren helfen?“
Als ich ihr antworten will piepst mein Handy mit einer Textnachricht. Ich nehme Allison auf die Hüfte und gebe ihr einen Kuss auf die Nase. Dann schaue ich auf das Display und sehe eine unbekannte Nummer. Ich kann mir denken, wer das ist.
Cooper: Wann ist Eure Hoheit morgen da?
Ich: Du musst dich verwählt haben. Sitzt du auf deinem Thron? Und wer hat dir meine Nummer gegeben?
Cooper: Beruhige dich. Ich bin kein Stalker, deine Nummer steht unten in deiner E-Mail. Bist du trotzdem noch um 02:59 Uhr da?
Ich: Na gut, ich mache eine Ausnahme, da du ja eine Prinzessin bist und so. Ich kann frühestens um 02:55 Uhr da sein. Sollte das nicht gut genug sein, zieh dich zu Hause um!
Cooper: Glaub mir, Prinzessin, ich habe absolut nichts Weibliches an mir.
Was soll der Mist? Flirtet er etwa mit mir? Nachdem er erst das größte Arschloch auf Erden war?
Ich: Okay, also dann 02:55 Uhr. Bis dann, Stone.
Ich stecke das Handy weg und konzentriere mich wieder auf das Wichtigste. Meine Tochter.
„Magst du Schokostreusel auf deinen Pfannkuchen oder die mit Micky Maus?“
Sie kichert und windet sich auf mir. Egal, wie sehr ich James auch leiden sehen will, weil er mir das Herz gebrochen hat, hat er mir doch das schönste Geschenk mit meiner Tochter gemacht.
Der Rest der Woche vergeht ohne Zwischenfälle. Wenn man davon absieht, dass ich Stone ignoriere, wenn er spricht, und er weiterhin herablassend ist. Alles ist wie gehabt.
Ich kann das Wochenende kaum erwarten. Heute gehen die Kinder für eine Woche zu ihrem Vater und seiner Konkubine. Nein, ich glaube nicht, dass meine Bitterkeit irgendwann aufhören wird. Auch werde ich mich nie daran gewöhnen, meine Kinder mit ihm zu teilen. Das Haus ist wie ausgestorben, wenn sie nicht da sind.
Ich skate vom Eis, ziehe die Schlittschuhe aus und schlüpfe in Flip-Flops. Als ich fertig bin, checke ich mein Handy. Eine Nachricht von James. Widerlich. Ich frage mich, ob er sich nach dem Sex je die Hände wäscht. Eine Nachricht ist von Meghan. Welche sehe ich mir zuerst an? Meghans!
Meghan: Wir treffen uns heute Abend bei mir. Ich habe keinen Babysitter gefunden, also sollen alle zu mir kommen. So um sieben. Ich mache meine Martinis. Soll ich das Gästezimmer herrichten?
Ich: Ja, ja, und noch mal ja! Verdopple das Rezept. Ich muss einen klaren Kopf kriegen.
Meghan: Hm, ich glaube, du brauchst einfach Sex mit einem bestimmten Eishockeyspieler. Lass aber die Finger vom Tormann.
Ich: Wie zum Geier hast du es nur geschafft, dir einen Eishockey-Ehemann zu angeln?
Meghan ist seit zwei Jahren mit Tom verheiratet. Er war mein erster NHL-Star-Klient, der sich von einem gebrochenen Bein erholen musste. Er verliebte sich in unsere Stadt, die Menschen und vor allem in Meghan. Ausschlaggebend war auch, dass sie sofort schwanger wurde. Nicht, dass es ein Fehler war. Aber es gab ihren Plänen mehr Tempo. Sie überraschte ihn noch mehr, indem sie Zwillinge bekam. Zwei Mädchen namens Greysen und Harper. Also beendete er seine Profi-Karriere und blieb bei ihr. Er hilft mir, die Highschool-Kids zu trainieren und zieht viele große Sportlernamen zu uns an. Ob er Cooper kennt?
Mensch, ich sollte mir ein Hobby suchen und den Kerl vergessen.
Dann lese ich die Nachricht von James.
James: Ich hole die Kinder zur üblichen Zeit ab, wenn es dir recht ist. Ich weiß noch nicht, ob ich es zu Matthews Eishockeyspiel am Sonntag schaffe, weil Tiffanys Familie zu Besuch kommt. Kannst du vielleicht Allison und Matthew bis Montag nehmen?
Verdammtes Stück Scheiße und lahmer Ersatz für einen verdammten Mann.
Ich: Du weißt, dass du in letzter Zeit eine Menge seiner Spiele verpasst hast, und Matthew ist nach der Scheidung noch nicht wieder derselbe wie vorher. Ich dachte, dass du dir mehr Mühe geben würdest.
Ich koche innerlich und kann es nicht fassen. Matthew spricht kaum mehr mit seinem Vater und warum dieser die Beziehung nicht wieder kitten will, ist mir ein Rätsel.
James: Parker, ich habe keine Nerven, mich mit dir zu streiten. Ich wusste nichts von dem Besuch und kann es nicht mehr ändern. Ich habe es mit Matthew versucht, aber das ist nicht so einfach.
Er hat keine Nerven. Vielleicht lässt sein innerer Duracell-Hase langsam nach. Vielleicht werden meine Gebete doch noch erhört.
Ich: Nicht so einfach? Es sind jetzt zwei Jahre! Je länger du so weitermachst, desto schwerer wird es. Weißt du nicht, dass er jetzt fünfzehn ist? Er braucht seinen Vater. Sieh zu, dass die Kinder um zehn fertig und bereit sind.
Ich warte nicht auf eine Antwort, denn Cooper sitzt vor dem Tresen und räuspert sich. Mit James kann ich mich jetzt nicht weiter befassen.
„Ich dachte, du hast meine Sachen inzwischen fertig.“
„Du meinst deinen Shake, der ganze drei Sekunden dauert? Ich finde witzig, dass du länger zum Ausziehen brauchst als zum Anziehen.“
„Du denkst darüber nach, wie ich mich ausziehe, Baby?“
Ich stelle sein Glas abrupt auf den Tresen.
„Nenn mich nicht Baby.“ Ich drehe mich um, eile nach oben und murmele „Arschloch“.
Die Woche vergeht genauso, gespickt mit Coopers Sticheleien hier und da. Das Fitnessprogramm fordert eine Menge von ihm, doch anstatt frech zu mir zu sein, grinst er nur oder zwinkert mir zu. Manchmal verursacht es mir Schmetterlinge im Bauch, und manchmal wiederum möchte ich ihm gern mit seinem Schläger eins über den Schädel ziehen. Es ist immer fifty-fifty wie er drauf ist.
Endlich ist es Samstag. Was für eine Woche! Ich bin todmüde, sauer auf James, und habe vor, morgen bis mindestens neun Uhr auszuschlafen. Nach einer langen, heißen Dusche föhne ich mir die Haare und lasse die furchtbare Woche Revue passieren. Ich freue mich auf ein paar Cocktails, die meine Gedanken benebeln, doch sich hauptsächlich um einen gewissen blauäugigen Teufel ohne Klamotten drehen.
Ich hole meinen Rock heraus, den man Mini nennen sollte, weil er sehr kurz ist. Aber meine Beine sind der Hammer, warum sie also nicht zeigen, auch wenn es nur für die Leute ist, die sie ständig sehen. Dazu kombiniere ich ein schönes, weißes Top mit Spaghettiträgern und meine braunen Schuhe mit den Keilabsätzen. Ich benutze nur etwas Mascara, denn betrunken Abschminken ist wie der Versuch eines Kleinkindes, innerhalb der Linien ein Bild auszumalen.
Lasset die Spiele beginnen.
Ein Blick in den Spiegel zeigt, dass meine Wangen gerötet sind. Ich weiß nicht, ob ich nach heute Abend noch mit Meghan reden werde.
Als ich heute bei ihr ankam, ging ich davon aus, dass es nur ein netter Grillabend mit derselben Clique wird, wie immer. Auf den Blauäugigen, den ich im Garten vorfand, war ich nicht vorbereitet.
Sowie ich hereingekommen war, hatte Meghan mich mit einem Martini und ihrem berühmten Ich-bitte-um-Vergebung-Blick empfangen. Anscheinend kennt Tom Cooper tatsächlich. Außerdem hielt er es für eine gute Idee, ihn einzuladen. Na toll. Das war einfach fan-fuckingtastisch, um es milde auszudrücken.
Eilig kippte ich den ersten Martini runter, dem ein zweiter folgte, dann ein dritter und vierter. Ich saß mit allen am Tisch, nahm an den angeregten Unterhaltungen teil, redete mit den Mädels, völlig unbeschwert, doch spürte die ganze Zeit Coopers Blick auf mir. Das brachte Stellen zum Kribbeln, die schon länger außer Betrieb sind.
Die Sitzplätze waren alle von den Pärchen belegt, außer zwei. Adam nahm einen davon ein, was nur noch einen direkt neben Cooper frei ließ. Ich hätte mir in den Hintern beißen können, nicht schneller reagiert zu haben.
Als ich mich neben Cooper setzte, lächelte er mich verschlagen an. „Du räumst ganz schön ab.“ Er trank von seinem Bier.
„Und ich nehme an, das hier ist wieder mal ein Cheatday für dich, Stone.“ Ich versuchte, ihm genauso unter die Haut zu gehen, wie er mir.
Meghan gab mir schnell den nächsten Martini nebst ihrem entschuldigenden Blick. Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück, lauschte den Gesprächen und entspannte mich allmählich. Sicher wegen des Alkohols in meinem Blut.
Beim Essen kam die Anspannung jedoch wieder. Als Cooper nach seiner Gabel griff, strich er mit seinen Fingern an meinen entlang. Fast wie absichtlich. Ich bekam von oben bis unten Gänsehaut. Nach dem Essen, als wir weiterhin locker sitzen blieben, legte er seinen Arm hinter mir auf meine Stuhllehne. Bei der Hitze seiner Hand setzte ich mich aufrechter hin und war mir jeder seiner Bewegungen bewusst. Dann begann er, mit dem Daumen meinen Arm zu streicheln. Dabei unterhielt er sich mit Tom, als wäre nichts.
Das war zu viel. Seine Berührungen, meine vom Alkohol überempfindlichen Sinne. Ich musste fort von ihm.
Mit einem Ruck schob ich den Stuhl nach hinten und verkündete, dass ich zur Toilette gehen müsse. Dann konzentrierte ich mich auf einen Gang, ohne zu schwanken. Ein guter Rat: Nach zehn Martinis lieber nicht aufstehen und glauben, noch gerade gehen zu können. Nach einer Sekunde fühlte ich seine Hände an meinen Hüften und ich stabilisierte mich. „Keinen Alkohol mehr für mich!“
„Soll ich dir zur Toilette helfen?“
„Nein, danke, das schaffe ich schon.“ Ich glättete mit den Händen meinen Rock und versuchte, meine Würde zu behalten.
Im Badezimmer betrachtete ich mich im Spiegel. „Alles okay“, sagte ich mir selbst. Es hatte mich einige Konzentration gekostet, erhobenen Hauptes vom Tisch ins Bad zu gelangen. „Ich schaffe das“, sagte ich zu meinem Spiegelbild. Aber keine Wodka-Cranberry-Martinis mehr.
Fast war ich bereits aus der Tür heraus, da wurde ich wieder zurückgeschoben und an besagte Tür gedrückt.
Weil ich das Licht ausgeschaltet hatte, war es stockfinster im Raum, denn es gibt kein Fenster. Ich blinzelte, versuchte, mich an die Dunkelheit zu gewöhnen, konnte jedoch nichts sehen. Allerdings brauchte ich das auch nicht, um zu wissen, wer vor mir stand. Sein würziger Sandelholzduft umgab mich und mir war klar, dass es Cooper war.
Dicht an meinem Ohr raunte er: „Du hast was mit Adam?“
Ich empfand eine Menge an Gefühlen. Schock, Wut und Erregung. Ja, ich war mit Adam hier, aber nur, damit ich etwas trinken konnte. Als wir händchenhaltend herkamen, musste es wohl ausgesehen haben, als wären wir ein Pärchen. Aber die Einfahrt bestand aus Kopfsteinpflaster, was bei meinen Schuhen einem Selbstmordkommando glich, sodass ich seine Hand gehalten hatte, um mir nichts zu verstauchen.
„Nein“, wisperte ich. „Er ist nur mein Fahrer.“ Ich spürte seinen Atem am Ohr und am Hals, eigentlich überall. Mein ganzer Körper war wie ein einziges Nervenende und am liebsten hätte ich den Kopf gedreht, bis meine Lippen seine fanden.
„Ich bin dein Fahrer.“
Mit diesen Worten presste er seine Erektion an meine Mitte. Durch meine hohen Absätze war ich in der perfekten Höhe, und hätte ich mich ein bisschen an ihm gerieben, hätte ich bestimmt ein Happy End erreicht.
„Du machst mich wahnsinnig“, sagte er.
Ich könnte schwören, dass er sanft meinen Hals geküsst hatte, und da ich eine betrunkene Tussi war, machte ich ihm den Zugang leicht, was ihn wilder rangehen ließ. Er knabberte und saugte an mir.
„Du kannst mich doch gar nicht leiden.“ Ich keuchte und klammerte mich an sein T-Shirt. Es war alles zu viel … die Dunkelheit, sein Duft, und meine überladenen Sinne.
„Ich mag dich sehr.“
Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch da landeten seine Lippen auf meinen. Er nutzte die Gelegenheit, seine Zunge einzuschleichen, wie um die Lage zu checken, und sofort erwiderte ich den Kuss. Unsere Zungen tanzten einen langsamen Tango, versuchten sich gegenseitig zu übertreffen. Seine Hände glitten auf meinen Hintern und drückten zu, zogen mich noch enger an seine Erektion. Ich stöhnte.
„Cooper?“ Ich weiß nicht genau, warum ich fragte.
„Parker, alles okay da drin?“, fragte Meghan vor der Tür und klopfte an.
Wir tauchten aus unserer Trance auf.
„Äh, ja, alles okay. Ich komme gleich raus.“ Ich versuchte, mich aus Coopers Griff zu winden, der mich allerdings nur noch fester hielt.
„Okay. Die Luft ist rein, Nervensäge Cooper hat das Gebäude verlassen.“ Sie kicherte und ich wollte sie erwürgen.