Something So Perfect - Natasha Madison - E-Book

Something So Perfect E-Book

Natasha Madison

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Beschreibung

Als Karrie Cooneys Vater ihr einen Job bei seinem Hockey-Team in der Kommunikationsabteilung anbot, konnte sie ja nicht ahnen, dass ihre erste Aufgabe sein würde, Anstandswauwau für Matthew Grant zu sein. Der notorische Party- und Frauenheld ist nicht nur arrogant, sondern auch in der Lage, ihr mit seiner süßen und gleichzeitig total überzogenen Art den Kopf zu verdrehen. Matthew Grants Eskapaden, mit denen er seinen Eishockeystar-Status zu extrem und zu oft ausgelebt hat, haben sich negativ auf seine Sportlerkarriere ausgewirkt. Bekannt als der Badboy der NHL findet sich bald kein Team mehr, das ihn in seiner Mannschaft haben möchte. Seine letzte Chance bietet sich, als er einen Jahresvertrag angeboten bekommt. Allerdings ist dieser mit Auflagen verbunden. Schnell wird Matthew klar, dass er diesen Vertrag aus vielerlei Gründen nicht ablehnen kann. Der größte davon ist die sexy und unwiderstehliche Karrie Cooney.

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Seitenzahl: 295

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Something So Perfect

Something So 2

Natasha Madison

© 2022 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt

© Übersetzung: Martina Campbell

© Covergestaltung Andrea Gunschera

© Originalausgabe Natasha Madison 2017

ISBN-Taschenbuch: 9783967820874

ISBN-eBook-mobi: 9783967820881

ISBN-eBook-epub: 9783967820898

www.sieben-verlag.de

Für die Leser, die ,Something So Right‘ kauften und mir damit einen Traum erfüllt haben. Ich stehe für immer in eurer Schuld.

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Epilog

Karrie

Die Autorin

Prolog

Wenn ich über die Gummimatte auf das Eis gehe, rieche ich es sofort. Trockene Kälte. Es gibt keine passenderen Worte dafür.

Laut meiner Mom stand ich schon auf Schlittschuhen, bevor ich laufen konnte. Ich lebe und atme für diesen Sport. Sogar noch mit fünfundzwanzig kann ich es kaum erwarten, aufs Eis zu kommen. Am Eingang der Arena spurte ich los und gleite über die glatte Fläche.

Für jeden Spieler verläuft ein Spieltag anders. Ich stehe früh auf, mache meinen Workout und danach entspanne ich mich, bis ich ins Stadion muss. Meistens fünf Stunden vor dem Spiel. Dann esse ich etwas und bereite mich mental vor.

Sobald ich einen Schlittschuh aufs Eis setze, drehen die Zuschauer auf. Kleinere Kinder stehen um die Arena herum und sehen uns beim Warmlaufen zu. Ich halte kurz inne und beobachte, wie sich die Sitzreihen füllen, während aus den Lautsprechern Ozzy Osborne mit Crazy Train dröhnt.

Mein Kamerad Phil stoppt neben mir. „Wichtiges Spiel“, sagt er. „Wir müssen gewinnen, um in die Playoffs zu kommen.“

Da mir das bewusst ist, nicke ich nur kurz. Dann schieße ich den Puck zum nächsten Spieler weiter.

Die Beavers sind heute stark, deren Torwart, Goalie genannt, fängt jeden Puck ab.

„Ich will diese Ärsche vernichten“, sage ich und skate ins Zentrum.

Dann spielt Phil mir den Puck zu, der direkt an meinem Schläger landet. Sofort gebe ich ihn ab und er saust über die rechte Schulter des Goalies ins eigene Tor.

Luka, unser Goalie, ruft mir zu, als ich an ihm vorbei skate: „Fick dich!“

Ich salutiere ihm und skate zur Bank, wo ein Reporter unseren Coach interviewt. Der Coach steckt sich seine Unterlagen in die Tasche und entfernt sich vom Reporter.

Dieser sieht mich an. „Soll ich dich interviewen, Grant?“

Ich betrachte ihn von oben bis unten. „Ach, plötzlich willst du mich interviewen?“ Ich nehme mir eine Flasche Wasser und trinke einen Schluck. „Warst du nicht derjenige, der die Hetzkampagne angefangen hat?“ Ich grinse ihn an und checke das Tape an meinem Schläger. „Ich glaube, der Wortlaut war: Zeit, dass er die Schlittschuhe an den Nagel hängt, er ist durch.“

Er will etwas antworten, doch ich lasse ihn stehen und skate wieder ins Zentrum.

Chuck Harris von den Boston Beavers sieht mir zu. „Eure Hoheit ist wieder da. Gerüchte sagen, dass dein Babysitter eine Sexpuppe auf Beinen ist. Stimmt das?“

Er provoziert mich absichtlich, damit ich ausraste. Doch ich grinse nur und spiele den Coolen. So bin ich nicht mehr. Ich bin jetzt gelassener. Dank Karrie. Ich schaue zu ihrem Sitzplatz hinüber, doch er ist leer.

Ich sehe mich um und frage mich, wo sie sein könnte. Gleich wird das Spiel angepfiffen. Normalerweise sieht sie mir beim Aufwärmen zu.

„Was suchst du denn?“ Chuck lächelt und trinkt aus der grünen Gatorade-Flasche.

Ich halte mich nicht mit einer Antwort auf, denn das Signal ertönt, dass die Eisbearbeitungsmaschine aufs Feld kommt, also skate ich zur Bank und gehe in die Spielerkabine. Ich setze mich, ziehe das Tape vom Schläger, werfe es in den Mülleimer und greife nach der Rolle, die neben meinem Handy liegt. Die Nummer meiner Mutter leuchtet auf dem Display auf. Da sie weiß, dass ich heute spiele, könnte es sich um etwas Dringendes handeln.

„Hallo?“

„Matthew, Gott sei Dank! Hör mir jetzt bitte zu, ohne etwas dazu zu sagen. Ich habe dich auf dem Lautsprecher. Cooper ist auch hier.“

Dann ertönt Coopers Stimme. „Gut zuhören, bevor du redest, verstanden, Sohn?“

„Was zur Hölle ist los?“ Mein Herz rast und mein Nacken wird heiß, während ich vor der Kabine einen Tumult höre und laute Stimmen.

„Es wurde ein Haftbefehl gegen dich erlassen. Eine Frau beschuldigt dich, sie gestern geschlagen und vergewaltigt zu haben“, sagt Cooper schnell. Ich höre, dass die Tür zur Kabine aufgerissen wird. „Ein Anwalt ist zu dir auf dem Weg. Du sagst nichts, Sohn, nichts!“

Zwei Polizeibeamte kommen auf mich zu. „Matthew Grant?“ Sie zeigen mir ihre Dienstausweise. „Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen“, sagt einer der Beamten.

Cooper spricht immer noch in mein Ohr. „Sag kein verdammtes Wort, Matthew. Wir sind auch auf dem Weg zu dir.“

„Ausgerechnet jetzt?“, brüllt der Coach hinter mir. „Muss das unbedingt sein, wenn er in ein paar Minuten aufs Eis muss?“

Das ist den Beamten völlig egal.

„Sie müssen mit auf die Wache kommen“, sagt der Beamte ungerührt, während ich sprachlos dastehe, das Blut in meinen Ohren rauscht und ich mir das Handy ans Ohr halte. „Wir können zivilisiert hier rausgehen oder Ihnen Handschellen anlegen und Sie abführen. Egal wie, aber spielen werden Sie heute nicht.“

Meine Teamkameraden schütteln die Köpfe.

„Was für ein Blödsinn“, sagt der Coach und die Jungs nicken.

Phil flüstert mir zu: „Sag kein verficktes Wort.“

Mir bleibt keine Zeit, zu begreifen, was vor sich geht. Man begleitet mich aus der Kabine und ich darf mir nur noch schnell die Schlittschuhe ausziehen. Wir gehen zu einem Polizeiwagen in zivil. Ich schaue aus dem Fenster und sehe den Teambesitzer mit Karrie draußen stehen. Er hat seine Hände auf ihren Schultern und sie ist tränenüberströmt. „Karrie!“, rufe ich.

Doch sie kann mich nicht hören. Sie dreht sich um, geht wieder ins Stadion und überlässt mich der Stille des Polizeiwagens.

Kapitel 1

Matthew

Cooper Stone ist mein Stiefvater und der beste Spieler aller Zeiten. Er hat sämtliche Rekorde gebrochen, so gut ist er.

Ich komme nicht einmal zum Hallo sagen, schon hallt Coopers Stimme durch den Raum. „Was zum Geier machst du da?“

Ich merke, dass der Lautsprecher am Handy eingeschaltet ist und ich ihn aus Versehen mit dem Finger berührt haben muss. „Echt jetzt, Matthew! Ich bin kurz davor rüber zu fliegen und deinen Arsch vom Eis zu zerren!“

Ich war erst einundzwanzig und schon auf die Bank geschickt und bestraft worden.

Aber ich war kein Vollpfosten. Ich wurde von allen als Erster ins Team aufgenommen. Nie werde ich den Tag vergessen. „Die Los Angeles Royals haben sich für Matthew Grant entschieden.“ Als mein Name fiel, war ich erstarrt. Meine kleine Schwester jubelte und meine Mutter weinte vor Glück und Stolz. Cooper zerrte mich vom Sitzplatz.

„Hol dir das verdammte Trikot“, sagte er laut und deutlich.

Meine Mutter, Parker, sprach als Nächste. „Ich bin so stolz auf dich, Matthew, so stolz.“

Ich küsste sie auf die Wange und ging die Treppe hinab zur Bühne, von wo aus mich der Manager, der Teambesitzer und der Coach ansahen. Ich versuchte krampfhaft, meine Tränen zurückzuhalten.

Ich schüttelte dem Besitzer die Hand und dankte ihm. Dieses Trikot überzuziehen war irgendwie surreal. Das Posieren für die Fotos ging wie im Flug an mir vorbei. An diesem Abend betrank ich mich so sehr, dass ich mich nicht mehr an viel erinnere. Ich weiß nur noch, dass mich Cooper ins Haus trug, während ich allen um mich herum meine Liebe versicherte. Meiner Mom, meiner Schwester und den Bäumen vor dem Haus.

Normalerweise beginnt man in dem Team, das junge Spieler ausbildet. Doch nicht ich. Ich spielte sofort ganz oben mit. Und ich steckte bis zu den Ohren in Silikonbrüsten. Jede Nacht ein anderes Mädchen, und alle wollten sie mich haben. Den Star des Teams.

Aber irgendwann wurde mein Spiel schlechter. Die durchgemachten Nächte rächten sich.

Drei Jahre später steckten sie mich dann doch ins Anfängerteam. Man sollte meinen, dass mich das aufgeweckt hätte. Aber nein. Ich ging nur noch öfter auf Partys und war auf jedem Schundmagazin auf dem Titelbild zu finden.

Jeden Sommer ging ich wieder nach Hause, wurde von Cooper bis zum Umfallen trainiert und versprach, dass ich die Partys hinter mir lasse. Doch sobald ich wieder in L.A. war, hieß es wieder Alkohol und Puck-Häschen.

Nach weiteren drei Jahren flog ich aus dem Team. Als mich kein anderes haben wollte, zog ich wieder nach Hause. Zwei Jahre spielte ich im lokalen Team für wohltätige Zwecke, bis der Manager der New York Singers an meine Tür klopfte. Robert Western.

Cooper, Mom und ich setzten uns mit ihm zusammen. Meine Hände zitterten vor Aufregung, dass sich wieder jemand für mich interessierte.

„Wir möchten dir einen einjährigen Vertrag mit einer Auflage anbieten.“ Er sah mich und Cooper an und mir wurde klar, dass Cooper einen Gefallen eingefordert hatte.

„Und die wäre?“, fragte ich und hielt kurz den Atem an.

„Ein Betreuer.“

Ich wollte aufspringen und ihm sagen, wo er sich das Angebot hinstecken soll, doch Cooper legte eine Hand auf meine und antwortete schnell für mich. „Er ist einverstanden.“

Wir starrten uns gegenseitig nieder. Mom legte ebenfalls ihre Hand auf seine. Die beiden waren stets einer Meinung.

Robert klatschte in die Hände. „Matthew, mein Freund, du wirst wieder einen Stanley Cup nach New York holen.“ Er stand auf, schüttelte mir die Hand und dann Coopers, und schlug ihm auf die Schulter. „Und wer weiß, vielleicht stößt du sogar diesen Armleuchter hier von seinem Thron.“

Cooper lachte herzhaft. Doch er würde mich sogar herausfordern und anspornen, ihn vom Thron zu stoßen. Und er wäre der Erste, der mir dazu gratulieren würde.

Er war in mein Leben getreten, als ich dringend eine Vaterfigur brauchte. Das war mir nur noch nicht bewusst gewesen. Er zeigte mir, dass man sich von ganzem Herzen verlieben kann und sich dann alles von selbst regelt. Er zeigte mir, dass man für das, was man wollte, kämpfen musste. Doch am meisten zeigte er mir, dass Liebe ein Geschenk ist und man sie wertschätzen sollte, wenn man sie bekommt.

Jetzt sitze ich also im Flugzeug, das gleich in New York landet. Morgen Mittag werde ich den Teambesitzer und die PR-Leute treffen.

Während ich darauf warte, dass sich die Flugzeugtür öffnet, scrolle ich durch meine Seiten in den sozialen Medien. Meine Schwester hat mich getaggt. Sie hat alte Fotos von mir bei der Hochzeit von Mom und Cooper gepostet. Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen. An Coopers Blick auf Mom erkennt man, dass er sie von ganzem Herzen liebt. Für sie würde er bis ans Ende der Welt gehen.

Ich drücke unter den Fotos auf das Herz und dann höre ich den Signalton, dass wir aufstehen dürfen. Ich ziehe meine Lederjacke an, die Sonnenbrille und nehme meine Reisetasche. Beim Verlassen des Flugzeugs nicke ich den Stewardessen zu, die mir beide ihre Telefonnummern zugesteckt haben. Ich habe die Zettel in das Netz am Sitz gesteckt.

Ich fange neu an.

Es wird Zeit, meine Eltern stolz zu machen. Zeit, der Welt zu zeigen, dass Matthew Grant jetzt endgültig wieder da ist.

Auf dem Weg ins Hotel schaue ich aus dem Fenster des gelben Taxis, das sich durch den Verkehr schlängelt. Niemand auf der Welt kann es mit New Yorker Taxifahrern aufnehmen. Man kann nur die Luft anhalten und beten, dass man nicht gerammt wird.

Wir kommen am Hotel an. Ich schiebe meine Kreditkarte in den Schlitz des Bezahlsystems und bedanke mich beim Fahrer. Kaum habe ich die Tür geschlossen, rast der Fahrer wieder los.

Ich checke ein und brauche nichts zu sagen. Die Frau an der Rezeption rattert ihren Routinetext herunter. Ich unterbreche sie. „In welcher Etage ist das Fitnessstudio?“

Sie lächelt mich an und gibt mir die Information, zusammen mit ihrer privaten Handynummer, falls ich noch Fragen hätte.

Ich nicke ihr zu und begebe mich auf mein Zimmer. Es hat die Größe eines Kleiderschranks. Willkommen in New York. Ich nehme mein Handy und schicke Cooper eine Nachricht.

Ich: Gelandet! Gehe jetzt Sport machen.

Cooper: Sei brav.

Ich: Ich bin immer brav.

Cooper: Okay, dann benimm dich.

Ich lache, werfe das Handy aufs Bett und nehme meine Sportsachen aus der Reisetasche. Mit meinen Kopfhörern mache ich mich auf den Weg ins Studio.

Meine Schwester Allison hat mir geschrieben, und Tom, der mit meiner Tante Meghan verheiratet und ein Ex-NHL Spieler ist. Alle wünschen mir viel Glück. Die Nachricht von Meghan bringt mich zum Lachen. Sie macht mich darauf aufmerksam, dass mir der Penis nicht abfallen wird, wenn ich ihn mal nicht benutze.

Als ich etwas antworten will, hält der Aufzug auf der Etage des Studios.

Ich benutze die Code-Karte, um hineinzukommen. Meistens sind die Studios in den Hotels leer, aber nicht heute. Auf einem Laufband trainiert eine Frau, doch ich stelle keinen Augenkontakt her.

Ich nehme mir ein Handtuch aus einem Korb, gehe an das nächste Laufband und schalte es ein.

Ich beginne langsam und Drake füllt meine Ohren. Doch bald stelle ich das Band schneller und gehe voll zur Sache. Dank Mom, Cooper und Tim bin ich in Bestform. Sie ließen nicht zu, dass ich herumsitze, meine Sorgen ertränke und mich vollfresse. Schon im Morgengrauen musste ich auf dem Eis trainieren. Mich im Fitnessstudio abrackern. Und jetzt habe ich mehr Muskeln als je zuvor. Meine Schultern sind breiter, meine Taille schmaler und meine Arme muskulöser.

Ich schwitze wie verrückt und schaue hinüber, ob die Frau immer noch auf dem Band ist. Das ist mein erster Fehler. Sie ist nicht nur noch neben mir und rennt genauso schnell wie ich, sondern sie trägt einen Sport-BH, der perfekte Möpse hält, ist bauchfrei, hat gut definierte Bauchmuskeln, die dennoch zart wirken, und ihre kurzen Sportshorts verbergen nichts. Sie ist nicht sehr groß. Ihre blonden Haare schwingen mit und sie schaut auf ein iPad vor ihr. Sieht sie sich etwa die Kardashians an? Himmel.

Sie muss meinen Blick spüren, denn sie schaut herüber.

In diesem Moment wird meine Welt erschüttert.

Sie hat kristallblaue Augen. So blau, als ob man in einen Ozean schaut. Fast stolpere ich über meine Füße, fange mich noch ab und lächele die Frau an. Schnell schaue ich wieder nach vorn und laufe weiter, bis meine Beine höllisch schmerzen.

Ich gehe vom Band, ziehe das nasse T-Shirt aus und lege es mir über die Schulter. Dann trinke ich eine kleine Wasserflasche in einem Zug aus. Die Frau hat ihre Geschwindigkeit verringert. Sie schaltet das Band aus und tupft sich mit einem Handtuch ab. Dann trinkt sie ebenfalls Wasser.

Ich will aus dem Raum gehen, als sie vom Band tritt, und wir stoßen zusammen. Mit einer Handbewegung lasse ich sie vorgehen.

„Danke“, sagt sie mit weicher, süßer Stimme.

Ich folge ihr und betrachte ihren Hüftschwung. Daher merke ich nicht sofort, dass sie anhält und renne gegen sie. Schnell halte ich sie an den Schultern fest, damit sie nicht hinfällt, weil ich auf ihren Hintern gestarrt habe. „Entschuldigung, ich …“ Eigentlich muss ich gar nichts erklären, denn mein Schwanz ist an ihren Rücken gepresst.

Sie windet sich aus meinem Griff und drückt auf den Knopf am Aufzug. Während wir warten, stehen wir schweigend da. Was soll ich auch sagen? Sorry, dass sich mein Schwanz in deinen Rücken gebohrt hat? Sorry, dass ich deinen Hintern angestarrt habe, statt darauf zu achten, wohin ich trete?

Im Moment ist Schweigen Gold.

Der Aufzug kommt und ich lasse sie vorgehen. Sie hat dieselbe Etage wie ich.

Na toll.

Die Fahrt dauert nur Sekunden und als die Tür aufgeht, stürmt sie hinaus, nur fort von dem Perversen, der seinen Schwanz an sie gepresst hat. Ich gehe zu meiner Tür und sehe, dass sie das Zimmer neben mir hat. Ich möchte etwas sagen, irgendwas, doch schon ist sie in die Sicherheit ihres Zimmers verschwunden.

Kapitel 2

Karrie

Ich lehne mich an die Zimmertür und atme die Luft aus, die ich angehalten habe.

Gott, ich habe nicht damit gerechnet, Matthew Grant das erste Mal auf dem Laufband zu begegnen, während ich mir die Kardashians ansehe. Langsam sinke ich zu Boden und denke daran, wie ich überhaupt hierhergekommen bin.

Ich eilte in das Gebäude, das meinem Vater gehört, und winkte dem Sicherheitsmann grüßend zu. Ich war nur ein paar Minuten zu spät dran, doch mein Vater war in dieser Hinsicht penibel. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Dieser Spruch war in mein Hirn eingebrannt.

Er hatte mich heute früh ins Büro bestellt ohne mir die Möglichkeit zu geben, Nein zu sagen. Als ich in der Etage von Cooney Communication war, ging ich in das Eckbüro, das ich schon besuchte, seit ich laufen konnte. Mein Ur-Ur-Großvater hatte die Firma gegründet. Über die Jahre hatten wir uns auf die Unterhaltungsbranche ausgedehnt. Uns gehört das Cooney Sportzentrum, wo Eishockeyturniere stattfinden, Basketballspiele und stets ausverkaufte Konzerte. Früher kam ich mit meiner Mutter jeden Donnerstag in der Mittagspause her, bis sie mit zweiundvierzig an Brustkrebs starb.

Dann gab es nur noch mich. Dad schickte mir einen Wagen und wir hielten die Tradition aufrecht. Deshalb war ich auch heute hier, obwohl es erst Mittwoch war.

Seine Assistentin, die schon so lange hier ist, wie ich denken kann, nahm ihre Brille ab und lächelte mich an.

„Sieh dich nur an.“ Alice stand auf, kam auf mich zu und umarmte mich.

„Hi, Alice. Dad bat mich, herzukommen. Ich dachte, er will mit mir essen gehen, aber das scheint wohl nicht der Fall zu sein.“

„Du siehst aus wie deine Mutter.“ Sie umfasste mein Gesicht und lächelte.

„Das stimmt wirklich“, sagte Dad hinter mir.

Ich drehte mich zu ihm um. Mein Vater ist mein Held, muss ich sagen. Er ist groß, blond, hat blaue Augen, in denen immer noch die Trauer um Mom zu sehen ist, auch wenn er versucht, es zu verbergen. Ich schlang einen Arm um seine Taille.

„Dad.“ Ich legte die Hand auf seine Brust. Er gab mir einen Kuss auf den Kopf.

„Hast du schon gegessen?“ Er ließ mich los und ich betrat sein Büro. „Alice, kannst du uns bitte etwas bestellen?“

Mit Sicherheit hatte sie schon längst unser Lieblingsessen bestellt.

Das Büro meines Vaters sah immer noch aus wie früher. An den Wänden hingen Familienfotos. Bilder von meiner Mutter standen auf seinem Schreibtisch. Ihre Liebe war wie aus einem Märchen. Reicher Junge trifft armes Mädchen. Sie verlieben sich trotz aller Widrigkeiten. Sie mussten nicht nur durchbrennen, sondern blieben auch länger zusammen als alle gedacht hatten. Sie liebten sich mit Ehre und Respekt.

Ich legte meine Handtasche auf den Couchtisch und setzte mich auf die Bürocouch. Dad setzte sich mir gegenüber.

„Hast du dich gut eingelebt?“, fragte er.

Ich war gerade erst in das Stadthaus in Brooklyn gezogen, das er mir einfach ohne mein Wissen oder Einverständnis gekauft hatte.

„Dad, du hast mir ein Stadthaus gekauft anstatt eines kleinen Apartments, das ich haben wollte. Ein riesiges Stadthaus!“

Mir hat es nie an etwas gefehlt. Auf mich laufen mindestens vier Treuhandfonds und trotzdem war ich auf eine öffentliche Schule gegangen und hing mit normalen Leuten herum, wie er es nannte.

„Das ist eine gute Investition.“ Er lächelte mich an. „Außerdem rede ich immer noch nicht mit dir, weil du dein Schulgeld selbst bezahlt hast, also sind wir jetzt quitt.“ Ich hatte es nicht nur selbst bezahlt, sondern mir sogar einen Job gesucht. Dad war stolz gewesen, auch wenn ich nur gekellnert hatte. „Ich habe dich aus einem bestimmten Grund hergebeten.“ Ich runzelte die Stirn bei seinem formellen Ton. „Ich möchte dir eine Stelle anbieten.“

„Dad!“ Ich machte mich bereit, von der Couch aufzuspringen. „Wir haben darüber gesprochen. Ich suche mir selbst eine Arbeit. Ich habe einen Master in Kommunikation und PR. Damit kann ich ganz sicher etwas anfangen.“ Auf der High School war ich ein Nerd, sodass ich ein Jahr früher graduierte, und den Master hatte ich in unter zwei Jahren geschafft.

„Hör mir erst einmal zu, Karrie.“ Er stand auf und holte eine Aktenmappe von seinem Schreibtisch. „Wir haben gerade Matthew Grant für das Team gewonnen.“

Ich sah ihn an und überlegte, ob mir der Name etwas sagen sollte.

Er legte die Mappe vor mich. Ich öffnete sie und sah das Gesicht des bestaussehenden Mannes, den ich je erblickt hatte. Seine Haare wirkten, als wäre er mit der Hand durchgefahren. Er hatte braune Augen. Dieselbe Farbe wie seine Haare. Seine Grübchen beeindruckten mich am meisten. Sicher hatte sein Grinsen schon viele Herzen und Höschen geschmolzen. Er trug einen Anzug und hatte lässig die Hände in den Hosentaschen.

„Mit siebzehn war er aus allen Anwärtern ausgewählt worden.“

Ich blätterte die Akte durch.

„Aber er hat einen schlechten Ruf“, begann Dad, doch ich hob die Hand.

„Das ist eine Untertreibung. Er wurde rausgeschmissen, nachdem er jahrelang nur das Partyleben genossen hat. Hier steht …“ Ich sah noch einmal nach. „Dass er ein Spiel verschlafen hat, bevor er merkte, dass er es verpasst hat.“ Ich warf die Akte auf den Tisch. „Wie konntest du den nehmen? Sämtliche Alarmglocken gehen bei mir an.“ Ich wartete auf Dads Antwort.

„Cooper Stone ist sein Stiefvater.“

Ich hob die Augenbrauen. Als Eishockey-Fan musste man Cooper Stone kennen.

„Außerdem wollte ihn der Coach unbedingt.“ Er senkte den Blick und atmete durch. „Ich habe unter der Bedingung zugestimmt, dass er einen Betreuer akzeptiert.“

Das Puzzle fügte sich zusammen. „Du willst, dass ich den Babysitter spiele?“

„Nein. Du sollst ihn nur vom Ärger machen abhalten und seine PR übernehmen. Ich möchte, dass du die Presse mit Informationen versorgst. Am Ende soll der Mann wie ein reformierter Mönch wirken.“

Ich schüttelte den Kopf. „Du kannst es nennen wie du willst. Ich soll ihn aus Ärger heraushalten. Ich soll auf ihn aufpassen und sein Händchen halten. Das ist nichts anderes als ein Babysitter.“

„Aber du bist perfekt dafür geeignet. Es handelt sich um einen Beginner-Job, also wird dir nichts von deinem Daddy auf dem Silbertablett gereicht. Außerdem müsstest du ihn zu jedem seiner Spiele begleiten und ihm in deinem Stadthaus ein Zimmer geben.“ Beim letzten Satz senkte er kurz den Blick.

Ich sprang auf. „Bist du wahnsinnig geworden? Ich soll mit dieser öffentlichen Gefahr zusammenwohnen? Was, wenn er ein Serienmörder ist und wir es nur nicht wissen? Was, wenn er Huren mit nach Hause bringt oder Drogen, und ich stecke da mittendrin?“ Entsetzt hob ich die Stimmlage. „Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein!“

Ich stemmte die Hände auf die Hüften und wartete darauf, dass er irgendetwas dazu sagte. Zugab, dass sein Plan total irrsinnig war.

Doch er lehnte sich grinsend zurück. „Du übertreibst maßlos. Ich würde dich nie in Gefahr bringen und das weißt du auch. Außerdem machen wir unangekündigte Drogentests.“

Sprachlos starrte ich ihn an, öffnete den Mund, doch es kam nichts heraus.

„Wo ist das Mädchen geblieben, das die Welt retten wollte? Denk bitte darüber nach. Du könntest die beste Comeback-Story daraus machen, die es gibt.“

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Er warf mir einen Köder hin. Von ihm hatte ich gelernt, keine Herausforderung abzulehnen. Er hatte mich sogar dazu überredet, bis zum fünfzehnten Lebensjahr um halb neun schlafen zu gehen. Indem er es als Herausforderung formulierte.

„Ich bestehe auf einer vertraglichen Vereinbarung inklusive einer Austrittsklausel.“

Er nickte. „Dagegen ist nichts einzuwenden.“ Er lächelte mich an, da er wusste, dass er schon gewonnen hatte. „Ich gebe dir sogar eine Erfolgsprämie.“ Er beugte sich vor und stützte die Hände auf seine Knie auf.

Ich verdrehte die Augen und wollte ihm sagen, was er mit diesem Bonus machen könnte, doch da klopfte es an der Tür.

Alice kam mit dem Teammanager Robert ins Büro.

„Karrie.“ Er schüttelte mir die Hand. „Ich wusste gar nicht, dass du auch da bist.“

Alice legte eine braune Tüte auf den Tisch und stellte ein paar Dosen Limonade dazu.

Dad antwortete Robert. „Ich habe sie hergebeten, um über Grant zu sprechen. Robert, darf ich dir seine neue Betreuerin vorstellen?“

„Ernsthaft?“ Robert war ebenso schockiert wie ich. „Ich hatte dabei mehr an einen achtzigjährigen Mann mit Falten gedacht.“ Er steckte die Hände in seine Hosentaschen.

Dad schüttelte den Kopf. „Niemand ist besser dafür geeignet als Karrie. Vereinbare ein Treffen für morgen und wir fangen an. In zwei Tagen muss ich nach Kalifornien. Bis dahin will ich die Sache erledigt haben. Und am Samstag, wenn wir gegen Pittsburgh spielen, will ich ihn auf dem Eis sehen.“

Das war kein bloßer Wunsch. Robert nickte.

Jetzt bereite ich mich also auf morgen vor. Seit zwei Tagen übernachte ich im Hotel, während im Stadthaus gestrichen wird und man sein Zimmer in eine „Männerhöhle“ verwandelt. So wurde es mir zumindest gesagt.

Ich gehe unter die kalte Dusche, denn ich muss mich unbedingt abkühlen. Gott, er sieht auf den Fotos schon heiß aus, aber das ist kein Vergleich mit ihm persönlich.

Er ist definitiv noch muskulöser, die Brust noch breiter, und als er sein verschwitztes T-Shirt auszog, wäre ich fast mit dem Gesicht voran aufs Laufband gefallen. Die Haut auf seinen muskulösen Armen ist glatt und makellos. Unter den Rippen hat er eine Schrift tätowiert. Und an seine Bauchmuskeln darf ich gar nicht erst denken. Sein Six-pack ist so ausgeformt, dass Wasser auf seinem Bauch in einzelnen Pools stehenbleiben würde. Ich schließe die Augen und versuche, mich zu beruhigen.

Hör auf zu träumen, Karrie. Das ist dein Job. Ignoriere die Anwesenheitsmeldung deiner Vagina und konzentriere dich auf deinen Auftrag.

Ich nehme das Handy und schicke meiner Freundin Vivienne eine Nachricht.

Ich: Ich habe ihn getroffen!!!

Drei Sekunden später verraten mir die drei Punkte im Chat, dass sie eine Antwort schreibt.

Vivienne und ich sind seit dem letzten Jahr auf der Highschool beste Freundinnen. Sie war eine Austauschschülerin aus Paris und wir verstanden uns auf Anhieb. Wir passten wunderbar zusammen, was Mädchen-Kram anging.

Die drei Punkte verschwinden und stattdessen erscheint ihr Foto auf dem Display. Ich lasse mich auf dem Bett nieder und nehme den Anruf an.

„Hi, Schneckchen“, begrüße ich sie und höre sie lachen.

„Sehr witzig.“ Sie flüstert.

„Wo bist du?“ Ich schaue aus dem Fenster. Ich habe einen erstklassigen Ausblick auf die Wand des Nebengebäudes. Nichts ist typischer für New York als ein Fenster, durch das man nur eine Mauer sieht.

„Ich bin im Gericht und kann nicht lauter reden. Wo hast du ihn denn getroffen?“

Jetzt ist es an mir, zu lachen. Vi war schon immer hoffnungslos romantisch und glaubt an Liebe auf den ersten Blick. Wenn sie wieder einmal darauf hereinfällt, bin ich immer mit Wein und Eiscreme für sie da.

„Der Typ steht bestimmt vor Gericht, weil er ein Krimineller ist.“ Ich lege mich auf die Seite.

„Das glaube ich nicht. Er trägt einen Anzug. Einen schönen“, sagt sie. Im Hintergrund wird ein Fall aufgerufen. „Oh, Scheiße.“ Ich höre, wie sie sich ein paarmal bei jemandem entschuldigt. „Gott, warum tue ich mir das an?“

Ich weiß nicht, ob sie mir diese Frage stellt oder sich selbst.

„Hallo?“ Ich setze mich auf.

„Er steht wegen einem Raubüberfall vor Gericht. Ich schwöre, wir hatten Blickkontakt.“ Sie läuft schneller. „Okay, zurück zu deinem Typen. Wo hast du ihn getroffen?“

„Im Fitnessstudio. Ich stand auf dem Laufband und habe mir die Kardashians angeguckt, da kam er rein.“

„Wie oft habe ich dir schon gesagt, dir diesen Scheiß nicht in der Öffentlichkeit anzusehen? Nie hörst du auf mich. Merde“, flucht sie auf Französisch.

„Ich habe die Sendung drei Wochen lang verpasst. Es ging um Kims Einbruch. Du weißt, dass ich mir das nur ansehe, um Kim heulen zu sehen“, sage ich in dem Versuch, eine gute Ausrede zu finden. „Außerdem … wer benutzt schon ein Fitnessstudio in einem Hotel?“

„Offensichtlich jemand, der trainieren will.“

„Egal.“ Ich schnaube. „Jedenfalls war er auf dem Laufband, außer Atem und nassgeschwitzt.“

Eigentlich ziemlich ekelhaft.

Okay, vielleicht auch nicht.

„Hast du mit ihm geredet?“

„Nein. Aber auf dem Weg zum Aufzug ist er gegen mich gerempelt und ein Dolch stach mir hinten rein. Nur, dass es kein Dolch war!“ Ich kichere.

„Er hat dir seinen Schwanz reingerammt? In deinen Hintern?“

„Spinnst du? Ich hatte bisher nicht mal Sex! Also richtigen.“

„Zwei Stöße sind echt kein Sex!“, ruft sie irgendwo auf den Straßen von New York. „Dann ist er schon geschrumpft. Man sollte ihm den Schwanz wegnehmen. Für immer.“

„Ich habe ihn letzten Monat mit einem Kerl rummachen sehen. Vielleicht hat meine Vagina seinen Penis kaputtgemacht.“

„Deine Vagina ist unschuldig. Also, wann triffst du Grant offiziell?“

„Morgen. Um elf sehe ich mir den Vertrag an und er kommt um zwölf.“

„Okay. Berichte mir dann sofort. Und zieh dir etwas an, das sexy ist. Wenn er schon bei deinem Anblick in Work-out-Klamotten einen Steifen bekommt, stell dir vor, wie es ihm geht, wenn er dich in engen Sachen sieht. Vielleicht hat er dann während des ganzen Termins ein Zelt in der Hose.“

„Au revoir“, sage ich.

Ich beende das Gespräch, gehe duschen und diesmal mit heißem Wasser. „Alles wird gut. Ich kann das“, sage ich meinem Spiegelbild. Dann schließe ich die Augen und stelle mir Grant nackt vor.

Kapitel 3

Matthew

Ich ziehe mir das Jackett an. Auf eine Krawatte habe ich verzichtet und lasse den obersten Knopf offen. Ich greife in die Ärmel des Jacketts und ziehe die des Hemdes glatt.

Mit Geldbeutel und Handy gehe ich hinaus und bestelle ein Uber. Dann klingelt das Handy und Allison erscheint auf dem Display. Auf dem Foto streckt sie mir die Zunge heraus.

„Warum rufst du mich um elf Uhr an? Bist du nicht in der Schule?“

„Beruhige dich, großer Bruder. Ich habe Mittagspause. Ich will dir nur viel Glück wünschen. Vermassele es nicht.“

„Pass auf, was du sagst.“ Ich schüttele den Kopf. Meine kleine Schwester ist gar nicht mehr so klein. Sie ist jetzt ein hitzköpfiger Teenager. Ihretwegen wird Cooper langsam grau. Dazu tragen auch die beiden Zwillingsschwestern bei, die eigentlich zu Hause unterrichtet werden müssten, weil sie so viel Ärger machen. Der einzig normale Mensch bei uns ist mein Bruder.

„Ja, ja, egal. Also versau das nicht! Ich muss Schluss machen. Der Lehrer kommt.“

Aufgelegt.

Ich antworte ihr per Nachricht.

Ich: Lügnerin! Du hast gesagt, du hast Mittagspause.

Sie schickt mir den Kuss-Emoji als Antwort. Wahrscheinlich wird sie irgendwann auch mir graue Haare verursachen.

Ich schaffe es aus dem Hotel, ohne von jemandem gesehen zu werden. Das Auto wartet bereits auf mich. Ich steige ein, sage „Hi“ und sonst nichts. Stattdessen scrolle ich durch die Pressenachrichten. Meine Hände sind feucht und in meinem Magen grummelt es.

Ich komme zehn Minuten zu früh an, aber wie heißt es so schön? Der frühe Vogel fängt den Wurm. Bei dem Gedanken an den Spruch meines Großvaters schüttele ich lächelnd den Kopf.

Ich gehe zum Sicherheitsmann, sage ihm meinen Namen und er lässt mich durch, da ich auf der Besucherliste stehe.

Nachdem ich aus dem Aufzug getreten bin, gehe ich zum Empfang. Ich lächele die Frau dort an und sie errötet. „Hallo. Ich bin Matthew Grant und habe einen Termin.“

Sie nickt. „Ja, Mr. Grant.“ Sie steht auf und kommt um den Schreibtisch herum. „Folgen Sie mir bitte zum Konferenzraum.“

Sie geht vor mir her und bei ihrem Hüftschwung hoffe ich, dass sie nicht stolpert und hinfällt. Am Ende des Flurs öffnet sie eine Tür.

Robert steht auf und kommt auf mich zu. „Hi, Matthew. Gut siehst du aus.“ Er schüttelt mir die Hand und ich nicke. „Das ist Doug Cooney, der Teambesitzer. Wir warten noch auf Coach Dan. Setzen wir uns.“ Er deutet auf die Stühle.

Ich setze mich und lege die Hände auf den Tisch. „Ich möchte mich bedanken, dass ihr beide mir eine Chance gebt. Ich verspreche, euch nicht zu enttäuschen.“

Doug nickt und lehnt sich auf dem Stuhl zurück. „Ich werde ganz offen sein. Ich wollte dir diese Chance eigentlich nicht geben, aber Robert hat um dich gekämpft. Ich hoffe, du enttäuschst ihn nicht.“

Ich nicke und will etwas antworten, da klopft es kurz und Dan kommt im Trainingsanzug mit Teamlogo herein.

„Hallo allerseits.“ Er kommt an den Tisch, bevor sich jemand erheben kann, und klopft mir auf die Schulter. „Sau gut, dich bei uns zu haben.“ Den anderen beiden Männern nickt er zu.

„Okay“, beginnt Robert. „Ich habe hier deinen Vertrag über 2,5 Millionen, laut deinem Agenten.“ Er grinst, denn ich habe eigentlich keinen Agenten. Ich habe Cooper. „Er enthält eine Klausel. Du warst ja nicht begeistert davon, aber so ist es für beide Seiten am besten.“ Er öffnet die Aktenmappe vor sich. „Du wirst in einem Stadthaus in Brooklyn untergebracht.“ Er blättert um. „Dein Betreuer wohnt auch dort.“ Er sieht mich an, ob ich etwas dazu sage, und fast entkommt mir ein fickt euch alle. „Es handelt sich um ein dreistöckiges Stadthaus. Jeder hat eine Etage für sich.“

Ich nicke. Das klingt nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte, und vielleicht kann ich mich mit dem Betreuer sogar anfreunden.

„Der Betreuer wird immer an deiner Seite sein, sobald du das Haus verlässt. Besonders an Spieltagen und auf Reisen. Natürlich werden dann Einzelzimmer gebucht, aber immer nebeneinander.“

„Ich hoffe, der Typ steht auch auf Netflix und Sport.“ Ich lächele und mir juckt es in den Fingern, endlich zu unterschreiben und die Sache hinter mich zu bringen.

Doug steht auf, geht an den Tisch mit der Telefonanlage und drückt ein paar Knöpfe. „Kommst du jetzt bitte in den Konferenzraum?“, fragt er in den Lautsprecher.

„Solltest du auch nur ein Mal Blödsinn machen, wird der Vertrag sofort für null und nichtig erklärt“, sagt Doug und setzt sich.

Die Tür geht auf und ich starre die Person an, die hereinkommt.

„Du?“ Ich stehe auf und sehe die Leute am Tisch an. Die Frau aus dem Studio kommt näher. Diesmal in schwarzen, engen Hosen und einer weißen Bluse, deren Ärmel an den Handgelenken aufgerollt sind. „Soll das ein Scherz sein?“

„Ich kann dir versichern, dass ich genauso reagiert habe, als ich gefragt wurde“, sagt sie ernst. „Mir gefällt das genauso wenig wie dir, aber so ist es nun mal.“

„Sie hat gestern versucht, mich anzumachen.“ Ich stemme die Hände an meine Hüften.

„Spinnst du?“ Sie schnaubt und hebt die Stimme. „Du und deine Anatomie seid auf mir gelandet.“ Sie sieht Doug an. „Direkt auf meinem Hintern.“

Ich rolle mit den Augen.

„Karrie“, sagt Doug warnend.

„Was denn?“ Sie zuckt mit den Schultern. „Er konnte sich nicht mal beherrschen und behauptet jetzt, ich hätte ihn angemacht!“ Sie sieht mich an. „Wunschdenken, was?“

Ich schnaube. „Ich hätte nur ein Wort sagen müssen und du wärst mit mir aufs Zimmer gegangen.“ Ich schaue die Männer an. „Das kann echt nicht euer Ernst sein.“ Ich werfe einen Blick auf Karrie. „Wie alt ist sie überhaupt? Zwölf?“

„Perversling! Ich hätte den Feueralarm auslösen und dir in die Eier treten sollen.“ Sie verschränkt die Arme und ihre Titten spannen die Bluse. „So oder so hätte es genauso geendet. Du einsam und mit schmerzenden Eiern.“

Robert schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. „Schluss jetzt, ihr zwei!“ Er sieht uns beide streng an. „Ihr habt eine Menge zu besprechen. Ich leite euch den Reiseplan für die Auswärtsspiele weiter.“ Er steht auf, nimmt seine Papiere und klopft mir auf die Schulter. „Schön, dass du bei uns bist.“

Coach Dan erhebt sich ebenfalls, grinst, und ich bin sprachlos, dass sie mir einen weiblichen Betreuer zuweisen. Nicht nur irgendeine Frau, sondern die heißeste unter der Sonne. Seit ich sie das erste Mal gesehen habe, musste ich es mir schon dreimal selbst besorgen.

„Versucht bitte, euch nicht gegenseitig umzubringen.“ Coach Dan sieht Karrie an. „Benimm dich, Kleines.“ Er gibt ihr einen Kuss auf die Wange.



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