Ostsee Psychothriller: Das Fischbrötchen der Verdammnis & 20 spannende Kurzgeschichten
21 spannende Gruselgeschichten – Ostsee-Horror
Mirko Kukuk
Impressum © 2025 Mirko Kukuk
Umschlaggestaltung: © Copyright by Mirko KukukMirko KukukKleinfeld 10221149
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[email protected] Unterstützung bei Text/Bild: GeminiDie in diesem Buch dargestellten Figuren und Ereignisse sind fiktiv. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder toten realen Personen ist zufällig und nicht vom Autor beabsichtigt.
Inhalt
Titelseite
Impressum
Einleitung:
1. Das Flüstern der Kreidefelsen
Kapitel 2: Das Schreien
Kapitel 3: Das Opfer
2. Die Schiffsuhr
Kapitel 2: Die Geister der Vergangenheit
Kapitel 3: Der drohende Untergang
3. Das Bernsteinmonster
Kapitel 2: Das uralte Wesen
Kapitel 3: Das Gefängnis des Urwalds
4. Der Sandmann von Darß
Kapitel 2: Die wandelnden Dünen
Kapitel 3: Der Kampf um die Freiheit der Seelen
5. Das Meeresleuchten
Kapitel 2: Der hypnotische Sog
Kapitel 3: Das leere Versprechen
6. Die Strandgut-Mannequins
Kapitel 2: Die Geschichten der Puppen
Kapitel 3: Das Strandgut der Verzweiflung
7. Die Möwen-Königin
Kapitel 2: Das Vogelhaus des Grauens
Kapitel 3: Der Preis der Freiheit
8. Der Fischerfluch
Kapitel 2: Die Rückkehr der Verlorenen
Kapitel 3: Der Tausch
9. Die verlorene Stadt Vineta
Kapitel 2: Der Preis des Hochmuts
Kapitel 3: Die Rache der Verlorenen
10. Der Bunker von Kühlungsborn
Kapitel 2: Das Echo des Wahnsinns
Kapitel 3: Das letzte Licht
11. Das Fischbrötchen der Verdammnis
Kapitel 2: Der veränderte Geist
Kapitel 3: Die Wahl des Ertrinkens
12. Die Nebel-Insel
Kapitel 2: Das Verschwinden der Seele
Kapitel 3: Der Wächter des Lichts
13. Die Sirene von Warnemünde
Kapitel 2: Der hypnotische Sog
Kapitel 3: Das blutige Ende
14. Der Strandkorb-Friedhof
Kapitel 2: Der Preis der Rache
Kapitel 3: Das leere Versprechen
15. Der Gesang der Seehunde
Kapitel 2: Der Preis des Gesangs
Kapitel 3: Die Rettung durch die Linse
16. Das unsichtbare Schiff
Kapitel 2: Die Schreienden aus dem Nebel
Kapitel 3: Der Wächter des Unsichtbaren
17. Das Bernsteinschloss am Strand
Kapitel 2: Die Wahrheit des Schlosses
Kapitel 3: Der Preis der Befreiung
18. Das Geheimnis des Geistermoors
Kapitel 2: Die Geister der Pflanzen
Kapitel 3: Der Preis der Freiheit
19. Das Spukschloss von Boltenhagen
Kapitel 2: Der Spiegel der Seele
Kapitel 3: Der Preis der Befreiung
20. Die Schatten des Darß-Waldes
Kapitel 2: Das Spiegelbild der Seele
Kapitel 3: Die Rettung durch die Linse
21. Das Siegel des Nebels
Kapitel 2: Die verschwommene Grenze
Kapitel 3: Das Siegel
Nachwort:
Weitere E-Books/Taschenbücher:
Einleitung:
An der rauen Küste der deutschen Ostsee, wo stürmische Winde durch Dünen pfeifen und die Wellen unerbittlich gegen Kreidefelsen schlagen, liegt eine Welt voller dunkler Legenden und unheimlicher Geschichten. Die malerischen Fischerdörfer, die einsamen Leuchttürme und die dichten Wälder verbergen Geheimnisse, die seit Jahrhunderten in den Nebelschwaden der Küste ruhen. Diese Sammlung von 21 Gruselgeschichten entführt Sie an Orte, an denen der sanfte Wellengang plötzlich zu einem unheilvollen Flüstern wird und alte Sagen zum Leben erwachen. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Albtraum verschwimmen und das Meer mehr als nur Wasser verbirgt.
1. Das Flüstern der Kreidefelsen
Kapitel 1: Das Flüstern
Erik Fischer war nicht auf Rügen, um Urlaub zu machen. Er war hier für seine Doktorarbeit, ein Spezialprojekt über die geologische Instabilität der berühmten Kreidefelsen. Mit seiner Kletterausrüstung, einem digitalen Scanner und unzähligen Probenbehältern war er der einzige Mensch, der sich freiwillig und ohne touristische Absichten in diese einsamen Abschnitte der Küste begab. Am Fuße des Königsstuhls hatte er sein kleines, windgeschütztes Zelt aufgeschlagen. Die monumentalen, weißen Klippen ragten wie die Zähne eines urzeitlichen Monsters in den grauen Himmel.
In der ersten Nacht war der Wind der einzige Begleiter. Er heulte, pfiff und peitschte die salzige Luft gegen die Zeltwand. Erik war daran gewöhnt; die Elemente waren Teil seines Arbeitsalltags. Doch gegen Mitternacht bemerkte er ein neues Geräusch, das sich vom Heulen des Windes abhob. Es war ein tiefes, kaum hörbares Flüstern, das direkt aus den Kreidefelsen zu kommen schien. Es war nicht wie das Rauschen von Blättern oder das Knirschen von Steinen. Es war ein rhythmisches, sanftes Flüstern, das nach uralten, unverständlichen Worten klang. Erik schob es auf die Müdigkeit und die überreizten Sinne. Er lauschte eine Weile, bis die Monotonie der Stimmen ihn schließlich in den Schlaf wiegte.
Am nächsten Morgen bohrte er sich in die Felsen, sammelte Proben und zeichnete Daten auf. Das Flüstern war tagsüber nicht zu hören, doch er spürte eine seltsame, unterschwellige Vibration, die durch seine Hände in den Bohrer drang. Abends, zurück in seinem Zelt, kehrte es zurück. Dieses Mal war es deutlicher, fast wie ein Chor, der aus der Tiefe der Erde sang. Die Stimmen hatten eine eigene Melodie, eine tragische, melancholische Tonfolge, die Erik nicht mehr als bloße Einbildung abtun konnte. Er begann, seine Aufnahmen zu analysieren und fand in den Frequenzen eine seltsame Anomalie. Es waren keine Windgeräusche oder Echos; es war eine komplexe Tonstruktur, die an menschliche Sprache erinnerte.
Je mehr er die Felsen untersuchte und je tiefer er in ihre geologische Struktur vordrang, desto stärker wurde das Flüstern. In einer besonders tiefen Bohrung, die er in einem Spalt an der Felswand vornahm, schien das Flüstern direkt aus dem Felsen zu sprechen. Er hielt den Bohrer an, legte sein Ohr an den Kreidefelsen und lauschte. Jetzt verstand er einzelne Worte, die sich wie Bruchstücke aus einem vergessenen Ritual zusammensetzten. Es waren Worte über "das Band", "die Seele des Felsens" und "das Gleichgewicht". Erik verstand nicht, was sie bedeuteten, aber er fühlte, dass er etwas Großes, etwas Uraltes gestört hatte, das die Felsen zusammenhielt. Die Kreide unter seiner Hand fühlte sich plötzlich nicht mehr tot an, sondern schien zu pulsieren, als hätte sie ein eigenes, geheimes Herz.
Kapitel 2: Das Schreien
Die folgenden Tage wurden zu einem alptraumhaften Wettlauf gegen die Zeit. Erik verbrachte seine Nächte nun nicht mehr mit Schlaf, sondern mit der Entschlüsselung der rätselhaften Worte. Er fand in alten Archiven, die er auf seinem Laptop hatte, Hinweise auf eine vergessene, prähistorische Sekte, die die Felsen als lebendige Wesen verehrte und ein Ritual durchführte, um sie zu besänftigen. Dieses Ritual, so der Text, war essenziell, um die Stabilität der Klippen zu gewährleisten. Erik war schockiert. Jede seiner Bohrungen, jede seiner Proben hatte unabsichtlich dieses fragile Gleichgewicht gestört.
Das Flüstern verwandelte sich in ein stetiges Murren. Die Felsen begannen, zu beben, und kleine Steine rollten die Klippen hinunter. Erik hatte die Geister der Kreidefelsen geweckt, und sie waren nicht erfreut. Eines Nachmittags, als er gerade eine besonders tiefe Probe entnahm, durchzog ein spaltendes, markerschütterndes Geräusch die Luft. Es war kein bloßes Geräusch mehr, sondern ein gequältes, schmerzvolles Schreien, das sich in seinen Ohren festsetzte und aus der Tiefe des Kreidefelsens zu kommen schien. Erik ließ den Bohrer fallen.
Die Felsen begannen zu bröckeln. Erste Risse zogen sich durch die makellose weiße Oberfläche, und große Brocken fielen polternd ins Meer. Erik sah die Geister derer, die das Ritual einst vollzogen hatten. Sie erschienen als schemenhafte, weiße Gestalten, die aus den Felsen herausströmten und sich schmerzverzerrt windeten. Sie waren nicht mehr die sanften Stimmen der Nacht, sondern gequälte Seelen, die vor Wut und Leid schrien. Sie waren wütend auf ihn, den Eindringling, der das heilige Band zwischen ihnen und dem Felsen zerschnitten hatte. Das Schreien war unerträglich, eine Symphonie des Schmerzes, die von den Klippen widerhallte.
Erik musste fliehen. Er packte seine Ausrüstung in Panik zusammen, aber die Geister waren schneller. Sie strömten aus den Klippen, ihre Hände griffen nach ihm, eiskalt und ungreifbar. Sie wollten ihn nicht nur töten; sie wollten ihn verschlingen, ihn zu einem Teil des Felsens machen, um das Loch zu füllen, das er in ihre heilige Struktur gerissen hatte. Die Steine um ihn herum wurden lebendig, und die Geister versuchten, ihn in die bröckelnde Kreide zu ziehen. Er spürte, wie seine Füße im weichen Gestein versanken, und die Schreie der Geister wurden lauter und unheilvoller, als sie ihm die Flucht versperrten. Das Meer, das in der Ferne zu sehen war, schien sich bedrohlich zu nähern, während die Felsen um ihn herum in sich zusammenfielen.
Kapitel 3: Das Opfer
Erik war gefangen. Hinter ihm brach die Klippe in sich zusammen und versperrte den Weg zur sicheren Straße. Vor ihm stürzte die Kreide in die tosende Ostsee. Die weißen, schemenhaften Gestalten der Geister schwebten um ihn herum, ihre schmerzverzerrten Gesichter spiegelten die Qualen wider, die er ihnen zugefügt hatte. Sie flüsterten nicht mehr; sie schrien nun seine eigene Schuld in sein Ohr, eine Kakophonie aus Anklagen und Drohungen. Eine Gestalt, die sich als Anführerin der Geister zu erkennen gab, trat aus der Wand hervor. Ihre Augen waren leere, schwarze Höhlen, und ihre knochigen Finger streckten sich nach ihm aus. "Du hast das Band zerrissen", krächzte sie. "Du musst es ersetzen. Dein Fleisch, dein Blut. Werde zum neuen Fundament."
Erik wusste, dass es kein Entkommen gab. Er sah die bröckelnde Klippe hinter ihm und die eiskalten Wellen der Ostsee vor ihm. Die Geister schwebten näher, ihre Schreie wurden zu einem einzigen, ohrenbetäubenden Brüllen. In einem verzweifelten Moment des Überlebens rannte Erik zur letzten verbliebenen Klippe, die noch nicht zusammengebrochen war. Er stieg in die kleine Grube, die er selbst mit seinem Bohrer geschaffen hatte, und hob die Probenbehälter hoch. Doch anstatt zu fliehen, tat er etwas Unerwartetes. Er öffnete die Behälter und warf die Proben, die er über die letzten Tage gesammelt hatte, in die Grube. Die Geister stöhnten auf, und ihre Stimmen beruhigten sich für einen Moment. Erik realisierte, dass diese Proben das Material enthielten, das die Geister brauchten.
Er realisierte, dass er nicht nur das Gleichgewicht gestört, sondern auch das Band, das die Seelen mit dem Felsen verband, zerschnitten hatte. Die Geister sahen in ihm denjenigen, der das Band wiederherstellen konnte, wenn er sich opferte. Aber Erik erkannte, dass er eine andere Wahl hatte. Er riss seinen Bohrer aus dem Rucksack und bohrte ein neues Loch in die Klippe. Er war kein Priester, der ein Ritual durchführen konnte, aber er war ein Geologe, der die Strukturen der Kreide kannte. Er riss seine eigene Kleidung ab und füllte die Grube mit seinem Blut und seinen Knochen, die er selbst zerstampfte. Die Geister begannen zu flüstern. Ihre Schreie verstummten und ihre Gesichter wurden ruhiger.
Erik starrte auf die Geister. Sie schienen von seinem Opfer bewegt, und ihr Flüstern verwandelte sich in ein melancholisches Lied. Erik hatte sein Leben geopfert, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Geister zogen sich zurück und die Klippen beruhigten sich. Erik war zum neuen Fundament der Klippen geworden. Er war nun ein Teil des Felsens, mit den unzähligen Seelen der Geister vereint. Er würde ewig auf Rügen bleiben und das Flüstern des Windes würde sein letztes Lied sein.
2. Die Schiffsuhr
Kapitel 1: Das gefundene Rätsel
Familie Becker hatte sich viel von ihrem Urlaub auf Usedom versprochen, aber die erste Woche war geprägt von Regen und Langeweile. Die Kinder, der zehnjährige Leo und die zwölfjährige Mia, verbrachten ihre Tage am Fenster der Ferienwohnung und starrten auf die graue See. Als die Sonne schließlich hervorbrach, beschlossen sie, einen Spaziergang entlang des Küstenwaldes zu machen, der gesäumt war von alten, windschiefen Fischerhütten. In einer der Hütten, die halb im Sand versunken war, fanden sie eine alte Kiste, die sie vorsichtig aufbrachen. Darin lag die Schiffsuhr. Sie war massiv, aus rostigem Messing, und ihr Ziffernblatt war von einer dicken Schicht aus Salzkruste bedeckt. Der Sekundenzeiger stand still, und die Uhr schien seit Jahrzehnten keine Zeit mehr gezeigt zu haben.
Leos Augen glänzten. Er war fasziniert von dem Fund. Mit einem alten Stein löste er die Salzkruste vom Ziffernblatt und gab die Uhr seiner Schwester. Mia versuchte, das schwere Messinggehäuse zu öffnen. Als sie den Verschluss endlich löste, ertönte ein leises, mechanisches Klicken, und der Sekundenzeiger begann, sich langsam zu bewegen. Die Geschwister waren begeistert. Sie nahmen die Uhr mit und stellten sie auf den Kaminsims der Ferienwohnung. Pünktlich zur nächsten Stunde, um 15 Uhr, ertönte ein einziges, unheimliches Glockenspiel. Es war nicht laut, aber es war tief und es klang nach etwas, das aus einer anderen Welt stammte. Für einen kurzen Moment schien die Luft in der Wohnung zu flimmern. Die Wände schienen zu atmen, und der vertraute Geruch nach Meer und Salz wich einem undefinierbaren Geruch nach Verzweiflung und Tod.