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Ein Doppelmord erschüttert Berlin: Die Lebensgefährtin des Geschäftsführers der Pharmafirma SynoPharm, Fee Winkels, und der Enthüllungsjournalist Paul Reinhardt werden tot aufgefunden. Hauptkommissar Bruno und sein Kollege Leitner stehen zunächst vor einem Rätsel – bis ein undurchsichtiges Netz aus Industriespionage, illegalem Forschungshandel und tödlicher Gier ans Licht kommt.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Ein Pharmakrimi zwischen Wahrheit und Tod
Henrik Mains
Über den Autor:
Autor: Henrik Mains | Jahrgang 1959
Henrik Mains entdeckt in seinen Geschichten die feinen Linien zwischen Wirklichkeit und Vorstellung. Er schreibt fiktive Kurzgeschichten, die Alt und Jung gleichermaßen fesseln – mal mit leiser Poesie, mal mit spannender Dramatik.
Historische Bezüge fließen dabei ebenso in seine Texte ein wie alltägliche Beobachtungen, die er mit erzählerischer Fantasie zu lebendigen Welten verwebt. Seine Leser schätzen besonders die Mischung aus Tiefe, Atmosphäre und leicht zugäng-licher Sprache.
Fee im Büro
1. Tag
„Guten Morgen, Frau Winkels. Herr Divor ist in seinem Büro. Soll ich Sie anmelden?“ Ohne weiter auf die Vorzimmerdame zu achten, ging Fee Winkels direkt hinein.
„Hallo Dieter, mein Schatz. Ich bin gerade auf dem Weg in die Stadt und wollte mir noch etwas Neues zum Anziehen für heute Abend besorgen.“
Dieter lächelte seine Lebensgefährtin an, während sie ihm einen Brief reichte, den sie am Morgen von ihrem Notar erhalten hatte.
„Wir haben am 15. einen Termin wegen der Wohnungsübertragung“, fügte sie atemlos hinzu. Beide waren sich einig: Nach Jahren des getrennten Wohnens war nun der richtige Zeitpunkt gekommen, endlich zusammenzuziehen.
„Es ist wirklich eine schöne Eigentumswohnung, die wir da ausgesucht haben“, warf Dieter ein. Fee schwärmte sogleich von der wunderbaren, innerstädtischen Lage – nahe dem Stadtpark.
„Ich bin auch schon wieder weg“, sagte sie rasch. „Wollte dir nur den Brief vorbeibringen – und praktisch ist es auch, dass ich hier auf dem Betriebshof parken kann. Bis zur Shopping Mall gehe ich zu Fuß. Einen Parkplatz findet man dort sowieso nicht.“
Nach einem flüchtigen Kuss stand Fee auf und verließ das Büro. Na, so ist sie halt, dachte Dieter schmunzelnd und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Kaum hatte Fee die Tür geschlossen, stieß sie rücklings mit der Vorzimmerdame Frau Symkowski zusammen.
Ein Schrei – und eine Vielzahl von Dokumenten segelte quer durch den Flur.
„Oh, Entschuldigung, Frau Symkowski! Ich habe Sie gar nicht gesehen. Das tut mir wirklich leid.“
Fee kniete sich sofort hin, um beim Einsammeln der Papiere zu helfen.
„Meine Güte, Frau Symkowski. Hoffentlich bekommen Sie hier wieder Ordnung in den ganzen Papierkram. Dieter – ich meine, Herr Divor – wird bestimmt verärgert sein, wenn das nicht mehr ordentlich sortiert ist. Sagen Sie ihm ruhig, es war meine Schuld.“
Fee bemühte sich um tröstende Worte, während sie weiter Dokumente aufhob. Doch Frau Symkowski wirkte eher verstört als entsetzt. Die Situation schien ihr extrem peinlich, sie spielte alles herunter.
„Ich schaffe das schon“, murmelte sie.
Kurz darauf war alles wieder eingesammelt. Leise vor sich hin fluchend, verstaute sie die teils unsortierten Unterlagen in einem großen Umschlag, den sie in ihre Handtasche steckte.
Dann setzte sie sich an ihren Platz, griff zum Telefon, wählte eine Nummer – und als sich die Gegenseite meldete, sagte sie ohne Begrüßung:
„Ich habe die Dokumente und die Probe. Treffen wir uns um 15:00 Uhr bei mir.“
Ein leises: „Gut. Lass dich nicht erwischen.“
Dann wurde das Gespräch beendet.
Pizzeria Brusco - München
„In der Mittagspause ist hier immer die Hölle los“, seufzte Mutter Lorita, während sie wie an jedem Werktag den heißen Küchenalltag meisterte.
Die Pizzeria Brusco liegt im Zentrum von München. Sie ist bei den Angestellten der umliegenden Firmen äußerst beliebt – wochentags herrscht Hochbetrieb zwischen 11:30 Uhr und 14:00 Uhr.
Mutter Lorita schmeißt die Küche. Mit ihren 63 Jahren steht sie immer noch fest im Leben – und hinter dem Herd.
„Silvio! Drei Capricciosa und eine Mista für Tisch 11!“ hallte es über den Tresen.
Silvio bahnte sich den Weg durch die engen Sitzgruppen zur Essensausgabe, nahm die Bestellung entgegen und lieferte sie mit dem charmanten Lächeln, das ihn bei den Gästen so beliebt macht. Es ist nicht nur das Essen und der Wein, was die Gäste schätzen – es ist auch die offene, südländische Art des Hauses.
Noch führen Silvio, seine Frau Irina und seine Mutter den Betrieb allein. Irina kümmert sich um die Getränke und kassiert an der Theke. Mutter Lorita dirigiert die Küche. Silvio betreut die Gäste.
Doch die Belastung ist groß. Besonders die Abendschichten setzen der Familie zu. Mutter sagt schon länger, dass es Zeit wäre, Angestellte einzustellen.
„Pizzeria Brusco, guten Tag“, meldete sich Irina am Telefon.
„Guten Tag. Kann ich bitte Herrn Brusco sprechen?“
Irina zuckte mit den Schultern, reichte den Hörer weiter. „Silvio, für dich.“
„Brusco am Apparat.“
„Ich habe Ihre Nummer von Papa Leon. Ich habe einen Reinigungstermin in Berlin für Sie.“
„Verstanden. Schicken Sie mir die Adresse auf dem bekannten Weg. Und bringen Sie Bilder mit.“
Irina sah Silvio fragend an. „Wer war das?“
„Ein Bekannter von Leon. Nichts Besonderes.“
Irina hasste es, wenn Silvio sich so kurzfasste. In nur drei Sätzen erklärte er, dass er für zwei Tage einen Auftrag für Papa Leon erledigen müsse.
Als der Mittagstrubel nachließ, kümmerte sich Silvio um eine Aushilfskraft für die kommenden zwei Tage. Dann fuhr er zum Flughafen.
Silvios Auftrag
Nach 90 Minuten Flug setzte die Maschine hart auf dem Flughafen Schönefeld auf.
Silvio nahm einen Mietwagen und fuhr direkt zum Treffpunkt – der Bar Solut. Er kannte sie bereits von früheren Treffen.
Sein Auftraggeber erschien pünktlich, setzte sich wortlos an den Tisch und bestellte einen schwarzen Tee.
„Der Tee ist wunderbar hier. Papa Leon trinkt ihn gerne“, sagte er beiläufig.
„Aber lieber mit Milch“, erwiderte Silvio.
Nach dem kurzen Austausch schob der Mann ein Kuvert über den Tisch.
„Es sind eine Frau und ein Mann.“ Er legte zwei Injektionskanülen dazu. „Erledige sie hiermit.“
„Heute Abend noch?“ fragte Silvio knapp.
„Ja. Klar.“
Beide standen auf, legten Geld auf den Tisch und verließen das Lokal.
Beobachtung
Seit über einer Stunde saß Silvio nun im Mietwagen. Fee war nicht zu Hause. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten.
Das Licht der Straßenlaternen legte sich wie Kegel auf die parkenden Fahrzeuge. Silvio zog den Rauch seiner Zigarette durch den Mundwinkel und blies ihn langsam zum Fenster hinaus.
Vor zwei Stunden hatte er seinen Auftrag erhalten: Fee Winkels und Paul Reinhardt sollten ausgeschaltet werden.
Die Fotos lagen auf dem Beifahrersitz, ebenso die Kanülen. Immer wieder fuhren Autos vor, bremsten ab – verschwanden wieder in der Dunkelheit.