Stein und Schwur - Henrik Mains - E-Book

Stein und Schwur E-Book

Henrik Mains

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Anno Domini 1554, Rheydt, Herzogtum Jülich-Berg Der Wind wehte kalt über die Felder von Rheydt, trug den Geruch feuchter Erde und modriger Gräben mit sich. Zwischen kahlen Weiden und dunklen Waldstreifen erhob sich, wenig stolz, eine befestigte Hofanlage aus Holz und Stein – die alte Burg Rheydt. Ein Bollwerk gegen Überfälle, kaum mehr als ein befestigter Gutshof. Ihr Anblick schien der adeligen Familie Bylandt nicht mehr angemessen. Otto von Bylandt, ein Mann von kaum fünfundzwanzig Jahren, mit leichtem grauem Haar an den Schläfen und scharfem Blick, trat aus dem Torhaus. Neben ihm schritt sein jüngerer Bruder Lambert, ein Geistlicher, Domherr in Köln, klug, ehrgeizig – und gefährlich, wie mancher munkelte.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 50

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Stein und Schwur

Der Anfang des Wasserschlosses Rheydt

von

Henrik Mains

Henrik Mains / STEIN UNDSCHWUR

Über den Autor:

Autor: Henrik Mains | Jahrgang 1959

Henrik Mains entdeckt in seinen Geschichten die feinen Linien zwischen Wirklichkeit und Vorstellung. Er schreibt fiktive Kurzgeschichten, die Alt und Jung gleichermaßen fesseln – mal mit leiser Poesie, mal mit spannender Dramatik.

Historische Bezüge fließen dabei ebenso in seine Texte ein wie alltägliche Beobachtungen, die er mit erzählerischer Fantasie zu lebendigen Welten verwebt.

Seine Leser schätzen besonders die Mischung aus Tiefe, Atmosphäre und leicht zugäng-licher Sprache.

Henrik Mains / STEIN UNDSCHWUR

Vorwort

„Stein und Schwur – Der fiktive Anfang des Wasserschlosses Rheydt“

Anno Domini 1554, Rheydt, Herzogtum Jülich-Berg

Der Wind wehte kalt über die Felder von Rheydt, trug den Geruch feuchter Erde und modri-ger Gräben mit sich. Zwischen kahlen Weiden und dunklen Waldstreifen erhob sich, wenig stolz, eine befestigte Hofanlage aus Holz und Stein – die alte Burg Rheydt. Ein Bollwerk gegen Überfälle, kaum mehr als ein befestigter Gutshof. Ihr Anblick schien der adeligen Familie Bylandt nicht mehr angemessen.

Otto von Bylandt, ein Mann von kaum fünfundzwanzig Jahren, mit leichtem grauem Haar an den Schläfen und scharfem Blick, trat aus dem Torhaus. Neben ihm schritt sein jüngerer Bruder Lambert, ein Geistlicher, Domherr in Köln, klug, ehrgeizig – und gefährlich, wie man-cher munkelte.

„Wir brauchen ein Wasserschloss“, sagte Otto. „Nicht diesen kläglichen Hof. Wenn wir in Jülich bestehen wollen, wenn wir Respekt in Köln und in Gladbach erlangen wollen, dann muss Rheydt sprechen. Aus Stein. Mit Graben, Turm und Zinnen.“

Lambert, sein Bruder, nickte langsam. „Und du willst bauen in einer Zeit, in der jeder Stein ein Eid kostet? Der Abt von Gladbach sieht schon jetzt auf unser Land mit gierigem Blick. Und Erzbischof Dietrich zählt seine Zehnten mit eiserner Hand.“

„Gerade deshalb“, sagte Otto.

Henrik Mains / STEIN UNDSCHWUR

Prolog – Der Anfang eines Vermächtnisses

Im Jahr 1554 war das Land um Rheydt ein Ort voller Widersprüche. Zwischen den tiefen Wäldern und den sanften Hügeln erhob sich ein kleines Dorf, eingebettet an einem ruhigen Flusslauf. Doch die Ruhe war trügerisch – denn politische Machtspiele, religiöse Span-nungen und alte Fehden durchzogen die Region wie unsichtbare Wurzeln, die tief in den Boden griffen.

Die Familie Bylandt stand am Scheideweg. Das alte Wasserschloss, einst ein Symbol der Sicherheit, war dem Zahn der Zeit und den Angriffen rivalisierender Mächte kaum noch gewachsen. Es brauchte etwas Neues, Starkes, Unerschütterliches – eine Burg, ein Schloss, das nicht nur Schutz bot, sondern auch den Einfluss der Familie sicherte.

Doch der Bau einer solchen Festung war mehr als eine bauliche Herausforderung. Er war ein Spiel um Geld, Macht und Einfluss. Die katholische Kirche, vertreten durch den mäch-tigen Erzbischof von Köln und die Benediktinerabtei in Gladbach, sah in den Bylandts nicht nur Nachbarn, sondern Konkurrenten in einem großen Schachspiel.

In den kommenden Jahren sollte sich zeigen, wie weit die Familie bereit war zu gehen – welche Opfer sie bringen und welche Geheimnisse sie bewahren würden. Denn hinter den Mauern des neuen Wasserschlosses lagen nicht nur Stein und Wasser, sondern auch Intri-gen, Eide und ein unerschütterlicher Wille, ein Vermächtnis zu schaffen, das die Zeiten über-dauern würde.

Dies ist die Geschichte vom Bau des Wasserschloss Rheydt – einer Geschichte von Mut, Verrat und dem Streben nach Unvergänglichkeit.

Henrik Mains / STEIN UNDSCHWUR

Kapitel 1: Der letzte Winter der alten Burg

„Stein und Schwur – das Wasserschloss von Rheydt“

Anno Domini 1554, zur Zeit der schwarzen Himmel über dem Niederrhein

Der erste Schnee fiel früh in jenem Jahr, als hätte der Himmel selbst beschlossen, die alten Dinge zu begraben. Die Dächer des Rheydter Gutes – schief, mit Moos bedeckt und von Wind zerzaust – trugen eine schwere weiße Decke. Und darunter, in kaltem Stein und mor-schem Holz, schlief eine Welt, die dem Ende nahte.

Otto von Bylandt stand am hölzernen Wehrgang und sah über den flachen Graben hinaus in die kahlen Felder, wo der Nebel wie schmutzige Wolle über den Boden kroch. Seine Hände umfassten das kalte Geländer, rau wie sein Gemüt. Hinter ihm brannten Kerzen in der Halle, das spärliche Licht der flackernden Flammen konnte die Finsternis des Winters kaum ver-drängen.

„Noch eine Nacht dieser Art, und das Dach gibt nach“, sagte Bertram, der Verwalter. „Die Nordmauer ist gerissen. Der letzte Regen hat den Stall geflutet. Die Leute reden von Zei-chen.“

„Zeichen?“, knurrte Otto. „Die einzigen Zeichen sind die, die ein Feigling sich selbst macht. Wir haben kein Dämonenproblem, sondern ein Maurerproblem.“

Bertram schwieg. Er war treu, aber auch vorsichtig. Zu viele Herren im Jülicher Land hatten in diesen Jahren ihr Heim verloren – durch Krieg, Verrat oder die Kirche.

Otto atmete tief durch. „Hol die Männer zusammen. Ich will den Baumeister morgen.“

In den kommende Tagen kam Maximilian Pasqualini kam aus Aachen geritten, mit frostigen Wangen und lederner Tasche voller Pergamentrollen. Ein Mann junges Alters, gezeichnet vom Dreck der Städte, doch mit Augen, die Linien sahen, wo andere nur Mauerreste sahen.

„Ein Wasserschloss wollt Ihr?“, sagte er trocken, nachdem er sich das Gelände angesehen hatte. „Ihr habt Wasser. Ihr habt ein Fundament, das absäuft. Und Ihr habt... einen Traum.“

Otto nickte. „Nicht nur einen Traum. Eine Notwendigkeit.“

Henrik Mains / STEIN UNDSCHWUR

„Dann braucht Ihr Geld. Männer. Eichenstämme in Hundertschaft. Steine aus Mendig. Und Geduld.“

„Geduld ist eine Tugend der Kirche. Ich bin kein Mönch.“

Maximilian grinste. „Dann bezahlt mich, und ich mache Euch zum Herrn des Schlosses.“

Drei Tage später: Lambert von Bylandt ritt im ersten Licht des Morgens durch das Tor. Er trug keine Rüstung, sondern das dunkle Gewand eines Domherrn. Sein Blick war klar, seine Worte präzise, sein Lächeln gefährlich. Die Brüder hatten sich seit drei Jahren nicht gesehen.

„Du willst bauen“, sagte Lambert, kaum abgestiegen. „Ich hörte es bis nach Köln. Und auch der Abt von Gladbach hat davon gehört. Er ist… beunruhigt.“

„Er kann beten, wenn es ihm hilft“, antwortete Otto. „Dieses Land ist mein, seit unser Vater starb. Ich dulde keine Einmischung.“