Recht und Gerechtigkeit - Jörg Kachelmann - E-Book

Recht und Gerechtigkeit E-Book

Jörg Kachelmann

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Beschreibung

Der Justizfall, der zum Medienfall wurde

Jörg Kachelmann wurde am 31. Mai 2011 vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. Nach wie vor jedoch wirft sein Fall viele Fragen auf. Wie geht es einem, der zu Unrecht als Vergewaltiger beschuldigt wird? Den die Ermittlungsbehörden mit allen Mitteln zum Täter machen wollen? Der 132 Tage im Gefängnis sitzt? Der sehr schnell zum Gegenstand einer öffentlichen Vorverurteilung wird? – Zum ersten Mal erzählen Jörg Kachelmann und seine Frau Miriam die Geschichte, die hinter dem »Fall Kachelmann« steckt. Und es wird klar, welche Rolle Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht und Medien dabei spielen.

Was bleibt nach einem höchst fragwürdigen Prozess und einer beispiellosen Medienberichterstattung noch von Recht und Gerechtigkeit? Der »Fall Kachelmann« ist in dieser Hinsicht leider keine Ausnahme - mit dem Unterschied, dass viele Opfer von Falschbeschuldigungen in erster Instanz oft keinen Freispruch bekommen. Jörg und Miriam Kachelmann haben sich entschlossen, aufzudecken, was sich hinter den Kulissen abgespielt hat, und geben erschütternde Einblicke in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Recht und Unrecht nicht mehr existieren. In ihrem Buch schildern sie detailliert die Ereignisse vom Moment der Verhaftung bis zur Urteilsverkündung und der Zeit danach, enthüllen Fehler und Ungereimtheiten und legen die unheilvolle Mechanik bloß, die hinter dem Prozess gegen den Meteorologen steckt – und die offenbar nicht nur hier wirksam wird.

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Jörg und Miriam

Kachelmann

Recht und

Gerechtigkeit

Ein Märchen aus der Provinz

Bildnachweis:

Sämtliche Abbildungen © aus dem Privatarchiv von Jörg und Miriam Kachelmann außer Abbildung a, b und c © picture-alliance/dpa.

3. Auflage 2012

Copyright © 2012 by Wilhelm Heyne Verlag, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: David Hauptmann, Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, unter Verwendung eines Fotos von © Kay Blaschke

Satz: Leingärtner, Nabburg

ePub-ISBN: 978-3-641-09452-2

www.heyne.de

Inhalt

Vorwort

Teil I Die Verhaftung

Ein voller Aufzug

Miriams Sicht: Die Verhaftung

Frau Gottschalk und Herr Birkenstock

Teil II Das Gefängnis

Herzogenriedstraße 111, 68169 Mannheim, Zelle 1016 (verschissen)

Der Knast und die virtuellen Kinder

Die ersten Tage

Spießrutenlauf in Mannheim

Zelle 1328

Hausreiniger Kachelmann

Die falschen Zellennachbarn

Die Theologen

Knastleben im Sommer

Justiz heute: der Deal

Die Wolfsschanze in Herzogenried

Wetterstation Knast und Hundstage

Was kommt in der Glotze?

Männer weinen doch

When will you be out of jail?

Die letzten Tage in Herzogenried

Das Oberlandesgericht

Teil III Die Entlassung

Es ist nicht alles gut

Miriams Sicht: Der Anwalt

Lügenstorys und Schauergeschichten

Ende des Nachrichtenboykotts

Teil IV Auf der Flucht

Nordfriesland und Dänemark

My Boys

Teil V Der Prozess beginnt

6. September 2010

Der Kröber

Miriam als Zeugin vor Gericht

Miriams Sicht: Die Aussage

Große Frustration

Teil VI Die Wende

»Ja, Schwenn«

Miriams Sicht: Aussagepsychologie

Es weihnachtet sehr

Geballter Schwachsinn

Gutachterkriegsgeheul

So viele Lügen

Wider die Journaille

Zürcher Waterloo

Wahrheit und Gerechtigkeit

Teil VII Was sich ändern muss

Miriams Sicht: Kein Einzelfall

Was wird

Anhang

Dienstaufsichtsbeschwerde vom 7. Juni 2010

Prof. Dr. Ralf Höcker: Die presserechtliche Seite

Einstweilige Verfügungen, die Jörg Kachelmann über die Kanzlei Höcker erwirkte

Vorwort

Oje, nicht schon wieder, werden Sie sagen, nicht schon wieder der Kachelmann. Sie haben so viel gehört, mehr als Sie jemals über mich erfahren wollten und sollten, ein paar Dinge, die wahr waren und sehr viele, die frei erfunden wurden.

Schon im Gefängnis war mir klar, dass ich ein Buch schreiben wollte (und vielleicht wäre ich schneller aus dem Knast gekommen, wenn ich es nicht so laut angekündigt hätte, um ein »Ich lass mich von euch nicht unterkriegen« zu demonstrieren). Ich hatte in den hundertzweiunddreißig Tagen in acht Quadratmetern Mannheim viel Zeit, so viel Zeit wie noch nie, über mich nachzudenken. Über die Dinge, die ich in meinem Leben richtig gemacht habe und die Dinge, die ich falsch gemacht habe.

Die richtigen Dinge aufzuzählen wäre vermessen, womöglich sähe ich mich zu positiv im Rückblick und würde der Versuchung erliegen, mich Ihnen anzubiedern. Nichts läge mir ferner, ich will Sie ja nur einladen, dieses Buch zu lesen, das zu schreiben für Miriam und mich eine viel schwierigere Aufgabe war, als wir uns das ursprünglich gedacht hatten. Aber wir haben auch eine Mission, nämlich mitzuhelfen, dass das, was mir passiert ist, am besten niemandem nach mir passiert und dass die, die unschuldig wegen einer Falschbeschuldigung im Knast sitzen, bald ein neues Verfahren mit einem Freispruch bekommen.

Die Zahl an Falschbeschuldigungen dieser Art ist erschreckend hoch, Experten gehen inzwischen davon aus, dass eine womöglich deutliche Mehrheit aller Vergewaltigungsanzeigen auf keiner realen Basis beruht – nicht selten liegen die Gründe dafür darin, dass Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte in Deutschland unkritisch alles glauben, was ihnen da erzählt wird. Und selbst wenn sie es nicht tun, führt eine Falschbeschuldigung immer wieder zum Erfolg: Das wohl dramatischste Beispiel ist der Fall des Lehrers Horst Arnold, der unschuldig seine volle Strafe abgesessen hatte und starb, bevor die Justiz sich bequemen wollte, sich der Falschbeschuldigerin anzunehmen. Was der Spiegel in seiner Ausgabe vom 16. Juli 2012 darüber schrieb, ist symptomatisch: »Was passiert eigentlich Staatsanwälten, die ihren Job schlecht machen? […] Es passiert ihnen nichts. […] Was passiert Richtern, die […] Fehlurteile fällen? Ihnen passiert schon gar nichts.«

Beim Schreiben in den letzten Monaten kam ich zu der Erkenntnis, dass auch in Mannheim weder den Polizisten und Staatsanwälten noch den Richtern irgendetwas passierte. Egal wie fehlerhaft sie sich im Zusammenhang mit meinem Fall verhalten haben, ich weiß nicht, ob sie gelogen oder sonst die Wahrheit verbogen haben, um mir bewusst zu schaden, oder ob sie sich in etwas verrannt hatten und dann keinen Ausweg mehr sahen, außer den einmal eingeschlagenen Weg unter dem Beifall großer Teile der veröffentlichten Meinung immer weiter zu verfolgen, auch dann, als er sich als falsch erwies. Was ich aber weiß, ist, dass niemand dafür zur Rechenschaft gezogen wurde. Die meisten Beteiligten sind sogar befördert worden.

Andererseits gehört für mich zu meinem neuen Leben auch, das alte zumindest zur Kenntnis zu nehmen und zu wissen, dass ich eben früher Fehler gemacht habe. Ich hatte schon während der Olympischen Spiele in Kanada, wo ich mich bis zur Verhaftung aufgehalten hatte, Zeit zum Nachdenken und wusste, was ich wollte und nicht mehr wollte, sodass die anschließende Denkpause so recht gar nicht mehr notwendig gewesen wäre. Aber sie war da, wenn auch ungerecht und zwangsweise – und im Gefängnis, umgeben von den vielen Kakerlaken, Ratten und Hakenkreuzen in der JVA Mannheim, ist die Erkenntnis weiter gewachsen (ich möchte nicht sagen, dass hundertzweiunddreißig Tage unschuldiges Sitzen für irgendwas gut sein können, aber wenn, dann dafür), dass nicht nur mein Leben, sondern auch ich selbst manchmal nicht so war, wie ich mir das wünschte und es richtig gewesen wäre.

Aber es gab nie Gewalt, Übergriffe, Jekyll und Hyde, Hebel, die sich umlegten, einen eiskalten Blick oder was auch immer mir in frei erfundenen Medienberichten angedichtet wurde. Die Fehler, die ich gemacht habe, waren andere und gehören in keinen Gerichtssaal: Ich habe über viele Jahre ein rastloses Leben geführt, habe mich im Beruf rumscheuchen lassen und war der falschen Meinung, dass das für das Wohlergehen der Firma notwendig sei. Ich habe immer wieder neue Menschen kennengelernt und nicht unterscheiden können oder wollen, wer und was gut für mich ist und wer nicht – als ich es mit der Zeit wusste, war ich zu feige, mich von ihnen zu trennen, und habe mich irgendwie durchgewurschtelt, ein Jongleur mit viel zu vielen Bällen. Ich war über Jahre in Beziehungsdingen nicht immer ehrlich, hatte mehrere Geliebte auf einmal. Einige von ihnen haben, um Rache zu üben, für Geld ihre Seele und die Wahrheit geopfert und mir damit letztendlich nicht nur bewiesen, dass sie nie Liebe empfunden haben, sondern auch gezeigt, dass ich nicht so feige hätte sein müssen – mein Rat an alle in einer ähnlichen Situation: lieber das Ganze gleich beenden, dann muss man nicht mehr oder weniger lustige Räubergeschichten erfinden, nur um doch bitte selbst verlassen zu werden, weil das vielleicht vor der Rache der Ex schützt.

Wahre Liebe ist ein seltenes Gut, und ich habe Gefühle vorgetäuscht bekommen und selbst manchmal Gefühle vorgetäuscht, wo eigentlich keine waren. Das tut mir leid und wird mir in diesem Leben nicht mehr passieren. Ich habe in dieser Zeit viele Dinge gelernt und wichtige Menschen in meinem Leben hinzugewonnen, aber auch etwas verloren: Vertrauen in die Justiz und ihre Vertreter, das bis zu meiner Verhaftung unerschütterlich war. Miriam versucht in ihrem Kapitel am Ende des Buchs zu beschreiben, was falsch läuft im Staat, der ihrer ist, warum es falsch läuft und was geändert werden müsste, damit Deutschland wieder gewissenhaft als Rechtsstaat bezeichnet werden kann.

Wenn Sie private Abrechnungen und Bettgeschichten erwarten, werden Sie enttäuscht werden. Das Buch fängt mit dem Tag meiner Verhaftung an und wird nicht das Ende der Aufarbeitung meines Falls sein. Es ist unser Ziel, dass Falschbeschuldiger verurteilt und dass Justiz und Öffentlichkeit dafür sensibilisiert werden, dass es sich bei Tätern auch um Frauen handeln kann und diese nicht aufgrund ihres Geschlechts von vornherein und automatisch Opfer sind.

Ich widme dieses Buch meiner Liebe und klugen Koautorin, meiner tapferen Mutter, meinen Kindern, meinen Verteidigern Andrea Combé und Johann Schwenn, ohne die das Gericht seinen furchtbaren Furor wohl hätte bis zu einer Verurteilung ausleben können, sowie den Freunden, die uns am 31. Mai 2011 begleitet haben, und besonders auch all denen, die mir in der Not Geld geliehen haben and God bless Charles, Linda and Al and the Highland community for all your prayers. Ich danke darüber hinaus allen, die mir in den Knast geschrieben und Mut gemacht haben und mir das Gefühl gaben, nicht alleine zu kämpfen. Auch im Namen meiner Frau danke ich all jenen, die uns unterstützt haben in schwieriger Zeit, Verwandte, Freunde, die uns Unterschlupf gewährt und uns kreativ geholfen haben im Kampf gegen die Paparazzi und auf der Flucht vor ihnen. Ich danke den Anstaltsgeistlichen für ihren Dienst am Mitmenschen, den meisten Vollzugsbeamten, die im dritten Stock des U-Haft-Trakts der JVA Mannheim Dienst taten, für ihre Menschlichkeit, meinem Schänzerkollegen und Freund René und all meinen Mitgefangenen auf dem Stockwerk – besonders dafür, dass keiner von ihnen für noch so viel Geld seine Seele und mich an die Medien verkauft hat –, und nicht zuletzt der Kanzlei Höcker, die versucht hat, den medialen Kloakenmahlstrom zu kontrollieren und dessen Verursacher mit ziviler deutscher Rechtsprechungzu begegnen. Ich erinnere mich dankbar an das wichtige Vertrauen von Christian Heeb (damals Radio Basel), Lothar Steigerwald und Marco Maier von Radio Primavera sowie Michael Aigner von Aton-Solar – noch weit vor der Rechtskraft des Freispruchs, immerhin drei Persönlichkeiten, die verstanden haben, was der Rechtsstaat mit der Unschuldsvermutung meint. Und wir danken dem Heyne Verlag für den Mut, mit uns ein Buch zu machen – ein Mut, der heutzutage nicht selbstverständlich ist, wie wir feststellen mussten.

Miriam dankt mit diesem Buch ganz besonders ihrer Omi, Imke, Dirk, den Mädels, der Großmutter und dem Opa für die liebevolle Unterstützung in schwieriger Zeit.

Miriam und ich möchten eine Stiftung oder einen Verein gründen, um mit Gutachtern und Anwälten, die ihr Handwerk verstehen, den Männern zu helfen, die zu Unrecht angeklagt wurden, und den Frauen, die wirklich einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Ein Teil der Erlöse dieses Buchs wird in diese zu gründende Einrichtung fließen. Es wäre uns eine Ehre, wenn sie den Namen von Horst Arnold tragen dürfte, einem falsch beschuldigten Mann, der nicht mehr erleben durfte, wie seiner Peinigerin der Prozess gemacht wird.

Teil I

Die Verhaftung

20.03.2010 Jörg Kachelmann wird bei seiner Rückkehr aus Kanada auf dem Frankfurter Flughafen verhaftet und in die JVA Mannheim eingeliefert. Kachelmanns Freundin Miriam, die ihn abholen wollte, wird Zeugin der Festnahme.

Ein voller Aufzug

Es ist kein gutes Zeichen, wenn zu viele Menschen mit in den Aufzug wollen. Normalerweise ist die Tiefgarage am Frankfurter Flughafen im hinteren Teil ziemlich leer, weshalb ich über die vielen Leute am Lift schon etwas verwundert war. Den Gepäckwagen mit in den Lift reinzuwurschten ist zwar nicht erlaubt, aber zu zweit hatten wir so viel Zeug, dass wir alles auf einmal nicht hätten tragen können, also rein damit. Ein Gepäckwagen plus einmal neunzig und noch einmal fünfundsechzig Kilo, da bleibt eigentlich nicht mehr viel Platz, ohne dass es ein Gschtungg wird, wie man in der Schweiz sagt. Aber den vielen Leuten, die gleichzeitig mit uns Lift fahren wollten, schien das egal zu sein.

Wir boten an, dass sie zuerst fahren könnten, aber es machte ihnen nichts aus mitzufahren. Miriam und mir war das herzlich gleichgültig, wir hatten ein freies Wochenende vor uns. Alles war gut, ich war mit der Frau zusammen, mit der ich zusammen sein wollte, und das Auto war nur noch ein paar Meter entfernt.

Ich dachte mir nichts, als die Leute aus dem Fahrstuhl uns überholten und dann beim Auto umdrehten. Ich machte mir in den Sekunden des Überlegens, die mir bis zur Aufklärung der Situation blieben, keine großen Gedanken darüber, warum die hier waren. Das Auto stand noch so da, wie ich es am späten Vormittag des 9. Februar 2010 verlassen hatte. Ich hatte damals zwar nur rund fünf Stunden geschlafen, aber ich war konzentriert und freute mich auf die Arbeit bei den Olympischen Spielen.

In der Nacht zuvor hatte sich eine langjährige Gelegenheitsbeziehung mit einer Frau, die ich im Schnitt vielleicht ein gutes halbes Dutzend Mal pro Jahr gesehen hatte, in Wohlgefallen aufgelöst. Claudia D. hatte mich beim Fremdgehen erwischt, und ohne irgendwelche Gegenwehr ergriff ich die günstige Gelegenheit auf ein Beziehungsende im beiderseitigen Übereinkommen. Ich spürte aufatmende Entspannung, als ich damals in Schwetzingen die Treppe runterging. Ich merkte, dass da nichts an Gefühlen war, dass ich das Ganze, wie anderes auch, vor Jahren hätte beenden müssen, und dachte, dass meine Feigheit und Angst vor einer durchgeknallten Reaktion, die eine kurz vor dem Abschluss stehende, komplizierte familienrechtliche Vereinbarung über meine Kinder mit deren Mutter gefährden könnte, wohl übertrieben gewesen waren. Ich erlebte daraufhin eine zuversichtliche Fahrt in die Nacht.

In den Wochen zuvor hatte ich bereits erfolgreich und bisher ohne Nachtreten der Frauen angefangen, mehr Ordnung in meine Beziehungswelt zu bringen. Die im Vergleich zum erwarteten Theater doch recht ruhig verlaufene Verabschiedung von Claudia D. gab mir die Zuversicht, dass meine Sorge, ich müsste mit Rache in den Medien rechnen, unbegründet war. Ich hatte es nicht für völlig ausgeschlossen gehalten, dass Claudia D. eine potenzielle Rächerin sein könnte, die womöglich zur Bunten oder zu einem anderen Blatt rennt, um zu sagen, dass der Wetterfrosch eigentlich ein Schwein ist und mehr als eine Frau auf einmal hatte. Doch passierte erst mal nichts. Erst vor Kurzem hatten die Mutter meiner Kinder und ich geregelt, wie oft ich meine Kinder, die zwar biologisch nicht meine sind, die ich aber sehr liebe, sehen kann. Allerdings würde erst Ende März mit der erneuten Zahlung eines großen sechsstelligen Betrages alles Finanzielle unverrückbar vereinbart sein.

Die Olympischen Spiele liefen gut, ich hatte die Kinder für ein wunderbares Wochenende in Whistler, konnte mit ihnen bei einer Siegerehrung (danke, liebe Kollegen vom NDR und MDR für alle Hilfe) dabei sein, und sie konnten »O Canada« und ich die Schweizer Nationalhymne singen. Ich war rundum glücklich, zumal noch einmal zwei Wochen mit den Kindern bevorstanden, bevor ich nach Europa zurückflog und mich auf ein Wochenende mit Miriam freute.

Und nun, am späten Vormittag dieses Samstags, dem 20. März 2010, bekam ich von einem Dackelfaltenpolizeimann ein Papier in bemerkenswert kräftigem Rosa und las den Namen von Claudia D. Fast augenblicklich wusste ich, dass mein Leben nun sehr schnell ganz anders werden würde. Ich las das Papier immer und immer wieder, aber am Inhalt, am Wahnsinn, an der Lüge änderte sich nichts. Es stand da, und es war kein Scherz, das war mir klar. Ich verstand, dass ich das Rachepotenzial der Frau, von der ich mich doch ohne Zeter und Mordio getrennt hatte, in den letzten Wochen nicht über-, sondern weit unterschätzt hatte. Mein Herz schlug sehr schnell, als ich den Haftbefehl mit dem frei erfundenen Geschehen in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 2010 las, aber es geriet nicht aus dem Rhythmus wie bei anderen, viel weniger aufregenden Gelegenheiten in der Vergangenheit. Mich befiel auch keine Panik. Die Geschichte war von vorne bis hinten erlogen, und ich war zuversichtlich, dass jeder deutsche Polizist so etwas aufdecken könnte. Damals kannte ich allerdings noch nicht die Kriminalpolizeiaußenstelle Schwetzingen.

Ich war immer ein institutionengläubiger Spießer gewesen, war außer durch ein paar Kleinstverkehrsverstöße nie auffällig geworden bei der Polizei und glaubte im Übrigen an die Justiz in Deutschland – und in Baden-Württemberg, wo ich geboren war, sowieso.

Zudem schien mir der auf diesem rosa Papier festgehaltene Vorwurf der Vergewaltigung, noch dazu mit einem Messer, von vornherein so absurd, dass ich hoffnungsfroh sein wollte, dass sich das Ganze schnell auflösen würde. Ich wusste nicht mal mehr mit Sicherheit, ob ich an jenem Abend überhaupt ein Messer in der Hand gehabt hatte – wieso auch. Der Abend und selbst das Beziehungsende waren komplett ruhig verlaufen und nichts geschah, das sich einem irgendwie in die Erinnerung hätte brennen müssen, geschweige denn, dass die Dinge passiert wären, mit denen Claudia D. berühmt werden und Geld verdienen oder sich einfach nur rächen wollte.

So empfand ich für kurze Zeit den ganzen Zinnober am Flughafen schon fast als interessante Bereicherung meiner Biografie, ahnend, dass ich nun Dinge kennenlernen würde, die ich noch nicht kannte. Diese kindliche Herangehensweise konnte ich mir allerdings nur für Sekunden bewahren, denn diese rund zehn Leute, die mich verhaften wollten, ließen durch ihre Körpersprache und die Art, wie sie mit mir umgingen, keinen Zweifel, dass sie davon ausgingen, dass ich die auf dem rosa Zettel festgehaltene Tat begangen hätte. Das Auto wurde durchsucht. Ich hatte aus diversen Fernsehfilmen und Büchern gelernt, dass es gut ist, erst mal nichts zu sagen, und ich war froh, dass Miriam cool und tapfer blieb. Sie stand mehrere Meter von mir entfernt und sah mich besorgt an. Wir durften uns schließlich voneinander verabschieden, und ich wusste, als ich auf sie zuging, dass ich etwas die Fassung verlieren würde. Ich bin jemand, der bei Filmen weint, selbst die Szene am Anfang in Findet Nemo, wenn die Mutter gefressen wird, rührt mich zu Tränen.

Bei der Verabschiedung tat nicht ich selbst mir leid, sondern Miriam. Sie stand da, stark und traurig, ich konnte ihr nur sagen, was man mir vorwarf und dass ich das nie getan hatte. Ich spürte und hörte, dass sie mir glaubte, und sie tröstete mich über den kurzen Moment hinweg, wo ich ein bisschen weinen musste. Es tat mir in der Seele weh zu sehen, wie sie einfach so dastand, einsam, unser Wochenende fand nicht statt, und es rührte mich letztendlich auch, dass sie in der überraschenden Not stärker war als ich.

Zuerst ging es in eines der Nebengebäude im Flughafen, wo der sogenannte erkennungsdienstliche Teil absolviert wurde. Ich versuchte Teile von Reststolz nach oben zu fördern, als ich von vorne und von der Seite fotografiert wurde; ich war müde nach der langen Reise und wähnte mich in diesen Momenten in einem falschen Film, in einem Traum, aus dem ich sicher gleich aufwachen würde. Was mit mir passierte, konnte nicht sein, es war falsch, ich war Menschen ausgeliefert, die sich komplett abseitig verhielten und mich mit einem völlig abwegigen Vorwurf konfrontierten. Diese Polizisten mussten die Menschenkenntnis eines abgetauten Kühlschranks haben, dass sie D. diese zu nicht geringen Teilen schlecht zusammengelogene Geschichte glaubten.

Ich wusste allerdings zu jedem Zeitpunkt, dass alles Argumentieren sinnlos wäre, so schwieg ich und versuchte, alles erwachsen und wie ein Mann über mich ergehen zu lassen.

Miriams Sicht: Die Verhaftung

Jörg und ich waren für das Wochenende am 20./21. März 2010 verabredet und hatten vor, eventuell nach einem kurzen Aufenthalt in Leipzig, wo er am folgenden Montag einen Termin hätte wahrnehmen müssen, gemeinsam wieder Richtung Süden zu fahren. Ich stamme aus Leipzig, war aber im Oktober 2009 zum Antritt meines Psychologiestudiums nach Konstanz gezogen. Das hatte mehrere Gründe: zum einen, weil Jörg seine Firma in der Schweiz hatte, zum anderen, weil die anderen beiden Universitäten, die mich zum Studium zugelassen hatten, für mich aus fachlichen Gründen und wegen der Umgebung nicht infrage kamen.

Jörg war mehrere Wochen in Kanada gewesen, um da während der Olympischen Spiele zu arbeiten und um seine Kinder zu besuchen, die dort bei ihrer Mutter leben. Wir hatten uns also länger nicht gesehen, unter anderem auch deswegen, weil ich ihm ein Treffen zwischen den Olympischen Spielen und seinem Kinderbesuch, das für ihn zwei Tagesreisen nach Europa und zurück zur Folge gehabt hätte, aus Sorge um ihn ausgeredet hatte. Wir einigten uns schlussendlich darauf, dass er einen Tag eher als geplant aus Kanada zurückkehrte. Polizei und Staatsanwaltschaft würden Jörg das später als Täuschungsversuch und als Manöver anlasten, nach dem Motto: Er kam bewusst einen Tag früher zurück, an einem Tag, an dem ihn keiner erwartete.

Die Zeit vor unserer Verabredung hatte ich in Leipzig bei meiner Familie verbracht. Ich fuhr sehr früh am Morgen des 20. März 2010 mit dem Zug los, um vor Jörg am Flughafen in Frankfurt anzukommen. Ich wollte ihn dort überraschen, denn eigentlich war vorgesehen, dass wir uns auf halber Strecke trafen, um meine Fahrzeit zu reduzieren. Seine Flugnummer und die Ankunftszeit hatte er mir vor dem Abflug mitgeteilt, sodass ich ihn am Gate abholen konnte. Es war ein freundlicher Frühlingstag, ich war sehr fröhlich, hatte eine Menge Gepäck dabei (ich war ja vorher bei der Familie gewesen) und wartete in einer kleinen Menschentraube darauf, dass Jörg aus dem Gate trat. Nach vielleicht einer knappen halben Stunde Wartezeit kam er dann auch, ging links um die Ecke, blickte zurück und sah mich freudig überrascht an. Wir begrüßten uns, wie es ein Liebespaar tut, das sich längere Zeit nicht gesehen hat, freuten uns über den jeweilig anderen und traten gemächlich den Weg zum Parkhaus an, wo das Auto stand. Kriminalhauptkommissar (KHK) Werner Seele* würde später empört vor Gericht berichten, dass wir zur Begrüßung herumgeknutscht hätten – vermutlich war auch das für ihn ein Indiz für Jörgs Täterschaft. Klar, Knutschen ist schon prinzipiell sehr verdächtig – jedenfalls wohl aus Schwetzinger Perspektive.

Jörg war guter Laune, freundlich und liebevoll, ein bisschen verschlafen und erfreut, mich zu sehen. Wir unterhielten uns über seine Lederjacke und deren offensichtlichen Achtzigerjahrestil, darüber, wie es dem jeweils anderen ging (es ging uns beiden sehr gut), über den Flug und dass wir uns freuten, uns nach so langer Zeit wiederzusehen. Als er auf dem Weg zur Tiefgarage an einem Automaten sein Parkticket bezahlt hatte, liefen wir den Gang entlang und suchten einen Fahrstuhl. Der erste war besetzt, der zweite auch, der dritte war leer. Als wir einstiegen, kamen sofort, scheinbar aus dem Nichts, viele Menschen und drängten sich mit hinein. Ich kann mich erinnern, dass mir das seltsam vorkam. Heute weiß ich, dass mich mein Gefühl nicht getrogen hat. Jörg meinte noch scherzhaft, dass man ja sicher auch auf den nächsten Fahrstuhl hätte warten können, anstatt jetzt ein solches Gedränge zu verursachen.

Als der Fahrstuhl in unserem Parkdeck anhielt und wir ausstiegen, verließen noch ein paar, möglicherweise sogar alle anderen Personen den Lift und gingen vorweg. Ich kann mich gut erinnern, dass eine junge Frau an mir vorbeilief und mich angrinste. Später sollte sie sich als eine Art Polizeiazubi und Tochter des Kriminalhauptkommissars Seele, des Einsatzleiters, herausstellen, die der Papa zur Promiverhaftung mitgebracht hatte – das erfuhr ich allerdings erst sehr viel später. Die junge Polizistin schien mir im weiteren Verlauf großes Gefallen dabei zu empfinden, die Verhaftung miterleben zu dürfen. Vielleicht kam es ihr ein bisschen vor wie im Zoo, wo man ein exotisches Tier betrachten kann – das sieht man ja schließlich nicht alle Tage!

Wir gingen ein kleines Stück weiter. Plötzlich drehten sich die Personen, die uns eben noch überholt hatten, um und kamen auf uns zu. Ein kleiner älterer Herr (wie ich viel später erfuhr: KHK Seele) hielt Jörg eine Art Ausweis vors Gesicht, gleichzeitig stand eine ältere kleine Frau in dunkler Jacke mit mittellangen braunen Haaren, offenbar auch eine Polizistin, direkt vor mir und bat mich sehr fordernd, ihr zur folgen. Ich weiß noch, dass ich zunächst dachte, wir bekämen Ärger mit der Flughafenpolizei, weil wir mit dem Gepäcktrolli im Fahrstuhl gefahren waren (was man wohl nicht darf, ich erinnere mich an einen großen Verbotsaufkleber an der Fahrstuhltür); später dachte ich, dass ich verhaftet werde, dann, dass wir beide festgenommen werden, und nach wenigen Minuten wurde mir schließlich klar, dass es um Jörg ging. Er wurde nach links zur Seite »gebeten«, ich nach vorne. Wir drehten uns, wie in amerikanischen Kitschfilmen immer eindrucksvoll inszeniert, in diesem Moment des Voneinanderweggezogen-Werdens noch einmal um, und ich konnte Entsetzen und Unverständnis in Jörgs Gesicht sehen. Ich vermute, dass ich einen ähnlichen Gesichtsausdruck hatte.

Diese kleine Polizistin, Martina Michel* (und wir sollten noch mehr miteinander zu tun haben in der Zukunft), fragte mich in einem leicht schnippischen Ton und auf eine Art, dass ich mich direkt schuldig fühlte, obwohl ich gar nicht wusste, was ich gemacht haben sollte: wer ich denn überhaupt sei, was ich hier wolle, wie ich heiße, woher ich komme. Ich versuchte ihre Fragen zu beantworten und guckte dabei immer wieder zu Jörg zurück. Michel und ich waren auf der Höhe von Jörgs Auto, links neben dem Wagen war eine Parklücke frei, weiter links davon standen zwei Polizeiautos. Am ersten war Jörg, der sich über die Motorhaube gebeugt hatte und von mehreren Polizisten umringt war. Michel, die auf mich den Eindruck machte, als sei sie zusammen mit Seele Einsatzleiterin, wollte meinen Ausweis überprüfen. Ich stimmte zu, und sie nahm ihn mit ins erste Polizeiauto. Ich fragte sie, was denn überhaupt los sei, was uns vorgeworfen werde, beziehungsweise später, was Jörg vorgeworfen werde, und sah auch immer wieder besorgt zu ihm rüber. Er stand weiter über die Motorhaube gebeugt, und die Polizistin Michel erklärte mir nichts. Ihr einziger Kommentar war, dass er mir das dann schön selber erzählen könne. (Den schnippischen Unterton erwähnte ich bereits, auch wenn er sich hier aus der Wortwahl von selbst ergibt.) Mal links und mal rechts von ihr hielt sich die kleine Polizeiauszubildende auf, die Tochter Seele – sie sagte nichts, grinste dafür, entweder aus Freude am Schauspiel oder aus Verlegenheit, umso mehr.

Dieser ganze Vorgang – Abfrage der Personalien, des Erklärens, wer ich sei, woher ich käme, die Blicke zu Jörg, der weiterhin über ein auf der Motorhaube liegendes Blatt Papier gebeugt war (rechts neben ihm stand meistens der kleine ältere KHK Seele, der auch als Erster mit ihm geredet hatte), und meine ewige »Diskussion« mit der Polizistin Michel, dass sie mir doch endlich sagen möge, was los sei –, dies alles dauerte ungefähr fünfzehn Minuten, auch wenn es sich deutlich länger anfühlte. Irgendwann, nachdem mir mein Ausweis zurückgegeben worden war, hieß es, wir dürften uns voneinander verabschieden. Ich wusste nicht, was das heißen sollte: verabschieden. Warum verabschieden?

Jörg kam langsam und sichtlich geschockt auf mich zu. Wir standen dann am Heck seines Autos. Zwei oder drei Meter entfernt, von mir aus gesehen links, befand sich die kleine Tochter Seele (jemand hätte ihr Popcorn und einen Fernsehsessel holen sollen) und beobachtete uns, weiterhin dauergrinsend. Die anderen Polizisten standen mehrere Meter weiter weg an ihrem Auto und unterhielten sich. Ich nahm Jörgs Hand, versuchte ihn ein wenig zu beruhigen und fragte ihn, was hier los sei. Er war völlig durcheinander und sagte ungläubig und anfangs unverständlich, dass ihm vorgeworfen werde, eine Frau vergewaltigt zu haben, strich sich mehrmals durch die Haare, war insgesamt sehr unruhig und blickte hilflos abwechselnd mich an und ins Leere. Ich erinnere mich, dass ich mich kurz nach links wegdrehte. Ich dachte: scheiße – nicht, weil ich es für möglich gehalten hätte, dass er das getan haben könnte, sondern weil ich wusste, dass das ein sehr schwerwiegender Vorwurf war und dass jetzt alles sehr anstrengend werden würde.

Bevor ich noch etwas sagen konnte, erklärte er: »Ich kann nur sagen, dass ich das nicht gemacht habe.« Woraufhin ich sagte: »Ich weiß.« Es kann sein, dass ich das sogar mehrmals wiederholt habe. Ich umarmte Jörg dabei und versuchte ihn zu beruhigen, indem ich sagte (und auch später noch mindestens einmal): »Du hast nichts gemacht, dir kann also nichts passieren!« Das habe ich damals tatsächlich gedacht in meinem aus heutiger Sicht schon sträflich naiven Glauben an Rechtsstaat und Gerechtigkeit.

Jörg war blass und stand teilnahmslos vor mir, aber er schaute mir in die Augen. Ich kann mich erinnern, dass ich im Versuch, ihn zu beruhigen, seine Hand festhielt und immer wieder drückte; er erwiderte den Druck jedoch nicht oder kaum und guckte mich nur weiter an. Er schien wie gelähmt, schaute ungläubig und hatte Tränen in den Augen. Ich sagte ihm: »Nicht weinen, Schatz!« Er nickte.

Er sagte dann noch, dass ich ja einfach das Auto nehmen und damit wegfahren könne. Ich antwortete, dass ich das nicht wolle, denn ich wollte ihn nicht allein mit den Polizisten zurücklassen – zudem war ich Fahranfängerin, und das Auto ist recht groß. Wir sagten dann nichts mehr und umarmten uns mehrmals, und ich versuchte weiter, ihn irgendwie zu stabilisieren.

Später konnte man in der Zeitung lesen, dass sowohl Kriminalhauptkommissar Seele als auch die (mittlerweile beförderte) Kriminalhauptkommissarin Michel zu Beginn des Prozesses vor Gericht ausgesagt hätten, dass ich völlig aufgelöst gewesen sei und geweint hätte, wohingegen Jörg emotionslos und kühl reagiert und mich zur Beruhigung umarmt habe. Nun, das komplette Gegenteil war der Fall gewesen, und wenn ich bis dahin gedacht hatte, Polizisten würden immer die Wahrheit sagen, und wenn sie vielleicht auch nicht unbedingt »dein Freund und Helfer« sind, wären sie doch zumindest bürokratisch korrekt, so hatte ich mich gründlich geirrt. Es würde nicht die einzige Unaufrichtigkeit der Polizisten bleiben und schon gar nicht die einzige Unwahrheit der Ermittlungsbehörden und Beamten im Zuge dieses Verfahrens.

Dann kam KHK Seele auf Jörg zu und wollte irgendetwas von ihm oder mit ihm besprechen. Ich trat ein Stück zurück und stand jetzt in einiger Entfernung zu Jörgs Auto, etwa auf der Höhe der gegenüberliegenden Parklücken. Ich sah, dass sich mehrere Polizisten um Jörg versammelten und auf ihn einredeten. Irgendwann begriff ich, dass es um die Durchsuchung des Autos ging, ob man das jetzt in seinem Beisein tun solle und ob er ihr zustimme oder nicht. Ich ging wieder näher heran und hörte KHK Seele zu Jörg sinngemäß sagen, dass sie das jetzt auf die einfache oder die schwere Art machen könnten, entweder er stimme der Durchsuchung freiwillig zu, oder sie würden das Auto aufbrechen. Unter diesem Druck war Jörg damit einverstanden, das Auto »freiwillig herauszugeben«. Daraufhin erklärte Seele, dass sie nicht mit ihm hierbleiben wollten und dass nicht er, sondern jemand anderes die Durchsuchung bezeugen solle. Jörg zögerte, und ich merkte, dass er das nicht wollte, weil er schon ahnte, wer »jemand anderes« wohl sein sollte. Der Polizist sagte weiter, dass Jörg das selber wissen müsse und dass es dann natürlich sehr leicht möglich sei, dass alle Welt von seiner Verhaftung erführe, wenn er jetzt nicht sofort mit ihm wegfahren würde, zumal ich ja die Durchsuchung bezeugen könne. Ich nahm Jörg die Entscheidung ab, indem ich zustimmte, weil ich nicht wollte, dass seine Verhaftung in die Öffentlichkeit getragen wurde. Daraufhin gab auch Jörg widerwillig sein Einverständnis.

Ich hätte mich anders entschieden, wenn ich gewusst hätte, dass die Bundespolizei vom Flughafen Frankfurt beziehungsweise die Polizeidienststelle Schwetzingen keinerlei Anstrengungen unternahmen, diesen Vorgang geheim zu halten, in Kauf nehmend, dass dann die einer Verurteilung vor Gericht förderliche, in unserer Gesellschaft immer und gut funktionierende Vorverurteilung beginnen konnte, nicht auszuschließen aber auch, dass mit der zuvor wochenlang geübten erfolgreichen Festnahmeaktion geprahlt werden konnte. Sicher ist nur, dass die Presse Jörgs Verhaftung weder von mir noch von Jörg noch von seinen Anwälten erfahren hat. Auch das lächerliche Argument, das die Staatsanwaltschaft später zu ihrer Verteidigung vorbrachte, nämlich dass die Festnahme sowieso herausgekommen wäre, weil Jörg ja nicht mehr bei der Arbeit erschienen wäre, geht fehl. Die Öffentlichkeit hatte schließlich auch nicht gemerkt, dass Jörg drei Wochen nach Ende der Olympischen Spiele noch nicht wieder in Deutschland war, da er seine Kinder besuchte; zudem hatte es auch in der Vergangenheit öfter längere Pausen in seinen Wettermoderationen gegeben, und seine Moderatorentätigkeit bei Riverboat war ohnehin schon seit einem Jahr beendet. Ganz abgesehen davon, dass niemand sofort an Gefängnis denkt, wenn jemand eine Zeit lang vom Bildschirm verschwindet, zumal Jörg damals noch nicht diesen Bekanntheitsgrad hatte, den er jetzt dank der gut einjährigen öffentlichen Hetzjagd unfreiwillig erreicht hat.

Auffällig ist, dass es sämtliche Ermittlungsbehörden und eingeweihte Privatpersonen geschafft hatten, sechs Wochen lang, von der Strafanzeige bis zur Festnahme, eisern Stillschweigen zu bewahren: Und nun will die Staatsanwaltschaft der Öffentlichkeit weismachen, dass die Ermittlungen, die Festnahme und die Untersuchungshaft Ereignisse seien, die man nicht unbemerkt an Presse und Medien vorbeischleusen könne? Noch nicht einmal drei Tage lang? Solcherlei Ausflüchte empfinde ich als Beleidigung meiner Intelligenz. Jörg und ich haben es später ohne Probleme geschafft, unbemerkt zu heiraten, an einem der Öffentlichkeit frei zugänglichen Platz, ohne uns zu verstecken. Kein Journalist hat davon etwas mitbekommen, und zwar nicht etwa, weil wir ein Riesenaufgebot an Sicherheitsvorkehrungen getroffen hätten, sondern weil wir die beteiligten Personen, Freunde und Familienmitglieder, schlicht gebeten hatten, es für sich zu behalten – und sie haben es für sich behalten. Sollten Staatsdiener mit ihrer Verschwiegenheitspflicht wirklich nicht schaffen, was Privatpersonen problemlos gelingt?

Wir hatten dann noch einmal kurz die Möglichkeit, etwas abseits von den Polizisten miteinander zu sprechen, diesmal schräg gegenüber vom Auto. Jörg ging es weiterhin sehr schlecht, und ich hatte zunehmend den Eindruck, dass er einfach in sich zusammensacken könnte. Ich nahm seine Hand und sagte, um die Situation irgendwie herunterzuspielen und Normalität zu erzeugen: »Dann verschieben wir eben einfach unser Wochenende, mein Schatz.« Doch er reagierte auf solche Sätze kaum mehr als mit einem Nicken oder einem kurzen »Ja«.

Irgendwann – das kann ich zeitlich nicht mehr einordnen, aber vermutlich nicht mehr als fünf bis zehn Minuten später – hieß es, dass sie jetzt abfahren würden. Jörg musste sich hinten ins Auto setzen, und der kleine KHK Seele, die untersetzte ältere Polizistin Michel, die immer noch sehr fröhlich wirkende Tochter Seele und ein weiterer Polizist fuhren ab.

Übrig blieben ein bulliger Frankfurter Polizist und zwei Spurensicherer, die schon dabei waren, das Auto zu durchsuchen. Sie nahmen dafür Dinge aus dem Wagen, legten sie auf eine Folie und fotografierten sie. Der Frankfurter Polizist stand meistens auf die rechte hintere Tür des Polizeiautos gestützt und beobachtete sichtlich gelangweilt die Spurensicherer.

Seit Jörgs Wegfahrt wurde ich immer nervöser, das eben Erlebte bahnte sich seinen Weg ins Bewusstsein. Durch das langatmige Prozedere der Spurensicherer hatte ich mehr Zeit zum Nachdenken, als mir in diesem Moment lieb war. Eine leichte Panik erfasste mich, mir ging es schlecht. Ich fragte den Frankfurter Polizeibeamten mehrmals, wohin die Polizisten mit Jörg denn gefahren seien, fragte, ob ich mit aufs Revier könne und wie der Ablauf einer Verhaftung so sei, wann Jörg denn freikäme und ob es jetzt nur um seine Aussage ginge. Anfangs dachte ich immer noch, er würde spätestens am gleichen Abend wieder frei sein. Dass diese Festnahme der Anfang einer Odyssee, einer schier unendlichen Geschichte des Leids, des Wartens und des stetigen Ertragens einer Ungerechtigkeit nach der nächsten war, hätte ich damals selbst dann nicht geglaubt, wenn man es mir vorausgesagt hätte.

Der Frankfurter Polizist war wirklich der Erste, der ein Mindestmaß an Freundlichkeit und Menschlichkeit zeigte. Er versuchte, meine Fragen zu beantworten und mich, soweit es ihm möglich war, zu beruhigen. Warum ich das denn alles wissen wolle, fragte er, und ich entgegnete, dass Jörg sicher einen lieben und bekannten Menschen um sich haben wolle nach diesem ganzen Wahnsinn hier. Er sah mich verdutzt an, sagte aber nichts. Später war er so aufmerksam, mein Gepäck in den Kofferraum zu packen und ganz am Schluss, als wir das Parkhaus verließen, noch einmal nach mir zu schauen und mir, in vollkommener Verkennung meiner Situation, aber in dem Bemühen, freundlich zu sein, eine gute Reise zu wünschen. Das betone ich deshalb, weil die anderen Polizisten, die mit mir zu tun hatten, besonders KHK Seele und KHKin Michel, eine unangemessen unfreundliche bis aggressive Art und Weise hatten, mit Jörg und mir umzugehen. Ganz abgesehen von der ewig grinsenden Tochter Seele. Man hatte den Eindruck, dass es für viele Anwesende ein Höhepunkt ihrer Karriere sein musste, Jörg zu verhaften. Untereinander herrschte bei den meisten gute Laune, während sie einen diffamierend, fast schon höhnisch wirkenden Umgang mit uns pflegten. Das konnte ich unschwer an Kommentaren der KHKin Michel erkennen, die beispielsweise als ich auf die Frage, wer ich denn sei, »die Freundin« antwortete, »Aha …« machte, begleitet von einem vielsagenden Aufreißen der Augen.

Die Spurensicherung dauerte für mich eine Ewigkeit; in Wirklichkeit waren es wohl nur eine, anderthalb, höchstens zwei Stunden. In dieser Zeit lief ich nervös auf und ab, weinte zwischendurch so unauffällig wie möglich, denn das war mir in unmittelbarer Gegenwart des Polizisten sehr unangenehm (übrigens konnte KHKin Michel, entgegen ihrer späteren Aussagen, meine Tränen nicht selbst gesehen haben, denn sie war mit KHK Seele und Jörg schon längst abgefahren), stellte dem Polizisten immer wieder Fragen und hoffte, dass ich diesen trüben Ort bald verlassen könnte. Ich sah meist aus einigen Metern Entfernung, dass sie Dinge aus dem Auto holten, auf die Folie legten und fotografierten. Sie unterhielten sich miteinander und lachten das ein oder andere Mal über Gegenstände aus dem Auto, unter anderem über ein »Statistik-Skript«, das ich Jörg aus meiner Universität mitgebracht hatte.

Gegen Ende der Durchsuchung besann ich mich auf meine Zeugenpflicht, stellte mich mit etwas mehr Selbstbewusstsein wenige Meter vom Auto entfernt hin und versuchte darauf zu achten, was die Polizisten taten. Man zeigte mir dann die zu beschlagnahmenden Gegenstände. Darunter waren eine Rechnung vom »Holiday Inn«, ein Taschentuch, ein kleines Fläschchen mit Tabletten (es sah aus wie aus dem Reformhaus). Ich unterschrieb die Erklärung, die Aktion bezeugt zu haben.

Man kann sich leicht vorstellen, dass das eigene Selbstbewusstsein nicht besonders groß ist, wenn man gerade die Verhaftung eines geliebten Menschen miterlebt hat, vollkommen ahnungslos über dessen Verbleib gehalten wird und allein mit drei Polizisten in einem dunklen abgesperrten Tiefgaragendeck irgendwo am Frankfurter Flughafen zurückbleibt. Ich wollte dort eigentlich nur weg. Ich wollte Jörg hinterherfahren, um ihn abzuholen und wieder mitzunehmen. Das sagte ich dem Frankfurter Beamten auch mehrmals, doch der erwiderte entweder nichts oder nur, er glaube nicht, dass Jörg heute noch freigelassen werde.

Als die Spurensicherung abgeschlossen war, erklärte ich, dass ich meine Entscheidung, nicht mit Jörgs Auto zu fahren, jetzt doch geändert hätte, und verlangte die Autoschlüssel. Die wollten die Polizisten mir zuerst nicht aushändigen, sie wollten erst eine Genehmigung ihrer Kollegen einholen und zusätzlich noch einmal Jörg fragen, ob er damit einverstanden sei. Was überflüssig war, da Jörg das selbst vorgeschlagen hatte. So mussten sie mir, nachdem sie nachgefragt hatten, dann doch die Schlüssel aushändigen.

Ich hatte damals das Gefühl, dass ich diesen Polizisten das Auto nicht überlassen sollte. Es war mehr ein Instinkt, der mir sagte, dass sie nicht vertrauenswürdig seien, und ich lag, wie sich später herausstellte, jedenfalls bei den vor Gericht teilweise die Unwahrheit über den Verlauf der Verhaftung und Jörgs Verhalten ausssagenden Polizisten Michel und Seele vollkommen richtig. Aus diesem Grund bin ich sehr froh, das Auto damals mitgenommen zu haben; so war auszuschließen – man kennt das ja aus schlechten Filmen –, dass etwas im Auto »gefunden« wurde, was dort gar nicht war, und wer weiß, woran sich KHK Seele und KHKin Michel noch alles »erinnert« hätten, wenn ich nicht zufälligerweise am Abend des 19. März 2010 spontan beschlossen hätte, Jörg am Gate zu überraschen und ihn nicht erst irgendwo zwischen Frankfurt und Leipzig zu treffen. Dass ich Polizeibeamten einmal so misstrauen könnte, hätte ich mir nicht träumen lassen.

Bei der Schlüsselübergabe überprüften die Polizisten meinen Führerschein (ich hatte ihn erst seit zwei Wochen), und ich ließ mir von den sichtlich beunruhigten Beamten erklären, wie man ein Automatikauto fährt, denn das hatte ich zuvor noch nie getan. Die Polizisten ließen für mich die Schranke öffnen, der Frankfurter Polizist verabschiedete sich hinter der Schranke noch einmal, und unsere Wege trennten sich. Endlich.

Es war eigenartig, hinaus ins Helle zu fahren, nachdem ich die letzten anderthalb bis zwei Stunden in der dunklen Tiefgarage verbracht hatte. Mittlerweile spiegelte diese Dunkelheit weitaus eher meinen Gemütszustand wider als die helle Mittagssonne, die mich daran erinnerte, was für ein frohes Wochenende wir beide miteinander geplant hatten und wie schön das hätte werden können. Diese Gedanken – wie etwas hätte sein können und wie etwas hätte sein müssen, und die Verzweiflung darüber, dass es dennoch nicht so ist oder war – waren fortan mein ständiger Begleiter.

Ich fuhr einfach los. Mein erster Impuls war, nach Heidelberg zu fahren, denn der Frankfurter Polizist erwähnte das als eine der drei Möglichkeiten, wohin man Jörg bringen könnte. Dann wollte ich doch lieber nach Leipzig zurück. Dann überlegte ich, einfach irgendwo ein Motelzimmer in der Nähe zu nehmen oder vielleicht nach Konstanz zu fahren … Kurzum, ich war ratlos. Ich fuhr. Möglichst geradeaus, das ist am einfachsten.

Leider lenkte mich dieser Wunsch nach wenig Aufregung beim Fahren, ohne dass ich es merkte, direkt ins Frankfurter Stadtzentrum. Dort suchte ich verzweifelt einen Parkplatz, denn ich musste dringend anhalten, weil ich merkte, dass meine Konzentration mit jeder Minute und jedem Kilometer, den ich fuhr, abnahm. Wenigstens hatte ich ein Schweizer Kennzeichen, was mir den Ärger der Frankfurter Verkehrsteilnehmer ein bisschen vom Hals hielt. Irgendwann kam ein Parkhaus, irgendwo mitten in der Stadt. Ich dachte: Okay, dann eben noch ein Parkhaus, der Tag kann eh nicht schlimmer werden. Bereits beim Aussteigen rief ich eine meiner engsten Freundinnen an, der ich das Geschehene zu erzählen versuchte. Ich musste mit jemandem reden, dem ich vertrauen konnte und der mir irgendwie half, nicht stehen zu bleiben. Ich glaube, wenn sie nicht gewesen wäre und mich beruhigt hätte, ich wäre dort auf dem Platz vor dem Frankfurter Parkhaus einfach sitzen geblieben und hätte mich kein Stück mehr bewegt, bis jemand gekommen wäre und mich abgeholt hätte. Dieses erdrückende Ohnmachts- und Verzweiflungsgefühl war überwältigend. Ich wünsche das keinem.

Ich wartete. Worauf ich genau wartete, weiß ich nicht, aber ich hoffte, irgendetwas von Jörgs Anwalt zu hören. Ich rechnete mir innerlich aus, wie lange es wohl dauern würde, bis Jörg telefonieren durfte, und dann, wie lange es dauern mochte, bis der Anwalt bei ihm sein würde, und wie lange es dauern könnte, bis dieser oder Jörg mich anriefe. Eigentlich habe ich nie daran gezweifelt, dass ich einen Anruf bekommen würde, aber als es immer später wurde – ich war mittlerweile wieder aus Frankfurt herausgefahren und in einer Raststätte namens »Wetterau« angekommen –, wurde ich doch sehr ungeduldig. Ungewissheit, habe ich gelernt, ist eines der schlimmsten Gefühle und kann einen in kürzester Zeit zugrunde richten. Ich überprüfte im Minutenabstand, ob die Presse schon etwas wusste, und war jedes Mal sehr froh und erleichtert, wenn Google News mir sagte, dass es keine neuen Einträge in den letzten vierundzwanzig Stunden gebe.

So gegen fünf oder halb sechs Uhr abends klingelte dann endlich das Telefon, und Jörgs neuer Anwalt Dr. Reinhard Birkenstock fragte mich, wo ich sei und ob ich mit ihm reden wolle. Ich erklärte ihm, wo ich war und dass ich natürlich mit ihm reden möchte. Seine Stimme klang sehr geschäftsmäßig, und er sagte, dass er zu der Raststätte kommen werde. Ich wartete. In der Zwischenzeit hatte sich der Himmel zugezogen, und es hatte angefangen zu regnen.

Nach etwa fünfzehn Minuten ging ich raus, rauchte vor dem Eingang der Raststätte eine Zigarette, ging zurück zum Auto, stieg wieder aus und sah mich in alle Richtungen um. Ich hatte Angst, den Anwalt zu verpassen, und hielt das Handy permanent in der Hand für den Fall, dass er erneut anriefe.

* Name geändert

Frau Gottschalk und Herr Birkenstock

Nach der Fahrt vom Flughafen ins Stadtinnere von Frankfurt wurde ich dem Haftrichter vorgeführt, wie es so schön heißt, der in meinem Fall eine Haftrichterin war, eine Frau Gottschalk. Essen ist nicht und Trinken erst nach mühsamer Nachfrage – Polizisten sind auch nur Menschen und behandeln einen eben wie einen mutmaßlichen Verbrecher. Und es gibt den erlaubten Anruf des Anwalts – ich kannte nur den Medienanwalt Höcker und lernte am Telefon, dass er gar nicht zuständig ist, sondern Strafrecht was ganz anderes ist und er sich kümmern würde. Kurze Zeit später hatte er den Kölner Anwalt Birkenstock gefunden.

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