Rein Schiff! - Bernd Lang - E-Book

Rein Schiff! E-Book

Bernd Lang

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Beschreibung

Walter Eckhard gehört zu den vier großen Döbelner Künstlern nach der Jahrhundertwende um 1900. Zusammen mit Erich Heckel, Otto Rost und Bernhard Kretzschmar bildeten diese Künstler seinerzeit ein kulturelles Highlight in der Stadt und weit über Döbeln hinaus. Von Walter Eckhard ist bekannt, dass er eine ganze Reihe von Kontakten zu bildenden Künstlern pflegte, natürlich besonders im sächsischen Bereich aber auch bis hin ins Ausland. In seinem Haus in Döbeln trafen sich viele Kollegen, vor allem solche, die bei Walter Eckhard ihr Volontariat ableisteten und von der ganzen Breite seiner künstlerischen Fähigkeiten profitierten. Andere, die einen Rat brauchten, eine Anregung suchten oder ein künstlerisches Projekt diskutieren wollten, waren ebenfalls gern gesehene Gäste am Pferdeberg in Döbeln. Walter Eckhard war so neben seinem eigenen vielseitigen Schaffen ein künstlerischer Vermittler, ein Kunst-Erzieher und eine Art ideeller Mäzen für jüngere und ein idealer Gesprächspartner für ältere Kollegen. Die vorliegende Biografie beschreibt nicht nur das Leben und künstlerischen Wirken des Malers und Grafikers Walter Eckhard, sondern soll auch dazu dienen, sein Andenken zu bewahren und das Interesse an seiner künstlerischen Arbeit wach zu halten.

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Seitenzahl: 194

Veröffentlichungsjahr: 2023

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(1903 –1982)

„Ein Leben für die Kunst, mit der Kunst und durch die Kunst“

Biografie eines sächsischen Künstlers aus Döbeln

Walter Eckhards Originalunterschrift

unter einem autobiografischen Lebenslauf von 1960

Inhaltsverzeichnis

Walter Eckhards Biografie

Vorwort und Einleitung

Walter Eckhards Leben

Kindheit und Ausbildung

Heirat und Umzug nach Holland

Künstlerisches Wirken in Holland

Leben und Arbeiten in Frankfurt am Main

Wehrmachtszeit

Leben und Wirken in Döbeln nach 1945

Alter und Abschied

Walter Eckhards Wesen und Lebensart

„Frauchen“ Emmy

Haus und Hof am Pferdeberg

Orden und Ehrenzeichen

Künstlerische Rezensionen

Walter Eckhards Erbe - Nachwort

Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Bankgebäude am Obermarkt mit umlaufenden Meißner Kacheln zu DDR-Zeiten und vollständig renoviert nach der „Wende“

Abb.2: Auszug aus dem Terminkalender Walter Eckhards vom Juli 1982

Abb.3: Erstes Porträt-Foto von Walter Eckhard mit ca. 3 Jahren

Abb.4: Alte Schlossberg-Schule: Postkarte des VEB Bild und Heimat, Reichenbach

Abb.5: Stadtansicht Döbeln um die Jahrhundertwende: Offizielle Festpostkarte des Heimatfestes zu Döbeln von 1914 (Flügel-Card-Reproduktion)

Abb.6: Halbschwester Jenny Henschel

Abb.7a: Schulzensurbuch: Deckblatt

Abb.7b: Schulzensurbuch: Erläuterungen

Abb.7c: Schulzensurbuch: Einzelnoten – sie weisen Walter Eckhard als durchweg guten Schüler aus

Abb.8: Entlassungszeugnis der Schulzeit

Abb.9: Walter Eckhard als Schüler (ca. 12 Jahre) und zu Beginn seiner Lehre (ca. 16 Jahre)

Abb.10: Lehrvertrag mit F.A. Brockhaus über eine vierjährige Lehrzeit (April 1918 bis April 1922): Vertragsseite

Abb.11: Lehrvertrag mit F.A. Brockhaus über eine vierjährige Lehrzeit (April 1918 bis April 1922): Unterschriftsseite

Abb.12: Ausbildungszeugnis F.A. Brockhaus vom 15.1.1923. Sowohl im Ausbildungsvertrag als auch im Zeugnis wurde der Vorname des Auszubildenden mit „th“ geschrieben

Abb.13: Fachschul-Abgangszeugnis vom 11.3.1921

Abb.14: Inflationsgeld von 1923 – zur Erinnerung an eine böse Zeit, hatte sich Walter Eckhard ein paar Inflationsgeldscheine aufbewahrt

Abb.15: Gewerbe-Anmeldebescheinigung

Abb.16: Zeugnis: Hallesche Papierwaren-Fabrik aus 1923

Abb.17: Zeugnis: Plakatkunst Johannes Edelmann aus 1924

Abb.18: Zeugnis 1924: Jo-Mü-Jo Künstlerentwürfe

Abb.19: Zeugnis 1924: Eberhard Schreiber Graphische Kunstanstalt

Abb.20: Zeugnis 1925: Verlag Rudolf Schick & Co

Abb.21: Zeugnis 1925: Graphische Kunstanstalt H. Horn

Abb.22: Zeugnis: Warenhaus Gebrüder Ury aus 1926

Abb.23: Emmy Petersen auf der Leipziger Messe 1929

Abb.24: Von Walter Eckhard selbst entworfene Verlobungsanzeige

Abb.25: Ebenfalls selbst entworfene Hochzeitsanzeige

Abb.26a: Heiratsurkunde des Sömmerdaer Standesamtes

Abb.26b: Heiratsurkunde des Sömmerdaer Standesamtes (Rückseite)

Abb.27: Hochzeitsbilder: Brautpaar und Hochzeitsgesellschaft

Abb.28: Der Bräutigam mit Beruhigungszigarette

Abb.29: Das Eindhovener Domizil des jungen Paares

Abb.30: Vornehmer Holland-Briefbogen

Abb.31: Markante alte Kunstobjekte: Bildnis des hl. Antonius und hl. Wendelin

Abb.32: Schwere antike eiserne Kriegskasse

Abb.33: Text-Illustrationen für Philips „Symphonische Serie 38“

Abb.34: Der Künstler im Philips-Atelier: Hingabe und Tabakqualm

Abb.35: Werbeplakate für Philips-Radiogeräte

Abb.36: Walter Eckhard Signet bei Philips, sein formales Erkennungszeichen

Abb.37: Textillustration für Philips Miniwatt-Röhren

Abb.38: Produktunabhängiges Philips-Werbeplakat

Abb.39: Top-Plakat: Die Philips-Vertriebs-Weltkarte 1936

Abb.40: Walter Eckhard als arrivierter Grafiker 1936

Abb.41: „Dorfstrasse in Belgien“

Abb.42: „Wasserstrasse in Mechelen“

Abb.43: „Boote im Rheindelta“

Abb.44: „Schiffe auf der Maas“

Abb.45: „Alte Bauerhäuser in Heeze“

Abb.46: „Landschaft bei Zaltbommel“

Abb.47: Stilleben in Öl, „Wayang-Puppen in Niederländisch-Indien“

Abb.48: „Exotisches Stillleben“

Abb.49: Bewerbungsfoto Walter Eckhards 1937 zur Rückkehr nach Deutschland

Abb.50: Walter Eckhards Abschlusszeugnis von Philips vom 28. Februar 1939

Abb.51: Anmeldung bei der Meldebehörde in Frankfurt am 7.3.1939

Abb.52: Deutscher Rückwanderer-Ausweis 1939

Abb.53: Gehaltsschreiben des neuen Arbeitgebers in Frankfurt a.M. vom März 1939

Abb.54: Polizeiliche Anmeldung der Eheleute Eckhard in Frankfurt a.M. im März 1939

Abb.55: Umfangreicher Briefwechsel der Eheleute kennzeichnet die enge Verbundenheit der Eckhards

Abb.56: Gratulations-Telegramm von Walter Eckhard an seine Emmy

Abb.57: Umzugs-Abmeldebestätigung nach Bad Hersfeld unter Abgabe von Lebensmittel-, Marmelade-, Eier-, Zucker- und Seifenkarten

Abb.58: Schreiben seines früheren Frankfurter Arbeitgebers zu Weihnachten 1942

Abb.59: Bescheid des Landratsamtes Döbeln vom 10.12.1942

Abb.60: Ostern und Weihnachten bei der Truppe 1944

Abb.61a: Entlassungsschein aus englischer Kriegsgefangenschaft im Oktober 1945

Abb. 61b: Entlassungsschein aus englischer Kriegsgefangenschaft im Oktober 1945 (Rückseite)

Abb.62: Polizeiliche Rückmeldung Walter Eckhards in Döbeln im Oktober 1945

Abb.63: Widerrufliche gewerbepolizeiliche Anmeldung und Bescheinigung vom 26.2.1946

Abb.64: Genehmigung des Kreiskulturamtes Döbeln für eine freiberufliche Tätigkeit

Abb.65: Titelblatt für eine Ballade „Vom Eulenspiegel, vom Federle und von der dicken Pompanne“ von Günther Weisenborn

Abb.66: Deckblatt für das Mal- und Bilderbuch „Schlich und Schlumm, die lustigen Osterhasen“

Abb.67: Deckblatt für das „Bilderbuch der Osterhasen“

Abb.68a: Zwei von insgesamt sechs verbliebenen Karikatur-Blättern (Nr.1)

Abb. 68b: Zwei von insgesamt sechs verbliebenen Karikatur-Blättern (Nr.2)

Abb.69: Die drei hervorragend erhaltenen Fenster mit unterschiedlichen Themen

Abb.70a: Blick auf das Lebensbaum-Sgraffito vor der Umgestaltung durch Walter Eckhard

Abb.70b: Blick auf das Lebensbaum-Sgraffito nach der Umgestaltung durch Walter Eckhard

Abb.71: Sgraffito-Giebel-Gestaltungen beim AWG-Wohnprojekt Döbeln Ost an der Käthe-Kollwitz-Straße

Abb.72: Metallbandkunst an der Mittelschule Döbeln-Ost I

Abb.73: Das „Blumen ABC“ in Döbeln

Abb.74: Glas-Gipsschnitten-Mosaik in der Kaufhalle Döbeln-Ost I, inzwischen abgebrochen

Abb.75: Ölgemälde Stillleben „Alpenveilchen und Apfelteller“

Abb.76: Stillleben „Distelstrauß mit Pferdchen“

Abb.77: Aquarell „Neubürgerin“

Abb.78: Ölgemälde „Flüchtlingskinder“

Abb.79: Ölgemälde „Schulspeisung“

Abb.80: „Ziegenfütterung“ mit Freizeit-Bäuerin Emmy Eckhard

Abb.81: Aquarell „Nelkenstrauß mit Krug“

Abb.82: Ölgemälde „Großer Nelkenstrauß mit Krug und Zitrone“

Abb.83: Ölgemälde „Brücke über die Niederstriegis“

Abb.84: Ölgemälde „Alt-Bietigheim“

Abb.85: Ölgemälde „Alt-Besigheim“

Abb.86: eigenhändig angefertigte Malerpalette von 1954

Abb.87: Plakatbild zur Hauseinweihung 1964 im Schwarzwald

Abb.88: Aufnahmeschreiben für den Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands

Abb.89: Ausweise für Nebentätigkeiten: Volkshochschule des Kreises Döbeln und Bauaktivs des Rates der Stadt Döbeln

Abb.90: Einkommensaufstellung von 1946 bis 1969

Abb.91: Zusageschreiben des DDR-Kulturministers Hans-Joachim Hoffmann

Abb.92: Der Meister im Garagen-Atelier: Kopf, Zigarre und Malstift „rauchen“

Abb.93: Walter Eckhard: Auch im hohen Alter voller Energie und klarem Blick

Abb.94: Trauerkarte für Walter Eckhard

Abb.95: Letztes Foto Walter Eckhards an seinem Künstlertisch

Abb.96: Walter Eckhards Grabstelle im Döbelner Niederfriedhof

Abb.97: Danksagungskarte für Walter Eckhard

Abb.98: Erstes Testament Walter Eckhards aus dem Jahre 1939

Abb.99: Zweites Testament Walter Eckhards aus dem Jahre 1942

Abb.100: Urkunde zur Goldenen Konfirmation 1968

Abb.101: Sächsische Holländer vor ihrem Holschuhtanz

Abb.102: Unterhaltungsgedicht „Schicksalsfrage: Frau oder Hund

Abb.103: Unterhaltungsgedicht “Die Sage vom wilden Mann“

Abb.104: Unterhaltungsvortrag „Die Erschaffung der Welt“

Abb.105: Unterhaltungsvortrag „Der Inter-Fimmel“

Abb.106: Der Gitarrist und „Minnesänger“ hatte immer ein Lied „drauf“

Abb.107: Die schaurige Moritat „Sabinchen war ein Frauenzimmer“

Abb.108: Gedicht von Erich Kästner „Das letzte Kapitel“ oder nach Walter Eckhard „Friede auf Erden“

Abb.109: Gasthaus Muldenthal, auch 1982 schon seit Jahrzehnten geschlossen

Abb.110: Schnappschüsse aus Emmy Petersens Kindheit mit Mutter Auguste und am ersten Schultag

Abb.111: Emmy Petersens erstes Arbeitszeugnis der „Mercedes Büro-Maschinen-Werke“ in Zella-Mehlis 1925

Abb.112: Emmy Petersens Arbeitszeugnis der „Rheinmetall“ in Sömmerda 1930

Abb.113: Patin Emmy Eckhard mit Täufling

Abb.114: Emmy im Kreise ihrer landwirtschaftlichen „Lieben“

Abb.115: Der Sgraffito-Meister und seine „unentbehrliche Helferin“

Abb.116: Abschlusszeugnis des „Kreiskulturhaus Volkshaus Döbeln“ von 1978

Abb.117: Beim Schönheits-Wettbewerb: Emmy Eckhard mit Hund – oder umgekehrt?

Abb.118: Emmy Eckhard an ihrem 86. Geburtstag mit neuem Hund „Mirko“

Abb.119: Emmy Eckhards 80. Wiegenfest: Geburtstagsständchen im Schwarzwald

Abb.120: Äztliches Attest von Dr. Zoufaly aus Neubulach

Abb.121: Emmy Eckhard im Oktober 1997 vor ihrem Haus mit Gehhilfe

Abb.122: Todesanzeige für Emmy Eckhard

Abb.123: Nachruf auf Emmy Eckhard mit Danksagung

Abb.124: Gemeinsame Grabstätte von Emmy und Walter Eckhard im Döbelner Niederfriedhof ab 1998

Abb.125: Ehejubiläums-Feiern bei Eckhards 1955 (25 Jahre) und 1980 (50 Jahre)

Abb.126: Lebensstationen des Antlitzes von Emmy Eckhard

Abb.127: Hauseigenes Sgraffito Walter Eckhards, auch 1998 noch einigermaßen gut erhalten und inzwischen renoviert

Abb.128a: Baupläne für das Bauvorhaben „Am Pferdeberg“

Abb.128b: Baupläne für das Bauvorhaben „Am Pferdeberg“

Abb.129: Richtfest 1936 am neuen Eckhardschen Landhaus in großer und kleiner Besetzung

Abb.130: Das Haus ist 1937 „endlich“ fertig gestellt, die „Eckhard-Burg“ steht

Abb.131: Das Eckhardsche Landhaus 1998 nach 60 Jahren: Nord- und Westseiten

Abb.132: Das Eckhardsche Landhaus 1998 nach 60 Jahren: Süd- und Ostseiten

Abb.133: Das in den Ursprungszustand wiederhergestellte Pferdeberg-Sgraffito heute

Abb.134: Medaillen-Spiegel Walter Eckhards

Abb.135: Urkunde der Nationalen Front Döbeln, 1955

Abb.136: Aufbaunadel in Gold 1963

Abb.137: Ehrennadel der Nationalen Front mit Urkunde, 1966

Abb.138: Urkunde Verleihung der Medaille des Deutschen Kulturbunds Döbeln, 1968

Abb.139: Urkunde Verleihung des Ehrenabzeichens des Deutschen Kulturbundes Döbeln, 1969

Abb.140: Urkunde Verleihung der Ehrennadel des Deutschen Kulturbundes Berlin, 1969

Abb.141: Urkunde des Deutschen Kulturbundes Döbeln, Döbeln 1970

Abb.142: Danksagungen Walter Eckhards für Geburtstagsgrüße und Ehrungen

Abb.143: Persönliche Ehrung seines Frauchens durch ihr Herrchen

Abb.144: Urkunde zur Verleihung des Ehrentitels „Aktivist der Sozialistischen Arbeit“ an Emmy Eckhard

Abb.145: Die Witwe des Künstlers freut sich mit ihrem Hund über die neue Walter-Eckhard-Strasse in Döbeln-Pommlitz

Abb.146: Einladung zur Personalausstellung Walter Eckhards 1963

Abb.147: Einladung zur Personalausstellung Walter Eckhard 1998

Abb.148: Einladung zur Ausstellung „Döbelner Industriebetriebe“ u.a. mit Werken von Walter Eckhard

Abb.149: Einladung zur Ausstellung „Florena-Karma-Steckenpferd“ u.a. mit Entwürfen von Walter Eckhard

Abb.150: Seite 4 aus dem Begleitheft zur Ausstellung „Florena-Karma-Steckenpferd“

Abb.151: Lebensstationen des Künstlerantlitzes von Walter Eckhard

Walter Eckhards Biografie

Vorwort und Einleitung

Beim Studium der Döbelner Kulturgeschichte der vergangenen 100 Jahre stößt man immer wieder auf die „großen Döbelner Vier“ der bildenden Kunst: Erich Heckel (1883-1970), Otto Rost (1887-1970), Bernhard Kretzschmar (1889-1979) und Walter Eckhard (1903-1982). Während die drei Letztgenannten zeit ihres Lebens eine enge Verbindung zu ihrer Geburts- und Heimatstadt Döbeln gehalten und dennoch auf jeden Fall auch überregionale Bekanntheit erreicht haben, startete Erich Heckel bereits 1905 als Gründungsmitglied der Künstlervereinigung „Brücke“ eine nationale und international wahrgenommene Karriere, die ihn, weit über den Landesgrenzen hinaus, in der Welt bekannt gemacht hat.

Gemeinsam ist allen vier Künstlern allerdings, dass sie in ihrer Heimatstadt Döbeln heute noch unvergessen sind, was sich in einer Reihe von Ausstellungen des Stadtmuseums sowie in besonderen Ehrungen durch die Stadt erweist. Inwieweit sich diese vier Künstler persönlich wirklich näher kannten, muss dahingestellt bleiben, wobei anzunehmen ist, dass sowohl ihre unterschiedlichen künstlerischen Ausrichtungen als auch ihre zeitweise weit voneinander entfernten Wohn- und Wirkungsstätten einen engeren persönlichen Kontakt nicht unbedingt gefördert haben dürften. Immerhin aber lebten sie in einem gemeinsamen künstlerisch-aktiven Zeitfenster von rund 50 Jahren, so dass in einer solch langen Zeit durchaus Möglichkeiten zum gegenseitigen persönlichen Kennenlernen bestanden haben müssten.

Von Walter Eckhard ist bekannt, dass er eine ganze Reihe von Kontakten zu bildenden Künstlern pflegte, natürlich besonders im sächsischen Bereich aber auch bis hin ins Ausland. In seinem Haus in Döbeln trafen sich viele Kollegen, vor allem solche, die bei Walter Eckhard ihr Volontariat ableisteten und von der ganzen Breite seiner künstlerischen Fähigkeiten profitierten. Andere, die einen Rat brauchten, eine Anregung suchten oder ein künstlerisches Projekt diskutieren wollten, waren ebenfalls gern gesehene Gäste am Pferdeberg in Döbeln. Walter Eckhard war so neben seinem eigenen vielseitigen Schaffen ein künstlerischer Vermittler, ein Kunst-Erzieher und eine Art ideeller Mäzen für jüngere und ein idealer Gesprächspartner für ältere Kollegen. Dass sogar der 20 Jahre ältere Erich Heckel einmal einen Besuch am Pferdeberg gemacht haben soll oder wenigstens wollte, wurde gesprächsweise von Walters Ehefrau Emmy Eckhard angedeutet.

Dem Maler und Grafiker Walter Eckhard eine Biografie zu widmen, ist das Anliegen dieser Studie, verbunden mit dem Wunsch, dadurch sein Andenken zu bewahren und das Interesse an seiner künstlerischen Arbeit wach zu halten. Dass damit u.U. ein Anstoß gegeben werden kann, die Lebensgeschichte anderer Döbelner Künstler mehr als bislang schon geschehen im Detail aufzuzeichnen und zu veröffentlichen, wäre ein begrüßenswerter Nebeneffekt, schon im Interesse ihrer gemeinsamen Heimatstadt Döbeln selbst, die sich seit vielen Jahren dankenswerterweise mit sehr viel Liebe und Mühe der Aufhellung ihrer Kulturge-schichte verschrieben hat. Der 1987 gegründete „Freundeskreis Walter Eckhard“ sowie das Döbelner Stadtmuseum haben hierzu auf jeden Fall maßgebliche Vorarbeit geleistet. Schließlich geht das gesamte Projekt auch auf einen mehrfach geäußerten Wunsch der Künstlerwitwe Emmy Eckhard zurück, der es ein Herzensanliegen war, Persönlichkeit und Wirken ihres Ehemannes in Erinnerung zu halten, ja eigentlich „hochzuhalten“.

Für diese ehrenvolle Aufgabe hat sie mir mehrere Holztruhen voller ungeordneter Unterlagen aller Art und eine ganze Reihe Jahrzehnte alter Korrespondenz hinterlassen, die es zu sichten und auszuwerten galt. Mitunter waren sehr persönliche Briefe dabei, die mehr als alle vorhandenen Unterlagen Zeugnis geben, wie es im Leben der beiden Eckhards zugegangen ist, welche Schwierigkeiten zu meistern waren und deutlich machen mit wie viel Sorgen um das „tägliche Brot“ ein Künstlerleben behaftet sein kann. Der innige Wunsch meiner Tante Emmy und der Respekt vor der Lebensleistung meines Onkels Walter haben mich letztendlich dazu bewogen, die immense Arbeit einer Nachlass-Sichtung auf mich zu nehmen und in eine immer wieder neu anzusetzende Exegese einzutreten, wobei mich diese Aufgabe mit der Dauer der Analysen nicht nur zunehmend interessiert, sondern sogar richtig gefesselt hat.

Es ist weniger das Ziel dieser Veröffentlichung, quasi katalogartig das Wirken und Schaffen Walter Eckhards in Gestalt seiner einzelnen Werke darzustellen, wenngleich die Aura eines Künstlers primär von dem lebt, was er schafft, was er effektiv „vorzeigen“ kann, womit er nach außen „glänzt“. Viel aussagefähiger über den künstlerischen Werdegang ist es jedoch, das persönliche Umfeld des Künstlers darzustellen, aus welchem Anlass und unter welchen subjektiven und objektiven Bedingungen seine Werke entstanden sind. Dass wohl eine Reihe von Bildern, Studien, Zeichnungen und Entwürfen Walter Eckhards nicht mehr existieren oder deren Verbleib zumindest dem Verfasser unbekannt ist, kann nicht ausgeschlossen werden. Dies gilt gleichermaßen für baugrafische Leistungen (wie z.B. das umlaufende Kachelmuster am ehemaligen „Dresdner Bank-Haus“ am Obermarkt1 oder die Giebel-Sgraffiti im Wohngebiet Döbeln-Ost), die im Zuge von Renovierungen vernichtet wurden. Dass dabei möglicherweise auch Urheberrechtsverletzungen begangen worden sind, soll hier dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist es schade, dass der Künstler selbst keinerlei ganzheitliche Aufzeichnungen oder gar Fotos über den Umfang seiner Werke oder die Zahl seiner Kunden und Aufträge hinterlassen hat. Immerhin: Das was heute noch bekannt oder verfügbar ist, darf schon als hinreichender Beleg für seine umfangreiche künstlerische Tätigkeit repräsentativ verstanden werden. Im Übrigen wurden im Archiv des Döbelner Stadtmuseums sehr viele Unterlagen und Belege zu Walter Eckhards Schaffen zusammengetragen, um z.B. bei Ausstellungen oder gezielten Nachforschungen als Zeitzeugnisse seine gesamte künstlerische Bandbreite offen legen zu können.

Zum mitunter schlechten Zustand einiger Fotos sowie zur nicht immer optimalen fotografischen Wiedergabe von Werken in dieser Biografie ist folgendes festzustellen: Sicherlich waren allgemein die fototechnischen und fotografischen Fertigkeiten vor allem in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts noch nicht so professionell ausgeprägt wie heute, zum anderen sind eine Reihe von Bild-Vorlagen durch unsachgemäße Lagerung in der Vergangenheit mitunter erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Mehrere Szenen-Fotografien haben Schnappschuss-Charakter und sind somit schon von daher gestalterisch nicht als optimal gelungen zu bezeichnen. Die Fotografien von Werken des Künstlers schließlich entstammen ganz überwiegend dem privaten Bereich des Verfassers und besitzen bei weitem keine fotografisch-professionelle Qualität, die bei der großen Anzahl der Abbildungen nur unter immensen Kosten möglich gewesen wäre. Aber selbst ohne reprografische Perfektion haben die verwendeten Abbildungen ausreichenden Belegcharakter und vermitteln erkennbar die benötigten inhaltlichen Aussagen.

Wer ist denn schon berufen, eine Künstler-Biografie zu erstellen? Sicherlich Kunst- und Kultur-Sachverständige, Kunsthistoriker, vielleicht noch engagierte Kunstliebhaber. Ob diese allerdings stets die richtigen Zusammenhänge finden, zutreffende Schlüsse ziehen und dem Menschen im Künstler gerecht werden, bleibt häufig eine offene Frage. Stets besteht die Gefahr „im Überschwang der Gefühle“ in die Entstehung eines Werkes Vermutungen „hineinzugeheimnissen“, um sie später von anderen „herausentdecken“ zu lassen. Weder das eine noch das andere fachliche Metier ist mir zu Eigen. Ich bin von Haus aus gelernter Jurist, über mehr als 30 Jahre im bayerischen Bankgewerbe in leitender Funktion tätig gewesen und danach als selbständiger Unternehmensberater. Keine Frage, dass auch in diesen Berufszweigen mitunter „Künstlertum“ in Gestalt von innerem Engagement, Kreativität, Einfallsreichtum und bildhafter Darstellung“ zuhause ist oder sogar dringend zuhause sein sollte. Aber mit dem eigentlichen, „schönen“ kulturschöpferischen Künstlertum hat das wenig zu tun.

Bin ich also kein ausgebildeter oder gar anerkannter Kunstexperte, so „rettet“ meine selbsternannte Funktion als Walter-Eckhard-Biograf eigentlich nur ein Umstand: Verwandtschaft! Selbst das in limitierter Form: Ich bin „nur“ Walter Eckhards angeheirateter Neffe, der älteste Sohn der Schwester seiner Ehefrau Emmy. Also kein Blutsverwandter, der vielleicht noch etwas von Walter Eckhards künstlerischer Ader mitbekommen haben könnte. Allerdings hatte ich eine besondere Beziehung zu Walter Eckhard, dem es das Schicksal leider versagt hat, eigene Kinder zu haben. Walter Eckhard und seine Frau sahen in mir zumindest zeitweise so etwas wie ihren Kind-Ersatz und waren mir deshalb sehr zugetan. So durfte ich in meiner Kindheit eine längere Zeit in ihrem Heim in Döbeln, Am Pferdeberg 23, verbringen und in einigen späteren Jahren eine Reihe von Ferienaufenthalten. Aufgrund der politischen Verhältnisse haben sich nach 1950 die Kontakte zwar leider reduziert, sind aber nie abgerissen: Man besuchte sich, wann immer es ging, telefonierte gelegentlich miteinander und war vor allem brieflich in regem Kontakt. So habe ich über einen Zeitraum von fast 40 Jahren meinen „lieben Onkel Walter“ immer wieder erlebt und ihn schätzen gelernt. Nach seinem Tode im Jahre 1982 war es für mich daher eine Selbstverständlichkeit, mich regelmäßig und in kürzeren Abständen um meine Tante Emmy, Walter Eckhards Witwe, zu kümmern, mit deren Tod mir 1998 testamentarisch der gesamte Eckhardsche Nachlass zugefallen ist.

Seit dieser Zeit habe ich nun in mehrjähriger Arbeit versucht, schriftliche und fotografische Belege, Presse-Veröffentlichungen, mündliche Erzählungen und Hinweise sowie persönliche Erinnerungen in einen „lebensgeschichtlichen Guss“ zu bringen. Ich hoffe, es ist mir gelungen, ein schlüssiges und in den Grundzügen sowie vielen Details zutreffendes Bild eines Künstlers zu vermitteln, der bis zu seinem Tode ein heimatverbundener und deshalb treuer Döbelner Bürger geblieben ist. Immerhin verbrachte er rund 50 Jahre seines Lebens in dieser Stadt!

Noch ein Wort zur Wahl des Titels „Rein Schiff!“: Walter Eckhard war sich sehr bewusst, dass selbst das größte künstlerische Genie in einem Chaos des täglichen Lebens nur begrenzte Chancen hat. Deshalb war er sehr darauf bedacht, in seinem Atelier Ordnung zu halten und sich damit Freiräume zu schaffen. Jede Woche gab es einen Tag, meist der Donnerstag, da wurde aufgeräumt und sauber gemacht, wurde die liegengebliebene Korrespondenz und „Bürokram“ aller Art erledigt. Er nannte das „Rein Schiff!“ und plante in seinem Kalender penibel wöchentlich diese „Befreiungsaktion“ ein.2 War diese dann zu seiner Zufriedenheit und manchmal sogar zu derjenigen seiner Ehefrau abgewickelt, gab es „zur Belohnung“ eine Fahrt in die Stadt, um Freunde zu treffen und Besuche zu machen. An solchen Tagen wurde die damals am Obermarkt betriebene „Milchbar“ zu einer zentralen wöchentlichen Anlaufstelle für ihn. Dieses „Ordnungs-Management“ vermutet man wohl nicht auf Anhieb bei einem „frei schaffenden Künstler“, für den sich der „administrative Kram“ eher belastend als notweniges Übel darstellt und weniger als Bestandteil seines Künstlertums. Umso mehr beeindruckt es und soll als ein Wesens-Merkmal Walter Eckhards im Titel dieser Biografie herausgehoben werden.

In gleichem Sinne ist „Rein Schiff“ hier auch als Funktionselement dieser Biografie zu verstehen, als Versuch, mit ordnender Hand und zielgerichtetem, systematischem Verknüpfen mannigfaltiger Details das Leben des Künstlers Walter Eckhard und seiner Ehefrau Emmy für die Nachwelt „in den Griff zu bekommen“, dabei bislang nicht oder nur wenig bekannte Informationen zu veröffentlichen, ohne jedoch Einzelheiten preiszugeben, die wirklich der ganz persönlichen Intimsphäre der Eheleute Eckhard zugehören. „Rein Schiff“ heißt nunmehr, dass der Nachlass Walter Eckhards geordnet, seine Lebensgeschichte aufgezeichnet und damit die Erinnerung an diese Künstlerpersönlichkeit zumindest mehr als bisher untermauert worden ist. Für die kunstgeschichtlich interessierte Nachwelt sicherlich eine erhebliche Erleichterung ihrer ganzheitlichen Forschungen: Kunstwerke entfalten erst dann ihre volle Wirkung, wenn man um die „Werk-Bedingungen“ weiß, womit deutlich wird, dass echte Kunstwerke nicht zeitlose, anonyme „Kunstprodukte“ sind, sondern Persönlichkeits-Wirkungen eines konkreten Künstlers in einer konkreten Zeit.

Die erste Auflage dieser Biografie wurde 2007 abgeschlossen und mit einer geringen Anzahl von Kopien im Eigenverlag veröffentlicht. Sie war in allererster Linie für das Döbelner Stadtmuseum gedacht, das sich der – auch geschichtlichen – Pflege von Döbelner Kunst und Kultur und der dazugehörigen Galionsfiguren mit Hingabe widmet. Zusammen mit einer Vielzahl von Nachlassgegenständen, die bereits 1998 übergeben wurden, verfügt nun das Stadtmuseum über einen hinreichenden Fundus für Walter Eckhards Leben und Wirken. Die Resonanz auf diese erste Privat-Veröffentlichung war beeindruckend und erbrachte eine Fülle von zusätzlichen Informationen, die nun in eine erweiterte Auflage von „Rein Schiff“ eingearbeitet wurden.

Auch in dieser Auflage wurden aus Gründen der Übersichtlichkeit die Abbildungen abschnittsweise zusammengefasst, so dass die textliche Darstellung jeweils eine Einheit bilden kann. Die angesprochenen Gemälde befinden sich – soweit nichts anderes angegeben ist – in unserem Familienbesitz.

Inzwischen ist als weiterer Betreuer des Eckhardschen Nachlasses mein Sohn Dr. Joachim Lang, an meine Seite getreten, der auch für die Herausgabe der 2. Auflage dieser Biografie verantwortlich zeichnet. Ihn haben Leben und Werk seines Großonkels Walter Eckhard ebenso sehr beeindruckt, dass er, gleich mir, sehr daran interessiert ist, das Andenken an den Künstler zu bewahren.

Eichenau. den 31.12.2022

Dr. Bernd Lang

Abb.1: Bankgebäude am Obermarkt mit umlaufenden Meißner Kacheln zu DDR-Zeiten und vollständig renoviert nach der „Wende“

Abb.2: Auszug aus dem Terminkalender Walter Eckhards vom Juli 1982

1 Siehe Abb.1, S. →: Bankgebäude am Obermarkt mit umlaufenden Meißner Kacheln zu DDR-Zeiten und voll ständig renoviert nach der „Wende“.

2 Siehe Abb.2, S. →: Auszug aus dem Terminkalender Walter Eckhards vom Juli 1982

Walter Eckhards Leben

Kindheit und Ausbildung

Moritz Karl Walter Eckhard erblickte am 15. Oktober 1903 in Döbeln als Sohn und ältestes Kind des Uniformschneider-Gesellen Carl Eckhard (geb. 24.1.1874) und seiner Ehefrau Lina geb. Fischer (geb. 22.7.1879) das Licht der sächsischen Welt3. Seine Mutter arbeitete als Zigarrenmacherin. Zunächst hatte er nur noch eine um 1 Jahr jüngere Schwester Margarethe, genannt Gretel. Von Ostern 1910 bis Herbst 1915 besuchte er die bereits 1869 fertiggestellte und auch heute noch bestehende Schlossbergschule4 an der ehemaligen Burg in Döbeln. Wo die Familie Eckhard seinerzeit wohnte, lässt sich heute nicht mehr ermitteln, wahrscheinlich aber im Stadtzentrum.

Seine Geburtsstadt Döbeln war um die Jahrhundertwende ein aufstrebender mittelständisch geprägter, weit über die Muldeninsel hinausgewachsener Industriestandort5 mit einer zwischenzeitlich bereits auf 18.000 Einwohner angewachsenen Bevölkerung, für die zunächst ein auskömmliches Angebot an Arbeitsplätzen zur Verfügung stand: Zu dieser Zeit wurden in ca. 350 fabrikmäßigen Betrieben über 4.000 Arbeiter beschäftigt, wobei die metallverarbeitende Industrie den ersten Rang einnahm. Hier war die ausladende Metallwarenfabrik des Königlich Sächsischen Kommerzienrates und späteren Döbelner Ehrenbürgers Robert Tümmler an der Schillerstraße von besonderer Bedeutung für die Stadt.

Nachdem die Nutzung des Automobils noch in den Kinderschuhen steckte, wurde damals ein Großteil des Güter- und Personenverkehrs zwischen Stadtmitte und dem ca. 2,5 km entfernten Hauptbahnhof mit der legendären Döbelner Pferdebahn abgewickelt. Die ersten Planungen für einen Ausbau des 1868 errichteten Haltepunkts Döbeln-Ost zu einer Vollstation mit Güterbahnhof liefen zu jener Zeit gerade an, wobei das gesamte Gleisbett um bis zu 7 m tiefer gelegt und für die Straßenverbindung Roßweiner Strasse zur damaligen Königstrasse übertunnelt werden musste – eine echte bauplanerische und bautechnische Herausforderung. Um diese Zeit stand noch das alte Döbelner Rathaus, das erst 1910 durch den heutigen Bau ersetzt wurde. Und das neue Lutherdenkmal auf dem Lutherplatz neben der St.-Nicolai-Kirche wurde 1902 gerade eingeweiht. Politisch erlebten die konstitutionellen Monarchien in Sachsen (Friedrich August III) und im Deutschen Reich (Wilhelm II) ihre letzten Hochphasen wobei die gute wirtschaftliche Entwicklung allmählich demokratische Einflüsse beförderte. Allerdings kündigten sich am politischen Horizont bereits wieder kriegerische Gewitterwolken an, die aber zunächst durchaus konjunkturfördernd waren.

Von all diesem Aufschwung blieb die Familie Eckhard ziemlich unberührt. Da Walter Eckhards Eltern alles andere als begütert waren („Mein Vater verdiente damals nur 9 Mark wöchentlich“), musste der Bub schon im frühen Kindesalter durch das Austragen von Zeitungen etwas hinzuverdienen: „Diese erste Tätigkeit war für mich recht lebensentscheidend, denn ich kam dadurch mit der „Schwarzen Kunst“ frühzeitig in Berührung, liebte den Geruch der Druckerschwärze und schätzte die Menschen, die Zeitungen herstellten“. Und dabei wuchs in ihm der Wunsch, später einmal Buchdrucker zu werden.

Die familiären Verhältnisse im Hause Eckhard müssen allgemein schwierig gewesen sein. Der Vater scheint große persönliche Probleme gehabt zu haben, bei der Mutter gab es dem Vernehmen nach wohl auch anderweitige Beziehungen. Das familiäre Milieu war geprägt von