Rotes Marzipan - Topaz Hauyn - E-Book

Rotes Marzipan E-Book

Topaz Hauyn

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Beschreibung

Kurz vor Weihnachten fällt nicht nur rutschiger Schnee sondern auch die Liebe vom Himmel. Rahel bewirbt sich um eine neue Stelle. Absage folgt auf Absage. Im Café mit den Stuckdecken aus Zeiten von König Ludwig muntert sie nichts auf. Wenn sie wenigstens eine Freundin hätte. Ingrid freut sich. Endlich Feierabend. Pech für sie, die Tanztrainerin liegt im Krankenwagen, sie muss einspringen. Rahel geht, trotz Müdigkeit zur Tanz Stunde. Fetzige Musik hebt schließlich die Stimmung. Heute ist eine Vertretung da: Ingrid. In quietschgrüner Kleidung! Werden Rahel und Ingrid einen Weg zueinander finden? Eine süße Winterromanze zwischen zwei Frauen.

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Rotes Marzipan

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Rotes Marzipan

»Leider müssen wir Ihnen eine Absage erteilen. Diese Absage hat keine Aussagekraft über Ihre Fertigkeiten.«

Rahel unterbrach sich beim Lesen und starrte auf den weißen Laptopbildschirm vor sich. Die Buchstaben, schwarz und dürr wie der Tod, verschwammen vor ihren Augen. Sie musste nicht weiter lesen. Sie wusste auch so, wie die E-Mail weiter ging. Irgendwelche leeren Phrasen über eine zu geringe Schnittmenge zwischen ihren Fähigkeiten und dem Anforderungsprofil der Stelle.

Der Stuhl im Café war weich und sie sank ein bisschen ein. Die Kanten drückten hart gegen ihren Po. Irgendwelche Weihnachtsmusik dröhnte aus den Lautsprechern und mischte sich mit dem fröhlichen Geplauder der Menschen um sie herum.

Ihr Kopf schmerzte. Sie rieb sich die Schläfen.

Konnten die hier nicht ein bisschen Pop spielen?

Liebeslieder würden ihre Stimmung nicht heben.

Rahel zwinkerte.

Sie versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. Sie spürte, wie ihre Augen trotzdem feucht wurden. Sie zwinkerte nochmals. Presste ihre Lippen aufeinander. Es half nichts. Ihre Augen füllten sich weiter mit Wasser.

Am Nachbartisch lachte eine Frau kreischend schrill.

Rahel starrte an die Decke. Das Ende ihres Zopfes fiel in den tiefen Ausschnitt an ihrem Nacken und kitzelte auf ihrer Haut.

Stuckrechtecke starrten von der Decke zurück. Makellos weiß und jungfräulich. Sie erinnerten an die Geschichte des Hauses, das hier in Ludwigsburg, sicher einmal einem Adligen gehört hatte. Adligen die garantiert nie mit Fehlschlägen zu kämpfen gehabt hatten.

Da sie nicht in der Zeit zurückreisen konnte, müsste sie damit wohl klarkommen. Zumindest konnte der Prunk ihr heute helfen. Dank der Aussicht würde niemand seltsame Fragen stellen.

Rahels Nacken schmerzte. Ihr Kopf war schwer. Das Gewicht ihres Pferdeschwanzes zog weiter nach hinten. Trotzdem starrte sie weiter nach oben. Wenigstens fielen die Tränen in ihren Augen so nicht auf. Diese Blöße würde sie sich nicht geben! Allein nur deshalb las sie ihre E-Mails in öffentlichen Cafés. Zu Hause würde sie sich heulend in ihrem Bett verkriechen. Bei der Arbeit morgen würde ihre Kollegin Susanne sie dann wieder auf ihre roten Augen ansprechen. Darauf konnte sie verzichten.

Seit Monaten schon schrieb sie Bewerbung um Bewerbung. Im besten Fall bekam sie Absagen. Im schlechtesten Fall erhielt sie nie eine Antwort. Dabei wurden Fachkräfte doch angeblich so verzweifelt gesucht.

Rahel biss sich auf die Lippen. Langsam wurden ihre Augen trockener. Sie erkannte die kleinen, dicken Engel und ausladenden Blüten, welche die Ecken der Stuckquadrate zierten.

Bitter verzog Rahel ihre Mundwinkel.

Fachkräfte! Als ob!

Gesucht wurden billige Lohnsklaven. Vierzig Jahre Erfahrung in einer vier Monate alten Technologie für den Preis eines Werkstundentens. Bevorzugt kostenlos und mit befristetem Arbeitsvertrag. Wie sollte sie so jemals eine Familie gründen?

Nicht, dass ein passender Partner in Aussicht wäre.

Sie griff nach ihrer Tasse mit Weihnachtstee. Kalt.

Er duftete noch intensiver nach Zimt als im heißen Zustand.

Rahel rümpfte die Nase und trank einen kleinen Schluck. Scharf brannte der Tee auf ihrer Zunge. Darin war definitiv zu viel Zimt und nur ein Hauch Kardamom. Ein Apfeltee ohne Zimt und Kardamom wäre ihr lieber gewesen.

Wie lange saß sie schon hier? Sie sah sich um.

Die schrill lachende Frau am Nachbartisch saß nicht mehr da. An ihrer Stelle saß ein junger Mann mit kurzen, schwarzen Haaren und einem roten Schal. Vermutlich gegen die Kälte draußen.

Obwohl es erst Mitte Oktober war, schneite es, als wäre morgen Weihnachten. Die Eingangstüre des Cafés wurde aufgedrückt und plötzlich spürte sie den kalten Luftzug, der mit ein paar Schneeflocken, hereinwirbelte. Ihre Leggings war nicht dick genug für die Kälte. Ob sie, in der Stille draußen, vielleicht mehr Ruhe finden würde? Zumindest würde es keiner sehen, wenn sie doch noch zu Weinen anfing.

Rahel schaute zurück auf ihren Laptop. Der Bildschirm war schwarz. Ruhezustand oder Akku leer. Egal. Diese E-Mail brauchte keine Antwort.

Sie klappte den Laptop zu, steckte ihn in sein Fach an ihrem Rucksack und schlüpfte in ihre warme, himmelblaue Winterjacke. Für draußen das Richtige. Im Gegensatz zu ihrem tief ausgeschnittenen Top, der Leggings und dem kurzen Rock. Breiter Gürtel würde ihre Mutter abfällig sagen. Wie gut, dass die sie nicht mehr sehen konnte. Nicht mehr sehen musste, wie Rahels vielversprechende Karriere als Maschinenbauerin vor die Hunde ging.

Rahel ließ die Holztüre des Cafés los. Dumpf hörte sie die Türe hinter sich ins Schloss fallen. Sie stand auf der obersten von drei Stufen, die auf einen matschigen Gehweg hinunterführten. Müde von ihrer Suche trat sie in das Halbdunkel der Straßenlaternen. Statt den Bus zu nehmen würde sie heute nach Hause laufen. Mit ein bisschen Glück würde sie sich dabei erkälten. Aber bei ihrem Pech würde das nicht der Fall sein. Egal wie kalt es war.

Sie stieg die drei Stufen nach unten und wandte sich nach links. Die Straße bergab. Richtung Blühendes Barock. Der Weg durch den Park am Schloss würde sie vor Spritzwasser von den Autos bewahren und war kürzer. Morgen war Freitag. Noch ein Tag Arbeit, bevor sie sich am Wochenende von der neuen Absage erholen konnte. Vielleicht mit einer Doppelstunde Tanzen zu fetziger Musik im Studio? Dabei könnte sie alles vergessen und ihre Gedanken ausschalten. Und es gäbe keine Weihnachtsmusik. Salome, eine Südeuropäerin, hatte mehr übrig für fetzige Rhythmen und viele Hüftschwünge.

Langsam stapfte Rahel los.

Sie wich den schlimmsten Schneematschhaufen aus, so gut es im Schein der Straßenlaternen ging. Die Scheinwerfer der vorbeibrausenden Autos änderten die Lichtverhältnisse so schnell, dass sie sich konzentrieren musste, um diese Haufen zu erkennen.

---ENDE DER LESEPROBE---