Saigon - Ho Chi Minh-Stadt - Klaus H. Carl - E-Book

Saigon - Ho Chi Minh-Stadt E-Book

Klaus H. Carl

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Beschreibung

Saigon – eine Stadt, die in manch einem Europäer oder Amerikaner, der dort einmal gelebt hat, Heimweh erweckt. Die bunten Bilder der Erinnerungen an Mädchen in ihrer traditionellen Kleidung, an die nachhaltigen Gerüche der Ngoc Man-Küche, an den Lärm des ständig brausenden Verkehrs und die feuchte Hitze der asiatischen Nächte... Doch das lebhafte Treiben des vietnamesischen Südens hat der Kühle der Kolonisatoren aus dem Norden Platz machen müssen, und der einst Genuss süchtigen Gesellschaft wurde eine doktrinäre Strenge auferlegt. Hô Chi Min- City wurde zu einer völlig anderen Welt. Im Laufe der letzten Jahre fanden viele Veränderungen statt, nicht nur durch das Aufkommen roter Flaggen oder japanischer Motorräder. Die äußeren Lebensumstände haben sich grundlegend geändert, die Menschen jedoch nicht. Der Einfluss der Ideologien beeinflusste zwar ihre frühere Sorglosigkeit und die Lebensart, die typisch für die Menschen in Saigon ist, die Einwohner haben trotz alldem ihre Unbekümmertheit und ihre Lebensfreude behalten, selbst wenn die heutige schwierige Situation von den Einwohnern fordert, zu Lebenskünstlern zu werden, um zu überleben.

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Seitenzahl: 70

Veröffentlichungsjahr: 2024

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SAIGON

HO CHI MINH-STADT

Herausgeber: Jean-Paul Manzo

Text: Klaus H.Carl

Assistenz: Anne Sauvadet

Layout und Umschlagsgestaltung: Matthieu Carré

Photographien: © Klaus H.Carl

© 2024, Parkstone Press International, New York, USA

© 2024, Confidential Concepts, worldwide, USA

© Image-Barwww.image-bar.com

Alle Rechte vorbehalten.

Das vorliegende Werk darf nicht, auch nicht in Auszügen, ohne die Genehmigung des Inhabers der weltweiten Rechte reproduziert werden. Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen, den betreffenden Künstlern selbst oder ihren Rechtsnachfolgern. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.

ISBN: 978-1-63919-829-0

Inhalt

Ständiger Wandel

Geographie

Mächte und Menschen

Die Bevölkerung

Vom Ahnenkult zu Zarathustra

Kunst und Handwerk

Die Wirtschaft

Die wirtschaftliche Hauptstadt

Die Innenstadt

Tempel und Pagoden

Schlusswort

Geschichtlicher Überblick

Bibliographie

Abbildungsverzeichnis

Anmerkungen

Ein Bach, der von seiner Quelle abgeschnitten ist, trocknet aus und wird versiegen. Ein Baum, der seiner Wurzel beraubt ist, wird verwelken. Ein Revolutionär, dem es an Moral mangelt, wird niemals sein Ziel erreichen.

Ständiger Wandel

Saigon – ein Name, der an Kolonialzeiten, an Tragödien wie den Indochina- und den Vietnamkrieg, an die Zweiteilung eines Landes in Nord- und Südvietnam oder an flüchtende boat people und ihre leidvollen Schicksale erinnert. Es ist der weltweit bekannte Name einer Stadt, die, früher einmal „Perle des Orients“ oder „Paris des Ostens“ genannt, heute unermüdlich dabei ist, diesen guten Ruf wiederherzustellen. Um es gleich vorwegzunehmen: Saigon ist nicht Ho-Chi-Minh-Stadt, sondern nur einer von mehreren Bestandteilen einer Verwaltungseinheit gleichen Namens mit fast sechs Millionen Einwohnern, in einem Gebiet von gut 2.000 km² Ausdehnung. Im weiteren Einzugsgebiet leben immerhin etwa 18 Millionen Einwohner. Zu dieser Verwaltungseinheit gehören auch Cholon (die mit Saigon zusammengewachsene frühere Chinatown), die Agrarbezirke Cu Chi (etwa 50 Kilometer westlich von Saigon) und Gia Dinh. Vor allem im Süden Vietnams sprechen alle nur von Saigon, auch wenn das Konglomerat Ho-Chi-Minh-Stadt gemeint ist. Um dies zu verstehen, muss man ein wenig in die jüngere Geschichte Vietnams zurückgehen. Ursprünglich war vorgesehen, die beiden Teilstaaten Nord- und Südvietnam nach dem Waffenstillstand von 1973 noch fünf Jahre lang eigenständig arbeiten zu lassen. Doch Flüchtlings- und Wirtschaftsprobleme in einer fast unregierbar gewordenen Region drängten die Regierung in Hanoi schneller als zuvor beabsichtigt in die Wiedervereinigung und in die 1976 stattfindenden Wahlen. Im Juli 1976 wurde das Land zur „Sozialistischen Republik Vietnam“ erklärt und Saigon, lange schon unbestrittenes wirtschaftliches Zentrum Vietnams, wurde gleichzeitig zum Herzstück des Stadtstaates „Than Pho Ho Chi Minh“.

1. Neujahrsluftballons.

2. Neujahrsglückwunschkarten.

3. Junge Vietnamesin mit ihrem Kind.

Saigon, als Gia Dinh erst 1674 von den Vietnamesen an der Stelle früherer Fischerdörfer der von ihnen vertriebenen Khmer am Song Sai Gon gegründet, in einer Tiefebene am nördlichen Rand des Mekong-Deltas und etwa 50 km vom Meer entfernt gelegen, ist eine vergleichsweise junge Stadt.

Ihre heutige Struktur erhielt sie von den Franzosen, die 1859 die von den Vietnamesen kaum verteidigte Zitadelle eroberten, zu ihrer Überraschung vom Kaiser Tu Duc auch noch die umliegenden Provinzen angeboten bekamen - ein Angebot, das eine Kolonialmacht einfach nicht ausschlagen konnte - und sogleich begannen, die Stadt nach dem Vorbild Paris mit breiten Alleen und Boulevards zu planen und auszubauen.

Die repräsentativen Gebäude wie Post, Oper, Rathaus und die natürlich als ‚Notre Dame‘ geweihte Kathedrale entstanden ebenfalls in dieser Zeit. Zunächst war Saigon nur Hauptstadt der Kolonie Cochinchina, später dann sogar Sitz der Kolonialregierung Indochinas, bis die Stadt im Frühjahr 1954, als das Genfer Abkommen das Ende des französischen Kolonialreiches in Indochina besiegelte, zur Hauptstadt der Republik Südvietnam erklärt wurde. Unter dem Einfluss der Amerikaner wandelte sich die Stadt in der Zeit des von den Vietnamesen leidenschaftlich geführten Vietnamkrieges - von ihnen ‚Amerikanischer Krieg‘ genannt - ein zweites Mal.

Zur Erholung der Soldaten benötigten die amerikanischen Streitkräfte Bars, Spielhallen, Supermärkte, Massagesalons und für alle Einrichtungen das entsprechende Personal, das, aus der gewachsenen Familienstruktur herausgerissen, aus dem Umland in dieses bald aus allen Nähten platzende vermeintliche Paradies strömte, in den am Stadtrand schnell errichteten, mehr Elendsvierteln gleichenden Unterkünften wohnte, um dann als Schuhputzer, Taxifahrer oder Dienstmädchen am Dollarsegen teilzuhaben. Tatsächlich aber gab es niemals mehr Bettler, Drogensüchtige und Prostitution als zu dieser Zeit, in der weit über die Hälfte der Bevölkerung von den Amerikanern, die hier eine komplette Garnisonsstadt einrichteten, gelebt hat. Die berühmte, schnurgerade vom Fluss zur Kathedrale führende Rue Catinat des ‚Paris des Ostens‘ verkam zur „Hure Vietnams“, die Tu Do (Freiheit), die heutige Dong Khoi, wurde mit ihren hunderten Bars und Stundenhotels zur Amüsiermeile Saigons, die Stadt zum führenden, unumstrittenen Sündenbabel der Welt. Hotelbars waren Treffpunkte der Diplomaten, der internationalen Reporter und Journalisten und damit Nachrichtenbörsen, in denen Gerüchte zu Meinungen und wirkliche oder vermeintliche Tatsachen zu Dogmen wurden.

Dies änderte sich erst mit dem Abzug der Amerikaner und nach der Machtübernahme durch Nordvietnam im April 1975, als versucht wurde, das Problem der Übervölkerung Saigons - die Einwohnerzahl hatte sich nahezu verdoppelt - durch eine Zwangsumsiedlung zu lösen: Hunderttausende Saigoner wurden in bis dahin unerschlossene Gebiete des zentralen Hochlands und dort in eilends errichtete, kaum funktionsfähige „Neue Wirtschaftszonen“ gebracht. Diese Aktionen scheiterten aber nicht nur an den fehlenden Starthilfen für die Umgesiedelten, sondern vor allem an der Bodenständigkeit der vietnamesischen Großfamilien und ihrem Ahnenkult.

4. Gebäude am Minh-Platz.

5. Blick in die Strasse Le Duan (Nam Ki-Viertel).

6. Glasfassade im Zentrum.

7. Glasfassade des Saigon Trade Center im Zentrum.

Aber auch von den in Saigon verbliebenen Einwohnern hatten viele ihren Arbeitsplatz verloren oder keinen gefunden, der ihrer Ausbildung entsprochen hätte. Dazu kam, dass in einer fast ausschließlich auf Agrarwirtschaft ausgerichteten Region die Grundindustrien entweder gänzlich fehlten oder wegen des Mangels an Ersatzteilen nicht funktionsfähig waren. Die Lage der Stadt verschlimmerte sich weiter, als 1978 der Kampf gegen den vor allem aus Thailand mit Gütern versorgten und weitgehend in der Hand der Chinesen befindlichen Schwarzmarkt intensiviert wurde. Hatten vorher schon viele Freiberufliche, vor allem Ärzte und Apotheker, mitsamt ihrem Vermögen die Stadt verlassen und waren ins Ausland geflüchtet, so trieb die Enteignung der chinesischen Kaufleute letztere zur Flucht über das Meer. Auch sie nahmen sämtliche transportierbaren Vermögenswerte mit. Das Schicksal dieser boat people beschäftigte von da an oft genug die Medien, vor allem die Sensationspresse.

Der dritte Wandel der Stadt begann Ende der 1980er bzw. Anfang der 1990er Jahre, als sich Baukolonnen an die dringend notwendige Restaurierung und Modernisierung ihrer Stadt machten. Und es spricht für den Lebenswillen und die Vitalität der Vietnamesen, die vor wenigen Jahren noch ein Fahrrad als das am meisten erstrebenswerte Lebensziel ansahen und sich heute auf über einer Million Motorräder durch die verstopften Straßen quälen, dass sie jetzt von einer Wohnung in einem Außenbezirk - denn die Mieten in der Innenstadt halten mittlerweile den Vergleich mit denen in Singapur und anderen großen Städten dieser Region stand - und von einem Auto träumen. Dies gilt natürlich vor allem für die Jugend - etwa die Hälfte der Saigoner ist nach 1975 geboren - die es aus dem ganzen Land in diese Stadt zieht. Aber auch die seinerzeit vor den Kommunisten geflohenen Exilvietnamesen kehren wieder zurück, und ausländisches Investitionskapital sorgt seit Mitte der 1990er Jahre für einen gewissen Bauboom - allerdings auch für einige Investitionsruinen. Seitdem spiegeln sich hier die Wolken genauso in den gesichtslosen, langweiligen Glasfassaden der Hochhäuser wie in beliebigen anderen Hochhäusern in beliebigen anderen Städten anderer Länder.

Saigon ist heute Sitz des buddhistischen Oberhauptes von Vietnam und eines katholischen Erzbischofs. Die Stadt besitzt zwei Universitäten und eine Hochschule für Landwirtschaft, eine Reihe von Forschungsinstituten sowie eine Kunstakademie.

8. Auf den Nebenflüssen des Song Sai Gon.

9. Flusswohnungen am Kanal Rach Thi Nghe (am Botanischen Garten).

10. Auf den Nebenflüssen des Song Sai Gon.

11. Flusswohnungen am Ufer des Song Sai Gon.

Geographie

Am Rand Südostasiens erstreckt sich das Gebiet Vietnams über eine Gesamtfläche von etwa 330.000 km², angeschmiegt an den östlichen Rand des Festlands und vage an ein langgezogenes ‚S‘ erinnernd. Im Norden mit dem Golf von Tonkin an der Grenze zum südlichen China beginnend, im gebirgigen Westen in nord-südlicher Richtung mit einer über 1.600 km langen gemeinsamen Grenze zu Laos und Kambodscha und im Südosten an den Golf von Thailand (den ehemaligen Golf von Siam) reichend, wird es im Osten begrenzt vom Südchinesischen Meer. Der etwa 3.200 km langen vietnamesischen Küste mit herrlichen Sandstränden, die vom Tourismus bisher verschont geblieben ist, sind tausende, meist unbewohnte Inseln und Inselchen vorgelagert.

Die größte Insel ist die vor der Südwestküste, dicht an Laos gelegene Insel Phu Quoc