Saitensprung mit Kontrabass - Christiane Martini - E-Book
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Saitensprung mit Kontrabass E-Book

Christiane Martini

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Beschreibung

Ein Roman voller Wortwitz, Charme und Humor: Entdecken Sie „Saitensprung mit Kontrabass“ von Christiane Martini jetzt als eBook. Die Musikerin Marlene hat einen ungewöhnlichen Nachnamen: Sie heißt Saitensprung – dabei ist sie die Treue in Person. Das ändert sich, als sie ihren Lebensgefährten Tom zum Flughafen bringt. Dort begegnet sie einer merkwürdigen alten Frau … und fühlt sich plötzlich wie verhext: Auf einmal hat Marlene nur noch Männer im Kopf! Zu denen gehört auch Georg. Obwohl Marlene es zuerst nicht wahrhaben will, findet sie den sensiblen Lehrer sehr sympathisch. Aber was soll sie mit diesen Gefühlen anfangen? Und was wird geschehen, wenn Tom von seiner Reise zurückkehrt? Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Saitensprung mit Kontrabass“ von Christiane Martini. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 229

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Über dieses Buch:

Die Musikerin Marlene hat einen ungewöhnlichen Nachnamen: Sie heißt Saitensprung – dabei ist sie die Treue in Person. Das ändert sich, als sie ihren Lebensgefährten Tom zum Flughafen bringt. Dort begegnet sie einer merkwürdigen alten Frau … und fühlt sich plötzlich wie verhext: Auf einmal hat Marlene nur noch Männer im Kopf! Zu denen gehört auch Georg. Obwohl Marlene es zuerst nicht wahrhaben will, findet sie den sensiblen Lehrer sehr sympathisch. Aber was soll sie mit diesen Gefühlen anfangen? Und was wird geschehen, wenn Tom von seiner Reise zurückkehrt?

Über die Autorin:

Christiane Martini, geboren in Frankfurt am Main, ist Diplom-Musiklehrerin und Absolventin des Konzertexamens. Sie leitet ihre eigene Musikschule »CasaMusica« und ist Dozentin für Blockflöte, Querflöte und Klavier. Neben eigenen Kompositionen hat sie auch zahlreiche musikalische Lehrwerke verfasst. Christiane Martini ist nicht nur Musikerin, sondern als Autorin in verschiedenen Genres zu Hause. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in der Nähe von Frankfurt und wurde von ihrer Heimatstadt Dreieich mit einem kulturellen Förderpreis für Musik und einem Stipendium ausgezeichnet.

Christiane Martini veröffentlichte bei dotbooks bereits ihren Roman »Mops Maple«, den historischen Roman »Die Meisterin aus Mittenwald«, die Katzenkrimis um Kater Caruso sowie die heiteren Kriminalromane »Tote Oma im Weihnachtsfieber«, »Tote Oma mit Schuss«, »Tote Oma auf Eis« und »Tote Oma Ahoi!«. Die letzten drei »Tote Oma«-Bände sind im Sammelband »Mord mit Seebrise« erhältlich.

»Tote Oma mit Schuss« ist zudem Teil des Sammelbands »Morden im Norden - Vier Krimis in einem eBook«.

Die Reihe um den schlauen Kater Caruso und seine Katzenbande umfasst die folgenden Bände: »Meisterdetektiv auf leisen Pfoten – Carusos erster Fall« »Venezianischer Mord – Carusos zweiter Fall« »Die venezianische Schachspielerin – Carusos dritter Fall« »Schatten über der Serenissima – Carusos vierter Fall« Alle vier Fälle sind auch im Sammelband erhältlich: »Mord in der Lagunenstadt – Kater Caruso ermittelt in Venedig«

***

Originalausgabe Juni 2014

Copyright © 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Atelier Nele Schütz, München, unter Verwendung eines Motivs von shutterstock/Ekaterina Pokrovsky

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95520-610-9

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Saitensprung mit Kontrabass« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

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Christiane Martini

Saitensprung mit Kontrabass

Roman

dotbooks.

Prolog

Winkend standen wir in der Flughafenhalle. Auf dem rechten Arm trug ich meine kleine Tochter Lilli, die sich fest an mich drückte. Und in der linken Hand schwenkte ich Tom mein tränendurchnässtes Taschentuch hinterher. Er hatte uns verlassen. Nur vorübergehend, wie er sagte. Mit einem großen Rucksack hatte er eine wichtige Reise nach Afrika angetreten.

Ich fühlte mich furchtbar elend. Einige herumstehende schwarze Menschen schauten mich blasse, verweinte Frau, mitleidsvoll an.

Die Maschine erhob sich in die Luft und weg war er. Mein Tom!! Unser Tom! Was würde ich nur machen ohne ihn? Noch immer schüttelte ich, völlig in Gedanken, mein Taschentuch. Da tippte mir eine schwarze alte Frau auf den Arm. Sie war recht klein und hatte ein runzliges Gesicht das mit Falten übersät war. Sorgen konnte ich in ihrem Blick nicht sehen. Ganz im Gegenteil. Gütige Augen schauten mich an und Weisheit sprach angenehm aus ihrem Munde. Da war ich mir ganz sicher, auch wenn ich ihre Worte nicht verstand.

Jetzt hielt sie meine Hand fest, in der ich das Taschentuch schwenkte. Sie nahm es mir vorsichtig ab und faltete es dann sorgsam zusammen. Anschließend legte sie es zwischen ihre beiden Hände, sagte etwas, das ich leider nicht deuten konnte und warf es dabei hoch in die Luft. Während sich das Tuch entfaltete und sachte zu Boden schwebte, brachen die umstehenden schwarzen Menschen in heiteres Lachen aus. Eine junge schwarze Schönheit kam herbei und führte die alte Frau fort. Sie zwinkerte mir zu und verschwand dann in einem Pulk von schwarzen Menschen.

Lilli und ich schauten uns an. Ich hob das Taschentuch auf. Seltsamer Weise war es fast trocken.

„War das eine Hexe Mami?“ Ich lächelte sie an.

„Das kann schon sein, aber sie war bestimmt eine gute Hexe.“ Natürlich glaubte ich nicht daran. Jedoch! Meine Traurigkeit war wie weggeblasen. Sollte Tom doch nachsehen und bleiben, wo der Pfeffer wuchs. Ich würde auch ohne ihn auskommen. Schließlich gab es auch noch andere prächtige Männer.

Ich nahm Lilli in beide Hände und wirbelte sie herum.

„Jetzt gehen wir erst einmal Eis essen.“

„Au fein, Mami.“

Als wir so durch die Flughafenhalle gingen, erblickte ich einige durchaus ansehnliche Männer. Was war mir da bisher entgangen? Zuvor hatte ich immer nur Augen für Tom gehabt.

Ein junger Mann, in einer knackigen Jeans ging an uns vorbei und ich ertappte mich, wie ich ihm genüsslich auf den Po starrte. Offensichtlich war eine Wandlung mit mir vorgegangen. Die schwarze Frau musste mich wirklich verhext haben. Ich versuchte sie  mit meinem Blick in der großen Halle zu finden. Und tatsächlich. Sie fuhr eine Rolltreppe nach oben, mit der schwarzen Schönheit an ihrer Seite und zwinkerte mir noch einmal zu. Ich stand da und winkte ihr, bis ich sie nicht mehr sah.

Marlene Saitensprung, sagte ich zu mir, mach dich auf einiges gefasst. Da laufen ein paar tolle Typen herum, bei denen es sich lohnt, dass du sie näher unter die Lupe nimmst.

Ich konnte gar nichts gegen meine Gedanken tun. Sie kamen einfach. Aber ich fühlte mich richtig gut dabei und kicherte in mich hinein.

Männer ich komme!

1

Alles begann an einem Sonntag Nachmittag. Die Sonne hielt mal wieder Diät und schien mit ihren schlanken Strahlen durch die fetten Wolken. Bei uns zu Hause herrschte das mittlere Chaos. Lilli hatte ihr Spielzeug wie so oft quer in der ganzen Wohnung verteilt und ich musste mir einen Weg auf Zehenspitzen durch ihre Bauklötzchenstadt suchen.

„Au“, schrie ich und humpelte auf einem Bein durch den kle inen Zoo, meinen rechten Fuß schmerzvoll von mir abgestreckt. Direkt in meinen großen Fußzeh hatte sich eine Stecknadel gebohrt.

„Hat dich der Löwe gebissen?“, wollte Lilli wissen.

„Nein, mein Schatz, spiel nur weiter.

Ich zog vorsichtig an der Stecknadel. Zu meiner unbändigen Freude quoll ein Blutstropfen aus der doch eigentlich unbedeutenden Wunde. Die Nadel hatte sich aber wohl recht tief in mein zartes Fleisch gesteckt. Ich humpelte weiter zum Bad und hoffte, das Blut würde nicht auch noch auf unser Parkett tropfen. Beinahe wäre ich noch über einen Topf mit Wasser gestürzt, der dem Anschein nach das städtische Schwimmbad darstellen sollte. Schließlich schaffte ich es doch ins Badezimmer zu gelangen und verarztete meinen Zeh.

Heute am Sonntag kam immer die Lokale Presse. Immer war absolut übertrieben, denn eigentlich bekamen wir sie nie. Lilli, Tom und ich wohnten in einem Mehrfamilienhaus direkt unter dem Dach. Ausgerechnet unser Haus wurde bei der Verteilung dieser Zeitung meist vergessen. Für mich war sie im Moment sehr wichtig, denn ich hatte mir vorgenommen, für uns drei ein Haus zu suchen.

Es sollte ein kleines Haus mit Garten sein, damit Lilli im bevorstehenden Sommer die Möglichkeit haben  würde, draußen zu spielen. Außerdem könnten wir dann in unserem aufblasbaren Swimmingpool nach Lust und Laune planschen und würden nicht immer gleich die halbe Terrasse unter Wasser setzen. Dies würde mir, nach der Evakuierung aller Beteiligten, das Fensterputzen ersparen. Und das war für mich eine sehr angenehme Vorstellung.

Ich hatte mir an diesem Wochenende vorgenommen, die blöde, aber doch so wichtige Zeitung zu erhaschen. Zunächst erhaschte mein Blick aber nur das Fernglas von Tom. Es hing einsam am Kleiderständer. Ich schaute es an und da kam mir eine Idee.

Ich ging mit dem Fernglas auf die Terrasse, diesmal durch unser Schlafzimmer, damit ich den Hürdenlauf in der Mütterdisziplin Anfang Dreißig, umging. Ich blickte durch das Glas auf die gegenüberliegende Straßenseite, um festzustellen, ob vielleicht die Zeitung mit den spannenden Wohnungs- und Häuseranzeigen schon in Nachbarsbriefkasten stecken würde. Ich schaute und schaute und blickte dem netten Herrn von gegenüber direkt ins Gesicht. Was sollte ich nun machen? Verharren, in den Himmel abschwenken und so tun, als hätte  ich ihn nicht gesehen? Ich winkte ihm schließlich zu und versuchte ihm deutlich zu machen, dass ich eine Zeitung suchte. Er verschwand für wenige Minuten und kam dann mit einem Zettel zurück. Auf diesen hatte er wohl etwas geschrieben. Natürlich konnte ich nicht mit bloßem Auge erkennen, was dort geschrieben stand. Ich musste also wieder mit dem Fernglas hinüberblicken.

Sie sind reizend, wie kann ich ihnen helfen?, hatte er geschrieben.

Ich ging grinsend zurück in unsere Wohnung, holte ebenfalls ein Blatt Papier und schrieb ihm meine Problem auf:

Suche Haus, habe aber keine Zeitung mit Annoncen!

Ich hielt den Zettel in seine Richtung und nun war er an der Reihe, mit seinem Fernglas meine Worte zu entziffern. Er schrieb zurück:

Mit einem Haus kann ich ihnen nicht dienen, jedoch mit einer Zeitung. Vielleicht geht unsere Kommunikation aber leichter, wenn sie mich unter der Nummer 66644 anrufen.

Ich lächelte ihm zu und er schaute durch sein Fernglas. Ziemlich blöde Situation fand ich. Erneut winkte ich ihm und setzte mich dann erst einmal auf unserer Terrasse nieder.

Ganz schön frech der Mann, aber hübsch war er, der Typ Öko-Lehrer. Eigentlich mochte ich keine Ökos und Lehrer schon gar nicht. Vielleicht unterrichtete er auch noch meine „Lieblin gsfächer“ Mathe und Physik. Ein grauslicher Gedanke. Wahrscheinlich hatte er ein verrenktes Hirn. Aber das sollte mir egal sein, Hauptsache er hatte die Zeitung. Und vielleicht war er ja auch nett.

Das müsste sich doch irgendwie herausfinden lassen.

„Marlene, du rufst ihn jetzt nicht an“, würde Lotte sagen. „Was bildet der sich denn ein? Vielleicht sollst du als Gegenleistung seine qualmenden Ökobaumwollsocken waschen oder sein Körnermüsli abends einweichen? Marlene, du tust das nicht, aus dir wird nie eine richtige Dame!“

Das ist mir egal Lotte, dachte ich. Ich bin schon über dreißig und habe sowieso keine Chance mehr, eine Dame zu werden. Aber ein Öko werde ich auch nicht, das kann ich dir sogar versprechen.

Kaum dass ich es mich versah, hatten mich meine Beine zum Telephon getragen.

„Marlene, du rufst nicht an.“

„Doch Lotte.“

Und ich hörte am anderen Ende eine angenehme Stimme:

„Haferbrei.“

„Spreche ich mit der Kinderwickelstube 66644?“, flötete ich ins Telephon.

„Ganz  recht“,  sagte  die  angenehme  Stimme. „Ich  bin  gerade dabei, eine volle Windel zu evakuieren.“

„Sie scherzen“, lachte ich.

„Sie doch auch, schöne Nachbarin.“

Bevor ich etwas erwidern konnte, rief Lilli aus dem Hintergrund:

„Mami ich muss mal.“

„Ja, mein Schatz.“, sagte ich.

„Sie gehen ja ran“ , frohlockte die angenehme Stimme.

„Wie meinen sie das?“, fragte ich auf der Leitung stehend.

„Sie sagten. Schatz.“

„Das stimmt, aber doch zu meiner Tochter.“

Letzteres konnte ich nur noch japsend hervorbringen, denn ich war dabei, Lilli ins Bad zu tragen um größere Überschwemmungskatastrophen zu vermeiden.

„Moment Haferbrei, wir müssen gerade mal Pipi.“ Haferbrei lachte lautstark:

„Nette Vorstellung Frau Nachbarin.“

„Wie bitte?“, fragte ich.

Lilli pullerte und kicherte dabei so fröhlich, ihr kleines Bächlein bestaunend, dass ich Herrn Haferbrei einfach nicht mehr verstehen konnte.

„Herr Haferkorn, sind sie noch dran?“, rief ich ins Telephon.

„Brei, Haferbrei“, tönte es am anderen Ende.

Jetzt war nur noch die Toilettenspülung zu hören. Lilli sprang vom Klo und rannte zurück ins Wohnzimmer. Dabei zog sie sich jauchzend die Hose wieder hoch.

Ich setzte mich schnaufend und völlig fertig auf den Badewannenrand. Sofort fiel mir wieder der attraktive Mann von gegenüber ein.

„Herr Haferbrei, sind sie  noch bereit, m it mir zu sprechen?“, fragte ich vorsichtig in den Hörer.

„Sicher, sie bezaubernde Frau. Wie heißen sie eigentlich?“

„Saitensprung“, schmunzelte ich ins Telephon und war gespannt auf Haferbreis Antwort.

„Sie scherzen schon wieder“, meinte er. Wahrscheinlic h begehen sie auch zur Zeit einen solchen?!“ Ich hörte ihn lachen.

„Genau“, frohlockte ich stolz. „Sie  haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Der glückliche heißt Obelix.“

„So genau wollte ich es nun auch nicht wissen, sagte er amüsiert. Es schien mir, als hörte ich in seiner Stimme ein wenig Enttäuschung mit schwingen. Es entstand eine winzige Pause, dann sagte ich heiter:

„Obelix ist mein Kontrabass. Und außerdem werde ich mit „ai“, wie die Saite eines Streichinstrumentes geschrieben. Nun kicherte ich.

„Marlene, du bist albern und unhöflich“, schimpfte Lotte. Sie hatte Recht.

„Tut mir leid“, sagte ich kleinlaut. „Manchmal bin ich etwas albern.“

Ich hörte, das Haferbrei tief Luft holte, um etwas zu erwidern. Doch da rief Lilli aus dem Wohnzimmer:

„Mami, Mami, komm schnell mal her.“ So schnell, wie Mütter nun mal springen, wenn sie glauben, das sich ihr Kind in einer Notlage befindet, nämlich von Null auf hundert und völlig überhastet, schwang ich  meinen komplexen  Körper  ins  Wohnzimmer.  Ich  übersah das städtische Schwimmbad, stolperte und landete stöhnend auf dem Fußboden.

„Scheieieiei.“, versuchte ich zu fluchen und konnte mich gerade noch beherrschen.

„Moment, Haferbrei“, japste ich in den Hörer.

Lilli sah mich mit fröhlichem, vielleicht etwas überraschten Gesichtsausdruck an.

„Mami, ich habe noch eine Stecknadel gefunden.“ Sie hielt eine solche mit rotem Kopf staunend in die Höhe.

„Verflixt, wo kommen denn die alle nur her? Gib sie mir Bitte.“ Vorsichtig gab mir Lilli die Nadel.

„Danke mein Schatz“,  sagte ich erleichtert.

„Frau Saitensprung“, erklang Haferbreisstimme aus dem Hörer, den ich gerade wieder an mein peinlich gerötetes Ohr gehalten hatte.

„Sie machen ihrem Namen ja alle Ehre, aber vielleicht sollten wir unser Gespräch nicht am Telephon fortsetzen. Dies scheint mir etwas gefährlich für sie zu sein. Und außerdem könnten wir uns dann auch persönlich kennen lernen. Ich bringe ihnen auch die Zeitung mit.“

„Marlene, du wirst doch nicht....“ Ich fiel Lotte sofort ins Wort.

„Gerne“, sagte ich.

Einerseits war ich natürlich neugierig wegen der Annoncen. Aber ich wollte meinen Nachbarn auch gerne aus der Nähe sehen und mir ein ganz persönliches Bild von ihm machen. Live-Auftritte waren doch sowieso immer die besten.

„Wie wäre es, wir treffen uns Mont agabend bei „Da Gino“ ?“, fragte er.

„Da Gino“ kannte ich gut. Es war die Trattoria direkt um die Ecke.

„Die kenne ich“, sagte ich heiter. „Wie wäre es um sieben?“

„O.K.“, sagte er fröhlich, „und passen sie bis dahin auf sich auf.“

„Mach ich und vergessen sie die Zeitung nicht.“

„Geht klar“, sagte er, „ bis dann.“ Er hängte ein.

2

Der folgende Morgen begann mal wieder alles andere als mutterfreundlich. Es goss in Strömen und ich musste mit meiner Tochter zum Kinderarzt zu einer der vielen „U“ Untersuchungen. Mit Lilli auf dem Arm, der dicken Tasche über der Schulter, die mit Spielzeug und Wechselsachen vollgepackt war und dem Schirm in der Hand, hechtete ich im Maulwurfsschritt zu unserem Auto. Ich fuhr einen VW-Golf. Farbe: weiß, Identität: Studentenkutsche. Beulen und Rost ließen grüßen.  Ich beförderte alle Sachen schwungvoll in den Fußraum und setzte Lilli auf den Beifahrersitz. Dann schwang ich mich völlig überhitzt und entnervt auf meinen Sitz und fuhr los.

„Ja Lotte, natürlich habe ich mich erst angeschnallt.“

Wir mussten ungefähr fünfzehn Kilometer fahren, bis wir bei Dr. Pillmann sein würden. Nach ungefähr zwei Kilometern erblickten meine Augen den Benzinstand. Ich fuhr auf Reserve und die würde bald aufgebraucht sein.

Aber frühestens, wenn wir beim Arzt angekommen sind, sagte ich mir.

Es goss nach wie vor und ich fuhr an der ersten Tankstelle vorbei. Nach weiteren sechs Kilometern erblickten meine Augen eine hektische Armaturenbrett-Lightshow. Das Kühlwasserlicht leuchtete auf. Ich hatte es schon mehrmals beobachtet, aber noch nicht kontrollieren lassen. Außerdem blinkte das Batterielicht. Dies kam aber wohl eher daher, dass ich soeben durch eine riesige Pfütze gefahren war. Der Keilriemen quietschte und meine Augen hingen an der Benzinanzeige.

„Marlene, du reizt es mal wieder unnötig aus“, hörte ich Lotte sagen. Aber inzwischen fuhr ich übers Land und da gab es weit und breit sowieso keine Tankstelle.

Ich begann erst gar nicht, mit Lotte zu diskutieren, sondern gab ihr dieses Mal Recht.

„Nie wieder ..., ich versprech`s.“

Mein guter Vorsatz wurde nicht erhört. Mein Auto fing an zu stottern und schließlich blieben wir mit letzten Zuckungen am Feldrand liegen. Ich konnte es gar nicht glauben, was  mir soeben passiert war. Wir standen auf offener Strecke. Rechts und links von uns lagen nur Felder. Und weit und breit war keine Tankstelle in Sicht.

„Oh verfixt“, stöhnte ich.

„Mami, sind wir schon da?“, fragte Lilli die soeben aus einem Schläfchen erwachte.

„Ich muss Pipi.“ Warum mussten Kinder nur so häufi g zu Toilette?

„Nein Liebes“, sagte ich. Mein Geduldsfaden begann sich jedoch schon wieder zu dehnen.

„Wir haben nur ein klitzekleines Problem, lass mich mal nachdenken.“ Ich wollte Lilli nicht näher beunruhigen.

Der Regen trommelte gegen das Fenster und es war niemand zu sehen.

„Aber ich muss mal.“, nörgelte Lilli.

„Denk doch mal an etwas ganz anderes“, versuchte ich Lilli abzulenken und stieg aus.

Natürlich hatte ich keinen Ersatzkanister dabei. Das hatte ich mir schon lange abgewöhnt, denn die giftigen Dämpfe wollte ich in meinem Auto nicht einatmen. Das war gesundheitsschädigend, das hatte ich von Lotte.

Ich klammerte meinen Schirm fest und begann Lilli in ihrem Sitz los zu machen. Dann nahm ich sie auf den Arm. Sie kuschelte sich zufrieden an mich. Es kam keine weitere Nörgelei. Meine Ablenkungsidee hatte wohl geholfen.

„Mami, ich habe Hunger“, sagte Lilli nun leise. Aha, dahin war also ihr Bedürfnis umgeschwenkt.

„Gleich Liebes.“

Ich raffte meine Sachen zusammen, hängte mir alles über meine Schulter, die sich ebenfalls hängen ließ und stapfte, fix und fertig wie ein komplexer Trauerkloss, die Strasse entlang. Um Lilli bei Laune zu halten sang ich ihr ein Regenlied vor. Sie jauchzte zart und schlief dann nach wenigen Schritten ein.

Nach einiger Zeit kam ich völlig fertig im nächsten Dorf an. Ich erstürmte ächzend das erstbeste Gasthaus und krächzte die Frau hinter dem Tresen an, sie möge mir bitte ein Taxi bestellen.

Die zehnminütige Wartepause nutzte ich dazu, mit Lilli Pipi zu gehen und mich ein wenig auszuruhen. Ich bat Lotte, mich mit guten Ratschlägen zu verschonen und machte mit Lilli ein Minischläfchen. Endlich kam das Taxi.

Erleichtert setzte ich mich mit Lilli auf den Rücksitz.

„Wir möchten zur nächsten Tankstelle“, gab ich meine Anweisungen.

„Sind sie sich da ganz sicher?“, fragte der Taxifahrer und schaute mich erstaunt an.

„Ich muss  einen Benzinkanister kaufen“,  sagte  ich,  „wir sind nämlich am Straßenrand liegen geblieben.“

„Ach so, na dann.“

Der Mann fuhr los, bog um die nächste Ecke und schon fuhren wir in eine Selbstbedienungstankstelle.

Na prima, das hätten wir auch kostenlos haben können. Aber dennoch brauchten wir ja das Taxi, um zu meinem Auto zu kommen. Mit einem von mir persönlich vollgetankten Kanister ging die Fahrt also dorthin zurück. Noch immer goss es. Ich dankte dem Taxifahrer. Bezahlte und gab ihm etwas Trinkgeld.

„Kann ich ihnen vielleicht noch helfen?“, bot er sich freundlich an.

„Danke“, sagte ich etwas in meinem Stolz gekränkt, „das kann ich nun wirklich selbst.

Der Taxifahrer nickte mir freundlich zu und fuhr dann davon. Ich packte Lilli in ihren Sitz, befüllte mein Auto mit unseren Sachen und mit dem Benzin. Den Kanister packte ich dann in den Kofferraum, atmete erleichtert auf und setzte mich motiviert hinter mein Steuer. Endlich würden wir weiterfahren. Was musste Dr. Pillmann auch so weit weg wohnen. Vielleicht sollte ich ihm die Taxi- und Benzinrechnung schicken. Aber ich verzieh ihm ganz schnell und startete mein Auto. Alles blieb still. Es gab keinen Mucks von sich. Ich versuchte es noch ein paar Mal, aber es tat sich nichts.

„Verdammt fluchte ich leise vor mich hin.“

„Was ist verdammt?“, wollte Lilli wissen.

„Nichts wissenswertes mein Schatz, wir haben nur schon wieder ein Problem.“

Was sollte ich denn nun tun? Noch mal den Weg gehen?

Ausgeschlossen!

Ich packte Lilli in eine Decke ein, die immer auf der Rückbank lag, damit sie nicht fror. Dann lehnte ich mich zurück, um erst einmal nach zu denken. Vielleicht würde ich ja einen Geistesblitz bekommen. Tatsächlich wachte ich wie vom Blitz getroffen auf. Denn etwas oder Jemand klopfte an mein Fenster. Bei näherem Hinschauen und Studieren des Gesichtes, das mich ansah, wurde mir klar, dass es Haferbrei war, der mir grinsend in die Augen blickte. Ich öffnete ihm erleichtert die Tür. Mein Kopf dröhnte.

„Haferkorn, sie sind meine Rettung“, sagte ich überschwänglich. Ich fiel ihm zaghaft um den Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ich war so froh, errettet zu werden. Er hielt mich einen Moment an sich gedrückt. Dann schaute er mich lächelnd an.

„Sie nehmen mich ja ganz schön aufs Korn.“

Ich schaute ihm fragend in die Augen und wollte dann sicherheitshalber protestieren. Aber er kam mir zuvor.

„Brei“, sagte er. „Haferbrei ist mein Name.“

„Ach ja, natürlich, tut mir leid.“ Ich lächelte.

„Sie sehen übrigens bezaubernd aus, wenn sie schlafen.“

Frechheit

„Haben sie mich lange beobachtet?“ Ich trat einen Schritt zurück.

„Das verrate ich ihnen nicht“, er blickte mir in die Augen und ich blickte zurück.

„Ich werde sie abschleppen.“ Er grinste zweideutig, wendete sich dann aber meinem Auto zu. Angenehm irritiert setzte ich mich wieder in meinen VW-Golf.

Er schleppte  mich bis zur nächsten Tankstelle ab, die sich ganz  in unserer Nähe befand. Die behielten mein Auto gleich da. Ich nahm Haferbreis Vorschlag, mich und Lilli nach Hause bringen zu dürfen, dankend an. Auf meine Bitte hin, fuhren wir noch beim Maximal, einem Einkaufszentrum vorbei, das zur Zeit mit Minimal-Preisen für Erdbeerjoghurt und Sonnenöl warb.

Wir wetzten also durch den Maximal. Tatsächlich waren beide Produkte im Angebot. Nachdem wir alles zusammen gesucht hatten, gingen wir zur Kasse. Wir wählten uns eine Kassenschlange aus, die nicht allzu lang war.

„Mami, ich habe Hunger.“

„Gleich Schatz, es d auert nicht mehr lange.“

„Haferbrei, es ist wirklich sehr nett, dass sie noch mit uns hierher gefahren sind.“

„Arbeiten kann ich ja später auch noch“, sagte Haferbrei trocken.

„Ach, herrje, das habe ich ganz vergessen. Bestimmt halten wir sie von der Arbeit ab?“, sagte ich ganz kleinlaut.

„Das kommt mir ganz gelegen. Ich würde sonst jetzt an der Korrektur von dreißig Mathematikarbeiten sitzen. Da stehe ich doch nun lieber mit ihnen hier und schwinge meinen Rotstift erst später.“

„Oh nein, ich hab’s gea hnt.“

„Was?“

„Dass sie Lehrer sind.“

„So schlimm?“

„Kommt darauf an.“

„Auf was, wenn ich fragen darf?“

„Darauf, wie sie ticken.“

„Werten  sie  ihre  Männersympathie  etwa  in  Metronomzahlen aus?“

„Nein natürlich nicht.“ Ich lachte. Aber woher kennen sie einen solchen  Taktmesser?  Müssen  ihre  Schüler  etwa  ihre  Aufgaben  im Rhythmus lösen?“

„Wäre ja mal etwas neues.“ Nun lachte er. „Ich spiele etwas Klavier und da hat mit dieses kleine Teil schon oft geholfen, den Takt zu halten.“

Ich schluckte, positiv überrascht.

„Du wirst doch wohl deinen Prinzipien nicht untreu werden?“, sagte ich zu mir etwas zweiflerisch und schaute Haferbrei dabei auf die Schuhe.  Aber  die  waren  korrekt.  Es  waren  keine  Lehrer-Latschen, sondern feine, schwarze, frisch geputzte Schuhe.

Vielleicht waren ja meine Vorurteile nicht mehr zeitgemäß. Aber ich sah noch meinen Mathematiklehrer noch vor mir, der auch im tiefsten Winter mit offenen Sandalen und meist ohne Socken darin herum gelaufen war. Zum Glück gab es aber auch noch andere Lehrer- Exemplare. Mein Herz pochte aufgeregt.

„Marlene, der gefällt mir“, hörte ich Lotte schwelgen.

„Neunzehndreißig bitte“, sagte der Kassierer.

Ich bezahlte, aber bemerkte dabei sogleich, dass dies kein Minimal- Preis sein konnte. Ich blickte auf den Bong.

„Sie haben mir das Sonnenöl zu teuer abgezogen“, protestierte ich.

„Das war die Kasse“, verteidigte sich der junge Mann kleinlaut.

Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.

„Ich bin extra der Minimalpreise wegen gekommen“, sagte ich ärgerlich.

„Ich kenne nicht alle Preise auswendig“, meinte nun der Kassierer. Und schaute in einer Liste nach, auf der er sich aber offensichtlich nicht zurecht fand.

„Ihre Kasse weiß anscheinend auch nicht bescheid“, sagte ich empört.

„Kommen sie Frau Saitensprung, w ir gehen zur  Information. Dort können sie sich beschweren“, schaltete sich Haferbrei in einem versöhnlichen Ton ein. „Es handelt sich sicher nur um eine Versehen“, lenkte er ab.

„Schönes Versehen, das mich mein Geld kostet.“

„Tut mir leid“, sagte der Kassi erer ganz piano.

Ich hingegen wies ihn im Fortissimo an, er solle doch mal alle Minimal- Preise auswendig lernen. Seinen Namen auf dem Schild prägte ich mir auch noch für meine Beschwerde ein.

Es stellte sich heraus, dass das Preisschild falsch gehangen hatte. Das Sonnenöl hatte demnach einen Normalpreis. Man gab mir mein Geld zurück. Die ganze Sache war mir vor Haferbrei etwas peinlich. Lilli verstand sowieso nicht, warum sich ihre Mutti so ereifert hatte. Ich hatte das dingende Bedürfnis, mich bei dem Kassierer zu entschuldigen.

„Bitte geben sie mir noch zwei Minuten Herr Haferbrei“, sagte ich und schwang meine Beine schnellen Schrittes, den Einkaufskorb vor mir herschiebend, in Richtung Kasse. Leider war der Kassierer vor fünf Minuten  in  die  Mittagspause  gegangen.  Sein  Ersatz  blickte  mich fragend an. Bestimmt hatte ich dem jungen Mann den Tag verdorben. Ich schaute ratlos zu Haferbrei.

„Kommen sie“, meinte er freundlich und begann den Wagen in Richtung Ausgang zu schieben.

„Ist doch nicht so schlimm, k ann schon mal passieren, dass man sich so aufregt. Aber Temperament das haben sie, das muss man ihnen lassen.

Ich merkte, dass ich rot wurde.

„Marlene du warst unmöglich“, hörte ich Lotte schimpfen. Sie hatte Recht, ich zog die Schultern ein.

„Darf ich sie noch zu einem Kaffee einladen? Ich reckte mich wieder auf.

„Ich würde ja gerne, aber leider müssen wir nach Hause, weil ich noch einen Termin habe.“

„Schade“, meinte er und lächelte mich an.

Auf dem Weg nach Hause fragte er mich, warum ich im Spätwinter, es war Mitte April und wirklich ziemlich kalt, so dringend Sonnenöl benötigte.

Die Frage konnte ich Haferbrei auch nicht so genau beantworten.

„Ich werde schon eine Verwendung dafür finden, da bin ich mir ganz sicher.“

Bevor wir uns vor unserer Haustür verabschiedeten, verabredeten wir uns am nächsten Tag zum Telephonieren. Natürlich wegen de Zeitung. Unser Treffen bei „Da Gino“, wollten wir auf meine Bitte hin noch einmal verschieben. Für heute hatte ich von außerhäusigen Aktivitäten genug.

Ich setzte mich an diesem Abend mit einem Joghurt vor den Fernseher, genoss die Ruhe des Abends und enthaarte mir die Beine. Lilli schlief. Ich verfolgte interessiert einen bericht über Nepal, als es plötzlich an der Tür klingelte. Es war bereits nach zwanzig Uhr.

Bestimmt ist es die Nachbarin, die mal wieder Zucker oder etwas ähnliches braucht.

Ich schlurfte müde zur Eingangstür und linste durch den Spion direkt in Haferbreis Augen. Erschreckt fuhr ich zusammen, fuhr mir fahrig durch die Haare und rannte in mein Zimmer. Ich stellte mich vor den Spiegel. So wie ich aussah, konnte ich ihm unmöglich die Tür öffnen.

Was soll ich nur anziehen?